DE4207059C1 - Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen - Google Patents
Verfahren zur Läuterung oxidischer SchmelzenInfo
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Description
Unter Läuterung versteht man in bezug auf Schmelzen
dieEntfernung von Gasblasen aus der Schmelze. Um
höchste Fremdgas- und Blasenfreiheit zu erzielen,
bedarf es der gründlichen Durchmischung und
Entgasung des geschmolzenen Gemenges, beispielsweise
des Glases.
Das Verhalten von Gasen bzw. Blasen in einer
Glasschmelze sowie deren Entfernung ist
beispielsweise in "Glastechnische
Fabrikationsfehler", herausgegeben von H. Jebsen-
Marwedel und R. Brückner, 3. Auflage, 1980,
Springer-Verlag, auf den Seiten 195 ff. beschrieben.
Es sind allgemein zwei prinzipiell verschiedene
Läuterverfahren bekannt, die sich im wesentlichen
durch die Art und Weise der Läutergaserzeugung
unterscheiden.
Bei der mechanischen Läuterung werden durch
Öffnungen im Boden des Schmelzaggregates
Wasserdampf, Sauerstoff, Stickstoff oder einfach
Luft eingepreßt. Bei diesem sog.
"bubbling"-Verfahren wird dann durch weiteres
Erhöhen der Temperatur die Schmelze dünnflüssiger,
und die Gasbläschen können leichter an die
Oberfläche aufsteigen. Diese Phase des Verfahrens
wird auch als "Blankschüren" bezeichnet. Häufig wird
beim bubbling-Verfahren die Freiheit von Fremdgasen
durch Rührwerke verbessert. Da jedoch die
Bläschengröße der eingepreßteen Läutergase im
allgemeinen zu groß ist und die Gasbläschen zu
schnell aufsteigen, können zum Beispiel die für das
Schmelzen von optischen Gläsern geforderten extrem
hohen Fremdgasfreiheiten selbst durch
Rührwerkunterstützung nur sehr schwer erreicht
werden.
Am häufigsten werden chemische Läuterverfahren
angewendet. Ihr Prinzip besteht darin, daß der
Schmelze Verbindungen zugesetzt werden, die sich
zersetzen und Gase spalten, oder Verbindungen, die
bei höheren Temperaturen flüchtig sind, oder
Verbindungen, die in einer Gleichgewichtsreaktion
bei höheren Temperaturen Gase abgeben.
Zu der ersten Gruppe von Verbindungen gehört
beispielsweise Natriumsulfat (Glaubersalz), das bei
ca. 1200°C Schwefeldioxid und Sauerstoff abspaltet
und als billiger Rohstoff für die Läuterung von
Massengläsern bevorzugt wird.
Zu den Verbindungen, die bei hohen Temperaturen
aufgrund ihres Dampfdruckes flüchtig sind und
dadurch wirken, sind u. a. NaCl oder bestimmte
Fluoride zu zählen.
Die letzte Gruppe von Stoffen schließlich umfaßt die
sog. Redox-Läutermittel wie beispielsweise
Arsenoxid, Antimonoxid oder auch Ceroxid etc. Bei
diesem in der Praxis weitaus am häufigsten
eingesetzten Verfahren we rden als Redox-Läutermittel
polyvalente Ionen eingesetzt, die in mindestens zwei
Oxidationsstufen auftreten können, welche in einem
temperaturabhängigen Gleichgewicht untereinander
stehen, wobei bei hohen Temperaturen ein Gas, meist
Sauerstoff, freigesetzt wird.
Das Redox-Gleichgewicht der in der Schmelze gelösten
Substanz läßt sich am Beispiel des Arsenoxids durch
die Gleichung (I)
As₂O₅ ⇄ As₂O₃ + O₂↑ (I)
darstellen.
Die Gleichgewichtskonstante K zu (I) kann wie in
Gleichung (II) formuliert werden:
In dieser Gleichung bedeuten AAs₂O₃ und aAs₂O₅ die
Aktivitäten des Arsentri- bzw. Arsenpentoxids und O₂
die Fugazität des Sauerstoffs.
Die Gleichgewichtskonstante K ist stark
temperaturabhängig, und über die Temperatur und die
Aktivität der oxidischen Arsenverbindungen läßt
sich eine definierte Sauerstoffugazität O₂
einstellen.
Sowohl bei der mechanischen als auch der chemischen
Läuterung kann man im wesentlichen drei
Läutereffekte unterscheiden:
- 1) einen primären Läutereffekt durch die spontane Bildung bzw. Einbringung von Gasblasen, bevorzugt Sauerstoffblasen bei der Verwendung von Redox-Läutermitteln, wobei die in der Schmelze gelösten Fremdgase, beispielsweise CO₂, N₂, H₂O, NO, NO₂ und andere, in die Gasblasen eindiffundieren. Die Gasblasen werden dadurch aufgebläht, und die aufgeblähten Gasblasen steigen schneller nach oben, um schließlich die Schmelze zu verlassen;
- 2) einen sekundären Läutereffekt, bei dem der umgekehrte Vorgang wie unter 1) beschrieben stattfindet, nämlich die Diffusion von Gasen, beispielsweise Sauerstoff aus dem Redox-Gleichgewicht, in vorhandene Fremdgasblasen, so daß diese aufgebläht werden und einen erhöhten Auftrieb erhalten; und
- 3) einen sog. Resorptionseffekt, bei dem sich nach 1) oder 2) entstandene, bei einer Temperaturerniedrigung noch in der Schmelze befindliche aufgeblähte Blasen von zum Beispiel Sauerstoff auflösen, beispielsweise beim Redox-Gleichgewicht (1) durch Verschiebung des Gleichgewichts auf die Seite des Edukts.
Allen chemischen Läuterverfahren ist gemeinsam, daß
den Schmelzen Chemikalien zugesetzt werden, die
umweltgefährdend, zumindest jedoch nicht
umweltfreundlich sind. Dazu sind beispielsweise die
Verdampfungsläutermittel, die Fluoride, zu nennen
oder auch die als Redox-Läutermittel wirkenden
Arsen- oder Antimonoxide. Die Verwendung einiger
Substanzen ist bereits jetzt (Fluoride, Arsenoxid)
oder in naher Zukunft (Antimonoxid) nur noch stark
eingeschränkt möglich, bzw. es ist geplant, deren
Einsatz vollständig zu verbieten. Alternative
Redox-Läutermittel, beispielsweise Ceroxide, sind
relativ teure Ersatzsubstanzen.
Neben der mechanischen und chemischen Läuterung hat
es auch schon Versuche gegeben, oxidische Schmelzen
elektrochemisch zu läutern.
So ist beispielsweise aus der US-A-3 775 081 ein
Verfahren zur Läuterung oxidischer Glasschmelzen
bekannt, bei welchem das läuternde Gas in situ in
einer elektrochemischen Reaktion in der oxidischen
Schmelze erzeugt wird. Hierzu wurden am Boden eines
Schmelzgefäßes geringe Mengen von geschmolzenem
Metall benötigt, um aus Wasserdampf, der in der
Glasschmelze vorhanden ist oder in dieselbe
eindiffundiert, in einer elektrochemischen Reaktion
Wasserstoffgas zu erzeugen, welches als Läutergas
zur Läuterung der Schmelze dienen soll.
Das in der US-A-3 775 081 geschilderte Verfahren
ist jedoch auf verschiedene Weise mit erheblichen
Nachteilen verbunden.
So ist das Verfahren auf gasbeheizte Schmelzwannen
beschränkt, da nur in mit Gas oder Öl beheizten
Wannen - nicht aber in elektrisch beheizten
Schmelzwannen - Wasserdampf in einer solchen Menge
zur Verfügung gestellt werden kann, die zur
Erzeugung des Wasserstoffläutergases ausreicht.
Dabei ist das Vorhandensein einer Wasserdampfquelle
- sei es, daß der Wasserdampf aus der
Heizstoffverbrennung resultiert oder, was auch
möglich ist, daß er eingeleitet wird - in der zu
läuternden Schmelze äußerst nachteilig, da zur
effektiven Läuterung die Schmelze grundsätzlich von
Wasserdampf freizuhalten ist, um den "Reboil-Effekt"
der Schmelze zu vermeiden.
Zusätzlich besteht beim Verfahren gemäß der
US-A-3 775 081 die Gefahr, daß andere als die
gewünschten Konzentrationen an Metallionen von
polyvalenten Metallen im erzeugten Glas erhalten
werden. Dies kann die Folge eines variierenden, im
Laufe der Läuterung geringer werdenden
Wasserdampfpartialdruckes sein, der zu einer
Verschiebung des Redoxgleichgewichts von
polyvalenten Ionen führt, wie etwa zur Reduktion von
Fe²⁺ zu FE³⁺.
Darüber hinaus schränkt das Erfordernis, daß das
Metall zur Reduktion des Wasserdampfes beim
Verfahren gemäß der US-A-3 775 081 im geschmolzenen
Zustand vorliegen muß, um eine ausreichende
Reaktivität des Metalls zu erreichen, das Verfahren
- je nach Glasschmelze - auf Zinn, Blei, Antimon
oder Nickel als Metall ein. Im Umkehrschluß ist dann
aber auch nicht jede Glasschmelze auf diese Weise
läuterbar. Außerdem wird aber eine ganze Reihe von
Gläsern a priori von der Anwendung des
Läuterverfahrens der US-A-3 775 081 ausgeschlossen,
da die Gefahr besteht, daß die Glaskomponenten durch
das geschmolzene Metall reduziert werden.
Der größte Nachteil dürfte jedoch in der Verwendung
von Wasserstoff als Läutergas liegen. Der gasförmige
Wasserstoff kann beim Verlassen der Schmelze sofort
explosionsartig mit Sauerstoff reagieren.
Neben der elektrochemischen Läuterung, bei der
Gasblasen in der Glasschmelze zu deren Läuterung
erzeugt werden, ist es weiterhin bekannt,
beispielsweise aus der GB-A-1 128 561, daß die
Bildung von durch elektrochemische Reaktionen
entstandenen Gasblasen in bereits geläuterten
Glasschmelzen verhindert werden kann. Hierzu gibt
die GB-A-1 128 561 die Lehre, eine Glasschmelze in
einer elektrisch leitenden Wanne unter einer nicht
oxidierenden Atmosphäre zu halten, um das erneute
Auftreten von Gasblasen nach der Läuterung zu
vermeiden.
Die GB-A-1 128 561 beschreibt zwar ein Prinzip,
nach welchem die Entstehung von Gasbläschen in der
Schmelze erklärbar erscheint, die Schlußfolgerungen
hinsichtlich der Läuterung sind jedoch falsch oder
fehlen ganz. In der GB-A-1 128 561 wird eine sog.
Thermozelle Platin/Glas(T₁) - Glas(T₂)/Platin
beschrieben, deren Kurzschluß zur
Sauerstoffblasenbildung beim "Reboil-Effekt" führt.
Dabei kann es jedoch entgegen dem angegebenen
Prinzip, nicht nur bei der Elektrode von höherer
Temperatur, sondern auch an der Elektrode von
tieferer Temperatur zur Sauerstoffbildung kommen
(Baucke, Mücke in Journal of Non-Crystalline Solids,
84 [1986], Seiten 174 ff.). Darüber hinaus ist das
angegebene Prinzip mit einem weiteren Fehler
behaftet. Dieser besteht darin, daß das Entstehen
von Sauerstoff an der Elektrode höherer Temperatur
noch nicht zu einer für die Läuterung verwendbaren
Blasenbildung führt, sondern nur zu einer
Sauerstoffbildung. Um für die Läuterung verwendbare
Blasen aus Sauerstoff zu bilden, muß die höhere
Temperatur nämlich in der Nähe der Reboil-Temperatur
liegen.
Darüber hinaus ist dem gesamten Stand der Technik,
der sich mit elektrochemischen Läuterverfahren
befaßt, kein Hinweis entnehmbar, wie die Kinetik der
Läuterreaktion zu steuern ist, noch wie die
Thermodynamik der Läuterreaktion beherrschbar und
gezielt einsetzbar wird. Mit anderen Worten, es wird
kein Weg gezeigt, wie die Blasenzahl und die Größe
der Läutergasblasen eingestellt werden könnte.
Gegenüber dem dargelegten Stand der Technik liegt
der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Läuterung oxidischer Schmelzen zur Verfügung zu
stellen, das es gestattet, Schmelzen mit hoher
Freiheit von Fremdgasen zu erhalten und gleichzeitig
auf die Verwendung umweltgefährdender
Läuterchemikalien zu verzichten, zumindest jedoch
deren Verwendung deutlich einzuschränken.
Gleichzeitig soll das neue Verfahren einfach und
billig durchführbar sein. Insbesondere sollen die
Nachteile des elektrochemischen Läuterverfahrens mit
in situ erzeugtem Wasserstoff vermieden werden,
wobei ein elektrochemisches Läuterverfahren
angegeben werden soll, mit dem sowohl die Kinetik
als auch die Thermodynamik der Läutergasentstehung
steuerbar ist.
Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch,
daß ein Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
bereitgestellt wird, bei dem das Läutergas in situ
in der oxidischen Schmelze elektrochemisch erzeugt
wird, wobei das Verfahren sich dadurch kennzeichnet,
daß Sauerstoff als Läutergas elektrolytisch erzeugt
wird.
Vorteilhafte Verfahrensmodifikationen sind
Gegenstand der abhängigen Patentansprüche.
Die Vorteile eines elektrochemischen
Läuterverfahrens bestehen im wesentlichen darin, daß
im Gegensatz zur mechanischen Läuterung die
Schmelzaggregate nicht besonders auf das Einpressen
von Gasen vorbereitet sein müssen und daß die
Blasengröße des Läutergases leicht einstellbar ist.
Im Gegensatz zur chemischen Läutermethode,
insbesondere der Redox-Läutermethode, die sich
bislang in der Praxis durchgesetzt hatte, kann auf
die Verwendung von giftigen oder teuren
Redox-Chemikalien verzichtet werden, bzw. deren Menge
kann deutlich reduziert werden.
Beim erfindungsgemäßen Läuterverfahren für oxidische
Schmelzen, insbesondere Glasschmelzen, werden
zumindest zwei Elektroden bereitgestellt, die beide
zumindest teilweise mit der oxidischen Schmelze in
Berührung sind, zum Beispiel in die oxidische
Schmelze eintauchen, und die über eine
Spannungsquelle miteinander geschaltet sind, so daß
bei einer angelegten Spannung an einer der beiden
Elektroden Läutergas in Form von Bläschen entsteht,
so daß gasförmige Fremdstoffe, die in der Schmelze
eingeschlossen sind, nach dem oben beschriebenen
primären und/oder sekundären Läutereffekt aus der
Schmelze entfernt werden.
Die zur Bewirkung des primären und sekundären
Läutereffekts benötigten Gasblasen werden also durch
eine Elektrolyse der oxidischen Schmelze an einer
Läuterelektrode entwickelt. Dabei entsteht gemäß
Gleichung (III) in einer elektrochemischen Reaktion
Sauerstoff.
In der Gleichung (III) steht (LE) für
Läuterelektrode und (GE) für Gegenelektrode. Da es
sich bei dem Prozeß gemäß Gleichung (III) um eine
Reaktion handelt, bei der kathodische und anodische
Reaktion eine gleiche Stromstärke aufweisen, ist die
Gegenelektrode (GE) bevorzugt an einer Stelle in der
Schmelze angebracht, die die Gegenwart des
Sauerstoffs elementar gasförmig oder elementar
gelöst ermöglicht. Bei oxidischen Schmelzen ist dies
bevorzugt in der Nähe der Schmelzoberfläche, die in
Kontakt mit der Atmosphäre oberhalb der Schmelze
ist, wobei in der Atmosphäre oberhalb der Schmelze
für einen ausreichenden Sauerstoffgehalt gesorgt
sein sollte.
In diesem Zusammenhang sollte festgestellt sein, daß
für das bisher beschriebene elektrochemische
Läuterverfahren bevorzugt Sauerstoff in Frage kommt,
da sowohl die Schmelzen als auch die Atmosphäre
oberhalb der Schmelze im Schmelzaggregat über
genügend hohe Aktivitäten bzw. Konzentrationen an
O²-Ionen bzw. gelöstem oder gasförmigem
molekularem Sauerstoff verfügen. Es ist aber genauso
gut die Verwendung anderer Gase möglich, es muß nur
eine genügend hohe Aktivität von Ionen dieses Gases
in der Schmelze vorhanden sein, und die Atmosphäre
außerhalb der Schmelze muß eine ausreichende
Konzentration an diesem gasförmigen Stoff aufweisen.
Trotzdem soll im folgenden unter Läutergas in der
Regel Sauerstoff verstanden werden.
Die Läuterelektrode ist nun bevorzugt ganz innerhalb
der oxidischen Schmelze angeordnet, während die
Gegenelektrode, wie bereits ausgeführt, teilweise in
die oxidische Schmelze eintaucht und teilweise mit
der Atmosphäre oberhalb der oxidischen Schmelze in
Berührung ist oder aber in der Schmelze, aber nahe
der Schmelzoberfläche angeordnet ist.
Um die an der Läuterelektrode entwickelten
Sauerstoffbläschen für die Diffusion der Fremdgase
in die O₂-Bläschen und für die Diffusion für die
Fremdgase möglichst lange in Kontakt mit der
Schmelze und den Fremdgasen zu halten, ist es
zweckmäßig, die Läuterelektrode möglichst am Boden
des Schmelzaggregats, beispielsweise am Wannenboden,
anzuordnen. Es ist unter anderem auch denkbar, die
Läuterelektrode als integralen Bestandteil des
Wannenbodens auszuführen oder den Wannenboden selbst
als Läuterelektrode auszubilden.
Die Anordnung der Gegenelektrode ist auch in einem
separaten Schmelzaggregat möglich. Es ist zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
lediglich erforderlich, daß die Gegenelektrode mit
der Läuterelektrode in leitender Verbindung steht.
Dies geschieht beispielsweise über Anschlüsse,
geeignete Verbindungsdrähte oder Leitungen.
Selbstverständlich ist es in einem solchen Falle
auch erforderlich, daß die Schmelze im separaten
Schmelzaggregat mit der zu läuternden Schmelze
ebenfalls in Verbindung steht, beispielsweise über
einen Kanal etc. Über solch eine Anordnung ist
allerdings eine vorteilhafte Thermostatisierung und
auch eine Kontrolle der Atmosphäre bzw. eine
verbesserte Konditionierung der Gegenelektrode
möglich.
Um die Reaktion gemäß Gleichung (III) hervorzurufen,
ist es nötig, eine Spannung an die leitend
miteinander verbundenen Elektroden anzulegen. Falls
eine Gleichspannung angelegt wird, ist die
Läuterelektrode die Anode, also mit dem Pluspol zu
verbinden und die Gegenelektrode die Kathode, also
als Minuspol zu schalten. Beim Einschalten der
Gleichspannung U von geeigneter Größe entwickeln
sich gemäß der Reaktion gemäß Gleichung (III) an der
Läuterelektrode Sauerstoffbläschen, deren Größe von
der angelegten Spannung abhängt. Es ist somit
durchaus möglich, kleinste Mikrobläschen bis hin zu
großen Blasen zu erzeugen, je nach Zustand und
Erfordernissen der Schmelze, die es zu läutern gilt.
Es hat sich jedoch überraschenderweise
herausgestellt, daß zur Läuterung auch eine
Wechselspannung verwendet werden kann. In diesem
Falle kann man nicht mehr von Anode oder Kathode
sprechen, vielmehr ist die Läuterelektrode jetzt
diejenige, an der die größere Stromdichte herrscht.
Unter der Stromdichte vesteht man im allgemeinen
den Strom pro Flächeneinheit. Sie ist ein Maß für
die Rate, mit der Ionen an Elektroden entladen
werden können. Die Läuterelektrode muß also beim
Anlegen einer Wechselspannung eine kleinere Fläche
aufweisen als die Gegenelektrode, es sei denn, daß
andere die Stromdichte beeinflussende Parameter
überwiegen oder gar ausschlaggebend sind.
Als Spannungen kommen neben Gleichspannung und
Wechselspannung auch deren Überlagerungen in Frage,
ja Wechselspannung oder Überlappung von Gleich- und
Wechselspannung sind sogar von Vorteil, weil sie
einen höheren Schutz vor
unerwünschten kathodischen Funktionen bieten.
Bevorzugt ist die Spannung regelbar, beispielsweise
über einen Widerstand.
In allen Fällen jedoch sind über bestimmte Parameter
die Menge und die Blasengröße des an der
Läuterelektrode entwickelten Sauerstoffs regelbar
und einstellbar. Die Sauerstoffentwicklung hängt
unter anderem von der Art der angelegten Spannung,
der Größe bzw. Frequenz der Spannung, der
Stromdichte, von der Temperatur und der
Zusammensetzung der Schmelze etc. ab. Unter
Berücksichtigung dieser Faktoren sind jedoch alle
speziellen Systeme vom Fachmann in wenigen Versuchen
optimierbar.
Des weiteren kann das elektrochemische
Läuterverfahren im Sinne der Erfindung auch
elektronisch geregelt und insbesondere
rechnergeregelt sein. Unter Berücksichtigung von
bestimmten Eingangswerten, zu denen zum Beispiel
Schmelzzusammensetzung, Temperatur der Schmelze oder
auch Fremdgasgehalt der Schmelze gehören können,
lassen sich die vorerwähnten Parameter wie Spannung
und Stromdichte optimal regeln.
Es ist im allgemeinen auf jeden Fall darauf zu
achten, daß die Gegenelektrode mit ausreichenden
Sauerstoffmengen in Berührung kommen kann. Falls
nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht, wird
die Schmelze elektrolysiert, und es wird
beispielsweise Silizium, oder es werden andere
Komponenten der Schmelze auf den Elektroden
abgeschieden, was zu deren Unwirksamkeit oder
Zerstörung führen kann. Wenn jedoch alle Parameter
aufeinander abgestimmt werden, so gestattet die
elektrochemische Läuterung sozusagen ein
elektrochemisches Pumpen von Sauerstoff der
Atmosphäre oder von gelöstem Sauerstoff an der
Gegenelektrode zu Sauerstoff in Blasenform an der
Läuterelektrode.
Die speziellen Ausführungsformen der Elektroden, die
verwendet werden können, sind dem Fachmann
üblicherweise bekannt. Als Materialien haben sich
alle Stoffe bewährt, die möglichst inert gegenüber
aggressiven Medien und hohen Temperaturen sind.
Unter anderem sind dies Edelmetalle wie Platin,
Edelmetallegierungen wie Platin-Rhodium oder
Platin-Iridium, leitfähige Keramiken (nicht ionisch,
sondern elektronen- oder lochleitend),
SnO₂-Keramiken, beispielsweise in rohrförmiger
Anordnung.
Mittels des erfindungsgemäßen elektrochemischen
Läuterverfahrens kann man eine sehr hohe
Fremdgasfreiheit der Schmelze erzeugen, die für die
meisten Zwecke ausreichend ist. Falls es
erforderlich ist, die Freiheit der Schmelze von
Fremdgasen weiter zu steigern, ist es bevorzugt, der
Schmelze etwa 1/10 der Menge eines
Redox-Läutermittels zuzusetzen, wobei die
Mengenangabe sich auf die üblicherweise zur
Läuterung der Schmelze ohne elektrochemische
Läuterung zugesetzte Menge des Redox-Läutermittels
bezieht. Dadurch gelingt auch die Resorption der
letzten Läutergasreste bzw. Restläuterblasen.
Selbstverständlich sind auch Kombinationen des
erfindungsgemäßen elektrochemischen Läuterverfahrens
mit anderen bekannten Läuterverfahren möglich.
Eine Anordnung zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird im folgenden in
der Figur erläutert.
Die Figur zeigt eine schematische Darstellung einer
Schmelze 10 in einem Schmelzaggregat 20,
beispielsweise einer Wanne, die nur angedeutet ist.
Die eine Elektrode, die Läuterelektrode 30, ist in
der Schmelze am Boden der Wanne 20 angeordnet,
wohingegen die zweite Elektrode, die Gegenelektrode
40, sich in der Nähe der Schmelzoberfläche befindet.
Gegenelektrode 40 und Läuterelektrode 30 sind über
eine Leitung 50, eine Spannungsquelle 60 und einen
regelbaren Widerstand 70 miteinander verbunden. Beim
Anlegen einer Spannung und Regeln der Spannung bzw.
Frequenz entstehen an der Läuterelektrode mit der
kleineren Fläche Gasblasen in gewünschter Ausbeute
und Größe, so daß eine Läuterung der Schmelze
erreicht wird. An der Gegenelektrode 40 wird
molekularer gelöster oder freier Sauerstoff gemäß
der Rückreaktion aus Gleichung (III) zu O²-Ionen
umgewandelt.
Die Erfindung wird im folgenden anhand zweier
beispielhafter Ausführungformen noch näher
erläutert:
In einem Pt/10-Rh-Tiegel als Behälter, der einen
Inhalt von 2 l aufwies und induktiv mit 10 kHz
beheizbar war, wurde ein Glas aus dem
Natrium-Calcium-Silikat-System erschmolzen, das etwa
eine bei Fenstergläsern übliche Zusammensetzung
aufwies.
Die Glaszusammensetzung enthielt Spuren von
Läutermitteln und war nicht ausgeläutert, so daß sie
Restgehalte von CO₂, N₂ und H₂O aufwies. Die
Temperatur der Schmelze betrug etwa 1300°C. Als
Läuterelektrode diente ein im Tiegel in der
Glasschmelze befindliches Netz aus Pt/10 Rh, das
eine Läuterelektrodenfläche von ca. 20 cm²
aufwies. Als Gesamtelektrode diente eine relativ
große Pt/10-Rh-Fläche in der Nähe der
Schmelzoberfläche im Tiegel.
Die Läuterelektrode wurde anodisch geschaltet,
während die Gegenelektrode kathodisch geschaltet
wurde. An die Elektroden wurde als Betriebsspannung
eine Gleichspannung von 150 mV angelegt, wobei der
Strom an der Läuterelektrode 150 mA war. Beim
Anlegen der Spannung entstanden an der
Läuterelektrode Sauerstoffblasen, die bei der
Ablösung von der Elektrode eine durchschnittliche
Größe von ca. 0,05 mm aufwiesen. Die Entstehung der
Sauerstoffblasen wurde optisch mittels Fernsehkamera
und Bildschirm beobachtet. Bei den genannten
Läuterbedingungen entstanden etwa 2 Blasen pro
Sekunde, wobei die Blasen während des Auftriebs in
der Schmelze wuchsen, d. h. wobei sich ihr Volumen
vergrößerte. Die Auftriebszeit in der Schmelze für
eine Blase betrug etwa 2 Stunden. Die Analyse der
Blasen nach dem Aufsteigen ergab zu Beginn der
elektrolytischen Läuterung einen Gehalt je Blase von
maximal 50% CO₂ und 30% N₂, wobei diese
Anteile im Laufe der fortschreitenden Läuterung der
Glasschmelze abnahmen.
Bei diesem im Labormaßstab durchgeführten Versuch
konnte somit gezeigt werden, daß Glasschmelzen
mittels einer Gleichspannung elektrochemisch
geläutert werden können. Beim Tiegelversuch handelte
es sich zwar um eine ruhende Schmelze, im Gegensatz
zu den großtechnisch vorliegenden strömenden
Schmelzen, aber die Ergebnisse sind vom Fachmann auf
die Bedingungen von strömenden Schmelzen
übertragbar, bei denen ein Teil des an der Elektrode
entwickelten Sauerstoffs abgeführt wird, ohne sich
an der Blasenbildung zu beteiligen.
In einem zum Beispiel A analogen Aufbau der
Apparatur wurde eine zum Beispiel A gleiche
Glasschmelze geläutert, indem als Betriebsspannung
eine Wechselspannung von 1 V an die Elektroden
angelegt wurde. Im Wechselstromfall entsteht dann
eine Gleichspannung von 100 mV. An der
Läuterelektrode betrug schließlich der Wechselstrom
20 A, wobei ein Gleichstrom von +200 mA entstand.
Bis auf die Unterschiede in den Zahlenwerten von
Spannung und Strom waren die Läuterergebnisse
identisch.
Bezugszeichenliste
10 Schmelze
20 Schmelzaggregat
30 Läuterelektrode
40 Gegenelektrode
50 Leitungsverbindung
60 Spannungsquelle
70 Widerstand
20 Schmelzaggregat
30 Läuterelektrode
40 Gegenelektrode
50 Leitungsverbindung
60 Spannungsquelle
70 Widerstand
Claims (12)
1. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen, bei
dem das läuternde Gas elektrochemisch in situ in der
oxidischen Schmelze erzeugt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß Sauerstoff als Läutergas
elektrolytisch erzeugt wird.
2. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
zumindest zwei Elektroden, nämlich eine
Läuterelektrode und eine Gegenelektrode, die
beide zumindest teilweise mit der oxidischen
Schmelze in Berührung sind, bereitgestellt
werden, eine elektrische Spannung an die beiden
Elektroden angelegt wird und Sauerstoff an einer
der beiden Elektroden als Läutergas zur
Entfernung von Fremdgasen aus der oxidischen
Schmelze entwickelt wird.
3. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Läuterelektrode vollständig innerhalb der
oxidischen Schmelze angeordnet wird, während die
Gegenelektrode so angeordnet wird, daß sie
teilweise in die oxidische Schmelze eintaucht
und teilweise mit der Atmosphäre oberhalb der
oxidischen Schicht in Berührung ist.
4. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die oxidische Schmelze in einem Schmelzaggregat,
bevorzugt in einer Wanne, geschmolzen wird und
die Läuterelektrode am Boden des
Schmelzaggregates angeordnet wird.
5. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Gleichspannung an die
Elektroden angelegt wird, wobei die
Läuterelektrode mit dem Pluspol und die
Gegenelektrode mit dem Minuspol der
Spannungsquelle in Verbindung ist.
6. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Wechselspannung an die
Elektroden angelegt wird, wobei die Elektroden
unterschiedliche Flächen aufweisen.
7. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Stromdichte an der Läuterelektrode größer
ist als an der Gegenelektrode.
8. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Wechselspannung eine Gleichspannung
überlagert wird.
9. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die an die beiden
Elektroden angelegte Spannung regelbar ist.
10. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Spannung elektrisch oder mit einem
Widerstand geregelt wird, wodurch die Größe der
entwickelten Sauerstoffblasen einstellbar ist.
11. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
gemäß einem der Ansprüche 3 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß die Atmosphäre oberhalb der
oxidischen Schmelze, mit der die Gegenelektrode
in Berührung ist, genügend Sauerstoff enthält,
um eine elektrolytische Zersetzung der
oxidischen Schmelze beim Anlegen der Spannung zu
verhindern.
12. Verfahren zur Läuterung oxidischer Schmelzen
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Schmelze ein
Redox-Läutermittel zur Resorption von
Restläuterblasen zugesetzt wird.
Priority Applications (6)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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