DE4204211A1 - Neue azidothymidin-derivate, verfahren zu ihrer herstellung und ihre verwendung - Google Patents
Neue azidothymidin-derivate, verfahren zu ihrer herstellung und ihre verwendungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft neue Azidothymidin-Deri
vate, deren Herstellung sowie deren Verwendung bei der Be
handlung von virusbedingten Erkrankungen und Krebserkran
kungen.
Azidothymidin (=AZT=Zidovudin=3′-Azido-2′,3′-didesoxy
thymidin) wird zur Chemotherapie von Infektionskrankheiten
insbesondere von Viruserkrankungen verwendet und hat sich
besonders bei der Therapie der erworbenen Immunschwäche
(AIDS) bewährt. Als Nucleosidanalog wird Azidothymidin al
lerdings sehr schnell im Körper abgebaut. Daher muß Azido
thymidin zur Erzielung einer therapeutischen Wirkung in
sehr hohen Dosen appliziert werden, die für den Patienten
mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden sind. Hinzukommt,
daß Zellen, die ein großes Reservoir für die Virusinfektion
darstellen, wie beispielsweise Makrophagen, von Azidothymi
din nicht gezielt therapiert werden können.
Um den zu schnellen enzymatischen Abbau von Azidothymidin
zeitlich zu verzögern, wurden Azidothymidin-Derivate, soge
nannte Prodrugs, synthetisiert, die nach ihrer Applikation
im Körper langsam zum eigentlichen Wirkstoff metabolisiert
werden. Durch die kovalente Kupplung von Azidothymidin bei
spielsweise an natürliche Phospholipide wurden lipophile
Prodrugs erhalten, die in Form von Liposomen appliziert,
bevorzugt von Makrophagen aufgenommen werden können. Das
Virusreservoir in diesen Zellen würde gezielt zerstört wer
den, wenn Azidothymidin aus seinem Prodrug in den Zellen
freigesetzt wird. (J. Biol. Chem. 265, 6112 (1990)). Die
gleiche Zielsetzung wurde mit Etherlipid-Konjugaten ver
folgt, in denen Azidothymidin an synthetische Etherlipide
kovalent gekuppelt wurde (J. Ned. Chem. 34, 1408 (1991)).
Aufgabe dieser Erfindung ist es, neue Azidothymidin-Deri
vate zu synthetisieren, mit denen virusbedingte Erkrankun
gen und Krebserkrankungen noch wirksamer bekämpft werden
können.
Es wurde im Rahmen dieser Erfindung eine neue Klasse von
Azidothymidin-Derivaten synthetisiert, in denen das Azido
thymidin an ein hydrophiles oder liphophiles Nucleotid ko
valent gekuppelt ist. Durch die chemische Kupplung kann das
ursprünglich stark hydrophile Azidothymidin in ein amphi
philes Azidothymidin-Derivat überführt werden. Dadurch kann
die Passage des Azidothymidin-Derivats durch lipidreiche
Membranen stark erleichtert werden. Die chemische Kupplung
des Azidothymidins führt zu einem Prodrug mit stark verän
dertem pharmakokinetischen Verhalten. Durch die Veränderung
des pharmakokinetischen Verhaltens kann die zu applizieren
de Dosis im Vergleich zu Azidothymidin erhöht werden, ohne
daß es gleichzeitig zu einer Verstärkung aller toxischen
Nebeneffekte dieses hochpotenten Medikaments führt. Weiter
hin ermöglicht die langsame Umsetzung des Prodrug in den
pharmakologisch aktiven Wirkstoff eine vorteilhafte Inter
valltherapie. Die an Azidothymidin kondensierten lipophilen
Nucleotidreste sind biologisch verträglich und/oder selbst
antiviral und/oder zytostatisch wirksam, so daß hierdurch
synergistische und/oder additive Effekte bei den erfin
dungsgemäßen Azidothymidin-Derivate auftreten im Vergleich
zu entsprechenden nicht kondensierten Einzelverbindungen.
Mit diesen Azidothymidin-Derivaten und/oder in Zusam
mensetzung mit einem biologisch verträglichen Träger
und/oder mit Mitteln, die die erfindungsgemäßen Verbin
dungen mindestens in einer oder mehreren der Zusammen
setzungen enthalten, kann die Therapie von virusbedingten
Erkrankungen optimiert werden. Darüberhinaus weisen diese
erfindungsgemäßen Azidothymidin-Derivate auch zytostatische
Wirkungen auf, so daß sie zur Chemotherapie von Krebser
krankungen verwendbar sind.
Für eine möglichst wirksame Applikation der erfindungs
gemäßen Verbindungen werden weiterhin Zusammensetzungen
verschiedener Art bereitgestellt. Allen diesen Zusammen
setzungen ist gemeinsam, daß die erfindungsgemäßen Verbin
dungen in Verbindung mit einem organischen Träger stehen.
Die Bindung an den organischen Träger kann eine elektrosta
tische Wechselwirkung oder eine auf lipophilen Wechselwir
kungen beruhende Assoziation sein.
Bevorzugte biologisch verträgliche Träger sind beispiels
weise Peptide oder Proteine. Dabei kann es sich zum einen
um körpereigene Proteine handeln, die keine Immunantwort
hervorrufen oder beispielsweise um Aminosäurepolymere.
Ebenfalls denkbar als organische Träger sind pharmakolo
gisch unwirksame Oligo- und/oder Polynucleotide.
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Zusammenset
zung sieht die Assoziation der erfindungsgemäßen Verbindun
gen in Form von Liposomen vor. Das Einkapseln eines Wirk
stoffes in den wäßrigen Innenraum, sofern es sich um einen
hydrophilen Wirkstoff handelt, oder aber der feste Einbau
in die Lipidmembran bei lipophilen Wirkstoffen verleiht
diesen ein gänzlich verändertes pharmakokinetisches und -
dynamisches Verhalten im Organismus. Eine bevorzugte Aus
führungsform sieht die Bereitstellung einer Zusammensetzung
aus den erfindungsgemäßen Verbindungen und uni- bis oligo
lamellaren Liposomen mit einem Durchmesser von maximal 0.4 µm
vor. Die erfindungsgemäßen Verbindungen werden dabei in
die Lipiddoppelschicht der Liposomen integriert.
Eine weitere Möglichkeit, die erfindungsgemäßen Verbin
dungen mit einem organischen Träger zu verbinden, ist der
Einschluß der Verbindungen in ein biologisch verträgliches
Nanopartikel. Als Nanopartikel werden organisch-chemische
Polymere bezeichnet, denen bei der Polymerisation die er
findungsgemäßen Verbindungen zugesetzt werden, so daß sie
mit einer gewissen Effizienz in das Nanopartikel einge
schlossen werden.
Die Zusammensetzung wird in einer bevorzugten Ausführungs
form mit Komponenten ausgeführt, die sich in virusinfizier
ten Zellen und/oder Organen spezifisch anreichern. Dabei
kann beispielsweise die Zusammensetzung der Liposomen so
gewählt werden, daß die Liposomen zusätzlich mit Molekülen
wie z. B. Antikörper, geladene Lipide, mit hydrophilen Kopf
gruppen modifizierte Lipide versehen werden, damit die Zu
sammensetzung sich bevorzugt in den virusinfizierten Zellen
und/oder Organen anreichert. Eine solche Zusammensetzung
mit spezifisch gegen virusinfizierte Zellen und/oder Organe
gerichteten Molekülen erhöht die Wirkung der antiviralen
Wirkstoffe und reduziert gleichzeitig die Toxizität für
nicht-infiziertes Gewebe.
Um eine Autooxidation der Fettsäuren zu verhindern, können
beliebige Antioxidantien, beispielsweise Ascorbinsäure oder
α-DL-Tocopherol der Zusammensetzung zugefügt werden. Wei
terhin können geeignete Stabilisatoren, beispielsweise
Glucose, Dextrose oder Albumine zugesetzt werden.
Die Zusammensetzungen können zu einem Mittel verarbeitet
werden, das neben den erfindungsgemäßen Verbindungen und
gegebenenfalls dem organischen Träger weiterhin übliche
Träger- und/oder Verdünnungsmittel und/oder Hilfsstoffe
enthält. Übliche Trägermittel sind beispielsweise Glucose,
Dextrose, Albumine oder ähnliches, während als Verdünnungs
mittel im wesentlichen physiologische Kochsalzlösungen oder
eine 5%ige Glucoselösung dient. Weiterhin ist es üblich,
die Lösungen mit geeigneten Reagenzien, beispielsweise
Phosphaten, abzupuffern. Darüberhinaus können alle weite
ren, für die Zubereitung von pharmazeutischen Mitteln übli
chen Mittel hinzugesetzt werden, vorausgesetzt, sie greifen
die Zusammensetzung aus dem organischen Träger und den er
findungsgemäßen Verbindungen nicht an. Das Mittel kann bei
spielsweise als Infusionslösung verabreicht werden.
Gegenstand der Erfindung sind Azidothymidin-Derivate der
Formel I
worin
R1 ein Nucleosidderivat der Formel II
R1 ein Nucleosidderivat der Formel II
in der
R2 eine Hydroxylgruppe, Aminogruppe, acylierte oder alky lierte Aminogruppe ist, deren Acyl- oder Alkylrest 1 bis 24 C-Atomen und 0 bis 2 Doppelbindungen aufweist, linear oder verzweigt ist, bedeutet, und
R3 Wasserstoff, Fluor oder ein C1 bis C24 linearer oder verzweigter Alkylrest ist, und
genau einer der Reste R4 bis R6 Sauerstoff ist, und die je weils anderen Reste aus der Gruppe bestehend aus Wasser stoff, Hydroxyl-, (4-Monomethoxy)triphenylmethoxy-, (4,4′- Dimethoxy)triphenylmethoxy-, Azido- oder C1 bis C24 Car boxylresten ausgewählt sind, und wobei R5 nicht Azido ist, wenn R2 Hydroxyl, R3 Methyl, R4 Wasserstoff und R6 Sauer stoff bedeuten.
R2 eine Hydroxylgruppe, Aminogruppe, acylierte oder alky lierte Aminogruppe ist, deren Acyl- oder Alkylrest 1 bis 24 C-Atomen und 0 bis 2 Doppelbindungen aufweist, linear oder verzweigt ist, bedeutet, und
R3 Wasserstoff, Fluor oder ein C1 bis C24 linearer oder verzweigter Alkylrest ist, und
genau einer der Reste R4 bis R6 Sauerstoff ist, und die je weils anderen Reste aus der Gruppe bestehend aus Wasser stoff, Hydroxyl-, (4-Monomethoxy)triphenylmethoxy-, (4,4′- Dimethoxy)triphenylmethoxy-, Azido- oder C1 bis C24 Car boxylresten ausgewählt sind, und wobei R5 nicht Azido ist, wenn R2 Hydroxyl, R3 Methyl, R4 Wasserstoff und R6 Sauer stoff bedeuten.
Ist R2 eine alkylierte Aminogruppe, so kommen als Alkylre
ste Hexadecyl und Octadecyl vorzugsweise in Betracht.
Ist R2 eine acylierte Aminogruppe, so sind folgende Acylre
ste bevorzugt: Palmitoyl, Oleoyl und Behenoyl (Decasanoyl).
Für R3 sind Wasserstoff, Fluor, Methyl-, Ethyl- und lang
kettige Alkylreste bevorzugt.
Für R4 sind Wasserstoff oder eine Hydroxylgruppe bevorzugt.
Für R5 sind Wasserstoff, Sauerstoff oder eine Hydroxyl
gruppe bevorzugt.
Für R6 sind Wasserstoff, Sauerstoff, der (4-Monometh
oxy)triphenylmethoxyrest, eine Hydroxylgruppe oder ein Pal
mitinsäure-, Ölsäure- oder Behensäurerest bevorzugt.
Die neuen Azidothymidin-Derivate der Formel I lassen sich
herstellen, indem man
- a) aus den Verbindungen der Formel III, worin R1 die angegebene Bedeutung hat und R7 einen 2- oder 4-Chlorphenylrest darstellt, den chlorierten Phenylrest R7 abspaltet oder
- b) eine Verbindung der Formel IV worin R1 die angegebene Bedeutung hat, oxidiert.
Die Abspaltung des chlorierten Phenylrestes gemäß a) ge
lingt besonders gut, wenn man auf die Verbindungen III, die
in einem organischen Lösungsmittelgemisch gelöst werden,
ein Gemisch aus Nitrobenzaldoxim und Tetramethylguanidin
während 0.5 bis 2 Std. bei Raumtemperatur einwirken läßt.
Die Oxidation der Verbindungen IV gemäß b) gelingt be
sonders gut bei Raumtemperatur mit Jod in organisch-wäßri
gen Lösungsmitteln.
Die so erhaltenen Reaktionsprodukte können durch Chro
matogaphie gereinigt werden.
Die als Ausgangsmaterial verwendeten Verbindungen der For
mel III lassen sich durch Kondensation von Azidothymidin
mit Verbindungen der Formel V
worin R1 und R7 die angegebenen Bedeutungen haben, unter
Zuhilfenahme von Kondensationsmitteln in an sich bekannter
Weise herstellen. (Makromol. Chem. 188, 1313 (1987)).
Die als Ausgangsmaterial verwendeten Verbindungen der For
mel IV lassen sich durch Kondensation von Azidothymidin mit
einer Verbindung der Formel VI
worin R1 die angegebene Bedeutung hat, in Gegenwart eines
Säurechlorids in an sich bekannter Weise darstellen.
(Tetrahedron Lett. 27, 469 (1986)). Falls ein oder zwei
Reste R4, R5 und R6 im Endprodukt Hydroxylgruppen sein sol
len, müssen in entsprechenden Acyl- oder Etherverbindungen
nach der Kondensation und Oxidation Acyl- oder Triphenyl
methoxyreste gegen Hydroxylgruppen ausgetauscht werden.
Die für die Umsetzungen benötigten Ausgangsmaterialien sind
bekannte Stoffe oder lassen sich in Analogie zu bekannten
Verfahren herstellen. (J.C.S. Perkin I 1171 (1982); Makro
mol. Chem. 187, 809 (1986); Tetrahedron Lett. 27, 2661
(1986)).
Überraschenderweise können durch die Anzahl, Länge, Art und
Lage der jeweiligen Substituenten in den erfindungsgemäßen
Azidothymidin-Derivaten die amphiphilen Eigenschaften in
weiten Grenzen variiert werden. Die amphiphilen Azidothymi
din-Derivate sind somit in wäßrigen Puffersystemen löslich
und/oder in Form von Liposomen dispergierbar. Je nach der
amphiphilen Eigenschaft des Azidothymidin-Derivats ist die
Liposomenbildung ohne und/oder mit weiteren Lipidkomponen
ten erreichbar. Zur Liposomenbildung können alle an sich
bekannten Verfahren der Liposomendarstellung verwendet wer
den. Die jeweils eingeführten lipophilen Reste beeinflussen
außerdem maßgeblich die Größe und Stabilität der Liposomen,
die sich aus den jeweiligen amphiphilen Azidothymidin-Deri
vaten bilden.
Sofern die angewandte Methode zur Herstellung von kleinen,
unilamellaren Liposomen keine sterilen und pyrogenfreien
Präparate liefert, können die Liposomen mit geeigneten Mit
teln zu sterilen und pyrogenfreien Präparaten weiterverar
beitet werden. Sie können zum Beispiel durch 0.2 µm Steril
filter mittels Überdruck filtriert werden.
Durch die gezielte Einführung von Nucleotidresten läßt sich
aber nicht nur der amphiphile Charakter der erfindungsge
mäßen Azidothymidin-Derivate gezielt steuern, sondern über
raschenderweise auch die virostatische Wirkung von Azido
thymidin entscheidend optimieren. Tabelle 2 zeigt, daß mit
den erfindungsgemäßen Azidothymidin-Derivaten eine signifi
kante Inhibition der Virusinfektion, die sich mit einer
massiven Vergrößerung der Milz manifestiert, erzielt wird.
Dies bedeutet, daß bei einer Behandlung Virus-tragender
Tiere mit den erfindungsgemäßen Azidothymidin-Derivaten
eine im Vergleich zur Therapie mit Azidothymidin eindeutig
bessere Wirkung erzielt wird. Es ist zu erwarten, daß durch
die verbesserte antivirale Wirkung vergleichsweise mit der
Therapie mit Azidothymidin, a) sehr viel weniger gravie
rende Nebenwirkungen auftreten, b) höhere Dosen der anti
viral wirksamen erfindungsgemäßen Verbindungen eingesetzt
werden können und c) in zeitlichen Intervallen therapiert
werden kann.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen lassen sich wie Azido
thymidin selbst insbesondere gegen die erworbene Immun
schwäche (AIDS) einsetzen.
Überraschenderweise zeigen die erfindungsgemäßen Azidothy
midin-Derivate auch zytostatische Wirkungen, so daß sie in
der Chemotherapie von Krebserkrankungen verwendbar sind.
Die folgenden Beispiele und Tabellen erläutern die Er
findung.
Darstellung von N4-Palmitoyl-2′-desoxyribocytidylyl-(3′-
5′)-3′-azido-2′,3′-didesoxythymidin im folgenden mit
N4-palmitoyldc-AZT abgekürzt.
8.0 g (10 mmol) N4-Palmitoyl-5′-0-(4-monomethoxy)triphenyl
methyl-2′-desoxyribocytidin-3′-0-hydrogenphosphat und 2,7 g
(10 mmol) 3′-Azido-2′,3′-didesoxythymidin wurden in 30 ml
wasserfreiem Pyridin mit 6,2 ml (50 mmol) Pivalinsäurechlo
rid unter Feuchtigkeitsausschluß versetzt. Die Lösung wurde
bei Raumtemperatur 10 Min. gerührt, zum Sirup einrotiert,
der dann mit 20 ml Toluol abrotiert wurde.
Der gemäß a) erhaltene Rückstand wurde mit 100 ml einer 0,2
M Jodlösung (Tetrahydrofuran/Pyridin/Wasser; 18/1/1; V/V/V)
versetzt und 40 Min bei Raumtemperatur belassen. Nach die
ser Oxidation wurde der Reaktionsansatz mit einem Gemisch
aus 350 ml Chloroform und 350 ml 2%iger wäßriger NaHSO3-
Lösung ausgeschüttelt. Die organische Phase wurde über
Na2SO4 getrocknet, im Vakuum bis auf 50 ml Chloroform kon
zentriert und an einer Kieselgelsäule in Chloroform/
Nethanol-Gradienten fraktioniert. Die Fraktionen des ge
wünschten Produkts, die mit Chloroform/Methanol; 9/1; V/V
die Säule verließen, wurden vereinigt, zur Trockne konzen
triert und anschließend aus Methanol kristallisiert.
Zum Austausch der Triphenylmethoxygruppen gegen Hydro
xylgruppen wurde der erhaltene Niederschlag in 200 ml Es
sigsäure/Wasser; 4/1; V/V bei Raumtemperatur 12 Std. ge
rührt. Die Lösung wurde dann im Vakuum zur Trockne einro
tiert. Der Rückstand wurde in wenig Methanol aufgenommen
und durch Eintropfen in Ether ausgefällt.
Der Niederschlag wurde abgesaugt, im Vakuum getrocknet, in
Chloroform aufgenommen und erneut an einer Kieselgelsäule
mit Chloroform/Methanol-Gradienten fraktioniert. Die Frak
tionen des gewünschten Produkts, die mit Chloroform/Metha
nol; 7/3; V/V die Säule verließen, wurden zum Sirup konzen
triert, der in wenig Wasser aufgenommen an einer Sephadex
G-15 Säule chromatographisch gereinigt wurde. Die Produkt
fraktionen wurden konzentriert, und der Rückstand aus
Ethanol kristallisiert. Hierbei wurden 4,6 g (5,8 mmol)
N4-Palmitoyl-2′-desoxyribocytidylyl-(3′-5′)-3′-azido-
2′,3′-didesoxythymidin erhalten, das auf der Kieselgel
platte im Laufmittelsystem Chloroform/Methanol; 1/1; V/V
einen Rf-Wert von 0,54 aufwies.
Darstellung von N4-Hexadecyl-2′-desoxyribocytidylyl-(3′-
5′)-3′-azido-2′,3′-didesoxythymidin im folgenden mit N4-he
xadecyldC-AZT abgekürzt.
9,4 g (10 mmol) des Natriumsalzes von N4-Hexadecyl-5′-0-(4-
monomethoxy)triphenylmethyl-2′-desoxyribocytidin-3′-o-(2
chlorphenyl)phosphat und 2,7 g (10 mmol) 3′-Azido-2′,3′-di
desoxythymidin wurden in 20 ml wasserfreiem Pyridin gelöst.
Unter Feuchtigkeitsausschluß wurden der Lösung zunächst 3,6 g
(12 mmol) 2,4,6-Triisopropylbenzolsulfonsäurechlorid, we
nige Minuten später 2,8 ml (36 mmol) N-Methylimidazol zuge
geben. Anschließend wurde das Reaktionsgemisch unter Feuch
tigkeitsausschluß 40 Min. bei Raumtemperatur gerührt und
dann mit 5 ml Wasser verletzt. Die Lösung wurde im Vakuum
konzentriert, zweimal mit jeweils 50 ml Toluol abrotiert,
in 30 ml Chloroform aufgenommen und anschließend an einer
Kieselgelsäule mit Chloroform fraktioniert. Die Fraktionen
des gewünschten Produkts wurden im Vakuum zum Sirup konzen
triert.
Der gemäß a) erhaltene Sirup wurde 90 Min. bei Raumtempe
ratur mit 60 ml einer Lösung behandelt, die folgende Zusam
mensetzung aufwies: In 80 ml Chloroform/Methanol; 9/1; V/V
wurden 10 g Nitrobenzaldoxim und 5 ml Tetramethylguanidin
gelöst. Anschließend wurde das Reaktionsgemisch an einer
Kieselgelsäule mit Chloroform/Methanol-Gradienten fraktio
niert und weiter wie im Beispiel 1 aufgearbeitet. Nach der
Kristallisation aus Ethanol wurden 2,6 g (3.3 mmol) N4-Hex
adecyl-2′-desoxyribocytidylyl-(3′-5′)-3′-azi-do-2′,3′-di
desoxythymidin erhalten, das im Laufmittelsystem Chloro
form/Methanol; 1/1; V/V einen Rf-Wert von 0,56 aufwies.
Herstellung einer Zusammensetzung, enthaltend einen orga
nischen Träger, eine der erfindungsgemäßen Azidothymidin-
Derivate, Cholesterol und ein Antioxidans.
Liposomen mit 10 mg der erfindungsgemäßen Verbindung (N4-
hexadecyldC-AZT) pro ml.
100 ml Liposomen enthalten: 4.0 g Phosphatidylcholin, 0.4 g Cholesterol, 0.02 g α-DL-Tocopherol, 1.0 g N4-hexadecyldC- AZT dispergiert in 0.9% Kochsalzlösung, die, wenn nötig, zum Beispiel mit Phosphatpuffer auf einen gewünschten pH- Wert eingestellt ist. Anstelle der gegebenenfalls gepuffer ten Kochsalzlösung kann auch ein 67 mM physiologischer Phosphatpuffer oder eine 5%ige Glucoselösung verwendet werden.
100 ml Liposomen enthalten: 4.0 g Phosphatidylcholin, 0.4 g Cholesterol, 0.02 g α-DL-Tocopherol, 1.0 g N4-hexadecyldC- AZT dispergiert in 0.9% Kochsalzlösung, die, wenn nötig, zum Beispiel mit Phosphatpuffer auf einen gewünschten pH- Wert eingestellt ist. Anstelle der gegebenenfalls gepuffer ten Kochsalzlösung kann auch ein 67 mM physiologischer Phosphatpuffer oder eine 5%ige Glucoselösung verwendet werden.
Herstellung von 100 ml Liposomendispersion, die 10 mg der
erfindungsgemäßen Verbindung N4-hexadecyldC-AZT pro ml ent
halten.
Die Lipide (4.0 g Phosphatidylcholin, 0.4 g Cholesterol,
0.02 g α-DL-Tocopherol und 1.0 g der erfindungsgemäßen Ver
bindung N4-hexadecyldC-AZT wurden mit einer geeigneten
Menge Methylenchlorid/Methanol; 1/1; V/V (100 bis 500 ml)
in einem 500 ml Rundkolben gelöst. Die organischen Lösungs
mittel wurden bei 40°C in einem Rotationsverdampfer ent
fernt. Die entstandene, lösungsmittelfreie Lipid/N4-hexa
decyldC-AZT Mischung wurde durch Zugabe einer entsprechen
den Menge von 0.9% Kochsalzlösung, die zum Beispiel mit 10 mM
Phosphatpuffer abgepuffert sein kann, in 100 ml solubi
lisiert. Anstelle der gegebenenfalls gepufferten Kochsalz
lösung kann auch ein 67 mM physiologischer Phosphatpuffer
oder eine 5%ige Glucoselösung verwendet werden.
Die entstehenden, sogenannten multilamellaren Liposomen
können mit einem geeigneten Verfahren, z. B. Ultrabeschall
ung, Hochdruckfiltration, Detergensdialyse, Mikroemulgation
oder anderen geeigneten Methoden, weiterverarbeitet werden.
Für die Herstellung von Liposomendispersionen wurden pro ml
Chloroform/Methanol; 1/1; V/V jeweils 100 mg Soja-Phospha
tidylcholin, 10 mg Cholesterol, 1 mg α-DL-Tocopherol, 7 mg
N2-Palmitoyl-N6-succinoyl-L-lysin und 2 bis 12 mg des er
findungsgemäßen Azidothymidin-Derivats gelöst. 0,6 bis 2,4 ml
dieser Lipidstammlösung wurden in einem Reagenzglas
durch Verblasen mit Luft in einen Lipidfilm überführt, der
anschließend ca. 1 h bei 50°C im Vakuum getrocknet wurde.
Der Lipidfilm wurde mit 3 ml 10 mM PBS (0,9% NaCl und 10 mM
NaH2PO4, pH 7,3) versetzt und mit Hilfe einer Mikrospitze
eines Desintegrators 30 min mit 40 Watt beschallt. Hierbei
bildete sich eine opaleszente Liposomendispersion.
Am Tag 0 wurden intravenös 4 bis 5×104 Viruseinheiten
(plaque forming units, siehe Ruprecht et al., Nature 323,
466, 1986) des Rauscher Leukämievirus in Balb/C Mäuse inji
ziert.
Die in Tabelle 2 angegebenen Dosen wurden an den Tagen
1, 6, 11, 16 intraperitioneal oder intravenös appliziert.
Am Tag 20 nach Virusinfektion wurden die Mäuse nach An
ästhesie getötet und sofort die Milz entnommen. Das Milzge
wicht wurde bestimmt und die prozentuale Inhibition der
Milzvergrößerung (Splenomegalie) nach folgender Formel be
rechnet:
I(%) = (1-x/(c-n))×100, wobei
I(%) = Inhibition der Splenomegalie in %
x = mittleres Milzgewicht behandelter infizierter Mäuse
c = mittleres Milzgewicht unbehandelter infizierter Mäuse
n = mittleres Milzgewicht unbehandelter uninfizierter
Mäuse.
Claims (12)
1. Azidothymidin-Derivate der Formel I
worin
R¹ ein Nucleosidderivat der Formel II ist,
in der
R2 eine Hydroxylgruppe, Aminogruppe, acylierte oder alky lierte Aminogruppe ist, deren Acyl- oder Alkylrest 1 bis 24 C-Atome und 0 bis 2 Doppelbindungen aufweist, linear oder verzweigt ist, bedeutet, und
R3 Wasserstoff, Fluor oder ein C1 bis C24 linearer oder verzweigter Alkylrest ist, und
genau einer der Reste R4 bis R6 Sauerstoff ist, und die je weils anderen Reste aus der Gruppe bestehend aus Wasser stoff, Hydroxyl-, (4-Monomethoxy)triphenylmethoxy-, (4,4′- Dimethoxy)triphenylmethoxy-, Azido- oder C1 bis C24 Carboxylresten ausgewählt sind, und wobei R5 nicht Azido ist, wenn R2 Hydroxyl, R3 Methyl, R4 Wasserstoff und R6 Sauerstoff bedeuten.
R2 eine Hydroxylgruppe, Aminogruppe, acylierte oder alky lierte Aminogruppe ist, deren Acyl- oder Alkylrest 1 bis 24 C-Atome und 0 bis 2 Doppelbindungen aufweist, linear oder verzweigt ist, bedeutet, und
R3 Wasserstoff, Fluor oder ein C1 bis C24 linearer oder verzweigter Alkylrest ist, und
genau einer der Reste R4 bis R6 Sauerstoff ist, und die je weils anderen Reste aus der Gruppe bestehend aus Wasser stoff, Hydroxyl-, (4-Monomethoxy)triphenylmethoxy-, (4,4′- Dimethoxy)triphenylmethoxy-, Azido- oder C1 bis C24 Carboxylresten ausgewählt sind, und wobei R5 nicht Azido ist, wenn R2 Hydroxyl, R3 Methyl, R4 Wasserstoff und R6 Sauerstoff bedeuten.
2. Azidothymidin-Derivate gemäß Anspruch 1,
wobei R2 eine alkylierte Aminogruppe ist, deren Alkylrest
Hexadecyl oder Octadecyl ist.
3. Azidothymidin-Derivate gemäß Anspruch 1,
wobei R2 eine acylierte Aminogruppe ist, deren Acylrest aus
der Gruppe Palmitoyl, Oleoyl und Behenoyl (Docasanoyl) aus
gewählt ist.
4. Azidothymidin-Derivate gemäß Anspruch 2 oder 3,
wobei R3 Wasserstoff ist, und
R4 aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff und Hydroxylre
sten ausgewählt ist, und
R5 aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, Sauerstoff und
Hydroxylresten ausgewählt ist, und
R6 aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, Sauerstoff,
(4-Monomethoxy ) triphenylmethoxy-, (4,4′-Dimethoxy)triphe
nylmethoxy- und Hydroxylresten ausgewählt, und genau R5
oder R6 Sauerstoff ist.
5. Azidothymidin-Derivate gemäß einem der vorstehenden An
sprüche,
wobei R2 eine mit Hexadecyl alkylierte oder mit Palmitoyl
acylierte Aminogruppe ist, und
R3 und R4 Wasserstoff sind, und
R5 Sauerstoff ist, und
R6 Hydroxyl ist.
6. Azidothymidin-Derivate gemäß Anspruch 1 bis 4,
wobei R2 eine mit Hexadecyl alkylierte oder mit Palmitotyl
acylierte Aminogruppe ist, und
R3, R4 und R5 Wasserstoff sind, und
R6 Sauerstoff ist.
7. Azidothymidin-Derivate gemäß einem der vorstehenden An
sprüche, wobei die Derivate in Form von Liposomenpräparaten
vorliegen.
8. Mittel zur Behandlung von Infektionskrankheiten und/oder
Krebserkrankungen dadurch gekennzeichnet, daß es eine der
Verbindungen gemäß einem der vorstehenden Ansprüche in ei
nem üblich pharmazeutisch verträglichen Träger oder Verdün
nungsmittel, gegebenenfalls in Verbindung mit einem pharma
zeutisch verträglichen Formulierungsmittel oder in Liposo
men eingebaut, enthält.
9. Verfahren zur Herstellung der Azidothymidin-Derivate der
Formel I gemäß Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß man
aus den Verbindungen der Formel III
worin R1 die angegebene Bedeutung hat und R7 einen 2- oder
4-Chlorphenylrest darstellt, den chlorierten Phenylrest R7
abspaltet.
10. Verfahren zur Herstellung der Azidothymidin-Derivate
der Formel I gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man Verbindungen der Formel IV
worin R1 die angegebene Bedeutung hat, oxidiert.
11. Verwendung der Azidothymidin-Derivate gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 8 zur Behandlung von Infektionskrankheiten,
insbesondere von Viruserkrankungen, vorzugsweise zur
Behandlung von erworbener Immunschwäche (AIDS).
12. Verwendung der Azidothymidin-Derivate gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 8 zur Behandlung von Krebserkrankungen.
Priority Applications (7)
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---|---|---|---|
DE19924204211 DE4204211A1 (de) | 1992-02-13 | 1992-02-13 | Neue azidothymidin-derivate, verfahren zu ihrer herstellung und ihre verwendung |
CA002129986A CA2129986C (en) | 1992-02-13 | 1993-02-12 | Amphiphile nucleosidphosphatanaloga |
US08/284,683 US5679652A (en) | 1992-02-13 | 1993-02-12 | Amphiphilic nucleosidephosphate analogues |
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1992
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