DE4021046A1 - Verfahren und anlage zur entfernung von radioaktivem caesium aus suspensionen, loesungen und aehnlichen fluessigkeiten - Google Patents
Verfahren und anlage zur entfernung von radioaktivem caesium aus suspensionen, loesungen und aehnlichen fluessigkeitenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine
Anlage zur Entfernung von radioaktivem Caesium aus
Suspensionen, Lösungen und ähnlichen Flüssigkeiten,
insbesondere aus organischen Stoffen, die als
Lebensmittel oder Futtermittel vorliegen und nach einer
Reduzierung der Radioaktivität unter einen zulässigen
Wert noch einer Verwertung zugeführt werden können.
Nach einem älteren Vorschlag, dem sogenannten
Roiner-Verfahren (vergl. Süddeutsche Zeitung Nr. 41, S.
11 vom 19.02.1987) wird radioaktives Caesium
enthaltendes Molkepulver aufgelöst, durch
Ultrafiltration in ein eiweißhaltiges Retentat und eine
Lactose-Salz-Lösung als Permeat getrennt und dieses
Permeat einem mehrstufigen Ionenaustausch zugeführt, in
dessen letzter Stufe das Caesium an einem
Ionenaustauschermaterial angereichert wird. Als ein für
den Ionenaustausch vorgesehenes, für Caesium selektives
Material wurde Ammoniummolybdatophosphat vorgeschlagen.
Alternativ wurde angeregt,
Ammonium-Eisen-Hexacyanoferrat auf einem Träger zu
verwenden. Dieses AEHCF ist als "Giese-Salz" bekannt
geworden, gehört zu den kolloidal löslichen
Berliner-Blau-Verbindungen oder
Eisen (III) hexacyanoferraten (II) und ist beispielsweise
in DE-OS 36 30 492 mit seinen caesiumbindenden
Eigenschaften beschrieben. Das eiweißhaltige Retentat
aus der Ultrafiltration und das von Caesium weitgehend
befreite Permeat werden nach einem älteren Vorschlag in
einen der Ultrafiltration vorgeschalteten Batchbehälter
solange zurückgeführt, bis in diesem die Radioaktivität
unter einen zulässigen Wert abgesunken ist.
Bei Versuchen in einer Pilotanlage, deren Größe einer
für praktischen Einsatz geeigneten Anlage entsprach,
zeigte es sich, daß zur Abtrennung des Caesium aus dem
Permeat bei Verwendung von
Ammonium-Eisen-Hexacyanoferrat, das in mehreren
Beschichtungen auf Kunststoffgranulatkörner aufgebracht
war, ein einstufiger Ionenaustausch ausreicht. Es wurde
aber festgestellt, daß dieses selektive
Ionenaustauschermaterial unter den vorliegenden
Verhältnissen nicht ausreichend beständig ist. So
konnte nicht ausgeschlossen werden, daß
Hexacyanoferrat-Anionen aus der Ionenaustauschersäule
freigesetzt wurden, in den Batchtank gelangten und hier
Eisen (III) hexacyanoferrat (II) bildeten, das in dem
Produkt verblieb oder als Ablagerungen an
Apparatewandungen auftrat. Geringe Anteile des AEHCF
wurden kolloidal in dem Permeat gelöst, aus dem sie
nicht mehr zu entfernen sind. Ferner stellte sich eine
allmähliche Veränderung des pH-Wertes ein, die das
Verfahren nachteilig beeinflußte. Ein durch
Beschichtungen eines Kunststoffgranulats mit
Ammonium-Eisen-Hexacyanoferrat hergestellter
Ionenaustauscher ist in der nicht vorveröffentlichten
DE-OS 38 29 654 beschrieben.
Aus DE-PS 37 04 046 ist ein weiterer Vorschlag bekannt,
radioaktives Caesium mittels in Wasser unlöslichem
Eisen (III) hexacyanoferrat (II) als Ionenaustauscher aus
Lebens- und Futtermitteln wie z.B. im Verhältnis
1 : 10 in Wasser aufgelöstem Molkepulver zu entfernen
Nach Abtrennen von Feststoffanteilen durch
Zentrifugieren oder Filtern und Einstellen eines
pH-Wertes kleiner als 8 wird die Caesium enthaltende
Flüssigkeit mit dem Ionenaustauscher in Verbindung
gebracht. Dies kann durch Einrühren des
Ionenaustauschers in einen Behälter mit anschließendem
Abfiltrieren oder im Durchlauf der Flüssigkeit durch
eine mit feinkörnigem Ionenaustauscher gefüllten
Patrone erfolgen. Angesichts der vorstehend angegebenen
Versuche mit einer Pilotanlage bestehen auch gegen
dieses Verfahren gewisse Bedenken, z.B. bezüglich des
Entweichens von Hexacyanoferrat-Anionen in das Produkt.
Nachteilig ist auch, daß der zugemischte
Ionenaustauscher in einem weiteren Verfahrensschritt
wieder abgetrennt werden muß und daß bei Verwendung
einer durchströmten, durch feine Siebe begrenzten
Patrone eine feinkörnige Füllung einen großen, die
Leistung einschränkenden Durchflußwiderstand aufweist.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die
vorstehend beschriebenen Verfahren weiter zu
verbessern, so daß bei der Entfernung von radioaktivem
Caesium aus Suspensionen, Lösungen und sonstigen
Flüssigkeiten eine Beeinflussung des Produkts durch das
Ionenaustauschermaterial vermieden und das Verfahren
weiter optimiert wird, sowie eine Anlage vorzusehen, in
der das Verfahren in vorteilhafter Weise gegebenenfalls
auch bei unterschiedlicher Zusammensetzung des
Produktes durchgeführt werden kann.
Zur Lösung dieser Aufgabe sieht die Erfindung die
Aufteilung von Flüssigkeitsströmen vorzugsweise durch
Ultrafiltration und die die Behandlung eines Caesium
enthaltenden Stromes durch Ionenaustausch in im
wesentlichen einer Stufe vor und verwendet als für
Caesium selektives Ionenaustauschermaterial auf einem
kugelförmigen, porösen Träger befindliche Komplexe, die
aus Di-Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat
(NH4)2 Cu(II)[Fe(III)(CN6)] bestehen oder durch eine
wenigstens einmalige Beschichtung mit
Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat auf dem Träger erzeugt
werden, wobei als an dem Caesium-Ionenaustausch nicht
direkt beteiligter Träger ein Anionenaustauscher auf
Polystyrolbasis bevorzugt wird. Das
Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat kann
herstellungsbedingt geringe Anteile von
Kupfer(II)cyanoferrat(II) Cu(II)2[Fe(II) (CN)6]
enthalten.
Bevorzugt werden als Träger Kugeln, Granulate oder
ähnliche annähernd kugelförmige kleine Körper mit einem
Durchmesser zwischen 0,4 und 1,2 mm. Es wurden
Kunststoffkugeln ausgewählt, die infolge ihrer
Porosität eine große Oberfläche besaßen und eine hohe
Bindungsfähigkeit an der gesamten Oberfläche zu dem
Ionenaustauschermaterial aufwiesen. Der gewählte
Durchmesser der Kugeln gewährleistet außerdem eine gute
Durchströmbarkeit einer Ionenaustauschersäule.
Ein bevorzugtes Trägermaterial ist ein im Handel
erhältlicher starkbasischer Anionaustauscher auf
Polystyrolbasis mit quartären Ammoniumgruppen. Dieses
Material kann beispielsweise Trimethylamingruppen als
bei einem Anionaustausch aktive Gruppen enthalten.
Dieses Trägermaterial war bei durchgeführten Versuchen
sehr gut geeignet, Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat und
sich hieraus bildende andere Komplexe anzunehmen und
festzuhalten. Eine mehrfache, vorzugsweise dreifache
Beschichtung der porösen Kugeln mit dem
Caesium-Ionenaustauscher war zweckmäßig, um die hohe
Bindungsfähigkeit voll auszunutzen. Es konnte noch
nicht geklärt werden, ob die Bindungsfähigkeit auf
physikalischen Kräften oder auf einem Anionenaustausch
zwischen dem Träger und dem Hexacyanoferrat beruht. Die
Synthese der caesium-selektiven Komplexe wird vor dem
Einsatz der beschichteten Träger als
Cs-Ionenaustauscher erzeugt, und die Bindung bleibt
während der Behandlung der zu dekontaminierenden
Flüssigkeit bestehen.
Bei der Durchführung des Verfahrens dürfen in den
Ionenaustauscher keine Stoffe gelangen, die ihn
unbrauchbar machen. Derartige Stoffe sind vorher
vorzugsweise durch eine Filtration von dem Permeat
abzutrennen. So wird bei der Dekontaminierung von
Molkepulver eine Ultrafiltration eingesetzt, die das
Eiweiß in einer Lactose-Salz-Lösung als Retentat
zurückhält, während eine nahezu eiweißfreie
Lactose-Salz-Lösung dem Ionenaustauscher zugeführt
wird. Caesium findet sich in annähernd gleichen
Anteilen in Permeat und Retentat. Die eiweißhaltige
Lösung wird in einen Mischbehälter oder Batchtank
zurückgeführt. Das Permeat wird im Ionenaustauscher von
dem enthaltenen Caesium befreit und fließt ebenfalls in
den Mischbehälter zurück. Durch die Aufrechterhaltung
dieser Kreisläufe für eine gewisse Zeit wird die
Radioaktivität der Lösung in dem Mischbehälter auf
einen erwünschten niedrigen Wert abgesenkt.
Bei einem durchgeführten Versuch mit einem Tankinhalt
von 8900 Litern zu dem ein im Umlaufsystem des Permeats
verbliebenes Volumen von 3000 Litern aus der Vorcharge
kam, welches nach der Behandlung zurückblieb
(Totraumvolumen), wurden von einem Ausgangswert der
gesamten Lösung von über 300 Bq/l bereits nach 60
Minuten 160 Bq/l, nach 2 1/2 Stunden 50 Bq/l und nach 4
Stunden 20 Bq/l und nach 5 Stunden unter 10 Bq/l
gemessen. Da das Molkepulver zuvor mit Wasser im
Verhältnis 1 : 4 aufgelöst wurde, entspricht der Wert
von 10 Bq/l Molkepulverlösung etwa einem Wert von
50 Bq/kg Molkepulver-Trockensubstanz. Bei einem
Volumenstrom aus dem Batchtank von ca. 8900 l/h wird
eine Zykluszeit für die Dekontaminierung mit Hilfe des
Ionenaustauschers von etwa 4 bis 5 Stunden für die
Erreichung eines Wertes von weniger als 100 Bq/kg in
der Trockenmasse für zweckmäßig gehalten, wenn
Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat eingesetzt wird. Die
Radioaktivität des aus dem Ionentauscher austretenden
Permeats war bei dreifach beschichtetem Granulat
kleiner als 2 Bq/l. Es wurden mehrere Chargen
behandelt. Die Temperatur des Permeats betrug
vorzugsweise 60°C im Ionenaustauscher. Eine wesentlich
höhere Temperatur muß jedoch wegen der Gefahr einer
nachteiligen Beeinflussung von Eiweiß und des
kugelförmigen Trägermaterials vermieden werden. Eine
Temperatur unter 50°C scheint auch wegen der Gefahr
von etwa in dem System auftretenden Verkeimungen
unzweckmäßig zu sein.
Obwohl Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat etwa dieselbe
Bindungskapazität für Caesium hat wie das zuvor
verwendete Ammonium-Eisen-Hexacyanoferrat wurde
festgestellt, daß der Ionenaustausch langsamer
vonstatten geht. Es ist daher zweckmäßig, daß das
Caesium enthaltende Permeat dem Ionenaustauscher in
einer Menge pro Stunde zugeführt wird, die die
Reaktionszeit von etwa 12 Minuten beinhaltet und nicht
unter 10 Minuten beträgt. Ist die Menge des stündlich
zugeführten Permeats kleiner, so werden keine besseren
Ergebnisse erzielt. Ist aber die Menge größer als der
angegebene Bereich, so kann es vorkommen, daß nicht
genügend Caesium abgetrennt wird. Um die
Filterporösität des Ionenaustauschermaterials optimal
zu halten, wurde die Anströmung von unten über einen
speziell konzipierten Filterboden vorgenommen.
In einer Anlage zur Dekontaminierung von Molke wurde
eine Ionenaustauschersäule über drei Wochen ohne
Auswechseln des Ionenaustauschermaterials im
24-Stundenbetrieb eingesetzt. Am Ende dieser Zeit stieg
die Radioaktivität des behandelten Permeats von unter
2 Bq/l auf über 15 Bq/l. Es wurde daher eine zweite
Säule nachgeschaltet, in der die restliche
Radioaktivität des Permeats nach der ersten Säule
wieder auf einen angestrebten sehr niedrigen Wert
reduziert wird. Der Ionenaustauscher in der ersten
Säule war jedoch weiterhin aktiv wirksam, ohne daß ein
Auswechseln oder eine Regenerierung notwendig wurden.
Eine Menge von etwa 20% des Ionenaustauschers in der
ersten Säule wurde für die zweite als ausreichend
angesehen, um die Gesamtmenge des mit Caesium beladenen
Austauschermaterials möglichst klein zu halten.
Alternativ kann an eine Ultrafiltration auch
wechselweise eine Austauschersäule, die bereits höher
mit Caesium beladen ist, und eine andere, die noch
nicht oder nur gering beladen ist, angeschlossen
werden. In der ersten Säule erfolgt dann eine
Grobdekontamination bis auf etwa 100 Bq/l und in der
zweiten eine Feindekontamination bis auf den
gewünschten niedrigen Wert. Hierdurch kann das
Ionenaustauschermaterial z.B. der ersten Säule nahezu
vollständig beladen werden. Dieses Verfahren kann
vorteilhaft bei zwei parallelen Linien mit je einer
Ultrafiltration und einer Austauschersäule angewendet
werden, wenn die Linien so betrieben werden, daß das
Permeat wechselweise der einen oder der anderen Säule
zugeführt wird, wobei in jeweils der einen Säule die
grobe und der anderen die feine Dekontamination erfolgt
und erst nach Auswechseln des Ionenaustauschers in der
zuletzt für die Grobdekontamination verwendeten Säule
die Funktionen der Säulen vertauscht werden.
Obwohl das Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat auch bei
längerer Betriebszeit den pH-Wert der Lösung nicht
beeinflußt, ist es selbst empfindlich gegen
Schwankungen des pH-Wertes, die beispielsweise durch
unterschiedliche Zusammensetzungen des Molkepulvers
hervorgerufen werden können. Es wird daher bevorzugt,
den Prozeß insbesondere im Ionenaustauscher bei einem
pH-Wert im Bereich zwischen 4,8 und 5,2 und möglichst
bei 5,0 durchzuführen. Soweit sich Abweichungen
einstellen sollten, müssen Korrekturen des pH-Wertes
vorgenommen werden.
Es ist insbesondere bei der Anwendung des Verfahrens
zur Dekontaminierung von Molkepulver zweckmäßig, die
nach der Entfernung des Caesiums aus Permeat und
Retentat gebildete Lösung einer Sprühtrocknung zu
unterwerfen, um wieder ein lagerungsfähiges Produkt zu
erhalten.
Eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens zum
Entfernen von radioaktivem Caesium aus Suspensionen,
Lösungen oder ähnlichen Flüssigkeiten wird nachstehend
anhand der beigefügten schematischen Darstellung der
Fig. 1 beschrieben, die als ein bevorzugtes
Ausführungsbeispiel eine Anlage zur Dekontaminierung
von Molkepulver zeigt.
Das Molkepulver wird aus einem Silo 6 über einen
Wiegbehälter 7 und eine Mischerstrecke 8 in heißem
Wasser eingeführt, das aus einer Zuleitung 5 über einen
Schlauchfilter 9 das Molkepulver in einen
Auflösungsbehälter 12 bringt. Der Behälter 12 ist mit
einem langsam laufenden Rührer versehen, der ein
Entmischen der Molkepulverlösung während der Maturation
verhindert. Die Molkepulverlösung verbleibt etwa 60
Minuten in dem Auflösebehälter 12, bis sich eine
ausreichend homogene Lösung gebildet hat. Um die
Auflösung zu begünstigen, wird der Behälter beheizt.
Für den Fall der Behandlung anderer Produkte können
andere geeignete Einrichtungen zur Vorbereitung oder
Auflösung des jeweils zu behandelnden Produktes
eingesetzt werden, das danach in Form einer homogenen
Flüssigkeit einem dem Auflösebehälter 12 entsprechenden
Behälter entnommen werden kann.
Der Inhalt des Auflösebehälters 12 wird dann über eine
Pasteurisierungs- und Temperierungseinrichtung 13 in
einen Mischbehälter oder Batchtank 14 geleitet. In der
Einrichtung 13 erfolgt die Pasteurisierung durch
kurzzeitige Erhitzung auf ca. 85°C und anschließend
die Einstellung einer Betriebstemperatur von
vorzugsweise 60 bis 65°C für die weitere Behandlung.
Der Batchtank 14 ist mit einem Rührer versehen, der für
eine Homogenität der in dem Tank vorhandenen Lösung
sorgt. Aus dem Batchtank 14 gelangt die gesamte Lösung
zur Ultrafiltration 15. Von hier wird das Retentat
direkt in den Batchtank 14 zurückgeführt. Das nahezu
eiweißfreie Permeat wird zum Ionenaustauscher 16
geleitet. Die Caesium-Ionen lagern sich am
Ionenaustauschermaterial an, und das von Caesium
befreite Permeat fließt ebenfalls in den Batchbehälter
14 zurück. Ist die insbesondere auf Cs137 und Cs134
zurückzuführende Radioaktivität ausreichend stark
reduziert, wird der Inhalt des Batchtanks 14 über eine
Pasteurisierungseinrichtung 20 in einen
Übergabebehälter 19 geleitet. Aus diesem kann die nicht
mehr radioaktive Molkepulverlösung entnommen und zu
einer Sprühtrocknung gebracht werden.
Das mit Caesium beladene oder sonst unbrauchbar
gewordene Ionenaustauschermaterial wird aus dem
Ionenaustauscher 16 in einem geschlossenen System
ausgespült und in einem Austragbehälter 17 so
konditioniert, daß es in Transportbehälter 18 abgefüllt
werden kann.
In der vereinfachten Darstellung sind Pumpen, Ventile
und Anschlüsse für die Reinigung der Anlagenteile nicht
eingezeichnet. Die Behälter und Rohrleitungen können
nach Standards der Lebensmitteltechnik in abgestimmten
Verfahrensschritten gereinigt werden. Die Reinigung der
Ultrafiltrationanlage erfolgt mit enthärtetem Wasser
und geeigneten Reinigungsmitteln in zweckmäßigen
Konzentrationen in eigenen Reinigungskreisläufen. Auch
die Reinigung des Ionenaustauschers erfolgt getrennt,
insbesondere mit weichem Wasser, dem gegebenenfalls ein
pH-neutrales Desinfektionsmittel zur Verhinderung
bakteriologischer Verunreinigungen zugesetzt sein kann.
In der Zeichnung sind ferner die Überwachungsgeräte für
Temperaturen, Strahlung usw. nicht eingetragen.
Die an die Pasteurisierungseinrichtung 13 anschließende
Linie, insbesondere der Kreislauf durch Batchtank 14,
Ultrafiltration 15 und Ionenaustausch 16 wird
batchweise betrieben. Um trotzdem eine kontinuierliche
Durchströmung von Ultrafiltration und Ionenaustauscher
zu erreichen, werden zwei wechselweise zu benutzende
Batchtanks 14 vorgesehen. Von diesen ist jeweils der
eine im Kreislauf eingeschlossen, während der andere
gefüllt oder entleert wird. Die Aufnahmefähigkeit des
Ionenaustauschermaterials für Caesium-Ionen ist sehr
groß, so daß dieses Material über eine Vielzahl von
Zyklen im Ionenaustauscher verbleiben kann.
Nachdem die Ionenaustauschersäule 16 erstmalig von dem
Permeat durchflossen wurde, sollte eine Durchströmung
der Säule aufrechterhalten bleiben. Bei
Betriebsunterbrechungen ist zu diesem Zweck ein
Kurzschluß-Kreislauf vorgesehen, der das Permeat
zirkulieren läßt und auf der Zeichnung nicht
dargestellt ist.
Der Säule kann wenigstens nach längerer Betriebszeit,
wenn die Radioaktivität des in der Säule 16 behandelten
Permeats einen vorgesehenen niedrigen Wert
überschreitet, eine zweite, kleinere Säule 16a im
Vollstrom nachgeschaltet werden, in der die restliche
Radioaktivität herabgesetzt wird. Auf diese Weise
können die durch Ionenaustausch zu behandelnde Menge
sowie alle übrigen Verfahrensparameter konstant
gehalten werden. Auch diese zweite Säule wird ab Beginn
ihrer Zuschaltung ständig durchströmt und ist in den
kurzgeschlossenen Kreislauf für Permeat einbezogen, der
betrieben wird, wenn dem Ionenaustauscher 16 kein
Permeat über die Ultrafiltration 15 zugeführt wird,
weil beispielsweise die Ultrafiltration 15 gereinigt
wird.
Da die Zeit eines Zyklus für die Behandlung im
Kreislauf durch den Mischbehälter 14 etwa 4 bis 5
Stunden beträgt, ist es vorteilhaft, der
Pasteurisierung 13 drei Auflösebehälter 12
vorzuschalten, die wechselweise betrieben werden und an
die Pasteurisierung 13 auch drei weitere Linien mit je
zwei Batchtanks 14, einer Ultrafiltration 15 und einem
Ionenaustauscher 16 anzuschließen. Dies vergleichmäßigt
die Betriebsbedingungen aller Anlageteile. Die
Kapazität der Komponenten der Anlage wird
zweckmäßigerweise so gewählt, daß bei etwa
kontinuierlicher Zuführung und Abgabe des Produktes
einzelne Anlagenteile zwischenzeitlich gereinigt und
überprüft werden können. Ferner wird die Anlage als im
Wesentlichen geschlossenes System ausgebildet, aus dem
kontaminierte Produktbestandteile nicht entweichen
können.
Fig. 2 und 3 zeigen Ultrafiltration und Ionenaustausch
in zwei parallelen Linien, die die Batchtanks
14a, b, c, d, die Filter 15b und 15d sowie die Säulen
16b und 16d enthalten, welche wechselweise den Filtern
zugeschaltet werden.
In Fig. 2 erfolgt gemäß oberem Teil der schematischen
Darstellung eine Grobdekontamination des Permeats aus
der Ultrafiltration 15b in der schon stärker beladenen
Austauschersäule 16b, wobei das teilweise
dekontaminierte Permeat in dem Batchtank 14b
zurückfließt. Ist die Aktivität auf 70 bis 150 Bq/l,
vorzugsweise auf unter 100 Bq/l reduziert, wird die
Filtration 15b mit der Säule 16d, in der bisher nur
wenig Caesium angelagert wurde, verbunden (s. Fig. 3),
und es erfolgt eine Feindekontamination des Permeats
bis auf Werte unter 20 Bq/l, vorzugsweise weniger als
10 Bq/l.
In Fig. 2 ist die Ultrafiltration 15d der anderen Linie
zunächst mit der wenig beladenen Säule 16d verbunden,
um eine Feindekontamination des zuvor in der Säule 16b
(vergl. Fig. 3) grob dekontaminierten Permeats zu
erreichen. Ist die Aktivität der Charge aus Batchtank
14d ausreichend reduziert, wird die in Fig. 2
dargestellte Schaltung in die in Fig. 3 dargestellte
verändert. Aus Batchtank 14c erfolgt nun eine
Grobdekontamination in Säule 16b und das schon grob
behandelte Permeat aus Batchtank 14b wird zur
Feindekontamination durch Säule 16d geleitet.
Während bei Verwendung von nur einer Säule das
Ionenaustauschermaterial mit nicht mehr als etwa
500 Bq/g beladen werden kann, wenn ein Endwert von
20 Bq/l nicht überschritten werden soll, kann durch
eine anfängliche Grobdekontamination eine Beladung der
hierfür eingesetzten Säule bis etwa 1500 Bq/g erreicht
werden, was die Menge des als dekontaminiertes Material
zu entsorgenden Ionenaustauschers herabsetzt.
Ist die Säule z.B. 16b für die Grobdekontamination als
weitgehend beladen anzusehen, wird der Ionenaustauscher
gegen neues Material ausgetauscht. Von nun an wird die
Säule 16b zur Feindekontamination und die Säule 16d für
die Grobdekontamination eingesetzt. Das Nachfüllen
einer Säule und die Vertauschung der Funktionen ist
auch erforderlich, wenn die Feindekontamination nicht
unter dem erwünschten niedrigen Wert ergibt.
Die nur schematisch dargestellte zusätzliche
steuerungstechnische Umschaltung der einzelnen Linien
ermöglicht ein wechselseitiges Ansteuern der jeweiligen
Ionenaustauschersäulen 16, um sowohl eine optimale
Ionenaustauschermaterialausnutzung in bezug auf die
Cs-Ionenaufnahmefähigkeit zu gewährleisten als auch den
zeitabhängigen Ionenaustauschermaterialeinsatz in Bezug
auf die Anzahl der Zyklen zu nutzen.
Auch bei drei parallelen Linien können die
Ultrafiltrationseinrichtungen wechselweise mit einer
der Säulen verbindbar sein, um durch eine abschließende
Feindekontamination eine niedrige Aktivität des
Produkts zu erreichen und die Menge des dabei
kontaminierten Ionenaustauschermaterials zu verringern.
Claims (17)
1. Verfahren zur Entfernung von radioaktivem Caesium
aus Suspensionen, Lösungen und ähnlichen
Flüssigkeiten, wobei
- a) die Flüssigkeit, gegebenenfalls nach Zubereitung aus trockenen Vorprodukten in eine homogene Zusammensetzung gebracht,
- b) die Flüssigkeit bezüglich ihrer Temperatur konditioniert und einer Filtration unterworfen wird, nach der das für einen Ionenaustauscher nachteilige Retentat in einen Batchbehälter zurückgeleitet wird,
- c) das Caesium enthaltende Permeat einem Ionenaustausch zugeführt wird, in dem sich das Caesium an dem Ionenaustauschermaterial anlagert und von dem das von Caesium befreite Permeat zu dem Retentat in den Batchbehälter zurückgeführt wird,
- d) wobei diese Zirkulation solange aufrechterhalten wird, bis die Kontamination der Flüssigkeit in dem Mischbehälter unter einen vorgegebenen Wert gefallen ist,
dadurch gekennzeichnet, daß
- e) als Ionenaustauschermaterial durch Beschichtung eines Trägers mit Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat erzeugte Komplexe verwendet werden,
- f) als das in einem am Austausch von Caesium-Ionen unbeteiligten Trägermaterial hochporöse, eine große Oberfläche aufweisende Kugeln aus einem Kunststoff, der eine hohe Bindungsfähigkeit zum Ionenaustauschermaterial aufweist, eingesetzt werden,
- g) wobei die Kugeln einen Durchmesser zwischen 0,4 und 1,2 mm besitzen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Trägermaterial ein starkbasischer
Anionenaustauscher auf Polystyrolbasis mit
quartären Ammoniumgruppen verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Verfahren über eine
mehrwöchige Betriebszeit ununterbrochen mit
demselben Ionenaustauschermaterial in einer
Austauschersäule betrieben wird und daß bei
Ansteigen der Radioaktivität des in der Säule
behandelten Permeats über einen vorgegebenen
niedrigen Wert eine zweite Austauschersäule in
Reihe nachgeschaltet wird, in der die restliche
Radioaktivität des Permeats reduziert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß von einer Ultrafiltration
ausgehend im Umlauf zunächst eine
Grobdekontamination des Permeats auf einen Wert
etwa zwischen 70 und 150 Bq/l in einer bereits
stärker mit Caesium beladenen Austauschersäule und
danach eine Feindekontamination in einer noch wenig
beladenen Austauschersäule auf unter 20 Bq/l
erfolgt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Caesium
enthaltende Permeat dem Ionenaustauscher in einer
Menge pro Stunde zugeführt wird, die eine
Reaktionszeit von 10 bis 12 Minuten ergibt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Caesium
enthaltende Permeat dem Ionenaustauscher mit einer
Temperatur von wenigstens 50°C vorzugsweise bei
etwa 60°C zugeführt wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens das
den Ionenaustauscher durchfließende Permeat auf
einen pH-Wert im Bereich von 4,8 bis 5,2 gehalten
wird.
8. Anwendung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 oder
2 bis 7 auf die Dekontaminierung von Molkepulver,
wobei das Molkepulver mit Trinkwasser im Verhältnis
etwa 1 : 4 aufgelöst wird, als Filtration eine
Ultrafiltration eingesetzt wird, bei der das Eiweiß
im Retentat zurückgehalten und eine
Lactose-Salz-Lösung als Permeat dem Ionenaustausch
zugeleitet wird und die nach der Entfernung des
Caesium aus Permeat und Retentat gebildete Lösung
einer Sprühtrocknung unterworfen wird.
9. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8 unter
Verwendung von
- a) Behältern (12) zur Vorbereitung oder Auflösung des zu behandelnden Produktes,
- b) Einrichtungen (13) zum Temperieren und Pasteurisieren der Flüssigkeiten, insbesondere für eine annähernd gleichmäßige Behandlung und Abgabe trotz batchweiser Bearbeitung der zu behandelnden Flüssigkeit,
- c) einem Batchtank (14), in den die pasteurisierte Flüssigkeit eingeleitet und in dem während der Dekontamination Permeat und Retentat wieder zusammengeführt werden,
- d) eine Ultrafiltrationseinrichtung (15) zur Trennung der Flüssigkeit in Permeat und Retentat,
- e) einem Ionenaustauscher (16), der vom Permeat durchflossen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
- f) der Ionenaustauscher (16) hochporöse Kugeln aus einem Kunststoff, die mit Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat und/oder daraus entstehenden Komplexen als für den Austausch der Caesium-Ionen aktivem Ionenaustauschermaterial beschichtet sind, enthält und
- g) nach der Pasteurisierungs- und Temperiereinrichtung (13) wenigstens eine mit einer Zykluszeit von etwa vier bis fünf Stunden kontinuierlich betreibbarer Linie anschließt, die zwei Batchbehälter (14) umfaßt, von denen jeweils einer in den Kreislauf der Ultrafiltration (15) und dem Ionenaustauscher (16) eingeschaltet ist und der andere gefüllt oder entleert wird.
10. Anlage nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
nach einem ersten Ionenaustauscher (16) ein
zweiter, kleinerer Ionenaustauscher (16a) bei
Bedarf einschaltbar angeordnet ist.
11. Anlage nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
wenigstens zwei parallele Linien mit je einer
Ultrafiltration (15b, 15d) und einem Ionentauscher
(16b, 16d) vorhanden und so schaltbar sind, daß die
Ultrafiltrationen und die ihnen zugeordneten
Batchtanks (14) abwechselnd mit dem einen oder dem
anderen Ionentauscher verbindbar sind.
12. Anlage nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß die Ionenaustauscher (16, 16a,
16b, 16d) an einen Kreislauf anschließbar sind,
durch den ein Strom von Permeat durch die
Austauscher aufrechterhalten werden kann, wenn
keine Zufuhr von Permeat aus der Ultrafiltration
(15) erfolgt.
13. Anlage nach Anspruch 9, insbesondere für die
Behandlung von auflösbaren Pulvern wie Molkepulver,
dadurch gekennzeichnet, daß der Pasteurisierungs-
und Temperierungseinrichtung (13) drei parallel
angeordnete Auflösebehälter (12) vorgeschaltet und
drei Linien mit Mischbehältern (14) ,
Ultrafiltration (15) und Ionenaustauscher (16)
nachgeschaltet sind, die jeweils in
unterschiedlichem Bearbeitungszustand betreibbar
sind.
14. Anlage nach einem oder mehreren der Ansprüche 9 bis
13, dadurch gekennzeichnet, daß Auflösebehälter
(12) und Batchtank (14) beheizbar und mit
Rühreinrichtungen versehen sind.
15. Anlage nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß sowohl dem Filter (15) als auch
dem Ionenaustauscher (16) eigene
Reinigungskreisläufe zugeordnet sind, die
unabhängig von Reinigungseinrichtungen für die
übrigen Anlagenteile betreibbar sind.
Priority Applications (2)
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---|---|---|---|
DE19904021046 DE4021046A1 (de) | 1989-09-02 | 1990-06-29 | Verfahren und anlage zur entfernung von radioaktivem caesium aus suspensionen, loesungen und aehnlichen fluessigkeiten |
PCT/DE1990/000670 WO1991003815A1 (de) | 1989-09-02 | 1990-08-31 | Verfahren und anlage zur entfernung von radioaktivem caesium aus suspensionen, lösungen und ähnlichen flüssigkeiten sowie hierfür geeignetes ionenaustauscher-granulat |
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DE4021046A1 true DE4021046A1 (de) | 1991-03-07 |
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ID=25884765
Family Applications (1)
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DE19904021046 Withdrawn DE4021046A1 (de) | 1989-09-02 | 1990-06-29 | Verfahren und anlage zur entfernung von radioaktivem caesium aus suspensionen, loesungen und aehnlichen fluessigkeiten |
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1990
- 1990-06-29 DE DE19904021046 patent/DE4021046A1/de not_active Withdrawn
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