DE3905394A1 - Verfahren zur herstellung von biovertraeglichen, wasserloeslichen anorganischen glaesern und ihre verwendung - Google Patents
Verfahren zur herstellung von biovertraeglichen, wasserloeslichen anorganischen glaesern und ihre verwendungInfo
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- A61F2310/00293—Ceramics or ceramic-like structures containing a phosphorus-containing compound, e.g. apatite
Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren
zur Herstellung von bioverträglichen, wasserlöslichen
anorganischen Gläsern auf Basis von Phosphorsilikaten
sowie deren Verwendung als Matrix pharmazeutischer Zu
bereitungen mit kontrollierter Freisetzung.
Pharmazeutische Zubereitungen mit kontrollierter Frei
setzung spielen in der Galenik eine große Rolle, da Wirk
samkeit und Nebenwirkungen im erheblichen Maße davon ab
hängen, daß zur richtigen Zeit die richtige Menge des
Wirkstoffes zur Verfügung gestellt wird. Außer Zuberei
tungen, die erst nach Passieren der oberen Verdauungswege
freigesetzt werden, gibt es eine Reihe von Zubereitungen,
die den Wirkstoff über einen längeren Zeitraum zur Ver
fügung stellen. Angestrebt wird dabei eine möglichst
rasche, aber über einen längeren Zeitraum verteilt gleich
mäßige Freisetzung. Derartige Zubereitungen verwenden als
Matrix meist organische Polymere mit mehr oder weniger
großer Porosität. Ein Nachteil derartiger Zubereitungen
ist insbesondere bei der Implantation, daß sie meist bio
logisch nicht oder nur sehr langsam abgebaut werden kön
nen und unter Umständen bei mehrfacher Anwendung zu Aller
gien führen können. Es wäre somit erstrebenswert, eine
Matrix einzusetzen, die nicht nur bioverträglich ist,
sondern auch nach der Freisetzung der Wirkstoffe problem
los biologisch abgebaut werden kann und dadurch zu keinen
Rückständen oder allergischen Reaktionen führt.
A.L. Poulton et al., British Society of Animal Production,
Band 44, 1987, Seite 467, berichten über die Applikation
von Melatonin an Schafen zur Verschiebung der Fruchtbar
keitsphase, wobei das Melatonin in Form eines löslichen
Phosphatglases appliziert wurde. Das Melatonin konnte, je
nach applizierter Menge, mehrere Wochen lang im Plasma
festgestellt werden. Einzelheiten über die Herstellung
des Phosphatglases werden nicht angegeben.
J. Burnie et al. berichten in Biomaterials 1981, Volume
2, Oktober, Seiten 244 bis 246, über die kontrollierte
Freigabe von Gläsern für medizinische Zwecke, insbeson
dere die Reparatur von Knochen. Die Bioverträglichkeit
dieser Kalzium-Phosphosilikat-Gläser war sehr gut. Die
Herstellung erfolgte durch Verschmelzen bei etwa 1100°C.
Die Auflösungsgeschwindigkeit derartiger implantierter
Gläser kann variiert werden durch die chemische Zusammen
setzung des Glases. Es fehlen jedoch exaktere Angaben, in
welcher Weise man reproduzierbare kontrollierte Abbauge
schwindigkeiten des Glases erreichen kann.
Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, bioverträg
liche, wasserlösliche anorganische Gläser auf Basis von
Phosphosilikaten herzustellen, wobei die Herstellung
leicht, reproduzierbar und gut modifizierbar sein soll.
Die Herstellung soll analog organischen Matrices bei
niedrigen Temperaturen erfolgen, so daß es möglich ist,
die gewünschten Wirkstoffe in die Matrix einzubringen,
ohne die Wirkstoffe durch erhöhte Temperaturen zu zer
stören. Selbstverständlich müssen auch diese anorga
nischen Gläser bioverträglich sein und zumindest mit
einer gewissen Verzögerung biologisch rückstandlos ab
baubar sein.
Diese Aufgabe kann überraschend einfach gelöst werden
durch Hydrolyse flüssiger Vorkondensate definierter Sili
kophosphate aus Kieselsäureesterhalogeniden mit stöchio
metrischen Mengen von Phosphorsäureestern in Gegenwart
saurer oder basischer Katalysatoren unter kontrollierten
Bedingungen bezüglich Temperatur, Druck und Wasserdampf
partialdruck, wobei gegebenenfalls die Struktur durch
Zugabe metallorganischer Verbindungen modifiziert wird.
Als Vorkondensate haben sich insbesondere bewährt Tri
alkoxysilyl-phosphorsäuredialkylester, Dialkoxysilyl-bis
phosphorsäuredialkylester oder Di-Trialkoxysilyl-siliko
phosphorsäuredialkylester.
Die Herstellung von Silikophosphorsäureestern wurde erst
mals beschrieben von Feher et al., Chem. Ber. 90, Seiten
134 bis 144 (1957).
Es wurde jetzt gefunden, daß derartige Verbindungen in
Gegenwart saurer oder basischer Katalysatoren unter kon
trollierten Bedingungen bezüglich Temperatur, Druck und
Wasserdampfpartialdruck hydrolysiert werden können und
dabei bioverträgliche, wasserlösliche anorganische Gläser
entstehen. Gewünschtenfalls kann die Struktur dieser Glä
ser modifiziert werden durch Zugabe metallorganischer
Verbindungen. Alkalialkylate erhöhen die Löslichkeit und
Aluminiumalkylate vermindern sie. Auch Erdalkalialkylate
und Titanalkylate können zum Modifizieren verwendet
werden. Durch Verwendung von überschüssigen Mengen Alko
holaten, insbesondere bei Alkali- und Erdalkalialkylaten,
erhält man plastisch verformbare Gläser. Diese können
sowohl als Matrix für pharmazeutische Zubereitungen als
auch zur Auffüllung und Stabilisierung operativ entstande
ner Knochendefekte, insbesondere nach Zahnextraktionen,
verwendet werden.
Es wurde weiter gefunden, daß die Löslichkeit dieser Glä
ser gut reproduzierbar eingestellt werden kann, so daß
man zuverlässig zu vergleichbaren Ergebnissen kommt. Da
die Hydrolyse bereits bei relativ niedrigen Temperaturen
stattfindet, ist es ohne weiteres möglich, weniger emp
findliche Wirkstoffe in den flüssigen Vorkondensaten zu
lösen oder zu suspendieren und die Hydrolyse im Beisein
der Wirkstoffe durchzuführen. Empfindlichere Wirkstoffe
können auch nach der Hydrolyse mit dem wasserlöslichen
anorganischen Gläsern verarbeitet werden, indem diese
gemahlen, mit den Wirkstoffen vermischt und verpreßt wer
den, gegebenenfalls in Gegenwart eines inerten, biover
träglichen Bindemittels. Auch bei derartigen pharmazeu
tischen Zubereitungen wird der Wirkstoff dadurch freige
setzt, daß das anorganische Glas aufgelöst wird.
Um eine möglichst gleichmäßige Freisetzung des Wirkstof
fes über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten, werden
die erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zubereitungen so
geformt, daß auch nach Auflösung eines Teils der Matrix
die verbleibende Oberfläche annähernd gleich groß bleibt.
Stäbchenförmige Gebilde sind diesbezüglich kugelförmigen
Gebilden überlegen. Flächenförmige Gebilde sind stäbchen
förmigen Gebilden überlegen.
In den nachfolgenden Beispielen ist das erfindungsgemäße
Verfahren sowie die Verwendung der erfindungsgemäß erhal
tenen Gläser näher erläutert.
Zu Triethoxychlorsilan wird in ätherischer Lösung unter
Inertbegasung und Rühren langsam die äquimolare Menge an
Triethylphosphat getropft und das Gemisch auf dem Ölbad
langsam erwärmt. Es folgt eine kräftige Entwicklung von
Ethylchlorid. Gegen Ende der Gasentwicklung wird die
Temperatur auf 100 bis 150°C gesteigert und einige Zeit
bei dieser Temperatur gehalten. Man läßt das Reaktions
gemisch abkühlen und entfernt im Wasserstrahlvakuum die
leicht flüchtigen Anteile. Durch Destillation des öligen
Rückstands im Hochvakuum erhält man Triethoxysilyl-phos
phorsäurediethylester.
Triethoxy-Dichlorsilan wird mit 2 Mol Triethylphosphat
bei 150°C umgesetzt. Nach dem Entfernen der leicht flüch
tigen Anteile wird das Öl im Hochvakuum destilliert und
liefert die oben genannte Verbindung.
Ein Mol Triethoxychlorsilan wird mit einem halben Mol des
gemäß Beispiel 2 erhaltenen Triethoxysilyl-bis-phosphor
säurediethylesters bei 150°C umgesetzt. Nach Entfernen
der leicht flüchtigen Anteile im Wasserstrahlvakuum wird
im Hochvakuum destilliert. Man erhält als Öl die oben
genannte Verbindung.
Die gemäß Beispiel 1 bis 3 erhaltenen Öle werden bei 30°C
± 1°C in Gegenwart katalytischer Mengen von Schwefelsäure,
Phosphorsäure, Salzsäure, Natriumhydroxid oder Kalium
hydroxid sowie Alkoholaten umgesetzt, wobei der Wasser
dampfpartialdruck konstant eingestellt wird.
Gesamt-Dampfdruck:
0- 24 h: 760 Torr,
24- 48 h: 70 Torr,
48-120 h: 10 Torr.
0- 24 h: 760 Torr,
24- 48 h: 70 Torr,
48-120 h: 10 Torr.
Wasserdampfsättigung:
über gesättigter NaCl-Lösung.
über gesättigter NaCl-Lösung.
Hierbei hydrolysieren zunächst die Kieselsäureester und
danach die Phosphorsäureester unter Polykondensation. Man
erhält Gläser, die wasserlöslich sind, und zwar mit Auf
lösungsgeschwindigkeiten, die reproduzierbar durch die
Hydrolysebedingungen bestimmt werden können. Durch Zugabe
geringer Mengen von Natriummethylat oder Aluminiumsekun
därbutylat kann die Löslichkeit der erhaltenen Gläser in
erheblichem Umfang beschleunigt oder verlangsamt werden.
Die Freisetzung wurde gemessen in einer standardisierten
Durchflußzelle. Das Probenintervall betrug 30 Minuten,
die Temperatur 37,5°C und als Freisetzungsmedium wurden
KH2PO4/NaOH-Puffer mit pH 7,2 und pH 10 verwendet. Dazu
wurde bei der Herstellung der Gläser 0,1 Gew.-% Fluores
cein-Natrium zugegeben, welches homogen in den gebildeten
Gläsern verteilt vorlag. Es wurde je nach Zusammensetzung
der Gläser nahezu linear im Laufe von Stunden bzw. Tagen
freigesetzt.
Einer Lösung von 0,02 Mol Triethoxysilyl-phosphorsäuredi
ethylester in 40 ml Methanol werden 0,12 Mol Natrium
hydroxid in 60 ml Methanol zugesetzt. Der Ansatz wird bei
Raumtemperatur gerührt. Nach 10-15 Minuten erfolgt die
Abscheidung eines weißen Gels, das nach Ansäuern mit
wäßriger Salzsäure bei pH 8-9 spontan zu einer weißen
plastischen Masse koaguliert.
Die knetbare Substanz haftet stark an Glas- und Metallober
flächen und ist wasserlöslich.
Infrarot- und H1-NMR-Spektren enthalten keine für Ester
typische Signale.
Das so erhaltene Produkt kann sowohl als Matrix für pharma
zeutische Zubereitungen als auch zur Auffüllung und Stabi
lisierung operativ entstandener Knochendefekte, insbeson
dere nach Zahnextraktionen, verwendet werden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von bioverträglichen, wasser
löslichen anorganischen Gläsern auf Basis von Phosphor
silikaten, gekennzeichnet durch Hydrolyse flüssiger
Vorkondensate definierter Silikophosphate aus Kiesel
säureesterhalogeniden mit stöchiometrischen Mengen von
Phosphorsäureestern in Gegenwart saurer oder basischer
Katalysatoren unter kontrollierten Bedingungen bezüg
lich Temperatur, Druck und Wasserdampfpartialdruck,
wobei gegebenenfalls die Struktur durch Zugabe metall
organischer Verbindungen modifiziert wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als flüssige Vorkondensate Trialkoxysilyl-phosphor
säuredialkylester, Dialkoxysilyl-bis-phosphorsäure
dialkylester oder Di-trialkoxysilyl-siliko-phosphor
säuredialkylester verwendet werden.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß die Struktur der Gläser modifiziert wird durch
Zugabe von Alkalialkylat, Erdalkalialkylat, Aluminium
alkylat oder Titanalkylat.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß durch Zugabe von Alkali- und/oder
Erdalkalihydroxid und überschüssigen Mengen Alkohol
plastisch verformbare Gläser hergestellt werden.
5. Verwendung der bioverträglichen, wasserlöslichen anor
ganischen Gläser herstellbar gemäß einem der Ansprüche
1 bis 4 als Matrix pharmazeutischer Zubereitungen mit
kontrollierter Freisetzung.
6. Verwendung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die pharmazeutischen Zubereitungen geeignet sind
zur oralen Einnahme, zur rektalen Applikation, zum
Aufbringen auf Schleimhäute oder zur Implantation.
7. Verwendung der plastisch verformbaren Gläser gemäß
Anspruch 4 zur vorübergehenden Auffüllung und Stabili
sierung operativ entstandener Knochendefekte, insbe
sondere nach Zahnextraktionen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893905394 DE3905394A1 (de) | 1988-03-03 | 1989-02-22 | Verfahren zur herstellung von biovertraeglichen, wasserloeslichen anorganischen glaesern und ihre verwendung |
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Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE3905394A1 true DE3905394A1 (de) | 1989-09-14 |
DE3905394C2 DE3905394C2 (de) | 1990-10-04 |
Family
ID=25865490
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DE19893905394 Granted DE3905394A1 (de) | 1988-03-03 | 1989-02-22 | Verfahren zur herstellung von biovertraeglichen, wasserloeslichen anorganischen glaesern und ihre verwendung |
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