DE4319435A1 - Verfahren zur Herstellung von weitgehend unvernetzten Styrolcopolymerisaten - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von weitgehend unvernetzten StyrolcopolymerisatenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
weitgehend unvernetzten Styrolcopolymerisaten mit Acryl- bzw.
Methacrylsäureestern mit höheren massenmittleren Molmassen.
Solche Polymerisate sind z. B. anwendbar als
Bindemittelkomponenten in Schmelzklebstoffen und Beschich
tungsmitteln, als Komponenten in Pulverlacken, zur Modifizie
rung der Eigenschaften von Kunststoffen oder als Komponenten
in Bindemittelharzen für elektrofotografische Toner.
Für die Herstellung von unvernetzten Styrolcopolymerisaten mit
höheren massemittleren Molmassen durch Masse-/Lösungspolymeri
sation sind zur gezielten Einstellung der Molmasse verschie
dene Möglichkeiten bekannt.
So kann beispielsweise bei einer durch thermische Initiierung
der Copolymerisationsreaktion angeregten Masse-/Lösungspolyme
risation eine erhöhte massenmittlere Molmasse durch eine Er
niedrigung der Polymerisationstemperatur erzielt werden. Bei
einer durch freie radikalische Initiatoren wie beispielsweise
Peroxide oder Azoverbindungen angeregten Masse-/Lösungspoly
merisation kann ein Anstieg der massenmittleren Molmasse hin
gegen bei gleicher Polymerisationstemperatur zusätzlich noch
durch eine Verringerung der Konzentration der Initiatoren
erreicht werden (H.-G. Elias: Makromoleküle, Bd. 1, Hüthig und
Wepf Verlag Basel, Heidelberg, New York 1990, S. 467).
Bei diesen Möglichkeiten ist jedoch von Nachteil, daß durch
die Beeinflussung der Reaktionsbedingungen zugunsten erhöhter
massenmittleren Molmassen die Bruttopolymerisationsgeschwin
digkeit wesentlich verringert und damit die Raum-Zeit-Ausbeute
stark vermindert wird.
Andererseits sind Verfahren zur Herstellung von Polymerisaten
mit erhöhten Molmassen bekannt, die sich in einer ersten Stufe
der Herstellung von Polymerisaten mit reaktiven Endgruppen,
sogenannten Macromeren, bedienen und diese in einer zweiten
Stufe gegebenenfalls unter Zusatz weiterer Monomerer oder
Macromerer in höhermolekulare Polymerisate überführen (z. B.
DE-OS 29 43 799). Diesen Verfahren haftet jedoch der Nachteil
an, daß zusätzlich zur Stufe der Erzeugung der höhermolekula
ren Polymerisate eine weitere Verfahrensstufe zur Herstellung
und ggf. Isolierung und Reinigung der Macromeren notwendig
ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Herstellung von weitgehend unvernetzten Styrolcopolymerisaten
mit 5 bis 40 Masseprozent Acryl- bzw. Methacrylsäureestern mit
höheren massenmittleren Molmassen im Bereich von etwa 200 000
bis 1 000 000 und bei einer Konzentration von 0,5 g/dl in
Toluol bei 25°C gemessenen relativen Viskositätsinkrementen
des von Lösungsmittel und Monomeren befreiten Copolymerisates
von mehr als 0,62 durch Masse-/Lösungspolymerisation der
Monomeren zu entwickeln, das keine zusätzlichen und aufwendi
gen Verfahrensschritte erforderlich macht und somit die ge
nannten Nachteile bei der Herstellung solcher Polymerisate
nicht aufweist.
Erfindungsgemäß werden diese weitgehend unvernetzten
Styrolcopolymerisate dadurch hergestellt, daß unter Zusatz von
0,01 bis 0,5 Masseprozent, bezogen auf die eingesetzten Mono
meren, eines oder mehrerer mehrfunktioneller Vinylmonomerer
bis zu einem Umsatzbereich von 40 bis 75 Masseprozent der
Monomeren bei einem Gelgehalt von kleiner als 3 Masseprozent
polymerisiert wird.
Erfindungsgemäß können als mehrfunktionelle Vinylmonomere über
eine Alkylkette verbundene Diacrylate oder Dimethacrylate wie
beispielsweise Ethylenglykoldiacrylat, 1,4-Butandioldiacrylat,
1,6-Hexandioldiacrylat, Ethylenglycoldimethacrylat, 1,4 Butan
dioldimethacrylat oder 1,6-Hexandioldimethacrylat verwendet
werden.
Weiterhin können als mehrfunktionelle Vinylmonomere ent
sprechend der Erfindung über eine Alkylkette mit einer oder
mehreren Etherbindungen verbundene Diacrylate oder Dimethacry
late verwendet werden, beispielsweise Diethylenglykoldiacry
lat, Tetraethylenglycoldiacrylat, Diethylenglycoldimethacrylat
oder Tetraethylenglykoldimethacrylat.
Als mehrfunktionelle Vinylmonomere können erfindungsgemäß
weiterhin polyfunktionelle Verbindungen wie Trimethylolpropan
triacrylat, Trimethylolpropantrimethacrylat oder Tetra
methylolmethantetraacrylat Verwendung finden.
Gemäß der Erfindung können als mehrfunktionelle Vinylmonomere
auch aromatische Divinylverbindungen wie Divinylbenzol oder
Divinylnaphthalin dienen.
Erfindungsgemäß kann bei der durch freie radikalische Initia
toren angeregten Polymerisation im Temperaturbereich von 60°C
bis 170°C und bei der thermisch initiierten Polymerisation im
Temperaturbereich von 130°C bis 190°C polymerisiert werden.
Das Verfahren zur Herstellung von Styrolcopolymerisaten mit
Acryl- bzw. Methacrylsäureestern zeichnet sich dadurch aus,
daß Copolymerisate mit höheren massenmittleren Molmassen im
Bereich von etwa 200 000 bis 1 000 000 erhalten werden, die
insbesondere weitgehend unvernetzt sind. Dabei können wesent
lich höhere Bruttopolymerisationsgeschwindigkeiten und damit
wesentlich höhere Raum-Zeit-Ausbeuten als bei vergleichbaren
Verfahren erzielt werden. Das Verfahren zeichnet sich weiter
hin dadurch aus, daß auf weitere aufwendige und zusätzliche
Verfahrensschritte wie beispielsweise auf die Herstellung und
ggf. Isolierung und Reinigung von Zwischenprodukten verzichtet
werden kann.
Mit dem Verfahren ist es des weiteren möglich, gegenüber den
bekannten Lösungen entweder unter gleichen Prozeßbedingungen
und bei gleicher Polymerisationstemperatur wesentlich höhere
massenmittlere Molmassen der Styrolcopolymerisate zu erzielen,
oder bei gleichen massenmittleren Molmassen der Produkte diese
gegenüber üblichen Bedingungen bei höheren Polymerisations
temperaturen bzw. höheren Konzentrationen an freien radikali
schen Initiatoren zu erzeugen.
Nachstehend soll die Erfindung an einigen ausgewählten
Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
In einem Masse-/Lösungspolymerisationsreaktor wird ein Gemisch
aus 30 Masseteilen Ethylbenzol als Lösungsmittel, 69,8 Masse
teilen einer Monomermischung aus Styrol und n-Butylmethacrylat
im Masseverhältnis 70 : 30 sowie 0,14 Masseteile Benzoylper
oxid als freier radikalischer Initiator vorgelegt und als
mehrfunktionelles Vinylmonomer 1,4-Butandioldimethacrylat in
der in Tabelle 1 angegebenen Menge zudosiert. Unter Rühren
wird unter inerten Reaktionsbedingungen bei 85°C über einen
Zeitraum von 12 h polymerisiert. Nach dieser Zeit wird der
erzielte Umsatz an Monomeren nach Entfernung des Lösungs
mittels und der restlichen Monomeren gravimetrisch bestimmt.
Er ist in Tabelle 2 angeführt.
Die erhaltene Polymerlösung wurde zur weiteren Aufarbeitung in
einem Rotationsdünnschichtverdampfer im Vakuum eingeengt und
in dünner Schicht in einem Vakuumapparat bei 200°C von den
restlichen flüchtigen Bestandteilen befreit.
Die Bestimmung des Gelgehaltes erfolgte durch Ermittlung
des nach 12 Stunden unter Schütteln bei Raumtemperatur in
Toluol unlöslichen Anteils. Die relativen Viskositätsinkremen
te (H.-G. Elias: a.a.O., S. 97) wurden an einer 0,5pro
zentigen gefilterten Polymerlösung in Toluol bei 25°C mittels
Ubbelohde-Viskosimeter bestimmt. Sowohl die Gelgehalte als
auch die relativen Viskositätsinkremente (ηi) sind ebenfalls
in Tabelle 2 aufgeführt.
Die Eigenschaften der erhaltenen Styrolcopolymerisate bezüg
lich massenmittlerer und zahlenmittlerer Molmassen, Glasüber
gangstemperaturen und Schmelzvolumenindices enthält die
Tabelle 3.
Die Molmassen wurden mittels Säulenelutions-Chromatographie
auf einem Waters-Gelchromatograph mit Styragelsäulen unter
Verwendung von Tetrahydrofuran als Elutionsmittel bei 298 K
und Eichung über engverteilte Polystyrol-Standards und Umrech
nung auf Basis des Universaleichprinzips bei gleicher Copoly
merzusammensetzung erhalten.
Die Bestimmung der Glasübergangstemperatur (Tg) als der
Temperatur, bei der die Hälfte des maximalen sprunghaften
Anstiegs der spezifischen Wärme erreicht wird, erfolgte
mittels DSC-2 (Perkin-Elmer) unter Argon bei einer Heizrate
von 10 K/min.
Schmelzvolumenindices (MVI) wurden bei einer Belastung von
21,2 N bei den angegebenen Temperaturen mittels Göttfert-
Modell MP-D bestimmt.
In diesen Beispielen wurde analog den Beispielen 1 und 2
vorgegangen, jedoch wurde als mehrfunktionelles Vinylmonomer
1,1,1-Trimethylolpropantrimethacrylat in den in Tabelle 1
angegebenen Mengen eingesetzt. Die verfahrensbestimmenden
Kenngrößen und die Eigenschaften der hergestellten Styrolco
polymerisate sind in den Tabellen 2 und 3 enthalten.
Unter Verwendung von Ethylenglykoldimethacrylat als
mehrfunktionelles Vinylmonomer in den in Tabelle 1 aufgeführ
ten Konzentrationen wurde bei der Herstellung, Isolierung und
Charakterisierung der Styrolcopolymerisate entsprechend den
Angaben der Beispiele 1 und 2 verfahren. Die Tabellen 2 und 3
weisen die Kenngrößen und Eigenschaften der erhaltenen Poly
merisate aus.
Auch in diesen Beispielen erfolgte die Polymerisation,
Aufarbeitung und Prüfung der Styrolcopolymerisate nach den in
den Beispielen 1 und 2 angeführten Angaben. Hierbei wurde
jedoch anstelle von 1,4-Butandioldimethacrylat als mehrfunk
tionelles Vinylmonomer Divinylbenzol in den in der Tabelle 1
angeführten Mengen eingesetzt. Die verfahrensbestimmenden
Kenngrößen und die Eigenschaften der hergestellten Polymerisa
te sind gleichfalls in den Tabellen 2 und 3 zusammengefaßt.
Hier wurde analog den Beispielen 5 und 6 mit
Ethylenglykoldimethacrylat als mehrfunktionellem Vinylmonomer
verfahren. Abweichend von den genannten Beispielen wurde die
ses mehr funktionelle Vinylmonomer aber in der in Tabelle 1
angeführten wesentlich höheren Konzentration eingesetzt.
Bereits während der Polymerisation zeigten sich hierbei In
homogenitäten und eine sehr starke Zunahme der Viskosität des
Reaktionsgemisches, so daß die Polymerisation abgebrochen
werden mußte.
Es zeigte sich hiermit, daß bei nicht erfindungsgemäßem
Vorgehen keine weitgehend unvernetzten Styrolcopolymerisate
mit höheren massenmittleren Molmassen mit den dem Verfahren
immanenten Vorteilen erhalten werden können.
Bei diesem Vergleichsbeispiel wurde bei der Polymerisation und
Aufarbeitung der Styrolcopolymerisate nach den Angaben der
Beispiele 1 und 2 verfahren, jedoch wurde ohne Zusatz eines
mehrfunktionellen Vinylmonomeren gearbeitet. Die Prüfung des
erhaltenen Polymerisates ergab bei einem Gelanteil von 0,00%
ein relatives Viskositätsinkrement von 0,607 und eine massen
mittlere Molmasse von 161 000.
Hieraus ist ersichtlich, daß bei nicht erfindungsgemäßem
Vorgehen unter den üblichen Bedingungen keine Styrolcopoly
merisate mit den gewünschten hohen massenmittleren Molmassen
und relativen Viskositätsinkrementen erhalten werden können.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von weitgehend unvernetzten
Styrolcopolymerisaten mit 5 bis 40 Masseprozent Acryl- bzw.
Methacrylsäureestern mit höheren massenmittleren Molmassen
im Bereich von etwa 200 000 bis 1 000 000 und bei einer
Konzentration von 0,5 g/dl in Toluol bei 25°C gemessenen
relativen Viskositätsinkrementen des von Lösungsmitteln und
Monomeren befreiten Copolymerisates von mehr als 0,62 durch
Masse-/Lösungspolymerisation der Monomeren, dadurch gekenn
zeichnet, daß unter Zusatz von 0,01 bis 0,5 Masseprozent,
bezogen auf die eingesetzten Monomeren, eines oder mehrerer
mehrfunktioneller Vinylmonomerer bis zu einem Umsatzbereich
von 40 bis 75 Masseprozent der Monomeren bei einem
Gelgehalt von kleiner als 3 Masseprozent polymerisiert
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
mehrfunktionelles Vinylmonomer Ethylenglycoldimethacrylat
verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
mehrfunktionelles Vinylmonomer 1,4-Butandioldimethacrylat
verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
mehrfunktionelles Vinylmonomer 1,1,1-Trimethylolpropantri
methacrylat verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
mehrfunktionelles Vinylmonomer Divinylbenzol verwendet
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß bei der durch freie radikalische Initiatoren angeregten
Polymerisation im Temperaturbereich von 600 bis 1700 poly
merisiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß bei der thermisch initiierten Polymerisation im Tempe
raturbereich von 130°C bis 190°C polymerisiert wird.
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