DE4325264C1 - Verfahren zur Schaltauftragsabwicklung von manuellen Schalthandlungen in Versorgungsnetzen - Google Patents
Verfahren zur Schaltauftragsabwicklung von manuellen Schalthandlungen in VersorgungsnetzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Schaltauftragsabwicklung von manuellen Schalthandlungen in
mittels Netzleitstellen betriebsgeführten Versorgungsnetzen
für Elektrizität, Gas, Wasser und dgl. der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 definierten Gattung.
Bei einem bekannten Verfahren dieser Art stellt der sich
vor Ort des Schaltgeräts befindliche Schaltberechtigte eine
Kommunikationsleitung, z. B. per Telefon, zu einer
Kontrollperson in der Netzleitstelle her, meldet seinen
Standort, die Nummer des Schaltgeräts und die Art der
durchzuführenden Schalthandlung gemäß seinem Schaltauftrag.
Der Kontrolleur in der Netzleitstelle vergleicht diese
Informationen auf Übereinstimmung mit dem von ihm
ausgegebenen Schaltbefehl und gibt bei Übereinstimmung an
den Schaltberechtigten die Freigabe zur Durchführung der
speziellen Schalthandlung. Die Schalthandlung wird dann bei
bestehender Kommunikation zwischen dem Schaltberechtigten
und dem Kontrolleur schrittweise unter Beachtung der
vorgeschriebenen Sicherheitsregeln durchgeführt. Am Schluß
meldet der Schaltberechtigte den Vollzug der
Schalthandlung, und der Kontrolleur führt die
Zustandsänderung des Schaltgeräts im Netzbild von Hand nach
und protokolliert dies.
Sind gleichzeitig mehrere Schaltberechtigte zur
Schaltauftragsabwicklung unterwegs, so werden diese alle
vom Kontrolleur in der Netzleitstelle geführt, wobei die
bei den einzelnen Schaltaufträgen der verschiedenen
Schaltberechtigten durchzuführenden Aktionen vom
Kontrolleur zeitlich verschachtelt abgewickelt werden. Dies
führt zu außerordentlichen Anforderungen an die
Konzentrationsfähigkeit des Kontrolleurs in der
Netzleitstelle. Der Aufbau und die Organisation einer
solchen an sich bekannten Netzleitstelle ist beispielsweise
in dem Prospekt der Firma Standard Elektrik Lorenz AG
"SEL-Leitstellen- und Fernwirktechnik, Teleprozessor 20",
Bestell-Nr. 1907a · 7840,25 · Be beschrieben und
abgebildet.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Schaltauftragsabwicklungsverfahren der eingangs genannten
Art derart auszugestalten, daß eine vollautomatische
Führung des Schaltberechtigten bei der
Schaltauftragsabwicklung seitens der Netzleitstelle möglich
und dadurch das Netzleitstellenpersonal weitgehend von der
Kontrolle entlastet wird.
Die Aufgabe ist bei einem Verfahren der im Oberbegriff des
Anspruchs 1 angegebenen Gattung erfindungsgemäß durch die
Merkmale im Kennzeichenteil des Anspruchs 1 gelöst.
Das erfindungsgemäße Schaltauftragsabwicklungsverfahren hat
den Vorteil, daß durch die Nutzung des "Global Positioning
System" (GPS) (vgl. P. Fritschi "GPS NAVSTAR - das
Navigationssystem der Zukunft", wt 4/90, Seiten 59 bis 61)
und die Verwendung eines GPS-Empfängers der Standort des
Schaltgeräts, an dem der Schaltberechtigte die
Schalthandlung vornehmen will, ohne Kontrollpersonal in der
Netzleitstelle zuverlässig festgestellt und mögliche
Irrtümer des Schaltberechtigten über den Ort seiner
Schalthandlung ausgeschlossen werden. Damit steht in der
Netzleitstelle ein zuverlässiges, irrtumfreies, nicht
manipulierbares Identifikationsmerkmal zur Verfügung, das
in Kombination mit den anderen Identifikationsmerkmalen für
das Schaltgerät ein Höchstmaß an Sicherheit dafür bietet,
daß bei Freigabe die geforderte Schalthandlung am richtigen
Schaltgerät durchgeführt wird. Der Schaltberechtigte kann
damit seinen Schaltauftrag vollautomatisch abwickeln, d. h.
seine Aktionen zur Bearbeitung der Einzelschritte des
Schaltauftrags steuern und zugleich überwachen und wird
dabei von der Netzleitstelle vollautomatisch geführt. Der
Kontrolleur in der Netzleitstelle wird dadurch entlastet
und frei für wichtige Koordinierungsaufgaben im
Betriebsablauf. Die erfindungsgemäße Verwendung des GPS-
Empfängers realisiert die sichere Ortserkennung und
ermöglicht damit die vollautomatische
Schaltauftragsabwicklung ohne Einwirkung des
Netzleitstellenpersonals sowie eine automatische
Aktualisierung des Prozeßabbildes bei gleichzeitiger
automatischer Protokollierung in Echtzeit allein durch eine
Prozeßsoftware.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen.
Bevorzugt wird zur Übertragung der Standortkoordinaten des
GPS-Empfängers an die Netzleitstelle von dem vor Ort sich
befindlichen Schaltberechtigten zwischen ihm und der
Netzleitstelle ein funkgestützter Datenübertragungsweg
kurzfristig aufgebaut. Dieser Datenübertragungsweg wird
zugleich zur vollautomatischen Kommunikation des
Schaltberechtigten mit der Netzleitstelle verwendet, um den
Schaltauftrag unter Beachtung der Sicherheitsregeln
durchzuführen. Die von dem Schaltberechtigten vorgenommene
Zustandsänderung des Schaltgeräts nach
Schaltauftragsabwicklung wird dann in der Netzleitstelle
automatisch als aktualisierte Zustandsinformation in das
Prozeßabbild übernommen. Damit wird die Sicherheit der
Betriebsführung des Versorgungsnetzes erheblich verbessert.
Die manuell ausgeführte Schalthandlung wird von dem
Schaltberechtigten in das Prozeßführungssystem eingegeben
und von letzterem automatisch gesteuert, überwacht und
protokolliert.
Das Verfahren wird anhand eines Beispiels einer
Schaltauftragsabwicklung im nachfolgenden näher
beschrieben.
In einem von einer Netzleitstelle oder Leitwarte geführten
Stromversorgungsnetz ist zu Reparaturzwecken eine Station A
von dem Versorgungsnetz zu trennen. Die Trennung kann nicht
ferngesteuert von der Netzstelle aus vorgenommen werden,
sondern muß vor Ort von einem Beauftragten, im folgenden
Schaltberechtigter genannt, durch manuelle Betätigung von
Netzschaltern durchgeführt werden.
In der Netzleitstelle wird ein entsprechender Schaltauftrag
erstellt und ein Schaltberechtigter mit der Abwicklung des
Schaltauftrags betraut, nämlich an der Station A den
Netzschalter S von Stellung "EIN" in Stellung "AUS"
umzuschalten.
Der mobile Schaltberechtigte fährt mit seinem Wartungswagen
zur Station A. Dabei führt der Schaltberechtigte einen
Global Positioning System-Empfänger, nachfolgend kurz GPS-
Empfänger genannt, sowie ein Datenfunkgerät, z. B.
Betriebsfunk- oder Funktelefon im D-Netz, mit sich.
Außerdem ist er mit einem Datensichtgerät in Form eines
Laptop ausgerüstet, das über eine Schnittstelle mit dem
Datenfunkgerät kommunizieren kann.
GPS-Empfänger werden heutzutage weltweit angeboten und
ermöglichen die Bestimmung der räumlichen Position. Das GPS
beruht auf der Messung der Laufzeit von zeitsynchron
ausgestrahlten Signalen der GPS-Satelliten, deren
räumliche, geostationäre Positionen bekannt sind. Diese
zeitsynchron ausgestrahlten Signale unterschiedlicher GPS-
Satelliten treffen beim GPS-Empfänger zu verschiedenen
Zeiten ein. Der GPS-Empfänger berechnet aus den gemessenen
Zeitunterschieden die eigene räumliche Position, wobei
diese in einem auf die Erdoberfläche bezogenen
Koordinatensystem ausgegeben wird. Die Koordinaten der vom
GPS-Empfänger berechneten Eigenposition werden nachfolgend
Standortkoordinaten genannt.
Ist der Schaltberechtigte an der Station A angelangt, so
stellt er mit dem Datenfunkgerät eine Verbindung zur
Netzleitstelle her, über die zunächst die
Standortkoordinaten automatisch an die Netzleitstelle
übermittelt werden. Die Standortkoordinaten können dabei
beispielsweise auf Knopfdruck vom GPS-Empfänger an das
Datenfunkgerät übergeben werden und gelangen über den
funkgestützten Datenübertragungsweg zur Netzleitstelle.
Anschließend gibt der Schaltberechtigte die am Schalter
angebrachte Schalterbezeichnung, den momentanen
Schalterzustand sowie die Art der von ihm auszuführenden
Schalthandlung, hier also Schalter EIN auf Schalter
"AUS", in den Laptop ein. Über dessen Schnittstelle zum
Datenfunkgerät werden diese Eingaben an die Netzleitstelle
übermittelt.
In der Netzleitstelle werden automatisch die
Standortkoordinaten sowie die weiteren Identifikationsdaten
des Schalters mit den entsprechenden Daten in dem für den
Schaltberechtigten erstellten Schaltauftrag verglichen. Bei
Übereinstimmung meldet die Netzleitstelle über den
Datenübertragungsweg eine Schaltauftragsbestätigung, die im
Bildschirm des Laptop den Schaltberechtigten als Freigabe
angezeigt wird. Mit Erhalt der Freigabe führt der
Schaltberechtigte nunmehr die erforderlichen Einzelschritte
zur Schalterbetätigung durch, nämlich: Schalterbezeichnung
prüfen, Schalterschloß öffnen, Schalter betätigen, Schalter
wieder sichern, Schaltschloß abschließen. Dabei wird jeder
Einzelschritt der Netzleitstelle gemeldet und von dieser
automatisch quittiert. Nach Vollzug der Schalterbetätigung
meldet der Schaltberechtigte durch Eingabe in den Laptop
den Abschluß der Schalthandlung, was von der Netzleitstelle
quittiert wird. Gleichzeitig mit der Quittierung wird in
der Netzleitstelle die Schalterstellungsänderung in das
Netzbild übertragen und ein Protokoll erstellt. Die
beschriebenen Aktivitäten in der Netzleitstelle werden von
einer Prozeßsoftware vorgenommen, so daß auch die
Aktualisierung des Prozeßabbildes des handbetätigten
Schaltgeräts online vom ausführenden Schaltpersonal vor Ort
veranlaßt wird, ohne daß das Leitstellenpersonal selbst
noch eingreifen muß.
Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene
Ausführungsbeispiel beschränkt. So kann der
Schaltberechtigte anstelle seiner manuellen Eingabe über
die Tastatur des Laptops auch einen Barcode-Leser für die
Eingabe verwenden.
Claims (5)
1. Verfahren zur Schaltauftragsabwicklung von manuellen
Schalthandlungen in mittels Netzleitstellen
betriebsgeführten Versorgungsnetzen für Elektrizität,
Gas, Wasser, Abwasser,
- - bei welchem bei dem zu betätigenden Schaltgerät vor Ort die Position und weitere Identifikationsmerkmale des Schaltgeräts sowie die Art der durchzuführenden Schalthandlung der Netzleitstelle gemeldet werden,
- - bei welchem in der Netzleitstelle die gemeldeten Daten mit den Daten des Schaltauftrags verglichen werden und
- - bei Übereinstimmung eine Freigabe zur Durchführung der Schalthandlung an den Ort der Schalthandlung zurückgemeldet wird und
- - bei welchem nach Erhalt der Freigabe die Schalthandlung manuell durchgeführt und deren Vollzug an die Netzleitstelle gemeldet wird, dadurch gekennzeichnet,
- - daß bei Schaltauftragsabwicklung ein an sich bekannter Global Positioning System-Empfänger (GPS-Empfänger) vor Ort gebracht wird, der selbsttätig seine Position in einem vorgegebenen Koordinatensystem bestimmt, und
- - daß als Position des Schaltgeräts die vor Ort ausgegebenen Standortkoordinaten des GPS-Empfängers der Netzleitstelle übermittelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Standortkoordinaten unmittelbar vom GPS-Empfänger
in einen zwischen dem Ort der Schalthandlung und der
Netzleitstelle kurzzeitig aufgebauten, funkgestützten
Datenübertragungsweg eingespeist werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die weiteren Identifikationsdaten des Schaltgeräts und
die Art der durchzuführenden Schalthandlungen sowie
deren Vollzug manuell in ein Datensichtgerät
eingegeben und von diesem über eine Schnittstelle in
den Datenübertragungsweg eingespeist werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
als Datensichtgerät ein bei Schaltauftragsabwicklung
vor Ort gebrachtes Laptop vorgesehen ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Datenübertragungsweg durch
Mobilfunk oder Funktelefon gebildet ist.
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Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4445180A1 (de) * | 1994-12-17 | 1996-06-20 | Sel Alcatel Ag | Objektschutz in einem Funksystem |
DE29813826U1 (de) | 1998-08-03 | 1999-01-14 | HELICOM Entwicklungsgesellschaft für Telekommunikation und Medientechnik mbH, 48291 Telgte | Vorrichtung zur Speicherung von Positionsdaten mit kodierten Informationen |
US6934613B2 (en) * | 2003-04-22 | 2005-08-23 | Hyundai Motor Company | Automated self-control traveling system for expressways and method for controlling the same |
-
1993
- 1993-07-28 DE DE4325264A patent/DE4325264C1/de not_active Expired - Fee Related
Non-Patent Citations (2)
Title |
---|
DE-Z: wt 4/90, S. 59-61: Fritschi: GPS NAVSTAR- das Navigationssystem der Zukunft * |
Prospekt d. Fa. SEL, Bestell-Nr. 1907a 7840,25Be, eingeg. im DPA am 10.5.85:SEL-Leitstellen- und Fernwirktechnik Teleprozessor 20 * |
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