DE4226255A1 - Verfahren zur hydrostatischen Hochdruckbehandlung eines Stoffes - Google Patents
Verfahren zur hydrostatischen Hochdruckbehandlung eines StoffesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Hochdruckbehandlungsverfahren gemäß den
im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen.
Es ist bekannt, Lebensmittel einer zeitlich begrenzten, in der Regel
im Minutenbereich liegenden Hochdruckbehandlung auszusetzen um
die im Lebensmittel befindlichen Keime zumindest weitgehend ab
zutöten und somit eine längere Haltbarkeit des Lebensmittels zu
erreichen. Neben dem beschriebenen Keimabtötungseffekt hat es sich
beispielsweise bei der Hochdruckbehandlung von Fruchtsäften ge
zeigt, daß die natürlichen Aromakomponenten im Gegensatz zu
herkömmlichen thermischen Keimabtötungsverfahren (Pasteurisierung)
nicht negativ beeinflußt werden. Zu diesem Stand der Technik wird
auf die Arbeit von R. Hayashi, Application of High Pressure to Food
Processing and Preservation, "Engineering and Food", herausgegeben
von W.E.L. Spiess und H. Schubert, erschienen 1989 im Verlag
Elsevier Appl. Sci., England, Seite 815 bis 826 verwiesen. Dort sind
die in diesem Zusammenhang bekanntgewordenen Hintergründe und
Effekte im einzelnen beschrieben.
Bei zahlreichen lebensmitteltechnischen Prozessen, wie beispielsweise
im Verlauf der Eiscremherstellung (Reifen des Mixes) oder auch bei
Behandlungsprozessen in anderen Bereichen, wie beispielsweise der
Herstellung der Butter aus Rahm (physikalische Rahmreifung), bei
denen es darum geht, ein in emulgiertem Zustand befindliches Fett
gemisch in seiner Struktur zu ändern, insbesondere Kristallisations
effekte in der inneren Phase hervorzurufen, erfolgt dies heutzutage in
der Regel durch ausgewählte Temperatur- und Zeitprogramme der
Behandlungen, indem die Emulsion nach definierter thermischer
Vorgeschichte einer thermischen Behandlung (Kühlung/Erwärmung)
unter atmosphärischem Druck unterzogen wird. Für die vorerwähnten
Phasenumwandlungsprozesse, insbesondere bei emulgierten Speisefet
ten wie beispielsweise in Milchprodukten, ist regelmäßig eine mehr
stündige Kaltlagerung, beispielsweise von zwanzig Stunden bei 5°C
erforderlich. Dabei ist die gewünschte Strukturumwandlung, insbe
sondere der gewünschte Kristallisationseffekt, in starkem Maße von
der Zusammensetzung der Fettphase abhängig. So ist beispielsweise
für den Phasenübergang flüssig/fest der inneren Phase im emulgierten
Zustand die Tropfengröße der inneren Phase von Bedeutung. Bei
kleineren Tropfengrößen sind stärkere Kühlungsprozesse nötig als bei
größeren Tropfen (Unterkühlungsphänomen). Zudem bedeuten lange
Prozeßzeiten stets erhöhte Prozeßkosten. Erschwerend hinzu kommt
die energetisch aufwendige Abkühlung. Alternative Behandlungsver
fahren sind nicht bekannt.
Die der Erfindung zugrundeliegende Problemstellung liegt darin, hier
ein alternatives Behandlungsverfahren anzugeben, das die vorerwähn
ten Nachteile vermeidet und mit dem eine gezielte Beeinflussung der
Struktur bzw. des Aggregatzustandes der inneren Phase solcher
emulgierter Fettgemische möglich ist.
Diese Aufgabe wird ausgehend von dem einleitend genannten Stand
der Technik dadurch gelöst, daß die Emulsion, also das Fettgemisch
in emulgiertem Zustand einer Hochdruckbehandlung zugeführt wird,
um die Kristallgröße, Kristallform und/oder Kristallanordnung in
nerhalb der inneren Phase gezielt zu beeinflussen.
Die Stabilität der Emulsion wird durch das Behandlungsverfahren
nicht beeinflußt. Weiterhin hat sich gezeigt, daß diese Hochdruckbe
handlung nicht nur eine erhebliche zeitliche Beschleunigung der
Umwandlungsprozesse innerhalb der inneren Phase bewirkt, sondern
daß diese Druckbehandlung bei Temperaturen erfolgen kann, unter
denen bei atmosphärischem Druck auch langfristig keine annähernd
vergleichbare Strukturveränderung eintritt. Dies hat insbesondere in
der Massenproduktion, wie beispielsweise bei der Verarbeitung von
Milchprodukten oder der Speiseeisherstellung den erheblichen Vor
teil, daß die energieaufwendige Kühlung der gesamten Emulsion und
die ggf. nachfolgende Wiedererwärmung völlig entfallen kann. Die
Behandlungszeiten werden je nach Behandlungsdruck und -temperatur
etwa im Minutenbereich liegen, wodurch die bisher üblichen langen
Lagerungszeiten entfallen können. Es ist damit erstmals möglich,
derartige Strukturumwandlungen in einen quasi kontinuierlichen
Prozeß zu integrieren.
Mit dem erfindungsgemäßen Druckbehandlungsverfahren können die
Umwandlungsprozesse wesentlich genauer gesteuert werden als bei
den bisher bekannten thermischen Behandlungsverfahren, insbesonde
re ist der bisher wesentliche Einfluß der Tropfengröße bei diesem
Behandlungsverfahren nicht so entscheidend, was den Verfahrens
prozeß vereinfacht.
Mit dem erfindungsgemäßen Behandlungsverfahren ist es insbesonde
re möglich, eine Kristallisation der inneren Phase bei Fettgemischen
mit vergleichsweise niedrigem Schmelzpunkt zu realisieren, die unter
atmosphärischem Druck wegen des dann schon erreichten Schmelz
punktes der äußeren wäßrigen Phase nicht möglich wäre. Unter dem
hohen Behandlungsdruck kann auch hier die Kristallisation der inne
ren Phase induziert werden und das dafür gewählte Temperaturniveau
sogar unter die normale, bei atmosphärischem Druck vorliegende
Phasenübergangstemperatur der äußeren Phase abgesenkt werden, da
die Erstarrungstemperatur der äußeren Phase bei den hier angewende
ten hohen Drücken weiter absinkt, bei Wasser beispielsweise auf
bis zu -20°C bei 300 MPa.
Ein positiver Nebeneffekt der Hochdruckbehandlung ist die an sich
bekannte mikrobiologische und enzymatische Veränderung ohne
thermische Behandlung. Diese druckinduzierte Inaktivierung von
Mikroorganismen und Enzymen ist insbesondere im Lebensmittel
bereich von großem Vorteil.
Zwar kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine vielseitige
Beeinflussung der inneren Phase erfolgen, besonders vorteilhaft
erfolgt jedoch damit die Erhöhung des Festfettanteils des Fettgemi
sches. Durch die Hochdruckbehandlung wird die Kristallisation der
inneren Phase induziert, wodurch bestimmte Fette des Fettgemisches
erstarren.
Eine Temperaturabsenkung, d. h. eine thermische Unterstützung,
kann, muß aber nicht erfolgen. Wie schon erwähnt, ist es energetisch
besonders günstig, wenn die Hochdruckbehandlung ohne zusätzliche
thermische Behandlung erfolgt. In der Praxis ist daher häufig eine
Hochdruckbehandlung bei einer Temperatur von Vorteil, die oberhalb
der Kristallisationstemperatur des Fettgemisches der inneren Phase
liegt.
Unter Fettgemisch im Sinne der Erfindung sind natürliche Fette,
chemisch, physikalisch oder anderweitig modifizierte natürliche Fette
sowie chemisch reine (synthetische) Fette und Mischungen der vor
erwähnten Fette zu verstehen. Jedenfalls besteht ein Fettgemisch stets
aus mehreren Fetten (Mono-, Di- und Triglyzeriden) unterschiedli
cher Molekularstruktur, deren Schmelz- und Erstarrungseigenschaften
sich zusätzlich durch ihre teilweise Löslichkeit ineinander beeinflus
sen.
Die bei der Hochdruckbehandlung einzustellenden Druck-, Zeit- und
Temperaturparameter können nahezu unbegrenzt und fließend variiert
werden und sind in starkem Maße abhängig von den Ausgangsstoffen
und dem gewünschten Behandlungsergebnis. Es ist jedoch absehbar,
daß eine signifikante Strukturänderung innerhalb der inneren Phase
bei Drücken oberhalb von 5 MPa einsetzen wird, wobei bevorzugt
Drücke größer als 100 MPa eingesetzt werden, um das Verfahren zu
beschleunigen und wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten. Die Behand
lungsdauer wird sich dabei in Bereichen zwischen 10 Sekunden und
60 Minuten bewegen. Die Behandlungstemperatur ist stark stoffab
hängig, wird sich jedoch im allgemeinen zwischen 0°C und 30°C
bewegen.
Die Erfindung ist nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert, wobei in den Figuren schematisch das Behandlungs
ergebnis dargestellt ist. Die Figuren geben die charakteristischen
Merkmale von transmissionselektronenmikroskopisch nach Präparation
von Milchfettemulsionen mit Hilfe der Gefrierbruchtechnik gewonne
nen Aufnahmen wieder, und zwar Fig. 1 ohne die erfindungsgemäße
Behandlung und Fig. 2 nach der erfindungsgemäßen Behandlung,
jeweils in Schnittdarstellung. Kopien der elektronenmikroskopischen
Aufnahmen sind den Anmeldungsunterlagen als Fig. 1a und 2a
beigefügt, der Vergrößerungsfaktor dieser Aufnahmen beträgt etwa
46 000.
Ausgangsprodukt war ein nicht homogenisierter pasteurisierter Rahm
mit 35% (Gew.-%) Fettanteil bei 24°C. Die thermische Vorgeschich
te des Rahms ergibt sich durch die Pasteurisierung bei 85°C und eine
nachfolgende langsame Abkühlung auf 24°C.
Der so vorbehandelte Rahm ist dann einer Hochdruckbehandlung mit
einem Druck von 200 MPa bei einer Temperatur von 24°C über eine
Zeit von 15 Minuten ausgesetzt worden. Zum Vergleich ist eine
Referenzprobe auf gleicher Temperatur, jedoch bei Atmosphärendruck
gehalten worden.
Durch elektronenmikroskopische Kontrolle kurz vor und nach der
Druckbehandlung konnte nachgewiesen werden, daß vor der Druckbe
handlung die innere Phase der Emulsion in vollständig flüssigem
Aggregatzustand vorlag und nach der Druckbehandlung ein partiell
kristalliner Zustand deutlich erkennbar war. In Fig. 2 sind die
Kristallstrukturen eines Fetttropfens (mit Bezugsziffer 2 gekennzeich
net) dargestellt, wie sie sich unter dem Elektronenmikroskop nach
der Druckbehandlung gezeigt haben. Es sind eindeutig die typischen
monomolekularen Schichten 2 kristallinen Fettes erkennbar, während
vor der Behandlung die Fettphase vollständig in flüssigem Aggregat
zustand (mit Bezugsziffer 1 gekennzeichnet) vorlag, wie dies anhand
von Fig. 1 dargestellt ist. In den Figuren ist mit 3 die Fettkugel
membran gekennzeichnet.
Das gleiche Ergebnis wurde erreicht mit einem Rahm, dessen thermi
sche Vorgeschichte durch eine 24stündige Kaltlagerung des pasteuri
sierten Rahms bei 5°C, eine nachfolgende Erwärmung auf 50°C zum
vollständigen Aufschmelzen des Fettgemisches der inneren Phase
sowie eine sich daran anschließende langsame Abkühlung auf 24°C
bei einer ein- bis zweistündigen Haltedauer gekennzeichnet war.
Ein quantitativer Nachweis des Kristallisationsvorgangs wurde mit
Hilfe des gepulsten niedrigauflösenden NMR-Verfahrens (Nuclear
Magnetic Resonance) festgestellt. Zwar ist dieses Verfahren prinzi
piell dazu vorgesehen, den in fester Form vorliegenden Fettanteil
eines nichtemulgierten Fettgemisches zu bestimmen, doch galt es hier
lediglich eine Erhöhung des Festfettanteils nachzuweisen, wobei es
unerheblich war, ob der Restanteil aus der äußeren wäßrigen Phase
bestand. Während die Referenzprobe, in der das Fett ausschließlich
in flüssigem Aggregatzustand vorlag, einen konstanten NMR-Wert
von 2,64% (bei einer Kalibrierung des NMR-Geräts auf 100%
reines Fett) aufwies, konnte nach der oben beschriebenen Hochdruck
behandlung und anschließender zehnminütiger Lagerung bei 24°C
und atmosphärischem Druck ein NMR-Wert von 6,11% sowie nach
einer weiteren einstündigen Lagerung ein NMR-Wert von 6,74% er
mittelt werden, der die Umwandlung von flüssigem Fett in kristalli
siertes Fett eindeutig qualitativ belegt.
Claims (6)
1. Verfahren zur Behandlung eines Stoffes, bei dem der Stoff für
eine bestimmte Zeit einem hohen hydrostatischen Druck ausgesetzt
wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Stoff ein Fettgemisch in
emulgiertem Zustand ist und daß die Hochdruckbehandlung zur Be
einflussung der Kristallgröße, Kristallform und/oder der Kristall
anordnung innerhalb der inneren Phase der Emulsion vorgesehen ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hochdruckbehandlung zur Erhöhung des Festfettanteils des Fettgemi
sches eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Hochdruckbehandlung bei einer Temperatur erfolgt, die
innerhalb des Schmelz- bzw. Erstarrungsbereiches einzelner Kom
ponenten des Fettgemisches liegt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Fettgemisch aus natürlichen, modifizierten
natürlichen und/oder synthetischen Fetten besteht.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Behandlungsdruck mindestens 5 MPa, vor
zugsweise mehr als 100 MPa beträgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Behandlungsdauer zwischen 10 Sekunden und
60 Minuten, vorzugsweise im Bereich von etwa einer Minute liegt.
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