DE3912061A1 - Verfahren zur herstellung von legierten stahlmarken - Google Patents
Verfahren zur herstellung von legierten stahlmarkenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von unlegierten und legierten Stahlmarken mit bis 10%
Legierungselementen in einem Sekundärstahlraffinationskonverter
nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.
Die Nachbehandlung von legierten Stahlmarken im bodenblasenden
Konverter erfolgt mit Sauerstoff als Prozeßgas,
sowie Stickstoff und Argon als Behandlungsgas.
Derartige Sekundärstahlraffinationsverfahren sind unter
den Kurzbezeichnungen MRP (Metall-Raffinations-Prozeß),
AOD (Argon Oxygen Decarburization), UBD (Under Bottom
Blowing Decarburization) und ASM (Argon-Sekundär-
Metallurgie) bekannt. Sie dienen zur Raffination von
niedrig- bis hochlegierten Stahlmarken in gleichnamigen
Konvertertypen mit Unterbaddüsen, wobei die Stahlmarken
im Lichtbogenofen erschmolzen werden. Unlegierte Stähle
werden üblicherweise nicht in diesen Konvertern hergestellt.
Es gibt aber Hersteller, die trotz höherer
Kosten aus Qualitätsgründen unlegierte Stähle auch in
derartigen Konvertern raffinieren, obwohl die Raffination
im Lichtbogenofen kostengünstiger wäre.
Aus der DE-PS 24 30 975 ist es bekannt, hierbei den
Stickstoff und das Argon durch Mischen mit CO₂ teilweise
zu ersetzen. Die DE-PS 9 34 772 zeigt ein Verfahren
zum Herstellen von unlegiertem Stahl im Bessemer- und
Thomas-Konverter, welcher an schädlichen Gasen arm ist.
Hierbei wird CO₂ als Gas oder durch Zugabe von Kalkstein
allein oder gemischt mit Sauerstoff in das Bad
eingeleitet.
Üblicherweise wird die Stahlschmelze für die Sekundärstahlraffination
zunächst in einem Schmelzofen eingeschmolzen
und dann in ein Frischgefäß, also einen Konverter,
überführt. Dort wird sie behandelt, indem
durch den Boden des Konverters die Prozeß- und Behandlungsgase
in die Schmelze eingeblasen werden. Hierzu
dienen gewöhnlich metallische Mantelgasdüsen, bei denen
durch die Mitteldüse das Prozeßgas und durch die Ringdüse
die Behandlungsgase eingeleitet werden. Die durch
die Ringdüse eingeleiteten Behandlungsgase sind Inertgase
und dienen vor allem zur Kühlung der metallischen
Düsen während des Blasverfahrens und zur Durchmischung
der Schmelze. Es handelt sich hierbei um Ar und N₂.
Durch die teilweise Substitution dieser Inertgase durch
CO₂ können die spezifischen Gaskosten reduziert werden.
Die Behandlung der Schmelze im Konverter erfolgt in 3
Prozeßphasen, nämlich dem Entkohlen, dem Heizen und
dem Mischen. Beim Heizen wird gleichzeitig entschwefelt
und legiert. Diese 3 Phasen werden durch Probennahmen,
Temperaturmessung und Zugabe von metallischen und
nichtmetallischen Feststoffen begleitet und sind zeitlich
voneinander getrennt.
In Fig. 1 ist schematisch ein solcher Verfahrensablauf
einer Behandlung mit den Inertgasen N₂ und Ar
für die legierte Stahlmarke 42 CrMo 4 dargestellt.
Hierin sind das Entkohlen durch den Bereich A, das
Heizen durch den Bereich B und das Mischen durch den
Bereich C angegeben. Unterhalb der den Zeitverlauf in
Minuten angebenden Linie sind die Meßpunkte x für die
Temperaturmessung und y für die Probennahme angegeben.
Darunter sind die Konzentrationsverläufe von Stickstoff
und Schwefel sowie Kohlenstoff (N, S, C) dargestellt,
desgleichen der Temperaturverlauf T. Im
unteren Teil von Fig. 1 ist der zeitliche und mengenmäßige
Einsatz des Prozeßgases Sauerstoff und der
Schutz- bzw. Behandlungsgase Argon und Stickstoff wiedergegeben.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die spezifischen
Gasekosten bei der Sekundärstahlraffination von
legierten Stahlmarken weiter zu senken.
Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten
Stand der Technik ist diese Aufgabe erfindungsgemäß
gelöst mit den im kennzeichnenden Teil
des Anspruches 1 angegebenen Merkmalen.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindungen sind in
den Unteransprüchen angegeben.
Das erfindungsgemäße Verfahren geht von der überraschenden
Beobachtung aus, daß die Inertgase N₂ und
Ar nicht nur teilweise, sondern völlig durch CO₂ substituiert
werden können, wodurch die spezifischen
Gasekosten bei der Sekundärraffination von Stahl erheblich
reduziert werden. Die pro Zeiteinheit in die
Schmelze eingeführte Menge an CO₂ muß so groß sein,
daß eine ausreichend hohe Mischenergie in die Schmelze
eingebracht wird. Dann können sämtliche Reaktionen
unter Gleichgewichtsbedingungen ablaufen. Bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren werden in allen 3 Prozeßphasen
der Stahlbehandlung, also beim Entkohlen, beim
Heizen und beim Mischen N₂ und Ar vollständig durch
CO₂ ersetzt.
Der schematische Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist in Fig. 2 dargestellt, ebenfalls für die
Stahlmarke 42 CrMo 4 wie in Fig. 1. Es ist hieraus
unmittelbar ersichtlich, daß im wesentlichen das gleiche
Behandlungsergebnis erzielt wird.
Das CO₂ hat in den einzelnen Prozeßphasen unterschiedliche
Auswirkungen. Die wird nachfolgend beschrieben.
Während des Aufrichtens des Konverters bei Beginn des
Behandlungsverfahrens von der liegenden in die Blasposition
müssen die Düsen mit Inertgas beaufschlagt
werden, um das Eindringen der Schmelze zu verhindern.
Der O₂ kann aus Sicherheitsgründen erst zugegeben werden,
wenn die Blasposition erreicht ist. Entsprechende
Maßnahmen sind beim Zurückkippen des Konverters erforderlich.
Die Gasmengen, die während dieser Konverterbewegungen
die Düsen beaufschlagen, nennt man Sicherheitsmengen.
Bei der Entkohlung der Schmelze durch Sauerstoff übernimmt
das CO₂ die Sicherheitsgasmenge während des Aufrichtens
des Konverters in die Blasposition. Danach
wird durch die Mitteldüse der Sauerstoff geblasen und
die Ringdüse dabei ständig durch CO₂ gekühlt. Durch
diesen kombinierten Eintrag von Sauerstoff und CO₂
wird während der Entkohlungsphase der N₂- und H₂-
Partialdruck gesenkt. Dies führt zur Entgasung der
Schmelze. Gleichzeitig wird eine Aufladung der Schmelze
mit den Gasen N₂ und H₂ verhindert, wodurch weitgehend
N₂- und H₂-arme Stähle erhalten werden.
Durch die Reaktion CO₂+C=2 CO wird das CO₂ zusätzlich
zur Entkohlung der Schmelze ausgenutzt, d. h.,
in der Entkohlungsphase ist CO₂ ein zusätzlicher
Sauerstoffträger.
Während der anschließenden Heizphase wirkt sich der
Einsatz von CO₂ bei der Entschwefelung und Legierung
anders aus. Hierbei wird die Schmelze durch die exotherme
Reaktion von zugegebenem Aluminium, Silizium
oder einem Aluminium-Silizium-Gemisch mit Sauerstoff
auf die gewünschte Temperatur aufgeheizt. In der Heizphase
wurde bisher nur Argon als Behandlungsgas verwendet,
weil sich Stickstoff in der Schmelze lösen
würde und eine nicht gewünschte Aufladung der Schmelze
mit Stickstoff zur Folge hätte.
Bei dem erfindungsgemäßen Einsatz von Argon durch CO₂
sind folgende Reaktionen zu berücksichtigen:
3 CO₂ + 4 Al = 2 Al₂O₃ + 3 C (1)
3 CO₂ + 2 Al = Al₂O₃ + 3 CO (2)
oder
CO₂ + Si = SiO₂ + C (3)
CO₂ + Si = SiO + CO (4)
Beide Reaktionen finden während der Heizphase, in Abhängigkeit
von der Aluminiumkonzentration in der
Schmelze, statt. Analog Gleichung (1) oder (3) wird
die Schmelze während der Aufheizphase aufgekohlt, das
CO₂ durch Aluminium vollständig reduziert und ein Kohlenstoffatom
freigesetzt. Gleichzeitig läuft die Reaktion
(2) oder (4), d. h. die Teilreduktion von CO₂ ab,
diese Reaktionen bewirken keine Aufkohlung der
Schmelze. Die Aufkohlung der Schmelze während der
Heizphase kann für jede Schmelze im voraus berechnet
und bei der Entkohlung durch tieferes Entkohlen der
Schmelze berücksichtigt werden.
Wie aus den Fig. 1 und 2 ersichtlich, findet während
der Heizphase eine Aufkohlung der Schmelze statt.
Diese Aufkohlung kann nach folgender Gleichung berechnet
werden:
dC - Aufkohlungsgeschwindigkeit in ppm C/min
Q - Durchflußmenge CO₂-Schutzgas m³/min
Cf - Aufkohlungsfaktor 0,3-0,5
G - Schmelzgewicht in Tonnen
Q - Durchflußmenge CO₂-Schutzgas m³/min
Cf - Aufkohlungsfaktor 0,3-0,5
G - Schmelzgewicht in Tonnen
Bei einer Schutzgasmenge von 2 m³ CO₂/min beträgt die
Aufkohlungsgeschwindigkeit in einem 10-t-Konverter mit
dem Aufkohlungsfaktor Cf=0,5
dC = 536×2×0,5/10 = 53,6 ppm C/min
Die Wirkung des CO₂-Einsatzes gemäß der Erfindung
in der Entkohlungs- und Heizphase ist für verschiedene
Stahlmarken in den nachfolgenden Tabellen 1 und 2
wiedergegeben. Die Tabelle 1, welche die Entgasung
der Schmelze, gemessen am Stickstoffgehalt, zeigt,
zeigt hierbei sowohl das Betriebsergebnis des herkömmlichen
Verfahrens mit Stickstoff und Argon als auch
das Ergebnis des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Wesentlich für die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens, insbesondere während der Heizphase, ist
die Reinheit des CO₂. Die Reduktion der Schmelze durch
Aluminium verursacht nämlich eine höhere Löslichkeit
von Stickstoff im Stahl. Deshalb werden die Stickstoff-
und Wasserstoff-Verunreinigungen im CO₂ von der
Schmelze aufgenommen und können nicht mehr entfernt
werden. Um dies zu verhindern, muß für die metallurgische
Behandlung von Stahl gemäß der Erfindung technisch
reines CO₂ mit maximal 500 vpm N₂ und 50 vpm
H₂O verwendet werden. Diese Reinheit wird vorzugsweise
durch Verdampfen des CO₂ aus der flüssigen Phase erhalten.
In der Mischphase ersetzt das CO₂ ebenfalls erfindungsgemäß
das Argon vollständig. Nach dem Stand der Technik
wird die Schmelze kurz vor dem Abstich mit Argon
etwa 1 bis 2 Minuten zum Temperaturausgleich durchmischt.
Bei der Substitution des Argons durch CO₂ findet
hierbei unmittelbar vor dem Abstich eine Oxidation
der Schmelze nach den bei der Beschreibung der Heizphase
genannten Reaktionen statt. Durch die stöchiometrische
Zugabe von etwa 1,0 kg Al/m³ CO₂ wird diese
Veränderung der Analyse ausgeglichen. Die gleichzeitig
erfolgende Aufkohlung kann vernachlässigt werden,
da sie nur max. 50 ppm beträgt und somit innerhalb der
Analysentoleranz liegt.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung von unlegierten und legierten
Stahlmarken mit bis 10% Legierungselementen in einem
Sekundärstahlraffinationskonverter, in welchem
während des aus den Phasen Entkohlen, Heizen und
Mischen bestehenden Verfahrensablaufs durch im Boden
des Konverters angeordnete Düsen zeitweilig Sauerstoff
als Prozeßgas und/oder ein Behandlungsgas eingeblasen
wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Behandlungsgas
gasförmiges CO₂ ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Sauerstoff
und das Behandlungsgas durch metallische Mantelgasdüsen
eingeblasen werden, dadurch gekennzeichnet, daß
in den Zeiträumen mit alleiniger CO₂-Zufuhr das CO₂
sowohl durch die Ringdüse als auch durch die Mitteldüse
eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das CO₂ höchstens 500 vpm N₂ und
höchstens 50 vpm H₂O enthält.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das gasförmige CO₂ durch Verdampfen
aus der flüssigen Phase gewonnen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß pro t Stahl 0,2 bis 1,0 m³/min
CO₂ eingeblasen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß während der Heizphase durch die
notwendige Zugabe von Al oder Si eine Aufkohlung der
Schmelze bewirkt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Aufkohlungsgeschwindigkeit dC durch die
Formel
bestimmt ist, wobei
dC die Aufkohlungsgeschwindigkeit in ppm C/min,
Q der CO₂-Durchfluß in m³/min,
Cf der Aufkohlungsfaktor, 0,3 bis 0,5, und
G das Gewicht der Schmelze in t ist.
dC die Aufkohlungsgeschwindigkeit in ppm C/min,
Q der CO₂-Durchfluß in m³/min,
Cf der Aufkohlungsfaktor, 0,3 bis 0,5, und
G das Gewicht der Schmelze in t ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Analysenänderung durch Reoxidation
der Schmelze während der Mischphase mit
reinem CO₂ durch stöchiometrische Zugabe von 1,0 kg
Aluminium/m³ CO₂ verhindert wird.
Priority Applications (6)
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE3912061A DE3912061A1 (de) | 1989-04-13 | 1989-04-13 | Verfahren zur herstellung von legierten stahlmarken |
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Publication Number | Publication Date |
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DE3912061A1 true DE3912061A1 (de) | 1990-10-18 |
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ID=6378545
Family Applications (1)
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DE3912061A Withdrawn DE3912061A1 (de) | 1989-04-13 | 1989-04-13 | Verfahren zur herstellung von legierten stahlmarken |
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CA (1) | CA2014265A1 (de) |
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- 1990-04-10 CA CA002014265A patent/CA2014265A1/en not_active Abandoned
- 1990-04-12 ZA ZA902827A patent/ZA902827B/xx unknown
- 1990-04-13 JP JP2096632A patent/JPH02294421A/ja active Pending
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Publication number | Publication date |
---|---|
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