DE3905784A1 - Verfahren zum messen der natriumkonzentration eines biologischen fluessigen mediums - Google Patents
Verfahren zum messen der natriumkonzentration eines biologischen fluessigen mediumsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein chemisches Verfahren zum Bestim
men von Natrium in biologischen flüssigen Medien, wie Urin
oder Blut. Insbesondere betrifft sie eine Enzymreaktion, die
in einer spezifischen quantitativen Weise durch Natrium akti
viert wird.
Die Wichtigkeit der genauen Messung von Natrium ist in der
Medizin bekannt. Natrium hält das innere Wassergleichgewicht
des Körpers aufrecht und ist für eine richtige Muskelkonzen
tration und Nervenleitung wesentlich. Die Nieren sind das
primäre Organ zur Regelung der Natriummenge. Erhebliche Ab
weichungen werden häufig bei Entwässerungen durch Fieber,
Diarrhoe, Brechen und extremer Hitzebelastung beobachtet. Hormonstörun
gen, Nieren- und Herzkrankheiten und hoher Blutdruck werden
alle durch den Natriumgehalt im Blut beeinflußt und wirken
ihrerseits wieder auf diese Zustände. Ein Test auf Natrium
wird häufig angeordnet, um Patienten mit Bluthochdruck, die
mit Diuretika behandelt werden sollen, zu untersuchen.
Die heute am weitesten verbreitete Technik zum Messen von
Natrium in biologischen flüssigen Medien sind die Emissions-
Flammenphotometrie, die Atomabsorptionsspektrophotometrie
und die ionen-selektive Elektrodenpotentiometrie. Diese Ver
fahren erfordern ausgeklügelte analytische Apparate, genaue
Handhabung und technisches Expertenwissen. Ein kritischer
Bedarf besteht für eine einfache, genaue und preiswerte Me
thode, die zur Verwendung in der Arztpraxis oder sogar zu
Hause beim Patienten geeignet ist, um spezifisch Natriummengen
in biologischen Systemen zu bestimmen.
Dementsprechend ist Ziel der Erfindung die Schaffung eines
genauen aber preiswerten Verfahrens zur Bestimmung von
Natriummengen in biologischen flüssigen Medien. Eine Erfin
dung zur Schaffung eines derartigen Verfahrens sollte in
einer Papierphase durchgeführt werden, die besonders öko
nomisch ist, da die Verwendung kleiner Mengen vorher abge
messener Reagentien möglich ist, sowie auch ein Bestimmungs
verfahren in Lösung. Ein weiteres Ziel der Erfindung ist die
Schaffung eines Verfahrens, das leicht an eine vorhandene und
weithin verfügbare Instrumentierung anpaßbar ist, wodurch
ein wirtschaftlicher und zweckmäßiger Gebrauch gewährleistet
wird.
Bestimmte der genannten und damit verbundenen Ziele werden
bereits erreicht durch Verwendung der Natriumabhängigkeit
von Adenosin-triphosphatase (EC 3.6.1.3). Während die Chemie
dieses Enzym bekannt ist, wurde anscheinend bisher kein Ver
such gemacht, dessen Natriumstimulierung in einer quantitati
ven analytischen Weise nutzbar zu machen, ganz abgesehen von
der Verwendung dieser Eigenschaft zur Messung von Natrium
mengen in biologischen Systemen. (J.C. Skou, Biochim. Biophy.
Acta, 23, 394 (1957)). Es war bisher allgemeine Praxis von
Biochemikern, einen Überschuß von Natrium solchen Systemen
zuzufügen, die dafür ausgelegt und bestimmt sind, Adenosin-
Triphosphatase aus verschiedenen Quellen zu bestimmen und
nutzbar zu machen. (z. B. L. Josephson. and L.C. Cantley, Bio
chem., 16, 4572 (1977)). Somit führt der Stand der Technik,
soweit er die Verwendung sättigender Mengen von Natrium be
trifft, von der Methode gemäß der Erfindung fort. Weiterhin
wurde in den 30 Jahren nach den ursprünglichen Beobachtungen
offensichtlich kein Versuch mehr gemacht, ein derartiges Prin
zip zur quantitativen Bestimmung von Natrium in biologischen
Systemen zu machen. (N.W. Tietz, ed., "Textbook of Clinical
Chemistry", W.B. Saunders, Philadelphia, 1986, S. 1174)
Adenosintriphosphatase (ATPase) spaltet das endständige Phos
phar von Adenosin-5′-triphosphat (ATP) ab und ergibt Adeno
sindiphosphat (ADP) und organisches Phosphat (Pi):
Die Phosphatase-Aktivität ist am größten zwischen pH 7,2 und
8,0 mit Enzymen aus verschiedenen Quellen. Das Gleichgewicht
der hydrolytischen Reaktion unter Verwendung dieses Enzyms
wird gegen die beiden Produkte in Gegenwart von Magnesium,
Kalium und Natrium verschoben. Bei seinem natürlichen Vor
kommen ist das Enzym an Membrane gebunden und ist verantwort
lich für die Energiezufuhr beim Austausch von Natrium und
Kalium gegenüber Membranen. Unter Verwendung in vitro einer
vorbestimmten Menge von ATPase, ATP, K⁺ und Mg+2 und Messen
in bestimmter Weise kann das Auftreten von Produkten zur
Bestimmung des Grades der Aktivierung von ATPase, dem Enzym
katalysator, verwendet werden. Das Ausmaß der Reaktion, d. h.
die Aktivität dieses Enzyms, ist direkt proportional der
Natriumkonzentration.
Das Phosphatprodukt kann nach dem bekannten Verfahren von
Fiske und Subbarow gemessen werden. In ähnlicher Weise können
Techniken, die das Auftreten von ADP messen, zur Bestimmung
der Größe der Aktivität von ATPase angewendet werden. Das ADP
Stichprodukt von Reaktion I kann mit Phosphoenolpyruvat (PEP)
in Gegenwart von Pyruvatkinase (PK) zu Pyruvat gemäß Reaktion
II reagieren:
Schließlich kann gemäß der US-PS (USSN 06/7 29 633) eine Reihe
von Verfahren verwendet werden, um die Menge des Pyruvat
produktes zu messen, enthalten, bezogen auf das Gewicht von
Alkylbenzosulfonat. Das Pyruvat kann mit Lactatdehydrogenase
und reduziertem Nikotinamid-adenindinucleotid umgesetzt wer
den, wobei die Änderung der Menge des letzteren in Ultravio
let-Spektrophotometer verfolgt wird. Alternativ kann eine
Reaktion mit Pyruvatoxidase Peroxid ergeben. Bei der Kupplung
mit Peroxidase und einem zugegebenen Indikator ist das Aus
maß der Farbänderung proportional zu der Menge des vorhandenen
Pyruvats.
Ein anderes Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Py
ruvatprodukts von Reaktion II ist die Reaktion mit 2,4-Dinitro
phenylhydrazin. Nach der Zugabe von verdünntem Alkali ist
die gebildete sichtbare Färbung proportional der Menge von
Pyruvat, die ihrerseits wiederum ein Maß der Aktivität der
ATPase in Reaktion I ist. Wie in der obengenannten Patentan
meldung festgestellt wird, können diese quantitativen Reak
tionen in Lösung oder in der "Papierphase" durchgeführt wer
den, wobei letztere besonders wirtschaftlich und praktikabel
für die Verwendung zu Hause oder in der Praxis ist. In Lösung
wird die schließliche optische Dichte der Lösung vorzugsweise
in einem Spektrophotometer gemessen. Zur Anwendung in der Pa
pierphase werden die Reagenzstreifen so präpariert, daß die
gebildete Färbung durch das Auge und Vergleich mit einer
Standard-Farbkarte oder in einem Reflexionsspektrophotometer
gemessen werden kann.
Zusammenfassend katalysiert unter Stimulierung von Natrium
die Adenosintriphosphatase die Hydrolyse von ATP zu ADP
(Reaktion I). Das Diphosphat-Produkt reagiert dann mit
Phosphorenolpyruvat mittels Pyruvatkinase und ergibt Pyru
vat (Reaktion II). Die Menge Pyruvat wird gemessen und ist
direkt proportional der Menge von Natrium, die in der ursprüng
lichen Untersuchungsprobe vorhanden ist.
Im folgenden wird ein Beispiel gegeben, das typisch für ein
Verfahren zur Messung der Natriumkonzentration von Ver
suchsproben ist, das dort näher beschrieben wird. Es sollte
jedoch bemerkt werden, daß dieses Beispiel nur erläutert und
nicht begrenzt sein soll. Während nur eine Ausführungsform
und ein Beispiel typischer Lösungen gemäß der Erfindung dar
gestellt und beschrieben sind, liegt es nahe, daß viele Ände
rungen und Modifizierungen durchgeführt werden können, ohne
vom Erfindungsgedanken abzuweichen.
Es wird zunächst eine Reagenslösung aus 100 Einheiten Pyruvat
kinase, 2 mg KC1, 10 mg ATP und 3 mg PEP in 1,05 ml 0,2 mol
Tris/0,05M Mg2+ Puffer von pH 7,5 hergestellt. Eine Enzymsuspen
sion von 5 Einheiten ATPase (eine unlösliche Natriumjodid
fraktion, die extrahiert wurde und 10% Protein, 90% Saccharose
0,4% Natrium-EDTA und 0,06% NaCl enthält) in 2,5 ml Tris/
Mg-Pufferlösung wird ebenfalls hergestellt. Zu 0,05 ml der
Untersuchungsprobe werden 0,10 ml Reagenzlösung und 0,05 ml
Enzymsuspension zugegeben. Nach 4 Minuten inkubieren bei Raum
temperatur werden 0,3 ml 2,4-D (20 mg 2,4-Dinitrophenylhydra
zin in 1n HCl) zugegeben. Anschließend wird bei Raumtemperatur
weitere 3 Minuten gebrütet und dann noch 3 ml 0,4n Natronlauge
zugegeben. Nach 1 Minute wird die optische Dichte mit einem
Spektrophotometer bei 500 nm abgelesen und mit einem bekannten
Standard verglichen, wodurch die Natriumkonzentration der
zu untersuchenden Probe bestimmt wird.
Claims (13)
1. Verfahren zum Messen der Natriumkonzentration eines
biologischen flüssigen Mediums, gekennzeichnet
durch folgende Stufen:
- a) Fixieren der vorhandenen Mengen Adenosin-5′-tri phosphat (ATP), Adenosin-triphosphatase (ATPase), Magnesium und Kalium, in Gegenwart eines Puffers in einem Reaktions gemisch für die folgende enzymatische Reaktion I wobei ADP Adenosindiphosphat bedeutet, an dieses biologische flüssige Medium,
- b) Messen der Geschwindigkeit des Auftretens der Produkte in der Reaktion I, so daß die Reaktionsgeschwindig keit von Adenosin-triphosphatase, welche der Konzentration von Natrium proportional ist, bestimmt wird, und
- c) Vergleichen der Reaktionsgeschwindigkeit von Ade nosin-triphosphatase in der Reaktion I mit der Reaktion der gleichen Substanz in wenigstens einer Vergleichslösung bekann ter Natriumkonzentration und Bestimmen der Natriumkonzentra tion des biologischen flüssigen Mediums aus der Differenz.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der verwendete Puffer ein Tris-Puffer vom pH-Wert 7,5
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stufen (b) und (c) durch Vergleich der optischen
Dichte der erhaltenen Färbung bei den gekoppelten Reak
tionen II und III durchgeführt wird:
(PEP=Phosphoenolpyruvat, 2,4-D=Dinitrophenylhydrazin)
mit wenigstens einem kolorimetrischen Standard bekannter
Natriumkonzentration, wobei die optische Dichte der erhal
tenen Färbung als Funktion der Zeit direkt proportional der
Natriumkonzentration der biologischen Flüssigkeit ist.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die optische Dichte der erhaltenen Färbung
durch Reflexions- oder Transmissionsspektrophotometrie ge
messen wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die erhaltene Färbung durch Vergleich mit ei
ner standardisierten Farbkarte gemessen wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß das gebildete Pyruvat durch Reaktion mit einem
anorganischen Phosphat, Pyruvat-Oxidase, Thiaminpyrophosphat,
Flavinadenindinucleotid und einem Oxidationsindikator in ei
nem Spektrometer gegen wenigstens einen kolorimetrischen
Standard bekannter Konzentration gemessen wird, wobei die op
tische Dichte der erhaltenen Färbung als Funktion der Zeit
direkt proportional der Natriumkonzentration der biologi
schen Flüssigkeit ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß das gebildete Pyruvat durch Reaktion mit Nikotinamid,
Adenindinucleotid und Lactatdehydrogenase in einem Spektro
photometer gegen wenigstens einem kolorimetrischen Standard
bekannter Konzentration gemessen wird, wobei die optische
Dichte der erhaltenen Färbung als Funktion der Zeit direkt
proportional der Natriumkonzentration der biologischen Flüs
sigkeit ist.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß das zu untersuchende biologische flüssige
Medium Ganzblut, Blutserum, Blutplasma, Urin, Speichelflüs
sigkeit, Rückenmarksflüssigkeit, Schweiß, Stuhlextrakt, Trä
nen oder Peritonealflüssigkeit ist.
9. Verfahren zum Messen der Natriumkonzentration eines
biologischen flüssigen Mediums zur Verwendung in einer Pa
pierphase, gemäß Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man
- a) die Mengen Adenosin-5-′triphosphat, Adenosin triphosphatase und Kalium in Gegenwart eines wäßrigen Puf fers fixiert,
- b) ein Indikatorsystem für die quantitative kolori metrische Analyse zu dieser wäßrigen Lösung zufügt,
- c) ein faserartiges Material in die wäßrige Lösung eintaucht,
- d) das faserartige Material aus der wäßrigen Lösung entfernt,
- e) das faserartige Material an der Luft trocknet,
- f) das faserartige Material in eine organische Lö sung einer bekannten Magnesiumkonzentration eintaucht,
- g) das faserartige Material aus der organischen Lö sung entfernt,
- h) das faserartige Material an der Luft trocknet,
- i) die biologische zu testende Flüssigkeit auf das faserartige Material gibt, um die enzymatische Reaktion I nach Anspruch 1 zu starten,
- j) die Geschwindigkeit des Auftretens der Produkte der Reaktion I durch die Farbmenge mißt, die in einer quan titativen kolorimetrischen Analyse gebildet wird, und
- k) die Farbmenge, die gebildet wird, mit wenigstens einem Standard bekannter Natriumkonzentration vergleicht, wodurch die Farbmenge direkt proportional der Natriumkon zentration der zu testenden biologischen Flüssigkeit ist.
10. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
daß die organische Lösung bekannter Magnesiumkonzentration
in Stufe (f) Magnesiumacetat, gelöst in absolutem Methanol,
ist.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 9 und 10, dadurch
gekennzeichnet, daß das faserartige Material Papier, ein
Zellulosederivat oder ein synthetisches Material ist.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der verwendete Standard in Stufe (c) in einem Bereich
von 130-150 mEq/L liegt und daß der Tris-Puffer 0,2 Mol Tris
und 0,05 Mol Magnesium2+-Ionen enthält.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das ADP-Produkt von Reaktion I unter Verwendung der
gekoppelten Reaktion II bis V oder VI gemessen wird:
unter Verwendung eines Spektrophotometers gegen wenigstens
einen analytischen Standard bekannter Konzentration im Bereich
von 130-150 mEq/L Natrium, wobei TPP=Thiaminpyrophosphat, FAD=
Flavinadenindinucleotid Pi=anorg. Phosphat TMBZ=Tetramethyl
benzidin, NAD=Nicotinamid-Adenindinucleotid LDH=Lactatdehydro
genase und NADH=reduzierte LDH.
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