DE4022695A1 - Sulfonierte, polyethylenoxidsubstituierte polymere mit verbesserter blut-vertraeglichkeit - Google Patents
Sulfonierte, polyethylenoxidsubstituierte polymere mit verbesserter blut-vertraeglichkeitInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft neue modifizierte Polymerisate
mit einer überlegenen Verträglichkeit mit Blut, die hergestellt
werden, indem man polymere Substrate, die aktive
Stellen von Amid- oder Säureamidgruppen aufweisen, wie Polyurethan,
Polyamid und Polyacrylamid, mit sulfoniertem Polyethylenoxid
[PEO-(SO₃H)n] substituiert, und sie betrifft ein
Verfahren zur Herstellung dieser modifizierten Polymerisate.
Aus den Ergebnissen von in-vitro- und ex-vivo-Tests wurde
festgestellt, daß die erfindungsgemäßen modifizierten Polymerisate,
wenn sie mit Blut in Kontakt kommen, den synergistischen
Effekt eines Ausschlusses von Proteinen und Thrombocyten
durch die hydrophilen Polyethylenoxidpolymerisate und
einer antithrombogenen Wirkung durch die Sulfonat-Anonen
erzielen.
Die erfindungsgemäßen modifizierten Polymerisate eignen sich
insbesondere als unterschiedliche medizinische Materialien,
z. B. Materialien für mit Blut in Kontak stehende künstliche
Organe des Zirkulationssystems, wie künstliche Herzen, künstliche
Blutgefäße, künstliche Herzklappen, künstliche Blutoxygenatoren,
künstliche Nieren usw. Die modifizierten Polymerisate
eignen sich ferner als Konstruktions- und Beschichungsmaterialien
der medizinischen Geräte und Instrumente, die in
Blutgefäße eingesetzt werden sollen, wie Venenkatheter, Intraaorten-
Ballonpumpen und Arterienkatheter. Die Verwendung der
erfindungsgemäßen modifizierten Polymerisate kann die thrombogene
Wirkung (Thrombusbildung) signifikant verringern und
verhindert dadurch die unerwünschten Nebenwirkungen eines Verschlusses
der Blutgefäße.
Die erfindungsgemäßen modifizierten Polymerisate können hergestellt
werden, indem man ein PEO-Derivat bereitstellt, daß
funktionelle Gruppen aufweist, die mit den aktiven Stellen
eines polymeren Substrates reagieren können, worauf das Substrat
mit einem geeigneten Sulfonsäurederivat umgesetzt wird,
oder indem man das Substrat mit einem PEO-Derivat umsetzt, das
beide funktionellen Gruppen aufweist, die mit den aktiven
Stellen und anschließend mit einer Sulfonatgruppe im gleichen
Gefäß reagieren können. Wo das PEO-Derivat mit dem obigen polymeren
Substrat an den Stellen der freien monofunktionellen
Gruppen reagiert, die durch die Reaktion des Substrates mit
Diisocyanat oder Disäurechloriden eingeführt wurden, verläuft
die Reaktion gut unter milden Bedingungen.
Geeignete PEO-Derivate sind u. a. PEO und seine Amine, p-Toluolsulfonsäureester,
Säurechloride, Isocyanate, Epoxymaterialien
oder Halogenderivate u. dgl. Sulfonatderivate, die mit
PEO-Derivaten reagieren können, sind u. a. Sulfite und deren
Salze, Bisulfite und deren Salze, Aminoalkylsulfonsäure,
Hydroxyalkylsulfonsäure und Alkylsulton usw. Diese Sulfonatderivate
können in Abhängigkeit von der Natur der eingeführten
funktionellen Gruppen des PEO-Derivates ausgewählt werden.
Medizinische Materialien erfordern außergewöhnliche physikalische
und mechanische Eigenschaften, Stabilität in vivo,
Sterilisierbarkeit und Bioverträglichkeit. Von diesen Eigenschaften
ist die Bioverträglichkeit der kritischste Faktor,
der Abstoßsymptome unterdrückt, die natürlicherweise aufzutreten
pflegen, wenn die Materialien mit den Körpergeweben
und/oder dem Blut des Menschen in Kontakt gebracht werden.
Wenn ein Blutgefäß zerstört wird oder wenn Blut mit einer
Fremdsubstanz in Kontakt kommt, wird aufgrund der Blutgerinnung
ein Thrombus gebildet.
Obgleich der Mechanismus der Thrombusbildung (Blutgerinnung)
bisher noch nicht im Detail bekannt ist, kann er durch das
folgende Diagramm zusammenfassend dargestellt werden.
Wie im obigen Diagramm gezeigt, beginnt die Thrombusbildung
vermutlich mit der Adsorption mit Aktivierung der Blutproteine
und Thrombocyten, gefolgt von der Aktivierung des Koagulierungsfaktors.
Die Thrombusbildung endet mit der Bildung von
Fibrinen mit Netzwerkstruktur in Gegenwart von Erythrocyten
und Leucocyten.
Der Thrombus kann möglicherweie tödliche Komplikationen, wie
den Verschluß von Blutgefäßen durch Embolie verursachen, wenn
bestimmte Materialien als Konstruktionsmaterialien für innere
Organe des Zirkulationssystems, wie künstliche Herzen, künstliche
Blutgefäße, künstliche Nieren und künstliche Blutoxygenatoren,
oder andere medizinische Geräte und/oder Instrumente,
die in Blutgefäße eingeführt werden sollen, verwendet werden.
Demzufolge war die Entwicklung eines Materials mit einer überlegenen
Blut-Verträglichkeit und Antithrombogenität, das die
Thrombusbildung in Kontakt mit Blut unterdrücken kann, äußerst
wüschenswert.
Generell können die bisher untersuchten polymeren Materialien
mit Blut-Verträglichkeit in zwei Klassen eingeteilt werden.
Eine Klasse umfaßt Materialien, die die Adsorption und Aktivierung
von Blutkomponenten, wie u. a. Proteinen und Thrombocyten,
als Materialien mit natürlicher Blut-Verträglichkeit
unterdrücken. Es sind auch Pseudointima-bildende Materialien
untersucht worden, wobei die Blut-Verträglichkeit einer auf
der Oberfläche der Materialien gebildeten Pseudo-Innenmembran
ausgenutzt wurde. Die andere Klasse umfaßt Materialien, bei
denen physiologisch aktive Materialien, wie Heparin, Prostaglandin
und Urokinase, die die Thrombusbildung unterdrücken,
auf der Oberfläche des Substrates immobilisiert sind oder
langsam von dieser freigesetzt werden, um die gewünschte Blut-
Verträglichkeit zu ergeben.
Künstliche, aus Polyesterstoffen oder expandierten Teflon hergestellte
Blutgefäße verursachen anfangs eine Thrombusbildung
auf ihrer mit Blut in Kontakt stehenden Oberfläche. Die aus
der Thrombusbildung entstehende Gerinnungsschicht ist die sog.
Pseudointima, die Blut-Verträglichkeit aufweist. Diese Materialien
werden kaum für Blutgefäße mit kleinem Durchmesser
oder Blutgefäße mit langsamer Blutflußgeschwindigkeit angewendet.
Katheter unter Verwendung eines physiologisch aktiven
Materials, wie Heparin, und die Entwicklung dieses Materials
wurden von Y. Mori et al. in Trans. ASAIO, 24: 736-745 (1978)
beschrieben. Es wurden jedoch viele Einschränkungen und eine
unzureichende Wirkung festgestellt, weil die physiologisch
aktiven Materialien verloren gehen und in ihrer Aktivität abnehmen.
Demzufolge wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um Materialien
mit einer deutlich überlegenen Blut-Verträglichkeit zu
entwickeln.
Die Blut-Verträglichkeit eines Materials wird durch die physikalisch-
chemische Struktur seiner Oberfläche bestimmt und von
deren Polarität, Oberflächenenergie, elektrischer Oberflächenladung,
Hydrophilie und Hydrophobie, der Oberflächenglätte und
-porosität u. dgl. bestimmt.
Die freie Oberflächenenergie eines Materials ist ein wichtiger
Faktor zur Bestimmung der Blut-Verträglichkeit. Hydrogele, die
viel Wasser enthalten, sind bekanntlich Materialien mit guter
Blut-Verträglichkeit, da sie zum Zeitpunkt der Interaktion mit
Blut eine sehr niedrige Grenzflächenenergie zeigen. Da diese
Hydrogele jedoch schlechte Verarbeitungseigenschaften und
geringe mechanische Festigkeit haben, wurden Untersuchungen
über Propf- oder Beschichtungsverfahren auf der Substratoberfläche
durchgeführt.
Insbesondere sind zahlreiche Studien über PEO, ein hydrophiles
Polymerisat, gemacht worden. Es wurde ein antithrombogenes Material
beschrieben, das durch Pfropfen von PEO auf die Oberfläche
eines Polyvinylchloridharzes hergestellt ist [Nagaoka
et al., Trans. ASAIO 28: 456-463 (1982)]. Der Bericht unterstrich,
daß die Adhäsion von Proteinen und Thrombocyten in den
Blutkomponenten durch die Volumenvergrößerung, d. h. den "excluded volume
effect" und die dynamische Bewegung der auf die Oberfläche des Materials
gepfropften hydrophilen PEO-Polymerisatketten unterdrückt
werden konnte.
Andererseits wurde berichtet, daß ein Polymer mit hydrophiler/
hydrophober Struktur im Mikro-Bereich die Aktivierung von Proteinen
und Thrombocyten in den Blutkomponenten unterdrücken
kann und dadurch gute antithrombogene Eigenschaften zeigt.
T. Okano et al. berichteten, daß ein Polystyrol-Polyhydroxyethylmethacrylat-
Blockmischpolymerisat gute antithrombogene
Eigenschaften aufweist [T. Okano et al., J. Biomed. Mater.
Res., 15: 393-402 (1981)].
Ferner zeigt ein aus einem Polyol/Diisocyanat polymerisiertes
Polyurethan aufgrund seiner hydrophilen/hydrophoben Struktur
ausgezeichnete antithrombogene Eigenschaften [M. D. Lelah et
al., J. Biomed. Mater. Res., 20: 433-468 (1986)]. Das Polyurethan
hat insbesondere außergewöhnliche mechanische Eigenschaften,
weshalb es nunmehr in breitem Maß als Material zur Konstruktion
von medizinischen Geräten und Instrumenten, wie
künstliche Herzen, Intraaorten-Ballonpumpen und Blutgefäßkatheter,
die mit Blut in Kontakt gebracht werden sollen,
verwendet wird.
Andererseits ist berichtet worden, daß Blutkomponenten und
Endothelzellen von Blutgefäßen negativ geladen sind, weshalb
eine Suppression der Gerinnung in den Blutgefäßen auf der
elektrischen Abstoßung der Komponenten und Zellen beruht [P. N.
Sawyer et al., Amer. J. Physiol., 175: 113 (1953)]. Demzufolge
zeigt auch die Anionen enthaltende Polymerisatoberfläche gute
Blut-Verträglichkeit. So wurde z. B. von F. J. Walker et al. in
Biochem. Biophys. Res. Commu., 93: 1339 (1987), berichtet, daß
die einzigartige Suppressionswirkung der Thrombusbildung durch
Heparin, ein lineares anionisches Kohlenhydrat, den involvierten
Anioen, z. B. Sulfonat- und Aminosulfonatgruppen, zuzuschreiben
ist. Dieser Typ eines anionischen Polymerisates umfaßt
sulfoniertes Polystyrol [C. Fougnot et al. in Ann. Biomed.
Eng., 7: 429-439 (1979)]. Ein weiterer Bericht bemerkt, daß das
sulfonierte Polyurethan die Blut-Verträglichkeit erheblich
verbessern kann [S. L. Cooper et al., J. Colloid Interface
Scie., 104: 422-439 (1985)].
Die Hauptaufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung
eines neuen polymeren Materials mit überlegener Blut-
Verträglichkeit, das die Nachteile der bekannten Techniken
eliminiert.
Eine andere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines
Verfahrens zur Herstellung eines polymeren Materials mit überlegener
Blut-Verträglichkeit.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung
eines höchst wertvollen Materials mit dem zusätzlichen Effekt
einer nativen hydrophilen/hydrophoben Mikro-Struktur.
Diese Aufgaben werden durch das erfindungsgemäße modifizierte
Polymerisat gelöst, das hergestellt werden kann, indem man ein
Amid- oder Säureamidgruppen aufweisendes polymeres Substrat
mit Diisocyanat und Disäurechlorid umsetzt und das Substrat
dann mit einem sulfonierten Polyethylenoxid-Derivat an den
Stellen der entstehenden freien funktionellen Gruppen umsetzt.
Im einzelnen ist die Herstellung eines hochpolymeren Materials
mit guter Blut-Verträglichkeit durch direktes Binden von wäßrigem
sulfoniertem PEO an das obige polymere Substrat möglich.
Das so hergestellte Material besitzt eine ganz überlegene
Blut-Verträglichkeit, und zwar aufgrund der synergistischen
Wirkung einer Abstoßungskraft der negativ geladenen Sulfonat-
Anionen und einer unterdrückten Adsorption von Blutproteinen
und Thrombocyten durch das PEO-Molekül. Besonders bei Verwendung
eines Polyurethans als Substrat kann die Blut-Verträglichkeit
durch die Wirkung einer zusätzlichen hydrophilen/
hydrophoben Mikro-Struktur verstärkt werden.
Die erfindungsgemäßen modifzierten Polymerisate sind in ihren
Strukturmerkmalen und ihrem Bau von dem von S. L. Cooper et al.
früher berichteten sulfonierten Polyurethan völlig verschieden;
dieser Bericht beschäftigt sich nur mit der Wirkung der
durch einfaches Einführen einer Sulfonatgruppe gebildeten
Anionen.
Die vorliegende Erfindung ergibt jedoch die synergistische
Wirkung des hydrophilen PEO-Polymerisates sowie der auf PU
aufgepropften, negativ geladenen Sulfonatgruppen.
Das erfindungsgemäße Verfahren verläuft gut sowohl entweder
als Oberflächenreaktion oder als Lösungsreaktion eines vorgeformten
Polymerisates. Das durch Lösungsreaktion gemäß der
vorliegenden Erfindung hergestellte modifizierte polymere
Material kann als Form- und/oder Beschichtungsmaterial eingesetzt
werden, was im folgenden näher beschrieben wird.
Die Blut-Verträglichkeit der erfindungsgemäßen modifizierten
Polymerisate wurde durch in vitro- und ex vivo-Tests ausgewertet.
So wurde bestätigt, daß die antithrombogenen Eigenschaften
weitgehend verstärkt wurden, weshalb dieses Material für
künstliche innere Organe des Zirkulationssystems, die mit Blut
in Kontakt gebracht werden sollen, sowie als Material zum Formen
und Beschichten medizinischer Geräte und/oder Instrumente,
die in die Blutgefäße eingeführt werden sollen, verwendet werden
kann.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Polymerisaten mit stark verbesserter Blut-Verträglichkeit,
bei welchem ein polymeres Substrat durch Binden der
Sulfonatgruppen an die Stellen eines im Substrat enthaltenen
hydrophilen PEO-Polymerisates modifiziert wird. Es wurde gefunden,
daß die so modifizierten Polymerisate aufgrund der
synergistischen Wirkung aus der Antithrombogenität durch
elektrische Abstoßung der Sulfonat-Anionen und durch Suppression
der Adsorption von Plasmaproteinen und Thrombocyten aufgrund
der Bewegung der löslichen PEO-Polymerisatketten eine
bemerkenswert verbesserte Blut-Verträglichkeit zeigen.
Die hydrophilen an das polymere Substrat zu bindenden Polymerisatderivate
können synthetische Polymerisate, wie PEO,
Polyvinylalkohol, Polyhydroxyethylmethacrylat, Poly-(N-vinylpyrrolidon)
u. dgl. umfassen. Ebenfalls verwendbar sind modifizierte
natürliche Polymerisate, wie Alkylcellulose, Carboxyalkylcellulose,
Stärke, Agarose u. dgl. Von diesen wird erfindungsgemäß
jedoch PEO aufgrund seiner höheren Wasserlöslichkeit
und einer flexibleren Kettenstruktur bevorzugt. Es zeigt
eine deutliche Suppression der Adsorption von Plasmaproteinen
und Thrombocyten. Die Menge und das Molekulargewicht des verwendeten
PEO-Polymerisates sind kritische Faktoren für die
Blut-Verträglichkeit. Die optimale Blut-Verträglichkeit zeigt
sich nur bei Verwendung eines Polymerisates mit dem richtigen
Molekulargewicht, da der "excluded volume effect" und die
Bewegung der Ketten nur unter derartigen Bedingungen optimal
werden. Eine generell verbesserte Blut-Verträglichkeit kann
erreicht werden, wenn man ein PEO-Polymerisat mit einem
Molekulargewicht im Bereich von 100 bis 20 000 Dalton, vorzugsweise
von 200 bis 10 000 Dalton, verwendet.
Wie oben ausgeführt, kann ein sulfoniertes PEO-Polymerisat in
das polymere Substrat eingeführt werden, indem man einfach das
Substrat mit einem PEO-Polymerisat und anschließend mit Sulfonsäure
umsetzt. Alternativ kann das sulfonierte PEO-Polymerisat
in das polymere Substrat eingeführt werden, indem man
das Substrat direkt mit einem sulfonierten PEO-Polymerisat in
einem einzigen Gefäß umsetzt. (Die hier verwendete Bezeichnung
"Sulfonatgruppen enthaltendes PEO-Polymerisat" wird im folgenden
oft auch als "sulfoniertes PEO" bezeichnet.)
Das erfindungsgemäß geeignete polymere Substrat kann Polyurethan,
Polyamid oder Polyacrylamid umfassen, welche Amid- oder
Säureamidgruppen, die ein austauschbares Wasserstoffatom enthalten,
aufweisen. Das Wasserstoffatom in einer Amid- und
Säureamidgruppe ist stark inaktiv, kann jedoch in Abhängigkeit
von den angewendeten Reaktionsbedigungen substituiert werden.
Das heißt, das Wasserstoffatom kann direkt mit einer stark
nukleophilen Verbindung, z. B. einer Isocyanat- oder Säurechloridverbindung,
reagieren. Ferner kann das Wasserstoffatom
durch Einwirkung einer starken Base isoliert werden,
was ein Amid- oder Säureamid-Ion ergibt. Diese Ionen sind chemisch
hochaktiv; daher können sie durch Halogenatome, Epoxygruppen
und Toluolsulfonsäureesterderivate ersetzt werden.
Gemäß einem anderen Aspekt der Erfindung ist es vorteilhafter,
nach Einführung eines hoch-reaktionsfähigen funktionellen
Radikals in ein polymeres Substrat letzteres mit einem sulfonierten
PEO in einer Reaktion im gleichen Gefäß oder mit einem
PEO-Polymerisat und dann in einem anschließenden Reaktionsschritt
mit Sulfonsäure umzusetzen. Das heißt, das polymere
Substrat kann mit einem Diisocyanat oder einer Disäurechloridverbindung
umgesetzt werden, um eine Monoisocyanat- oder Monosäurechloridgruppe
in das Substrat einzuführen. Diese Gruppe
kann, um eine Schädigung des anfallenden Materials zu vermeiden,
unter milden Bedingungen an das PEO-Polymerisat gebunden
werden, und das so erhaltene PEO-Polymer wird vorzugsweise für
die erfindungsgemäßen Zwecke verwendet.
Das sulfonierte PEO, dessen funktionelle Gruppen direkt an das
verwendete polymere Substrat binden können, und seine Derivate
können nach verschiedenen Methoden hergestellt werden. Die
kommerziell verfügbaren PEO-Materialien haben Hydroxygruppen
an beiden Enden ihrer Kette. Die Hydroxygruppen können nach
üblichen Methoden in viele unterschiedliche funktionelle Gruppen
umgewandelt werden [J. M. Harris, J. Macromol. Sci., C (25) 3:
325 (1985)]. Die Hydroxygruppen können im wesentlichen mit allen
möglichen funktionellen Gruppen substituiert werden. So
können sie z. B. durch Umsetung mit Thionylbromid in Br, durch
Oxidation mit KMnO₄ in Carboxylgruppen, durch Umsetzung mit
Epichlorhydrin in Epoxygruppen oder durch Umsetzung mit Diisocyanat
in Isocyanatgruppen umgewandelt werden. Das so ausgetauschte
Bromatom kann seinerseits durch Umsetzung mit Ammoniak
in eine Aminogruppe umgewandelt werden. Carboxygruppen
können in Säurechloridgruppen umgewandelt werden.
Man kann auch ein geeignetes Verfahren zur Einführung einer
Sulfonatgruppe in ein PEO-Derivat wählen, und zwar in Abhängigkeit
von den Arten der an PEO gebundenen funktionellen
Gruppen. Geeignete Verfahren sind z. B. die Umsetzung von
Alkylsulton und Natriumbisulfit mit den Hydroxygruppen von
PEO, die Umsetzung des Bromatoms von PEO mit Natriumsulfit,
die Umsetzung der Isocyanatgruppe mit einem Aminoalkylsulfonat
oder einem Hydroxyalkylsulfonat, oder das Verbinden einer Epoxygruppe
von PEO mit Natriumbisulfit oder einer Hydroxyalkylsulfonsäure.
Es stehen die folgenden drei Methoden zur Einführung von sulfoniertem
PEO in ein polymeres Substrat zur Verfügung:
Bei der ersten Methode wird PEO mit einer freien monofunktionellen
Gruppe verbunden, die durch die Umsetzung einer difunktionellen
Verbindung mit einem polymeren Substrat eingeführt
wurde. Difunktionelle Verbindungen können die Diisocyanate
und Disäurechloride sein.
Geeignete Diisocyanate sind z. B. Hexamethylendiisocyanat
(HMDI), Toluoldiisocyanat (TDI), Diphenylmethandiisocyanat
(MDI). Für die Polyurethanmodifikation können vorzugsweise
organische Zinn-II-Säurederivate oder Amine als Katalysatoren
verwendet werden. Die obige Reaktion kann unter milden Bedingungen
ohne Schädigung der verwendeten Materialien durchgeführt
werden.
Geeignete Disäurechloride sind z. B. solche einer Fettsäure,
worin R 2 bis 30 Kohlenstoffatome darstellt.
Bei der zweiten Methode wird ein polymeres Substrat mit einem
PEO-Polymerisat umgesetzt, das eine Isocyanat- oder Säurechloridgruppe
aufweist, die dirket mit dem Substrat umgesetzt
werden kann.
Polyurethan, Polyamid oder Polyacrylamid reagieren mit der
Isocyanatgruppe, die in ein Harnstoffderivat umgesetzt werden
soll.
Bei der dritten Methode wird ein polymeres Substrat zur Einführung
von Amid-Anionen mit einer starken Base behandelt, worauf
die Amid-Anionen mit einem ein Halogen oder eine Epoxy-
oder Toluolsulfonylgruppe enthaltenden PEO-Derivat umgesetzt
werden. Geeignete starke Basen sind z. B. Natrium- und Kaliumhydrid,
Natrium- und Kaliummethoxid, Natrium- und Kaliumbutylat,
Methylmagnesiumbromid u. dgl.
Das erfindungsgemäße modifizierte Polymerisat kann durch Oberflächenreaktion
auf dem bereits geformten polymeren Substrat
hergestellt werden. Die Polymerisate können in einer Lösung
eines geeigneten Lösungsmittels hergestellt werden. Die so modifizierten
Hochpolymeren eignen sich als Materialien zum Formen
und Beschichten des polymeren Substrates. Bei der Oberflächenreaktion
sollte darauf geachtet werden, die Reaktion in
einem Medium durchzuführen, in welchem das polymere Substrat
unlöslich ist; vorzugsweise wird ein Medium mit einer geringeren
Quellfähigkeit gewählt. Als Lösungsmittel für das Polyurethan
werden Tetrahydrofuran, Dimethylacetamid oder Dimethylformamid
bevorzugt. Als Lösungsmittel für das Polyamid wird
Ameisensäure verwendet. Als Lösungsmittel für das Polyacrylamid
wird Wasser oder Alkohol bevorzugt. Somit kann das
Reaktionsmedium entsprechend der Art der beabsichtigten Reaktion,
d. h. Oberflächen- oder Lösungsreaktion, gewählt werden.
Wie oben beschrieben, entwickelt sich die antithrombogene
Eigenschaft aus der Suppression der Adsorption von Plasmaproteine
und Thrombocyten aufgrund der elektrischen Abstoßung
von Anionen, wie Sulfonatgruppen. Bekanntlich ist die Sulfonatgruppe
reaktionsfähiger als die Carboxylgruppe. Daher ist
auch die elektrische Dichte der Oberfläche eines Polymerisates,
in welches Anionen eingeführt werden, ein wichtiger die
antithrombogenen Eigenschaften bestimmender Faktor.
Demzufolge hängt die Blut-Verträglichkeit entscheidend vom
Substitutionsgrad des sulfonierten Polyethylenoxids bezüglich
der Amid- oder Säureamidgruppen im erfindungsgemäßen polymeren
Substrat ab. Prinzipiell erhöht sich die Blut-Verträglichkeit
mit erhöhtem Substitutionsgrad. Andererseits erhöhen sich
auch die Wasserlöslichkeit und Flexibilität des Substrates mit
einem erhöhten Substitutionsgrad. Im Fall einer Oberflächenreaktion
treten keine besonderen Veränderungen von Wasserlöslichkeit
und mechanischen Eigenschaften des Substrates auf.
Verfahren zum Regeln des Substitutionsgrades sollten daher
entsprechend der Endverwendung des erfindungsgemäßen Produktes
und seines Typs gewählt werden. Im Fall der Oberflächenreaktion
liegt der Substitutionsgrad, der zu einer überlegenen
Blut-Verträglichkeit führen kann, bei 60 bis 95% bezüglich
der funktionellen Gruppen auf der Oberfläche. Für eine Massenreaktion
in Lösung kann man Formmassen mit überlegener Blut-
Verträglichkeit herstellen, die auf einen Substitutionsgrad
von 5 bis 25% modifiziert sind, während Form- und Beschichtungsmaterialien
auf einen Substitutionsgrad von 30 bis 90%
modifiziert werden.
Derartige modifizierte Polymerisate können als medizinische
Konstruktions- und Beschichtungsmaterialien, wie Filme, Folien,
Schläuche, Fasern und Hohlfasern, eingesetzt werden.
Somit können diese Polymerisate als unterschiedliche Materialien
für künstliche innere Organe des Zirkulationssystems, die
mit Blut in Kontakt gebracht werden sollen, z. B. künstliche
Herzen, künstliche Blutgefäße, künstliche Herzklappen, künstliche
Blutoxygenatoren und künstliche Nieren, verwendet werden.
Ferner sind die Polymerisate als Konstruktions- und Beschichtungsmaterialien
von medizinischen Geräten/Instrumenten
verwendbar, die in Blutgefäße eingeführt werden sollen, z. B.
Venenkatheter, Intraaorten-Ballonpumpen und Arterienkatheter.
Die erfindungsgemäßen modifizierten Polymerisate verursachen
aufgrund ihrer signifikant verminderten Neigung zur Thrombusbildung
keinerlei Nebenwirkungen.
Wie oben erläutert, wird die Bioverträglichkeit, insbesondere
die Blut-Verträglichkeit, eines Materials durch die physikalisch-
chemische Struktur der Materialoberfläche bestimmt. Die
Hydrophilie und Hydrophobie des Materials sind die wichtigsten
Faktoren. Sie werden durch die Kontaktwinkel, definiert zum
Zeitpunkt des Kontaktes mit einer Flüssigkeit, bestimmt. Die
Hydrophilie und Hydrophobie der erfindungsgemäßen modifizierten
Polymerisate werden nach dem Wilhelmy Plate-Verfahren
[L. Smith et al., J. Appl. Polym. Scie., 26: 1269 (1982)] durch
die dynamischen Kontaktwinkel bestimmt. Dieses Verfahren
lehrt, die vorrückenden und zurückweichenden Kontaktwinkel
durch genaue Feststellung der Gewichtsveränderungen zu bestimmen,
wenn das Material in Wasser eingetaucht und aus
diesem herausgenommen wird.
Je höher der vorrückende Kontaktwinkel ist, um so stärker ist
die Hydrophobie des Materials, während die Hydrophilie des
Materials um so höher ist, je geringer der zurückweichende
Kontaktwinkel ist. Die Hydrophilie der erfindungsgemäßen
modifizierten Polymerisate erhöht sich signifikant, wenn sie
an ein PEO-Derivat gebunden werden, und das Phänomen einer
vollständigen "Benetzung" zeigt sich insbesondere durch
Einführung von Sulfonatgruppen in das Polymerisat. Es wird
vermutet, daß die Interaktion zwischen einem modifizierten
Polymerisat und Blut stärker abnimmt. Die Kontaktwinkel werden
in den folgenden Beispielen angegeben.
Es sind zahlreiche in-vitro- und ex-vivo-Analyseverfahren auf
antithrombogene Eigenschaften vieler Materialien in der Literatur
berichtet worden [Guidelines for Blood-Material Interactions,
National Institutes of Health, Aufl. Nr. 85-2185
(1985)]. Die Auswertung auf erfindungsgemäße Antithrombogenität
erfolgt durch die in vitro aktivierte partielle Thromboplastin-
Zeit (APTT = "activated partial thromboplastin time"),
Prothrombin-Zeit (PT), Thrombocytenadhäsion und ex vivo-Tests
zur Bestimmung eines arterio-arteriellen Shunts.
Die APTT-Bestimmung wurde nach dem Fibrometer-Verfahren [R.G.
Mason et al., Amer. J. Path., 69: 271 (1972)] wie folgt durchgeführt:
eine Materialprobe wurde 1 h mit Standard-Plasma (300
µl) in Kontakt gebracht, um eine Plasmaprobe (0,1 ml, 37°C)
zu erhalten. Diese wurde dann 2 min zu vorerwärmtem partiellem
Thromboplastin (0,1 ml) zugesetzt. Nach genau 30 sec wurde der
Mischung eine wäßrige 0,025 m Calciumchloridlösung (0,1 ml)
zugesetzt, und die Koagulationszeit wurde mittels Fibrin-Zeitmesser
bestimmt. Die längere APTT-Dauer zeigte eine höhere
Antithromboseaktivität.
Der PT-Wert wurde durch Überwachen der einstufigen Prothrombinzeit
[J. B. Miale, Lab. Med. Hematology, 1267 (1982)] bestimmt.
Thromboplastin (0,1 ml) wurde mit wäßriger 0,0025 m
Calciumchloridlösung (0,1 ml) gemischt und auf 37°C vorerwärmt.
Eine Plasmaprobe (0,1 ml), erhalten nach dem gleichen
Verfahren wie das der APTT-Bestimmung, wird der Mischung zugesetzt.
Die Koagulationszeit wird mittels Fibrin-Zeitmesser bestimmt.
Die längere Prothrombinzeit zeigte ebenfalls eine bessere
Blut-Verträglichkeit.
Der Thrombocyten-Adhäsionstest erfolgt durch Bestimmung der an
jedem Material haftenden Thrombocytenmenge. Eine Probe Polymerisatmaterial
wurde 3 h bei 37°C in ein thrombocyten-reiches
Plasma (PRP = "platelet-rich plasma"), erhalten durch Zentrifugieren
von menschlichem Vollblut, eingetaucht, dann in phosphatgepufferte
Kochsalzlösung (PBS = "phosphate buffered sa-
line") übergeführt und unter Schütteln 1 min bei 37°C gewaschen.
Die so behandelte Probe wurde 2 h in eine wäßrige 2
%ige Glutaldehydlösung in PBS-Pufer eingetaucht, um die anhaftenden
Thrombocyten auf der Oberfläche des Polymerisatmaterials
zu immobilisieren, dann mit einer ethanolischen wäßrigen
Lösung dehydratisiert, gefriergetrocknet und anschließend
durch ein Abtast-Elektronenmikroskop untersucht.
Das ex vivo-Verfahren auf arterio-arteriellen Shunt dient der
einfachen und schnellen Bestimmung der Blut-Verträglichkeit
eines Materials unter Tierversuchs-Bedingungen mit Kaninchen
[C. Nojiri et al., ASAIO J., 10: 596 (1987)].
Beide Enden eines Probenschlauches (innerer Durchmesser: 1,5
mm, äußerer Durchmesser: 2,0 mm, Länge 30 cm) werden in die
freigelegte Karotis eines Kaninchens eingesetzt, um Blut in
Form eines Shunts zu zirkulieren. Die Verschlußzeit des Blutgefäßes
wird als der Zeitpunkt definiert, an dem der Blutfluß
nach Zirkulieren des Blutes bei einer auf 2,5 ml/min geregelten
Geschwindigkeit auf Null absinkt. Je länger die Verschlußzeit
ist, um so besser ist die Blut-Verträglichkeit.
Die vorliegende Erfindung wird durch die folgenden Beispiele
näher veranschaulicht.
Eine Polyurethanfolie von 2 cm² Fläche und 1 mm Dicke [Pellethane
2363-89A, erhältlich von The Upjohn Comp., Kalamazoo,
Mich.] wurde zur Entfernung von Oberflächenverunreinigungen 18
h in siedendem Methanol zum Rückfluß erhitzt und dann zu Toluol
(120 ml) zugefügt. Nach Zugabe von Hexamethylendiisocyanat
(HMDI) (2 ml) und Zinn-II-octoat (1 ml) zur Lösung wurde die
erhaltene Mischung 1 bis 2 h bei 20 bis 40°C umgesetzt und
dann ausreichend mit Toluol gewaschen. Die Oberfläche wurde
mittels ATR-FTIR-Spektroskopie [= "attenuated total reflection
Fourir transform infrared spectroscopy"] untersucht. So konnten
freie funktionelle Radikale der eingeführten Monoisocyanate
festgestellt werden.
Die erhaltene Folie wurde mit einer Mischung aus HO-PEO 200-
SO₃H (3 ml) und Triethylamin (1 ml) in Toluol (120 ml) 2 h bei
20 bis 40°C umgesetzt. Polyethylenoxid (Mol-Gew. 200, erhältlich
von Aldrich Chemical Comp., Inc., USA) (4 g) wurde bei
80°C unter Rühren in Dimethylsulfoxid gelöst und dann 16 h bei
85°C mit einer Mischung aus 1,3-Propansulton (2,5 g) und Natriumcarbonat
(1 g) umgesetzt. Die Reaktionsmischung wurde mit
Methanol extrahiert und ergab HO-PEO 200-SO₃H.
Der vorrückende und zurückweichende Kontaktwinkel der so modifizieten
Folie betrug 29,2° bzw. ergab "Benetzung". Wie festgestellt
wurde, waren diese Winkel im Vergleich zu dem vorrückenden
Kontaktwinkel (86,3°) und zurückweichenden Kontaktwinkel
(40,6°) der unmodifizierten ursprünglichen Polyurethanfolie
signifikant verrringert, was eine vollkommene Hydrophilie
ergab. Ferner lagen APTT- und PT-Werte der unbehandelten Folie
bei 35,8 sec bzw. 13,2 sec [APTT und PT des Standard-Plasmas =
36,0 sec bzw. 13,0 sec], während sich die APTT- und PT-Werte
der modifizierten Folie auf 48,6 sec bzw. 15,0 sec erhöhten.
Die Thrombocytenadhäsion wurde signifikant verringert. Auch
die Verschlußzeit des Polyurethanschlauches [Royalthene R380
PNAT, erhältlich von Uniroyal, Inc.; innerer Durchmesser 1,5
mm, äußerer Duchmesser 2,0 mm, Länge 30 cm] beim arterio-
arteriellen Shunt am Kaninchen betrug 360 min, was eine
signifikante Erhöhung im Vergleich zu 50 min für den unbehandelten
Schlauch darstellt.
So konnte aus den obigen Tests auf APTT, PT, Thrombocytenadhäsion
und arterio-arteriellen Shunt beim Kaninchen für
beide Polyurethanschläuche und die Schläuche vor und nach der
Umsetzung festgestellt werden, daß die Blut-Verträglichkeit
der Polyurethanmaterialien durch die erfindungsgemäße Modifizierung
signifikant verbessert werden konnte.
Es wurden die gleichen, in Beispiel 1 beschriebenen Arbeitsweisen
durchgeführt, wobei jedoch NH₂-PEO 3500-SO₃H anstelle
von HO-PEO 200-SO₃H verwendet wurde. Die Kontaktwinkel waren
ebenso niedrig wie in Beispiel 1, und die APTT- und PT-Werte
waren gleich denen von Beispiel 1. Daher war auch die Blut-
Verträglichkeit ausgezeichnet.
NH₂-PEO 3500-SO₃H wurde durch Umsetzen von NH₂-PEO-NH₂ (Mol-
Gew. 3500; erhältlich von The Sigma Fine Chemicals, USA) mit
einer äquivalenten Menge 1,3-Propansulton in Gegenwart eines
basischen Katalysators hergestellt.
Ähnlich wie in Beispiel 1 wurde eine mit HMDI umgesetzte Polyurethanfolie
mit einer Mischung aus PEO 200 (2 g) und Zinn-
II-octoat (1 ml) in Benzol (120 ml) 4 h bei 20 bis 40°C umgesetzt.
Die Folie wurde aus der Reaktionsmischung entfernt,
nacheinander ausreichend mit Benzol, Ethanol und Wasser gewaschen
und mit einem Reaktionssystem aus Isopropylalkohol (50
ml), Dimethylsulfoxid (2 ml), Natriumcarbonat (2 g) und 1,3-
Propansulton (2 g) 4 h bei 60 bis 80°C umgesetzt. Die Oberflächen-
Kontaktwinkel und die Blut-Verträglichkeit der modifizierten
Folie waren ebenso ausgezeichnet wie die von Beispiel
1.
Eine Lösung von Polyurethan (5 g) in Dimethylacetamid (100 ml)
wurde nach Zugabe von Hexamethylendiisocyanat (6,3 ml) 1 Woche
bei 20 bis 50° einer Reaktion in Masse unterworfen und dann
mit wasserfreiem Ether ausgefällt. Das Produkt (5 g) wurde in
Dimethylacetamid (100 ml) gelöst und anschließend in der in
Beispiel 1 beschriebenen Weise umgesetzt. Ferner wurde es mit
PEO und 1,3-Propansulton anstelle von HO-PEO 200-SO₃H umgesetzt,
d. h. PEO (5 g) wurde dem in Dimethylacetamid (100 ml)
gelösten und mit HMDI umgesetzten Polyurethan (5 g) zugesetzt
und bei Raumtemperatur 3 Tage umgesetzt. Die Reaktionslösung
wurde mit destilliertem Wasser ausgefällt und getrocknet.
Daran schloß sich die 15- bis 24stündige Reaktion in einer
Mischung aus Dimethylsulfoxid (100 ml), 1,3-Propansulton (0,25
g) und Natriumcarbonat (0,1 g) bei 40 bis 85°C an. Der Substitutionsgrad
der eingeführten Sulfonatgruppen betrug etwa 25%.
Die Oberflächeneigenschaften und die Blut-Verträglichkeit der
mit einer 2%igen Lösung des so modifizierten Polyurethans in
Tetrahydrofuran beschichteten Polyurethanfolie waren den in
Beispiel 1 erhaltenen äquivalent.
Polyurethan wurde in der in Beispiel 1 beschriebenen Weise behandelt,
wobei jedoch HO-PEO 100-OH anstelle von HO-PEO 200-
SO₃H verwendet wurde. Die aus der Reaktion mit einem nicht mit
Sulfonsäure umgesetzten PEO erhaltenen vorrückenden und zurückweichenden
Kontaktwinkel betrugen 29,9° bzw. 19,9°, was
eine deutliche Erhöhung der Hydrophilie anzeigt. Diese
Werte waren jedoch niedriger als bei dem sulfonatgruppenhaltigen
Polyurethan. Die Thrombocytenadhäsion war fast ebenso
gering wie bei dem nach dem Verfahren von Beispiel 1 modifizierten
Polymerisat, und die APTT- und PT-Werte lagen bei 37,4
sec bzw. 13,6 sec, was den Werten von unbehandeltem Polyurethan
ähnlich ist. Die Verschlußzeit beim arterio-arteriellen
Shunt am Kaninchen mit dem modifizierten Polyurethanschlauch
erhöhte sich auf 120 min, was jedoch kürzer als der in Beispiel
1 erhaltene Wert ist.
Wie aus den obigen Ergebnissen hervorgeht, zeigte ein Polyurethan,
das zuerst nur mit PEO umgesetzt wurde, eine gewisse
Verbesserung der Blut-Verträglichkeit aufgrund einer geringeren
Thrombocytenadhäsion. Es konnte jedoch bestätigt werden,
daß die Blut-Verträglichkeit des gemäß dem vorliegenden Beispiel
behandelten Polyurethans wegen des fehlenden anionischen
Effektes der Sulfonatgruppen geringer war als im Beispiel 1.
Polyurethan wurde in der in Beispiel 3 beschriebenen Weise behandelt,
wobei jedoch Dodecandiol anstelle von PEO 200 und Dibutylzinndilaurat
anstelle von Zinn-II-octoat als Katalysator
verwendet wurden. Der vorrückende und zurückweichende Kontaktwinkel
des mit stark hydrophoben Dodecylalkylketten und Sulfonat-
Ionen (anstelle von PEO) kombinierten Polyurethans betrug
68,0° bzw. ergab "Benetzung". Dies zeigt, daß die Hydrophilie
des Polyurethans durch die Sulfonat-Ionen stark erhöht war.
Die APTT- und PT-Werte dieses Polyurethans lagen bei 40,5 sec
bzw. 14,2 sec. Diese Werte sind gegenüber denen des unbehandelten
Polyurethans erhöht, jedoch niedriger als bei dem modifizierten
Polyurethan von Beispiel 1. Die Verschlußzeit beim
artereo-arteriellen Shunt am Kaninchen betrug 200 min, was
einen Wert zwischen den 50 min für unbehandeltes Polyurethan
und 360 min für das modifizierte Polyurethan von Beispiel 1
darstellt. Das heißt, die Blut-Verträglichkeit des mit hydrophoben
Dodecylalkyl- und Sulfonatgruppen substituierten modifizierten
Polyurethans wurde durch die Einführung der
Sulfonylgruppen im Vergleich zu der des unbehandelten Polyurethans
signifikant verbessert. Die daraus resultierenden
Effekte waren jedoch geringer als bei dem mit hydrophilen PEO
und Sulfonatgruppen modifizierten Polyurethan. Der Grund hierfür
war der fehlende Effekt von PEO auf die Thrombocytenadhäsion.
Polyacrylamidperlen, die eine Sieböffnung von 0,89 bis 0,147 mm
(50 bis 100 mesh) passieren (1 g), wurden bei Raumtemperatur
mit Adipinsäurechlorid (2 g) in Benzol (120 ml) und dann bei
40°C mit HO-PEO 200-SO₃H (2 g) umgesetzt. Die Verlängerung der
APTT- und PT-Werte bestätigte, daß die Blut-Verträglichkeit
erheblich verbessert worden war.
Die in Beispiel 1 verwendete Polyurethanfolie wurde mit einer
gemischten Lösung von HSO₃-PEO-CONH-(CH₂)₆-N=C=O (3 g) in
Chloroform und Zinn-II-octoat (1 ml) in Benzol (120 ml) 2 bis
6 h bei 20 bis 40°C umgesetzt. HSO₃-PEO-O-CONH-(CH₂)₆-N=C=O
wurde durch Umsetzen des in Beispiel 1 hergestellten HSO₃-PEO-
OH mit einer äquivalenten Menge HMDI in Dioxan erhalten.
Der vorrückende und zurückweichende Kontaktwinkel der behandelten
Folie betrug 40,5° bzw. ergab "Benetzung". Die APTT-
und PT-Werte betrugen 48,6 sec bzw. 15,4 sec. Die Thrombocytenadhäsion
war gering. Beim arterio-arteriellen Shunt-Test am
Kaninchen unter Verwendung des gleichen Polyurethanschlauches
wie in Beispiel 1 erwies sich die Blut-Verträglichkeit als
ausgezeichnet; der Test ergab eine Verschlußzeit von 340 min.
Eine Lösung aus Polyurethan (5 g) in Dimethylacetamid (200 ml)
wurde unter Einsatz der gleichen Chemikalien und Reagenzien
wie in Beispiel 6 unter den gleichen Bedingungen einer Reaktion
in Masse unterworfen. Der Substitutionsgrad der eingeführten
Sulfonatgruppen betrug 45%.
Eine Lösung des modifizierten Polyurethans, das nach dem Verfahren
von Beispiel 4 gereinigt worden war, wurde auf die zu
testende Folie und den Schlauch aufgebracht. Die festgestellte
Blut-Verträglichkeit war der von Beispiel 6 äquivalent.
Die in Beispiel 1 verwendete Polyurethanfolie wurde mit Natriumhydrid
(1 g) in Toluol (120 ml) unter einer Stickstoffatmosphäre
20 min bei 0 bis 5°C umgesetzt. Der obigen Reaktionsmischung
wurde eine Lösung von Br-PEO 1000-SO₃H (3 g) in
Chloroform langsam zwecks gegenseitiger Reaktion zugesetzt.
Die Reaktionsmischung wurde nacheinander mit Toluol, Alkohol
und Wasser gewaschen und dann getrocknet.
Br-PEO 1000-SO₃H wurde wie folgt hergestellt: Beide Hydroxy-
Endgruppen der Kette von PEO eines Molekulargewichts von 1000
(Aldrich Chemical Comp., Inc., USA) wurden in Gegenwart von
Triethylamin mit überschüssigem Sulfonylbromid in Toluol zusammengebracht,
um Br-PEO 1000-Br zu ergeben. Zwei Äquivalente
Br-PEO 1000-Br wurden mit einem Äquivalent Natriumsulfit in
einer wäßrigen Ethanollösung umgesetzt, was Br-PEO 1000-SO₃H
ergab.
Der vorrückende und zurückweichende Kontaktwinkel des so erhaltenen,
oberflächenmodifizierten Polyurethans betrug 28,7°
bzw. ergab "Benetzung", was eine vollkommene Hydrophilie anzeigt.
Der APTT- und PT-Wert des so behandelten Polyurethans
lag bei 49,7 sec bzw. 15,2 sec; der APTT- und PT-Wert des ursprünglichen
Polyurethans vor der Behandlung betrug 35,8 sec
bzw. 13,2 sec. Die verlängerten APTT- und PT-Werte bestätigten
somit die verbesserte Antithrombogenität. Bei einem Test unter
Verwendung von PRP konnte durch Abtast-Elektronenmikroskopie
festgestellt werden, daß die Thrombocytenadhäsion des modifizierten
Polyurethans im Vergleich zur ursprünglichen Polyurethanfolie
vor der Behandlung signifikant verringert war.
Ferner wurde die Innenwandung des in Beispiel 1 verwendeten
Polyurethanschlauches mit den gleichen, in diesem Beispiel
eingesetzten Reagenzien umgesetzt, indem letztere im Schlauch
zirkuliert werden. Das Zirkulieren von Blut durch den behandelten
Schlauch beim arterio-arteriellen Shunt-Test am Kaninchen
ergab eine Verschlußzeit von 360 min, was im Vergleich zu
den 50 min für den unbehandelten Schlauch eine signifikante
Verlängerung darstellt. Die obigen Ergebnisse zeigen, daß erfindungsgemäß
ein Material mit überlegener Blut-Verträglichkeit
erhalten werden kann.
Eine Lösung von Polyurethan (5 g) in Dimethylformamid (200 ml)
wurde mit Natriumhydrid (1 g) und Br-PEO 1000-SO₃H (3 g) gemäß
Beispiel 8 umgesetzt. Die Reaktionsmischung wurde in überschüssigem
Methanol ausgefällt, der abgetrennte Niederschlag
wurde mit Wasser gewaschen und dann getrocknet. Die Elementaranalyse
zeigte einen Substitutionsgrad der Sulfonatgruppen von
50%. Das so modifizierte Polymerisat wurde in Form einer 2
%igen Lösung in Dimethylformamid hergestellt und auf eine
Polyurethanfolie und einen Polyurethanschlauch aufgebracht.
Die Kontaktwinkel, APTT- und PT-Werte, Thrombocytenadhäsion
und Verschlußzeit beim arterio-arteriellen Shunt am Kaninchen
wurden bestimmt. Wie festgestellt wurde, war die Blut-Verträglichkeit
derjenigen von Beispiel 8 äquivalent.
Eine Nylon 66-Folie der gleichen Größe wie die Polyurethanfolie
von Beispiel 8 (E. I. duPont de Nemour and Comp., Inc.,
USA) wurde gemäß dem Verfahren von Beispiel 8 behandelt. Die
Hydrophilie der Folie erhöhte sich aufgrund der Abnahme der
Kontaktwinkel. Auf der Basis des Thrombocytenadhäsions-Testes
war die Blut-Verträglichkeit der Folie gleich derjenigen von
Beispiel 8.
Es wurde die gleiche Reaktion wie in Beispiel 8 durchgeführt,
wobei Natriumethoxid und
anstelle von
Natriumhydrid bzw. Br-PEO 1000-SO₃H verwendet wurden. Der vorrückende
und zurückweichende Kontaktwinkel betrug 39,2 bzw.
ergab "Benetzung". Diese Werte zeigen, daß die Hydrophilie
aufgrund des auf 200 verringerten Molekulargewichts des
hydrophilen PEO abgenommen hatte. Die APTT-, PT- und Thrombocytenadhäsions-
Tests zeigten, daß sich die Blut-Verträglichkeit
signifikant in einem dem Beispiel 8 vergleichbaren Maß
verbessert hatte. Die Verschlußzeit des arterio-arteriellen
Shunt-Tests am Kaninchen betrug 350 min, was die ausgezeichneten
antithrombogenen Eigenschaften des Materials zeigt.
wurde hergestellt durch Umsetzen von
einem Äquivalent
(Produkt der
Polyscience Comp., USA) mit einem Äquivalent NH₂(H₂)₃SO₃H in
einer wäßrigen Lösung eines basischen Katalysators.
Die obigen Beispiele zeigen, daß die erfindungsgemäßen mit
hydrophilem sulfoniertem PEO kombinierten Polymerisate aufgrund
des synergistischen Effektes einer antithrombigenen
Wirkung durch die Sulfonat-Anionen und deren Suppressionswirkung
auf die Haftung von Proteinen und Thrombocyten eine
überlegene Blut-Verträglichkeit zeigen. Bei nur mit PEO kombinierten
Polymerisaten sind diese Effekte nicht zu erwarten.
Claims (19)
1. Modifiziertes polymeres Material mit verbesserter Blut-
Verträglichkeit, das ein polymeres Substrat umfaßt, dessen
Amid- oder Säureamidgruppen sulfonierte Polyethylenoxidgruppen
als Substituenten aufweisen.
2. Modifiziertes polymeres Material gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das polymere Substrat aus der aus Polyurethan,
Polyamid, Polyacrylamid und deren Mischpolymerisaten bestehenden
Gruppe ausgewählt ist.
3. Modifiziertes polymeres Material gemäß Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Substitutionsgrad des sulfonierten
Polyethylenoxids im Fall einer Reaktion in Masse 5 bis
50% und im Fall einer Oberflächenreaktion 50 bis 95% beträgt.
4. Modifiziertes polymeres Material gemäß irgendeinem der Ansprüche
1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es als Konstruktionsmaterial
von medizinischen Geräten oder Instrumenten verwendet
wird, die zum Kontakt mit Blut bestimmt sind.
5. Modifiziertes polymeres Material gemäß irgendeinem der
Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Geräte oder
Instrumente künstliche Herzen, künstliche Blutgefäße, künstliche
Herzbeutel, künstliche Blutoxygenatoren, künstliche
Nieren oder Blutgefäß-Katheter sind.
6. Verfahren zur Herstellung eines modifizierten polymeren
Materials mit verbesserter Blut-Verträglichkeit, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Amid- oder Säureamidgruppen aufweisendes
hochpolymeres Substrat mit Diisocyanat und Disäurechlorid umgesetzt
wird, um freie funktionelle Radikale in das Substrat
einzuführen, und dieses Substrat mit einem sulfonierten Polyethylenoxidderivat
in Kontakt gebracht wird.
7. Verfahren zur Herstellung eines modifizierten polymeren
Materials, dadurch gekennzeichnet, daß ein Amid- oder Säureamidgruppen
aufweisendes hochpolymeres Substrat mit Diisocyanat
und Disäurechlorid umgesetzt wird, um freie funktionelle
Radikale in das Substrat einzuführen, und dieses Substrat
mit Polyethylenoxid und anschließend mit einem Sulfonsäurederivat
umgesetzt wird.
8. Verfahren zur Herstellung eines modifizierten polymeren
Materials, dadurch gekennzeichnet, daß ein Amid- oder Säureamidgruppen
aufweisendes polymeres Substrat direkt mit einem
Isocyanat- oder Säurechloridgruppen aufweisenden sulfonierten
Polyethylenoxidderivat umgesetzt wird.
9. Verfahren zur Herstellung eines modifizierten polymeren
Materials, dadurch gekennzeichnet, daß ein Amid- oder Säureamidgruppen
aufweisendes polymeres Substrat mit Isocyanat oder
einem Polyethylenoxidderivat und dann mit einem Sulfonsäurederivat
umgesetzt wird.
10. Verfahren zur Herstellung eines modifizierten polymeren
Materials, dadurch gekennzeichnet, daß ein Amid- oder Säureamidgruppen
aufweisendes polymeres Substrat direkt mit einem
sulfonierten Polyethylenoxidderivat in Gegenwart einer stark
basischen Verbindung, ausgewählt aus der aus Natriumhydrid,
Natriumethoxid, Natriumbutylat und Methylmagnesiumbromid bestehenden
Gruppe, umgesetzt wird.
11. Verfahren zur Herstellung eines modifizierten polymeren
Materials, dadurch gekennzeichnet, daß ein Amid- oder Säureamidgruppen
aufweisendes polymeres Substrat mit einem Polyethylenoxidderivat
in Gegenwart einer stark basischen Verbindung,
ausgewählt aus der aus Natriumhydrid, Natriumethoxid,
Natriumbutylat und Methylmagnesiumbromid bestehenden Gruppe,
und dann mit einem Sulfonatderivat umgesetzt wird.
12. Verfahren nach irgendeinem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das polymere Substrat aus der aus Polyurethan,
Polyamid, Polyacrylamid und deren Mischpolymerisaten bestehenden
Gruppe ausgewählt wird.
13. Verfahren nach irgendeinem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß das sulfonierte Polyethylenoxid das Amino-
oder Hydroxyderivat ist.
14. Verfahren nach irgendeinem der Ansprüche 7, 9 und 10, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polyethylenoxidderivat das
Amino- oder Hydroxyderivat ist.
15. Verfahren nach irgendeinem der Ansprüche 10 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polyethylenoxid oder sulfonierte
Ethylenoxidderivat das Halogen-, Epoxy- oder Toluolsulfonsäureesterderivat
ist.
16. Verfahren nach irgendeinem der Ansprüche 7, 9 und 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Sulfonsäurederivat aus der aus
Alkylsulton, Natriumbisulfit, Natriumsulfit, Hydroxyalkylsulfonat
und Aminoalkylsulfonat bestehenden Gruppe ausgewählt
wird.
17. Verfahren nach irgendeinem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polyethylenoxid ein Molekulargewicht
im Bereich von 100 bis 20 000 Dalton hat.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß
das Polyethylenoxid ein Molekulargewicht vom Bereich von 200
bis 10 000 Dalton hat.
19. Verfahren nach irgendeinem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß der Substitutionsgrad für eine Reaktion in
Masse 5 bis 50% und für eine Oberflächenreaktion 50 bis 95%
beträgt.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4022695A DE4022695A1 (de) | 1990-07-17 | 1990-07-17 | Sulfonierte, polyethylenoxidsubstituierte polymere mit verbesserter blut-vertraeglichkeit |
FR9010362A FR2665902B1 (fr) | 1990-07-17 | 1990-08-14 | Polymeres substitues par de l'oxyde de polyethylene sulfone, ayant une compatibilite avec le sang amelioree. |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4022695A DE4022695A1 (de) | 1990-07-17 | 1990-07-17 | Sulfonierte, polyethylenoxidsubstituierte polymere mit verbesserter blut-vertraeglichkeit |
Publications (1)
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DE4022695A1 true DE4022695A1 (de) | 1992-01-23 |
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FR (1) | FR2665902B1 (de) |
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Kunststoff-Handbuch, Bd. 7, Polyurethane, 2. Aufl., Carl Hanser Verlag, München, Wien 1983, S. 82/83 * |
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Publication number | Publication date |
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FR2665902B1 (fr) | 1995-06-09 |
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