Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Rohren aus Rohrluppen in einem Streckreduzierwalzwerk.
Bevor Rohrluppen zum Fertigwalzen in ein Streckreduzier
walzwerk überführt werden, ist es bislang üblich, die
Rohrluppen im Rahmen einer Zwischenerwärmung auf etwa
950°C bis 1100°C aufzuheizen und sie anschließend durch
eine dem Streckreduzierwalzwerk vorgeordnete Spritzwas
ser-Entzunderungsanlage zu schicken ("Stahl und Eisen",
104 (1984) Nr. 25-26, S. 1339-1343).
Durch das Passieren der Spritzwasser-Entzunderungsanlage
sowie durch den Kontakt mit den wassergekühlten Walzen im
Streckreduzierwalzwerk werden die Rohrluppen abgekühlt,
so daß die fertig gewalzten Rohre Endwalztemperaturen
aufweisen, die z. B. zwischen etwa 740°C und 840°C für
unlegierte Stähle bzw. zwischen etwa 790°C und 910°C
bei mittellegierten Stählen liegen. Der Temperaturunter
schied über die Walzlänge eines fertigen Rohrs kann maxi
mal 80 K betragen.
Es ist mithin im bekannten Fall nicht auszuschließen, daß
die Endwalztemperaturen unterhalb der Rekristallisations
temperatur AC3 liegen. Hierbei lassen sich dann im Gefüge
des Fertigrohrs Perlitstreckungen, große Streuungen der
Ferritkorngrößen und häufig auch hexagonal angeordnete
Bereiche mit großer Ferritkorngrößenstreuung unter der
Außenoberfläche nachweisen.
Desweiteren bewirkt die in den letzten Walzgerüsten des
Streckreduzierwalzwerks ablaufende Umformung bei ver
gleichsweise niedrigen Temperaturen eine deutliche Aniso
tropie. Diese Verschlechterung der Querdehneigenschaften
der Fertigrohre kann beim Richten, insbesondere durch die
Prägerichtanteile, oder beim Ziehvorgang zu Innenrissen
führen.
Auch ist zu vermuten, daß bei mittellegierten Stählen
durch zu tiefe Endwalztemperaturen eingebrachte Spannun
gen die Alterung und die innere sowie äußere H2-Diffusion
begünstigen.
Schließlich ist es z. B. bei C-Stählen notwendig, die fer
tig gewalzten Rohre nachträglich zu normalisieren, weil
im gerichteten Walzzustand kein Normalisierungsgefüge
vorliegt und/oder die Festigkeits/Härtetoleranzen über
schritten werden.
Insgesamt ist also festzustellen, daß Endwalztemperaturen
unterhalb der Rekristallisationstemperatur AC3 die mecha
nischen Eigenschaften eines fertig gewalzten Rohrs beein
trächtigen und eine nachfolgende Bearbeitung, insbeson
dere eine Kaltumformung, erschweren.
Im Umfang von "TECHNISCHE MITTEILUNGEN", 46. Jahrgang,
Heft 6, S. 170, ist es bekannt, innerhalb von Verfor
mungsmaschinen, ,beispielsweise auch bei der Warmverfor
mung von Rohrabschnitten, Induktionsheizeinrichtungen an
zuordnen. Hiermit können aber nur diskontinuierliche Ver
fahrensschritte durchgeführt werden. Eine gedankliche
Verbindung mit der Herstellung von Rohren aus Rohrluppen
in einem Streckreduzierwalzwerk ist nicht erkennbar.
Der Erfindung liegt ausgehend vom eingangs genannten Stand der Technik die
Aufgabe zugrunde, ein Herstellungsverfahren zu schaffen,
das die gewünschten Eigenschaften der fertig gewalzten
Rohre in Bezug auf Festigkeit, Streckgrenze und Dehnung,
insbesondere für die Kaltumformung, gewährleistet.
Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in
den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
Kern der Erfindung bildet die Maßnahme, jede im Streckre
duzierwalzwerk umzuformende Rohrluppe im Bereich des
Streckreduzierwalzwerks nochmals gleichmäßig zu erwärmen,
um auf diesem Wege eine über die Walzlänge konstante und
höhere Endtemperatur einzustellen. Im Rahmen dieser ge
zielten Nacherwärmung kann folglich die Temperaturabnahme
der Rohrluppen durch den Einfluß einer unzureichenden
Zwischenerwärmung, z. B. in einem Nachwärmofen, des
Spritzwassers der Spritzwasser-Entzunderungsanlage, der
Umformwalzen des Streckreduzierwalzwerks, der Walzge
schwindigkeit sowie der Wanddicke der fertig gewalzten
Rohre einwandfrei korrigiert werden. Diese Nacherwärmung
in einem Temperaturbereich von etwa 50 K bis 200 K bedeu
tet, daß dann Endtemperaturen für unlegierte bis mittel
legierte Stähle über 830°C bzw. über 900°C eingestellt
werden können.
Auf diese Weise wird mithin gewährleistet, das die gefor
derten mechanischen Eigenschaften des fertig gewalzten
Rohrs, wie Festigkeit, Streckgrenze und Dehnung, insbe
sondere für eine nachfolgende Kaltumformung, eindeutig
sichergestellt werden.
Gemäß der in Patentanspruch 2 aufgeführten Alternative können
die Rohrluppen nach dem Passieren eines ersten Walzge
rüsts des Streckreduzierwalzwerks nacherwärmt werden. Wo
die Nacherwärmung im Streckreduzierwalzwerk erfolgt,
hängt dann von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten so
wie den Umform-Parametern ab. Die Nacherwärmung ist aber
vor dem letzten Walzgerüst des Streckreduzierwalzwerks
beendet.
Sind zwei Streckreduzierwalzwerke mit im Abstand zueinan
der angeordneten Gerüstbetten vorgesehen, so kann es ge
mäß Patentanspruch 3 vorteilhaft sein, die Rohrluppen zwischen
diesen beiden Gerüstbetten nochmals zu erwärmen.
Eine weitere Alternative des grundlegenden erfindungsge
mäßen Vorschlags sieht der Patentanspruch 4 vor. In diesem Fall
wird auch den Temperaturverlusten im Maßwalzwerk Rechnung
getragen.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn gemäß Patentanspruch 5 die
Rohrluppen mittels einer Induktionsspule nacherwärmt wer
den. Diese Induktionsspule kann dann beispielsweise so in
ein Streckreduzierwalzwerk integriert werden, daß in Ab
hängigkeit von der erforderlichen Länge der Induktions
spule etwa zwei bis acht Gerüstplätze freigelassen wer
den. In diesem dann freien Raum wird die Induktionsspule
angeordnet. Vorstellbar ist es aber auch, die Induktions
spule in den Bereich zwischen zwei Gerüstbetten von zwei
im Abstand hintereinander angeordneten Streckreduzier
walzwerken anzuordnen.
Entsprechend den Merkmalen des Patentanspruchs 6 ist es aber
auch denkbar, die zu Rohren fertig gewalzten Rohrluppen
unmittelbar nach dem Verlassen eines Streckreduzierwalz
werks nachzuerwärmen, um die Endtemperatur oberhalb der
Rekristallisationstemperatur AC3 sicherzustellen.
Nach Patentanspruch 7 können auch die zu Rohren fertig gewalz
ten Rohrluppen mittels einer Induktionsspule nacherwärmt
werden. Eine solche Induktionsspule kann dann hinter
einem Streckreduzierwalzwerk oder bei Anordnung eines
Maßwalzwerks vor einem Streckreduzierwalzwerk zwischen
dem Maßwalzwerk und dem Streckreduzierwalzwerk vorgesehen
werden.