DE3901725A1 - Verfahren zur herstellung von pulverfoermigen metallnitriden - Google Patents
Verfahren zur herstellung von pulverfoermigen metallnitridenInfo
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Description
Vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Metallnitrid-, insbesondere von Siliciumnitrid-Pulvern durch Umsetzung von
Metall-Halogen-Verbindungen mit Ammoniak.
Nachdem Werkstücke aus gesintertem Siliciumnitrid wegen ihrer großen Härte
und ihrer hohen Hitzebeständigkeit an Bedeutung zunehmen, gewinnen auch
die Verfahren zur Herstellung des als Ausgangsprodukt erforderlichen
pulverförmigen Siliciumnitrids immer mehr Interesse.
Zur Herstellung von Siliciumnitrid existieren 4 verschiedene Verfahren
(DE-PS 29 15 023) nämlich
- 1. direkte Nitridierverfahren, bei denen das Silicium in Gegenwart von Ammoniak oder Stickstoff auf hohe Temperaturen erhitzt wird,
- 2. Verfahren, bei denen ausgehend von Siliciumdioxid dieses mit Kohlenstoff in Gegenwart von Stickstoff erhitzt wird, d.h. bei denen die Reduktion und Nitridierung gemeinsam durchgeführt werden (vgl. auch DE-OS 28 14 235),
- 3. Umsetzung von Siliciumtetrachlorid mit Ammoniak in der Gasphase bei hohen Temperaturen von 400 bis 1800°C (vgl. auch EU-OS 00 70 440 und 02 19 764) und
- 4. thermische Zersetzung von durch Umsetzung von in Lösungsmitteln gelösten Siliciumtetrachlorid mit flüssigem Ammoniak erhaltenem Siliciumimid zu Siliciumnitrid.
Von diesen Verfahrensvarianten hat sich bisher nur das unter 1. zitierte
Verfahren in der Technik durchsetzen können, obwohl es auch mit einer
Reihe von Nachteilen behaftet ist. Es hat nämlich zur Voraussetzung, daß
man, um ein Siliciumnitrid hoher Reinheit herstellen können, auch sehr
reines Silicium einsetzen muß, dessen Herstellung aber aufwendig ist.
Bei dem Verfahren gemäß der Variante 2 muß man von sorgfältig gereinigtem
SiO2- und C-Pulver ausgehen und es weist noch den weiteren Nachteil auf,
daß das Reaktionsprodukt neben Siliciumnitrid auch andere Produkte wie
Siliciumcarbid enthält.
Bei dem unter 3. zitierten Verfahren ist es zwar möglich, das als
Ausgangmaterial benötigte Siliciumtetrachlorid leicht in hoher Reinheit
durch Destillation herzustellen, jedoch ist es mit einigen
verfahrensbedingten Nachteilen behaftet, die vor allem darin bestehen, daß
das gebildete Nitrid sich an den Wandungen des Reaktors niederschlägt und
von dort irgendwie entfernt werden muß. Dieses Verfahren eignet sich daher
mehr zur Beschichtung von Oberflächen mit Siliciumnitrid als zur
Herstellung von pulverförmigem Siliciumnitrid. Hinzu kommt, daß dieses
Verfahren zur Erzielung hoher Raum-Zeit-Ausbeuten zweckmäßig bei
Temperaturen über 1000°C durchgeführt werden muß, was dann aber
werkstoffseitige Probleme nach sich zieht.
Bei dem gemäß 4. zitierten Verfahren gelten bezüglich der Reinheit des
Ausgangsmaterials Siliciumtetrachlorid die gleichen Ausführungen wie gemäß
dem Verfahren nach Variante 3. Bei diesem Verfahren, das in J. Am. Cer.
Soc. 56, No. 12, 1973, Seite 628, näher beschrieben ist, wird in einer
ersten Stufe das Siliciumtetrachlorid, das in einem inerten Lösungsmittel
gelöst ist, mit Ammoniak zu Siliciumdiimid umgesetzt. Das Verfahren hat
den Nachteil, daß gemäß der Reaktionsgleichung
SiCl₄ + 6 NH₃ → Si(NH)₂ + 4 NH₄Cl (1)
pro Mol Siliciumdiimid 4 Mole Ammoniumchlorid gebildet werden und wegen
der großen anfallenden Feststoffmengen, die in dem inerten Lösungsmittel
unlöslich sind, die Reaktionsmischung schnell verdickt und dann nur schwer
manipulierbar wird. Bei einem in der DE-PS 29 15 023 beschriebenen
Verfahren zur Herstellung von Metallnitriden, wird so gearbeitet, daß man
ein Metallhalogenid, z.B. Siliciumtetrachlorid, in ein organisches
Lösungsmittel einleitet, dessen spezifisches Gewicht größer ist als
dasjenige des flüssigen Ammoniaks. Diese Lösung wird mit flüssigem
Ammoniak überschichtet, wobei die Reaktion an der Grenzfläche der beiden
flüssigen Phasen stattfindet. Das gebildete Ammoniumchlorid löst sich in
flüssigem Ammoniak. Aber auch dieses Verfahren ist wegen des Arbeitens mit
flüssigem Ammoniak aufwendig. Die bei diesem Verfahren in der ersten Stufe
gebildeten Metallimide werdend anschließend in einer zweiten Stufe
thermisch bei Temperaturen von 1200 bis 1600°C in Nitride übergeführt.
Dieses Verfahren ist wegen der komplizierten Reaktionsfähigkeit aufwendig
und da die Reaktion ausschließlich auf die Grenzschicht beschränkt ist,
mit niedrigen Raum-Zeit-Ausbeuten verbunden.
Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Herstellung von pulverförmigen Metallnitriden durch Umsetzung von
Metall-Halogen-Verbindungen in einer ersten Stufe, Abtrennung des
gebildeten festen pulverförmigen Reaktionsproduktes und Temperung dieses
Reaktionsproduktes in einer zweiten Stufe bei Temperaturen von 500 bis
1700°C bereitzustellen, bei dem diese Nachteile nicht auftreten.
Es wurde gefunden, daß man diese Aufgabe dadurch lösen kann, daß man die
Metall-Halogen-Verbindung in Form von Tröpfchen in eine in einer
Reaktionszone befindliche Ammoniakatmosphäre eindüst.
Wesentlich ist, daß bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
die Metall-Halogen-Verbindung in Form von Tröpfchen in die Reaktionszone
eingeführt wird. Als Metall-Halogen-Verbindungen im Sinne der vorliegenden
Erfindung kommen im wesentlichen die Verbindungen der Elemente Bor, Titan,
Vanadium und insbesondere des Siliciums in Betracht. Aus wirtschaftlichen
Gründen sind die Chloride bevorzugt. Dementsprechend kommen insbesondere
die Verbindungen BCl3, TiCl4, VCl4 und SiCl4 in Betracht. Insbesondere
beim Silicium kann das Chlor teilweise durch Wasserstoff oder Alkylgruppen
mit 1 bis 3 C-Atomen ersetzt sein. Genannt seien beispielsweise die
Verbindungen SiHCl3, Si(CH3)2Cl2, SiH(CH3Cl2. Um sicherzustellen, daß
eine vorzeitige Verdampfung in der Düse nicht stattfindet, können die
Verbindungen, die einen niedrigen Siedepunkt aufweisen, z. B. BCl3, das bei
Normalbedingungen bei 13°C siedet, gekühlt werden.
Diese Verbindungen werden in Form von Tröpfchen in eine Reaktionszone
eingedüst, in der sich eine Ammoniakatmosphäre befindet. Unter
Ammoniakatmosphäre wird eine solche verstanden, die entweder ganz aus
Ammoniak besteht oder bei der das Ammoniak mit einem gegenüber den
Reaktionskomponenten inerten Gas wie Edelgase, Stickstoff und/oder
Wasserstoff verdünnt ist. Ammoniak setzt sich mit den Metall-Halogen-
Verbindungen unter Bildung von festen Metallimiden bzw. -amiden um. Da die
Reaktion exotherm ist, steigt die Temperatur in der Reaktionszone je nach
Durchsatz auf Werte bis zu 300°C an. Die festen Reaktionsprodukte werden
in üblicher Weise von der Gasatmosphäre abgetrennt.
Für die Einführung der Metall-Halogen-Verbindungen in die Reaktionszone in
Tröpfchenform bedient man sich zweckmäßig einer Düse, wobei man durch
Variation der Flüssigkeitsdrucke und der Düsenöffnung die Tröpfchengröße,
die in der Regel 5 bis 100 µm beträgt, in gewünschter Weise variieren
kann. Vorteilhaft werden die Metall-Halogen-Verbindungen über die innere
Düsenöffnung einer Zweistoffdüse in die Reaktionszone eingeführt, während
gleichzeitig durch die äußere Düsenöffnung ein gegenüber den
Ausgangsstoffen und Reaktionsprodukten inertes Gas wie Stickstoff,
Wasserstoff oder Edelgase in die Reaktionszone eingeführt wird. Auf diese
Weise wird sichergestellt, daß die Metall-Halogen-Verbindung nicht
unmittelbar beim Austritt aus der Düsenöffnung mit dem Ammoniak in
Berührung kommt. Dadurch wird ein Verkrusten der Düsenöffnung mit
Sicherheit vermieden.
Das erfindungsgemäße Verfahren sei im folgenden anhand der Figur näher
erläutert. Mit 1 ist ein Reaktonsrohr bezeichnet, an dessen oberem Ende
eine Zweistoffdüse angeordnet ist, durch deren innere Düsenöffnung, wie
oben beschrieben, die Metall-Halogen-Verbindung und durch deren äußere
Düsenöffnung ein Inertgas in das Reaktionsrohr eingeführt wird. Die
Metall-Halogen-Verbindung fällt in Form von Tropfen nach abwärts und
reagiert mit dem durch 3 eingeführten Ammoniak, dem Intergase
beigemischt sein können, unter Bildung von festen Reaktionsprodukten. Die
Länge des Rohres ist so zu bemessen, daß die Reaktion im unteren Teil des
Reaktionsrohres beendet ist, wo die gröberen Teilchen gesammelt werden und
von Zeit zu Zeit durch Öffnen des Ventils 4 in den Vorratsbehälter
abgelassen werden. Nicht umgesetztes Ammoniak und Treibgase gelangen durch
den Verbindungsstück 6 in den Filterraum 7, wo die im Reaktionsraum 1
nicht abgeschiedener Feinstanteile von dem Gasstrom abgetrennt werden, der
die Apparatur durch Leitung 8 verläßt. Die sich am Boden des Filterraumes
ansammelnden Feinstanteile werden von Zeit zu Zeit durch Öffnen des
Verschlusses 9 abgelassen und im Vorratsbehälter 10 gesammelt.
Die in den Behältern 5 und 10 gesammelten Reaktionsprodukte werden
anschließend zwecks Überführung in Metallnitrid einer Temperung bei
Temperaturen von 500 bis 1700°C unterzogen. Diese Temperung wird in einer
Inertgasatmosphäre oder vorzugsweise einer NH3 enthaltenden
Inertgasatmosphäre oder einer NH3-Atmosphäre vorgenommen. Bei den
genannten Temperaturen wird etwaiges in den Reaktionsprodukten noch
enthaltenes gebundenes Halogen umgesetzt und das Ammoniumhalogenid
absublimiert. Je nach der Temperatur entsteht z.B. im Falle von
Siliciumimiden bzw. -amiden amorphes oder kristallines Siliciumnitrid oder
Mischungen der beiden, wobei bei tieferen Temperaturen der Anteil an
amorphem Si3N4 größer ist, während bei Temperaturen <1500°C überwiegend
oder ganz kristallisiertes Si3N4 entsteht. Es ist vorteilhaft, das in der
ersten Stufe erhaltene Produkt, das in der Regel ein niederes
Schüttgewicht besitzt, vor der Temperung zu kompaktieren.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann kontinuierlich betrieben werden, da
Verstopfungen an den Düseneintrittsstellen, insbesondere bei Verwendung
von Zweistoffdüsen, praktisch nicht auftreten und auch keine schwer zu
entfernenden Beläge an den Reaktorwandungen auftreten. Das erfindungs
gemäße Verfahren benötigt ferner keine hohen Temperaturen und es müssen
aus diesem Grunde auch keine hochtemperatur- und korrosionsfeste
Werkstoffe für die Herstellung der Apparaturen eingesetzt werden, und es
können diese z.B. aus Glas hergestellt sein. Ein weiterer Vorteil besteht
darin, daß die Reaktionszone nicht aufgeheizt werden muß. Die Korngröße
des herzustellenden Produktes kann durch Variierung der Tröpfchengröße
gesteuert werden. Auch entfällt die Verwendung von organischen
Lösungsmitteln wie bei einigen bekannten Verfahren durch die das
herzustellende Produkt nur in unerwünschter Weise verunreinigt wird.
In eine Apparatur, wie sie in der Figur dargestellt ist, werden durch eine
Düse mit einem Durchmesser von 0,5 mm stündlich 150 ml SiCl4 sowie 600 l
Stickstoff eingedüst, und gleichzeitig werden 800 l Ammoniak eingeführt.
Während der Umsetzung erhöht sich die Reaktionstemperatur auf bis zu 90°C.
Das sich in den Auffangbehältern 5 und 10 sammelnde Reaktionsprodukt wird
abgezogen und anschließend zwei Stunden lang in einer Ammoniakatmosphäre
bei einer Temperatur von 1400°C getempert. Man erhält ein
Siliciumnitridpulver mit einem Chlorgehalt von < 0,1 Gew.%.
Es wird unter analogen Bedingungen wie in Beispiel 1 gearbeitet, nur daß
man anstelle von SiCl4 stündlich 200 ml Si(CH3)2Cl2 einführt. Die
Reaktionstemperatur steigt bis auf 60°C an. Nach dem Tempern erhielt man
ein pulverförmiges Siliciumnitrid mit einem Chlorgehalt von < 0,1 Gew.%
und einem Kohlenstoffgehalt von < 0,2 Gew.%.
In die in der Figur dargestellten Apparatur werden über eine Zweistoffdüse
35 stündlich 100 ml TiCl4 und 500 l N2 eingedüst. Gleichzeitig werden im
gleichen Zeitraum 800 l NH3 in die Reaktionszone eingeführt. Die
Reaktionstemperatur steigt auf bis zu 70°C an. Das entstandene
hygroskopische gelbliche Pulver wird 2 Stunden lang bei 1400°C in einer
Ammoniakatmosphäre getempert. Man erhält ein bräunliches TiN-Pulver mit
einem Chlorgehalt von unter 0,1 Gew.%.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung von pulverförmigen Metallnitriden durch
Umsetzung von Metall-Halogen-Verbindungen mit Ammoniak in einer ersten
Stufe, Abtrennung des gebildeten festen pulverförmigen
Reaktionsproduktes und Temperung dieses Reaktionsproduktes in einer
zweiten Stufe bei Temperaturen von 500 bis 1700°C, dadurch
gekennzeichnet, daß man die Metall-Halogen-Verbindung in Form von
Tröpfchen in eine in einer Reaktionszone befindliche
Ammoniakatmosphäre eindüst.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
in der ersten Stufe 0 bis 300°C beträgt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Metall-Halogen-Verbindung durch das innere Rohr einer Zweistoff
düse und durch das äußere Rohr ein Inertgas in die Reaktionszone
einführt.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Metall-Halogen-Verbindungen die Verbindungen des Bors, Titans,
Vanadiums und/oder insbesondere des Siliciums einsetzt.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, daß in der Metall-Halogen-
Verbindung das Halogen teilweise durch Wasserstoff oder eine
Alkylgruppe mit 1 bis 3 C-Atomen ersetzt ist.
Priority Applications (4)
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DE19893901725 DE3901725A1 (de) | 1989-01-21 | 1989-01-21 | Verfahren zur herstellung von pulverfoermigen metallnitriden |
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DE3901725A1 true DE3901725A1 (de) | 1990-07-26 |
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