DE4028326A1 - Verfahren zum pfropfen von stickstoffhaltigen polymeren und die dabei erhaltenen polymeren - Google Patents
Verfahren zum pfropfen von stickstoffhaltigen polymeren und die dabei erhaltenen polymerenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Pfropfen von
stickstoffhaltigen Polymeren, an deren Stickstoffatomen
substituierte Wasserstoffatome sitzen, mit ethylenisch
ungesättigten Monomeren sowie die bei diesem Verfahren
erhaltenen Pfropfcopolymerisate.
Nach einem verbreiteten Pfropfverfahren werden in die
Kette des Basispolymeren, beispielsweise durch energiereiche
Strahlung radikalische Gruppen eingeführt, an denen
die Pfropfung durch Radikalkettenpolymerisation erfolgen
kann.
Die Erzeugung der den Ausgangspunkt der Pfropfung bewirkenden
aktivierten, beispielsweise radikalischen Gruppen
erfolgt bei diesen Pfropfverfahren ungezielt, d. h. die
Pfropfung erfolgt nicht ausschließlich an einer bestimmten
Gruppierung der Kette des Basispolymeren, wie z. B. am
Stickstoffatom, sondern an sämtlichen durch hochenergetische
Strahlung aktivierbaren Stellen der Polymerkette,
z. B. auch an Methylengruppen. Daneben erfolgt durch hochenergetische
Strahlung ein mehr oder weniger starker Abbau
von Polymerketten, wobei infolge der dadurch bedingten Erniedrigung
des Polymerisationsgrades eine Schädigung der
mechanischen Festigkeit des Basispolymeren eintritt. Ebenfalls
unerwünschte Nebenreaktionen bei der strahleninduzierten
Pfropfung sind Vernetzungsreaktionen, die zu einer Versprödung
des Materials führen.
Andere Verfahren der Pfropfcopolymerisation beruhen
auf der Aktivierung unter Radikalbildung durch starke Oxidationsmittel,
wie z. B. CeIV-Salze. Dieses Verfahren ist
nur bei sehr niedrigen pH-Werten, nämlich unter pH = 2 anwendbar,
weil andernfalls eine hydrolytische Ausfällung des
CeIV-Salzes eintritt. Die Anwendung dieses Verfahrens bei
den für das erfindungsgemäße Verfahren vorgesehenen Polymeren
führt zu einer hydrolytischen Schädigung dieser Polymeren,
wobei ebenfalls eine Verminderung der mechanischen
Festigkeit infolge von Herabsetzung des Polymerisationsgrades
zu beobachten ist. Außerdem ist auch nach diesem Verfahren
keine gezielte Pfropfung zur Erhöhung der chemischen
Beständigkeit des Basispolymeren möglich.
Wieder andere Verfahren der Pfropfpolymerisation beruhen
auf der Kettenübertragung, indem durch einen Radikalinitiator
eine Homopolymerisation des Monomeren in Gegenwart
des zu pfropfenden Basispolymeren induziert wird, wobei in
der Regel hohe Temperaturen angewandt werden müssen (70-
80°C). Die Pfropfung erfolgt in diesem Fall durch Wechselwirkung
des wachsenden Polymerradikals mit dem Basispolymer.
Die Pfropfstelle läßt sich auch in diesem Fall nicht
gezielt beinflussen. Ein weiterer Nachteil dieser Pfropfverfahren
besteht darin, daß nur ein geringer Teil des eingesetzten
Monomeren für die Pfropfung verbraucht wird,
während gleichzeitig ein erheblicher Anteil an Homopolymer
entsteht. Die Bildung von Homopolymer ist deshalb unerwünscht,
weil dadurch die Menge des erforderlichen Monomeren
erhöht wird, was die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
beeinträchtigt, und außerdem ein eigener Verfahrensschritt
zur Entfernung des Homopolymeren erforderlich wird.
Den bisher genannten Pfropfverfahren ist gemeinsam,
daß die Pfropfung an keiner streng definierten Stelle des
Basispolymeren, insbesondere nicht bevorzugt am
Stickstoffatom eintritt. Der chemische Charakter der entsprechenden
Bindungen, wie der Peptidgruppe und der Carbonamidsäuregruppe,
wird daher nicht verändert und ein
positiver Einfluß auf die chemische Stabilität dieser Bindungen
kann daher nicht erfolgen.
Ferner ist bekannt, Polyamide mit Acrylamid oder
Acrylnitril in der Weise zu pfropfen, daß in einer ersten
Verfahrensstufe die Wasserstoffatome an den Stickstoffatomen
durch Chloratome ersetzt werden. Die halogensubstituierten
Polyamide werden dann durch Hydrazin oder Eisen-II-
Salze wieder in das Ausgangspolymer überführt, wobei ein
radikalischer Übergangszustand am Stickstoff auftritt. In
Gegenwart der genannten Monomere erfolgt, wie auch bei
anderen Redox-initiierten Polymerisationsverfahren, eine
Radikalkettenpolymerisation am Stickstoff. Diese Reaktion
wird beispielsweise von K. V. Phung und R. C. Schulz in
"Makromolekulare Chemie", 180, 1825 (1979) beschrieben. Sie
wurde in der genannten Arbeit angewandt, um den erwähnten
radikalischen Übergangszustand bei der Reduktion nachzuweisen.
Eine andere Arbeit, welche die Pfropfung auf N-halogenierten
Polyamiden zum Gegenstand hat, beschreibt die
Initiierung durch Metallcarbonyle (C. H. Bamford, F. C.
Duncan, R. J. W. Reynolds in "J. Polym. Sci" Teil C, 419-432
(1968). Diese bekannten Verfahren sind relativ aufwendig.
Die Erfindung hat sich daher die Aufgabe
gestellt, ein sehr einfach durchzuführendes Verfahren zum
Pfropfen von stickstoffhaltigen Polymeren zu schaffen, mit
dessen Hilfe es möglich ist, stickstoffhaltige Polymere
einheitlich oder gezielt an der Oberfläche von Formkörpern
zu pfropfen, um die Eigenschaften dieser stickstoffhaltigen
Ausgangsmaterialien in einer gewünschten Weise zu
modifizieren.
Die Veränderungen der Oberflächeneigenschaften besteht
sowohl in der Erhöhung der chemischen Beständigkeit des
Oberflächenbereichs, die in jedem Falle erfolgen soll, als
auch in der Beeinflussung sonstiger chemischer und/oder
physikalischer Oberflächeneigenschaften, insbesondere des
Benetzungs- und Adsorptionsverhaltens, ohne daß die bei
herkömmlichen Pfropfverfahren auftretenden Nachteile wirksam
werden. Diese Nachteile sind, explizit ausgedrückt:
Kettenabbau und Vernetzungsreaktionen am Basispolymer
und/oder hoher Anteil an Homopolymerisat, sowie unbeabsichtigtes
bzw. unkontrollierbares Fortschreiten der Pfropfung
in die Tiefe der Oberfläche.
Es ist daher eine weitere Aufgabe der Erfindung, ein
Verfahren zu schaffen, das es im Falle wenig kompakter
Formkörper, insbesondere mikroporöser Membranen mit einem
Oberflächen/Massenverhältnis im Bereich bis zu 50 m²/g ermöglicht,
wahlweise die Pfropfung über die gesamte Polymermatrix
durchzuführen oder auf die außenliegenden Kettenbereiche
des Basispolymeren zu beschränken.
Soweit es Aufgabe der Erfindung ist, ein Verfahren
zur Erhöhung der chemischen Stabilität des Basispolymeren,
insbesondere im Oberflächenbereich von Formkörpern zu
schaffen, ist darunter eine Erhöhung der Beständigkeit
gegen Kettenabbau durch oxidativen und hydrolytischen Abbau
sowie durch Strahlenschädigung zu verstehen. Insbesondere
besteht die Aufgabe des erfindungsgemäßen Verfahrens darin,
die labilsten Gruppierungen in der Hauptkette der
Basispolymeren wie die Peptid- bzw. Carbamidsäuregruppe, im
Oberflächenbereich in eine gegen den chemischen Angriff
weniger anfällige Form zu überführen, um einen Kettenabbau
des Basispolymeren zu vermeiden. Durch Stabilisierung der
Oberflächenschicht sollen auch die darunter liegenden
nichtstabilisierten Bereiche des Basispolymeren vor dem
chemischen Angriff geschützt werden. Dadurch ist es nicht
erforderlich, das gesamte Basispolymer des Formkörpers zu
stabilisieren, so daß dessen mechanische Eigenschaften in
diesem Bereich nicht verändert werden. Es ist ein
wesentlicher Teil der Aufgabenstellung, daß die
vorgenannten Stabilisierungseffekte ohne Verwendung von
durch Lösungsmittel extrahierbaren Stabilisatoren erreicht
werden.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist ein Verfahren
zur Herstellung von Verbundkörpern, wobei der zur Pfropfung
verwendete Formkörper oberflächlich mit einer Schicht des
Pfropfpolymeren versehen ist, die mit dem Formkörper
chemisch verbunden ist und im wesentlichen frei ist von
Einzelketten des Basispolymeren, so daß die Quellungseigenschaften
der Schicht des Pfropfpolymeren ausschließlich von
der Art des für die Pfropfung verwendeten Monomeren bestimmt
werden und sich somit in charakteristischer Weise
von denen des Basispolymeren unterscheiden. Insbesondere
sind darunter Pfropfpolymere zu verstehen, die eine hohe
Quellbarkeit in wäßrigen Medien aufweisen, so daß sie, wenn
sie mit chemischen Gruppen versehen werden, die sie zur
reversiblen oder irreversiblen Bindung von bestimmten Zielsubstanzen
befähigen, diesen chemischen Gruppen für die betreffenden
Zielsubstanzen auch im Inneren dieser Schicht
zugänglich sind. Bei den Zielsubstanzen kann es sich beispielsweise
um Proteine handeln, bei den zur reversiblen
Bindung befähigten Gruppen um ionische Gruppen oder Affinitätsliganden,
bei den zur irreversiblen Bindung befähigten
Gruppen um solche, die mit Amino- oder Sulfhydrylgruppen
von Proteinen unter milden Bedingungen chemische Bindungen
eingehen können und nach dem Stand der Technik bekannt
sind. Dadurch, daß nicht nur die Oberfläche, sondern auch
das Innere der aufgepfropften Polymerschicht für die Zielsubstanzen
zugänglich ist, soll eine besonders hohe Bindungskapazität
des Verbundmaterials erreicht werden.
Während die Anwendungsgebiete für vorstehend genannte
Verbundmaterialien auf dem Gebiet der adsorptiven
Stofftrennung liegen, betrifft eine weitere Aufgabenstellung
der Erfindung den textilen Sektor. Die Zielsetzung bei
der Herstellung der Verbundkörper besteht hier darin, die
Formkörper, insbesondere Textilfasern, mit einer aufgepfropften
Polymerschicht zu versehen, die sich färbetechnisch
vom Basispolymeren in der gewünschten Weise unterscheidet.
Ein Beispiel für einen derartigen Anwendungsfall
liegt dann vor, wenn die aufgepfropfte Polymerschicht durch
eine Klasse von Farbstoffen angefärbt werden soll, für die
das Basispolymer entweder keine oder nur eine geringe Affinität
besitzt. Dies ist textiltechnisch insbesondere dann
wünschenswert, wenn Mischfasern in einem Arbeitsgang gefärbt
werden sollen, z. B. Mischfasern aus Polyamiden und
Baumwolle in einer Färbeflotte mit Reaktivfarbstoffen für
Cellulose.
Es ist eine weitere Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
zur gezielten Veränderung der Benetzungseigenschaften
von Formkörpern zu schaffen, insbesondere in Richtung einer
Erhöhung der Wasserbenetzbarkeit sowie der Benetzbarkeit
durch Flüssigkeit von noch höherer Oberflächenspannung als
der von Wasser, wie zum Beispiel von Elektrolytlösungen in
hoher Konzentration. Diese Zielsetzung ist auf allen bisher
genannten Anwendungsgebieten von Bedeutung. Neben einer Erhöhung
der Wasserbenetzbarkeit besteht dabei auch die Aufgabe,
ein Verfahren zur Herabsetzung des Adsorptionsvermögens
für lipophile Substanzen zu schaffen, wobei im Falle
von mikroporösen Membranen in erster Linie, aber nicht
ausschließlich, die Proteinadsorption herabgesetzt werden
soll, im Falle der Textilfasern die Anschmutzung durch
fettartige Stoffe. In beiden Fällen ist eine Folge der Herabsetzung
der Affinität für lipophile Substanzen, daß, wenn
eine derartige Adsorption dennoch einmal stattgefunden hat,
diese wieder leicht rückgängig gemacht werden kann. Im
Falle der Textilfasern äußert sich dies darin, daß das
Waschen unter wesentlich milderen Bedingungen erfolgen
kann, als ohne eine derartige Modifizierung der Oberfläche.
Ebenso werden Filtermembranen durch eine derartige Modifizierung
nach Verstopfung leichter wieder freispülbar.
Ebenso ist es eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
zur Beeinflussung des Zeta-Potentials entweder in Richtung
eines negativen oder eines positiven Potentials zu ermöglichen.
Auch das Zeta-Potential hat sowohl bei Filtermaterialien
als auch bei Textilien einen erheblichen Einfluß
auf die Gebrauchseigenschaften, indem es, je nach den kontaktierenden
Medien, die Verschmutzungseigenschaften bestimmt.
In engem Zusammenhang mit dem Zeta-Potential steht
auch die elektrostatische Aufladung der Formkörper, die
durch das erfindungsgemäße Verfahren ebenfalls herabgesetzt
werden soll, indem durch die Einführung von ionischen Gruppen
in die Oberfläche die Oberflächenleitfähigkeit erhöht
wird.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht im Falle
wenig kompakter Formkörper, bei denen sich die Gesamtheit
des Basispolymeren in einer oberflächennahen Schicht befindet,
diesen Formkörper zur Gänze in ein Pfropfcopolymer umzuwandeln,
wobei ein isotropes Wachstum dieses Formkörpers
unter Erhaltung seiner ursprünglichen Form eintritt und der
gepfropfte Formkörper sich in seinen chemischen und gegebenenfalls
auch mechanischen Eigenschaften und/oder Löslichkeitseigenschaften
in einer gewünschten Weise von dem Ausgangsprodukt
unterscheidet. Neben einer Änderung der chemischen
Stabilität können diese Eigenschaftsänderungen sowohl
in einer erhöhten als auch einer verminderten Löslichkeit
in bestimmten Lösungsmitteln bestehen. Hinsichtlich der
mechanischen Eigenschaften kann sowohl eine Erhöhung der
mechanischen Festigkeit als auch eine Erhöhung der Flexibilität
erreicht werden.
Diese Aufgaben werden durch das erfindungsgemäße
Verfahren zum Pfropfen von stickstoffhaltigen Polymeren, an
deren Stickstoffatomen substituierbare Wasserstoffatome
sitzen, mit ethylenisch ungesättigten Monomeren in der
Weise gelöst, daß die Monomeren mit den Polymeren in
Gegenwart eines Wasser enthaltenden Mediums,
Tetrachlorkohlenstoff und eines Reduktionsmittels zur
Reaktion gebracht werden.
Je nach der Reaktionszeit erfolgt die Pfropfung
entweder nur an der Oberfläche des Ausgangspolymeren (bei
kurzen Reaktionszeiten) oder breitet sich in zunehmendem
Maße in Richtung auf das Innere des Ausgangspolymeren aus.
Soll ein gleichmäßig gepfropftes Produkt hergestellt
werden, wird in zweckmäßiger Weise von einem pulverisierten
oder faserförmigen Ausgangspolymeren ausgegangen, um die
erforderlichen Reaktionszeiten kurz zu halten.
Der Chemismus, der dem erfindungsgemäßen Verfahren
zugrundeliegt, ist ein anderer, als derjenige der weiter
oben beschriebenen N-Halogenierung und entzieht sich
derzeit noch der Deutung. Es ist zwar die Pfropfung
ethylenisch ungesättigter Monomeren an Cellulose, Seide
oder Nylon in Gegenwart von Wasser und
Tetrachlorkohlenstoff bekannt, allerdings unter Anwendung
erhöhter Temperaturen und langer Reaktionszeiten, jedoch
ohne Verwendung eines Reduktionsmittels, das jedoch zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens unbedingt
eingesetzt werden muß. In Abwesenheit des Reduktionsmittels
erfolgt, auch bei Ausschluß von Sauerstoff, unter den bei
der Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bevorzugten
niedrigen Temperaturen (0-50°C, besonders bevorzugt nahe
Raumtemperatur) keinerlei Pfropfung.
In zweckmäßiger Weise wird das erfindungsgemäße
Verfahren in Wasser als Reaktionsmedium durchgeführt, es
kommen jedoch auch Medien in Frage, die neben Wasser, dem
Monomer und Tetrachlorkohlenstoff noch andere Bestandteile,
wie beispielsweise Alkohole oder Ketone enthalten, um den
Löslichkeitsbereich des verwendeten Monomeren zu erweitern.
Die Begrenzung des Zusatzes an organischen Lösungsmitteln
ist gegeben durch die Löslichkeit des verwendeten
Reduktionsmittels, die bei Senkung des Wassergehaltes
abnimmt.
Die Löslichkeit des Tetrachlorkohlenstoffs in Wasser
beträgt etwa 0,08 Gew.-% und ist für die Durchführung der
Pfropfung ausreichend.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist anwendbar auf
aliphatische Polyamide, wie Nylon 4, Nylon 6, Nylon 6,6 und
höhere aliphatische Polyamide, aber auch aromatischer
Polyamide, die beispielsweise unter den Handelsnamen Nomex
und Kevlar bekannt sind. Der Polymerklasse der Polyamide
ist die wiederkehrende Struktureinheit der Peptidbindung
gemeinsam:
-CO-NH-
Die Peptidbindung kann alleine oder auch in Verbindung
mit anderen wiederkehrenden Struktureinheiten auftreten,
wie z. B. in Kombination mit der Sulfongruppe:
-SO₂-
Polymere mit Peptidgruppen und Sulfongruppen sind als
Polysulfonamide bekannt und können durch Polykondensation
von Diaminodiarysulfonen mit aromatischer Dicarbonsäure
hergestellt werden.
Eine weitere Gruppe von Polymeren, die nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren gepfropft werden können, sind
die Polyurethane. Die Polyurethane unterscheiden sich von
den Polyamiden dadurch, daß sie anstelle der Peptidbindung
die Carbamidsäuregruppe
-O-CO-NH-
aufweisen.
Zum Unterschied von den bisher genannten für das erfindungsgemäße
Verfahren geeigneten Polymeren, die den
Stickstoff in der Hauptkette enthalten, sind auch solche
Polymere geeignet, die den Stickstoff in einer Seitenkette
enthalten. Dabei kann es sich entweder um primäre oder
sekundäre Aminogruppen handeln:
-NH₂, -NHR
nicht aber um tertiäre Aminogruppen. Ebenso kann es sich
bei den stickstoffhaltigen Gruppen der Seitenkette um primäre
oder sekundäre Amidgruppen handeln:
-CO-NH₂, -CO-NHR
Den für die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
geeigneten Polymeren ist gemeinsam, daß sie am Stickstoff
ein Wasserstoffatom aufweisen, das durch ein Halogenatom,
insbesondere ein Chlor- oder Bromatom substituierbar ist.
Dabei ist ungeklärt, nach welchem Mechanismus die Pfropfung
abläuft und welche Bedeutung die Halogensubstituierbarkeit
hat. Es wurde jedoch festgestellt, daß für das
erfindungsgemäße Verfahren dieselben Polymeren geeignet
sind, wie für ein in einer Parallelanmeldung beschriebenes
Verfahren, das als obligaten ersten Schritt die
Halogensubstitution des Stickstoffs aufweist.
Die für die Erfindung vorgesehenen Polymere weisen
eine Reihe von Vorzügen auf, die zu ihrem breiten technischen
Einsatz geführt haben. So sind viele Vertreter der
Polyamide durch eine hohe mechanische Festigkeit und einen
hohen Erweichungspunkt gekennzeichnet, während die
Polyurethane sehr günstige elastische Eigenschaften aufweisen.
Demgegenüber weisen diese Polymere für die praktische
Anwendung gewisse Nachteile auf, die zum Teil auf die begrenzte
Stabilität der Peptid- bzw. der Carbamidsäuregruppe
zurückzuführen sind. Ein Abbau dieser Gruppen, beispielsweise
durch hydrolytische, oxidative oder strahlenchemische
Einflüsse führt zu nachteiligen Veränderungen der Eigenschaften,
wodurch der Einsatzbereich dieser Polymere
begrenzt wird.
Für die Anwendung der Erfindung sind einfach oder
mehrfach ethylenisch ungesättigte Monomere geeignet, sofern
sie eine, wenn auch geringe, Löslichkeit in überwiegend
wäßrigen Systemen aufweisen. Unter überwiegend wäßrigen
Systemen sind wäßrige Systeme zu verstehen, die außer dem
Monomeren entweder keine weitere organische Komponente enthalten,
oder ein wassermischbares Lösungsmittel in einer
Konzentration, die jenes Maß nicht erreicht, das zur vollständigen
Ausfällung von Natriumdithionit führt. Im Falle
von Aceton als Lösungsmittel kann der Anteil beispielsweise
bis zu 40 Gew.-% betragen.
Aus der Gruppe der einfach ethylenisch ungesättigten
Monomere sind geeignet die ungesättigten Carbonsäuren, wie
die Acryl- und die Methacrylsäure, sowie deren Ester und
Amide, wobei es sich bei den Methacrylsäureestern und -amiden
um besonders bevorzugte Vertreter handelt. Die verwendbaren
Ester sind im einzelnen: Methylmethacrylat, Ethylmethacrylat,
Hydroxyethylmethacrylat, Hydroxypropylmethacrylat,
Dihydroxypropylmethacrylat sowie die entsprechenden
Acrylate. Unter den Methacrylaten ferner: Glycidylmethacrylat,
Trimethylammonium-2-hydroxypropylmethacrylatchlorid,
Dimethylaminoethylmethacrylat, Diethylaminoethylmethacrylat,
Diethylenglycolmethacrylat, Octaethylenglycolmethacrylat,
Sulfopropylmethacrylat, 2-N-Morpholinoethylmethacrylat.
Geeignete Monomere auf Amidbasis sind:
Acrylamid, Dimethylaminopropylmethacrylamid, Methacrylamidopropyl-
trimethylammoniumchlorid, 2-Acrylamido-2-
methyl-propansulfonsäure, N-Acrylamidoglycolsulfonsäure,
N-Morpholinopropyl-methacrylamid, Methacrylamidoglycolatmethylether,
N-Hydroxyethyl-methacrylamid, N-[tris-(hydroxymethyl)]-
methyl-methacrylamid. Weitere geeignete, einfach
ethylenisch ungesättigte Monomere sind: Vinylacetat,
N-Vinylpyrrolidon, 4-Vinylpyridin, N-Vinylimidazol.
Die genannten Monomere sind sowohl alleine als auch im
Gemisch anwendbar. Insbesondere ist es möglich, einfach und
mehrfach ethylenisch ungesättigte Monomere in Kombination
anzuwenden, wodurch die Aufpfropfung eines vernetzten Polymeren
erreicht wird. Es können jedoch auch mehrfach ethylenisch
ungesättigte Monomere alleine angewandt werden.
Geeignete mehrfach ethylenisch ungesättigte Monomere
sind: Pentaerythritdimethacrylat, Glycerindimethacrylat,
Tetraethylenglycoldimethacrylat, Tetraethylenglycoldiacrylat,
Methylenbisacrylamid.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich sowohl für
den Einsatz zur Pfropfung der Polymere vor ihrer
endgültigen Verarbeitung als auch nach ihrer Verarbeitung
zu Formkörpern. Im ersteren Fall kann das Polymer
beispielsweise als Pulver oder feines Granulat vorliegen.
Bei den für die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens eingesetzten Formkörpern kann es sich um
kompakte Körper handeln, worunter solche zu verstehen sind,
die eine in Relation zur Masse relativ kleine Oberfläche
aufweisen. Beispiele dafür sind Platten, Rohre, Schläuche,
Gefäße wie Flaschen u. dgl., aber auch
Konstruktionsbauteile wie Zahnräder. Weniger kompakte
Formkörper, die eine relativ große Oberfläche in Relation
zur Masse aufweisen sind Folien, Fasern oder Kapilaren.
Fasern im Dickenbereich von 1-100 µm haben beispielsweise
ein Oberflächen/Massenverhältnis etwa im Bereich von 0,4
bis 4 m²/g. Faserige Formkörper können sowohl in Form von
Textilfasern weiterverarbeitet sein zu Geweben, ebenso zu
nichtgewebten, flächigen Gebilden wie Vliesen, die
beispielsweise für Filtrationszwecke eingesetzt werden
können.
Besonders eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren
für Formkörper, die ein extrem großes Verhältnis der
Oberfläche zur Masse des Polymeren aufweisen, wie z. B. für
mikroporöse Membranen zur Partikel- und Sterilfiltration,
deren Basispolymer häufig aus Polyamiden oder
Polysulfonamiden besteht. Das Oberflächen/Massenverhältnis
kann bei derartigen porösen Formkörpern im Bereich zwischen
5 und 50 m²/g liegen. Die zwischen den Poren bestehenden
Stege weisen daher nur sehr geringe Wandstärken auf, wobei
typische Werte in der Größenordnung von einigen Hundertstel
bis wenige Zehntel Mikron liegen. Mikroporöse Membranen
lassen sich in Ultra- und Mikrofiltrationsmembranen
einteilen. Die ersteren sind durch Porengrößen
charakterisiert, die sie zur Rückhaltung von
Makromolekülen, etwa im Molmassenbereich zwischen 500 und
1 000 000 Dalton befähigen, während die letzteren wirksame
Porengrößen im Bereich zwischen etwa 0,01 und 10 µm
aufweisen. Mikroporöse Membranen weisen entweder eine
durchgehend mikroporöse Struktur auf oder eine mikroporöse
Basisstruktur und eine an der Oberfläche befindliche,
hautartige Schicht, die im technischen Sprachgebrauch als
Skin bezeichnet wird. Diese Skin weist infolge des Fehlens
von Mikroporen keine konvektive, sondern nur eine diffuse
Permeabilität für den Stofftransport auf und ist daher für
Stofftrennungen auf molekularer Basis geeignet. Typische
technische Trennverfahren, die mit den letztgenannten, eine
Skin aufweisenden Membranen durchgeführt werden können,
sind die umgekehrte Osmose, die Gastrennung sowie die
Pervaporation.
Eine weitere Gruppe von Formkörpern mit hohem
Oberflächen-Massenverhältnis sind Schäume sowie
mikroporöse, dampfdurchlässige Materialien, wobei ein
Einsatzgebiet für die letzteren die Verwendung als
Lederersatzstoff ist. In der Technik bevorzugte Polymere
für die Herstellung derartiger Formkörper sind die
Polyurethane. Schäume können sowohl offen- als auch
geschlossenzellig sein. Im ersten Fall ist nach der
Erfindung eine Pfropfung an der gesamten, also auch der
inneren Oberfläche des Schaumes vorgesehen, im anderen Fall
nur an der äußeren Oberfläche.
Unter Pfropfpolymerisation versteht man eine Polymerisation,
bei der auf eine Polymerkette eines einheitlichen
Produktes eine Seitenkette aus einem oder mehreren anderen
Monomeren aufpolymerisiert wird. Die Eigenschaften des erhaltenen
Pfropfcopolymerisats, wie z. B. Löslichkeitsverhalten,
Schmelzpunkt, Wasseraufnahme, Benetzbarkeit, mechanische
Eigenschaften, Adsorptionsverhalten etc. weichen mehr
oder weniger stark von denen des Ausgangspolymeren ab, je
nach Art und Menge des oder aufpolymerisierten Monomeren.
Je größer das Mengenverhältnis des aufgepfropften Polymeren
im Verhältnis zum Basispolymeren ist, umso stärker überwiegen
die Eigenschaften des ersteren.
Darüber hinaus werden die Eigenschaften des Pfropfcopolymerisats
von der Stelle beeinflußt, an der die Pfropfung
an dem Ausgangspolymeren erfolgt.
Pfropfpolymerisationen können sowohl in flüssiger
Phase, also in der Schmelze oder Lösung, als auch in der
festen Phase durchgeführt werden, wobei das Basispolymer im
allgemeinen in einer gequollenen Form vorliegen muß, um den
Zutritt des Monomeren zu den Ketten des Basispolymeren zu
ermöglichen. Die Quellung kann entweder durch das Monomer
selbst erfolgen, oder durch eine weitere Komponente, die an
der Polymerisation selbst nicht beteiligt ist. Die Pfropfung
schreitet in diesem Fall von der Oberfläche zum Inneren
des Polymeren fort. Dabei kann der Fall eintreten, daß
das entstehende Pfropfcopolymer im Pfropfmedium löslich
ist, wodurch der Fortgang der Pfropfung beschleunigt wird,
weil sich die Diffusionswege während der Pfropfung nicht
verlängern.
In besonders zweckmäßiger Weise läßt sich die
vorliegende Erfindung auf die Oberflächenpfropfung von
Formkörpern anwenden, insbesondere von Geweben, Vliesen und
Membranen aus Nylon (vgl. in diesem Zusammenhang die DE-OS
39 29 648.2-44). Jedoch können auch andere Formteile, etwa
zur Modifzierung der Benetzungs-, Gleit- und Adsorptionseigenschaften
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren oberflächenmodifiziert
werden.
Bei der reinen Oberflächenpfropfung werden nur die unmittelbar
an der Oberfläche des Formkörpers befindlichen
Teile der Ketten des Basispolymeren gepfropft, so daß in
jenen Fällen, in denen das entstehende Pfropfcopolymer bei
vollständiger Pfropfung in ein im Pfropfmedium lösliches
Pfropfcopolymer übergeführt würde, der ungepfropfte Teil
der Polymerkette im Polymerverband verbleibt, so daß kein
Ablösen des Pfropfcopolymers von der Oberfläche des Formkörpers
möglich ist. Bei der reinen Oberflächenpfropfung
sind daher auch solche Monomere verwendbar, die bei vollständiger
Pfropfung zu löslichen Produkten führen würden.
Im Fall der Matrixpfropfung von Formkörpern, bei der ganze
Ketten des Basispolymeren gepfropft werden, ist die
Anwendbarkeit der Monomere auf jene beschränkt, bei denen
auch das entstehende Pfropfcopolymerisat unlöslich ist.
Dies kann gegebenenfalls durch eine vernetzende Pfropfung
unter Zugabe eines mehrfach ethylenisch ungesättigten
Monomeren erreicht werden, wenn das für einen
Anwendungsfall vorgesehene Monomer selbst diese
Voraussetzung nicht erfüllt.
Die Matrixpfropfung nichtkompakter Formkörper ist dann
erforderlich, wenn Bulk-Eigenschaften, wie z. B. Elastizität
oder Flexibilität, die Löslichkeitseigenschaften oder die
Beständigkeit gegen γ-Strahlen verändert werden sollen.
Sollen hingegen nur das Adsorptions- und/oder das Benetzungsverhalten
beeinflußt und eine Änderung der mechanischen
Eigenschaften sowie der Löslichkeit vermieden werden,
ist es hingegen erforderlich, ein Fortschreiten der Pfropfung
in die Tiefe des Polymeren, die Matrixpfropfung, zu
verhindern.
Bei Matrixpfropfung nichtkompakter Formkörper ist das
Ergebnis der Oberflächenpfropfung somit dasselbe, wie das,
welches erhalten würde, wenn der betreffende Formkörper von
vorneherein aus dem Pfropfcopolymer hergestellt worden
wäre. Der Vorteil der nachträglichen Pfropfung besteht demgegenüber
darin, daß vielfach für die Basispolymeren entsprechende
Herstellungsverfahren bekannt oder möglich sind,
während sie für das Pfropfcopolymer entweder nicht bekannt
oder prinzipiell nicht durchführbar sind. So sind beispielsweise
geeignete Verfahren zur Herstellung von mikroporösen
Membranen aus Polyamiden oder Polysulfonamiden
sowie zur Herstellung offenporiger Schäume aus Polyurethanen
bekannt. Diese Techniken sind jedoch auf die entsprechenden
Pfropfcopolymerisate nicht ohne weiteres anzuwenden.
Wenn es sich bei den Pfropfcopolymerisaten um in gängigen
Lösungsmitteln unlösliche Produkte handelt, sind
diese Verfahren sogar prinzipiell nicht übertragbar.
Andererseits gibt es Fälle, in denen eine reine Oberflächenpfropfung,
also scharfe Abgrenzung zwischen dem
weitgehend unveränderten Basispolymer und dem aufgepfropften
Polymer für den vorgesehenen Anwendungsfall der
gepfropften Formkörper von entscheidender Bedeutung ist.
Derartige Fälle liegen insbesondere dann vor, wenn das
Basispolymer als Träger für das in einer dicken Schicht
aufgepfropfte Polymer dienen soll und diese aufgepfropfte
Schicht weitgehend frei sein soll von Ketten des Basispolymeren.
Ein wichtiges Beispiel für einen derartigen Fall liegt
dann vor, wenn durch die Oberflächenpfropfung auf mikroporösen
Membranen ein Verbundmaterial für adsorptive
Stofftrennungen, wie z. B. den Ionenaustausch oder die Affinitätschromatographie
hergestellt werden soll. Dabei kommt
es im Interesse einer hohen Adsorptionskapazität nicht nur
darauf an, daß die gesamte innere und äußere Oberfläche von
einer Schicht des aufgepfropften Polymeren überzogen ist,
sondern auch darauf, daß diese Schicht eine bestimmte Dicke
aufweist, weil die gesamte Schichtdicke des aufgepfropften
Polymeren einen Beitrag zur Adsorptionskapazität liefert.
Bei derartigen Membranen für die adsorptive Stofftrennung
ist es erforderlich, daß die zu adsorbierenden Substanzen,
beispielsweise Proteine, in die aufgepfropfte
Polymerschicht eindringen können. Obwohl dies nicht streng
bewiesen werden kann, wird angenommen, daß hierfür die aufgepfropften
Ketten in einem durch das angewandte Medium
voll solvatisierbaren Zustand vorliegen müssen und daß zwischendurch
vorhandene Ketten des Basispolymeren diesem Ziel
abträglich sind.
Obige Deutung stützt sich auf die Beobachtung, daß bei
identischen Ausgangsmembranen, gleichem Pfropfgrad und auf
identische Weise eingeführten Affinitätsliganden wesentlich
niedrigere Bindungskapazitäten für die zu adsorbierenden
Substanzen gefunden werden, wenn die Pfropfung über die gesamte
Schichtdicke erfolgt ist, als wenn die Pfropfung auf
die oberflächennahen Kettensegmente des Basispolymeren beschränkt
worden ist.
Eine Unterscheidung zwischen diesen beiden Arten der
Oberflächenpfropfung, also zwischen Matrixpfropfung und
reiner Oberflächenpfropfung, ist im Falle von mikroporösen
Membranen durch den Vergleich der Durchflußcharakteristik
und der äußeren Dimensionen vor und nach der Pfropfung möglich,
sofern die für die Pfropfung verwendete Membrane unverstärkt,
d. h. nicht mit einem Vlies oder Gewebe als Verstärkungsmaterial
versehen ist. Erfolgt in diesem Fall eine
Matrixpfropfung, so tritt ein isotropes Wachstum der Membranmatrix
ein, d. h. es erfolgt, makroskopisch gesehen,
sowohl ein Flächen- als auch ein Dickenwachstum.
Da bei einem isotropischen Wachstum der Membranmatrix
proportional durch die Poren mitwachsen, sinkt dabei zwar
die Anzahl der Poren pro Flächeneinheit, ihre Größe nimmt
aber dabei zu, so daß insgesamt eine Erhöhung der hydraulischen
Permeabilität zu beobachten ist. Das Gegenteil tritt
bei der reinen Oberflächenpfropfung ein, d. h. wenn die
Pfropfung auf die oberflächennahen Kettensegmente des
Basispolymeren beschränkt ist. Da die Membranmatrix selbst
dabei ihre Dimensionen nicht verändert, sondern nur eine
zusätzliche Schicht aufgepfropft wird, bleiben auch die
äußeren Dimensionen konstant, und die aufgepfropfte Schicht
führt zu einer Porenverengung, so daß die hydraulische Permeabilität
der Membrane abnimmt.
Obwohl eine Unterscheidung zwischen diesen beiden
Grenzformen der Oberflächenpfropfung auch auf polymerchemischem
Wege denkbar ist, sind die dafür in Frage kommenden
Methoden relativ kompliziert und das obengenannte Unterscheidungskriterium
erscheint für die praktischen Belange
der Membranmodifizierung ausreichend. Einschränkend ist
allerdings festzustellen, daß dabei auch die Art des verwendeten
Monomers von Einfluß ist. Handelt es sich dabei um
ein Monomer, dessen Homopolymer in dem für die erwähnten
Permeabilitätsmessungen verwendeten Medium löslich oder
stark quellbar ist, so ist in jedem Fall, also auch bei
Matrixpfropfung, eine Abnahme der Permeabilität zu beobachten.
In der Praxis hat sich gezeigt, daß bei der Pfropfung
von Hydroxyethylmethacrylat ein in Wasser hinreichend wenig
quellbares Pfropfpolymer entsteht, um obige Unterscheidungskriterien
mit Wasser als Medium zur Bestimmung der
hydraulischen Permeabilität anwendbar zu machen.
Die vorstehenden Ausführungen sind nicht in dem Sinn
mißzuverstehen, daß bei den beiden Grenzformen der Oberflächenpfropfung
eine Permeabilitätssteigerung oder
-verminderung zwangsläufig meßbar sein muß. Es handelt sich
dabei lediglich um qualitative Unterscheidungskriterien
zwischen den beiden Grenzformen der Oberflächenpfropfung,
die nur bei entsprechend hohen Pfropfgraden meßbar und
außerdem von der Porengröße der Ausgangsmembranen abhängig
sind. So ist die Erniedrigung der hydraulischen Permeabilität
bei gleichem Pfropfgrad umso größer, je niedriger die
Porengröße der Ausgangsmembrane ist. Als Anhaltspunkt kann
angegeben werden, daß die genannten Unterscheidungskriterien
bei Membranen der nominellen Porengröße von 0,2 µm bei
Pfropfgraden von über 10 Gew.-% meßbar werden.
Sowohl bei der Matrixpfropfung als auch bei der reinen
Oberflächenpfropfung kann entweder ein hoher oder niedriger
Pfropfgrad anzustreben sein. Da bei niedrigen Pfropfgraden
die obigen Unterscheidungskriterien nicht anwendbar sind,
hat es sich in diesen Fällen bei der Ausarbeitung der
Pfropfbedingungen als zweckmäßig erwiesen, die Rahmenbedingungen
zunächst bei hohen Pfropfgraden zu erarbeiten, um
die Anwendbarkeit der genannten Unterscheidungskriterien
sicherzustellen und den gewünschten Pfropfgrad anschließend
unter sonst gleichen Bedingungen bei niedrigeren Monomerkonzentrationen
einzustellen. Dabei kann, wenn das für die
Pfropfung vorgesehene Monomer zu stark wasserquellbaren
Produkten führt, so daß die hydraulische Permeabilität für
Wasser in jedem Fall absinkt, für die Permeabilitätsbestimmung
auch ein nichtwäßriges Medium herangezogen werden.
In den Fällen, in denen für die Anwendung des durch
Pfropfung herzustellenden Produktes eine relativ dicke
Schicht an Pfropfpolymer erforderlich ist, wie zum Beispiel
im Falle der Herstellung von Membranen für die adsorptive
Stofftrennung, ist hingegen eine Minderung der hydraulischen
Permeabilität unvermeidlich, so daß, um ein bestimmtes Mindestmaß
an hydraulischer Permeabilität des Endproduktes zu
gewährleisten, von einer entsprechend grobporigen Ausgangsmembrane
ausgegangen werden muß. Die Relation von Ausgangsporösität,
Pfropfgrad, Permeabilität und Bindungskapazität
des Endproduktes kann dabei in dem Fachmann geläufiger
Weise zur Optimierung variiert werden.
Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß mit zunehmender
Porengröße die innere Oberfläche einer mikroporösen Membrane
zunimmt und zwar besonders stark im Bereich bis zur
nominellen Porengröße von 0,2 µm. Wenn man die Proteinadsorption
der nichtmodifizierten Membrane als Maß der inneren
Oberfläche heranzieht, so beträgt, die innere Oberfläche
einer 0,1-µm-Membrane gleich 1 gesetzt, die relative
innere Oberfläche bei 0,2 µm nur mehr 0,75. Bei 0,45 µm
sinkt sie auf nur mehr 0,65, bei 0,8 µm auf 0,5 und beträgt
bei 3,0 µm immer noch 0,43. Da sich die Dicke der aufgepfropften
Schicht rechnerisch aus der aufgepfropften
Masse geteilt durch die Oberfläche ergibt, ist somit bei
identischem Pfropfgrad die Schichtdicke im Fall einer groben
Ausgangsmembrane erheblich höher als bei einer feineren
Ausgangsmembrane. Im Interesse kurzer Diffusionswege zur
Erreichung einer günstigen Adsorptions- und Desorptionskinetik
sind jedoch kurze Diffusionswege bei Membranen für
adsorptive Stofftrennungen generell zu bevorzugen. Mit
anderen Worten, bei der oben skizzierten Optimierungsvorschrift
für die Pfropfung von Membranen für adsorptive
Stofftrennungen sind neben den Größen Bindungskapazität und
hydraulische Permeabilität auch die kinetischen Parameter
mit einzubeziehen.
Eine generelle Anweisung für die Herstellung optimaler
derartiger Produkte kann deshalb nicht gegeben werden, weil
dieses Optimum je nach Anwendungsfall sehr unterschiedlich
liegen kann. Soll die Zielsubstanz aus einem sehr großen
Volumen einer sehr verdünnten Lösung gewonnen werden, sind
hohen hydraulische Permeabilitäten in Verbindung mit einer
hohen Adsorptionsgeschwindigkeit erforderlich. In diesem
Fall ist es zweckmäßig, eine feinporige Ausgangsmembrane in
Verbindung mit einem niedrigen Pfropfgrad zu wählen. Liegt
hingegen die Zielsubstanz in relativ hoher Konzentration
vor, gewinnt die Bindungskapazität gegenüber den kinetischen
Gesichtspunkten an Bedeutung und groberporige Membranen
mit hohem Pfropfgrad sind vorzuziehen.
Wenn durch die Oberflächenpfropfung nur eine Beeinflussung
des Zeta-Potentials oder der Benetzbarkeit bzw.
eine Herabsetzung der unspezifischen Adsorption erreicht
werden soll, also nur die Oberfläche des Pfropfpolymeren,
nicht aber sein Volumen wirksam wird, ist eine reine Oberflächenpfropfung
in Verbindung mit dem für eine vollständige
Oberflächenbelegung minimal erforderlichen Pfropfgrad
anzustreben.
Das bevorzugte Reduktionsmittel für die Anwendung des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist Natriumdithionit sowie
dessen Folgeprodukte, wie z. B. Rongalit. Andere Reduktionsmittel
wie Hydrazin oder Ascorbinsäure, letztere im alkalischen
Bereich, sind ebenfalls einsetzbar, werden jedoch
weniger bevorzugt.
Ein erfindungsgemäß geeignetes Reduktionsmittelsystem
ist in der Literatur im Zusammenhang mit redox-initiierten
Polymerisationen beschrieben (R. W. Brown, C. V. Bawn, E. B.
Hansen, L. H. Howland in "Ind. Eng. Chem." 46, 1073-1080
(1954) und besteht aus einer Kombination von EDTA-komplexiertem
Fe2+ mit Rongalit bei etwa pH = 10. Rongalit selbst
ist bei Raumtemperatur für das erfindungsgemäße Verfahren
weitgehend unwirksam, wohl aber bei Temperaturen ab 40-
50°C, wo es ein ausreichendes Redoxpotential entwickelt.
Rongalit, das technisch als Dithionit mit Formaldehyd hergestellt
wird, scheint auf ganz ähnliche Weise wirksam zu
sein wie Dithionit selbst, wobei der Zusatz der komplexierten
Fe-Ionen ebenso wie die Temperaturerhöhung im wesentlichen
die Freisetzung des Dithionits zu bewirken scheinen.
Im Gegensatz zu den weiter oben erwähnten Pfropfverfahren
auf N-Halogen-Polyamiden nimmt nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren in einem bestimmten Bereich die
Pfropfgeschwindigkeit mit steigendem, also negativerem
Redoxpotential ab. So liegt bei der Pfropfung von
Hydroxymethylmethacrylat auf Nylonmembranen bei -340 mV der
Pfropfgrad bei gleicher Pfropfdauer um mehr als eine
Größenordnung über der bei -440 mV, wenn als
Reduktionsmittel Natriumdithionit bei einem pH von 8
benutzt wird.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
unter Verwendung von Natriumdithionit als Reduktionsmittel
wird ein pH-Bereich von 6-10 bevorzugt, wobei der besonders
bevorzugte Bereich zwischen 7,5 und 8,5, namentlich bei 8
liegt. Die Konzentration des Natriumdithionits kann zwischen
0,02 und 1% liegen. Wenn dabei ein Pfropfbad über
einen längeren Zeitraum benutzt wird, kann das Redoxpotential
während der Pfropfung potentiometrisch bestimmt und über
die Zudosierung eines Natriumdithionitkonzentrates konstant
gehalten werden. Typische Werte für ein geeignetes
Redoxpotential liegen zwischen -100 und -500 mV,
insbesondere zwischen -100 und -300 mV, insbesondere
zwischen -200 und -300 mV. Die genauen Bedingungen, unter
denen die Reaktionsmittel eingesetzt werden, lassen sich
bereichsmäßig nicht festlegen, jedoch durch einfache
Optimierungsversuche ermitteln.
In jenen Fällen, in denen sich das Stickstoffatom in
der Hauptkette des Basispolymeren befindet, wie bei den
Polyamiden und Polyurethanen, tritt bei der Einwirkung von
Luftsauerstoff in der Hitze eine oxidative Spaltung der
Peptid- bzw. Carbamidsäuregruppe ein, die eine Verminderung
der Kettenlänge und somit einen Abbau des Polymeren bewirkt.
Diese Reaktion ist begleitet von einem Verlust an
mechanischer Festigkeit sowie einer Versprödung. Außerdem
kann eine braune Verfärbung auftreten, die bei vielen Anwendungsfällen
unerwünscht ist. In gleicher Weise erfolgt
ein Kettenabbau auch bei einem hydrolytischen Angriff sowie
bei der Einwirkung von elektromagnetischer Strahlung, insbesondere
von UV- und γ-Strahlung.
Durch die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird überraschenderweise eine Erhöhung der Beständigkeit
gegen Kettenabbau erreicht. Da dasselbe Ergebnis durch das
in einer Parallelanmeldung (P 39 29 648.2-44) beschriebene
Verfahren durch Pfropfung auf N-Halogen-Polymeren erreicht
wird, von dem bekannt ist, daß die Pfropfung am Stickstoff
erfolgt, wird angenommen, daß dasselbe auch bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren zutrifft, so daß die Wasserstoffatome am
Stickstoff ganz oder teilweise durch die aufgepfropfte
Polymerkette substituiert werden. Die entstehenden N-
substituierten Derivate des Basispolymeren stellen somit im
Falle der Polyamide und Urethane völlig neue Klassen von
Polymeren dar, indem sie nicht mehr die typischen Peptid-
bzw. Carbamidsäuregruppe aufweisen, sondern sekundäre
Amidgruppen bzw. N-substituierte Carbamidsäuregruppen in
der Hauptkette. Infolge des Fehlens eines Wasserstoffatoms
am Stickstoff und/oder der durch die Substitution bewirkten
sterischen Hinderung und der damit einhergehenden
verminderten Reaktionsfähigkeit dieser Gruppen wird die für
die Ausgangspolymeren typische Hydrolyse- und
Oxidationsanfälligkeit sowie auch die Strahlenempfindlichkeit
entscheidend herabgesetzt.
Die Oxidationsempfindlichkeit der Basispolymeren hat
dazu geführt, daß nach dem Stand der Technik eine Stabilisierung
durch einen Zusatz von Antioxidantien erfolgt, wenn
die daraus hergestellten Formkörper für den Einsatz bei
höheren Temperaturen in Gegenwart von Luftsauerstoff vorgesehen
sind. Aber auch in solchen Fällen, in denen der Einsatz
der Formkörper bei hohen Temperaturen keine Rolle
spielt, kann es erforderlich sein, diese bei hohen Temperaturen
zu behandeln, beispielsweise zu Reinigungs- oder
Sterilisationszwecken.
Die Sterilisation bei hohen Temperaturen spielt eine
große Rolle bei Formkörpern, die auf medizinischem Gebiet
oder in der pharmazeutischen oder verwandten Industrien
eingesetzt werden. Häufig verwendete Sterilisationsverfahren
beruhen beispielsweise auf dem Autoklavieren oder auf
dem Bedampfen mit Wasserdampf bei bis zu über 140°C. Während
beim Autoklavieren, sachgemäße Bedienung des Autoklaven
vorausgesetzt, die Anwesenheit von restlichem Luftsauerstoff
im allgemeinen eine geringere Rolle spielt, ist
bei der Bedampfung ein Sauerstoffausschluß, besonders in
der Anfangsphase, nicht zu gewährleisten.
Die Anwendung von Antioxidantien hat, obwohl es sich
um eine wirksame Maßnahme zur Vermeidung des oxidativen Abbaus
handelt, schwerwiegende Nachteile. Einerseits ist der
Schutz, der dadurch erreicht wird, nur ein vorübergehender,
weil das Antioxidans durch Oxidation verbraucht wird oder
auf eine andere Weise aus dem Formkörper verschwinden kann.
Dies tritt insbesondere bei Extraktion durch flüssige
Medien ein, die sich bei der Anwendung des Formkörpers mit
diesem in Kontakt befinden. Die Entfernung des Antioxidans
aus dem Formkörper kann bei hohen Temperaturen auch über
die Gasphase (Verdunstung, Sublimation) erfolgen, weil es
sich um durchweg relativ niedermolekulare Substanzen handelt,
die einen gewissen Dampfdruck aufweisen.
Wenn das Antioxidans durch das mit dem Formkörper in
Kontakt befindliche Medium extrahiert wird, ist nicht nur
eine Verminderung bzw. Verschwinden des Oxidationsschutzes
die Folge, sondern auch eine Kontaminierung des Mediums.
Zwar kann es sich dabei um Substanzen sehr geringer Wasserlöslichkeit
handeln, so daß sich die Existenz des extrahierten
Antioxidans im Medium kaum nachweisen läßt. In den
für die Anwendung der Formkörper in Frage kommenden Industriezweigen,
z. B. der pharmazeutischen oder Nahrungsmittelindustrie,
werden jedoch auch häufig nichtwäßrige
Medien, wie z. B. solche auf Basis von Alkoholen eingesetzt.
Es läßt sich nachweisen, daß auf herkömmliche Weise durch
Antioxidantien stabilisierte Formkörper, wie z. B. mikroporöse
Membranen, nach Behandlung mit Ethanol keine wirksame
Stabilisierung aufweisen, wodurch die Alkoholextrahierbarkeit
dieser Antioxidantien unmittelbar nachzuweisen ist.
Die Kontamination der Medien mit Antioxidantien, bei
denen es sich meist um vielfältig substituierte Phenolderivate
handelt, ist auch dann als in höchstem Grade unerwünscht
zu bezeichnen, wenn unmittelbare toxische oder in
sonstiger Weise bedenkliche Nebenwirkungen dieser Substanzen
nicht bekannt sind.
Es ist bekannt, daß auch Substanzen extrem niedriger
Wasserlöslichkeit durch wäßrige Medien aus Polymeren extrahiert
werden, wenn diese wäßrigen Medien Komponenten enthalten,
die zur Emulgierung oder sonstiger Bindung von
lipoidlöslichen Substanzen befähigt sind. Dies ist insbesondere
bekannt von Weichmachern, wie sie bei der Verarbeitung
von verschiedenen Kunststoffen verwendet werden. Typische
wäßrige Medien, die zur Extraktion von lipoidlöslichen
Substanzen aus Polymeren befähigt sind, stellen Proteinlösungen
dar, wie z. B. Serum, Blutplasma oder Lösungen von
Serumproteinen, wie sie bei der Fraktionierung von Blutplasma
auftreten. Diese Medien werden vielfach zum Zwecke
der Sterilisation durch mikroporöse Membranen aus den genannten
Polymeren, insbesondere solchen aus Polyamiden filtriert
und können durch darin befindliche Antioxidantien
kontaminiert werden.
In einem weiteren speziellen Fall, bei Textilfasern auf
Basis von Polyamiden, kommt die Stabilisierung mit Antioxidantien
deshalb nicht in Frage, weil die beim Waschen von
Textilien üblichen tensidhaltigen Waschflotten ebenfalls zu
einer Extraktion von Antioxidantien führen würden, so daß
ihre Wirksamkeit auf die Zeit des Erstgebrauchs beschränkt
wäre oder nach jedem Waschvorgang eine Neubehandlung mit
Antioxidans erforderlich wäre. Besonders störend macht sich
die Oxidationsempfindlichkeit von Textilfasern aus Polyamiden
durch ein Vergilben bei hohen Temperaturen bemerkbar.
Im Falle von mikroporösen Membranen wirkt sich der
oxidative Abbau in einem rapiden Abfall der mechanischen
Festigkeit aus. Werden z. B. nicht oxidationsstabilisierte
Nylonmembranen 1 Stunde lang bei 140°C in Gegenwart von
Luftsauerstoff autoklaviert, sinkt die Festigkeit (gemessen
als Berstdruck) auf nahezu Null. Erfindungsgemäß gepfropfte
Membranen hingegen erleiden bei mehr als einstündigem Autoklavieren
unter den genannten Bedingungen keinen meßbaren
Festigkeitsverlust im Sinne einer Abnahme des Berstdrucks.
Zum Unterschied von mit Antioxidantien stabilisierten Membranen
bleibt diese Beständigkeit gegen den oxidativen Abbau
auch dann erhalten, wenn die Membran vor dem Autoklavieren
mit einem üblichen Extraktionsmittel für Antioxidantien
wie z. B. Ethanol extrahiert wird.
Zwar weisen beispielsweise aliphatische und aromatische
Polyamide eine relativ hohe Alkalibeständigkeit auf,
doch ist die Hydrolysebeständigkeit dieser Polymeren im
sauren Bereich als gering zu bezeichnen. Die Hydrolysebeständigkeit
der Polyurethane ist sowohl im sauren als auch
alkalischen Bereich für viele Anwendungsfälle unzureichend.
Polysulfonamide weisen ebenfalls eine niedrige Hydrolysebeständigkeit
sowohl im sauren als auch alkalischen Milieu
auf. Der hydrolytische Angriff auf die Formkörper kann
sowohl bei ihrem bestimmungsgemäßen Einsatz erfolgen, wenn
wäßrige Medien hoher oder tiefer pH-Werte und/oder hoher
Temperaturen einwirken können, oder aber auch bei der
Dampfsterilisation bzw. dem Autoklavieren.
Der hydrolytische Abbau von Formkörpern, die auf medizinischem
oder pharmazeutischem Gebiet sowie verwandten Gebieten
eingesetzt werden, ist nicht nur wegen der bereits
erwähnten Herabsetzung der mechanischen Festigkeit schädlich.
Auch hier besteht ein Kontaminationsrisiko, indem Hydrolyseprodukte
der Polymeren, wie z. B. Hexamethylendiamin
und Adipinsäure im Falle von Nylon 6,6 ebenso wie auch Oligomere
in das Medium gelangen können.
Die Erhöhung der Hydrolysebeständigkeit durch Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ist insbesondere deshalb
besonders bedeutungsvoll, weil andere Methoden zum
Schutz der Basispolymeren gegen hydrolytischen Abbau, entsprechend
den Antioxidantien gegen den oxidativen Abbau,
technisch nicht zur Verfügung stehen. Da die Hydrolyse von
Formkörpern, ebenso wie die Oxidation, an der Oberfläche
angreift, kann durch Pfropfung an der Oberfläche ein sehr
weitgehender Schutz erreicht werden.
Das gleiche gilt auch für den Schutz gegen den Angriff
ultravioletter Strahlung. Ähnlich wie bei den Antioxidantien
erübrigt sich durch die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens der Einsatz von UV-Stabilisatoren.
Die Beständigkeit gegen γ-Strahlung ist deshalb
von erheblicher technischer Bedeutung, weil die Strahlensterilisation
für im medizinischen oder pharmazeutischen
Bereich verwendete Formkörper weit verbreitet ist. Es ist
bekannt, daß beispielsweise mikroporöse Membranen aus Polyamiden
bei der Strahlensterilisation vollständig zerstört
werden. Die Erhöhung der Beständigkeit wenig kompakter
Formkörper mit hohem Oberflächen/Massenverhältnis gegen
γ-Strahlung wird erfindungsgemäß durch eine weitgehende
Matrixpfropfung gelöst. Im Falle der Beständigkeit gegen
γ-Strahlung ist es also auf Grund der größeren Eindringtiefe
dieser Strahlung erforderlich, einen größeren
Anteil des Basispolymeren zu pfropfen, als dies für die Erhöhung
der chemischen und der UV-Beständigkeit erforderlich
ist.
Eine nennenswerte Änderung der mechanischen Eigenschaften
von Formkörpern nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist naturgemäß auf jene Gruppe beschränkt, die ein
hohes Oberflächen/Massenverhältnis aufweisen, weil sich
anderenfalls eine Änderung der mechanischen Oberflächeneigenschaften
gegenüber den Bulk-Eigenschaften nicht auswirkt.
Basispolymere wie Polyamide und Polyurethane werden
technisch vorwiegend wegen ihrer besonderen mechanischen
Eigenschaften eingesetzt, wobei im ersteren Fall die mechanische
Festigkeit, im anderen Fall die Elastizität besonders
herausragend sind. Eine grundsätzliche Änderung der
chemischen Natur dieser Polymeren, wie sie die Substitution
des Wasserstoffatoms am Stickstoff darstellt, hat eine
grundsätzliche Änderung der zwischenmolekularen Kräfte zur
Folge, indem die Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen
den Polymerketten verhindert wird, wovon in der Regel keine
Verbesserung der mechanischen Eigenschaften zu erwarten
ist.
Erfindungsgemäß ist es überraschenderweise dennoch
möglich, bei gezielter Auswahl der zur Pfropfung verwendeten
Monomeren eine erhebliche Verbesserung von mechanischen
Eigenschaften zu bewirken. So kann durch Pfropfung von
Hydroxyethylacrylat auf mikroporösen Membranen aus Nylon
6,6 und Nylon 6 die Tendenz dieser Materialien zur Sprödigkeit
im vollkommen trockenen Zustand, also beispielsweise
nach Trocknung bei 105°C im Trockenschrank, behoben werden
und ein vollständig flexibles Material unbeeinträchtigter
mechanischer Festigkeit erhalten werden. Wird hingegen anstelle
von Hydroxyethylacrylat Hydroxyethylmethacrylat verwendet,
ist bei gleichem Pfropfgrad im Gegenteil eher eine
Versprödung zu beobachten.
Die Art der erreichbaren Oberflächenmodifizierung wird
naheliegenderweise in erster Linie durch die Art des eingesetzten
Monomeren bestimmt, wobei gegebenenfalls auch Monomergemische
eingesetzt werden können, wenn, wie bei der Beschreibung
der technischen Ausführung des Verfahrens ausgeführt
wird, spezielle Maßnahmen getroffen werden, die die
Reproduzierbarkeit der Monomerzusammensetzung über den gesamten
Produktionsprozeß gewährleisten.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
werden die aufgepfropften Monomere vernetzt, vorzugsweise
unter Einsatz bifunktioneller Monomere, wobei in zweckmäßiger
Weise die Vernetzung gleichzeitig mit der Aufpfropfung
durchgeführt wird. Als derartige bifunktionelle Monomere
seien ungesättigte Diester von Polyalkoholen erwähnt
(siehe Monomere).
Es kann jedoch, je nach dem beabsichtigten Verwendungszweck
auch zweckmäßig sein, das aufgepfropfte Polymer
unvernetzt zu lassen, wobei in diesem Fall dafür Sorge zu
tragen ist, daß in den aufzupfropfenden ethylenisch ungesättigten
Monomeren keine bifunktionellen Monomere als Verunreinigungen
enthalten sind.
Bezüglich der Monomerkonzentration, Pfropfdauer und
Pfropftemperatur ist anzumerken, daß dann, wenn eine hohe
Kettendichte bei geringer Kettenlänge erforderlich ist,
beispielsweise im Hinblick auf die Beeinflussung von Benetzungseigenschaften,
Adsorptionseigenschaften und Zeta-
Potential, nur niedrige Monomerkonzentrationen und lange
Pfropfzeiten anzuwenden sind, wobei möglichst niedrige
Pfropfgrade und dementsprechend eine möglichst niedrige
Durchflußminderung anzustreben sind. Geht es um die Pfropfung
eines Ausgangspolymeren für die nachträgliche Fixierung
von Liganden (beispielsweise natürliche und synthetische
Liganden für die Affinitätschromatographie) sind größere
Kettenlängen mit höheren Pfropfgraden anzustreben,
aber nicht unbedingt eine hohe Kettendichte. In diesem
Falle wird man eine höhere Monomerkonzentration wählen und
mit kürzeren Pfropfzeiten auskommen.
Von den in der Auflistung angegebenen, für das erfindungsgemäße
Pfropfverfahren geeigneten Monomeren, unter
denen die Methacrylsäurederivate gegenüber sonst vergleichbaren
Acrylsäurederivaten wegen ihrer wesentlich höheren
Hydrolysestabilität generell bevorzugt werden, eignen sich
die Acrylate und Methacrylate und Polyalkoholen, wie z. B.
des Ethylenglycols, des Glycerins, des Diethylenglycols,
des Octaethylenglycols und des Propylenglycols sowohl für
die Hydrophilisierung, d. h. die Erhöhung der Benetzbarkeit
durch Wasser, als auch die Verminderung der Proteinadsorption.
Darüber hinaus sind die genannten Monomere geeignet
zur Herstellung von Verbundmaterialien, die für die nachträgliche
Fixierung von Affinitätsliganden durch Umsetzungen
an den Hydroxylgruppen vorgesehen sind. Ein derartiges
Produkt wird in einer Parallelanmeldung beschrieben
(P 39 29 648.2-44). Besonders bevorzugt werden für diesen
Anwendungsfall Hydroxyethylmethacrylat und Glycerinmethacrylat.
Die Pfropfung von Glycidylmethacrylat wird bevorzugt
zur Herstellung von Basismaterialien für vielfältige weitere
Umsetzungen, die ebenfalls in einer Parallelanmeldung
beschrieben sind (Ionenaustauscher, Chelataustauscher etc).
Darüber hinaus kann die Pfropfung von Glycidylmethacrylat
auch direkt mit dem Ziel erfolgen, eine reaktive Oberfläche
zur chemischen Bindung verschiedener Substanzen, die mit
Epoxidgruppen reagieren können, erfolgen, wie z. B.
Proteine. Es wird somit durch die Pfropfung von
Glycidylmethacrylat eine sehr bequeme Epoxidaktivierung
erreicht (die Epoxidaktivierung von Adsorberoberflächen,
beispielsweise durch Umsetzungen mit Epichlorhydrin, ist
eine in der Affinitätschromatographie weitverbreitete
Technik). Für den gleichen Zweck kann auch die Pfropfung
von Methacrylamidoglycolatmethylether erfolgen, der
ebenfalls eine hohe Reaktivität mit Aminogruppen aufweist
und eine hohe Pfropftendenz besitzt.
Für die Herstellung von Ionenaustauschern, vorzugsweise
Membranionenaustauschern, kommt neben der Pfropfung
von Glycidylmethacrylat und der nachfolgenden Einführung der
ionischen Gruppen auch die direkte Pfropfung der ionischen
Monomeren in Frage, wobei allerdings der erstgenannte Weg
mehr bevorzugt wird als der letztere. Die in der Liste der
Monomeren genannten stark sauren, schwach sauren, stark
basischen und schwach basischen Monomere sind für diese
Ausführungsformen der Erfindung geeignet. Wenn anstelle
eines für Ionenaustauscher erforderlichen hohen Pfropfgrades
die bereits erwähnten Maßnahmen zur Erzielung eines
niedrigen Pfropfgrades bei einer hohen Kettendichte angewandt
werden, können die erwähnten Produkte mit modifiziertem
Zeta-Potential erhalten werden, wobei die Forderung
nach niedrigem Pfropfgrad in erster Linie im Falle von
mikroporösen Membranen von Bedeutung ist, um eine unnötige
Durchflußminderung zu vermeiden.
Unter Pfropfgrad wird die Massenzunahme des Polymeren
bei Anwendung des erfindungsgemäßen Pfropfverfahrens
bezogen auf die Ausgangsmasse des Formkörpers, ausgedrückt
in Gew.-%, verstanden. Es versteht sich von selbst, daß es
sich dabei nur bei der Pfropfung von Pulvern, Granulaten
oder nicht kompakten Formkörpern um eine relevante Größe
handeln kann, weil bei kompakten Formkörpern im allgemeinen
nur die Oberfläche gepfropft werden kann.
Bei den nicht kompakten Formkörpern hingegen, unter
denen die mikroporösen Membranen einen extremen Grenzfall
darstellen, kann der Pfropfgrad nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren in sehr weiten Grenzen schwanken. Zum Unterschied
von dem in der Parallelanmeldung (P 39 29 648.2-44)
beschriebenen Pfropfverfahren ist keine obere Grenze für
den erreichbaren Pfropfgrad festzustellen. Dies erklärt
sich daraus, daß nicht, wie bei dem genannten Verfahren
eine Vorchlorierung durchgeführt werden muß, die sich bei
der Pfropfung erschöpft. So können beispielsweise bei der
Pfropfung von Hydroxyethylmethacrylat auf Nylon 6,6-
Membranen innerhalb von 24 Stunden Pfropfgrade von 20 000%
erreicht werden. Es können also Produkte erhalten werden,
die nur mehr zu 0,5% aus dem Ausgangspolymer bestehen. Im
Falle von Formkörpern bleibt dabei deren Form erhalten und
nur die Dimensionen werden verändert.
Die in der Praxis angestrebten Pfropfgrade richten
sich nach dem gewünschten Effekt. Je nachdem ob nur reine
Oberflächeneigenschaften, die adsorptive Bindungskapazität
oder die Bulk-Eigenschaften beeinflußt werden sollen,
liegen in der angegebenen Reihenfolge, die Bereiche der in
Frage kommenden Pfropfgrade bei etwa 1-5%, 5-45% und 10-
700%, wobei diese Bereiche nur als ganz grobe
Anhaltspunkte zu verstehen sind.
Aus physikalisch derzeit nicht vollständig geklärten
Gründen ist das Pfropfverhalten der Basispolymeren nicht
nur von deren chemischer Struktur, sondern auch von ihrer
physikalischen Vorgeschichte abhängig. Dies sei am Beispiel
der Polyamide wie folgt erläutert.
Polyamide beispielsweise scheinen in unterschiedlichen
Modifikationen aufzutreten, die sich in auffälliger Weise
durch ihre Oberflächeneigenschaften, insbesondere das Benetzungsverhalten,
unterscheiden. Werden sie aus der
Schmelze verarbeitet, wie dies überwiegend der Fall ist,
weisen sie einen hohen, wenn auch im Vergleich zu den meisten
übrigen Polymeren immer noch niedrigen Kontaktwinkel
mit Wasser auf. Werden sie hingegen bei niedrigen Temperaturen
aus Lösungen ausgefällt, wie dies beispielsweise bei
der Membranherstellung nach dem als
"Phaseninversionsprozeß" bekannten Verfahren der Fall ist,
ist der Kontaktwinkel mit Wasser so niedrig, daß im Falle
der Mikroporosität spontane Benetzung erfolgt. Derartige
spontan benetzbare Produkte werden durch einen Tempervorgang
nahe dem Kristallitschmelzpunkt in denselben Zustand
überführt, der auch bei der direkten Verarbeitung aus der
Schmelze vorliegt, d. h. sie sind dann ebensowenig benetzbar,
wie aus der Schmelze hergestellte Produkte.
Im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
verdient dieses Phänomen insofern Erwähnung, als die durch
Ausfällung aus Lösungen bei niedrigen Temperaturen hergestellten
Formkörper aus Polyamid 6 und Polyamid 6,6, was
beispielsweise für mikroporöse Membranen aus diesem Polymeren
zutrifft, eine geringere und schlecht reproduzierbare
Pfropftendenz aufweisen. Erst nach einem Temperschritt, der
beispielsweise in überhitztem Wasserdampf bei Temperaturen
zwischen 220 und 240°C ausgeführt wird, kann ein ähnlich
günstiges Pfropfverhalten, sowohl das Pfropfvermögen als
auch die Reproduzierbarkeit betreffend, erhalten werden,
wie bei direkt aus der Schmelze erhaltenen Produkten. Der
genannte Temperschritt ist daher ein bevorzugter, wenn auch
nicht obligater Teilschritt bei der Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auf nach dem Phaseninversionsverfahren
bei niedrigen Temperaturen hergestellten mikroporösen
Membranen aus Polyamiden.
Die Pfropfung von Pulvern und Granulaten bedarf keiner
besonderen Erläuterung, da sie sich für den Fachmann aus
den nachfolgenden Ausführungen im Zusammenhang mit
Formkörpern ergeben. Derartige Pfropfungen können
beispielsweise in Rührbehältern im Chargenbetrieb
durchgeführt werden.
Die technische Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird im folgenden für den Fall flächiger Bahnmaterialien,
insbesondere mikroporöse Membranen, Vliese oder
Gewebe, näher erläutert. Die sich daraus für die kompakteren
Formkörper ergebenden Schlußfolgerungen sind für den
Fachmann unschwer abzuleiten.
Die Pfropfung kann sowohl im Chargenbetrieb als auch
kontinuierlich erfolgen. Zur Erzielung reproduzierbarer Ergebnisse
über die gesamte Bahnlänge ist es dabei wesentlich,
identische Bedingungen einzuhalten, wobei an die Konstanz
dieser Bedingungen über die Zeit unterschiedliche Anforderungen
beim Chargen- und beim kontinuierlichen Prozeß
bestehen.
Für den Chargenbetrieb bietet es sich an, ein in der
Textilindustrie unter der Bezeichnung "Jigger" bekanntes
Gerät oder eine ähnliche Vorrichtung zu benutzen. Ein
Jigger besteht aus zwei Aufwickelspulen und einem dazwischen
liegenden Bad. Das Bahnmaterial wird wechselweise auf
den beiden Spulen aufgewickelt und dabei durch das Bad gezogen.
Die gesamte Vorrichtung kann durch eine Abdeckhaube
hermetisch abgeschlossen werden.
Da die Wickelgeschwindigkeit sehr hoch gewählt werden
kann, sind für den Anfang und das Ende der Bahn auch dann
identische Bedingungen gegeben, wenn sich das Bad im Verlauf
der Behandlung in seiner Zusammensetzung verändert.
Obwohl eine derartige Veränderung nicht anzustreben ist,
ist sie doch eher tolerierbar, als wenn ein kontinuierliches
Verfahren angewandt wird.
Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn ein Gemisch
von Monomeren gepfropft wird. Infolge der unterschiedlichen
Copolymerisationsparameter der einzelnen Monomeren
ändert sich die Pfropfflotte nicht nur in der Absolutkonzentration
an Monomeren, sondern auch deren Verhältnis
zueinander. Bei der diskontinuierlichen Pfropfung
ändern sich daher zwar die Pfropfbedingungen mit der Zeit,
doch in annähernd gleicher Weise über die gesamte Bahn, so
daß die Reproduzierbarkeit gewährleistet ist.
Bei der Pfropfung am Jigger, die unter Hin- und
Herspulen der Bahn durch das Pfropfbad erfolgt, wird das
Redoxpotential durch Zudosieren des
Reduktionsmittelkonzentrates, wobei es sich vorzugsweise um
eine 2%ige Lösung von Na-Dithionit handelt, konstant
gehalten. Ebenso wird der pH-Wert durch Laugendosierung
konstant gehalten, sofern nicht vorgezogen wird, eine
entsprechend starke Pufferung der Flotte vorzunehmen, die
dies erübrigen würde. Das Vorhandensein des
Tetrachlorkohlenstoffs in Lösung wird dabei am einfachsten
dadurch gewährleistet, daß sich am Boden der Wanne ein
Überschuß an Tetrachlorkohlenstoff befindet, so daß in der
Pfropfflotte annähernd die Sättigungskonzentration
aufrechterhalten wird. Nach der in Vorversuchen für die
Erzielung des gewünschten Effektes ermittelten Pfropfdauer
wird die verbleibende Pfropfflotte aus dem Jigger entfernt,
eine Wässerung unter reichlicher Frischwasserzufuhr
vorgenommen. Die Bahn kann anschließend auf bekannte Weise
getrocknet werden oder unmittelbar weiterverarbeitet
werden.
Als kontinuierliches Verfahren kommt sowohl das Badverfahren
als auch das Imprägnierverfahren in Frage. Beim
Badverfahren wird die Bahn für die erforderliche
Pfropfdauer einmalig durch das Pfropfbad geführt, beim
Imprägnierverfahren wird sie mit der Imprägnierlösung
beaufschlagt und hinterher für die erforderliche
Pfropfdauer durch eine Verweilstrecke geführt, die einen
Inertgasraum darstellt. In beiden Fällen folgt ein
Wässerungsbad.
Die Gleichmäßigkeit über die Bahnlänge bereitet im
ersteren Fall gewisse Schwierigkeiten, weil die
Reproduzierbarkeit nur dann gegeben ist, wenn die
Pfropfbedingungen und damit die Zusammensetzung des
Pfropfbades über den gesamten Zeitraum der Pfropfung
konstant gehalten werden müssen. Schwierigkeiten bereitet
dabei insbesondere die Konstanthaltung der
Monomerkonzentration, während Redoxpotential und pH-Wert,
wie bereits ausgeführt, konstant gehalten werden können.
Ebenso kann auch die Sättigung mit Tetrachlorkohlenstoff
auf einfache Weise aufrechterhalten werden. Für die Zufuhr
des Tetrachlorkohlenstoffs kommt auch eine der weiter unten
skizzierten Methoden in Frage (Imprägnierung mit
Tetrachlorkohlenstoff und Trocknung bzw. Beladung über die
Gasphase, beides vor Eintritt der Materialbahn in das
Pfropfbad). Die Konzentration ethylenisch ungesättigter
Monomeren kann zwar über die UV-Absorption mit
hinreichender Genauigkeit ermittelt werden, doch scheidet
diese Methode in Gegenwart von Na-Dithionit und
Tetrachlorkohlenstoff aus, weil beide im gleichen
Wellenlängenbereich stark absorbieren. Die Dichtemessung
ist ebenfalls unzuverlässig, weil sich die Dichte des
Pfropfbades schon durch die erforderliche Nachdosierung von
Elektrolyten, wie Dithionit und Lauge, ändert.
Dennoch ist das Badverfahren in bestimmten Fällen ohne
weiteres anwendbar, nämlich dann, wenn das Monomer eine
beschränkte Wasserlöslichkeit aufweist. In diesem Fall ist
es zumindest im Bereich der Sättigungskonzentration
möglich, eine konstante Monomerkonzentration auch über
lange Pfropfzeiten aufrechtzuerhalten. Bei wassermischbaren
Monomeren, wie z. B. Hydroxyethylmethacrylat, ist diese
Verfahrensvariante ebenfalls anwendbar, wenn durch einen
hohen Zusatz von Neutralsalz, beispielsweise Natriumsulfat,
die Monomerlöslichkeit herabgesetzt wird, so daß im
Sättigungsbereich mit konstanter Konzentration gepfropft
werden kann.
Einige für das erfindungsgemäße Verfahren besonders
bevorzugte Monomere, wie z. B. Glycidylmethacrylat,
Vinylacetat und Methylmethacrylat, weisen eine Wasserlöslichkeit
auf, die im für die Anwendung des Verfahrens
geeigneten Bereich liegt. So beträgt die Wasserlöslichkeit
des Vinylacetats etwa 1,5%, die des Glycidylmethacrylats
etwa 2,5%. In diesen Fällen ist es auf relativ bequeme
Weise möglich, das Pfropfbad laufend auf der der Sättigung
entsprechenden, konstanten Konzentration zu halten,
beispielsweise dadurch, daß es in einem Umwälzkreislauf
durch eine Absorptionskolonne mit dem Monomer gesättigt
wird. Eine andere, noch einfachere Methode besteht darin,
daß eine Emulsion des Monomeren unter Verwendung eines
geeigneten Emulgators eingesetzt wird. Das Monomer stellt
in einer derartigen Emulsion die disperse Phase dar,
während die kontinuierliche, wäßrige Phase das Pfropfmedium
bildet. Bei einem derartigen Verfahren ist aus einem
Abnehmen des milchigen Aussehens schon visuell leicht
erkennbar, ob das Pfropfmedium an Monomer verarmt ist, so
daß eine Nachdosierung der Emulsion rechtzeitig erfolgen
kann. In jedem Fall ist sichergestellt, daß die
Monomerkonzentration im Pfropfmedium nicht unbemerkt unter
die Sättigung absinkt.
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der
Erfindung ist die Imprägnierpfropfung, bei der die
Materialbahn mit der Pfropfflotte, die das Monomer oder
Monomergemisch entweder gelöst oder emulgiert enthält
imprägniert wird und anschließend durch eine Verweilstrecke
in Inertgas geführt wird. Dabei ist zu berücksichtigen, daß
weder Monomerkonzentration, Redoxpotential noch pH-Wert
über die Zeit konstant gehalten werden können. Umgekehrt
aber kann der zeitliche Verlauf dieser Größen über die
gesamte Bahnlänge mit hoher Reproduzierbarkeit konstant
gehalten und somit ein Höchstmaß an Konstanz der
Produkteigenschaften gewährleistet werden, selbst dann,
wenn mehr als ein Monomer zum Einsatz kommt.
Die Zufuhr des für die Pfropfung erforderlichen
Tetrachlorkohlenstoffs kann bei der Imprägnierpfropfung
entweder durch Zugabe zur Pfropfflotte erfolgen, was jedoch
weniger bevorzugt wird, weil dabei die Gefahr der
Homopolymerisation besteht. Die Materialbahn kann jedoch
auch vor der Imprägnierung mit der Pfropfflotte mit
Tetrachlorkohlenstoff beladen werden, beispielsweise durch
Benetzung entweder mit reinem Tetrachlorkohlenstoff oder im
Gemisch mit einem anderen flüchtigen Lösungsmittel, wie beispielsweise
Aceton und anschließender Trocknung. Dieses Verfahren wird
jedoch wegen der Toxizität von Tetrachlorkohlenstoff und
der deshalb erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen bei der
Verdunstung weniger bevorzugt.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß eine
Materialbahn, die beispielsweise aus einem Polyamid
besteht, in der Lage ist, ausreichende Mengen an
Tetrachlorkohlenstoff aus der Gasphase aufzunehmen. Dies
kann entweder vor oder nach der Imprägnierung mit der
Pfropfflotte erfolgen. Erfolgt die Beladung mit
Tetrachlorkohlenstoff vor der Imprägnierung mit der
Pfropfflotte, wird die Materialbahn zunächst durch einen
Gasraum geführt, der vorzugsweise aus Stickstoff mit einem
bestimmten Partialdruck von Tetrachlorkohlenstoff besteht.
Der Partialdruck des Lösungsmittels wird durch am Boden des
Gasraumes befindlichen flüssigen Tetrachlorkohlenstoff, der
auf einer bestimmten Temperatur zwischen 0°C und dem
Siedepunkt, vorzugsweise zwischen Raumtemperatur und 50°C,
gehalten wird. Die Verweilzeit der Bahn in diesem Gasraum
beträgt zwischen 10 sec und 10 min, vorzugsweise zwischen 1
und 2 min. Die Strecke zwischen dem Gasraum und der
Imprägnierungsvorrichtung wird so kurz wie möglich gehalten,
wobei der Zeitraum zwischen der Beaufschlagung mit
Tetrachlorkohlenstoff und der Imprägnierung vorzugsweise
unter 5 sec liegt.
Erfolgt die Beladung mit Tetrachlorkohlenstoff nach
der Imprägnierung mit der Pfropfflotte, wird in der
Inertgasstrecke nach der Imprägnierung auf die bereits
beschriebene Weise ein bestimmter
Tetrachlorkohlenstoffpartialdruck aufrechterhalten, wobei
vorzugsweise eine Sättigung bei Raumtemperatur erfolgt.
Unter diesen beiden Verfahrensvarianten wird im
allgemeinen die erstgenannte also die Sorption von
Tetrachlorkohlenstoff aus der Gasphase vor der
Imprägnierung mit der Pfropfflotte bevorzugt. Die
letztgenannte hingegen ist dann vorzuziehen, wenn extrem
lange Pfropfzeiten von über 20 min zur Erzielung extrem
hoher Pfropfgrade angewandt werden sollen.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Die Pfropfung erfolgte auf unverstärkten, mikroporösen
Membranen aus Nylon 6,6 der nominellen Porengröße von 0,2 µm
aus einer 10%igen Lösung von Hydroxyethylmethacrylat in
0,1 M Phosphatpuffer (pH = 8) in Gegenwart von 1%
Tetrachlorkohlenstoff, wobei die Hauptmenge des
Tetrachlorkohlenstoffs ungelöst am Boden des gerührten
Reaktionsgefäßes lag, bei Raumtemperatur. In je einer
Versuchsreihe wurde das Redoxpotential durch
kontinuierliche Zudosierung von Natrium-Dithionitlösung auf
-340 bzw. -440 mV konstant gehalten. Die Pfropfdauer wurde
variiert.
In Fig. 1 ist der Pfropfverlauf mit der Zeit
dargestellt, wobei für den Pfropfgrad eine logarithmische
Skalenteilung gewählt wurde, um den extrem raschen Verlauf
der Pfropfung bei dem niedrigen Redoxpotential wiedergeben
zu können.
In den Fig. 2 und 3 sind Durchflußraten und
Flächenwachstum (im wasserbenetzten Zustand) der
gepfropften Membranen in Abhängigkeit vom Pfropfgrad
dargestellt. Aus den beiden Diagrammen ist zu erkennen, daß
die Werte im Falle des niedrigeren Redoxpotentials die
weiter oben diskutierten Anhaltspunkte für bevorzugte
Oberflächenpfropfung bieten, und zwar ist bei gleichem
Pfropfgrad des Flächenwachstum niedriger und die
Durchflußminderung gegenüber der Ausgangsmembrane höher.
Es wurden drei Versuche wie in Beispiel 1 beschrieben
bei einem Redoxpotential von -340 mV über einen Zeitraum von 30
min durchgeführt. Jedoch in einem Fall ohne Zugabe von
Tetrachlorkohlenstoff, im zweiten Fall mit Chloroform und
im dritten Versuch mit Methylenchlorid anstelle von
Tetrachlorkohlenstoff. In keinem Fall war gravimetrisch
eine Pfropfung festzustellen (gegenüber einem Pfropfgrad
von annähernd 300% in Gegenwart von
Tetrachlorkohlenstoff).
Der Versuch zeigt, das Tetrachlorkohlenstoff eine
obligate Komponente des Verfahrens darstellt (mit weniger
reinem Chloroform war in einem früheren Versuch ein
geringes Ausmaß an Pfropfung festgestellt worden, das
jedoch offensichtlich auf in Spuren vorhandene
Verunreinigungen durch Tetrachlorkohlenstoff zurückzuführen
war).
Es wurde ein Versuch wie in Beispiel 1 beschrieben
über einen Zeitraum von 30 min durchgeführt, wobei jedoch
kein Na-Dithionit zugesetzt, sondern lediglich unter
Sauerstoffausschluß gearbeitet wurde (Abkochen des Puffers,
zweistündiges Durchleiten von Reinstickstoff durch die
Monomerlösung vor der Pfropfung, Stickstoffatmosphäre über
dem Pfropfbad). Es wurde keinerlei Pfropfung festgestellt.
Der Versuch zeigt, daß Na-Dithionit eine obligate
Komponente des Verfahrens darstellt, wobei, wie bereits
ausgeführt, auch andere Reduktionsmittel in Frage kommen.
Es wurden im Labormaßstab verschiedene Monomere in
einem Pfropfbad, bestehend aus 0,1% Na-Dithionit in 0,15 M
Phosphatpuffer pH = 8, 10% Monomer (sofern nichts anderes
angegeben), pH auf 8 nach Bedarf nachgestellt, auf
Nylon 6,6-Membranen der nominellen Porengröße von 0,2 µm gepfropft,
wobei 1% Tetrachlorkohlenstoff als Bodenkörper vorlag.
Jigger-Pfropfung von Hydroxyethylmethacrylat auf
Nylon 6,6-Membrane (die Funktionsweise eines Jiggers ist im
Text erklärt).
Eine 50 m lange Membranbahn (nomineller
Porendurchmesser von 0,45 µm) wurde in den trockenen Jigger
eingebracht, der Jigger verschlossen und der Gasraum 60 min
intensiv mit Stickstoff gespült, während die Membranbahn im
Gasraum hin- und hergezogen wurde.
Pfropfbad: 5% Hydroxyethylmethacrylat in 0,1 M Na-
Phosphatpuffer pH = 8 wurden durch Rühren mit 1%
Tetrachlorkohlenstoff gesättigt und unmittelbar vor dem
Einsatz mit 0,1% Natriumdithionit versetzt.
Das Pfropfbad wurde in den Jigger eingefüllt und
dieser in Betrieb gesetzt, d. h. die Membranbahn wurde im
geschlossenen Jigger zwischen den beiden Wickelrollen hin-
und hergezogen (Bahngeschwindigkeit 8 m/min). Das Pfropfbad
wurde während der Pfropfung über einen externen
geschlossenen Kreislauf mit Meß- und Regelkreisläufen für
pH und Redoxpotential geführt, wobei der pH-Wert durch
Zudosierung von 10%iger Natronlauge und das Redoxpotential
durch Dosierung von 5%igem Natriumdithionit auf den
Sollwerten von 8 bzw. -340 mV gehalten wurde.
Nach einer Pfropfdauer von 30 min wurde das Pfropfbad
abgelassen und die Membranbahn im weiter laufenden Jigger
mit RO-Wasser gespült. Anschließend wurde die Bahn auf
herkömmliche Weise auf einem Walzentrockner bei 80°C
getrocknet.
Die Pfropfgrad der Bahn wurde durch Bestimmung des
Flächengewichtes zu 32 ± 2% ermittelt. Auf diese Weise
hergestellte gepfropfte Membranen sind als Ausgangsmaterial
für die Herstellung von Affinitätsmembranen geeignet, indem
auf bekannte Weise bestimmte Liganden, wie z. B.
Reaktionsfarbstoffe an den Hydroxylgruppen des
Pfropfpolymeren gebunden werden.
Verschiedene Membranproben der nominellen Porengröße
0,2 µm wurden im Gasraum eines Autoklaven der Bauform, wie
er üblicherweise für die Sterilisation eingesetzt wird, deponiert.
Der Autoklave wurde auf 142°C erhitzt, wobei jedoch
nicht, wie sonst üblich, die Luft durch Abblasen von
Dampf entfernt wurde. Dadurch wurde die gleichzeitige Einwirkung
von Wasserdampf und Luftsauerstoff bei 142°C
sichergestellt. Nach 1 h wurden die Membranen entnommen und
der Berstdruck geprüft. Die Berstdruckmessung erfolgte in
der Weise, daß die benetzten Filter ohne Unterstützung auf
einen Durchmesser von 25 mm mit einem steigenden Gasdruck
beaufschlagt wurden und der Druck bei dem man das Bersten
der Membranen eintrat, bestimmt wurde. Sämtliche Membranproben
waren unverstärkt. Wenn ein Berstdruck meßbar war,
wurde die Behandlung mehrfach wiederholt. Das Ergebnis läßt
erkennen, daß die Nylonmembrane des Marktes ein extrahierbares
Antioxidans enthält und die gepfropfte Membrane dieselbe
Oxidationsbeständigkeit aufweist, wie die mit Antioxidans
stabilisierte.
Die Pfropfbedingungen entsprechen, soweit keine
anderslautenden Angaben, denen von Beispiel 5. Die
Durchflußleistung der Ausgangsmembrane betrug 37-43
ml/cm² · min · bar. Durch Anwendung verschiedener
Monomerkonzentrationen und unterschiedlicher Pfropfzeiten
wurden unterschiedliche Pfropfgrade erhalten. Da die
Technikumsversuche mit verschiedenen Membranchargen
durchgeführt wurden, war der Schwankungsbereich der
Ausgangsmembranen (Durchflußleistung, Dicke) relativ groß. Die
erhaltenen Pfropfgrade sowie die Durchflußleistungen der
gepfropften Membranen sind daher weniger zur strengen
Dokumentation der Abhängigkeit dieser Größen von den
Pfropfbedingungen geeignet, als zur Darstellung des
allgemeinen Trends.
Die nach diesem Beispiel erhaltenen, gepfropften Membranen
wurden in der Folge zur weiteren Modifizierung durch chemische
Fixierung eines Farbstoffliganden (Reactive Blue 2) benutzt.
Die Farbstoffixierung erfolgte dabei ebenfalls am Jigger,
wobei eine Färbeflotte, bestehend aus 5% Cibacronblau F2GA
(Ciba-Geigy), 10% Harnstoff, 0,3% Ludigol (BASF) und 2,18%
Natriumhydroxid benutzt wurde. Die Einwirkungsdauer betrug 20
Stunden, die Reaktionstemperatur 23°C.
Die durch Fixierung des Farbstoffliganden erhaltene
Affinitätsmembrane ist Gegenstand einer Parallelanmeldung. Es
können auch andere synthetische und natürliche Liganden an mit
hydroxylgruppenhaltigen Monomeren gepfropften Membranen
fixiert werden. Die gepfropfte Membrane ist dabei als ebenso
universell verwendbarer Träger für die Liganden zu betrachten,
wie sie beispielsweise Agarose-Beads bei der herkömmlichen
Affinitätschromatographie darstellen. Die chemischen Methoden
der Fixierung sind aus der Literatur allgemein bekannt und
finden sich beispielsweise bei M. Wilchek, T. Miron und J.
Kohn, "Affinity Chromatography" in Methods of Enzymology 104,
p. 3-55 (1984). Am Beispiel der Farbstoffliganden soll
erläutert werden, auf welchem Weg die Optimierung des
Trägermaterials unter Verwendung des erfindungsgemäßen
Pfropfverfahrens erfolgen kann, so daß es dem Fachmann
ermöglicht wird, eine derartige Optimierung auch beim Einsatz
anderer Affinitätsliganden oder bei der Pfropfung anderer
hydroxylgruppenhaltiger Monomerer durchzuführen.
In Fig. 4 sind die Bindungskapazität für Lactatdehydrogenase
(LDH) und die Durchflußleistung der erhaltenen
Affinitätsmembrane in Abhängigkeit vom Pfropfgrad dargestellt.
Es zeigt sich, daß ein bestimmter Mindestpfropfgrad, der in dem
gewählten Porengrößenbereich etwa 20% beträgt, zur
Gewährleistung einer hohen Bindungskapazität erforderlich ist,
wobei der Anstieg der Bindungskapazität von einer
Verminderung der Durchflußleistung begleitet ist. Die
Durchflußleistung wird durch Fixierung des Farbstoffliganden
an der gepfropften Membrane stark herabgesetzt.
An nach Beispiel 7 gepfropften Membranen wurde diejenige
Zeit bestimmt, die zwischen dem Aufbringen von 10 µl Wasser (γ
= 72 dyn/cm) bzw. Kochsalzlösung auf der Membranoberfläche und
dem vollständigen Aufsaugen der Flüssigkeit durch die Membrane
verstreicht (Saugzeit). Es wurde eine 17%ige (γ = 79 dyn/cm)
und eine gesättigte Kochsalzlösung (26%, γ = 82,6 dyn/cm)
verwendet. Zum Vergleich wurden die ungepfropften Membranen
sowie handelsübliche Nylon 6,6-Membranen herangezogen. Bei
dem Handelsprodukt "Loprodyne" handelt es sich um ein zur
Erhöhung der Hydrophilie oberflächenmodifiziertes Produkt. In
der Tabelle sind die Saugzeiten in Sekunden angegeben.
Die für einen speziellen Anwendungsfall erforderliche
Benetzbarkeit läßt sich bei dem erfindungsgemäßen
Pfropfverfahren in weiten Grenzen einstellen, wobei sämtliche
hydrophilen Monomere anwendbar sind. Dabei ist es nicht
erforderlich, daß das Monomer Hydroxylgruppen aufweist. Ebenso
kommen die ionischen Monomere in Frage, aber auch neutrale,
wie z. B. Vinylpyrrolidon. Für die hydrophile Modifzierung
kann auch Glycidylmethacrylat, das selbst keine
Hydrophilierung bewirkt, gepfropft werden und anschließend zu
Glycerinmethacrylat hydrolysiert werden. Das gleiche gilt für
die Pfropfung von Vinylacetat und die anschließende Verseifung
zu Vinylalkohol.
Analog Beispiel 4 (10% Monomer, 0,1% Na-Dithionit, 0,15
Phosphatpuffer pH 8, 1% Tetrachlorkohlenstoff, Pfropfdauer 10
min, Raumtemperatur) wurden verschiedene Monomere gepfropft
und anschließend die Adsorption von γ-Globulin bestimmt. Die
Bestimmung wurde wie folgt durchgeführt: eine Membranprobe von
25 mm Durchmesser wurde 3 Stunden bei Raumtemperatur in 5 ml
einer 1%igen Lösung von γ-Globulin vom Rind in 50 mM
Phosphatpuffer pH 7 geschüttelt und anschließend 5mal je 5
Minuten in stets erneuerter proteinfreier Pufferlösung pH 7
geschüttelt. Anschließend wurde die Probe 30 Minuten in 2 ml
BCA-Reagens (Pierce) mit einem Zusatz von 0,1% Triton X
geschüttelt. Nach Messung der Extinktion bei 562 nm wurde die
Proteinkonzentration aus einer entsprechenden Eichgerade
bestimmt und die adsorbierte Proteinmenge in µg/cm² berechnet.
Aus diesen Werten, die an nicht weiter optimierten Produkten
erhalten wurden, geht hervor, daß zur Senkung der
Proteinadsorption nicht nur hydroxylgruppenhaltige Monomere,
sondern auch hydroxylgruppenfreie, wie z. B.
Morpholinoethylmethacrylat, mit guten Ergebnissen eingesetzt
werden können.
Ausgangsmembrane: Bahnmaterial einer Nylon-6-Membrane der
nominellen Porengröße 0,45 µm.
Die Pfropfung erfolgte an einer Apparatur, die die Führung
der Membranbahn nacheinander durch zwei abgedichtete Gasräume
und anschließend durch eine Wässerungswanne erlaubt. Die
Bahngeschwindigkeit und die Verweilstrecken wurden derart
aufeinander abgestimmt, daß die Verweilzeit im ersten Gasraum
2 Minuten und im zweiten 10 Minuten betrug. Die erforderlichen
Verweilstrecken wurden, um das Gesamtvolumen der Apparatur
klein zu halten, über Umlenkrollen erreicht. Die Verweilzeit
in der Wässerungswanne, die von RO-Wasser durchströmt wurde,
betrug ebenfalls 10 Minuten.
Am Eingang des zweiten Gasraumes befand sich eine
Schlitzdüse im direkten Kontakt mit der Membranbahn, durch die
von außen die Pfropflösung zugeführt wurde. Der erste Gasraum
war mit Stickstoff gefüllt, der mit Tetrachlorkohlenstoff
gesättigt war. Dies wurde dadurch erreicht, daß der Boden
dieses Raumes in einer Höhe von einigen Millimetern mit
Tetrachlorkohlenstoff bedeckt war, der durch eine Heizschlange
auf 35°C gehalten wurde.
Der Boden des zweiten Gasraumes war mit einer Lösung von 3%
Natriumsulfit und 1% Natriumdithionit bei einem pH-Wert von 7
bedeckt, um absolute Freiheit von Sauerstoff zu gewährleisten.
Die Wirksamkeit dieser Maßnahme wurde dadurch unterstützt, daß
die Wände dieses Gasraumes mit Filtrierpapier belegt waren,
das in die Flüssigkeit eintauchte und diese kapillar hochzog.
Vor Beginn des Versuchs wurde dieser Gasraum 2 Stunden lang
intensiv mit 99,999%igem Stickstoff gespült, während des
Versuchs hingegen wurde ein gelinder Stickstoffstrom
aufrechterhalten.
Obwohl die Pfropfung auch mit weniger umständlichen
Maßnahmen durchgeführt werden kann, ist es wesentlich,
daß auch Spuren von Sauerstoff ausgeschlossen werden, wenn ein
Höchstmaß an Pfropfausbeute gewährleistet werden soll. Unter
Pfropfausbeute wird dabei derjenige Anteil des zugeführten
Monomeren verstanden, der bei der Pfropfung gebunden wird.
Sie beträgt bei sorgfältiger Durchführung der beschriebenen
Maßnahmen und ausreichender Verweilzeit der Materialbahn im
zweiten Gasraum praktisch 100%, was nicht nur für einen
ökonomischen Einsatz des Monomeren, sondern auch im Hinblick
auf geltendes Recht (Umweltverschmutzung durch Monomer im
Spülwasser) von Bedeutung ist.
Die Zufuhr der Pfropflösung wurde auf das Maß
eingestellt, das eine vollständige Tränkung der Membranbahn
ergab. Eine kontinuierliche Pfropfung ergab unter diesen
Bedingungen annähernd 100% Pfropfausbeute, wenn als
Pfropflösung entweder eine gesättigte Lösung von
Glycidylmethacrylat in einer 0,1%igen Lösung von
Natriumdithionit in 0,1 M Phosphatpuffer pH 7, einer 10%igen
Emulsion von Glycidylmethacrylat oder in einer 10%igen Lösung
von Glycidylmethacrylat in einem Gemisch von 30% Aceton und
0,1% Natriumdithionit 0,1 M Phosphatpuffer pH 7 durchgeführt
wurde. Zur Herstellung der Glycidylmethacrylat-Emulsion wurden
0,2% eines Emulgators (Arlatone G, ICI) eingesetzt.
Der Pfropfgrad betrug im Falle der wäßrigen
Glycidylmethacrylatlösung (Löslichkeit des Monomeren in
Wasser: 2,5%) 5,4%, bei der Emulsion
20,8% und bei dem Aceton-Puffer-System 19,9%. Wenn man eine
Flüssigkeitsaufnahme der Materialbahn von 220% zugrundelegt,
die in einem getrennten Versuch bestimmt wurde, ergibt sich im
ersten Fall eine Pfropfausbeute von 98%, im zweiten von 94,5
und im dritten von 90,5%.
Claims (7)
1. Verfahren zum Pfropfen von stickstoffhaltigen Polymeren,
an deren Stickstoffatomen substituierbare Wasserstoffatome
sitzen, mit ethylenisch ungesättigten Monomeren,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Monomeren mit den Polymeren in Gegenwart
eines Wasser enthaltenden Mediums, Tetrachlorkohlenstoff
und eines Reduktionsmittels zur Reaktion bringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Reaktion bei Raumtemperatur durchführt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man als stickstoffhaltige Polymere aliphatische
oder aromatische Polyamide, Polysulfonamide,
Polyurethane oder Polymere, die den Stickstoff nicht in
der Hauptkette, sondern in der Seitenkette aufweisen,
verwendet.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man als ethylenisch ungesättigte Monomere
hydroxylgruppenhaltige Monomere verwendet.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man als Reduktionsmittel Natriumdithionit
verwendet.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man Formkörper oder Membranen aus stickstoffhaltigen
Polymeren an der Oberfläche pfropft.
7. Gepfropfte stickstoffhaltige Polymere beziehungsweise
Polymermembranen, dadurch gekennzeichnet, daß sie nach
einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 hergestellt
worden sind.
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DE19904028326 DE4028326A1 (de) | 1989-09-06 | 1990-09-06 | Verfahren zum pfropfen von stickstoffhaltigen polymeren und die dabei erhaltenen polymeren |
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