DE3938844A1 - Verfahren zur stoffverteilung im grundwasserleiter - Google Patents
Verfahren zur stoffverteilung im grundwasserleiterInfo
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C02—TREATMENT OF WATER, WASTE WATER, SEWAGE, OR SLUDGE
- C02F—TREATMENT OF WATER, WASTE WATER, SEWAGE, OR SLUDGE
- C02F3/00—Biological treatment of water, waste water, or sewage
- C02F3/30—Aerobic and anaerobic processes
- C02F3/302—Nitrification and denitrification treatment
- C02F3/305—Nitrification and denitrification treatment characterised by the denitrification
- C02F3/306—Denitrification of water in soil
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stoffverteilung in
einem natürlichen oder künstlichen Grundwasserstrom über In
filtrationsbrunnen. Die Erfindung ist anwendbar bei der Unter
grundwasseraufbereitung, der Grundwassersanierung und der Alt
lastensanierung.
Die Untergrundwasseraufbereitung, die Grundwassersanierung und
auch die Altlastsanierung gehen davon aus, daß der Stoffeintrag
in den Grundwasserleiter vorwiegend über Vertikalfilterbrunnen,
sogenannte Infiltrationsbrunnen erfolgt. Infiltrationsbrunnen
haben gegenüber den Entnahmebrunnen entscheidend kürzere
Nutzungszeiten.
Bei der Nutzung des natürlichen Grundwasserleiters als Festbett
reaktors im Sinne eines Mischbettes sind zur Einleitung von
Stoffen in den Untergrund zwei technologische Möglichkeiten be
kannt. Der Stoffeintrag kann entweder kontinuierlich oder dis
kontinuierlich erfolgen.
Voraussetzung für beide Infiltrationstechnologien ist, daß sich
der in den Untergrund einzutragende Stoff im Wasser löst und so
als Fluid infiltriert werden kann. Die Verteilung des Stoffes
im Grundwasserleiter geht stets von der Gestalt der Infiltra
tionszone aus und erfolgt auschließlich auf der Basis der hydro
dynamischen Dispersion, die bei der natürlichen Konvektion des
Grundwassers entsteht. Dabei ist bekannt, daß die longitudinale
hydrodynamische Dispersion ein Vielfaches des horizontal-trans
versalen Terms ist.
Bei der kontinuierlichen Infiltration bildet das Infiltrat im
Untergrund eine langgestreckte Zone. Zwischen Infiltrat und dem
natürlichen Grundwasser entstehen Grenzflächen, über die ein
Austausch möglich ist. Nachteilig bei dieser Technologie ist,
daß die Vermischung zwischen Infiltrat und Grundwasser nur auf
sehr langen Fließwegen möglich ist, da hierbei vorwiegend die
transversale Dispersion wirksam wird. Nachteilig ist weiterhin,
daß kontinuierlich beaufschlagte Infiltrationsbrunnen stark zu
irreversibler Kolmation neigen.
Bei der diskontinuierlichen Infiltration bildet das Infiltrat
im Untergrund Zonen mit zylindrischer Gestalt. Auch hierbei ist
der Austausch nur über die Grenzfläche möglich. Gegenüber der
kontinuierlichen Infiltration ist jedoch bei der diskontinuierli
chen Infiltration der Austauschprozeß intensiver, da hierbei die
longitudinale Dispersion, die an die Konvektion der natürlichen
Grundwasserströmung gebunden ist, in den Austauschprozeß einbe
zogen werden kann. Nachteilig ist auch bei dieser Technologie
die Kolmationsgefahr der Infiltrationselemente, da in der Zeit
der Abdrift der Infiltrationszone im Infiltrationselement bio
logische Stoffwechselprozesse über Tage, Wochen und unter Um
ständen auch Monate möglich sind.
Ziel der Erfindung ist die Senkung der technisch-technologi
schen und ökonomischen Aufwendungen für den Bau und Betrieb
von Infiltrationsanlagen zum Zwecke des Stoffeintrages in das
Grundwasser.
Aufgabe der Erfindung ist es, durch ein spezifisches Infiltra
tionsregime über Infiltrationsbrunnen einen oder mehrere Stoffe
in den Grundwasserbereich einzutragen und diesen mit dem natür
lichen Grundwasser schnell und gleichmäßig so zu mischen, daß
nach einem Fließweg von maximal 100 m bereits eine homogene
Mischung sicher erreicht ist. Das Verfahren soll gestatten,
über Vertikalfilterbrunnen dauerhaft wäßrige Lösungen in den
grundwassergesättigten Bereich des Untergrundes so zu infil
trieren, daß die Stoffverteilung primär durch Konvektion und
nur sekundär durch die Dispersion erfolgt.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Infil
tration in zwei Phasen erfolgt. Die erste Infiltrationsphase
stellt den eigentlichen Stoffeintrag dar, wobei der Stoff als
wäßrige Lösung die eine ungesättigte echte Lösung, eine gesät
tigte echte Lösung, eine Suspension oder auch eine Emulsion
sein kann bzw. als flüssiger Stoff infiltriert wird.
Werden mehrere Stoffe in den Untergrund infiltriert, wird die
erste Infiltration entsprechend unterteilt und die unterschied
lichen Stoffe nacheinander eingeleitet. Werden mehrere Stoffe
eingeleitet, die in wäßriger Lösung keine spontane Reaktion ein
gehen, ist ebenso die gleichzeitige Infiltration von Stoffen in
der Phase 1 möglich.
Im Ergebnis der ersten Infiltrationsrate entsteht um den Infil
trationsbrunnen ein Raum, dessen geometrische Form etwa einem
Zylinder entspricht. In der zweiten Infiltrationsphase, die sich
an die erste direkt anschließt, wird nunmehr unbehandeltes Grund
wasser infiltriert, und zwar in einem solchen Maße, daß das
Zweitinfiltrat das Doppelte bis das 10 000fache des Erstinfiltrats
erreicht. Das Zweitinfiltrat verdrängt dabei das Erstinfiltrat,
es kommt zu einer Kolbenverdrängung. Im Ergebnis der Infiltration
entspricht jetzt der Raum, den das Erstinfiltrat einnimmt, einem
Hohlzylinder, dessen Grenzflächen bei der Konvektion des Zweit
infiltrates in gewissen Bereichen bereits aufgelöst sind (Effek
te der longitudinalen Dispersion der rotationssymmetrischen Ab
strömung bei der Infiltration). Die Abmessungen des Hohlzylinders
sind durch das Verhältnis Erstinfiltrat zu Zweitinfiltrat quasi
unbegrenzt regelbar. Mit einer solchen lnfiltrationstechnologie
wird eine primäre Stoffverteilung an die schnelle Konvektion der
Abströmung gekoppelt. Der primäre Stofftransport in das Brunnen
umfeld erfolgt dabei mit Geschwindigkeiten, die sehr viel größer
als natürliche Fließgeschwindigkeiten sind.
Nach Abschluß der lnfiltration unterliegt der Hohlzylinder des
Erstinfiltrats der Drift des natürlichen Grundwassers und wird
durch die Dispersion der Grundwasserströmung aufgelöst. Unter
den erreichten Arbeitsbedingungen können für diesen Mischprozeß
jetzt vorwiegend die erhöhten longitudinalen Effekte genutzt werden.
Die homogene Vermischung der beiden Infiltrationswässer mit dem
natürlichen Grundwasser ist damit auf sehr kurze Entfernung mög
lich.
Mit der Infiltration des Zweitinfiltrats kann gesichert werden,
daß die Poren im Umfeld des Infiltrationsbrunnens vom Erstinfil
trat gereinigt sind. Auch in der stagnierenden flüssigen Phase
ist durch Rückdiffusion das Erstinfiltrat in das Zweitinfiltrat
soweit verdünnt, daß biologische Stoffwechselprozesse ausge
schlossen bzw. auf ein Minimum eingeschränkt sind.
Unterstützt wird der Effekt der biologischen Inaktivität im
brunnennahen Raum dadurch, daß bei den beschriebenen Regimen die
Infiltrationsintervalle extrem groß gewählt werden können (z. B.
2 bis 6 Monate), so daß durch Nährstofflimitation eine Produktion
von Biomasse dauerhaft ausgeschlossen werden kann.
Die Erfindung soll nachstehend an Hand der Zeichnung erläutert
werden.
Fig. 1 Schema der Zwei-Phasen-Infiltration
Ein Grundwasserleiter besitzt folgende hydrogeologische Parame
ter:
- - Grundwasserleitermächtigkeit 10 m,
- - nutzbare Porosität 20%
- - natürliche Fließgeschwindigkeit 1 m/d.
Das Grundwasser 2 ist durch eine Nitratkonzentration von 130 mg/l
gekennzeichnet.
Um das Grundwasser als Trinkwasser zu verwenden, soll der Nitrat
gehalt im Grundwasser noch vor der Rohwassergewinnung auf 15 mg/l
abgebaut werden.
Die Nitratreduzierung von 115 mg/l soll durch mikrobielle Stoff
wandlung erreicht werden. Um diese Prozesse zu unterhalten, ist
dem Grundwasser dauerhaft ein Nährstoff, im Beispiel Ethanol, zu
zugegeben und gleichmäßig im Grundwasser zu verteilen. Die Zugabe
des Ethanols über die Infiltrationsbrunnen erfolgt monatlich ein
mal.
Als Strömungsfeld wird eine Stromröhre von 30 m Breite betrach
tet. In der Stromröhre befinden sich ein Infiltrationsbrunnen 1
und ein Entnahmebrunnen 5 in einem Abstand von 200 m. Die Menge
des Grundwassers, die diese Stromröhre monatlich passiert, er
reicht eine Größe von
Q = A×v = 30 m×10 m×30 m/Monat
Q = 9000 m3/Monat.
Q = A×v = 30 m×10 m×30 m/Monat
Q = 9000 m3/Monat.
Die Menge an abzubauendem Nitrat beträgt folglich
C = 9000 m3×115 g/m
C = 1035 kg NO3.
C = 9000 m3×115 g/m
C = 1035 kg NO3.
Unter der Annahme eines C : NO3-Verbrauchs von 0,25 müssen dafür
630 l Ethanol über den Infiltrationsbrunnen 1 eingetragen werden.
Das Ethanol wird auf eine 20%ige Lösung verdünnt.
Die Infiltrationsmenge beträgt damit Q = 3,15 m3.
In der ersten Infiltrationsphase erfolgt der Eintrag der Etha
nollösung mit einer Intensität von 10 m3/h, so daß die Phase nach
20 min abgeschlossen ist. Die Infiltrationszone im Grundwasser
leiter erreicht einen Durchmesser von
In der zweiten Phase werden 1000 m natürliches Grundwasser infil
triert. Bei gleicher Infiltrationsintensität dauert dieser Prozeß
ca. 4 Tage. Das Infiltrat wird dabei theoretisch auf einen Hohl
zylinder 3 mit den Abmessungen
H = M = 10 m und
D A = 25,27 m
D I = 25,23 m
D A = 25,27 m
D I = 25,23 m
verlagert. Praktisch ergibt sich durch die longitudinale Dis
persion in diesem Strömungsprozeß eine Mischzone 4, ebenfalls
mit der Form eines Hohlzylinders von etwa
D A = 27 m
D I = 24 m
D I = 24 m
und eine Verdünnung des Infiltrats von ursprünglich 20% auf etwa
2,5‰ in der Mischzone 4.
Durch die Infiltration der 300fachen Menge an natürlichem Grund
wasser gilt der brunnennahe Raum als frei von Ethanol. Biologi
sche Stoffwechselprozesse leiden in dieser Zone an Nährstoffman
gel.
Wird die Mischzone 4 in dieser Form über einen Fließweg von 100 m
mit dem natürlichen Grundwasser verschleppt, das entspricht einer
Fließzeit von 100 d, kann die Zone infolge der Dispersion der
Grundwasserströmung total aufgelöst werden und das Gemisch natür
liches Grundwasser/Ethanol gilt als homogen. Bei der Passage des
Gemisches über weitere 100 d und 100 m Fließstrecke ist das Ni
trat sicher abbaubar.
Claims (4)
1. Verfahren zur Stoffverteilung im Grundwasserleiter, wobei die
lnfiltration der Stoffe, wie z.B. Oxydationsmittel, Nährstoffe
usw. als wäßrige Lösung zum Zwecke der Auslösung und Unterhal
tung von chemischen und biologischen Stoffwandlungsprozessen
im Grundwasser über Vertikalfilterbrunnen erfolgt, gekennzeichnet
dadurch, daß die Infiltration in einem Zwei-Phasen-Regime er
folgt, wobei der zu infiltrierende Stoff nur während der ersten
Infiltrationsphase zugegeben wird und dabei das Infiltrat der
zweiten Phase mit der 2- bis 10 000fachen Menge der ersten Infil
trationsphase eingeleitet wird, wonach der Infiltrationsvorgang
abgebrochen und erst nach der Abdrift der stoffangereicherten
Zone mit dem natürlichen Grundwasser die Infiltration wiederholt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß die
wäßrige Lösung der ersten Infiltrationsphase eine ungesättigte
echte Lösung, eine gesättigte echte Lösung, eine Suspension oder
eine Emulsion ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, gekennzeichnet dadurch, daß
bei der ersten Infiltrationsphase mehrere unterschiedliche Stoffe
gleichzeitig oder zeitlich versetzt zugegeben werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, gekennzeichnet dadurch, daß das
Infiltrat der zweiten Infiltrationsphase unbehandeltes Grundwas
ser ist.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DD32210988A DD292816A7 (de) | 1988-11-24 | 1988-11-24 | Verfahren zur stoffverteilung im grundwasserleiter |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3938844A1 true DE3938844A1 (de) | 1990-07-26 |
Family
ID=5604189
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893938844 Withdrawn DE3938844A1 (de) | 1988-11-24 | 1989-11-23 | Verfahren zur stoffverteilung im grundwasserleiter |
Country Status (2)
Country | Link |
---|---|
DD (1) | DD292816A7 (de) |
DE (1) | DE3938844A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102011005904A1 (de) | 2010-03-22 | 2011-09-22 | Bgd Boden- Und Grundwasserlabor Gmbh | Verfahren zur Infiltration von reaktiven Stoffen zur in situ Grundwasserbehandlung |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
AT181829B (de) * | 1951-04-04 | 1955-04-25 | Union Rheinische Braunkohlen | Verfahren und Vorrichtung zur Erstellung neuer und Regenerierung bestehender Brunnen |
DE2542333A1 (de) * | 1975-09-23 | 1977-03-24 | Carl Franz Prof Dr In Seyfried | Verfahren zur reinigung von grundwasser von mangan oder anderen loeslichen substanzen im untergrund |
DE3444139A1 (de) * | 1984-12-04 | 1986-06-05 | Stefan 4835 Rietberg Elmer | Arbeitsweise und vorrichtung zum behandeln von grundwasser |
-
1988
- 1988-11-24 DD DD32210988A patent/DD292816A7/de not_active IP Right Cessation
-
1989
- 1989-11-23 DE DE19893938844 patent/DE3938844A1/de not_active Withdrawn
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WO2011117235A1 (de) | 2010-03-22 | 2011-09-29 | GICON GROßMANN INGENIEUR CONSULT GMBH | Verfahren zur infiltration von reaktiven stoffen zur in situ grundwasserbehandlung |
DE102011005904B4 (de) * | 2010-03-22 | 2016-06-23 | Bgd Boden- Und Grundwasserlabor Gmbh | Verfahren zur Infiltration von reaktiven Stoffen zur in situ Grundwasserbehandlung |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DD292816A7 (de) | 1991-08-14 |
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