DE4109264A1 - Verfahren zum herstellen von aluminiumoxid zum schleifen und/oder polieren aus aluminiumhydroxid - Google Patents
Verfahren zum herstellen von aluminiumoxid zum schleifen und/oder polieren aus aluminiumhydroxidInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von
Aluminiumoxid, welches zum Schleifen und/oder Polieren ver
wendet wird. Zum Polieren verwendete Aluminiumoxidpulver,
auch als Poliertonerden bezeichnet, bestehen üblicherweise
zu etwa 70% bis 100% aus α-Aluminiumoxid und aus bis zu
30% Übergangsoxiden (γ-Aluminiumoxid). Großtechnisch werden
die Poliertonerden durch Kalzination von Aluminiumhydroxiden
hergestellt. Aluminiumhydroxide werden im Zuge der Aluminium
herstellung großtechnisch aus Bauxit durch Aufschluß mit
Natronlauge (BAYER-Verfahren) hergestellt, seltener auch durch
Aufschluß mit Soda. Das nach diesen Verfahren erhaltene Alu
miniumhydroxid wird bei hohen Temperaturen insbesondere im
Drehrohr-, Pendel- oder Wirbelschichtofen zum Oxid entwässert
(kalziniert).
Die so hergestellten Poliertonerden sind wegen des breiten
Kornspektrums (10 bis 120 µm) bezüglich der Kristallphasen
zusammensetzung nicht homogen. Sie eignet sich deshalb
nicht für das Polieren von empfindlichen Oberflächen, z. B.
in der Metallographie oder beim Polieren von Kunststoffen,
wenn absolut kratzerfreie Oberflächen verlangt werden.
Ein besonders anspruchsvolles Anwendungsgebiet ist das Polieren
von Kunststofflinsen, z. B. aus Polykarbonat CR39. Alle Versuche,
hierfür handelsübliche Poliertonerden zu verwenden, waren bis
her erfolglos, da mit ihnen die hohen Anforderungen in der Optik
nicht erfüllt werden konnten. Beim Polieren von Kunststofflinsen
treten Haarrisse und Kratzer auf oder die bearbeiteten Linsen
reflektieren in sogenannten "Orangenschalenfarben". Häufig ist
auch der Materialabtrag ungenügend, so daß noch Schleifspuren
auf den Oberflächen sichtbar bleiben. Für die Polieraufgaben in
der Optik und in anderen besonders anspruchsvollen Anwendungs
gebieten müssen heute bislang spezielle Aluminiumoxide verwendet
werden, für die man Aluminiumhydroxide kalziniert, die durch
thermische Zersetzung von Aluminiumsalzen wie Alaunen, Alu
miniumchlorid, Aluminiumnitrat usw. oder durch Kalzinieren
von speziell gefällten Böhmiten (Aluminiummonohydrat) herge
stellt werden. Infolge der andersartigen Hydroxide, von denen
hierbei ausgegangen wird, haben die so gewonnenen speziellen
Aluminiumoxide eine andere Phasenzusammensetzung. Die Her
stellung dieser speziellen Aluminiumoxide ist jedoch erheb
lich teurer als bei Aluminiumoxiden, die durch Kalzinieren
von Aluminiumhydroxiden gewonnen werden, die nach dem BAYER-
Verfahren oder nach dem Soda-Verfahren aus Bauxit hergestellt
werden. Außerdem ist die thermische Zersetzung von Alu
miniumsalzen häufig mit umwelttechnischen Problemen ver
knüpft und auch deshalb aufwendig.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
einfacheres Verfahren verfügbar zu machen, mit welchem Alu
miniumoxidpulver hergestellt werden können, die sich auch
zum Polieren von empfindlichen Oberflächen, insbesondere
im Bereich der Optik, eignen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den im An
spruch 1 angegebenen Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen
des Verfahrens sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß man ein den hohen
Anforderungen entsprechendes Aluminiumoxid auch aus groß
technisch hergestelltem Aluminiumhydroxid (also aus Alu
miniumhydroxid, welches nach dem BAYER-Verfahren oder nach
dem Soda-Verfahren gewonnen wurde) erzeugen kann, wenn man
zunächst Preßlinge aus dem Aluminiumhydroxid herstellt, in
dem man dieses verdichtet, und diese Preßlinge anschließend
kalziniert. Untersuchungen haben gezeigt, daß man auf diese
Weise ein in der Phasenzusammensetzung sehr gleichförmiges
Aluminiumoxid erhält, dessen Primärteilchen vorwiegend eine
plättchenförmige oder schuppenförmige Phasenzusammensetzung
haben. Damit lassen sich auch empfindlichste Oberflächen
in der Optik kratzerfrei polieren. Als ein weiterer be
sonderer Vorteil hat sich gezeigt, daß man die Teilchen
struktur, für die die spezifische Oberfläche der Pulver
teilchen ein Maß ist, durch Wahl der Kalzinierbedingungen,
nämlich durch Wahl der Kalziniertemperatur und der Kalzinier
dauer, recht genau und vor allem wiederholbar einstellen
kann. Auf diese Weise ist es möglich, "maßgeschneidertes"
Aluminiumoxid zu erzeugen, dessen Phasenzusammensetzung dem
konkreten Anwendungsfall (besondere Schleif- oder Polierauf
gabe) optimal angepaßt ist. Für das Ergebnis des Verfahrens
ist es notwendig, das Aluminiumhydroxid zu verdichten; es
wird vorzugsweise auf eine scheinbare Dichte von mindestens
2,1 g/cm3, noch besser auf eine scheinbare Dichte von
2,3 g/cm3 verdichtet. Wie man eine solche Verdichtung er
reichen kann, ist dem Fachmann bekannt.
Damit beim anschließenden Kalzinieren die Innenbereiche der
Preßlinge im wesentlichen denselben Temperaturverlauf erleben
wie die Außenbereiche, werden die Preßlinge vor dem Kal
zinieren vorzugsweise zerkleinert (granuliert), und zwar
zweckmäßigerweise zu Teilchen mit weniger als 5 mm Durchmesser,
vorzugsweise zu Teilchen mit weniger als 3 mm Durchmesser.
Hält man diese Grenzen für die Teilchengröße der Aluminium
hydroxidpreßlinge ein, dann trägt das dazu bei, daß das ent
stehende Schleifpulver in seiner Körnung und Phasenzusammen
setzung recht homogen ist.
Das Kalzinieren selbst kann unter bekannten Bedingungen statt
finden, in Luft, im Vakuum, oder unter einem Schutzgas. Das
hochverdichtete Aluminiumhydroxid geht beim allmählichen Er
hitzen zunächst in die sogenannte γ-Phase über. γ-Aluminium
oxid ist ein Gemisch verschiedener Übergangsoxide mit hoher
spezifischer Oberfläche. Ab einer Temperatur von etwa 1100°C
geht γ-Aluminiumoxid allmählich in das stabile α-Aluminium
oxid mit hexagonaler Kristallstruktur über. Damit das Aluminium
oxidpulver schließlich überwiegend aus α-Aluminiumoxid besteht,
muß diese Umwandlungstemperatur auf jeden Fall erreicht und lange
genug gehalten werden. Zweckmäßigerweise führt man das Kalzinieren
so durch, daß eine Temperatur von wenigstens 1150°C erreicht
wird. Am besten führt man das Kalzinieren bei Temperaturen zwi
schen 1150°C und 1400°C durch. Je höher die Temperatur beim
Kalzinieren ist und je länger die hohe Temperatur gehalten wird,
desto mehr γ-Aluminiumoxid wird in α-Aluminiumoxid umgewandelt;
gleichzeitig verringert sich die spezifische Oberfläche des Pul
vers, welche beim γ-Aluminiumoxid mit typischerweise 200 bis
250 m2/g sehr groß ist. Für Zwecke der vorliegenden Erfindung
wird eine spezifische Oberfläche von 0,5 m2/g bis 25 m2/g ange
strebt, wobei je nach Kalzinationsbedingungen (maximale Tempera
tur und deren Haltezeit) entweder ein Mikro-Schleifkorn mit
einer spezifischen Oberfläche im Bereich von ca. 0,5 bis 5 m2/g
oder Poliertonerde mit einer spezifischen Oberfläche im Bereich
von ca. 5 bis 25 m2/g hergestellt werden können. Dabei hat sich
gezeigt, daß sich durch die Steuerung des Kalziniervorganges
die spezifische Oberfläche in dem bevorzugten Bereich von 0,5
bis 25 m2/g mit einer Genauigkeit von besser als ±1 m2/g ein
stellen läßt, was ein großer Vorteil des erfindungsgemäßen Ver
fahrens ist.
Die im kalzinierten Granulat agglomerierten Primärteil
chen werden durch Mahlen freigelegt. Wie fein das Pul
ver gemahlen wird, richtet sich nach dem Anwendungs
zweck. Vorzugsweise wird das Aluminiumoxidpulver auf
Teilchengrößen kleiner als 8 µm gemahlen.
Das erfindungsgemäße Verfahren führt nicht nur zu einem
Mikro-Schleifkorn oder einer Poliertonerde, die die techni
schen Anforderungen selbst in der Optik erfüllt, sondern
ist auch sehr preiswert, da es von großtechnisch herge
stelltem Aluminiumhydroxid ausgehen kann und da beim Kal
zinieren keine besonderen, kostentreibenden Umweltprobleme
auftreten.
Nach dem BAYER-Verfahren hergestelltes Aluminiumhydroxid
wird zu ungefähr handtellergroßen Preßlingen (Schülpen)
mit einer scheinbaren Dichte von 2,3 g/cm3 verdichtet.
Anschließend werden die Preßlinge zerkleinert, so daß sie
nur noch einen Durchmesser zwischen 1 mm und 3 mm haben.
Das so hergestellte Granulat wird in einem indirekt be
heizten Drehrohrofen in einer ersten Kalzinationsstufe
in ca. 60 Minuten auf 500 bis 600°C erhitzt, wobei sich
das Aluminiumhydroxid in γ-Aluminiumoxid umwandelt. In
einer zweiten Kalzinationsstufe wird die Temperatur all
mählich auf ca. 1300°C gesteigert und so lange gehalten,
bis die spezifische Oberfläche des Aluminiumoxids auf einen
Wert von ca. 14 m2/g gesunken ist. Wann das der Fall ist,
kann durch Vorversuche ermittelt werden. Die spezifische
Oberfläche wird nach dem bekannten BET-Verfahren bestimmt.
Nach dem Kalzinieren läßt man das Aluminiumoxidgranulat ab
kühlen und mahlt es dann, z. B. in einer Kugelmühle, um das
im Granulat vorliegende, agglomerierte Primärkorn des Alu
miniumoxids freizulegen. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
wird das Granulat so fein gemahlen, daß keine Pulverteilchen
vorhanden sind, die größer als 8 µm (Durchmesser) sind.
So hergestellte Poliertonerde wurde mit den in der Schleif-
und Poliertechnik bekannten Additiven in Wasser dispergiert.
Mit dieser Dispersion konnten Kunststofflinsen aus dem
Polykarbonat CR39 einwandfrei und absolut kratzerfrei und
ohne das Auftreten von Anlauffarben in den vorgegebenen
Taktzeiten von z. B. 4 min. poliert werden.
Zum Vergleich wurde unter sonst gleichen Bedingungen eine
Poliertonerde aus nicht-verdichtetem Aluminiumhydroxid herge
stellt. Beim Polieren der gleichen Kunststofflinsen verur
sachte diese Poliertonerde Kratzer und Anlauffarben und zeigte
gleichzeitig einen deutlich geringeren Abrieb als erfindungsgemäß
hergestellte Poliertonerde. Auch eine Verlängerung der
Polierzeit über 4 min. hinaus brachte keine Verbesserung der
Ergebnisse.
Das Kalzinieren muß im Rahmen der vorliegenden Erfindung
nicht in einem durchgehenden Verfahrensgang erfolgen. Es ist
vielmehr auch möglich, ein zweistufiges Verfahren anzuwenden,
indem in einer ersten Stufe das Aluminiumhydroxid verdichtet
und bei verhältnismäßig niedriger Temperatur (ca. 400°C bis
600°C) zunächst in praktisch wasserfreies γ-Aluminiumoxid
überführt wird. Diese erste Verfahrensstufe eignet sich be
sonders zur Durchführung in einer Aluminiumhütte, welche ohne
hin darauf eingerichtet ist, Aluminiumhydroxid herzustellen
und zu kalzinieren. Das in der ersten Stufe hergestellte,
bereits praktisch wasserfreie γ-Aluminiumoxid ist bequem
handhabbar und handelbar; es kann dann nach Bedarf auch an
anderem Ort in einer zweiten Stufe maßgeschneidert zu unter
schiedlich feiner, homogener Poliertonerde oder Aluminiumoxid-
Mikroschleifkorn weiterverarbeitet werden, indem es durch eine
zweite Kalzination bei einer Temperatur von oberhalb 1100°C
unter kontrollierten Bedingungen überwiegend in α-Aluminium
oxid mit vorgegebener spezifischer Oberfläche umgewandelt und
bedarfsweise gemahlen wird.
Claims (12)
1. Verfahren zum Herstellen von Aluminiumoxid zum
Schleifen und/oder Polieren aus Aluminiumhydroxid,
durch
- a) Herstellen von Preßlingen aus Aluminiumhydroxid durch Verdichten des Aluminiumhydroxids
- b) Kalzinieren der Preßlinge bei einer solchen Temperatur und mit solcher Dauer, daß man praktisch wasserfreies Al2O3 erhält, welches überwiegend aus α-Al2O3 be steht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Al(OH)3 auf eine scheinbare Dichte von mindestens
2,1 g/cm3 verdichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das Al(OH) 3 auf eine scheinbare Dichte von wenigstens
2,3 g/cm3 verdichtet wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Preßlinge auf Größen
kleiner als 5 mm (Durchmesser) zerkleinert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Preßlinge auf Größen kleiner als 3 mm (Durchmesser)
zerkleinert werden.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß beim Kalzinieren eine
Temperatur von 1150°C erreicht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß beim Kalzinieren Temperaturen zwischen 1150°C
und 1400°C erreicht werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Haltezeit bei den Temperaturen zwischen
1150°C und 1400°C so gewählt wird, daß ein Pulver mit
vorgewählter spezifischer Oberfläche entsteht.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Haltezeit so gewählt wird, daß eine spezifische
Oberfläche zwischen 0,5 m2/g bis 25 m2/g (nach BET) erreicht
wird.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Haltezeit und Tempera
tur so gewählt werden, daß das Al2O3 zu wenigstens 80 Gew. -%
aus α-Al2O3 besteht.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das entstandene Al2O3 zum Aufbrechen
von Agglomeraten gemahlen wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
das entstandene Al2O3 auf Teilchengrößen kleiner als 8 µm
gemahlen wird.
Priority Applications (2)
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DE4109264A DE4109264A1 (de) | 1991-03-21 | 1991-03-21 | Verfahren zum herstellen von aluminiumoxid zum schleifen und/oder polieren aus aluminiumhydroxid |
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Publications (1)
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DE4109264A1 true DE4109264A1 (de) | 1992-09-24 |
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WO2018152236A1 (en) | 2017-02-15 | 2018-08-23 | Saint-Gobain Ceramics & Plastics, Inc. | Alumina abrasive particles used for automotive finishing compositions |
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WO1992016595A1 (de) | 1992-10-01 |
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