DE4024667C2 - Flammschutzmittel für Polycarbonate und Verfahren zur Einarbeitung in Polycarbonate - Google Patents
Flammschutzmittel für Polycarbonate und Verfahren zur Einarbeitung in PolycarbonateInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind
Flammschutzmittel für thermoplastische, aromatische, halogenfreie, schwefel
freie und phosphatfreie Polycarbonate, bestehend aus
- a) 2 bis 10 Gew.-Teilen BPO₄,
- b) 0,1 bis 0,8 Gew.-Teil eines aromatischen Alkalisulfonats,
- c) 0,08 bis 1 Gew.-Teil eines Tetrafluorethylenpolymerisats und
- d) 0,12 bis 8 Gew.-Teilen eines halogenfreien Pfropfpolymerisats aus
- d)1) 5 bis 90 Gew.-Teilen einer Mischung aus
- d)1)1) 50 bis 95 Gew.-% Styrol, α-Methylstyrol, kernsubstituiertem Styrol, Methylmethacrylat oder Mischungen daraus, und
- d)1)2) 50 bis 5 Gew.-% (Meth)Acrylnitril, Methylmethacrylat, Maleinsäure anhydrid, N-substituiertem Maleinimid oder Mischungen daraus, auf
- d)2) 95 bis 10 Gew.-Teilen, vorzugsweise 70 bis 20 Gew.-Teilen, eines Kautschuks mit einer Glastemperatur TG 10°C,
wobei die für die Komponenten a), b), c) und d) angegebenen Gewichtsteile in
beliebigen relativen Gewichtsverhältnissen kombiniert werden können, und wo
bei zusätzlich die Komponente c) in Form einer koagulierten Mischung von
Emulsionen der Tetrafluorethylenpolymerisate c) mit Emulsionen der Pfropf
polymerisate d) vorliegt, wobei das Mischungsverhältnis von Komponente c)
zur Komponente d) jeweils zwischen 5 : 95 und 40 : 60 liegt.
Mit den Flammschutz
mittel-Kombinationen für halogenfreie, schwefelfreie und
phosphorfreie Polycarbonate wird eine Flammwidrigkeit
von V-O nach UL-Test Subject 94 bei Prüfkörpern von
1,6 mm Dicke erreicht.
Aus der DE-OS 29 18 883 (Le A 19 569) beziehungsweise
EP-OS 0 019 127 sind flammwidrige Polycarbonatlegie
rungen bekannt, die als weitere Thermoplasten ABS-Poly
merisate enthalten, und als Flammschutzmittel neben Al
kalisalzen von anorganischen oder organischen Säuren und
Polytetrafluorethylenen noch Halogenverbindungen enthal
ten.
Aus der DE-OS 29 03 100 sind Mischungen aus Polycarbonat
und ABS-Polymerisaten bekannt, die durch den Zusatz von
halogenierten Sulfonaten oder Nitrogruppenhaltigen Sul
fonaten flammwidrig ausgerüstet sind. Als tropfhemmende
Mittel können fluorierte Polyolefine eingesetzt werden.
Zusätzlich kann eine organische halogenierte Verbindung
mitverwendet werden.
In beiden Literaturstellen ist die Einarbeitung der
Tetrafluorethylenpolymerisate in die Polycarbonatform
massen via Koagulation mit dem ABS-Polymerisaten nicht
angesprochen.
Bezüglich der schwierigen Verarbeitung von Polytetra
fluorethylenen sei noch auf FR-PS 1 412 767 verwiesen,
bezüglich der Einarbeitung von Polytetrafluorethylenen
in Thermoplaste, wie aromatische Polycarbonate oder
Polymerisate von ungesättigten Monomeren sei noch auf
US-Patent 3 294 871 hingewiesen, sowie auf US-Patent
3 005 795, inbesondere Spalten 3/4, wo Fällung und Koa
gulation erwähnt sind.
Um tetrafluorethylenpolymerisathaltigs Polycarbonate,
wie sie beispielsweise auch im GB-PS 938 931 beschrieben
sind, flammwidrig einzustellen, bedarf es beispielsweise
der Einführung von Halogen in das Polycarbonat (siehe
DE-PS 22 11 826), gegebenenfalls in Kombination mit Erd
alkalicarbonaten (US-Patent 3 651 174), oder des Zu
satzes von organischen Alkali- oder Erdalkalisalzen
(siehe US-Patent 4 391 935 und DE-OS 29 48 439) oder von
Antimonoxid (siehe DE-OS 24 00 044) oder des Zusatzes
von anorganischen Alkalisalzen (siehe DE-OS 28 00 923)
oder des Zusatzes von Alkalisalzen und der Einführung
von Halogen in das Polycarbonat (siehe Jap.-Patent Pub
likation Nr. 49-88 944 und US-Patent 4 208 489 (Le A
17 759-US). Bei der Verarbeitung solcher Formmassen
kommt es insbesondere bei der Herstellung von großflä
chigen Teilen oder bei hohen Temperaturen zu Oberflä
chenstörungen wie Schlieren und Streifen.
Demgegenüber führt die Verwendung der erfindungsgemäßen
Mischungen zu flammwidrigen, Polytetrafluorethylen-hal
tigen Polycarbonatformmassen, die auch bei Verarbei
tungstemperaturen 30°C bei gleichbleibend guter Flamm
widrigkeit von VO in 1,6 mmm Dicke wenige bis keine
Oberflächenschlieren zeigen.
Flammwidrige Formmassen aus Polycarbonaten und Pfropf
polymerisaten mit guten Oberflächenqualitäten sind
bereits bekannt, wobei die guten Oberflächenqualitäten
durch Koagulation der Tetrafluorethylenpolymerisate
erreicht werden. Hierbei ist jedoch außer den Tetra
fluorethylenpolymerisaten anderes Halogen in den Poly
carbonaten oder in den Pfropfpolymerisaten oder als
zusätzliche Komponente erforderlich (siehe beispiels
weise DE-OS 33 22 260 (Le A 22 391) und EP-PS 0 174 493
(Le A 23 043) um optimale Flammwidrigkeit zu er
reichen.
Die Anwesenheit dieser anderen Halogenverbindungen ist
jedoch im Brandfall wegen möglicher unerwünschter Zer
setzungsprodukte nicht ideal.
Im Falle von Formmassen ohne dieses andere Halogen (sie
he beispielsweise EP-OS 0 207 369 (Le A 23 940) und
DE-OS 38 19 081 (Le A 26 045)) sind gewisse Bedingungen
der Zusammensetzung zu beachten.
Im letzteren Fall macht jedoch die Einarbeitung der im
allgemeinen niedrig schmelzenden und flüchtigen Phos
phatester beziehungsweise Phosphonatester in die Poly
carbonat-Pfropfpolymerisat-Mischungen gewisse Schwierig
keiten.
Um derartige Schwierigkeiten zu vermeiden, vor allem
bezüglich Flüchtigkeit der Phosphorester, wurden gemäß
DE-OS 38 24 356 (Le A 26 015) schwerer flüchtige Phos
phorester eingesetzt. Diese haben jedoch den Nachteil,
daß auch hier die Produktionsbedingungen bei Innen
knetern nur mit großen Schwierigkeiten konstant gehalten
werden können. Die schwererflüchtigen Phosphorester
lassen sich nur unter speziellen Verfahrensbedingungen
in die hochviskose Polycarbonatschmelze einarbeiten. Bei
Innenknetern muß zuerst das Polycarbonat aufgeschmolzen
werden, um dann in die heiße Schmelze den Phosphorester
einarbeiten zu können. Dies führt zu ungleichmäßiger
Verteilung des Phosphoresters.
Bei Doppelschneckenextrudern ist eine Aufschmelzvorrich
tung für die Phosphorester und eine separate Flüssig
keits-Eingabestation erforderlich.
Aus der DE-OS 34 42 281 (Le A 23 338) sind flammwidrige
Polycarbonatformmassen bekannt, die Alkalisalze von or
ganischen oder anorganischen Säuren, Tetrafluorethylen
polymerisate und halogenfreie Pfropfpolymerisate ent
halten.
Aus dem US-Patent 4 107 232 sind flammwidrige ABS-Form
massen bekannt. BPO₄ ist darin nicht erwähnt.
Der Zusatz von Borphosphat (BPO₄) zu Polycarbonaten
dient gemäß DE-AS 12 39 471 (Ue 2093) beziehungsweise
US-PS 3 404 122 zur Stabilisierung von Polycarbonaten
gegen den Abbau von Feuchtigkeit und gemäß DE-AS
11 94 142 (Ue 2147) beziehungsweise US-PS 3 322 719 als
Costabilisator zur UV-Stabilisierung von Polycarbo
naten.
Als Flammschutzmittel für Polycarbonat ist Borphosphat
(BPO₄) nicht erwähnt.
Das erfindungsgemäß als Komponente a) einzumischende
Borphosphat (BPO₄) ist bekannt. (Siehe beispielsweise
"Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie", 8. Auflage,
1965, Phosphor Teil C, System-Nummer 16, Seiten
612-614).
Erfindungsgemäß geeignete aromatische Alkalisulfonate
gemäß Komponente b) sind Lithium-, Natrium- und Kalium
salze von aromatischen Mono- oder Disulfonsäuren mit
vorzugsweise 6 bis 30 C-Atomen. Beispiele für Alkalisul
fonate aromatischer Mono- und Disulfonsäure sind das Ka
liumsalz der Benzolsulfonsäure, das Natriumsalz der Di
phenylsulfon-Sulfonsäure, das Kaliumsalz der Diphenyl
sulfonsäure, das Natriumsalz der Paratoluolsulfonsäure
und das Kaliumsalz der Paratoluolsulfonsäure.
Erfindungsgemäß geeignete Tetrafluorethylenpolymerisate
gemäß Komponente c) sind Polymere mit Fluorgehalten von
64 bis 76 Gew.-%, vorzugsweise 70 bis 76 Gew.-%. Bei
spiele sind Polytetrafluorethylen, Tetrafluorethylen-
Hexafluorpropylen-Copolymere oder Tetrafluorethylen
copolymerisate mit geringen Mengen fluorfreier copoly
merisierbarer ethylenisch ungesättigter Monomerer. Die
Polymerisate sind bekannt. Sie können nach bekannten
Verfahren hergestellt werden, so beispielsweise durch
Polymerisation von Tetrafluorethylen in wäßrigem Medium
mit einem freie Radikale bildenden Katalysator, bei
spielsweise Natrium-, Kalium- oder Ammoniumperoxidi
sulfat bei Drucken von 7 bis 71 kg/cm² und bei Tempe
raturen von 0 bis 200°C, vorzugsweise bei Temperaturen
von 20 bis 100°C. (Nähere Einzelheiten siehe beispiels
weise US-Patent 2 393 967).
Die erfindungsgemäß geeigneten Polytetrafluorethylene
sollen vorzugsweise Gewichtsmittelmolekulargewichte Mw
zwischen 10⁵ und 10⁶ haben, Teilchengrößen zwischen
0,05 µm und 20 µm und Dichten im Bereich von 1,2 bis
1,9 g/cm³.
Zur Herstellung der erfindungsgemäß geeigneten halogen
freien Pfropfpolymerisate gemäß Komponente d) geeignete
Kautschuke sind insbesondere Polybutadien, Butadien-
Styrol-Copolymerisate mit bis zu 30 Gew.-%, bezogen auf
Kautschukgewicht, eines niederen Alkylesters von Acryl-
oder Methacrylsäure (beispielsweise Methylmethacrylat,
Ethylacrylat, Methacrylat oder Ethylmethacrylat).
Weitere geeignete Kautschuke sind beispielsweise Poly
isopren oder Alkylacrylkautschuke auf der Basis C₁-C₈-
Alkylacrylaten, insbesondere Ethyl-, Butyl-, Ethyl
hexylacrylat. Diese Alkylacrylatkautschuke können ge
gebenenfalls bis zu 30 Gew.-%, bezogen auf Kautschuk
gewicht, Monomere wie Vinylacetat, Acrylnitril, Styrol,
Methylmethacrylat und/oder Vinylether copolymerisiert
enthalten. Diese Alkylacrylatkautschuke können weiterhin
kleinere Mengen, vorzugsweise bis zu 5 Gew.-%, bezogen
auf Kautschukgewicht, vernetzend wirkender ethylenisch
ungesättigter Monomere enthalten. Solche Vernetzer sind
z. B. Alkylendioldi(meth)-acrylate, Polyesterdi-(meth)-
acrylat, Divinylbenzol, Tri-Vinylbenzol, Triallylcyanu
rat, Allyl-(meth)-acrylat, Butadien oder Isopren. Solche
Alkylacrylate sind bekannt. Acrylatkautschuke als Pfropf
grundlage können auch Produkte sein, die einen vernetz
ten Dienkautschuk aus einem oder mehreren konjugierten
Dienen, wie Polybutadien, oder ein Copolymerisat eines
konjugierten Diens mit einem ethylenisch ungesättigten
Monomer, wie Styrol und/oder Acrylnitril, als Kern ent
halten. Andere geeignete Kautschuke sind z. B. EPDM-Kau
tschuke, also Kautschuke aus Ethylen, Propylen und einem
unkonjugierten Dienmonomer.
Bevorzugte Kautschuke zur Herstellung der Pfropfpoly
merisate (d) sind Dienmonomer- und Alkylacrylatkau
tschuke.
Die Kautschuke liegen in den Pfropfpolymerisaten d) in
Form wenigstens partiell vernetzter Teilchen einer
mittleren Teilchengröße von 0,1 bis 2 µm, insbesondere
0,2 bis 0,6 µm vor. Die Pfropfpolymerisate d) werden
durch radikalische Pfropfcopolymerisation der eingangs
definierten Monomerengemische aus d)1)1) und d)1)2) in
Gegenwart der zu pfropfenden Kautschuke d)2) hergestellt
und sind durchweg bekannt. Bevorzugte Herstellungsver
fahren für die Pfropfpolymerisare d) sind Emulsions-,
Lösungs-, Masse- oder Suspensionspolymerisation. Beson
ders bevorzugte Pfropfpolymerisate d) sind die soge
nannten ABS-Polymerisate. Als kernsubstituierte Styrole
seien 2,4-Dimethylstyrol und p-Methylstyrol erwähnt.
Da der Einsatz der erfindungsgemäß zu verwendenden
Pfropfpolymerisate d) durch Vorabmischung ihrer Emul
sionen mit Emulsionen der Komponente c) erfolgt, ist die
Herstellung der Komponente d) nach dem Verfahren der
Emulsionspolymerisation am zweckmäßigsten.
Die erfindungsgemäß einzusetzenden Pfropfpolymerisate
gemäß Komponente d) werden in Form wäßriger Emulsionen
mit Teilchengrößen von 0,1 bis 2 µm, insbesondere 0,2 bis
0,6 µm eingesetzt. Derartige Emulsionen sind bekannt
oder sind in bekannter Weise aus den vorstehend be
schriebenen Pfropfpolymerisaten d) herstellbar oder
fallen unmittelbar bei der Herstellung der Pfropf
polymerisate an.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Vierkomponenten
mischung a), b), c) und d) ist es zweckmäßig die Kom
ponenten c) und d) vorab in jeweils gewünschten Mengen
verhältnis abzumischen.
Zur Herstellung einer entsprechenden Mischung aus den
Komponenten c) und d) wird zunächst eine wäßrige Emul
sion (Latex) eines Pfropfpolymerisats d) mit mittleren
Latexteilchengrößen von 0,1 bis 2 µm, insbesondere 0,2
bis 0,6 µm, mit einer feinteiligen Emulsion eines Tetra
fluorethylenpolymerisats c) in Wasser mit mittleren
Teilchengrößen von 0,05-20 µm, insbesondere von
0,08-10 µm vermischt; geeignete Tetrafluorethylenpolymeri
sat-Emulsionen besitzen üblicherweise Feststoffgehalte
von 38-70 Gew.-%, insbesondere von 50-60 Gew.-%.
In der Emulsionsmischung liegt das Gewichtsverhältnis
Pfropfpolymerisat d) zum Tetrafluorethylenpolymerisat
c) zwischen 95 : 5 und 60 : 40. Anschließend wird die Emul
sionsmischung in bekannter Weise koaguliert, beispiels
weise durch Sprühtrocknung, Gefriertrocknung oder Koa
gulation mittels Zusatz von anorganischen oder orga
nischen Salzen, Säuren, Basen oder organischen, mit
Wasser mischbaren Lösungsmitteln, wie Alkoholen, Ke
tonen, vorzugsweise bei Temperaturen von 20-150°C,
insbesondere von 50-100°C. Falls erforderlich, kann
bei 50-200°C, bevorzugt 70-100°C getrocknet werden.
Geeignete Tetrafluorethylenpolymerisat-Emulsionen sind
handelsübliche Produkte. Teilchen
größe bedeutet in vorliegen-der Anmeldung immer mittlerer
Teilchendurchmesser d₅₀, ermittelt durch Ultrazentrifu
genmessungen nach W. Scholtan et. al. , Colloids. U.Z.
Polymere 250, (197) 782-796.
Die Vermischung der einzelnen Komponenten a) und b) mit
den Mischungen der Komponenten c)/d), kann in bekannter
Weise sowohl sukzessive als auch simultan erfolgen, und
zwar sowohl bei etwa 20°C (Raumtemperatur) als auch bei
höherer Temperatur.
Die Mischung kann in Substanz oder in Lösung erfolgen,
wobei die Entfernung des Lösungsmittels durch Eindampfen
in bekannter Weise erfolgt. Geeignete Lösungsmittel für
die erfindungsgemäße Vierkomponentenmischung sind Di
chlormethan, Trichlormethan, Tetrachlormethan und Tetra
hydrofuran.
Erfindungsgemäß flammwidrig auszurüstende thermopla
stische, aromatische halogenfreie, schwefelfreie und
phosphorfreie Polycarbonate sind solche auf Basis der
Diphenole der Formel (I)
worin A eine Einfachbindung, ein C₁-C₅-Alkylen, ein C₂-
C₅-Alkyliden oder ein C₅-C₆-Cycloalkyliden, X = 0,1 oder
2 und "n" = 1 oder 0 sind, wobei das C₅-C₆-Cyclo
alkyliden durch 1, 2 oder 3 C₁-C₄-Alkyreste, vorzugs
weise Methylreste, substituiert sein kann.
Erfindungsgemäß geeignete Polycarbonate sind sowohl
Homopolycarbonate als auch Copolycarbonate.
Die Diphenole der Formel (I) sind entweder literatur
bekannt oder nach literaturbekannten Verfahren her
stellbar.
Die Herstellung der erfindungsgemäß geeigneten Poly
carbonate ist literaturbekannt und kann beispielsweise
mit Phosgen nach dem Phasengrenzflächenverfahren oder
mit Phosgen nach dem Verfahren in homogener Phase (dem
sogenannten Pyridinverfahren) erfolgen, wobei das
jeweils einzustellende Molekulargewicht in bekannter
Weise durch eine entsprechende Menge an bekannten
Kettenabbrechern erzielt wird.
Die erfindungsgemäß geeigneten Polycarbonate haben
mittlere Gewichtsmittelmolekulargewichte (Mw gemessen
beispielsweise durch Ultrazentrifugation oder Streu
lichtmessung) von 15.000 bis 200.000, vorzugsweise von
20.000 bis 80.000.
Geeignete Diphenole der Formel (I) sind beispielsweise,
Hydrochinon, Resorcin, 4,4′-Dihydroxydiphenyl, 2,2-Bis-
(4-hydroxyphenyl)-propan, 2,4-Bis-(4-hydroxyphenyl)-2-
methylbutan, 1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-cyclohexan, 2,2-
Bis-(3-methyl-4-hydroxyphenyl)-propan, 2,2-Bis-(3,5-di
methyl-4-hydroxyphenyl)-propan, Bis-(3,5-dimethyl-4-hy
droxyphenyl)-methan, Bis-(4-hydroxyphenyl)-methan und
1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-3,3,5-trimethylcyclohexan.
Bevorzugte Diphenole der Formel (I) sind 2,2-Bis-(4-hy
droxyphenyl)-propan, 1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-cyclo
hexan und 1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-3,3,5-trimethyl-
cyclohexan.
Die erfindungsgemäß geeigneten Polycarbonate können in
bekannter Weise verzweigt sein, und zwar vorzugsweise
durch den Einbau von 0,05-2,0 Mol-%, bezogen auf die
Summe der eingesetzten Diphenole, an drei- oder mehr als
dreifunktionellen Verbindungen, beispielsweise solchen
mit drei oder mehr als drei phenolischen OH-Gruppen.
Bevorzugte Polycarbonate sind neben den Homopolycarbo
naten aus 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propan oder aus 1,1-
Bis-(4-hydroxyphenyl)-3,3,5-trimethylcyclohexan die Co
polycarbonate aus diesen beiden Diphenolen sowie die
Copolycarbonate dieser Diphenole mit bis zu 15 Mol-%,
bezogen auf Molsumme an Diphenolen, an den anderen vor
stehend genannten Diphenolen der Formel (I).
Halogenfreie Polycarbonate im Sinne der vorliegenden
Erfindung bedeutet, daß die Polycarbonate aus halogen
freien Diphenolen, halogenfreien Kettenabbrechern und
gegebenenfalls halogenfreien Verzweigern aufgebaut sind,
wobei der Gehalt an untergeordneten ppm-Mengen an ver
seifbarem Chlor, resultierend beispielsweise aus der
Herstellung der Polycarbonate mit Phosgen nach dem
Phasengrenzflächenverfahren, nicht als halogenhaltig im
Sinne der Erfindung anzusehen ist. Derartige Polycarbo
nate mit ppm-Gehalten an verseifbarem Chlor sind halo
genfreie Polycarbonate im Sinne der vorliegenden Er
findung. Entsprechendes gibt für schwefelfreie und phos
phorfreie Polycarbonate.
Die Einarbeitung der erfindungsgemäßen Mischungen a) +
b) + c) + d) in die flammwidrig auszurüstenden Poly
carbonate erfolgt vorteilhaft auf Zweiwellenschnecken-
Extrudern für den voll kontinuierlichen Betrieb. Für den
diskontinuierlichen Betrieb kann auch der Innenkneter
eingesetzt werden. Baubury-Laborinnenkneter sind für
kleinere Ansätze vorteilhaft.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit auch ein
Verfahren zur Einarbeitung der erfindungsgemäßen Mi
schungen bestehend aus den Komponenten a) + b) + c) +
d) in thermoplastische, aromatische halogenfreie, schwe
felfreie und phosphorfreie Polycarbonate, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß man die erfindungsgemäßen Mi
schungen den thermoplastischen Polycarbonaten über
Zweiwellenschnecken-Extruder oder in Innenknetern bei
Temperaturen zwischen 200°C und 350°C, vorzugsweise
zwischen 220°C und 330°C in Mengen von 0,04 Gew.-% bis
12 Gew.-%, bezogen jeweils auf 100 Gew.-% Polycarbonat
einarbeitet.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen flammwidrigen
Polycarbonatformmassen können die Komponenten a), b) und
die koagulierte Mischung c)/d) auch einzeln nacheinander
in beliebiger Reihenfolge den Polycarbonaten einverleibt
werden.
Eine Vorabherstellung der Vierkomponentenmischung ist
also nicht unbedingt erforderlich.
Die Einarbeitung der Komponenten a), b), c) und d) in
die Polycarbonate kann auch nach dem bekannten Master
batch-Verfahren über ein Konzentrat im Polycarbonat
erfolgen, welches dann durch Vermischen mit weiterem
Polycarbonat auf die gewünschte Endkonzentration der
erfindungsgemäßen Vierermischung in der Polycarbonat
formmasse verdünnt wird.
Die erfindungsgemäß erhältlichen Formmassen können zu
Formkörpern jeder Art, also auch zu Folien in bekannter
Weise verarbeitet werden. Die Verarbeitung zu Formkör
pern erfolgt beispielsweise nach bekannten Spritzgieß
verfahren bei Temperaturen zwischen 270°C und 350°C.
Den erfindungsgemäß erhältlichen Formmassen können vor
oder während ihrer Weiterverarbeitung zu beliebigen
Formkörpern noch die für die Polycarbonate üblichen
Zusätze wie Stabilisatoren, Pigmente, Fließmittel,
Entformungsmittel und/oder Antistatika in den üblichen
Mengen eingearbeitet werden.
Die erfindungsgemäß erhältlichen Formmassen können in
Bereichen, für die eine hohe Flammwidrigkeit oder gute
Gleiteigenschaften gefordert werden, eingesetzt werden,
z. B. im Elektrobereich für Schalterblenden, Steckdosen,
Steckerleisten, Schaltkästen, Telefongehäuse usw., im
Haushaltssektor für Gehäuseteile von Bügeleisen, Kaffee
maschinen und insbesondere im Großgerätebereich z. B. für
Computergehäuseteile.
- 1. Herstellung einer Vierkomponentenmischung beste
hend aus a) + b) + c) + d).
- 1.1 Polytetrafluorethylen/Pfropfpolymerisat-Gemisch
im Verhältnis 10 : 90 (c+d).
- 1.1.1 Verwendetes Pfropfpolymerisat
SAN-Pfropfpolymerisat von 50% Styrol/Acrylni tril-Gemisch (im Gew.-Verhältnis von 78 : 28) auf 50% teilchenförmiges Polybutadien einer mittle ren Teilchengröße (d₅₀) von 0,4 µm, erhalten durch Emulsionspolymerisation. - 1.1.2 Verwendetes Tetrafluorethylenpolymerisat
Es wurde eine Tetrafluorethylenpolymerisatemul sion mit einer mittleren Teilchengröße von 0,05-0,5 µm und einem Feststoffgehalt von 60% ver wendet. - 1.1.3 Herstellung der Tetrafluorethylenpolymerisat/
Pfropfpolymerisat-Mischung
Die Emulsion des Tetrafluorethylenpolymerisats (1.1.2) wurde mit der Emulsion des SAN-Pfropf polymerisats (1.1.1) vermischt und mit 1,8 Gew.-%, bezogen auf Polymerfeststoff, phenoli scher Antioxidantien stabilisiert. Bei 85-95°C wird die Mischung mit einer wäßrigen Lösung von MgSO₄ (Bittersalz) und Essigsäure bei pH 4-5 koaguliert, filtriert und bis zur praktisch Elektrolytfreiheit gewaschen, anschließend durch Zentrifugation von der Hauptmenge Wasser befreit und danach bei 100°C zu einem Pulver getrock net.
- 1.1.1 Verwendetes Pfropfpolymerisat
- 1.2 Borphosphat
- 1.3 Kaliumbenzolsulfonat
- 1.4 5 Gewichtsteile der Komponente 1,1, 5 Gewichts teile der Komponente 1.2 und 0,5 Gewichtsteile der Komponente 1.3 werden in Tetrahydrofuran verrührt und anschließend das Tetrahydrofuran im Vakuum verdampft.
- 1.1 Polytetrafluorethylen/Pfropfpolymerisat-Gemisch
im Verhältnis 10 : 90 (c+d).
- 2. Herstellung einer flammwidrigen Polycarbonat
formmasse.
- 2.1 Allgemeine Herstellungsvorschrift:
Die Formmasse wird in einem Banbury-Laborinnen kneter compoundiert. Die Hauptteile des Ban bury-Innenkneters der Firma Pomini-Farrel sind:- a) ein pneumatisch gesteuerter Stempelzylinder, der das zu mischende Material in die Kammer drückt und es während des Mischvorganges in der Kammer hält,
- b) Fülltrichter: Sämtliches Mischmaterial wird durch die geöffnete Klappe gedrückt,
- c) Mischkammer: Die Kammermäntel sind für Was ser, Dampf bzw. sonstige Beheizungen vorge richtet,
- d) zwei Rotoren für den Mischvorgang,
- e) Klappsattel zum Auswerfen der Schmelze.
- Die pulverförmige Mischung aus den Komponenten
Polycarbonat 100 Teile Tetrafluorethylen/Pfropf-Gemisch 5 Teile Borphosphat 5 Teile Alkalisulfonat 0,5 Teile
Die so erhaltenen Formmassen werden auf einer Spritzgießmaschine (Fabrikat Arburg 270-210-500 Schnecken: ⌀ 30 mm) Normkleinstäben verarbei tet. - 2.2 Die nachfolgende Rezeptur setzt sich zusammen
aus
- 2.2.1 100 Gew.-Teilen eines Bisphenol-A-Homopolycar bonat mit einer relativen Viskosität von 1,26, gemessen in CH₂Cl₂ bei 20°C und einer Konzentra tion von 0,5 g in 100 ml,
- 2.2.2 5 Gew.-Teilen des Polytetrafluorethylen/Pfropf polymerisat-Gemisches 1,1
- 2.2.3 5 Gew.-Teilen BPO₄ und
- 2.2.4 0,5 Gew.-Teilen Kaliumbenzolsulfonat.
Die so erhaltenen Formmassen wurden zu Prüfkör pern verspritzt und folgenden Tests unterzogen:- - Brandtest an Prüfkörpern der Dicke 1,6 min nach UL 94
- - Kerbschlagzähigkeit nach DIN 53 543 (ak 260°C)
- - Wärmeformbeständigkeit nach Vicat B nach DIN
53 460 (Vicat)
Prüfung:
BRT 1,6: VO
ak 260°C: 23,1 (kJ/m²)
Vicat: 143 (°C).
- 2.3 Rezeptur 2 setzt sich wie vorstehende Rezeptur
zusammen, nur daß das Bisphenol-A-Homopolycarbo
nat eine relative Viskosität von 1,32 hat.
Die erhaltenen Formmassen wurden zu Prüfkörpern verspritzt und folgenden Tests unterzogen:- - Brandtest an Prüfkörpern der Dicke 1,6 mm nach UL 94
- - Kerbschlagzähigkeit nach DIN 53 543 (ak 260°C)
- - Wärmeformbeständigkeit nach Vicat B nach DIN
53 460 (Vicat)
Prüfung:
BRT 1,6: VO
ak 260°C: 41,4 (kJ/m²)
Vicat: 145 (°C).
Bei den physikalischen Daten werden die Norm kleinstäbe bei 260°C Massetemperatur gespritzt. Die Bezeichnung ak 260°C ist also die Abkürzung dafür.
- 2.1 Allgemeine Herstellungsvorschrift:
Claims (3)
1. Flammschutzmittel für thermoplastische, aromatische, halogenfreie, schwefelfreie
und phosphatfreie Polycarbonate, bestehend aus
- a) 2 bis 10 Gew.-Teilen BPO₄,
- b) 0,1 bis 0,8 Gew.-Teil eines aromatischen Alkalisulfonats,
- c) 0,08 bis 1 Gew.-Teil eines Tetrafluorethylenpolymerisats und
- d) 0,12 bis 8 Gew.-Teilen eines halogenfreien Pfropfpolymerisats aus
- d)1) 5 bis 90 Gew.-Teilen einer Mischung aus
- d)1)1) 50 bis 95 Gew.-% Styrol, α-Methylstyrol, kernsubstituiertem Styrol, Methylmethacrylat oder Mischungen daraus, und
- d)1)2) 50 bis 5 Gew.-% (Meth)Acrylnitril, Methylmethacrylat, Maleinsäure anhydrid, N-substituiertem Maleinimid oder Mischungen daraus, auf
- d)2) 95 bis 10 Gew.-Teilen, vorzugsweise 70 bis 20 Gew.-Teilen, eines Kautschuks mit einer Glastemperatur TG 10°C,
wobei die für die Komponenten a), b), c) und d) angegebenen Gewichtsteile in
beliebigen relativen Gewichtsverhältnissen kombiniert werden können, und wobei
zusätzlich die Komponente c) in Form einer koagulierten Mischung von Emul
sionen der Tetrafluorethylenpolymerisate c) mit Emulsionen der Pfropfpoly
merisate d) vorliegt, wobei das Mischungsverhältnis von Komponente c) zur
Komponente d) jeweils zwischen 5 : 95 und 40 : 60 liegt.
2. Verfahren zur Einarbeitung der Mischungen des Anspruchs 1 in thermoplastische,
aromatische, halogenfreie, schwefelfreie und phosphorfreie Polycarbonate, dadurch
gekennzeichnet, daß man die erfindungsgemäßen Mischungen den thermopla
stischen Polycarbonaten über Zweiwellenschneckenextruder oder in Innenknetern
bei Temperaturen zwischen 200°C und 350°C in Mengen von 0,04 Gew.-% bis
12 Gew.-%, bezogen jeweils auf 100 Gew.-% Polycarbonat einarbeitet.
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