Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sicherstellung
einer über die Walzlänge konstanten Endtemperatur ober
halb der Rekristallisationstemperatur AC3 von in einem
Streckreduzierwalzwerk aus Rohrluppen fertig gewalzten
Rohren.
Bevor Rohrluppen zum Fertigwalzen in ein Streckreduzier
walzwerk überführt werden, ist es bislang üblich, die
Rohrluppen im Rahmen einer Zwischenerwärmung auf etwa
950°C bis 1100°C auf zuheizen und sie anschließend durch
eine dem Streckreduzierwalzwerk vorgeordnete Spritzwas
ser-Entzunderungsanlage zu schicken.
Durch das Passieren der Spritzwasser-Entzunderungsanlage
sowie durch den Kontakt mit den wassergekühlten Walzen im
Streckreduzierwalzwerk werden die Rohrluppen abgekühlt,
so daß die fertig gewalzten Rohre Endwalztemperaturen
aufweisen, die z. B. zwischen etwa 740°C und 840°C für
unlegierte Stähle bzw. zwischen etwa 790°C und 910°C
bei mittellegierten Stählen liegen. Der Tem
peraturunterschied über die Walzlänge eines fertigen
Rohrs kann maximal 80 K betragen.
Es ist mithin im bekannten Fall nicht auszuschließen, daß
die Endwalztemperaturen unterhalb der Rekri
stallisationstemperatur AC3 liegen. Hierbei lassen sich
dann im Gefüge des Fertigrohrs Perlitstreckungen, große
Streuungen der Ferritkorngrößen und häufig auch hexagonal
angeordnete Bereiche mit großer Ferritkorngrößenstreuung
unter der Außenoberfläche nachweisen.
Desweiteren bewirkt die in den letzten Walzgerüsten des
Streckreduzierwalzwerks ablaufende Umformung bei ver
gleichsweise niedrigen Temperaturen eine deutliche Aniso
tropie. Diese Verschlechterung der Querdehneigenschaften
der Fertigrohre kann beim Richten, insbesondere durch die
Prägerichtanteile, oder beim Ziehvorgang zu Innenrissen
führen.
Auch ist zu vermuten, daß bei mittellegierten Stählen
durch zu tiefe Endwalztemperaturen eingebrachte Spannun
gen die Alterung und die innere sowie äußere H2-Diffusion
begünstigen.
Schließlich ist es z. B. bei C-Stählen notwendig, die Fer
tigrohre nachträglich zu normalisieren, weil im gerichte
ten Walzzustand kein Normalisierungsgefüge vorliegt
und/oder die Festigkeits/Härtetoleranzen überschritten
werden.
Insgesamt ist also festzustellen, daß Endwalztemperaturen
unterhalb der Rekristallisationstemperatur AC3 die mecha
nischen Eigenschaften eines Fertigrohrs beeinträchtigen
und eine nachfolgende Bearbeitung, insbesondere eine
Kaltumformung, erschweren.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zu schaffen, das die gewünschten Eigenschaften der Fer
tigrohre in Bezug auf Festigkeit, Streckgrenze und Deh
nung, insbesondere für die Kaltumformung, gewährleistet.
Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in
den im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 aufge
führten Merkmalen.
Kern der Erfindung ist die Maßnahme, jede im Streckredu
zierwalzwerk umzuformende Rohrluppe im Bereich des
Streckreduzierwalzwerks nochmals gleichmäßig zu erwärmen,
um auf diesem Wege eine über die Walzlänge konstante und
höhere Endtemperatur einzustellen. Im Rahmen dieser ge
zielten Nacherwärmung kann folglich die Temperaturabnahme
der Rohrluppen durch den Einfluß einer unzureichenden
Zwischenerwärmung, z. B. in einem Nachwärmofen, des
Spritzwassers der Spritzwasser-Entzunderungsanlage, der
Umformwalzen des Streckreduzierwalzwerks, der Walzge
schwindigkeit sowie der Rohrwanddicke der Fertigrohre
einwandfrei korrigiert werden. Diese Nacherwärmung in ei
nem Temperaturbereich von etwa 50 K bis 200 K bedeutet,
daß dann Endtemperaturen für unlegierte bis mittel
legierte Stähle über 830°C bzw. über 900°C eingestellt
werden können.
Auf diese Weise wird mithin gewährleistet, daß die gefor
derten mechanischen Eigenschaften des Fertigrohrs, wie
Festigkeit, Streckgrenze und Dehnung, insbesondere für
eine nachfolgende Kaltumformung, eindeutig sichergestellt
werden.
Gemäß der in Patentanspruch 2 aufgeführten Alternative
können die Rohrluppen nach dem Passieren des ersten Walz
gerüsts des Streckreduzierwalzwerks nacherwärmt werden.
Wo die Nacherwärmung im Streckreduzierwalzwerk erfolgt,
hängt dann von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten so
wie den Umform-Parametern ab. Die Nacherwärmung ist aber
vor dem letzten Walzgerüst des Streckreduzierwalzwerks
beendet.
Sind zwei Streckreduzierwalzwerke mit im Abstand zueinan
der angeordneten Gerüstbetten vorgesehen, so kann es ge
mäß Patentanspruch 3 vorteilhaft sein, die Rohrluppen
zwischen diesen beiden Gerüstbetten nochmals zu erwärmen.
Entsprechend den Merkmalen des Patentanspruchs 4 ist es
aber auch denkbar, die fertig gewalzten Rohre unmittelbar
nach dem Verlassen eines Streckreduzierwalzwerks nach
zuerwärmen, um die Endtemperatur oberhalb der Rekristal
lisationstemperatur AC3 sicherzustellen.
Eine weitere Alternative des grundlegenden erfindungsge
mäßen Vorschlags sieht der Patentanspruch 5 vor. In die
sem Fall wird auch den Temperaturverlusten im Maßwalzwerk
Rechnung getragen.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn gemäß Patentanspruch 6
die Rohrluppen bzw. die fertig gewalzten Rohre mittels
einer Induktionsspule nacherwärmt werden. Diese Induk
tionsspule kann dann beispielsweise so in ein Streckredu
zierwalzwerk integriert werden, daß in Abhängigkeit von
der erforderlichen Länge der Induktionsspule etwa zwei
bis acht Gerüstplätze freigelassen werden. In diesem dann
freien Raum wird die Induktionsspule angeordnet. Vor
stellbar ist es aber auch, die Induktionsspule in den Be
reich zwischen zwei Gerüstbetten von zwei im Abstand hin
tereinander angeordneten Streckreduzierwalzwerken anzu
ordnen bzw. die Induktionsspule beim Nacherwärmen von
fertig gewalzten Rohren hinter einem Streckreduzierwalz
werk vorzusehen oder bei Anordnung eines Maßwalzwerks vor
einem Streckreduzierwalzwerk dann die Induktionsspule
zwischen dem Maßwalzwerk und dem Streckreduzierwalzwerk
vorzusehen.