DE4114907A1 - Vernetztes polyvinylacetat als traegermaterial fuer treibmittelsysteme - Google Patents
Vernetztes polyvinylacetat als traegermaterial fuer treibmittelsystemeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein System zur reversiblen druckabhängigen
Speicherung von Gas, bestehend aus einem 3-Phasen-System enthaltend
organische Polymere als festes Trägermaterial (I), Lösungsmittel
(II) in flüssiger Form und Gas (III) im thermodynamischen Gleichge
wicht zwischen im Lösungmittel gelösten und gasförmigem Zustand so
wie die Verwendung derartiger Systeme.
3-Phasen-Systeme zur reversiblen druckabhängigen Speicherung von
Gasen sind aus der EP 03 85 773 bekannt. Beschrieben werden dort
Systeme, die als Trägermaterial ein polymeres Material mit moleku
laren Fehlstellen aufweisen. Es wird weiter ausgeführt, daß im all
gemeinen als Trägermaterial ein nicht starrer Festkörper, vorzugs
weise ein solcher mit vorwiegend elastisch mechanischen Eigenschaf
ten als Trägermaterial eingesetzt wird. Sowohl im weiteren Beschrei
bungsteil, als auch in den Unteransprüchen ist die genannte Anmel
dung folgerichtig auf vernetzte organische Homo- oder Copolymere wie
vernetzte Polyurethane oder vernetztes Polystyrol ausgerichtet. Da
bei wird der quellbarkeit dieser Polymeren eine besondere Bedeutung
für die Speicherfähigkeit der anderen beiden Phasen beigemessen. Es
wird deshalb empfohlen, zur Steigerung der quellbarkeit sogenannte
Promoter einzusetzen.
Die in der genannten EP 03 85 773 genannten Polymeren haben auch in
der bevorzugten Ausführungsform des Zusatzes eines Promoters eine
relativ geringe Aufnahmefähigkeit an Lösungsmittel, von der wiederum
die Gasaufnahmekapazität abhängig ist.
Vernetzte Polymere auf Basis von Polyvinylacetat werden in der ge
nannten europäischen Anmeldung nicht genannt. Sowohl die Polymeri
sation von Vinylacetat als auch die Copolymerisation von Vinylacetat
mit geeigneten Comonomeren sind dem Fachmann bekannt und z. B. in
Encyclopedia of Polymer Science and Engineering, Vol. 17, Wiley &
Sons, New York 1989, Seite 393 ff., beschrieben.
Aufgabe der Erfindung ist es, vernetzte Polymere als Trägermaterial
für ein 3-Phasen-System zur reversiblen druckabhängigen Speicherung
von Gas zur Verfügung zu stellen, das auch ohne Promoter eine deut
lich höhere Aufnahmekapazität für das Lösungsmittel bietet als bis
lang bekannte polymere Trägermaterialien für derartige Systeme. Da
rüber hinaus soll bei gleichbleibender Menge an Lösungsmittel und
Gasspeicherungskapazität eine deutliche Gewichtsreduzierung an Trä
germaterial erreicht werden. Des weiteren soll das Trägermaterial
möglichst universell bezüglich der einsetzbaren Lösungsmittel ver
wendbar sein und sich diesen gegenüber zumindest weitgehend chemisch
inert verhalten.
Überraschenderweise konnte diese Aufgabe gelöst werden durch ein
System zur reversiblen druckabhängigen Speicherung von Gas, beste
hend aus einem 3-Phasen-System enthaltend organische Polymere als
festes Trägermaterial (I), Lösungsmittel (II) in flüssiger Form und
Gas (III) im thermodynamischen Gleichgewicht zwischen im Lösungmit
tel gelösten und gasförmigem Zustand, dadurch gekennzeichnet, daß
das Trägermaterial (I) im wesentlichen aus vernetzten Polymeren auf
Basis des Vinylacetats besteht.
Wie bereits ausgeführt, sind Polymere auf Basis von Vinylacetat dem
Fachmann aus der Literatur bekannt. Auf die bereits genannte Lite
raturstelle aus Encyclopedia of Polymer Science and Engineering wird
ausdrücklich verwiesen. Bei den bekannten Verfahren zur Herstellung
dieser Polymeren können ebenfalls bekannte Hilfsstoffe wie Schutz
kolloide, Emulgatoren und/oder Stabilisatoren wie beispielsweise
Celluloseether oder Polyvinylalkohol zugesetzt werden. Dabei kann
beispielsweise so vorgegangen werden, daß die obengenannten Hilfs
stoffe in Wasser gelöst bzw. dispergiert werden, diese Lösung bzw.
Dispersion auf Reaktionstemperatur gebracht wird und anschließend
die Mischung aus Vinylacetat und Vernetzungsmittel sowie gegebenen
falls geeigneter Comonomeren, die Polymerisationsinitiatoren, z. B.
peroxidische, gelöst enthält, zugetropft wird, woran sich noch eine
Nachreaktionszeit sowie gegebenenfalls die Entfernung der nicht um
gesetzten Monomeren anschließen kann. Als Comonomere des Vinylace
tats kommen beispielsweise Methylmethacrylat, Acrylsäure, Acrylni
tril und Vinylpyrrolidon in Frage. Ein bevorzugtes Comonomeres ist
Ethylen. Der mögliche Anteil an Comonomeren ist ebenfalls aus der
Literatur bekannt. Bevorzugt werden Polymere auf Basis des Vinylace
tats, bei denen der Anteil an Comonomeren weniger als 50 Mol-% be
trägt. Gute Ergebnisse zeigen Polymere, die neben dem Vinylacetat
nur Vernetzungsmittel enthalten. Bevorzugt sind Verfahrensvarianten,
bei denen die Polymeren als feinteilige, leicht isolierbare Partikel
anfallen, z. B. nach Verfahren der Perl- oder Suspensionspolymerisa
tion.
Als Vernetzungsmittel kommen beispielsweise Diallylphthalat, Methy
lenbisacrylamid, Divinylbenzol sowie Divinylether wie beispielsweise
das 1,4-Divinyloxybutan in Frage. Bevorzugt ist Diallylphthalat. Der
Anteil des Vernetzungsmittels ist mindestens so bemessen, daß der
Vernetzungsgrad ausreicht, um zu verhindern, daß die Polymeren in
dem Lösungsmittel des Treibmittelsystems in Lösung gehen. Anderer
seits ist der Anteil des Vernetzungsmittels nach oben dadurch be
grenzt, daß die Polymeren in dem Lösungsmittel des Treibmittelsy
stems gut quellbar sein sollen. Eine bevorzugte Menge an Vernet
zungsmittel bezogen auf das Gesamtpolymere liegt im Bereich von 0,2
bis 10 Gew.-%, insbesondere 0,5 bis 7,5 Gew.-%, vorzugsweise 1,0 bis
5,0 Gew.-%. Neben den obengenannten difunktionellen Vernetzungsmit
teln sind auch höher funktionelle - beispielsweise trifunktionelle -
einsetzbar.
Da das erfindungsgemäß eingesetzte Trägermaterial bezüglich der an
deren Komponenten des Treibmittelsystems weitestgehend chemisch in
ert ist, gibt es hinsichtlich der Lösungsmittel wenig Beschränkun
gen. Die Lösungsmittel sollen jedoch in der Lage sein, die Polymere
stark zu quellen. Bevorzugt werden polare Lösungsmittel eingesetzt.
Als geeignet sind z. B. Tetraethylenglykoldimethylether, Ethanol,
Isobutylacetat, Diethylether, Essigsäuremethylester und/oder Aceton
anzusehen. Bevorzugt sind Essigsäuremethylester und/oder Aceton, da
diese unter anderem ein sehr gutes Aufnahmevermögen für Gase, ins
besondere für Kohlendioxid zeigen. Auch Mischungen von zwei oder
mehr Lösungsmitteln können eingesetzt werden z. B. Mischungen von
Aceton und Wasser.
Auch hinsichtlich der Gase, die in dem 3-Phasen-System im thermody
namischen Gleichgewicht zwischen einem im Lösungsmittel bzw. im Sy
stem Lösungsmittel/Trägermaterial gelösten und dem gasförmigen Zu
stand vorliegen, gibt es keinerlei prinzipielle Einschränkungen. Es
können sowohl einatomige Gase wie Edelgase als auch elementare
zweiatomige Gase wie Stickstoff oder auch mehratomige Gase, die aus
mehreren Elementen bestehen, wie Kohlendioxid eingesetzt werden.
Bevorzugt werden selbstverständlich solche Gase, die aus Sicht der
Produkt-, Verbraucher- und Arbeitssicherheit kein oder nur geringes
Gefahrenpotential enthalten und ökologisch unbedenklich sind. Be
vorzugt wird Kohlendioxid oder Gase, die zumindest überwiegend Koh
lendioxid enthalten.
Die erfindungsgemäßen Systeme zur reversiblen, druckabhängigen Spei
cherung von Gas finden vor allem in Druckgaspackungen, insbesondere
in 2-Kammer-Druckgaspackungen, Verwendung. Geeignete Druckgaspackun
gen werden in der bereits genannten EP 03 85 773 beschrieben. An
dieser Stelle sei nochmals ausdrücklich auf diese europäische Anmel
dung hingewiesen. Der Offenbarungsgehalt der EP 03 85 773 sowie die
dort aufgeführten besonderen Ausführungsformen lassen sich auf die
vorliegende Erfindung übertragen. Die vorliegenden erfindungsgemäßen
Systeme finden insbesondere Verwendung bei Druckgaspackungen, vor
zugsweise 2-Kammer-Druckgaspackungen. Die Treibmittelsysteme eignen
sich besonders zur Verwendung in Druckgaspackungen zum Ausbringen
eines flüssigen bis pastenförmigen Materials, insbesondere Fugen
dichtungsmassen, Schäume und Klebstoffe.
Die Vorteile der erfindungsgemäßen Systeme zur reversiblen, druck
abhängigen Speicherung von Gas, insbesondere bei deren Verwendung,
liegen zum einen darin, daß bei gleicher Gasspeicherkapazität und
ansonsten gleichwertigen anwendungstechnischen Eigenschaften die
Menge des Trägermaterials z. B. gegenüber dem in der EP 03 85 773
bevorzugten Hydrogel bis auf etwa die Hälfte reduziert werden kann.
Die Acetonaufnahme des in der obengenannten europäischen Anmeldung
beschriebenen Hydrogels verläuft - auch in Anwesenheit von "Promo
toren" - relativ langsam, was in der Praxis zu Problemen bei der
Befüllung von Druckgaspackungen führen kann. Bei der Verwendung der
erfindungsgemäßen Treibmittelsysteme besteht dieses Problem nicht in
diesem Maße, was zu einer deutlichen Vereinfachung und Verbesserung
des industriellen Prozesses der Druckgaspackungenbefüllung führt.
Vielmehr erfolgt die Lösungsmittelaufnahme spontan und ohne Hilfs
mittel (Promoter).
Die Erfindung soll durch nachfolgende Beispiele näher erläutert wer
den.
Um einen Überblick über geeignete Lösungsmittel zu erhalten, wurden
in einer Reihe von binären Systemen die CO2-Aufnahmekapazität und
die Desorptionscharakteristik (bei einer Volumenzunahme um den Fak
tor 5) im Vergleich geprüft (Tab. 1). Hierbei wurden große Unter
schiede deutlich. Es zeigt sich, daß Ethanol das schwächste CO2-
Aufnahmevermögen besitzt, während Tetraethylenglykoldimethylether,
Isobutylacetat und Diethylether merklich höher liegen. Essigsäure
methylester reicht fast an Aceton heran. Das in der Tab. 1 ebenfalls
dargestellte Desorptionsverhalten zeigt einen vergleichbaren Trend.
Obwohl aufgrund der verschiedenen Anfangsdrucke (pa) kein exakter
quantitativer Vergleich möglich ist, zeigen sich klare Unterschiede
im pa/pe-Verhältnis zwischen den einzelnen Systemen. Während Essig
säuremethylether und Diethylether sich in etwa wie Aceton verhalten,
fallen Isobutylacetat leicht und Tetraethylenglykoldimethylether und
Ethanol deutlich ab. Ausgehend von diesen Ergebnissen sollten in
weiteren Üntersuchungen ternäre Systeme mit den besten Lösungsmit
teln geprüft werden. (pa = Anfangsdruck, pe = Enddruck)
Die Angaben der Tabelle sind so zu verstehen, daß beispielsweise
eine Gewichtseinheit Hydrogel (gemäß EP 03 85 773) eine Lösungsmit
telaufnahmekapazität von 1,1 Gew.-Einheiten Aceton hat.
Es wurden 1,5 g Polyvinylalkohol (Polyviol W 25/140) in 300 g entmi
neralisiertem Wasser unter Rühren bei Raumtemperatur gelöst. Die
resultierende Lösung wurde unter Stickstoff auf 65°C erwärmt und
innerhalb von 1 Stunde unter Rühren mit der Lösung von 3 g Diallyl
phthalat und 0,6 g Dibenzoylperoxid in 100 g Vinylacetat versetzt.
Anschließend wurde 1 Stunde bei ca. 68°C und nach Zusatz der Lösung
von 0,21 g Ammoniumpersulfat in 10 g Wasser 2,5 Stunden bei 68-70°C
und nochmals 2 Stunden bei 78°C gerührt.
Nicht umgesetztes Vinylacetat wurde im N2-Strom abdestilliert. Das
Polymerisat wurde nach Abkühlen des Reaktionsgemisches abfiltriert,
gewaschen und bei 50°C getrocknet.
Ausbeute, bezogen auf eingesetztes Vinylacetat: ca. 95%.
Claims (8)
1. System zur reversiblen druckabhängigen Speicherung von Gas, be
stehend aus einem 3-Phasen-System enthaltend organische Polymere
als festes Trägermaterial (I), Lösungsmittel (II) in flüssiger
Form und Gas (III) im thermodynamischen Gleichgewicht zwischen
im Lösungmittel gelösten und gasförmigem Zustand, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Trägermaterial (I) im wesentlichen aus
vernetzten Polymeren auf Basis des Vinylacetats besteht.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ver
netzten Polymeren außer auf dem Vinylacetat auch auf weiteren
Comonomeren des Vinylacetats, insbesondere Ethylen, basieren.
3. System nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die vernetzten Polymeren durch Diallylphtha
lat, Methylenbisacrylamid, Divinylbenzol und/oder Divinylether
vernetzt sind.
4. System nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Anteil an Vernetzungsmittel bezogen auf
das Gesamtpolymere 0,2 bis 10 Gew.-%, insbesondere 0,5 bis 7,5
Gew.-%, vorzugsweise 1,0 bis 5,0 Gew.-% beträgt.
5. System nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Lösungsmittel zumindest überwiegend aus Tetra
ethylenglykoldimethylether, Ethanol, Isobutylacetat, Diethyl
ether, Essigsäuremethylester und/oder Aceton, insbesondere Es
sigsäuremethylester und/oder Aceton besteht.
6. System nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Gas (III) Kohlendioxid ist oder überwiegend
aus Kohlendioxid besteht.
7. Verwendung des Systems nach vorstehenden Ansprüchen in Druckgas
packungen, insbesondere in 2-Kammer-Druckgaspackungen.
8. Verwendung nach vorstehendem Anspruch, dadurch gekennzeichnet,
daß die Systeme in Druckgaspackungen zum Ausbringen eines flüs
sigen bis pastenförmigen Materials, insbesondere Fugendichtungs
massen, Schäume und Klebstoffe verwendet werden.
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