DE411533C - Verfahren zum Gluehen von Stahl - Google Patents

Verfahren zum Gluehen von Stahl

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DE411533C DER47795D DER0047795D DE411533C DE 411533 C DE411533 C DE 411533C DE R47795 D DER47795 D DE R47795D DE R0047795 D DER0047795 D DE R0047795D DE 411533 C DE411533 C DE 411533C
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  • Verfahren zum Glühen von Stahl. Die Erfindung bezweckt eine Verbesserung der Glühverfahren, welchen viele Stähle, im besonderen fast alle Werkzeugstähle ausgesetzt werden, im besonderen einer Dauer-Illühung oder einer Weichglühung, durch welche weitgehende Gefügeänderungen durch sorgfältige Bemessung von Dauer und Temperatur der Erhitzung und Abkühlung erzielt werden. Bei diesen Verfahren tritt eine oberflächliche Entkohlung des Stahls auf Bruchteile von Millimetern ein, die Bildung der sogenannten Weichhaut. Um diese für viele Anwendungsweisen nachteilige Bildung einer sogenannten Weichhaut auf dem Stahl bei dem Glühen zu vermeiden, hat man die Stahlstücke in gut verschlossenen, vielfach aus Gußeisen oder Stahlguß hergestellten Glühgefäßen und mit Holzkohlen, Gußspänen oder ähnlichen Mitteln verpackt unter Abschluß der äußeren Luft geglüht. Ebenso hat man durch Glühen in einer indifferenten Gasatmosphäre denselben Zweck angestrebt. Beides aber führte meist nicht zum Ziel. Der Grund ist, daß nicht nur der Sauerstoff der Luft entkohlend wirkt. sondern auch die beim Erhitzen und Glühen von Stahlstücken aus diesen entweichenden Gase, welche in der Hauptsache aus Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stickstoff bestehen.
  • Solche Gase, insbesondere Kohlensäure, wirken nun bei Temperaturen über dem ersten Umwandlungspunkt.3,1 und zwischen A,1 und <-3,.1 durch Oxydation des Kohlenstoffes an der Oberfläche der Stahlstücke stark entkohlend. Hierzu kommt der Umstand, daß die jedem Stahlstück in mehr oder weniger starkem Maße in Form von Rost, Zunder, Hammerschlag, Walzsinter usw. anhaftenden Eisen-Sauerstoff-'Verbindungen. beim Glühen durch Zerfallen in Eisenoxydul und Sauerstoff auf das aus dem Stahl austretende Kohlenoxyd einwirken und durch Umbildung in Kohlensäure den entkohlenden Vorgang über bzw. zwischen A,1 und :4,1 noch steigern und stetig im Gange halten. Ein weiterer Nachteil ist, daß die Stahlstücke beim Erkalten nach dem Glühen neuerdings die beim Erhitzen und Glühen abgegebenen schädlichen Gase wieder aufnehmen.
  • Auch die Versuche, dem Stahl die entzogene Kohle nachher wieder zuzuführen, haben zu keinem praktischen Ergebnis geführt.
  • Man hat schon bei der Behandlung von Eisen in Hitze sauerstoffhaltige Gase verwendet, jedoch bei ganz anderen Glühverfahren, unter anderen Bedingungen und zu anderen Zwecken, im besonderen bei dem Glühfrischen und gerade zum Entkohlen der Oberfläche als Vorbereitung zu einer darauffolgenden Oberflächenkohlung. Demgegenüber beruht die Erfindung auf der neuen Erkenntnis, daß gerade bei den üblichen Bedingungen des genannten Glühverfahrens und zwar vorzugsweise zwischen den Umwandlungspunkten :1,1 und A,.1 sich eine Sauerstoffatmosphäre von solcher Zusammensetzung herstellen läßt, daß nicht nur der Kohlenstoff, sondern gerade auch die kohlenstofffreie Oberflächenschicht des Eisens oxydiert wird, und außerdem noch ein günstiger Einfluß auf den Gasgehalt des Stahls eintritt.
  • Nach dem neuen Verfahren wird ein grundsätzlich anderer Weg eingeschlagen, indem das Glühverfahren unter Bedingungen vor sich geht, claß nicht nur die Kohle, sondern auch die oberflächliche Stahlschicht selbst mittels Anreicherung der Atmosphäre mit .Sauerstoff in entsprechender Menge entfernt wird. Es ist beobachtet «-orden, daß bei dem Glühen des Stahls in einer mit Sauerstoff angereicherten Atmosphäre in den zur Weichhautbildung neigenden Glühstufen die Bildung der Weichhaut vollständig vermieden, ja sogar von früherer Behandlung leerrührende Weichhaut wieder entfernt wird. Bei Erhaltung der Sauerstoffatmosphäre bei der Abkühlung werden auch keine schädlichen Gase von dem Stahl wieder aufgenommen, so daß auch hierdurch eine Verbesserung seiner Güteeigenschaft bei gleicher Glühfestigkeit eintritt.
  • Der Vorgang ist so zu erklären, daß die aus dem Stahl entweichenden Gase eine wesentliche Rolle als Oxydationsmittel spielen. Diese sind in Gegenwart gewöhnlicher atmosphärischer Luft oder bei L uftabschluß zur Oxydation der Kohle in der Oberflächenschicht des Stahles befähigt, nicht aber oder ungenügend zur Oxydation des Eisens selbst. Diese tritt erst ein, wenn das Oxydationsmittel, also imbesonderen,'dieSauerstoffmenge, vermehrt wird. Dafür spricht im besonderen, daß bei solcher Behandlung die von einer früheren Feuerbehandlung des Stahles herrührende Weichhaut abzundert. Dabei treten verwickelte Vorgänge der Oxydation und Wiederreduktian zwischen den entweichenden Gasen der sauerstoffreichere-i Atmosphäre und dem Eisen und seinen verschiedenen Oxydationsstufen ein.
  • Um die Wiederaufnahme der ausgetretenen Gase bei dein Erkalten zu vermeiden, kann der zugeführte Sauerstoff auch zum Ausspülen des Glühgefäßes vor Beginn oder während der Abkühlung benutzt werden. Hört dann die Sauerstoffzuführung auf, so wird der noch verbliebene Sauerstoff durch Rückbildung des entstandenen Eisenoxvduls zu Eisenoxyd verbraucht und dadurch Luft in das Glühgefäß eingesaugt, deren Sauerstoff in derselben Weise verbraucht wird. So ist beim Erkalten von etwa 6oo° bis 300" C eine fast gänzlich neutrale Stickstoffatmosphäre im Glühgefäß, die bei dieser Temperatur von dem Stahl nicht absorbiert wird und die Aufnahme schädlicher anderer Gase verhindert.
  • Hiernach wird nach dem neuen Verfahren wie folgt verfahren: Die Stähle werden in gut gedichteten Glühgefäßen von möglichst kohlenstoffarmem Weicheisen eingesetzt, um die schädigenden Wirkungen der aus kohlenstoffreichen Eisenlegierungen bestehenden Glühgefäßen bei der Erhitzung austretenden Kohlensäure zu verhindern. Bei Erreichung des ersten Umwandlungspunktes A, wird Sauerstoff unter dem zur Anreicherung notwendigen Druck aus einer Flasche oder in anderer Weise zugeführt, und zwar vorzugsweise zwischen den Umwandlungspunkten A,1 und :1,.1. Man verwendet am besten Sauerstoff oder jedenfalls ein Gas, <las einen höheren Sauerstoffgehalt als atmosphärische Luft besitzt, und verwendet eine solche Menge während der Erhitzung und gegebenenfalls bei der Abkühlung in dem Temperaturbereich der Weichhautbildung, daß sowohl der Kohlenstoff wie das Eisen der Oberfläche verbrannt werden.
  • Die Beendigung der Reaktion zeigt sich bei der Abkühlung in <ler Regel bei Erreichung des unteren Umwandlungspunktes A,.1 durch einen Sauerstoffüberschuß. Man läßt so lange weiter einströmen, bis das Glühgefäß ausgespült ist, und dann weiter erkalten. Hierbei wird der Sauerstoff noch von dem Zunder verbraucht, dadurch ein Vakuum erzeugt und Luft infolge der auch bei guter Dichtung noch bleibenden Undichtigkeiten eingesaugt, deren Sauerstoff auch verbraucht wird, so claß eine nahezu reine Stickstoffatmosphäre entsteht.

Claims (5)

  1. PAT£NT-ANSPRÜCIIE: i. Verfahren zum Glühen von Stahl zum Zwecke seiner Gefügeänderung unter Benutzung von oxydierenden Gasen in der Glühatmosphäre, dadurch gekennzeichnet, daß Gase verwendet werden, die einen höheren Sauerstoffgehalt besitzen als die atmosphärische Luft, und daß ihre Menge während der Erhitzung und gegebenenfalls bei der Abkühlung in dem Temperaturbereich der Weichhautbildung derart bemessen wird, daß sowohl der Kohlenstoff wie das Eisen der Oberfläche verbrannt werden.
  2. 2. Verfahren nach Anspruch i, gekennzeichnet durch die Anwendung der wirksamen Gasatmosphäre wesentlich in dem Bereich zwischen den Umwandlungspunkten (A, und A,.1).
  3. 3. Verfahren nach vorhergehenden An- Sprüchen, dadurch gekennzeichnet, däß die aus dem Stahl ausgetretenen Gase aus dem Glühgefäß entfernt werden, ehe die Bedingungen für ihre Wiederaufnahme durch den Stahl eintreten.
  4. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, gekennzeichnet durch das Wegspülen der ausgetretenen Gase durch reinen Sauerstoff.
  5. 5. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß die Wegspülung der ausgetretenen Gase nach Beendigung ihres Austritts stattfindet.
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