DE4117316C2 - Verfahren zur Bestimmung des Gehalts an Teilchen einer Keramikteilchenverstärkung in einer Aluminiumlegierung - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung des Gehalts an Teilchen einer Keramikteilchenverstärkung in einer AluminiumlegierungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung des
Gehalts an Teilchen einer Keramikteilchenverstärkung in einer
Aluminiumlegierung.
Da die mechanischen und physikalischen Eigenschaften von
Metallmatrix-Verbundwerkstoffen mit Partikelverstärkung ganz
entscheidend vom prozentualen Anteil an verstärkender Phase und
deren Verteilung bestimmt werden, ist es für alle Anwender die
ser Materialien von wesentlicher Bedeutung, eine gleichmäßige
Verteilung der Teilchen im Werkstück sicherzustellen. SiC-Teil
chen beispielsweise sind schwerer als eine Aluminiumschmelze und
neigen daher dazu, sich abzusetzen und am Tiegelboden anzurei
chern. Außerdem werden die Teilchen bei der gegebenen Legierung
während des Erstarrungsvorganges bei langsamer Erstarrung von
den Primäraluminiumdendriten in die interdendritischen Zwischen
räume gedrängt, ein Phänomen, das als "Partikelseigerung" be
zeichnet wird. Die Sedimentationseffekte im Schmelztiegel können
durch ständiges Rühren, die Effekte der Partikelseigerung durch
rasches Abkühlen vermieden werden. Für die Qualitätssicherung
bedeutet dies jedoch, daß zwei Kontrollen notwendig sind, eine
bezüglich des Volumenanteils vor dem Abguß im Schmelztiegel und
eine zweite bezüglich der Verteilung der Teilchen nach der Er
starrung am Gußstück.
Seit geraumer Zeit ist man daher weltweit bemüht, diese
Probleme zu lösen, hat dabei aber das Hauptaugenmerk vorwiegend
der Endkontrolle, also dem festen Zustand gewidmet. Die Ermitt
lung des Anteiles an verstärkender Phase wurde dabei bislang auf
metallographischem Wege vorgenommen, d. h. unter Anwendung der
Methoden der quantitativen Metallographie (D. van Hille, S.
Bengtsson, R. Warren, Quantitative Metallographic Study of Fibre
Morphology in a Short Alumina Fibre Reinforced Aluminium Alloy,
Matrix Composites Sci. and Tech., vol 35, 1989, 195-206). Der
Aufwand für eine solche Bestimmung ist freilich ziemlich groß,
jedoch kann sie mit einer generellen Gefügecharakterisierung
verbunden werden und liefert auch Angaben über die Verteilung
der Teilchen.
Als zerstörungsfreie und gleichzeitig billige Bestimmungs
methode bietet sich die Dichteprüfung an, die es aufgrund der
unterschiedlichen Dichte der Bestandteile (z. B. Al: 2,7 g/cm3,
Si: 3,3 g/cm3) erlaubt, über eine einfache Umrechnung den Teil
chengehalt zu ermitteln. Nachteilig erweist sich hier die ex
treme Empfindlichkeit gegenüber feinsten Poren oder Luftein
schlüssen, weshalb sich dieses Verfahren als ungenau erwies.
Erfolgreich wurde die Messung des elektrischen Widerstandes des
Verbundwerkstoffes zur Bestimmung des Teilchengehalts herangezo
gen (D. E. Hammond, Nondestructive Testing of Aluminium Composi
te Castings, AFS Casting Congress, Detroit, 21.-24.4.1990). Mit
Hilfe einer Sonde kann sowohl im festen als auch im flüssigen
Zustand der Teilchengehalt bestimmt werden. Dabei ergab sich ein
linearer Zusammenhang zwischen elektrischem Widerstand und der
Menge an anwesenden Keramikteilchen.
Aus der DE-OS 21 20 932 ist es grundsätzlich bekannt,
daß der Unterkühlungsgrad einer Schmelze vom Gehalt an
in der Schmelze vorhandenen Kristallkeimbildnern abhängig
ist.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein einfaches Verfahren zur
Ermittlung des Gehalts an Teilchen einer Keramikteilchenverstärkung
in einer Aluminiumlegierung anzugeben.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit
den Merkmalen des Patentanspruchs 1 oder 2 gelöst. Bislang wurde
der Verlauf von Abkühlkurven zur Beurteilung der Kornfeinung von
Legierungen herangezogen. Es ist das Verdienst der Erfindung,
erkannt zu haben, daß der zeitliche Abstand zwischen den auf den
Ästen mit negativer Steigung gelegenen Wendepunkten der Abkühl
kurve bei sonst gleichen Versuchsbedingungen in einem ein
deutigen Zusammenhang mit dem Gehalt an Teilchen der Keramikteilchenverstärkung in der Aluminiumlegierung steht,
so daß aus diesem zeitlichen Abstand auf den Teilchengehalt
geschlossen werden kann.
Im folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten
Zeichnung näher beschrieben. Auf dieser zeigt
Fig. 1 die Prinzipdarstellung einer Abkühlkurve mit Unter
kühlung und nachfolgendem Temperaturanstieg,
Fig. 2 im Vergleich Abkühlkurven einer unverstärkten und
einer mit 15% SiC-verstärkten Al-Legierung AlSi7Mg, und
Fig. 3 den Zusammenhang zwischen der Größe a und dem Teil
chengehalt in der SiC-teilchenverstärkten Al-Legierung AlSi7Mg.
Fig. 1 stellt die prinzipielle Temperatur/Zeit-Kurve für
die Abkühlung einer Aluminiumlegierung aus der Schmelze dar, wie
man sie erhält, wenn man mit Hilfe eines Thermoelements die
Temperatur der in einem Tiegel befindlichen Schmelze in Abhän
gigkeit von der Zeit mißt.
Die Kurve zeigt eine Unterkühlungsphase, bis bei Tu die
Erstarrung mit nachfolgender Erwärmung auf To durch freiwerdende
Erstarrungswärme einsetzt. Der zeitliche Abstand zwischen den
beiden auf den abfallenden Ästen liegenden Wendepunkten der
Kurve, oder anders ausgedrückt der größte zeitliche Abstand, in
dem die zwischen To und Tu liegende Mitteltemperatur Tm auf
tritt, ist bei sonst gleichen Versuchsbedingungen abhängig von
einem Teilchengehalt in der Legierung. Dies liegt neben dem
Einfluß, den diese Teilchen auf die metallographische Struktur
der Matrix haben können, und ihrer möglichen Wirkung als die
Unterkühlungsphase verkürzende Erstarrungskeime vor allem daran,
daß der Volumenanteil der Schmelze und damit die freiwerdende
Erstarrungswärme proportional zum Volumenanteil der Teilchen
abnimmt.
Ebenso korrelieren auch die genannte untere und obere Tem
peratur Tu bzw. To der Primärerstarrung - wenn auch nicht so gut
- mit dem Teilchengehalt in der Legierung, so daß auch diese
Werte zur Bestimmung des Teilchengehalts herangezogen werden
können.
Fig. 2 zeigt im Vergleich die Abkühlungskurve für eine
Probe aus einer AlSi7Mg vergleichbaren Aluminiumlegierung ohne
Teilchenverstärkung (gestrichelte Kurve) und für die gleiche
Aluminiumlegierung mit einem Zusatz von 15 Vol.% SiC (durchge
hende Linie).
Es ist klar ersichtlich, daß der Abstand a bei der ver
stärkten Legierung deutlich kürzer ausfällt als bei der unver
stärkten Legierung. Dies, wie bereits erwähnt, weil nach Maßgabe
des Volumens der vorhandenen Teilchen weniger Erstarrungswärme,
die proportional der erstarrenden Masse ist, frei wird, wodurch
der Temperaturanstieg reduziert wird. Hinzu kommt, daß ein Teil
der anwesenden Teilchen (Feinanteil im Größenspektrum) als Keime
wirken können, so daß auch die Unterkühlung vor dem Einsetzen
der Primärerstarrung reduziert ist. Beide Effekte wirken im
Sinne einer Verringerung der Temperaturdifferenz zwischen To und
Tu und damit auch im Sinne einer Verkürzung der Zeitdifferenz a.
Auffällig ist im übrigen auch, daß bei der teilchenver
stärkten Legierung das absolute Temperaturniveau der Primärer
starrung erhöht ist und die Suspension scheinbar bei einer höhe
ren Temperatur zu erstarren beginnt, als sie es dem Phasendia
gramm zufolge sollte. Erklärbar ist diese Erscheinung durch ein
inhomogenes Temperaturfeld in der erstarrenden Schmelze, bedingt
durch unterschiedliche Wärmekapazitäten von Aluminium und SiC-
Teilchen. Während der Abkühlung des Verbundwerkstoffes entstehen
dadurch lokale Unterschiede, d. h. die Teilchen werden eine ge
ringfügig höhere Temperatur aufweisen als die umgebende Matrix.
Da sich bei der Temperaturmessung der gemessene Wert aus z. B.
15% der Temperatur der Teilchen und 85% der Temperatur der
Matrix zusammensetzt, beginnt diese scheinbar bei höherer Tempe
ratur zu erstarren.
Nimmt man nun für eine teilchenverstärkte Legierung die Ab
kühlkurve auf und mißt in dieser den Abstand a aus, so läßt sich
über diesen Abstand anhand einer Eichkurve der zugehörige Teil
chengehalt ermitteln.
Die Eichkurve wiederum erhält man beispielsweise, indem mit
Proben unterschiedlicher aber bekannter Teilchengehalte bei
sonst gleichen und mit den für die Messung von Proben unbekann
ten Teilchengehalts übereinstimmenden Versuchsbedingungen die
Abkühlkurven aufgenommen und daraus die Abstände a bestimmt
werden.
Sinngemäß das gleiche gilt auch für die Bestimmung des
Teilchengehalts aus Tu und To.
Gemäß der beschriebenen Ausführungsform wurden alle Proben
bei 700°C Schmelzentemperatur in Croning-Tiegeln mit einem Volu
men von 38 cm3 gegossen. Die Abkühlkurven wurden mit Ni-CrNi
Thermoelementen gemessen und auf einem Datalogger aufgezeichnet.
Vor dem Vergießen wurde durch gezieltes Rühren in einem stufen
los regelbaren Rührwerk in Schutzgasatmosphäre eine gleichmäßige
Verteilung der Teilchen in der Schmelze erzeugt. Um geeignete
Abgüsse unterschiedlicher Teilchengehalte herstellen zu können,
wurde dann vor dem Abschöpfen der Probe den Teilchen Zeit gelas
sen, sich abzusetzen. Auf diese Weise sind verschiedene Teil
chengehalte leicht einstellbar. Zur Gewinnung der Eichkurve
werden Abkühlkurven aufgenommen, die Werte a ausgemessen und der
zugehörige Teilchengehalt nach dem Erstarren bildanalytisch
bestimmt. Zur Messung einer Probe wird deren Abkühlkurve im
gleichen Tiegel, bei gleicher Menge und auch sonst gleichen
Umgebungsbedingungen aufgenommen, der Abstand a gemessen und aus
der Eichkurve der zugehörige Teilchengehalt abgelesen.
Claims (3)
1. Verfahren zur Bestimmung des Gehalts an Teilchen einer
Keramikteilchenverstärkung in einer Aluminiumlegierung, bei welchem
die Schmelze in einem Tiegel bis zur Erstarrung abgekühlt
und die Temperatur in Abhängigkeit von der Zeit gemessen wird,
die Zeitdifferenz zwischen Durchgängen der Temperatur durch die
auf den Ästen mit negativer Steigung gelegenen Wendepunkte der
Abkühlkurve festgestellt wird, und der Teilchengehalt anhand des
über eine Eichmessung für die jeweiligen Versuchsbedingungen
gewonnenen Zusammenhangs zwischen Zeitdifferenz und Teilchengehalt
ermittelt wird.
2. Verfahren zur Bestimmung des Gehalts an Teilchen einer
Keramikteilchenverstärkung in einer Aluminiumlegierung, bei welchem
die Schmelze in einem Tiegel bis zur Erstarrung abgekühlt
und die Temperatur in Abhängigkeit von der Zeit gemessen wird,
die Minimumtemperatur (Tu) der Unterkühlungsphase oder die höchste
Temperatur (To) nach dem Minimumdurchgang festgestellt wird,
und daß der Teilchengehalt anhand des über eine Eichmessung für die
jeweiligen Versuchsbedingungen gewonnenen Zusammenhangs zwischen
dieser Temperatur und dem Teilchengehalt ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß zur Messung ein bestimmtes Volumen der Schmelze in
einen Croning-Tiegel gegossen und die Temperatur mittels eines
Thermoelements gemessen wird.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE4117316A DE4117316C2 (de) | 1991-05-27 | 1991-05-27 | Verfahren zur Bestimmung des Gehalts an Teilchen einer Keramikteilchenverstärkung in einer Aluminiumlegierung |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (2)
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DE4117316A1 DE4117316A1 (de) | 1992-12-03 |
DE4117316C2 true DE4117316C2 (de) | 1994-06-16 |
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE4117316A Expired - Fee Related DE4117316C2 (de) | 1991-05-27 | 1991-05-27 | Verfahren zur Bestimmung des Gehalts an Teilchen einer Keramikteilchenverstärkung in einer Aluminiumlegierung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4117316C2 (de) |
Families Citing this family (1)
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Family Cites Families (2)
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DE2120932A1 (en) * | 1971-04-28 | 1972-11-16 | Bäckerud, Stig Lennart, Dr. Phil., Aakersberga (Schweden) | Rapid melt crystallization examination - by thermal analysis to ensure prompt rectification partic in metal casting |
DE3013621A1 (de) * | 1980-04-09 | 1981-10-15 | Electro-Nite, N.V., Houthalen | Verfahren zur bestimmung des kohlenstoffgehaltes vonstahlschmelzen durch thermische analyse |
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1991
- 1991-05-27 DE DE4117316A patent/DE4117316C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE4117316A1 (de) | 1992-12-03 |
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