DE4309870A1 - Verfahren zum Umschmelzen von Oberflächenbereichen von Werkstücken - Google Patents
Verfahren zum Umschmelzen von Oberflächenbereichen von WerkstückenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Umschmelzen von Oberflächen
bereichen von Werkstücken aus Gußeisen mit lamellaren, kugeligen oder
anderen Graphitausscheidungen, deren Oberfläche eine beliebige Form
und Geometrie aufweist. Durch den Umschmelzprozeß mittels Energie
strahl, vorzugsweise Elektronenstrahl, werden die Oberflächeneigen
schaften wie Verschleißfestigkeit verbessert. Eine bevorzugte Anwen
dung ist das Härten der Laufflächen von Nockenwellen.
Es sind verschiedene Verfahren der Umschmelzbehandlung bekannt, bei
welchen als Energiequelle ein Plasmastrahl, Laserstrahl oder Elektro
nenstrahl verwendet wird (DE 36 26 799 A1). Die Oberflächen sind
besonders bei Nockenwellen geometrisch kompliziert ausgebildet, d. h.
sie sind lokal unterschiedlich gekrümmt und geneigt; sie setzen sich
mitunter aus gerundeten und abgeschrägten Kanten zusammen. Beispiele
für derartige Ausbildungen der Oberfläche sind Nockenwellen, Schlepp-
oder Kipphebel, Kurvenscheiben, Kulissen usw.
Es ist auch bekannt, einen zweidimensional hochfrequent abgelenkten
Elektronenstrahl entsprechend programmiert auf der Oberfläche zur
Einwirkung zu bringen. Dabei wird dieser Prozeß in zwei Phasen unter
teilt; einer Festphase und einer nachgeordneten Schmelzphase (DD 2 70 890).
Dieses Verfahren gewährleistet aber nicht, selbst bei hohem
apparativen Aufwand, eine porenfreie, gleichmäßige und gezielt ein
stellbare Härtetiefe zu realisieren.
Es ist weiterhin bekannt, die gesamte zu behandelnde Oberfläche ent
sprechend ihrer Geometrie in Einzelbereiche mit annähernd gleicher
Geometrie aufzuteilen. An die Einzelbereiche wird jeweils die Bahnge
schwindigkeit des Elektronenstrahls und/oder die vom Elektronenstrahl
auf das Werkstück übertragene Flächenenergie in Abhängigkeit vom Auf
treffwinkel des Elektronenstrahls und der zu erstellenden Umschmelz
tiefe angepaßt (DE 41 30 462 A3). Diese Lösung hat den Nachteil, daß
ebenfalls Qualitätsmängel durch häufig auftretende Poren nicht ver
hindert werden. Es treten neben den qualitativen Mängeln auch wirt
schaftliche Nachteile ein.
Auch alle Versuche mit den in oben genannten Verfahren ergänzenden
Verfahrensschritten, wie Vorwärmen der zu schmelzenden Werkstückbe
reiche, geschwindigkeitsgeregelter Energiezufuhr, Mehrfachüberlappen
von Einzelschmelzbahnen, oszillierende Zusatzbewegung der Energie
quelle, Energiedosierung durch hochfrequentes Ablenken der Energie
strahlen und die Verwendung von Zusatzwerkstoffen schließen die Po
renbildung nicht aus. Damit sind auch die mechanischen Eigenschaften
der Werkstücke nach wie vor negativ beeinflußt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Umschmel
zen von Oberflächenbereichen von Werkstücken, insbesondere aus Gußei
sen mit lamellaren, kugeligen oder anderen Graphitausscheidungen, mit
beliebig ausgebildeter Oberfläche zu schaffen. Mit einem Energie
strahl, vorzugsweise Elektronenstrahl, soll die Oberfläche partiell
durch Erzeugen von Schmelzbahnen in ihren Eigenschaften definiert
verändert werden. Oberflächendeformationen größer 0,4 nun sollen nicht
auftreten. Die Oberfläche muß porenfrei sein. Es soll auch möglich
sein, die Schmelzbahn in der Fügestelle einer Werkstoffpaarung aus
gleichem oder unterschiedlichem Werkstoff auszuführen, um eine Ver
bindung derselben herzustellen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe nach den Merkmalen des Patentanspru
ches 1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den
Unteransprüchen beschrieben.
Die erfindungsgemäße Erzeugung von Schmelzzonen auf der Oberfläche
des Werkstückes, besonders von Gußeisen mit hohem Kohlenstoffgehalt,
verhindert die Bildung von gaseinschließenden Poren aufgrund der die
Schmelze "öffnenden" Wirkung der Metalldampfkapillaren in der Längs
achse des in die Oberfläche des Werkstückes eindringenden Energie
strahles.
Zur Sicherung der öffnenden Wirkung der Metalldampfkapillaren hat
sich gezeigt, daß sich bei einer Temperaturführung auf die Randberei
che der erzeugten Schmelzbahn die Kapillaren dauerhaft stabilisieren
lassen.
Die Energieübertragungsparameter werden werkstoffbezogen in Verbin
dung mit der Vorwärmtemperatur und/oder der Vorschubgeschwindigkeit
so gewählt, daß im Einwirkbereich bevorzugt des Elektronenstrahls
unter Ausbildung einer Dampfkapillare eine Umschmelzzone mit einem
Tiefen(h)-Kopfbreiten(b)-Verhältnis von mindestens
h : b = 1 : 1 mit ds < b 2,5 mm
entsteht.
In der Umgebung der Umschmelzzone, insbesondere an der Oberfläche bis
zu einem bestimmten Abstand a zu ihr, in der Größe von 0 < a b/2 vom
Rand der Umschmelzzone wird dadurch ein kritischer Wert der Tempera
tur nicht überschritten. Diese kritische Temperatur ist durch die
Schmelztemperatur der am niedrigsten schmelzenden Bestandteile des
Werkstoffes bestimmt. (Es bedeuten a die Breite des nicht umgeschmol
zenen Randbereiches zu beiden Seiten der Schmelzbahn und ds der
Durchmesser des gesamten Energiestrahles.)
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ergibt sich entsprechend den in
den Unteransprüchen beschriebenen Ausgestaltungen die Möglichkeit,
durch Einflußnahme auf die Rahmenbedingungen des Werkstoffes größere
Schmelzgeschwindigkeit und damit eine größere Wirtschaftlichkeit des
Verfahrens bei gleicher Porenfreiheit zu erreichen. Durch Mikro
schliffe quer und längst zur Schmelzbahn konnte die Porenfreiheit
nachgewiesen werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist darüber hinaus noch einsetzbar für
das Verbinden von zwei Werkstücken. Dazu werden die Teile aus Gußei
sen (z. B. GGG 60) mechanisch vorgefügt und anschließend mit einem
Energiestrahl hoher Leistungsflußdichte (2,5 × 103 W/mm2) durch Erzeu
gung einer keilförmigen Schmelzbahn mit einem Tiefen-Kopfbreiten-Ver
hältnis von 4 : 1 an der Fügestelle verbunden (Vorschubgeschwindigkeit
15 mm/s), wobei die Temperatur in der Umgebung der Schmelzbahn die
Schmelztemperatur der am niedrigsten schmelzenden Gefügebestandteile
der verwendeten Werkstoffe nicht übersteigt. Das Ergebnis ist eine
poren- und rißfreie Schweißnaht mit Oberflächendeformation 0,5 mm
(maximale Höhendifferenz).
An zwei Ausführungsbeispielen wird die Erfindung näher erläutert. In
der zugehörigen Zeichnung zeigt
Fig. 1 einen Schnitt durch eine in einem Werkstück eingebrachte
Schmelzbahn,
Fig. 2 einen Schnitt durch ein aus zwei Teilen bestehendes durch
eine Schmelzbahn verbundenes Werkstück.
In Fig. 1 ist auf der Oberfläche eines Werkstückes 1 aus Grauguß mit
lamellarem Graphit ein bestimmter Bereich umzuschmelzen, ohne daß
Poren entstehen. Ehe der erfindungsgemäße Prozeß durchgeführt wird,
wird das Werkstück 1 in üblicher Weise auf eine Temperatur von ca.
450°C erwärmt.
Anschließend wird das Werkstück 1 im Vakuum von einem abgelenkten
Elektronenstrahl 2 mit einem Gesamtdurchmesser ds = 0,5 mm beauf
schlagt und dabei mit einer Vorschubgeschwindigkeit V von 17 mm/s
bewegt. Die Energiedichte ED des Elektronenstrahls 2 wird auf 45
Ws/mm2 und die Leistungsflußdichte P mit 2 × 103 W/mm2 eingestellt.
Dadurch wird eine keilförmige Schmelzbahn 3 erzeugt, in deren Mitte
sich die Dampfkapillare 4 bildet. Die Schmelzbahn 3 hat eine Tiefe
(h) von 2 mm und eine Kopfbreite b von 1,5 mm, das heißt, das Tiefen-
Kopfbreiten-Verhältnis beträgt 1,3 : 1.
Zu beiden Seiten der Schmelzbahn 3 bildet sich eine erwärmte Zone, in
der eine Temperatur von ca. 1080°C herrscht, mit einer Breite von ca.
0,5 mm aus.
Nach der ledeburitischen Erstarrung und der nachfolgenden Fertigbear
beitung des Werkstückes 1 bzw. dessen Oberfläche konnte festgestellt
werden, daß das Volumen der Schmelzbahn 3 in der gesamten Tiefe b des
ursprünglichen Schmelzvolumens porenfrei ist.
Ist aufgrund der Größe der zu behandelnden Oberfläche des Werkstückes
1 die Breite b einer Schmelzbahn 3 nicht ausreichend, so werden meh
rere Schmelzbahnen nebeneinander eingebracht. Dabei ist der Abstand
dieser voneinander so zu wählen, daß wiederum ein Abstand a als er
wärmte Zone zwischen beiden Schmelzbahnen bestehen bleibt.
Ein zweites Beispiel, Fig. 2, zeigt, wie zwei Teile 1′ und 1′′ durch
die Schmelzbahn 3 miteinander verbunden sind. Die Schmelzbahn 3 wird
nach dem gleichen Verfahren wie im Zusammenhang mit Fig. 1 beschrie
ben in die Mitte der Fügestelle 5 gelegt. Dabei entsteht eine poren
freie Verbindung durch Verschmelzen (Verschweißen) beider Teile 1′
und 1′′.
Bei den verwendeten Werkstoffen wurde darauf geachtet, daß zur Erzie
lung größerer Umschmelzgeschwindigkeit bei der angestrebten Porenfrei
heit Graphitausscheidungen von < 100 µm bei lamellarem Grauguß bzw. <
40 µm Kugeldurchmesser bei sphärolithischem Gußeisen verwendet wurde.
Claims (9)
1. Verfahren zum Umschmelzen von Oberflächenbereichen von Werks
tücken, insbesondere aus Gußeisen, indem Schmelzbahnen mit einem
zweidimensional abgelenkten Energiestrahl, vorzugsweise Elektro
nenstrahl, erzeugt werden, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem
Energiestrahl eine keilförmige Schmelzzone bei Bildung einer
Dampfkapillare erzeugt wird, daß dabei die Energiedichte (ED) 35
bis 200 Ws/mm2, die Leistungsflußdichte (P) < 1 × 103 W/mm2, die
Umschmelzvorschubgeschwindigkeit (V) < 10 mm/s und das Tiefen(h)-
Breiten(b)-Verhältnis 1 : 1 gewählt werden und daß ein kritischer
Wert der Temperatur in der Umgebung der Schmelzzone, der durch die
Schmelztemperatur der am niedrigsten schmelzenden Gefügebestand
teile bestimmt ist, insbesondere die Oberflächentemperatur, in
einem Abstand (a) vom Rand der Schmelzbahn von 0 < a < b/2 nicht
überschritten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schmelzbahn mitten in die Werkstückoberfläche in den Bereich, des
sen spezielle Eigenschaften verändert werden sollen, eingebracht
wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schmelzbahn über der Werkstückoberfläche mit ihrem Anfang und
Ende sich überlappend eingebracht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schmelzbahn in ihrem Verlauf auf der Oberfläche des Werks
tückes mäander- oder wellenförmig verlaufend eingebracht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet,
daß der die Schmelzbahn erzeugende Energiestrahl in einem Winkel α
bis 45° zur Werkstückoberfläche zur Einwirkung gebracht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet,
daß auf der Oberfläche des Werkstückes mehrere Schmelzbahnen ne
beneinander eingebracht werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-6, dadurch gekennzeichnet,
daß das Werkstück vor dem Erzeugen der Schmelzbahn auf eine Tempe
ratur von < 400°C erwärmt wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß bei der Erschmelzung von Grauguß mit
lamellarem Graphit ein Werkstoff mit einer maximalen Größe der
Graphitausscheidungen von 100 µm und von Gußeisen mit Kugelgraphit
ein Werkstoff mit maximalem Kugeldurchmesser von 40 µm verwendet
wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1- 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Schmelzbahn in die Fügestelle einer Werks
toffpaarung aus gleichen oder unterschiedlichen Werkstoffen zur
Verbindung derselben miteinander eingebracht wird.
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