DE4041570A1 - Protein-polyalkylenglykolderivate, ihre herstellung und verwendung - Google Patents
Protein-polyalkylenglykolderivate, ihre herstellung und verwendungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Protein-Polyalkylenglykolderivate,
deren Herstellung und Verwendung zur Prophylaxe und Therapie von
Krankheiten des Gerinnungssystems.
Ancrod ist ein Fibrinogen-spaltendes Enzym, welches aus dem Gift der
malaiischen Grubenotter (Agkistrodon rhodostoma) gewonnen werden kann und
antikoagulatorische Eigenschaften besitzt (Biochem, J. 131, 799, 1973).
Ancrod besitzt ein Molekulargewicht von etwa 38 000 Dalton und einen
Kohlenhydratanteil von etwa 38%.
Aus der malaiischen Grubenotter isoliertes Ancrod hat die folgende Amino
säure-Sequenz, wobei an den Asparaginresten Asn₂₃, Asn₇₉, Asn₉₉, Asn₁₄₈
und Asn₂₂₉ Oligosaccharid-Seitenketten kovalent verknüpft vorliegen
(Pfeiffer et al., 15. Carbohydrate Symposium Yokohama, Japan, 1990).
1 VIGGDECNIN EHRFLVAVYE GTNWEFICGG VLIHPEWVIT AEHCARRRMN
51 LVFGMHRKSE KFDDEQERYP KKRYFIRCNK TRTSWDEDIM LIRLNKPVNN
101 SEHIAPLSLP SNPPIVGSDC RVMGWGSINR RIHVLSDEPR CANINLHNFT
151 MCHGLFRKMP KKGRVLCAGD LRGRRDSCNS DSGGPLICNE ELHGIVARGP
201 NPCAQPNKPA LYTSVYDYRD WVNNVIAGNA TCSP,
51 LVFGMHRKSE KFDDEQERYP KKRYFIRCNK TRTSWDEDIM LIRLNKPVNN
101 SEHIAPLSLP SNPPIVGSDC RVMGWGSINR RIHVLSDEPR CANINLHNFT
151 MCHGLFRKMP KKGRVLCAGD LRGRRDSCNS DSGGPLICNE ELHGIVARGP
201 NPCAQPNKPA LYTSVYDYRD WVNNVIAGNA TCSP,
Ancrod kann auch leicht gentechnologisch hergestellt werden. Die Vor
gehensweise dazu ist z. B. in WO 90/06 362 ausführlich beschrieben. Bei
einer Expression in Säugerzellen, Insektenzellen oder Pilzen sind Kohlen
hydratstrukturen an den genannten Asparaginresten vorhanden. Bei einer
rekombinanten Herstellung in prokaryontischen Zellen wie E. coli dagegen
wird Ancrod nicht glykosyliert.
Protein-Polyalkylenglykolderivate der Formel I
[A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m-B-)]pX (I)
worin
A einen der Reste -OH, -NH₂, -NH-CO-R, -O-R oder -O-CO-R (mit R in
der Bedeutung einer C₁-C₄-Alkylgruppe
n die Zahl 2, 3 oder 4
m eine Zahl von 30 bis 500
q die Zahl 2, 3 oder 4
B eine direkte kovalente Bindung oder ein Linker,
p die Zahl 1-10 bedeuten und
X ein über NH₂-Gruppen an den (die) A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m Rest(e) gebundenes Polypeptid mit Ancrod-Wirkung darstellt.
n die Zahl 2, 3 oder 4
m eine Zahl von 30 bis 500
q die Zahl 2, 3 oder 4
B eine direkte kovalente Bindung oder ein Linker,
p die Zahl 1-10 bedeuten und
X ein über NH₂-Gruppen an den (die) A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m Rest(e) gebundenes Polypeptid mit Ancrod-Wirkung darstellt.
In der Formel I kann X Ancrod sein, welches die oben ausgeführte Formel
besitzt.
X kann auch ein Ancrod sein, in dem 1-105 Aminosäuren ausgetauscht sind,
ohne daß die Wirkung des Ancrod verlorengegangen ist.
Weiter kommen für X Polypeptide mit der gleichen enzymatischen Wirkung wie
Ancrod in Frage. Ein solches Polypeptid ist beispielsweise das Batroxcobin.
Der Rest A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m-B- ist vorzugsweise ein Polyethylenglykolrest
(PEG), insbesondere mit dem Molekulargewicht von 1500 bis
15 000 Dalton.
Zur Herstellung der erfindungsgemäß beschriebenen Protein-Konjugate können
die in WO 90/06 362 beschriebenen teilglykosylierten oder nicht glykosylierten
Proteine, die durch gezielte Mutagenese der potentiellen Glykosy
lierungsstellen im Ancrod-Protein enthalten werden können, Verwendung
finden.
Darüber hinaus kommen zur Kopplung an Polymere auch solche Proteine in
Frage, die eine dem Ancrod vergleichbare Wirkung besitzen und/oder mit
Ancrod auf der Aminosäureebene eine mindestens 55%ige Homologie
aufweisen.
Die Anwendungsdauer der bisher in der Therapie von thrombotischen Zu
ständen eingesetzten Fibrinogen-spaltenden Enzyme ist aufgrund ihrer hohen
Immunogenität stark eingeschränkt. Unter Therapie kommt es binnen
6-8 Wochen zur Resistenzentwicklung, vermutlich aufgrund der Bildung
Ancrod-neutralisierender Antikörper. Die Anwendung der bisher beschriebenen
Fibrinogen-senkenden Enzyme ist demnach auf die Akut-Therapie beschränkt.
Es ist bekannt, daß die Immunogenität von Proteinen durch die Konjugation
mit Makromolekülen herabgesetzt werden kann (V. P. Torchilin, Adw. Drug
Delivery Reviews 1, 41-86 (1987); Wilemann et al., J. Pharm. Pharmacol. 38,
No. 4, 264-271 (1986)). Oftmals wird mit einer solchen Derivatisierung mit
z. B. Polyethylenglykol eine signifikante Verschlechterung der enzymatischen
Aktivität beobachtet, was die Anwendbarkeit der modifizierten
Proteine stark einschränkt.
Durch die gleichzeitig zu beobachtende längere Halbwertzeit der Konjugate
wird dieser Nachteil zum Teil jedoch ausgeglichen.
So haben die erfindungsgemäß beanspruchten Protein-Konjugate eine ver
längerte Halbwertzeit und weisen eine geringere Immunogenität auf. Obwohl
durch die Kopplung der Polymere an die Proteine ein Aktivitätsverlust zu
verzeichnen ist, ist die Wirksamkeit der Protein-Konjugate durch die
längere Halbwertzeit stark verbessert. Protein-Konjugate können daher in
niedrigeren Dosierungen angewendet werden. Die verringerte Immunogenität
der Protein-Konjugate eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten über die Akut-Therapie
hinaus.
Die neuen Protein-Polyalkylenglykolkonjugate sind also dem bisher ange
wendeten Ancrod in bezug auf Halbwertzeit, Wirksamkeit, Immunogenität,
therapeutischer Anwendung und Stabilität wesentlich überlegen.
Es ist bereits bekannt, daß die Halbwertzeit von Proteinen durch die
Kopplung von PEG verlängert werden kann (Torchilin et al, Adv. Drug
Delivery Reviews 1, 41-86 (1987). Dabei wird eine Abhängigkeit zwischen
höherem PEG-Anteil und länger werdender Halbwertzeit beobachtet (Veronese
et al, Applied Biochemistry and Biotechnologie Vol. 11, S. 141-152, 1985).
Aus der längeren Halbwertzeit resultiert eine bessere biologische
Wirksamkeit, da die Protein-Konjugate sich in der Zirkulation länger
aufhalten. Eine Folge davon ist, daß die Substanzen in einer niedrigeren
Dosierung eingesetzt werden können.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß bei den Polyalkylen-Ancrod-
Konjugaten die Abhängigkeit nicht besteht, daß es vielmehr ein optimales
PEG/Ancrod-Verhältnis gibt, das bei 2-6 PEG-Molekülen/Protein-Molekül
liegt. Eine Modifizierung des Ancrods über dieses Maß hinaus führt trotz
Verlängerung der Halbwertzeit nicht mehr zu einer verbesserten Wirksamkeit
der Substanz. So zeigten Versuche mit verschieden stark PEG-modifizierten
Ancrod-Molekülen, daß mit dem Protein, welches mit 2-6 PEG-
Molekülen (PEGI-Protein) konjugiert ist, eine bessere Wirksamkeit beobachtet
wird als mit dem Protein, das mit 7-10 PEG-Molekülen (PEGII-Ancrod)
konjugiert ist.
Neben dem überraschenden Befund der nichtproportionalen Abhängigkeit
zwischen PEG-Modifikation und Wirksamkeit weisen die PEG-Protein-Konjugate
weitere interessante Eigenschaften auf. So ist bekannt, daß Ancrod gegen
über Denaturierung durch Einfrieren sehr empfindlich ist, was sich darin
äußert, daß Ancrod-Lösungen beim Einfrieren sehr schnell an enzymatischer
Aktivität verlieren. Aus diesem Grund wird Ancrod nur in wäßriger Lösung
und bei höchstens 4°C aufbewahrt und als Injektionslösung vertrieben.
Diese Aufbewahrungsmethode ist aufwendig, die Herstellung eines leichter
zu handhabenden Lyophilisats aber aus den genannten Stabilitätsgründen
nicht möglich. Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß die Konjugation
mit PEG die Stabilität von Ancrod gegenüber Denaturierung durch Einfrieren
erhöht, was die Herstellung eines Lyophilisats möglich macht. So wird
selbst nach mehrmaligem Auftauen und Einfrieren beim PEG-Ancrod ein deut
lich geringerer Aktivitätsverlust beobachtet. Im Gegensatz dazu nimmt die
Aktivität des Schlangenenzyms kontinuierlich ab. Die erfindungsgemäß be
schriebenen Protein-Konjugate weisen demnach Eigenschaften auf, die sie für
eine breite Anwendung in der Therapie und Prophylaxe thromboembolitischer
Erkrankungen interessant erscheinen lassen.
Eine Konjugation von Proteinen mit Makromolekülen wird häufig über die
Reaktion der Carboxylgruppen der Aminosäuren Asparaginsäure oder Glutaminsäure,
über die Reaktion der Sulfhydrylgruppe der Aminosäure Cystein oder
durch Umsetzung der Seitenketten-Aminogruppe der Aminosäure Lysin des ent
sprechenden Proteins erreicht.
Das Protein enthält mehrere Asparaginsäure-, Glutaminsäure- und Lysinreste.
Darüber hinaus wäre eine Kopplung über den C-Terminus oder den N-Terminus
des Moleküls denkbar.
Aufgrund der leichteren Durchführbarkeit ist jedoch die Kopplung an Lysin-
Reste bevorzugt.
Als Linker B in der Formel I kommen folgende Gruppen in Betracht:
-X-CO-; -X-CO-NH-W-NH-CO-; -X-CO-CH₂-CH₂-CO-; -X-CH₂-CO-
oder
mit
X in der Bedeutung von -S-, -O-, -NH- und
W in der Bedeutung einer C₂-C₆-Alkylengruppe oder einer p-Phenylengruppe und
Y in der Bedeutung von -Cl, -OH oder H.
W in der Bedeutung einer C₂-C₆-Alkylengruppe oder einer p-Phenylengruppe und
Y in der Bedeutung von -Cl, -OH oder H.
Die neuen Proteinpolyalkylenglykolderivate lassen sich herstellen, indem
man das natürliche oder rekombinante Ancrod, die in WO 90/06 362 beschriebenen
Muteine, Polypeptide, die in mehr als 55% der Aminosäuren mit
der Formel II identisch sind, oder Proteine mit gleicher Wirkung wie
Ancrod umsetzt mit Polyalkylenglykolderivaten der Formel III
(A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m-E (III)
worin
A, m und n die bereits angegebene Bedeutung besitzen und
E einen der Reste -X-CO-Z, -X-CO-NH-W-N=C=O, -X-CO-CH₂-CH₂-CO-Z, -X-CH₂-CO-Z,
E einen der Reste -X-CO-Z, -X-CO-NH-W-N=C=O, -X-CO-CH₂-CH₂-CO-Z, -X-CH₂-CO-Z,
oder -O-SO₂-R
(mit X, W und Y in der angegebenen Bedeutung und
Z in der Bedeutung von
(mit X, W und Y in der angegebenen Bedeutung und
Z in der Bedeutung von
Q in der Bedeutung von 1-3 Halogenatomen oder 1-2 Nitrofunktionen oder
einer Acetyl-Gruppe und
R in der Bedeutung von Methyl, Ethyl, n-Propyl, i-Propyl, Phenyl, Tolyl oder Tresyl)
darstellt.
R in der Bedeutung von Methyl, Ethyl, n-Propyl, i-Propyl, Phenyl, Tolyl oder Tresyl)
darstellt.
Die Umsetzung von III mit natürlichem oder rekombinantem Ancrod oder mit
den in WO 90/06 362 genannten Muteinen von Ancrod, oder mit Polypeptiden,
die in mehr als 55% der Aminosäuren mit der Formel II identisch sind
sowie mit fibrinogen-spaltenden Enzymen geschieht wie folgt:
Das aktivierte Polyalkylenglykol der Formel III wird in stöchiometrischen
Mengen oder mit einem Überschuß in einem geeigneten Puffer (pH 6-10), in
Wasser, gegebenenfalls unter Zusatz einer Hilfsbase wie Natrium- oder
Kalium-carbonat oder -hydrogencarbonat, Alkalihydroxid, Triethylamin bei
Temperaturen zwischen 4 und 40°C, mit Schlangen-Ancrod, rekombinantem
Ancrod, den in WO 90/06 362 beschriebenen Muteinen von Ancrod, Polypeptiden,
die in mehr als 55% der Aminosäuren mit der Formel II identisch
sind, zur Reaktion gebracht. Die entstandenen Kunjugate werden in der
Proteinchemie mit üblichen chromatographischen Methoden isoliert, gereinigt
und charakterisiert.
Die erfindungsgemäß beschriebenen Polyalkylen-Ancrod-Konjugate weisen
wertvolle pharmakologische Eigenschaften auf. Sie besitzen nicht nur die
günstigen Eigenschaften des Ancrods, sondern weisen darüber hinaus eine
deutlich verlängerte biologische Wirksamkeit und eine geringere Immuno
genität auf. Darüber hinaus sind sie gegenüber Kältedenaturierung stabi
ler, was zu dem Vorteil der Herstellung eines Lyophilisats führt. Aufgrund
dieser Eigenschaften sind die beschriebenen Polyalkylen-Konjugate gegenüber
den bisher verwendeten Schlangen-Ancrod bei der Behandlung und Pro
phylaxe von arteriellen oder venösen thrombotischen Zuständen überlegen.
Gegenstand der Erfindung sind auch Arzneimittel, die die erfindungsgemäß
hergestellte Protein-Konjugate enthalten, gegebenenfalls in einem pharma
zeutisch verträglichen Träger oder Bindemittel. Die Arzneimittel können
auch Kombinationen der erfindungsgemäß hergestellten Protein-Konjugate mit
anderen pharmakologisch wirksamen Therapeutika enthalten, wie z. B. mit
Thrombolytika (tPA, Streptokinase), Hirudin oder Thromboxanrezeptor-Anta
gonisten.
Die erfindungsgemäßen Polyalkylenglykol-Ancrod-Konjugate eignen sich zur
Behandlung von Glomerulonephritis, Herzinfarkt, non-ischämischem Schlag
anfall, peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen (insbesondere
Atherosclerosis obliterans, Thrombangitis obliterans, diabetische
Mikroangiopathie und Morbus Raynaud), instabiler Angina pectoris, tiefer
Venenthrombose und anderen Thrombosen, Rethrombosierung nach throm
bolytischer Therapie, Rethrombosierung nach gefäßchirurgischen Eingriffen
wie bei der Implantation arterieller oder venöser Gefäßplastiken sowie zur
Vermeidung von Thrombosen im extrakorporalen Kreislauf und in der Throm
bose-Prophylaxe. Die hier beschriebenen Polymerkonjugate führen nicht zu
der üblicherweise nach Applikation der nicht konjugierten Proteine beobachteten
immunologischen Reaktion und können aufgrund einer wesentlich
verlängerten Wirkung in niedrigerer Dosierung als die nicht konjugierten
Proteine eingesetzt werden. Darüber hinaus kann durch die Konjugation das
Medikament in lyophilisierter Form bereitgestellt werden.
Das Protein-Polymer-Konjugat wird in Form einer physiologisch verträglichen
Lösung verwendet. Das Protein-Polymer-Konjugat wird im allgemeinen
subkutan injiziert. Die Behandlung kann stationär oder, falls die regel
mäßige, zur Überwachung der Therapie erforderliche Kontrolle der Fibrinogenkonzentrate
sichergestellt ist, auch ambulant durchgeführt werden.
Die intravenöse Gabe von Protein-Polymer-Konjugat ist möglich, sollte
jedoch nur in Ausnahmefällen und unter stationärer Beobachtung erfolgen.
Die neuen Protein-Polymer-Konjugate sind grundsätzlich individuell zu
dosieren. Maßgebend ist das Verhalten der Fibrinogenkonzentration im
Plasma. Diese ist langsam auf 70-100 mg/100ml Plasma zu senken. Während
der gesamten Behandlungszeit ist die Fibrinogenkonzentration auf Werte
innerhalb dieses Bereiches einzustellen.
Unter diesen Bedingungen sind u. a. die Fließeigenschaften des Blutes
ausreichend verbessert, die PAI-1- und PGI₂-Serumkonzentration erniedrigt
und die Konzentration von tPA im Serum erhöht.
Rekombinantes Ancrod wurde aus Überständen stabil transfizierter C127
Zellen mit den in der Proteinchemie etablierten Methoden aufgereinigt.
Dazu kommen ein Anionenaustauscher, eine Metallchelatsäule und 2
Affinitätschromatographien an Arginin- und Heparin-Sepharose® zum Einsatz.
Die Chromatographie-Säulen werden in der angegebenen Reihenfolge
eingesetzt und führen zu einem rekombinanten Protein dessen spezifische
Aktivität identisch ist mit der des Schlangenenzyms.
Ancrod wurde mit Methoxypolyethylenglykol-Nitrophenyl-Carbonat (MW 5000)
in 20 mM TRIS-Puffer verschiedener pH-Werte umgesetzt. Dazu wurden zu
300 µl Ancrod (3,35 mg/ml in H₂O) 100 µl Methoxypolyethylenglykol-Nitro
phenyl-Carbonat (MW 5000, 50 mg/ml) gegeben und die Lösung auf 1500 µl mit
TRIS-Puffer der pH-Werte 7,5; 8,0; 8,3; 9,0 und 9,5 aufgefüllt. Dieser
Ansatz wurde dann für 2 h bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Beendigung
der Inkubation wurden die erhaltenen Proben auf SDS-Gelen aufgetrennt und
der Umsatz von Ancrod mit Methoxypolyethylenglykol-Nitrophenyl-Carbonat
(MW 5000) densitometrisch bestimmt. Folgende Umsätze wurden gemessen.
Der Versuch zeigt, daß eine optimale Umsetzung des eingesetzten Ancrods
bei pH-Werten größer als 8,3 erfolgt. Unterhalb 8,3 ist dagegen nur
eine schlechte Umsetzung zu beobachten, die bei weiterem Absenken des
pH-Wertes auf 7,0 gegen 0 geht.
Methoxypolyethylenglykol-Nitrophenyl-Carbonat (MW 5000) wurde in 20 mM
Tris/HCl pH 8,3 in unterschiedlichem molaren Überschuß (20 : 1-1000 : 1) mit
Ancrod bei Raumtemperatur 2 Stunden umgesetzt. Nach Beendigung der
Umsetzung wurden die Proben auf SDS-Gelen analysiert und die erhaltenen
PEG-Ancrod-Konjugate densitometrisch bestimmt. Es zeigte sich, daß unter
den angewandten Bedingungen bei einem molaren Überschuß von 100 : 1 an
Methoxypolyethylenglykol-Nitrophenyl-Carbonat (MW 5000) ca. 75% des
eingesetzten Ancrod umgesetzt worden waren.
Methoxypolyethylenglykol-Nitrophenyl-Carbonat (MW 5000) wurde mit einem
molaren Überschuß von 50 : 1 in 50 mM Boratpuffer, 0,15 M NaCl pH 9,0 bei
37°C unter Variation der Inkubationszeit mit Ancrod umgesetzt. Die Ansätze
wurden 2, 3, 4 und 6 Stunden bei 37°C im Wasserbad inkubiert. Nach
Beendigung der Inkubation wurden die Ansätze auf SDS-Gelen analysiert und
der Umsatz densitometrisch bestimmt.
Nach zwei Stunden Inkubation bei 37°C waren bereits 80% des Ausgangs
materials mit PEG konjugiert.
Methoxypolyethylenglykol-Nitrophenyl-Carbonat (MW 5000) wurde mit Ancrod
in einem molaren Verhältnis von 50 : 1 in 50 mM Borat-Puffer, 150 mM NaCl
pH 9,0 bei Raumtemperatur umgesetzt. Die Inkubationszeit wurde dabei, um
unterschiedlich stark konjugierte Ancrod-Derivate zu erhalten, zwischen 2
und 5 Stunden variiert. Die Reaktion des aktivierten Polyethylenglykols
mit dem Ancrod wurde durch Zugabe von 1 M Tris-Lösung gestoppt und die
Ansätze anschließend auf einer Sephadex® G-75-Gelfiltrationssäule
(Pharmacia, Schweden) aufgetrennt. Die Gelfiltrationssäule diente dabei
einerseits zur Abtrennung des bei der Reaktion entstehenden Nitrophenols
und des nicht umgesetzten Methoxypolyethylenglykol-Nitrophenyl-Carbonats
und andererseits zur Fraktionierung der PEG-Ancrod-Konjugate. Aus dem
2 Stunden Inkubationsansatz wurde als Hauptspezies ein PEG-Ancrod-Konjugat
mit MW 60-80 kDa (PEGI-Ancrod) und aus dem 5 Stunden Inkubationsansatz ein
PEG-Ancrod-Konjugat mit MW<80-100 kDa (PEGII-Ancrod) isoliert. Nach
Entfernung eventuell vorhandener Endotoxine durch Detoxi-Gel® (Piece,
USA) waren die PEG-Ancrod-Konjugate für Tierversuche geeignet.
PEGI-Ancrod, 60-80 kDa und PEGII-Ancrod, 80-110 kDa wurden pharmakologisch
untersucht. Die Wirksamkeit der beiden Enzyme im Vergleich mit
Handels-Ancrod wurde am Kaninchen geprüft. Die Wirksamkeit wurden mit
jeweils 1 U/kg i. v. als Bolus injiziert und der Verlauf der Fibrinogen
spiegel über 8 Stunden verfolgt (s. Fig.).
Auffallend ist, daß PEG-Ancrod - speziell PEG-Ancrod mit MG von
60-80 kDa - in vivo einen schnelleren und länger anhaltenden
Fibrinogenabfall bewirkt als Ancrod.
In eine Lösung von ca. 30 g Phosgen in 200 ml Dichlormethan wurden bei 0°C
innerhalb von 30 Minuten 21,0 g N-Hydroxysuccinimid-Kaliumsalz einge
tragen und das Gemisch 2 h bei 0°C gerührt. Anschließend wurde für 1 h
Stickstoff durch die Suspension geleitet, um überschüssiges Phosgen abzu
blasen (Waschturm!). Die Suspension wurde filtriert und das Filtrat im
Vacuum zur Trockene eingeengt. Die 10,6 g N-Succinimido-chloroformiat
lagen als gelbliches Öl vor und waren mit anorganischen Salze und Di
succinimido-carbonat verunreinigt. Das Rohprodukt konnte ohne weitere
Reinigung für die Umsetzung mit Polyalkylenglykolen eingesetzt werden,
oder durch Lösen in 150 ml Diethylether, Filtration und erneutes Einengen
von anorganischen Salze befreit werden.
10,0 g Methoxy-PEG(8000)-OH wurden durch leichtes Erwärmen in 20 ml
trockenem Pyridin gelöst. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wurde die
Lösung mit 890 mg N-Succinimido-chloroformiat versetzt und über Nacht
gerührt. Nach Zugabe von einem Überschuß Diethylether wurde das Gemisch
30 min im Eisbad gerührt, der ausgefallene Feststoff abfiltriert, 2 mal
aus Isopropanol umkristallisiert, aus Diethylether gefällt, filtriert und
getrocknet. 8,10 g Methoxy-polyethylenglykol(8000)-N-succinimido-carbonat
fielen als farbloser Feststoff an.
In eine Suspension von 20,0 g Nitrophenol in 60 ml Toluol wurden bei 0°C
ca. 43 g Phosgen eingegast. Das Gemisch wurde 4-5 h bei 0°C gerührt. Anschließend
wurde bei -15°C langsam eine Lösung von 20 ml Triethylamin in
20 ml Toluol zugetropft und über Nacht im auftauenden Kältebad gerührt.
überschüssiges Phosgen wurde durch Stickstoff ausgeblasen und das Reaktionsgemisch
anschließend filtriert. Das Filtrat wurde im Vakuum bis zur
Trockene eingeengt. Die 33,7 g öliger, bräunlicher Rückstand enthielten
neben 4-Nitrophenol-chloroformiat noch Lösungsmittel und Salz. Das Gemisch
kristallisierte im Kühlschrank und konnte ohne weitere Reinigung eingesetzt
werden.
Darstellung und Reinigung analog zu Beispiel 7.
In eine Lösung von 10,0 g 2,4,5-Trichlorphenol in 50 ml Dichlormethan
wurden bei 0°C ca. 7 g Phosgen eingerastet und das Gemisch 15 min bei 0°C
gerührt.7,2 ml Chinolin in 20 ml Dichlormethan wurden innerhalb von
30 min zugetropft und die orangefarbenen Suspension noch 1 h im Eisbad
gerührt. Anschließend wurde 1 h Stickstoff durch die Suspension geleitet,
um überschüssiges Phosgen abzublasen (Waschturm). Das Gemisch wurde an
schließend filtriert, das Filtrat 2 mal mit Wasser gewaschen, getrocknet,
erneut filtriert und im Vakuum bis zur Trockene eingeengt. Die 4,45 g
öliger, bräunlicher Rückstand sind relativ sauberes 2,4,5-Trichlorphenyl
chloroformiat, das im Kühlschrank kristallisierte und ohne weitere
Reinigung eingesetzt werden kann.
Darstellung und Reinigung analog zu Beispiel 7.
Claims (9)
1. Protein-Polyalkylenglykolderivate der Formel I
[A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m-B-)]pX (I)worin A einen der Reste -OH, -NH₂, -NH-CO-R, -O-R oder -O-CO-R (mit R in
der Bedeutung einer C₁-C₄-Alkylgruppe
n die Zahl 2, 3 oder 4
m eine Zahl von 30 bis 500
q die Zahl 2, 3 oder 4
B eine direkte kovalente Bindung oder ein Linker,
p die Zahl 1-10 bedeuten und
X ein über NH₂-Gruppen an den (die) A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m Rest(e) gebundenes Polypeptid mit Ancrod-Wirkung darstellt.
n die Zahl 2, 3 oder 4
m eine Zahl von 30 bis 500
q die Zahl 2, 3 oder 4
B eine direkte kovalente Bindung oder ein Linker,
p die Zahl 1-10 bedeuten und
X ein über NH₂-Gruppen an den (die) A-(CH₂)n-(O-(CH₂)q)m Rest(e) gebundenes Polypeptid mit Ancrod-Wirkung darstellt.
2. Konjugate gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Poly
alkylenglykol ein Polyethylenglykol ist.
3. Konjugate gemäß Anspruch 2, wobei das Molgewicht des Polyethlylen
glykols zwischen 1500 und 15 000 Da liegt.
4. Protein-Polyalkylenglykolderivate gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Protein Ancrod ist.
5. Protein-Polyalkylenglykolderivate gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Protein Ancrod ist bei dem 1-105 Aminosäuren
ausgetauscht sind.
6. Verfahren zur Herstellung der Polyalylenglykolderivate gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß man beide Reaktanden in Lösung
miteinander reagieren läßt.
7. Konjugate der Ansprüche 1 bis 3, zur Verwendung bei der Vorbeugung und
Bekämpfung von Krankheiten des Gerinnungssystems.
8. Konjugate der Ansprüche 1 bis 3, zur Verwendung bei der Vorbeutung und
Bekämpfung von Krankheiten, die mit erhöhten Fibrinogenspiegeln
einhergehen.
9. Konjugate der Ansprüche 1 bis 3, zur Verwendung als Kofibrinolytikum
bei der Behandlung des Herzinfarkts und Hirnschlages.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904041570 DE4041570A1 (de) | 1990-12-22 | 1990-12-22 | Protein-polyalkylenglykolderivate, ihre herstellung und verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904041570 DE4041570A1 (de) | 1990-12-22 | 1990-12-22 | Protein-polyalkylenglykolderivate, ihre herstellung und verwendung |
Publications (1)
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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EP0592903A2 (de) * | 1992-10-14 | 1994-04-20 | Basf Corporation | Verwendung von Ancrod zur Herstellung von Medikamenten zur Behandlung von Restenosis |
-
1990
- 1990-12-22 DE DE19904041570 patent/DE4041570A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0592903A2 (de) * | 1992-10-14 | 1994-04-20 | Basf Corporation | Verwendung von Ancrod zur Herstellung von Medikamenten zur Behandlung von Restenosis |
EP0592903A3 (de) * | 1992-10-14 | 1994-11-23 | Basf Corp | Verwendung von Ancrod zur Herstellung von Medikamenten zur Behandlung von Restenosis. |
US5523292A (en) * | 1992-10-14 | 1996-06-04 | Schwartz; Robert | Method of preventing restenosis following coronary angioplasty |
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