DE4305107A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Schneiden eines spröden Körpers mit Laserstrahlung - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Schneiden eines spröden Körpers mit LaserstrahlungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Schnei
den eines spröden Körpers mit Laserstrahlung. Das Schneiden von spröden
Körpern, insbesondere Hohlkörpern oder Platten, z. B. aus Glas oder Keramik,
findet in der Technik breite Anwendung. So muß z. B. bei der Herstellung von
Hohlgläsern nach dem Glasblasen der Preßrand durch Absprengen entfernt
werden. Dieser Arbeitsgang ist sowohl bei der Fertigung von Trinkgläsern und
Kolben von Glühlampen als auch beim Ablängen von Glasrohren (z. B. Leucht
stoffröhren, Halogenlampen, Rohre für die chemische Industrie) notwendig. Es
werden bisher unterschiedliche Verfahren angewendet.
Beim Kalt-Heiß-Verfahren erfolgt das Trennen mittels Anritzen mit einer scharfen
Kante und Absprengen durch die Hitze einer Gasflamme. Durch den Tempera
turunterschied entsteht ein Spannungszustand und das Glas bricht an der durch
den Ritz verletzten Stelle (siehe z. B. DE 27 00 487).
Beim Heiß-Kalt-Verfahren wird ein erwärmtes Glas von einer wassergekühlten
Rolle berührt oder mit kalter, feuchter Druckluft (Aerosol) angeblasen und damit
abgeschreckt. In dem schnell gekühlten Bereich entsteht eine Zugspannung
und das Glas springt ab.
Anschließend ist ein Abschleifen des Randes notwendig, um feine Risse und
Ausbrüche zu entfernen. Das kann mit einer rotierenden Schleifscheibe (z. B.
DE 27 24 331) oder mit einem Schleifband erfolgen. Danach wird der Rand mit
einem Gasbrenner verschmolzen. Das Ergebnis soll ein glatter und gleichmäßig
geformter Rand sein.
Zum Anritzen wird derzeit ein Rädchen aus Widiastahl oder eine Diamantspitze
verwendet. Diese müssen mit einer mechanischen Kraft auf die Oberfläche ge
drückt werden. Das kann zu Glasbruch führen. Andererseits kann bei einer ke
gelförmig geneigten Oberfläche (z. B. Sektkelch oder Cognac-Schwenker) der
Ritzer seitlich ausweichen oder abrutschen. Dadurch wird die angerissene Linie
wellenförmig oder spiralenförmig und die Linie ergibt keinen geschlossenen
Kreis mehr. Diese Unebenheiten müssen durch Schleifen ausgeglichen werden.
Beim Anritzen entstehen kleine Ausbrüche und feine Risse, die bei der anschlie
ßenden Wärmebehandlung in das zuvor ungestörte Material hineinwachsen
können. Dieser Bereich muß danach durch Schleifen entfernt werden.
Der problematische Schritt dieser an sich einfachen und bewährten Verfahren ist
das Schleifen, da ein erheblicher Verbrauch an Schleifband und als Abfall
schwermetallhaltiger Schleifstaub anfällt. Dies belastet als Sondermüll die Um
welt und führt zu zunehmenden Kosten bei der Deponierung.
Das Trennverfahren läßt sich durch den Einsatz eines Lasers verbessern. Die
besonderen Eigenschaften der Laserstrahlung, die sich von einer normalen
Lichtquelle unterscheiden, sind die enge Bündelung, die hohe Intensität, die Ko
härenz und die scharf definierte Wellenlänge.
Die enge Bündelung (parallele Strahlen) bedeutet, daß der Laserstrahl auf einen
sehr kleinen Brennfleck fokussiert werden kann, der nur durch Beugung be
grenzt ist. Dadurch läßt sich eine hohe Leistungsdichte erzeugen.
Kohärenz bedeutet, daß alle Wellenpakete im gleichen Takt schwingen. Da der
Laserstrahl monochromatisch ist (definierte Wellenlänge), muß das Auftreten
von Interferenzeffekten beachtet werden. Diese Modulation der Intensität im
Brennfleck kann in manchen Fällen hilfreich oder auch schädlich sein. Die Inter
ferenz ist bei der üblichen Verwendung von CO2-Lasern besonders deutlich, weil
die Wellenlänge im Vergleich zum sichtbaren Licht um den Faktor 20 größer ist.
Der energiereiche CO2-Laser wird seit Jahren erfolgreich in der Metallindustrie
zum Schneiden, Schweißen und Abtragen von Metallen eingesetzt (vgl.
DE 38 01 068). Die Metalle werden dabei üblicherweise geschmolzen und ver
dampft und aus der Schnittfuge ausgeblasen.
Auch in der Glas- und Kunststoffindustrie wird der CO2-Laser verwendet, um
Vertiefungen oder Markierungen an der Oberfläche anzubringen (siehe z. B. DE
32 30 578 oder DE 38 29 025). Dabei wird das Material umgeschmolzen oder
entfernt.
In der DE 35 46 001 wird ein Verfahren zum Glasschneiden mit Laserstrahlen
beschrieben, bei dem das zu schneidende Glasteil auf einer hohen Temperatur
unterhalb des Erweichungspunktes des Glases gehalten und dann wiederholt
mit einem Laserstrahl längs der vorgesehenen Schnittlinie bestrahlt wird, wäh
rend eine Zugkraft am abzuschneidenden Teil angreift. In diesem Fall läßt der
Laserstrahl die Temperatur auf der Schnittlinie über die Verflüssigungstempera
tur ansteigen, und die auf den Schnittbereich ausgeübte Zugkraft bewirkt das
Abschneiden. Aufgrund der hohen, bei diesem Verfahren erzeugten, Tempera
turen verdampft jedoch ein Teil des Glases und lagert sich als unerwünschter
weißer Niederschlag auf der Glasoberfläche ab. Beim Einsatz eines zusätzlichen
Gasstromes zur Verminderung dieses Problems ist nachteilig, daß dieser eine
verformende Kraft auf die heiße Glasoberfläche ausübt, und außerdem die Um
gebung der Bruchzone durch umgelenkte Abgase unkontrolliert geheizt wird.
In der EP 448 168 werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Spalten einer
spröden Platte, z. B. aus Glas, angegeben, bei dem ein Laserstrahl wiederholt
über die Schnittlinie geführt wird, bis die Platte bricht. Bei diesem Verfahren wird
im Gegensatz zu den weiter oben beschriebenen Methoden das Material nicht
entfernt oder geschmolzen, sondern nur erwärmt, um einen Spannungszustand
zu erzeugen. Durch den Temperaturschock bricht die Platte an der vorgegebe
nen Linie. Die Verwendung eines normalen runden Strahlquerschnitts ohne spe
zielle Formgebung zum Spalten der Platte führt allerdings zum Nachteil, daß
damit eine Steuerung der Leistungsdichte des Laserstrahls an der Plattenober
fläche nur in geringem Maße möglich ist. Einerseits muß aber die Gesamt
leistung einen Schwellwert überschreiten, damit die induzierte thermische Span
nung die Bruchfestigkeit des Glases übersteigt und der Bruch erfolgt. Anderer
seits darf eine kritische lokale Leistungsdichte nicht überschritten werden, da
dies zur Überhitzung der Glasoberfläche mit Verdampfung und weißem Nieder
schlag führen würde. Diese gegenläufigen Forderungen können mit einem run
den Strahlquerschnitt nicht zufriedenstellend erfüllt werden. Eine Vergrößerung
des Strahldurchmessers zur Reduzierung der Leistungsdichte würde die Ge
nauigkeit der Schnittlinie nachteilig beeinflussen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher ein Verfahren und eine Vor
richtung zum Schneiden eines spröden Körpers mit Laserstrahlung anzugeben,
mit denen eine genaue Dosierung der Leistungsdichte der Laserstrahlung und
damit der Temperaturverteilung an der Schnittlinie möglich ist, wobei gleichzeitig
die Genauigkeit des Schnittes beibehalten oder sogar erhöht werden kann.
Weiterhin soll die Erfindung die Einkopplung der maximalen Heizleistung ohne
Überschreitung der lokalen Leistungsdichte ermöglichen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das in Anspruch 1 angegebene Ver
fahren bzw. die in Anspruch 11 angegebene Vorrichtung gelöst. Dabei wird der
zu schneidende Körper, vorzugsweise ein rotationssymmetrischer Hohlkörper
oder Stab, oder eine Platte, an der Oberfläche entlang der gewünschten Schnitt
linie durch Einwirkung eines Laserstrahls geeigneter Wellenlänge so erwärmt,
daß sich eine thermomechanische Spannung aufbaut, die zum Bruch des Kör
pers entlang dieser Schnittlinie führt. Die Bestrahlung längs der Schnittlinie kann
sowohl durch eine Bewegung des Laserstrahls als auch durch eine Bewegung
des zu schneidenden Körpers relativ zum ortsfesten Laserstrahl erfolgen. Vor
teilhaft für die Genauigkeit des Bruches ist die wiederholte Bestrahlung der
Schnittlinie mit dem Laser, wobei der zeitliche Abstand der einzelnen Erwär
mungsvorgänge so gewählt sein muß, daß daraus eine kumulative Spannungs
erhöhung im Material resultiert.
Erfindungsgemäß ist der Laserstrahl so geformt, daß der auf die Oberfläche des
zu schneidenden Körpers einwirkende Strahlquerschnitt eine längliche Form
entlang der Schnittlinie aufweist, wobei das Verhältnis von Länge und Breite
einstellbar ist. Da die Breite des Strahlprofils die Genauigkeit des Schnittes be
einflußt, kann somit durch Verlängerung des Querschnitts sowohl die Energie
einkopplung bei gleicher Schnittgenauigkeit erhöht als auch die Schnittgenauig
keit durch eine kleinere Breite des Strahlprofils verbessert werden, ohne die lo
kale Leistungsdichte des Laserstrahls auf der Oberfläche des zu schneidenden
Körpers zu verändern. Damit ist auch die optimale Anpassung der Leistungs
dichte an unterschiedliche Materialien bei gleichbleibender Laserleistung mög
lich.
Die einzelnen physikalischen Zusammenhänge, die dem eben beschriebenen
Verfahren zugrundeliegen, seien im folgenden anhand der in Anspruch 2 dar
gelegten besonderen Ausführungsform erläutert. Bei dieser Ausführungsform
wird die Bewegung des Lasers entlang der Schnittlinie durch Drehen des in die
sem Falle rotationssymmetrischen Hohlkörpers im ortsfesten Laserstrahl
erreicht, wobei der Schnitt senkrecht zur Symmetrieachse des Hohlkörpers
erfolgt. Hiermit kann z. B. der Preßrand eines Trinkglases abgeschnitten werden.
Während der Laserstrahl die Glasoberfläche beleuchtet, steigt die Temperatur
rasch an. Durch die Temperaturunterschiede wird eine Spannung im Glas er
zeugt, die schließlich zum Absprung führt.
Die Heizrate ist hauptsächlich von der Leistungsdichte und den Materialkon
stanten abhängig. Für Bleiglas ist die Wärmekapazität c = 0,68 J/g × K und die
Dichte rho = 2,9 g/cm3. Aufgrund der hohen Absorptionskonstante ist die
Schichtdicke der geheizten Zone etwa d = 0,03 mm. Die Breite des Strahlquer
schnitts ist b, seine Länge ist l. Bei einer Leistung P errechnet sich die Auf
heizrate dT/dt zu
wobei b aufgrund der Genauigkeitsanforderungen beim Schnitt nur in kleinen Grenzen variiert werden kann. Vorzugsweise sollte b kleiner als die Wandstärke
des Körpers sein.
Die Verweildauer t des Laserstrahls auf einer Stelle des drehenden Glases ergibt
sich aus der Länge l des Strahlquerschnitts, dem Durchmesser des Glaszylin
ders D und der Drehzahl f.
Damit ergibt sich eine Temperaturerhöhung dT von
dT = t × dT/dt.
Dies soll zwischen der Transformations- und der Erweichungstemperatur für das
jeweilige Glas liegen. Die Heizrate dT/dt sollte gewisse Grenzen nicht über- oder
unterschreiten, da es sonst einerseits zur Abdampfung einer dünnen
Oberflächenschicht, andererseits zur gleichmäßigen Erwärmung des gesamten
Körpers kommen kann.
Es handelt sich bei den oben angegebenen Gleichungen um eine grobe Ab
schätzung, die durch eine saubere Berechnung nach der finite Elemente Me
thode verfeinert werden kann, um die realen Vorgänge beim Heizen besser zu
verstehen.
Die berechnete Temperatur stimmt mit der Beobachtung überein, daß bei gutem
Absprung kein Glühlicht an der bestrahlten Stelle sichtbar sein darf. Dann ist die
Bruchkante glatt und rißfrei. Bei einigen Versuchen mit höherer Leistung war da
gegen gelbes bis weißes Glühen zu sehen, was auf Temperaturen weit über
700°C hinweist. In diesen Fällen war die Bruchkante mit vielen Rissen gestört.
Nachdem der heizende Laserstrahl durch die Drehung weitergewandert ist, kühlt
die Stelle im Glas wieder ab. Dabei ist die Wärmeleitung in das umgebende Glas,
etwas Wärmestrahlung und die Kühlung durch bewegte kalte Umgebungsluft
bestimmend.
Die Drehzahl des Glases bestimmt die Zeit zwischen wiederholten Erwärmungen
und damit auch die minimale Abkühltemperatur. Die Drehzahl darf nicht zu lang
sam sein, weil sonst das Glas unkontrolliert springt. Der Wechsel zwischen Er
wärmung und Abkühlung scheint für ein sauberes Absprengen wichtig zu sein.
Eine reine, zeitlich konstante Erwärmung führt nur zum Aufschmelzen ohne Ab
sprung. Der Absprung kann nach Abschalten des Lasers durch Anblasen mit
kalter Druckluft, die auch feucht sein kann, gefördert werden, weil damit der
Temperaturgradient verstärkt wird.
Gemäß Anspruch 3 wird das längliche Strahlprofil mit einer oder mehreren im
Strahlengang des Lasers befindlichen Zylinderlinsen oder asphärischen Spie
geln erzeugt. Durch geeignete Wahl dieser optischen Elemente ist es möglich,
eine beliebige längliche Form des Strahlquerschnitts auf der Oberfläche des zu
schneidenden Körpers zu erzeugen. Zur Erzielung einer möglichst kleinen Breite
b des Strahlquerschnitts auf der Schnittlinie wird vorzugsweise der Laserstrahl z. B.
mit einer Zylinderlinse nur in der senkrecht zur Schnittlinie liegenden Ebene
fokussiert. Die maximale Länge des Fokus bei einer gegebenen Anordnung er
gibt sich aus dem Durchmesser und der Divergenz des Strahles vor der Linse.
So kann z. B. durch eine Aufweitungsoptik vor der Zylinderlinse die Länge des
Fokusquerschnitts vergrößert werden. Auch eine Kombination einer
fokussierenden mit einer in der dazu senkrechten Ebene zerstreuenden
Zylinderlinse ist denkbar, um die maximale Länge des Strahlprofiles an der
Schnittlinie zu erhöhen. Statt Zylinderlinsen können natürlich auch asphärische
Spiegel oder eine Kombination von beiden eingesetzt werden.
Die Veränderung der Länge des Strahlprofils an der Schnittlinie erfolgt gemäß
Anspruch 4 vorzugsweise durch eine Schlitzblende mit einstellbarer Blendenöff
nung im Strahlengang des Lasers. Die maximale Länge des Strahlprofils ist
durch die Anordnung der optischen Komponenten (vgl. Anspruch 3) gegeben.
Durch Änderung der Spaltbreite der Blende läßt sich das Strahlprofil stufenlos
mit geringem Aufwand verkürzen. Die Blende kann z. B. aus zwei diffus reflektie
renden Edelstahlplatten bestehen, die einzeln verschiebbar sind. Sie sind als
senkrechte Schlitzblende so angeordnet, daß sie die Länge des Strahlprofils be
grenzen.
Die Breite des Strahlprofils läßt sich in der Ausgestaltung nach Anspruch 5 durch
Veränderung des Abstands zwischen dem Körper und einem Fokussierelement,
z. B. einer Zylinderlinse, die in einer senkrecht zur Schnittlinie liegenden Ebene
fokussiert, einstellen. Durch Verändern des Abstandes wandert die Schnittlinie
entweder in oder weiter aus dem Fokus dieser Linse.
Eine bevorzugte Ausführungsform besteht nach Anspruch 6 in der Verwendung
eines CO2-Lasers zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Dieser
emittiert Licht im fernen infraroten Bereich bei einer Wellenlänge von 10,6 µm.
Diese Wärmestrahlung zeigt erhebliche Besonderheiten bei der Wirkung auf
Materie. So wird sie von den meisten, im sichtbaren Licht transparenten Materia
lien stark absorbiert. Deshalb müssen Linsen, die den Strahlengang verändern
sollen, aus Zinkselenid (ZnSe) hergestellt werden. Die intensive Laserstrahlung
verlangt eine Antireflexionsbeschichtung der Linsen, um unkontrollierte Reflexe
zu verhindern.
Der Umstand der starken Absorption in Glas wird hier verwendet, um das Glas
zu erhitzen. Bei einem Absorptionskoeffizienten von 103 cm-1 wird 95% der Lei
stung in einer 30 µm dicken Schicht absorbiert. Die restliche Dicke der Glaswand
wird nur durch Wärmeleitung geheizt. Wegen diesem Temperaturunterschied
zwischen der beleuchteten Außenseite und der kalten Innenseite wird eine me
chanische Spannung induziert. Überschreitet die Spannung einen kritischen
Wert, so erfolgt der Bruch.
Darüberhinaus eignet sich der CO2-Laser, wie auch jeder andere Laser, der vom
Material genügend stark absorbiert wird, zum abschließenden Verschmelzen
und Verrunden des scharfkantig gebrochenen Randes.
Aufgrund der unterschiedlichen Absorptionsbanden der einzelnen Materialien
wird gemäß Anspruch 7 vorzugsweise ein in der Wellenlänge abstimmbarer La
ser eingesetzt. So kann für jedes Material die Wellenlänge eingestellt werden, bei
der dieses die stärkste Absorption zeigt, so daß die Energieverluste minimiert
werden.
Z. B. ist die Absorptionskante im Glas sehr stark von der Wellenlänge des La
sers abhängig, da die verwendete Strahlung an der Schulter einer Vibrations
bande der oxidischen Bindung liegt. Es gibt spezielle CO2-Laser, die mit Hilfe
eines Interferenzgitters die emittierte Wellenlänge von 9,4 bis 11,8 µm verändern
können. Das Absorptionsspektrum hängt auch sehr empfindlich von der chemi
schen Zusammensetzung des Glases ab. Eine höhere oder niedrigere Absorpti
onskante wird abhängig von den thermischen und mechanischen Eigenschaften
der Glasmischung zu unterschiedlichen Ergebnissen beim Absprengen führen.
Deshalb sollte die Wellenlänge auf die Glassorte optimiert werden.
In Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird nach Anspruch 8 der
momentane Spannungszustand des zu schneidenden Materials während des
Schneidevorgangs polarisationsoptisch überwacht.
Isotropes Material, wie z. B. Glas, wirkt unter mechanischer Belastung optisch
anisotrop, das heißt doppelbrechend. Mit Hilfe einer Spannungsoptik kann der
augenblickliche Spannungszustand eines Werkstücks beobachtet werden. Dies
kann hier angewendet werden, um die zeitliche Entwicklung der Spannungsver
teilung bei Bestrahlung mit dem Laser zu kontrollieren.
Das Glas befindet sich dabei zwischen zwei gekreuzten Polarisationsfiltern, de
ren Achsen unter 45° zur Horizontalen stehen. So sind Spannungen in horizon
taler und vertikaler Richtung sichtbar. Als Hintergrund dient eine gleichmäßig
beleuchtete, weiße Fläche. Beobachtet wird mit freiem Auge im Durchlicht oder
automatisch mit Photosensoren.
Sobald der Laserstrahl das Glas heizt und Spannung induziert, wird ein heller
Ring sichtbar. Danach erfolgt der Bruch und das Glas ist augenblicklich frei von
Spannung.
Die Helligkeit des Ringes ist ein Maß für die Stärke der Spannungen. Dies läßt
sich z. B. in der Fertigung anwenden und erlaubt die permanente Kontrolle der
Justage (Anspruch 9).
Anspruch 10 gibt eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfah
rens an, bei der die räumliche Intensitätsverteilung senkrecht zur Schnittlinie auf
der Oberfläche des Körpers gezielt beeinflußt wird. Mit einem speziellen derartig
geformten Brennfleck kann die Verteilung von Druck- und Zugspannung an der
Oberfläche bewußt verändert werden.
Eine vorgeschlagene Anordnung ist eine vertikale Intensitätsverteilung mit zwei
Maxima und einem Minimum dazwischen. In der weniger geheizten Mitte ist die
Temperatur geringer, und damit entsteht dort eine Zugspannung. Dies kann
durch eine horizontal angeordnete Schlitzblende realisiert werden. Weil der La
serstrahl monochromatisch und die Wellenlänge beim CO2-Laser mit 10,6 µm
ungewöhnlich groß ist, treten markante Beugungen an den Kanten der Blende
auf. Bei geschickter Wahl der Spaltbreite im Verhältnis zum Abstand ergibt sich
eine Intensitätsverteilung mit zwei parallelen hellen Linien und einem dunklen
Zentrum.
Für eine genaue Analyse der Intensitätsverteilung ist eine umfangreiche Berech
nung nach der Fresnel′schen Beugungstheorie nötig.
Dieser doppelte Linienfokus kann auch durch eine teilweise Abschattung des
Laserstrahles oder durch eine Überlagerung von zwei Teilstrahlen erfolgen.
Anspruch 11 gibt eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zum
Schneiden eines spröden Körpers mit Laserstrahlung für rotationssymmetrische
Hohlkörper oder Stäbe an.
Die Vorrichtung besteht zumindest aus einem Laser, einer drehbaren Halterung
für den Hohlkörper, einer Zylinderlinse oder einem asphärischen Spiegel zur Fo
kussierung sowie einer Schlitzblende mit einstellbarer Schlitzbreite. Auch eine
Kombination von Linsen und/oder Spiegeln ist denkbar.
Gemäß Anspruch 12 sind Zylinderlinse bzw. asphärischer Spiegel und Blende
auf mehrachsigen Justiereinrichtungen befestigt, wobei vorzugsweise eine
Justierung um drei senkrecht zueinander stehende Achsen möglich ist. Eine
Achse sollte dabei parallel zur Strahlachse liegen. Damit ist die exakte
Zentrierung und Abstandseinstellung zwischen Linse bzw. Spiegel, Blende und
Oberfläche des Hohlkörpers oder des Stabes möglich.
Die drehbare Halterung wird nach Anspruch 13 durch einen Elektromotor mit
stufenlosem Getriebe angetrieben, so daß eine stufenlose Einstellung der Dreh
zahl möglich ist. Über die Drehzahl läßt sich, wie weiter oben beschrieben, die
Verweildauer des Laserstrahles auf einer Stelle des sich drehenden Objektes
beeinflussen.
Eine besondere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird
durch Anspruch 14 angegeben. Der Hohlkörper befindet sich hier zwischen zwei
gekreuzten Polarisatoren, deren Transmission mit einem optischen Sensor
überwacht wird. Die Achsen dieser Polarisatoren stehen vorzugsweise unter 45°
zur Horizontalen, so daß die horizontalen und vertikalen Spannungen an der
Oberfläche des Körpers beobachtet werden können. Ein Photosensor dient zur
Erfassung der transmittierten Lichtstärke, die ein Maß für die Spannungen im zu
schneidenden Körper sind.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung zum Schneiden eines
spröden Körpers mit Laserstrahlung soll nun anhand eines Ausführungsbei
spiels und der Zeichnungen erläutert werden.
Dabei zeigen:
Fig. 1 schematisch ein Beispiel für eine Vorrichtung zum Schneiden eines
Trinkglases,
Fig. 2 einen Teil der Vorrichtung aus Fig. 1, in perspektivischer Darstel
lung, und
Fig. 3 einen Teil einer Vorrichtung zur Erzeugung einer räumlichen Intensi
tätsverteilung senkrecht zur Schnittlinie auf der Oberfläche des
Körpers.
Im Beispiel wird der Preßrand eines Trinkglases mittels Laserstrahlung abge
schnitten. Der Aufbau zum Schneiden von Gläsern besteht, wie in Fig. 1 darge
stellt, im wesentlichen aus dem CO2-Laser 1 als Energiequelle, einer oder meh
reren Linsen 3 zur Fokussierung des Laserstrahles 2, einer Blende 4, einer
mehrachsigen Justiereinrichtung für Linse und Blende, einer drehbaren Halte
rung des Glases und dem zu bearbeitenden Glas 6.
Die Linsenhalterung ist in drei Achsen mit Mikrometerschrauben justierbar. Eine
Achse verändert den Abstand zum Glas, die beiden anderen positionieren die
Linse zentrisch zum festen Strahl. Auch das Glas wird hier relativ zum Strahl ju
stiert. Im endgültigen Ausbau bei der Fertigung sollte der Laserstrahl mittels
Spiegeln relativ zum vorgegebenen Glas justierbar sein.
Die Glashalterung ist ein pneumatisch betätigtes Backenfutter, das den Fuß des
Glases greift. Mit einem Elektromotor wird das Glas um seine Achse gedreht,
damit es vom Strahl von allen Seiten beleuchtet werden kann. Mit einem
stufenlos veränderbaren Getriebe läßt sich die Drehzahl des Glases einstellen.
Das Glas wird über Kopf hängend gehalten. Sobald der Bruch erfolgt ist, fällt die
abgeschnittene Kappe auf ein Polster oder in einen Auffangtrichter zum
Wiederverwenden.
Weil der Laserstrahl nach dem Absprengen der Kappe kein Ziel mehr hat, muß
er von einem Strahlfänger aus Schamottestein absorbiert werden. Auch unkon
trollierte Reflexionen an Metall- oder Glasoberflächen werden durch ein Ge
häuse aus Plexiglasplatten abgeschirmt.
Das infrarote Licht des CO2-Lasers wird speziell von Glas sehr gut absorbiert
und eignet sich deshalb zum gezielten Heizen der Glasoberfläche. Wenn die ein
gebrachte thermische Spannung die Bruchfestigkeit überschreitet, springt das
Glas ab. Das Ziel ist eine so gleichmäßige und rißfreie Bruchkante, daß das
sonst übliche Schleifen eingespart werden kann.
Es hat sich gezeigt, daß das Anritzen mit einer Kante nicht mehr notwendig ist,
weil die Definition des Spannungsringes, an dem der Bruch erfolgt, ausreichend
präzise ist.
Darüberhinaus eignet sich der Laser zum anschließenden Verschmelzen und
Verrunden des scharfkantig gebrochenen Randes.
Fig. 2 zeigt die Optik in perspektivischer Darstellung. Die Zylinderlinse 3 und
die Blende 4 bilden den runden Laserstrahl 2 in einen linienförmigen Brennfleck
7 auf der Oberfläche 8 des Glases ab.
Die Zylinderlinse anstatt einer normalen sphärischen Linse wurde gewählt, um
einen linienförmigen Fokus zu erzeugen. Damit ist es möglich, eine ausreichend
hohe Heizleistung einzukoppeln, ohne eine kritische lokale Leistungsdichte zu
überschreiten.
Zusätzlich kann durch Änderung der Spaltbreite der Blende 4 die Länge des Li
nienfokus 7 auf der Oberfläche 8 des Glases den jeweiligen Bedingungen ange
paßt werden.
Zum Schneiden eines Glases aus Bleiglas mit einer Wandstärke von 1 mm
wurde z. B. eine 76 mm Linse gewählt. Die Leistung des CO2-Lasers betrug
500 Watt. Bei einer Dimensionierung des Fokus von 5 × 1 mm und einer
Drehzahl des Glases von 2/sec. ist der Schneidevorgang nach etwa 3 sec
beendet.
Da die Hohlgläser in der Praxis öfter schief auf dem Stiel aufgesetzt sind,
schwanken sie bei der Drehung. Dadurch ändert sich der Abstand der Glas
oberfläche von der Linse um bis zu ±2 mm, was eine erhebliche Änderung der
Fokussierung bedeutet. Wenn diese Methode dafür tolerant sein soll, muß eine
Zylinderlinse mit größerer Brennweite, z. B. 200 mm, eingesetzt werden. Dies
würde auch eine größere Designfreiheit durch den größeren Arbeitsabstand be
deuten.
Fig. 3 zeigt ein Beispiel für die räumliche Modulation der Intensität auf der
Oberfläche 8 des Glases senkrecht zur Schnittlinie. Hier wird zusätzlich eine
Schlitzblende 9 wie abgebildet als beugendes Objekt in den Strahlengang ge
bracht, die ein Beugungsmuster auf der Oberfläche 8 des Glases erzeugt. In der
Abbildung ist die Intensitätsverteilung 10, die hier zwei ausgeprägte Maxima und
ein Minimum im Zentrum aufweist, zu erkennen.
Das beschriebene Verfahren zum Schneiden eines spröden Körpers mit Laser
strahlung läßt sich für alle spröden Materialien verwenden, die sich durch ther
mische Spannung brechen lassen (z. B. Keramik, Steine, Kristalle). Die
Strahlungsquelle muß dabei in der Wellenlänge den Absorptionseigenschaften
der Materialien angepaßt werden.
Beim Schneiden von z. B. Flachglas muß der Laserstrahl mit einem schnellbe
wegten Ablenkspiegel auf die Fläche projiziert werden.
Über die im Beispiel beschriebenen Trink- und Gebrauchsgläser hinaus können
auch Rohre für die chemische Industrie oder Leuchtstofflampen oder Kolben für
Glühlampen abgeschnitten werden.
Das Glas muß nicht wie hier beschrieben hohl sein, sondern kann z. B. auch ein
massiver Stab sein.
Claims (14)
1. Verfahren zum Schneiden eines spröden Körpers,
- - bei dem der Körper entlang der gewünschten Schnittlinie mit einem Laserstrahl so erwärmt wird, daß sich eine thermomechanische Span nung aufbaut, die zum Bruch des Körpers entlang dieser Schnittlinie führt,
- - bei dem der Laserstrahl so geformt ist, daß sein Strahlquerschnitt auf der Oberfläche des Körpers eine längliche Form aufweist, und
- - bei dem das Verhältnis von Länge und Breite des Strahlquerschnitts auf der Oberfläche des Körpers einstellbar ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Schneiden von rotationssymmetrischen Hohlkörpern oder
Stäben die Bewegung des Laserstrahls entlang einer kreisförmigen
Schnittlinie durch Drehen des Hohlkörpers oder Stabes um seine
Symmetrieachse relativ zum ortsfesten Laserstrahl erreicht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das längliche Strahlprofil mit einer oder mehreren Zylinderlinsen
und/oder asphärischen Spiegeln erzeugt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einstellung der Länge des Strahlprofils auf der Oberfläche des
Körpers durch eine Schlitzblende mit einstellbarer Blendenöffnung im
Strahlengang des Lasers erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Intensität des Laserstrahls auf der Oberfläche des Körpers durch
Veränderung des Abstandes zwischen einem Fokussierelement und dem
Körper eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Laser ein CO2-Laser eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Laser ein in der Wellenlänge abstimmbarer Laser ist, dessen Wel
lenlänge auf ein Maximum der Absorption des zu schneidenden Materials
eingestellt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der jeweilige Spannungszustand an der Schnittlinie polarisationsop
tisch sichtbar gemacht wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Information über den jeweiligen Spannungszustand an der Schnittlinie
zur Kontrolle der gegenseitigen Justage von Laserstrahl und sprödem
Körper benutzt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die räumliche Intensitätsverteilung senkrecht zur Schnittlinie auf der
Oberfläche des Körpers gezielt beeinflußt wird.
11. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche
2 bis 10, zumindest bestehend aus
- - einem Laser,
- - einer drehbaren Halterung für den Hohlkörper oder Stab,
- - einer Zylinderlinse oder einem asphärischen Spiegel, und
- - einer Schlitzblende mit einstellbarer Schlitzbreite.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zylinderlinse oder der asphärische Spiegel und die Blende an
mehrachsigen Justiereinrichtungen befestigt sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die drehbare Halterung durch einen Elektromotor mit stufenlosem Ge
triebe angetrieben wird.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich der Hohlkörper oder der Stab zwischen zwei gekreuzten Polari
satoren befindet, deren Transmission mit einem optischen Sensor über
wacht wird.
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