DE4130409C2 - Rieselfähiges Bariumsulfat - Google Patents

Rieselfähiges Bariumsulfat

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Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Her­ stellung von rieselfähigem Bariumsulfat, das nach dem Ver­ fahren erhältliche Bariumsulfat, seine Verwendung und eine Zubereitung zur Anwendung im erfindungsgemäßen Verfahren.
Bariumsulfat, insbesondere synthetisches Bariumsul­ fat, das beispielsweise durch chemische Fällung erhältlich ist, ist chemisch sehr beständig, z. B. resistent gegen Wasser, Säuren, Laugen, organische Lösungsmittel, UV-Licht und agressive Gase. Wegen der unveränderlichen, beständi­ gen Weiße wird es als Füllstoff oder Pigment in der Pa­ pierherstellung, Lack- und Farbenherstellung, in Spach­ telmassen oder bei der Kunststoffherstellung verwendet. In hochreiner Form wird es in der Medizin als Kontrastmittel bei röntgenologischen Magen-Darm-Untersuchungen verwendet.
Das durch chemische Fällung hergestellte Bariumsulfat ist sehr schlecht rieselfähig.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein rie­ selfähiges Bariumsulfat zur Verfügung zu stellen. Diese Aufgabe wird durch die vorliegende Erfindung gelöst.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von rieselfähigem Bariumsulfat ist dadurch gekennzeichnet, daß man eine Zubereitung, umfassend 30 bis 80 Gew.-% Barium­ sulfat, 0.1 bis 5 Gew.-% eines Bindemittels ausgewählt aus der Gruppe wasserlöslicher organischer Polymere, Rest auf 100 Gew.-% Wasser, auf die Zerstäuberscheibe eines Zentri­ fugalzerstäubungstrockners aufgibt, die von der Zerstäu­ berscheibe ausgeschleuderte wäßrige Zubereitung in einem Trocknungsgas trocknet und das rieselfähige Bariumsulfat gewinnt.
Zweckmäßig verwendet man Bariumsulfat, das einen mit Sedigraph bestimmten Anteil an Feinkorn von einer Größe von < 2 µm von mindestens 50%, vorzugsweise von minde­ stens 75%, insbesondere mindestens 90% aufweist.
Derartiges Bariumsulfat ist käuflich erhältlich. Die Firma Solvay Barium Strontium GmbH liefert beispielsweise Bariumsulfat, das einen mit Sedigraph bestimmten Anteil an Feinkorn einer Größe von < 2 µm von mindestens 50% auf­ weist (mittlerer Massendurchmesser d50: ca. 2 µm) als "Blanc fixe NR" Entsprechendes Bariumsulfat mit einem mit Sedigraph bestimmten Anteil an Feinkorn einer Größe von < 2 µm von mindestens 75% (mittlerer Massendurchmesser d50: ca. 1 µm) ist als "Blanc fixe HR" erhältlich, und Bariumsulfat mit einem mit Sedigraph bestimmten Anteil an Feinkorn einer Größe von < 2 µm von mindestens 90% (mittlerer Massendurchmesser d50: ca. 0,8 µm) als "Blanc fixe HD 80R'.
Gewünschtenfalls kann der Fachmann aber das für die Zubereitung benötigte Bariumsulfat gewünschter Korngröße selbst herstellen, beispielsweise nach dem in der DE-A 36 35 050 beschriebenen Verfahren. Bei jenem Verfah­ ren werden in einer ersten Stufe Barium-Ionen mit Sulfat- Ionen zu Bariumsulfat umgesetzt, dann wird kontinuierlich Suspension abgezogen, die Bariumsulfat mit vorbestimmtem, konstantem Kornspektrum enthält, diese Suspension wird dann direkt in eine nachfolgende, ein- oder mehrstufige Naßmalstufe überführt, auf das gewünschte Kornspektrum aufgemahlen und das Bariumsulfat anschließend isoliert.
In der Zubereitung ist das Bariumsulfat vorzugsweise in einer Menge von 40 bis 75 Gew.-%, insbesondere 60 bis 70 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Wasser- und Bindemittel enthaltenden Zubereitung, enthalten.
Bei der Bemessung des Gehalts an Bindemittel in der Zubereitung kann der Fachmann sich danach richten, welcher Gehalt an Bindemitteln im fertigen rieselfähigen BaSO4 vorliegen soll; zweckmäßig, wie später noch erläutert wird, ist der Gehalt an Bindemittel im fertigen rieselfä­ higen Bariumsulfat, bezogen auf das als 100 Gew.-% gesetz­ ten BaSO4, nicht kleiner als 0,1 Gew.-% und nicht größer als 16,7 Gew.-%. Soll beispielsweise ein rieselfähiges Bariumsulfat hergestellt werden, das, bezogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4, etwa 1 Gew.-% Bindemittel ent­ hält, so kann er z. B. eine Zubereitung verwenden, die 60 Gew.-% Bariumsulfat, 0,6 Gew.-% Bindemittel und als Rest auf 100 Gew.-% Wasser enthält. Die Konzentration des Bindemittels in der Zubereitung liegt vorzugsweise zwi­ schen 0,1 und 3 Gew.-%, insbesondere 0,7 und 1,4 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Zubereitung.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform besteht die im erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzende Zubereitung aus Bariumsulfat und Bindemittel in den oben angegebenen Mengen sowie aus Wasser, wobei das Wasser den Rest auf 100 Gew.-% darstellt. Gewünschtenfalls kann der Fachmann einen Teil des Wassers und/oder Bariumsulfats durch Hilfs­ stoffe, z. B. Farbstoffe, Pigmente und dergleichen er­ setzen.
Als Bindemittel kann man prinzipiell beliebige was­ serlösliche organische Polymere einsetzen, beispielsweise wasserlösliche Gelbildner (Gelvorstufen) von hydrophilen Gelen. So kann man Polypeptide, z. B. Gelatine, oder Poly­ saccharide, z. B. Pectinate, Carrageenan, Agar, Agarose, Curdlan oder Gellan, verwenden. Neben natürlich vorkommen­ den Polymeren kann man auch wasserlösliche organische syn­ thetische Polymere einsetzen, beispielsweise Polyvinyl­ pyrrolidon und insbesondere Polyvinylalkohol und wasser­ lösliche Cellulosederivate.
Hervorragend geeignet sind Polyvinylalkohol und was­ serlösliche Celluloseetherderivate. Gut geeignet sind ins­ besondere wasserlösliche Celluloseetherderivate, die in mehr oder weniger großem Umfang z. B. durch C1-C3-Alkyl­ gruppen und/oder durch, mit Hydroxy- oder Carboxygruppen substituierten C1-C3-Alkylgruppen verethert sind. Sehr gut geeignet als wasserlösliche Celluloseetherderivate sind z. B. Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Hydroxy­ ethylmethylcellulose, Hydroxypropylcellulose oder Carboxy­ methylcellulose mit mehr oder weniger hoher Viskosität. Solche Cellulosederivate ggf. in Form von Alkalisalzen sind Handelsprodukte, z. B. unter der Bezeichnung TyloseR von der Firma Hoechst erhältlich.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann in üblichen Zen­ trifugalzerstäubungstrocknern durchgeführt werden. Wesent­ liche Bauteile solcher Trockner sind ein üblicherweise aufrechtstehender, zylindrischer Trocknungsraum, eine am Kopfende des Trocknungsraumes angebrachte Zentrifugalzer­ stäuberscheibe, Luftverteilgitter und Zuleitungen für das zu zerstäubende Gut, das (im Gegen- oder Gleichstrom auf­ gegebene) Trocknungsgas und Einrichtungen für den Austrag des getrockneten Gutes. Die Zentrifugalzerstäuberscheibe kann auf hohe Drehzahlen, z. B. bis zu 50.000 U/min und mehr und Umfangsgeschwindigkeiten von bis zu 250 m/s und mehr gebracht werden. Üblicherweise arbeitet man bei Um­ fangsgeschwindigkeiten von 50 bis 250 m/s. Auf diese Zer­ stäuberscheibe wird das zu trocknende Gut aufgegeben. Dies kann gewünschtenfalls unter Druck geschehen. Das zu trock­ nende Gut wird von der rotierenden Scheibe in den Trocken­ raum geschleudert und dort durch ein Trocknungsgas ge­ trocknet und gleichzeitig in einen Auffangbehälter trans­ portiert. Das getrocknete Gut wird dann aus der Trock­ nungsvorrichtung ausgetragen. Das verwendete Trocknungs­ gas, beispielsweise Luft, Verbrennungsgase oder Inertgase wie Stickstoff, wird in erwärmtem oder erhitztem Zustand in den Trocknungsraum eingeblasen.
Bei der Trocknung im Zerstäubungstrockner agglomerie­ ren die Partikel, die in der Zubereitung wie oben schon ausgeführt überwiegend einen äußerst kleinen Partikel­ durchmesser aufweisen, zu Prills, die bedeutend größere Durchmesser aufweisen, beispielsweise Durchmesser von bis zu 300 µm und mehr. Im Mikroskop kann man aber erkennen, daß die Primärpartikel, wie sie in der Zubereitung, die dem Trockner zugeführt wird, vorliegen, auch in den Prills noch existieren.
Bevorzugt weisen die Prills eine im wesentlichen kugelförmige Gestalt auf. Ihre Größe liegt vorzugsweise im Bereich von 30 bis 200 µm.
Dem Fachmann ist bekannt, daß die Verfahrensparameter bei der Sprühtrocknung, insbesondere hinsichtlich des Durchsatzes des zu trocknenden Gutes und der Umdrehungs­ zahl der Zentrifugalzerstäuberscheibe bzw. ihrer Umfangs­ geschwindigkeit von den jeweils verwendeten Apparaturen abhängen, beispielsweise von der Höhe und Breite des Trocknungsraumes, der Art der Trockengasführung, Wasserge­ halt der zu trocknenden Zubereitung und vom Durchsatz und der Temperatur des Trocknungsgases. Wie gesagt, sollten die Prills eine im wesentlichen kugelförmige Gestalt und eine Größe im Bereich von 30 bis 200 µm aufweisen. Auf­ grund der Abhängigkeit der Verfahrensparameter von der je­ weils verwendeten Apparatur können allgemeingültige Aussa­ gen beispielsweise zur idealen Umdrehungszahl bzw. Um­ fangsgeschwindigkeit der Zentrifugalzerstäuberscheibe nicht gemacht werden. Der Fachmann kann die idealen Bedin­ gungen aber durch Versuche leicht bestimmen. Hierzu geht er zweckmäßig von einer als besonders gut geeignet erkann­ ten Zubereitung mit 60 bis 65 Gew.-% Bariumsulfat, 1 bis 2 Gew.-% gelöstem Bindemittel, Rest auf 100 Gew.-% Wasser aus. Als Trocknungsgas verwendet man üblicherweise er­ hitzte Luft. Die Abluft, die den Trockner verläßt, sollte eine Temperatur zwischen 105°C und 115°C aufweisen. Die Umfangsgeschwindigkeit der Zerstäuberscheibe sollte im Bereich von 60 m/s bis 140 m/s liegen. Durch Kontrolle der produzierten Prills im Mikroskop kann der Fachmann den idealen Bereich der Umfangsgeschwindigkeit der Zentrifu­ galzerstäuberscheibe bestimmen: sind die Prills sehr klein, ist die gewählte Umfangsgeschwindigkeit bzw. Dreh­ zahl der Zerstäuberscheibe zu hoch. Sind die Teilchen zwar recht groß, aber beschädigt, ist die gewählte Drehzahl der Zerstäuberscheibe zu niedrig (die Beschädigungen resultie­ ren beim Aufprall der zu großen abgeschleuderten Teilchen auf die Trocknerwand). In beiden Fällen ist die Riesel­ fähigkeit vermindert.
Sinkt die Ablufttemperatur unter 100°C, wird der Durchsatz verringert oder die Temperatur des Trocknungs­ gases erhöht. Sind die einzelnen Primärpartikel in den Prills schwächer oder stärker gebunden als erwünscht, wird mehr bzw. weniger Bindemittel in der Zubereitung zugege­ ben.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist rieselfähi­ ges, in Form von Prills vorliegendes, ein Bindemittel aus­ gewählt aus der Gruppe wasserlöslicher organischer Poly­ mere enthaltendes Bariumsulfat. Ein solches rieselfähiges Bariumsulfat ist nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, wie es vorstehend beschrieben wurde, erhältlich.
Die Prills weisen einen Partikeldurchmesser von bis zu 300 µm und mehr, beispielsweise zwischen 30 und 200 µm auf. Bei Betrachtung unter entsprechender Vergrößerung kann man erkennen, daß sie aus Primärpartikeln, wie sie auch in der zur Herstellung verwendeten Zubereitung ent­ halten sind, aufgebaut sind. Bevorzugtes rieselfähiges Ba­ riumsulfat enthält Prills, die aus Bariumsulfat-Primär­ partikeln aufgebaut sind, welche einen mit Sedigraph bestimmten Anteil an Feinkorn mit einer Größe von < 2 µm von mindestens 50%, vorzugsweise mindestens 75%, insbe­ sondere mindestens 90% aufweisen. Die Prills sind vor­ zugsweise im wesentlichen kugelförmig.
Der Gehalt an Bindemittel kann innerhalb eines größeren Bereiches schwanken. Der Gehalt an Bindemittel im rieselfähigen Bariumsulfat ist natürlich abhängig vom Ge­ halt an Bindemittel in der zur Herstellung verwendeten Zu­ bereitung. So kann der Gehalt im rieselfähigen Bariumsul­ fat zwischen etwa 0,1 und etwa 16,7 Gew.-% schwanken, be­ zogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4. Zweckmäßig ist der Gehalt an Bindemittel aber kleiner und beträgt etwa von 0,2 bis 6 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 2 Gew.-%, insbesondere 1 bis 2 Gew.-%, bezogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4. Bei geringeren Mengen an Bindemit­ tel ist die Stabilität der Prills möglicherweise zu gering und die Rieselfähigkeit verschlechtert.
Als Bindemittel können wie vorstehend schon beschrie­ ben prinzipiell beliebige wasserlösliche organische Poly­ mere enthalten sein, beispielsweise wasserlösliche Gel­ bildner (Gelvorstufen) von hydrophilen Gelen. So können Polypeptide, z. B. Gelatine, oder Polysaccharide, z. B. Pec­ tinate, Carrageenan, Agar, Agarose, Curdlan oder Gellan, als Bindemittel im rieselfähigen Bariumsulfat enthalten sein. Ebenso können synthetische Polymere, z. B. Polyvinyl­ pyrrolidon oder insbesondere Polyvinylalkohol oder wasser­ lösliche Cellulosederivate, insbesondere Celluloseether­ derivate, als Bindemittel enthalten sein. Vorzugsweise enthalten die Prills Polyvinylalkohol oder wasserlösliche Celluloseetherderivate. Sehr gut geeignet sind solche was­ serlöslichen Celluloseetherderivate, in welchen das Cellu­ losemolekül in mehr oder weniger großem Umfang durch C1- C3-Alkylgruppen und/oder durch, mit Hydroxy- oder Carboxy­ gruppen substituierten C1-C3-Alkylgruppen verethert ist, beispielsweise Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Hy­ droxyethylmethylcellulose, Hydroxypropylcellulose oder Carboxymethylcellulose, ggf. in Form von Alkalisalzen, mit mehr oder weniger hoher Viskosität.
Der Wassergehalt des erfindungsgemäßen Bariumsulfats liegt im Bereich von 0 bis 0,3 Gew.-%.
Das erfindungsgemäße rieselfähige Bariumsulfat kann für jene Zwecke verwendet werden, für die Bariumsulfat üb­ licherweise verwendet wird, insbesondere als Füllstoff oder Pigmente in der Papierherstellung, Lack- und Farben­ herstellung, in Spachtelmassen oder bei der Kunststoffher­ stellung.
Vorteil des erfindungsgemäßen Bariumsulfats ist es, daß es aufgrund seiner Rieselfähigkeit und Lagerstabilität von der Herstellung bis zur Anwendung leicht handhabbar ist. Die Prills können durch mechanisches Zerkleinern, z. B. Zerreiben oder Mahlen, wieder in die ursprünglichen Primärpartikel umgewandelt werden. Die Prills zerfallen auch beim Suspendieren in Wasser, so daß schließlich nur noch eine Suspension der ursprünglichen Primärpartikel der Prills (sowie eine Lösung des Bindemittels) vorliegt.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Vor­ mischung zur Anwendung im erfindungsgemäßen Verfahren, um­ fassend 30 bis 80 Gewichtsteile Bariumsulfat und 0,1 bis 5 Gewichtsteile eines wasserlöslichen organischen Polymers. (Eine trockene Vormischung aus diesen beiden Komponenten besteht also aus etwa 0,1 Gew.-% bis 14,3 Gew.-% Bindemit­ tel und 99,9 bis 85,7 Gew.-% BaSO4. Bezogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4, liegt der Gehalt an Bindemittel zwischen etwa 0,1 und 16,7 Gew.-%.) Gegebenenfalls können bis zu 65 Gewichtsteile Wasser enthalten sein. Zweckmäßig stellt man diese wäßrige Vormischung her, indem man eine wäßrige Lösung des organischen Polymers mit Bariumsulfat vermischt und gegebenenfalls noch Wasser zusetzt. Das be­ vorzugte Kornspektrum des Bariumsulfats und die Art des wasserlöslichen organischen Polymers sind weiter oben bei der Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens bereits beschrieben.
Die vorliegenden Beispiele sollen das erfindungsge­ mäße Verfahren weiter erläutern, ohne es in seinem Umfang einzuschränken.
Beispiel 1: Herstellung von rieselfähigem Bariumsulfat mit Polyvinyl­ alkohol als Bindemittel 1.1. Verwendete Vorrichtung
Verwendet wurde ein Zentrifugalzerstäubungstrockner der Firma NIRO, Modell SD 28R.
1.2. Herstellung der Bariumsulfat, Bindemittel und Wasser enthaltenden Zubereitung
Es wurde Bariumsulfat "Blanc fixe HD 80R" der Firma Solvay Barium Strontium GmbH, Hannover, eingesetzt, dabei handelt es sich um ein wasserfreies Bariumsulfat mit einem mittels Sedigraph, Modell "micromeritics 5000 ET", be­ stimmten Anteil an Feinkorn einer Partikelgröße < 2 µm von mindestens 90 bis 95%. Der mittlere Massendurchmesser d50 beträgt ca. 0,8 µm.
Der als Bindemittel verwendete Polyvinylalkohol wurde in Form einer 10 Gew.-% Polyvinylalkohol enthaltenden wäßri­ gen Lösung eingesetzt.
75 kg des oben beschriebenen Bariumsulfats, 40 kg Wasser sowie 3,75 kg der 10 Gew.-% Polyvinylalkohol enthaltenden wäßrigen Lösung wurden zu einer Zubereitung mit 0,3 Gew.-% Bindemittel und 63,2 Gew.-% Bariumsulfat, Rest Wasser ver­ mischt.
1.3. Verfahrensdurchführung
Die Hälfte der gemäß 1.2. hergestellten Zubereitung wurde unter einem Druck von 2 bar auf die Zerstäuberscheibe auf­ gegeben. Als Trocknungsgas wurde auf 200°C erhitzte Luft eingesetzt.
Die Drehzahl der Zentrifugalzerstäuberscheibe wurde auf etwa 14.000 Umdrehungen pro Minute eingeregelt (Umfangs­ geschwindigkeit: etwa 110 m/sec).
Ausbeute: etwa 23 kg bindemittelhaltiges Bariumsulfat (Wassergehalt: 0,1 Gew.-%). Der Gehalt an Bindemittel betrug 0,5 Gew.-%, bezogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4.
Die mikroskopische Untersuchung des Produkts ergab, daß Prills entstanden waren, die einen Partikeldurchmesser von bis zu 100 µm aufwiesen. Ein großer Teil der Prills war beschädigt oder "ausgefranst".
Abschätzung der relativen Rieselfähigkeit:
Die Rieselfähigkeit wurde in Form der Fließfähigkeit des erhaltenen Produkts durch einen Trichter gemessen, indem die Ausflußzeit des jeweils hergestellten Produktes aus dem Trichter bestimmt wurde. Diese Methode ergibt keine absoluten Meßwerte, sie ermöglicht aber sehr gut die Ab­ schätzung der relativen Rieselfähigkeit verschiedener Pro­ dukte untereinander. Der verwendete Polyethylen-Trichter weist einen Auslauf von 0,7 cm Durchmesser auf. Die Füll­ höhe beträgt 7 cm, der Durchmesser des oberen Trichterran­ des beträgt 10 cm. Zur Bestimmung der relativen Fließ­ fähigkeit wurden jeweils 0,2 kg des jeweiligen Produktes in den Trichter gegeben und die Zeit bis zum vollständigen Auslauf aus dem Trichter gemessen. Je kürzer der Zeitbe­ darf, desto besser die Fließfähigkeit und damit die Rie­ selfähigkeit.
Als Anhaltspunkt wurde zunächst versucht, die relative Fließfähigkeit des Ausgangsproduktes ("Blanc fixe HD 80R") zu bestimmen. Die Fließfähigkeit dieses Pulvers war jedoch so schlecht, daß die relative Fließfähigkeit mit dem ver­ wendeten Trichter nicht bestimmt werden konnte.
Demgegenüber erwies sich das in Beispiel 1 hergestellte rieselfähige Bariumsulfat als besser fließfähig.
Beispiel 2: Herstellung von rieselfähigen Bariumsulfat mit Polyvinyl­ alkohol als Bindemittel
75 kg Bariumsulfat "Blanc fixe HD 80R", 7,5 kg der 10 Gew.-% Polyvinylalkohol enthaltenden wäßrigen Lösung und 40 kg Wasser würden zu einer Zubereitung mit 0,6 Gew.-% Bindemittel und 61,2 Gew.-% Bariumsulfat, Rest Wasser, vermischt. Jeweils die Hälfte der Zubereitung wurde in 2 Versuchen 2.1. (Drehzahl der Zentrifugalzerstäuberscheibe: 14.000 Umdrehungen pro Minute) und 2.2. (Drehzahl der Zentrifugalzerstäuberscheibe: 10.000 Umdrehungen pro Minute (Umfangsgeschwindigkeit: etwa 79 m/sec) auf die Zentrifugalzerstäuberscheibe aufgegeben.
Die jeweils erhaltenen Produkte wurden näh genormten Ana­ lysemethoden für Füllstoffe hinsichtlich der relativen Fließfähigkeit als Maß für die Rieselfähigkeit sowie hin­ sichtlich des pH-Wertes, des Elektrolytgehaltes, der Leit­ fähigkeit, des Stampfgewichtes, des Schüttgewichtes und des Siebrückstands (Siebgröße 45 µm) untersucht. Die Er­ gebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefaßt. Der Gehalt an Bindemittel betrug 1 Gew.-%, bezogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte enthaltene BaSO4.
Die mikroskopische Untersuchung der Produkte ergab folgen­ des: In 2.1 waren regelmäßig geformte, überwiegend unbe­ schädigte Prills entstanden, die bis etwa 100 µm Partikel­ durchmesser aufwiesen. In 2.2. waren Prills entstanden, die ebenfalls regelmäßig geformt und überwiegend unbeschä­ digt waren, größer als die in 2.1. entstandenen Prills waren und einen Partikeldurchmesser aufwiesen, der teil­ weise mehr als 100 µm betrug.
Beispiel 3: Herstellung von rieselfähigem Bariumsulfat mit Carboxy­ methylcellulose als Bindemittel
Die Herstellung erfolgte analog Beispiel 1 unter Verwen­ dung von Carboxymethylcellulose (Finfix 700 E). Die herge­ stellte Zubereitung enthielt 63,18 Gew.-% BaSO4, 0,32 Gew.-% Carboxymethylcellulose, der Rest auf 100 Gew.-% war Wasser. Die Drehzahl der Zentrifugalzerstäuberscheibe wurde auf 14.000 Umdrehungen pro Minute eingeregelt.
Das erhaltene Produkt enthält 0,5 Gew.-% Bindemittel, be­ zogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4. Die relative Fließfähigkeit des erhaltenen Produktes ist zwar besser als diejenige des Ausgangsproduktes, sie ist aber nicht so gut wie die Fließfähigkeit der Produkte aus Versuch 2.1. und 2.2..
Beispiel 4: Herstellung rieselfähigen Bariumsulfats mit Carboxymethyl­ cellulose
Die Herstellung erfolgte analog Beispiel 2. Die herge­ stellte Zubereitung enthielt 61,19 Gew.-% Bindemittel, 0,61 Gew.-% Carboxymethylcellulose, der Rest auf 100 Gew.-% war Wasser. Die Umdrehungszahl der Zentrifugal­ zerstäuberscheibe wurde auf etwa 14.000 Umdrehungen pro Minute eingeregelt.
Das erhaltene Produkt enthielt 1 Gew.-% Bindemittel, be­ zogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4. Die relative Fließfähigkeit des erhaltenen Produktes war sehr gut. Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß das Produkt in Form runder Prills vorlag. Weitere Produkteigenschaften sind in Tabelle 1 zusammengestellt.
Beispiel 5: Herstellung von rieselfähigem Bariumsulfat mit Tylose als Bindemittel
Die Herstellung erfolgte analog Beispiel 2 unter Verwen­ dung von Tylose C30R, Firma Hoechst, als Bindemittel. Die hergestellte Zubereitung enthielt 61,19 Gew.-% BaSO4, 0,61 Gew.-% Tylose C30R, der Rest auf 100 Gew.-% war Wasser. Die Drehzahl der Zentrifugalzerstäuberscheibe wurde auf 16.000 Umdrehungen pro Minute (Umfangsgeschwin­ digkeit: etwa 126 m/sec) eingeregelt.
Das erhaltene Produkt besaß eine vorzügliche relative Fließfähigkeit. Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß das Produkt in Form runder Prills vorlag. Weitere Analyse­ ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengestellt.
Aus Tabelle 1 ergibt sich, daß das Ausgangsprodukt eine so schlechte Fließfähigkeit aufweist, daß sie praktisch nicht bestimmbar war. Das erfindungsgemäße rieselfähige Barium­ sulfat mit wechselndem Gehalt an Bindemittel wies jeweils eine bessere Fließfähigkeit auf. Aus der Tabelle ist zu entnehmen, daß Produkte, die pro 100 Gew.-Teile BaSO4 etwa 1 bis 1,5 Gew.-Teile Bindemittel enthalten und bei einer Zerstäuberscheibendrehzahl von 10.000 bis 16.000 Umdreh­ ungen pro Minute hergestellt wurden, besonders vorteilhaft hinsichtlich der Fließfähigkeit und damit der Rieselfähig­ keit sind. Die Verwendung von Tylose als Bindemittel ist darüber hinaus noch vorteilhaft, da Tylose besonders gut wasserlöslich ist.
Tabelle 1

Claims (12)

1. Verfahren zur Herstellung von rieselfähigem Bariumsulfat, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Zube­ reitung, umfassend 30 bis 80 Gew.-% Bariumsulfat, 0.1 bis 5 Gew.-% eines Bindemittels ausgewählt aus der Gruppe was­ serlöslicher organischer Polymere, Rest auf 100 Gew.-% Wasser, auf die Zerstäuberscheibe eines Zentrifugalzer­ stäubungstrockners aufgibt, die von der Zerstäuberscheibe ausgeschleuderte wäßrige Zubereitung in einem Trocknungs­ gas trocknet und das rieselfähige Bariumsulfat gewinnt.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die Zubereitung 40 bis 75 Gew.-% Bariumsulfat, 0.1 bis 3 Gew.-% des Bindemittels, Rest auf 100 Gew.-% Wasser enthält.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man das Bindemittel auswählt aus der Gruppe umfassend Polyvinylalkohol und wasserlös­ liche Cellulosederivate.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als Bindemittel Polyvinylalkohol oder wasserlös­ liche Celluloseetherderivate verwendet.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Verfahren bei einer Umfangsgeschwindigkeit der Zerstäuberscheibe von 50 bis 250 m/s durchführt.
6. Rieselfähiges, in Form von Prills vorliegendes, ein Bindemittel ausgewählt aus der Gruppe wasserlöslicher organischer Polymere enthaltendes Bariumsulfat, erhältlich nach einem Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 5.
7. Rieselfähiges Bariumsulfat nach Anspruch 6, da­ durch gekennzeichnet, daß die Prills einen Durchmesser zwischen 20 und 300 µm aufweisen.
8. Rieselfähiges Bariumsulfat nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel in einer Menge von 0,1 bis 16,7 Gew.-%, bezogen auf das als 100 Gew.-% gesetzte BaSO4, enthalten ist.
9. Rieselfähiges Bariumsulfat nach einem der An­ sprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Bindemit­ tel Polyvinylalkohol oder ein wasserlösliches Cellulosede­ rivat enthalten ist.
10. Rieselfähiges Bariumsulfat nach einem der An­ sprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Prills im wesentlichen kugelförmig sind.
11. Verwendung des rieselfähigen, ein Bindemittel aus­ gewählt aus der Gruppe wasserlöslicher organischer Poly­ mere enthaltenden Bariumsulfats, erhältlich nach einem Verfahren der Ansprüche 1 bis 5 als Füller.
12. Vormischung zur Anwendung im erfindungsgemäßen Verfahren der Ansprüche 1 bis 5, umfassend 30 bis 80 Ge­ wichtsteile Bariumsulfat, 0,1 bis 5 Gewichtsteile eines wasserlöslichen organischen Polymers und gegebenenfalls bis zu 65 Gewichtsteile Wasser.
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