DE4302812A1 - Peroxidentwickelnde Desinfektionsmittel oder -antiseptika - Google Patents
Peroxidentwickelnde Desinfektionsmittel oder -antiseptikaInfo
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Description
Die Erfindung betrifft peroxidentwickelnde Desinfektions
mittel oder -antiseptika.
Wasserstoffperoxid ein altbekanntes hochwirksames Desin
fektionsmittel, das gegenüber Bakterien, Pilzen und auch
Viren, je nach Konzentration germizid oder germistatisch
wirkt. Außerdem ist bekannt, daß Wasserstoffperoxid gra
nulationsanregend ist und praktisch keine sensibilisieren
den Eigenschaften, und zwar insbesondere keine Fototoxizi
tät aufweist, wie Untersuchungen von C. Schönborn hautnah
myk 3/1991, 126 bis 128 und andere Autoren festgestellt
haben.
Die ursprüngliche Form der Wasserperoxidanwendung ist eine
3%ige Lösung, die bis heute hin zur Wundreinigung und für
andere Zwecke eingesetzt wird. Nachteilig an dieser 3%igen
Lösung ist einerseits die mangelnde Stabilität, da Wasser
stoffperoxid durch Alkali und durch Metallspuren in kata
lytischer Menge bereits schnell zersetzt wird und außerdem
die umständliche Applikation, die in der Regel auch keine
langanhaltende Einwirkung zuläßt. Da wäßrige Lösungen von
Wasserstoffperoxid bekanntermaßen diese Nachteile aufweisen,
hat man bereits seit langem versucht, statt dessen Peroxidab
spalter oder Peroxidaddukte einzusetzen, um die Stabilität
zu erhöhen. So befinden sich im Handel beispielsweise Puder
auf der Basis von Zinkperoxid oder Percarbamid, die aller
dings den Nachteil aufweisen, daß Puder ebenfalls schlecht
applizierbar sind und außerdem bei hoher Luftfeuchtigkeit
deutlich instabil werden. Ferner gibt es im Handel auch
wasserfreie Lösungen von Percarbamid in Glycerin, die trotz
Stabilisierung zur Zersetzung neigen und außerdem die glei
chen Applikationsprobleme bieten.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein peroxident
wickelndes Hautdesinfektionsmittel oder Hautantiseptikum
zu entwickeln, das die geschilderten Nachteile nicht aufweist.
Zur Lösung der Aufgabe werden peroxidentwickelnde Desinfek
tionsmittel oder -antiseptika vorgeschlagen, die dadurch
gekennzeichnet sind, daß sie feste Peroxidabspalter oder
Peroxidaddukte in einer praktisch wasserfreien Fettphase
enthalten.
Völlig überraschend wurde jetzt festgestellt, daß sich pero
oxidentwickelnde Desinfektionsmittel oder -antiseptika auch
auf praktisch wasserfreier Basis entwickeln lassen, die
die Nachteile der bisher üblichen wäßrigen und festen Zube
reitungen nicht aufweisen und insbesondere über eine hohe
Lagerstabilität und eine gute Wirksamkeit verfügen und außer
dem durch eine hohe Patientencompliance gekennzeichnet sind.
Die überraschend gute Stabilität von Peroxidabspalter oder
Peroxidaddukten in einer praktisch wasserfreien Fettphase
erklärt sich wohl teilweise daher, daß das Fett die Teilchen
umschließt, so daß Einwirkungen durch Feuchtigkeit oder
andere Medien weitgehend ausgeschlossen sind.
Als Wirkstoffe für die erfindungsgemäßen topischen Präparate
können anorganische oder organische Peroxide oder Addukte
eingesetzt werden, so beispielsweise Zink- oder Magnesium
peroxid, Natriumpercarbonat, Kaliummonopersulfat oder das
Addukt aus Harnstoff und Wasserstoffperoxid, im folgenden
als Percarbamid bezeichnet und in Form freier Säuren oder
der physiologisch verträglichen Salze der an sich bekannten
Peroxidabspalter wie Peressigsäure, Perphthalsäure oder
Perbenzoesäure. Es gibt weitere Perverbindungen, seien es
echte Peroxidderivate oder Addukte, die in Prophylaxe und
Therapie bereits Eingang gefunden haben und die dem Fach
mann bekannt sind, so daß anstelle der nur beispielhaft
aufgezählten Verbindungen auch andere im festen Zustand
vorliegende Verbindungen eingesetzt werden können, soweit
sie aus physiologischer und medizinischer Sicht unbedenklich
sind.
Als wasserfreie Fettphase können alle üblichen im wesent
lichen wasserfreien Salbengrundlagen Verwendung finden wie
beispielsweise Vaseline, Mischungen aus flüssigem Parafin
und Vaseline, Wollfett, ggf. hydrierte pflanzliche Fette
oder synthetische Fette. Um die spätere Abwaschbarkeit der
Zubereitungen zu erleichtern, wenn vorzugsweise Emulgatoren,
und zwar W/O-Emulgatoren zugegeben, von denen sich die
Sorbitanmonostearate -palmitate, -laurate und -oliate be
währt haben. Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß durch
den Zusatz von Emulgatoren die Stabilität und Haltbarkeit
der erfindungsgemäßen topischen Zubereitung deutlich ver
bessert wird; zur Zeit kann hierfür noch keine eindeutige
Erklärung gegeben werden.
Der Gehalt an peroxidabspaltenden Verbindungen und Addukten
kann je nach Anwendungszweck und gewünschter Germecidie
oder Germistase zwischen etwa 5 bis 30 Gew.-% der Gesamtzube
reitung liegen. Der Gehalt an Emulgator kann zwischen 0
bis etwa 25 Gew.-% betragen, wobei der Rest dann von der
Fettphase gebildet wird. Bei Verwendung von Vaseline mit
einem Zusatz von flüssigem Parafin pharmazeutischer Quali
tät besteht dieses Gemisch in der Regel etwa 50 bis 90 Gew.-%
der Gesamtzubereitung. Wenn man die eben genannte Mischung
aus Parafin und Vaseline als Salbengrundlage einsetzt, hat
es sich als nützlich erwiesen, in diesen Fällen etwa 0,2
bis 3 Gew.-% Aluminiumstearat oder Zinkstearat als Gelbildner
einzusetzen.
Außerdem können die erfindungsgemäßen Zubereitungen zusätzlich
ggf. weitere Wirkstoffe und Hilfsstoffe enthalten. So kann
beispielsweise ein geringer Zusatz an festen EDTA als Chela
tisierungsmittel die Stabilität weiterhin verbessern, insbe
sondere, wenn mit einer Lagerung bei relativ hohen Temperatu
ren gerechnet werden muß. Ferner hat sich gezeigt, daß ein
gewisser Zusatz an festen organischen freien Säuren die
Stabilität ebenfalls verbessert, da bekanntermaßen Wasser
stoffperoxid im sauren Milieu wesentlich beständiger als
im alkalischen Milieu ist und auf dem pharmazeutischen -
medizinischen Gebiet immer mit der Abgabe von Alkalispuren
aus Glas bei der Herstellung bzw. Lagerung gerechnet werden
muß. Geeignete organische Säuren sind beispielsweise Zitronen
säure, Weinsäure oder Ascorbinsäure.
Es ist bekannt, daß Feststoffe mit einem Teilchendurchmesser
von unter 50 µm auf der Haut nicht mehr als Einzelkörnchen
wahrgenommen werden. Die erfindungsgemäß eingesetzten Wirk
stoffe weisen allerdings in der Regel eine Teilchengröße
von etwa 350 µm auf, so daß es notwendig ist, die Feststoffe
hinreichend zu zerkleinern. Es hat sich nunmehr herausge
stellt, daß es nicht möglich ist, eine entsprechende Mi
kronisierung der Peroxidabspalter oder Addukte vor dem Ein
arbeiten in die Fettphase vorzunehmen, da die Zerkleinerung
bereits zu einer Zersetzung der Perverbindungen führt. Zur
Herstellung werden daher in an sich bekannter Weise die
auf eine Größe von etwa 350 µm vorzerkleinerten Feststoffe
in die Salbengrundlage mit oder ohne Zusatz eines Emulgators
eingearbeitet und die fertige Mischung dann in an sich be
kannter Weise bei der Zerkleinerung beispielsweise über
eine Hochleistungssalbenmühle oder Anwendung von Ultraschall
weiterverarbeitet.
Falls erwünscht, können die erfindungsgemäßen Zubereitungen
statt in Salbenform auch als Lotionen hergestellt werden,
in dem als Fettphase beispielsweise flüssige Parafine oder
pflanzliche Öle eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Zubereitungen eignen sich besonders
zur Wundbehandlung und -prophylaxe, wobei sie als solche
aufgetragen oder mit Hilfe von entsprechend imprägnierten
Mullagen, die ggf. noch mit Metall beschichtet sein können,
eingesetzt werden. Auch zur Versorgung von Unterschenkel
ulzera, die sehr häufig bakteriell oder durch Pilze super
infiziert sind, haben sich diese Zubereitungen bewährt,
da der abgegebene Aktivsauerstoff als Desinfektionsmittel
und gleichzeitig die granulationsfördernde Wirkung der Fett
phase zusammenwirken. Außerdem sind diese Zubereitungen
auch zur Händedesinfektion beispielsweise im Rahmen der
Krankenpflege verwendbar, da andere Desinfektionsmittel
trotz zugesetzter Rückfettungsmittel häufig die Haut sehr
stark strapazieren, während bei den erfindungsgemäßen Mittel
dieses Problem gar nicht erst auftritt. Aufgrund des, falls
erforderlich, relativ hohen Gehaltes Peroxidabspalter oder
Addukten können die erfindungsgemäßen Zubereitungen auch
als kosmetisches Bleichmittel für Sommersprossen Anwendung
finden. Ein weiterer sehr bedeutender Einsatzbereich ist
die Euterpflege und -desinfektion insbesondere bei Rindern,
Schafen und Ziegen. Auch in diesem Falle wirkt die Hautpflege
bei gleichzeitiger Desinfektionswirkung ein deutliches Zurück
gehen von sonst häufig zu beobachtenden Infektionen, die
teilweise durch Hautverletzungen oder Rissigkeit der Haut
stark gefördert werden.
Im folgenden wird die Erfindung anhand der Beispiele näher
erläutert:
16 Gew.-% Sorbitanmonostearat werden in einer Mischung aus
Paraffin subliquidum und Vaseline (50 : 50) gelöst, wobei
von Fettparaffin-Vaselinemischung etwa knapp 55 Gew.-% ein
gesetzt werden. Die Mischung wird dann mit 1,6 Gew.-% Zink
stearat versetzt sowie mit ca. 28 Gew.-% Percarbamid mit
einer mittleren Teilchengröße von 350 µm versetzt werden.
Nach kräftigem Durchmischen wird die Masse mit der Paraffin-
Vaselinemischung auf 100 Gew.-% aufgefüllt und dann mehrfach
über eine Dreiwalzensalbenmühle gegeben bis eine mittlere
Partikelgröße von unter 50 µm erreicht ist.
Etwa 1,6 Gew.-% Aluminiumstearat werden mit 50 Gew.-% Paraffi
num subliquidum vermischt und dann anschließend mit 8,3
Gew.-% Percarbamid versetzt und mit Paraffinum subliquidum
auf 100 Gew.-% aufgefüllt. Die Mischung wird dann im Ultraschall
gerät solange homogenisiert, bis eine mittlere Teilchengröße
von 50 µm erreicht ist.
Aus 16 Gew.-% Sorbitanmonooleat, 14% Rizinusöl und 45 Gew.-%
Wollwachs wird eine homogene Mischung hergestellt, in
die 24,5 Gew.-% Percarbamid und 0,5 Gew.-% Zitronensäure
eingearbeitet werden. Diese Mischung wird anschließend in
üblicher Weise mit einer Dreiwalzensalbenmühle bis zu einer
Partikelgröße von unter 0,5 µm homogenisiert.
In derselben Grundlage entsprechend Beispiel 3 werden 25
Gew.-% Kaliummonooxosulfat eingearbeitet und, wie in Beispiel
3 beschrieben, homogenisiert.
Claims (17)
1. Peroxidentwickelnde Desinfektionsmittel oder -antisep
tika, dadurch gekennzeichnet, daß sie feste Peroxidabspalter
oder Peroxidaddukte in einer praktisch wasserfreien Fettphase
enthalten.
2. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, bis die Größe der Feststoffteilchen im Bereich
von etwa 50 µm liegt.
3. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß als Wirkstoffe anorganische Peroxide ent
halten sind.
4. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie Magnesium- oder Zinkperoxid enthalten.
5. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß sie organische Persäuren oder Wasserstoff
peroxidaddukte enthalten.
6. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 oder 2 und nach An
spruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Salze der Per
essigsäure der Perphthalsäure oder Percarbamid enthalten.
7. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß sie Emulgatoren enthalten.
8. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie W/O Emulgatoren enthalten.
9. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie Sorbitanmonosterarat, -palmitat,
-laurat oder -oleat enthalten.
10. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie flüssiges Paraffin und/oder Vaseline als
Fettphase enthalten.
11. Verfahren zur Herstellung der Desinfektionsmittel nach
Anspruch 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Fest
stoffe die Fett- bzw. Fettemulgatorphase mit einer Partikel
größe von 350 µm eingearbeitet und erst anschließend auf
eine Größe von etwa 50 µm zerkleinert werden.
12. Verwendung des Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis
11 zur Antiseptik der Haut.
13. Verwendung der Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis
11 zur Händedesinfektion.
14. Verwendung der Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis
11 zur Wundprophylaxe und -Versorgung.
15. Verwendung der Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis
11 zur Behandlung von Unterschenkelulzera.
16. Verwendung der Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis
11 als Bleichmittel gegen Sommersprossen.
17. Verwendung der Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 bis
11 zur Euterpflege bei Tieren.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934302812 DE4302812A1 (de) | 1993-02-02 | 1993-02-02 | Peroxidentwickelnde Desinfektionsmittel oder -antiseptika |
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