DE3823079A1 - Elektrode fuer die implantation in einen lebenden koerper - Google Patents
Elektrode fuer die implantation in einen lebenden koerperInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Elektrode für die
Implantation in einen lebenden Körper als Teil eines
gebräuchlichen elektrischen Stimulatorsystems für das
Funktionstraining oder die Rehabilitation von paralysierten
Muskeln oder für die Messung von elektrischen Signalen des
lebenden Körpers sowie für andere Zwecke.
Bei durch cerebrovasculäre Störungen, Rückenmarksverlet
zungen und andere Ursachen hervorgerufenen Störungen des
neuromuscularen Systems werden seit einiger Zeit Bemühungen
unternommen, verlorengegangene Funktionen durch Anwendung
einer fortgeschrittenen Rehabilitationsmedizin wieder
herzustellen. Weit verbreitete Aufmerksamkeit findet ande
rerseits die Entwicklung eines Systems der elektrischen
Funktionsstimulation (im folgenden: EFS), welches darauf
abzielt, durch Apparaturen oder Operationen nicht beheb
bare Störungen oder Ausfälle motorischer Funktionen durch
elektrische Stimulierung von außen zu beseitigen oder
wenigstens zu mildern.
Die Durchführung eines derartigen Verfahrens, bei welchem
dem lebenden Körper elektrische Ströme zugeführt werden,
sowie auch eines entgegengesetzten Verfahrens zum Messen
von von den Nerven und Muskeln des lebenden Körpers abge
gebenen elektrischen Signalen erfordert jeweils die Implan
tation von Elektroden in den lebenden Körper.
Ausführungsformen des vorstehend genannten EFS-Systems
sind bereits in den veröffentlichten japanischen Patent
anmeldungen 2 17 174 - 1986 und 1 08 054 - 1985 beschrieben.
Insbesondere die letztere Veröffentlichung beschreibt eine
zu dem genannten Zweck bestimmte Elektrode, welche aus
miteinander verdrillten Kohlenstoff-Fasern oder feinen
Drähten aus rostfreiem Stahl mit einem Durchmesser von
z.B. etwa 0,2 mm gebildet und an der Oberfläche mit einem
Harz beschichtet ist.
Eine in der klinischen Praxis zu dem genannten Zweck
verwendbare Elektrode der US-amerikanischen Firma A-M
System Corporation weist sieben miteinander verdrillte
Drähte aus rostfreiem Stahl auf. Eine derartige Elektrode
und ihre Anwendung zeigt Fig. 5 der Zeichnung.
Ein strangförmiges Material, aus welchem die Elektrode 10
gebildet ist, hat einen Durchmesser von ca. 0,6 mm und
die Form eines aus z.B. sieben feinen Drähten 11 aus rost
freiem Stahl zusammengedrillten Leiters 12, dessen Ober
fläche mit Ausnahme eines Endstücks 13 eine Harzbeschich
tung 14 trägt, wobei der Körper der Elektrode nahezu über
seine gesamte Länge wendelförmig gewickelt ist.
Die Elektrode 10 wird percutan in den lebenden Körper A
eingeführt, so daß das eine Endstück 13 nahe einem Nerv 18
zu liegen kommt, während sie am anderen Ende über einen
Stecker 15 einen Leiter 16 usw. mit einem elektrischen
Steuergerät 17 verbunden ist. Dieses dient der Erzeugung
von wahlweise bestimmbaren elektrischen Strömen, welche
dem Endstück 13 der Elektrode 10 zufließen, um den Nerv 18
zu stimulieren. Das Einführen der Elektrode 10 in den
lebenden Körper A geschieht mit Hilfe einer nicht an Ort
und Stelle verbleibenden Kanüle 19.
Bei Untersuchung verschiedener Elektroden der genannten
Art und ihrer praktischen Anwendung, d.h. also der Implan
tation eines harzbeschichteten Leiters in den betroffenen
Teil des lebenden Körpers stellten sich verschiedene Mängel
heraus, welche wenigstens zum Teil auf die für die Elektro
den verwendeten Werkstoffe zurückzuführen sind.
Bei der in der veröffentlichen japanischen Patentanmeldung
1 08 054 - 1985 beschriebenen Elektrode haben die darin
enthaltenen feinen Drähte aus rostfreiem Stahl jeweils
einen Durchmesser von ca. 0,2 mm und sind dementsprechend
relativ steif, so daß die Gefahr besteht, daß das von der
Harzbeschichtung freie Endstück bei Bewegungen oder Kon
traktionen im betroffenen Bereich des Körpers in direkte
Berührung mit einem Muskel oder Nerv kommt, was zu Verlet
zungen führen kann.
Darüber hinaus ist eine derartige Elektrode nicht zur
Verwendung in jedem Bereich des lebenden Körpers geeignet.
Dies ergibt sich wiederum aus der unzureichenden Flexibili
tät der Elektrode, welche sich für den Patienten äußerst
lästig bemerkbar machen und bei Verwendung in besonders
empfindlichen Bereichen, z. B. im inneren Ohr oder im
Bereich des Rückenmarks, zu Verletzungen führen kann.
Eine derartige Elektrode ist also ohne Bedenken nicht
überall anwendbar.
Es wäre nun zwar denkbar, einen weicheren Draht zu verwen
den, um eine biegsamere Elektrode zu erhalten. Eine der
artige Lösung ist auch in der vorstehend genannten Veröf
fentlichung angegeben, es hat sich jedoch herausgestellt,
daß mit einer solchen Elektrode eine wirksame Behandlung
kaum durchführbar ist, da sich die Elektrode relativ leicht
verformt, was zu Lageveränderungen ihres freien Endstücks
führen kann. Bei wiederholtem Biegen einer solchen Elektrode
kann es außerdem zu Ermüdungsbrüchen einzelner Drähte kommen,
so daß sich die Leitfähigkeit oder die Übertragungsqualität
entsprechend verschlechtert.
Die vorstehend genannte Veröffentlichung beschreibt außerdem
auch die Verwendung von Kohlefasern, wobei diese jedoch im
Hinblick auf Biegsamkeit eindeutig unterlegen sind. In
Anbetracht der sich daraus ergebenden Bruchgefahr bietet
eine solche Ausführungsform kaum die für den praktischen
Gebrauch notwendige Zuverlässigkeit.
Ein Ziel der Erfindung ist die Behebung der vorstehend
erläuterten Mängel und die Schaffung einer für die Implan
tation in einen lebenden Körper bestimmten Elektrode,
welche in einem weiten Bereich von Gebrauchsbedingungen
verwendbar ist.
Durch die Verwendung von kalt gezogenem Draht von infini
tesimaler Stärke aus rostfreiem Stahl als Material für den
inneren Leiter oder "Kern" der Elektrode ergibt sich gemäß
der Erfindung eine Kombination von Festigkeit und Biegsam
keit, welche der des lebenden Gewebes des menschlichen
Körpers eng angepaßt ist und hervorragende Gebrauchs
eigenschaften gewährleistet.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung hat
eine Elektrode einen Kern aus einer Anzahl von unendlich
dünnen Drähten aus rostfreiem Stahl mit einer Zugfestig
keit von mehr als 180 kg/mm und einem Durchmesser von
weniger als 25 µm, und eine auf die Oberfläche des Kerns
aufgetragene Beschichtung aus einem für den lebenden
Körper verträglichen Harz.
Im folgenden sind Ausführungsbeispiele der Erfindung
anhand der Zeichnung erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine vergrößerte Schrägansicht einer Elektrode in
einer Ausführungsform der Erfindung,
Fig. 2 eine vergrößerte Seitenansicht eines Teils einer
Elektrode in einer anderen Ausführungsform,
Fig. 3 eine Schnittansicht einer Elektrode,
Fig. 4 eine Schnittansicht einer Elektrode in noch einer
anderen Ausführungsform,
Fig. 5 eine schematisierte Darstellung einer bekannten
Elektrode und ihrer Anwendung und
Fig. 6 eine grafische Darstellung des Rauschverhaltens
von unendlich dünnem Draht aus rostfreiem Stahl.
Eine in Fig. 1 in einer vergrößerten Schrägansicht darge
stellte Elektrode 20 hat einen Kern 21 aus im vorliegenden
Fall miteinander verdrillten, unendlich dünnen Drähten 22,
welche jeweils einen runden Querschnitt mit einem Durch
messer von weniger als 25 µm, vorzugswesie zwischen 10 und
20 µm aufweisen. Die Oberfläche des Kerns 21 trägt eine
Beschichtung 23 aus einem für den lebenden Körper verträg
lichen Harz, in welches die dünnen Drähte eingebettet sind
und welches eine elektrische Isolierung für den Kern bildet.
Die dünnen Drähte 22 haben jeweils eine Zugfestigkeit von
mehr als 180 kg/mm.
Die infinitesimal dünnen Drähte 22 sind aus austenitischem
rostfreiem Stahl. Besonders geeignet für die Verwendung im
Rahmen der Erfindung sind Stähle mit der Bezeichnung
SUS-304, 316 und 316L wegen ihrer hervorragenden Festigkeit
und Korrosionsbeständigkeit.
In während der Entwicklung der Elektrode durchgeführten
Versuchen wurde nachgewiesen, daß der äquivalente Rausch
widerstand Rn und der Impedanzwiderstand R in einer
Elektrode aus rostfreiem Stahl bei Betrachtung derselben
als Reihenschaltung eines Widerstands und einer Reaktanz
in Bereichen von beispielsweise über 1 Hz optimal aufein
ander abgestimmt sind, so daß der Überschuß-Rauschfaktor
Rn/R = 0 wird und außer dem theoretischen thermischen
Rauschen kein Überschuß-Rauschen auftritt. Das gemäß der
Erfindung verwendete Elektrodenmaterial verdient daher den
Vorzug gegenüber beispielsweise Wolfram oder Platin. Die
vorstehend erläuterten Gegebenheiten sind in Fig. 6
grafisch dargestellt.
Der erfindungsgemäße Elektrodenkern aus einer Vielzahl von
extrem dünnen Drähten kann darüber hinaus einen größeren
Gesamtquerschnitt erhalten als ein einstückiger Kern und
weist eine größere Oberfläche für den Kontakt mit dem
lebenden Körper auf. Dadurch wird der vorstehend genannte
Widerstand R oder der Rauschwiderstand Rn sowie auch der
Übergangswiderstand zwischen dem Elektrodenkern und dem
lebenden Körper kleiner. Gemäß der Erfindung ist somit
eine ausgezeichnete Elektrode mit einem äußerst günstigen
Rauschverhalten darstellbar.
Der Grund dafür, daß der Durchmesser und die Zugfestigkeit
des unendlich dünnen Drahts 22 innerhalb der vorstehend
genannten Grenzen zu bestimmten sind, liegt in der Erkennt
nis, daß rostfreier Stahl selbst im ungehärteten Zustand
im allgemeinen eine sehr hohe Zugfestigkeit von ca. 50
bis 80 kg/mm hat und daß die Formsteifigkeit des Stahls
bei größeren Durchmessern und höherer Zugfestigkeit zunimmt.
Im Hinblick auf die Anpassungsfähigkeit der Elektrode an
Bewegungen der Muskeln des lebenden Körpers liegen die
Eigenschaften der gemäß der Erfindung verwendeten dünnen
Stahldrähte deshalb vorzugsweise innerhalb der angegebenen
Grenzen, wobei sich außerdem, wie vorstehend erläutert,
ein günstiges Rauschverhalten ergibt. Ist der Durchmesser
der rostfreien Stahldrähte dagegen größer als etwa 25 µm,
dann ist die Steifigkeit der Drähte und damit des Kerns
größer als die des lebenden Gewebes, so daß die Gefahr
von Verletzungen besteht, wie eingangs erläutert. Ein
Durchmesser von weniger als 10 µm erschwert dagegen die
Herstellung der Stahldrähte und führt zu einer Verringerung
ihrer Festigkeit und damit der der Elektrode insgesamt.
Auf der anderen Seite haben kaltgezogene Drähte mit einer
innerhalb der genannten Grenzen liegenden Zugfestigkeit
ein faserförmiges Kristallgefüge mit in Längsrichtung
ausgerichteten Einkristallen, so daß der Draht eine hohe
Elastizitätsgrenze und einen großen Elastizitätsmodul hat,
wodurch er hervorragende Federeigenschaften und die
Elektrode dementsprechend eine sehr gute Biegsamkeit
erhält. Dadurch ist der Gefahr von Ermüdungbrüchen der
dünnen Drähte auch bei wiederholtem Biegen im Gebrauch
weitgehend vorgebeugt, während durch das Verdrillen der
Drähte eine gleichförmige Leitfähigkeit über den Quer
schnitt der Elektrode gewährleistet ist.
Der die vorstehend genannten Eigenschaften aufweisende,
unendlich dünne Draht 22 ist unter Anwendung verschiedener
bekannter Ziehverfahren herstellbar, beispielsweise unter
Verwendung einer Diamant-Ziehform. Ein in einem solchen
Verfahren hergestellter Draht ist für die Verwendung im
Rahmen der Erfindung besonders vorteilhaft, da er eine
sehr glatte Oberfläche hat, welche die Gleitreibung zwischen
aneinanderliegenden Drähten verringert. Dies trägt zu einer
erhöhten Biegsamkeit der Elektrode bei.
Zur Verbesserung der Federeigenschaften der dünnen Drähte
22 können diese je nach Erfordernis vor dem Verdrillen
oder auch danach einer Wärmebehandlung bei Temperaturen
von beispielsweise etwa 300 bis 500°C unterworfen werden.
Gemäß der Erfindung wird eine aufgrund der Eigenschaften
des Materials und/oder des Durchmessers berechnete Anzahl
dünner Drähte 22, z.B. eine zwischen etwa sieben und
zweihundert liegende Zahl, in einem herkömmlichen Verfahren
zusammengeführt, um den Leiter für die Elektrode zu bilden.
Das Zusammenführen der Drähte kann z.B. durch Verdrillen,
Verflechten, nach einem Wickelverfahren usw. erfolgen,
wobei das Verdrillen das einfachste Verfahren darstellt.
Ein unter Anwendung dieses Verfahrens durch Verdrillen
hergestellter Kern 21 kann als einzelner Strang ausgeführt
sein, wie in Fig. 1 gezeigt, aus mehreren Lagen aufgebaut
sein, wie in Fig. 2 und 3 dargestellt, oder auch verseilt
sein, wie in der Ausführungsform nach Fig. 4, in welcher
mehrere Litzen um eine mittlere Litze herum angeordnet sind.
Ein aus zwei oder mehr Lagen der unendlich dünnen Drähte 22
aufgebauter Kern 21 eignet sich für die erfindungsgemäße
Elektrode besonders im Hinblick auf eine verbesserte Bieg
samkeit derselben. In der Ausführungsform nach Fig. 2 und
3 sind zwei Lagen 21 A und 21 B um einen aus einem einzelnen
unendlich dünnen Draht gebildeten inneren Kern 21 C herum
verdrillt.
Im Falle des aus mehreren Lagen gedrillten Kerns 21 beträgt
das Verhältnis der Drallsteigung P des äußersten Lage 21 A
zum Außendurchmesser D des Kerns 21 etwa 9-15 : 1, und
vorzugsweise etwa 10-12 : 1. Ferner ist bei einem aus
mehreren Lagen aufgebauten Kern 21 die Drallrichtung der
äußersten Lage 21 B vorzugsweise derjenigen der inneren
Lage 21 A entgegengesetzt. Bei einer noch größeren Anzahl
von Lagen verlaufen deren Drallrichtungen vorzugsweise
jeweils einander entgegengesetzt, wobei das Verhältnis P/D
der äußersten Lage vorzugsweise innerhalb des genannten
Bereichs liegen sollte, während es bei den inneren Lagen
auch außerhalb dieser Grenzen liegen kann.
In Untersuchungen eines aus unendlich dünnen Drähten 22
gebildeten Kerns 21 wurde ermittelt, daß die Drallsteigung
P die Biegsamkeit beeinflußt, wobei die Biegsamkeit des
Kerns mit steiler werdender Drallsteigung P zunimmt. Es
wurde ferner festgestellt, daß der Wechsel der Drallrichtung
von einer Lage zur nächsten nicht nur einem Knicken der
Elektrode vorbeugt, sondern diese auch leichter biegsam
macht, da die Drähte benachbarter Lagen sich nur in Punkt
berührung befinden, so daß sich die Reibung entsprechend
verringert.
Bei einem aus zwei Lagen aufgebauten Kern 21 mit beispiels
weise zehn bis fünfundzwanzig Drähten 22 ist die aus z.B.
vier bis acht Drähten gebildete erste Lage 21 A in einer
Richtung um einen aus einem oder mehreren Drähten gebilde
ten inneren Kern 21 C herum gedrillt. Die aus sieben bis
fünfzehn Drähten gebildete zweite Lage 21 B ist dann in
entgegengesetzter Richtung derart um die erste Lage 21 A
herum gedrillt, daß das Verhältnis P/D in dem vorstehend
genannten Bereich liegt. Ein derart aufgebauter Kern 21 ist
weitgehend knick- und bruchsicher.
Für den Kern 21 der in Fig. 2 und 3 gezeigten Elektrode
sind Lackdrähte 22 verwendet, bei denen der eigentliche
Metalldraht 22 a eine Beschichtung 22 b aus einem für den
lebenden Körper verträglichen Harz aufweist. Bei Verwen
dung derartig beschichteter Drähte 22 für den Kern der
erfindungsgemäßen Elektrode wird deren Biegsamkeit weiter
verbessert, da die Drähte 22 nur über ihre Harzbeschichtung
miteinander in Berührung stehen, welche eine dämpfende
und schmierende Wirkung ausübt und damit die Reibung
zwischen den Drähten weiter verringert. Bei einer solchen
Elektrode können die Hohlräume zwischen den Drähten auch
vollständig mit einem Harz ausgefüllt sein. Die durch die
Harzbeschichtung voneinander getrennten und elektrisch
isolierten Drähte 22 können dabei elektrische Signale
zwischen einem Steuergerät und verschiedenen Stellen des
lebenden Körpers übertragen.
Zur Fertigstellung der Elektrode 20 wird dann die Ober
fläche des Kerns 21 mit einer geschlossenen Beschichtung
aus einem für den lebenden Körper verträglichen Harz
versehen.
Als für den lebenden Körper verträgliche, elektrisch
isolierende Harze, welche sich dem Gewebe des lebenden
Körpers gut anpassen und zu keinerlei Nebenwirkung führen,
eigen sich z.B. Polytetrafluoräthylen, Siliconharze,
Fluorharze und dergl., insbesondere ein hochmoleculares
Paraxylen-Polymer, welches unter der Bezeichnung PARILENE
von der Union Carbide Corp. hergestellt wird. Die Verwen
dung eines relativ weichen Harzes, z.B. eines Silicon
harzes, ist geeignet, um die Biegsamkeit der Elektrode 20
weiter zu verbessern. Zu den vorstehend erwähnten Fluor
harzen gehören u.a. fluorhaltige Polyurethane.
Die Beschichtung wird unter Anwendung eines bekannten
Drahtbeschichtungsverfahrens aufgebracht, so daß sich eine
Dicke von mehr als 30 µm ergibt. Der auf diese Weise
fertiggestellte Kern 21 hat die Form eines sehr dünnen
Strangs mit einem Durchmesser von beispielsweise 0,1
bis 0,4 mm, vorzugsweise weniger als ca. 0,3 mm.
Um der einen Kern aus miteinander verdrillten, extrem
dünnen Drähten aufweisenden Elektrode ein gewisses Ausdeh
nen und Zusammenziehen zu ermöglichen und sie sicher im
Gewebe des lebenden Körpers verankern zu können, weist die
Elektrode 20 vorzugsweise einen wendelförmig gewickelten
Längsabschnitt 24 auf.
Der Außendurchmesser des Wendelabschnitts 24 beträgt etwa
das zwei- bis sechsfache des Durchmessers der Elektrode 20,
d.h. also höchstens etwa 1 mm, im vorliegenden Beispiel
vorzugsweise etwa 0,2 bis 0,8 mm. In Versuchen wurde fest
gestellt, daß sich ein besonders kleiner Durchmesser des
Wendelabschnitts dadurch erzielen läßt, daß die Wickel
richtung des Wendels der Drallrichtung des Kerns 21 ent
gegengesetzt ist.
Zum Gebrauch der Elektrode 20 wird die Harzbeschichtung 23
an dem einen Endstück 13 entfernt, um den Kern 21 freizu
legen, worauf dann die Elektrode mit dem Endstück 13 vor
aus mit Hilfe einer Kanüle 19 od. dergl. in den lebenden
Körper eingeführt wird. Um das Einführen der Elektrode zu
erleichtern und einem Ausweichen des freien Endstücks vor
zubeugen, empfiehlt es sich dabei, das freigelegte Endstück
des Kerns in Form eines Angelhakens zurückzubiegen.
Die vorstehende Beschreibung richtet sich allein auf eine
Ausführungsform der Erfindung, auf welche diese jedoch
nicht beschränkt ist. Es sind vielmehr zahlreiche Abwand
lungen im Aufbau der Elektrode und ihrer Verwendung im
lebenden Körper möglich.
So kann etwa der Kern, wie vorstehend beschrieben und in
Fig. 1 dargestellt, als eine einfache, aus mehreren extrem
dünnen Drähten zusammengedrillte Litze ausgebildet sein.
In der Ausführungsform nach Fig. 4 ist der Kern dagegen
aus mehreren in sich verdrillten und miteinander ver
seilten Litzen aus dünnen Drähten aufgebaut.
Um die Haftung der Harzbeschichtung 23 am Kern 21 zu ver
bessern und dabei gleichzeitig eine Verträglichkeit mit
dem lebenden Körper zu gewährleisten, kann die Beschichtung
aus mehreren Schichten verschiedener Harze aufgebaut sein.
Dabei kommt es dann nicht darauf an, ob auch die innerste
Schicht für den lebenden Körper verträglich ist.
Im folgenden sind praktische Ausführungsformen der Erfindung
anhand von Beispielen beschrieben.
Eine Elektrode gemäß diesem Beispiel weist einen Litzenkern
aus neunzehn Drähten aus rostfreiem Stahl SUS-316 auf. Die
Drähte haben einen Durchmesser von 20 µm und eine Zug
festigkeit von 188 kg/mm. Die erste Lage aus sieben
Drähten ist mit einer Steigung von 0,9 mm in Richtung "Z"
um einen aus einem Draht bestehenden inneren Kern verdrillt.
Die zweite Lage aus zwölf Drähten ist mit einer Steigung
von 1,6 mm in Richtung "S" um die erste Lage herum ver
drillt. Der Kern trägt eine 40 µm starke Beschichtung aus
Polytetrafluoräthylen. Vor Auftrag der Beschichtung wurde
der Kern gewaschen. Der Durchmesser der Elektrode beträgt
0,18 mm.
Zur Herstellung der extrem dünnen Drähte wurde ein Draht
mit einem Durchmesser von 0,08 mm durch eine Diamant-Zieh
form gezogen, so daß sich eine sehr glatte Oberfläche ergab
und die aus den Drähten gefertigte Elektrode sehr biegsam
war.
Eine Elektrode gemäß diesem Beispiel weist einen Litzen
kern aus neunzehn Drähten aus rostfreiem Stahl SUS-304 auf,
welche einzeln in einer Stärke von 8 µm mit Polytetrafluor
äthylen beschichtet sind. Die Drähte haben einen Durch
messer von 20 µm und eine Zugfestigkeit von 243 kg/mm. Der
Kern hat eine innere Lage und eine aus mehreren Drähten
gebildete äußere Lage, welche mit einer Steigung von 1,8 mm
in Richtung "S" verdrillt sind. Der Kern ist mit einer 30 µm
starken Beschichtung aus Polytetrafluoräthylen überzogen.
Eine Elektrode gemäß diesem Beispiel hat einen einfachen
Litzenkern aus einendsechzig in der Richtung "S" mitein
ander verdrillten Drähten aus rostfreiem Stahl SUS-304.
Die Drähte haben einen Durchmesser von 12 µm und eine Zug
festigkeit von 246 kg/mm. Eine Beschichtung aus Silicon
harz mit einer Stärke von 40 µm ergibt einen Durchmesser
der Elektrode von 0,19 mm. Vor dem Aufbringen der Beschich
tung wurde der Kern gewaschen.
In diesem Beispiel wurde anhand eines Querschnitts fest
gestellt, daß das Harz ausreichend tief zwischen die
dünnen Drähte eingedrungen war. Es ergab sich eine hohe
Scherfestigkeit von 1560 g. Die Elektrode ist äußerst
schmiegsam.
Eine Elektrode gemäß diesem Beispiel weist einen Kern aus
drei miteinander verseilten Litzen auf, welche jeweils
aus fünfzig Drähten der im Beispiel 3 genannten Art zusam
mengedrillt waren und dann in der Richtung "S" miteinander
verseilt wurden. Der Kern trägt eine 40 µm starke Beschich
tung aus Polytetrafluoräthylen.
Die fertige Elektrode hat einen Durchmesser von 0,24 mm und
eine Scherfestigkeit von 3752 g.
Zum Vergleich wurden Elektroden gemäß den Beispiel 5 und 6
gefertigt.
Eine Elektrode gemäß diesem Beispiel hat einen Litzenkern
aus sieben miteinander verdrillten Drähten aus rostfreiem
Stahl. Die Drähte haben einen Durchmesser von 80 µm und
eine Zugfestigkeit von 83 kg/mm. Eine Beschichtung aus
Polytetrafluoräthylen hat eine Stärke von 42 µm.
Die Scherfestigkeit dieser Elektrode beträgt 2685 g.
Eine Elektrode gemäß diesem Beispiel hat einen Litzenkern
aus sieben miteinander verdrillten Drähten aus rostfreiem
Stahl mit einem Durchmesser von 50 µm und einer Zugfestig
keit von 65 kg/mm. Die Beschichtung ist die gleiche wie im
Beispiel 5.
Die Beispiele 1 bis 6 sind in nachstehender Tabelle
zusammengefaßt.
Nach Tierversuchen mit Elektroden entsprechend den vor
stehenden Beispielen wurden die Elektroden in menschliche
Körper implantiert, um die Funktionen von paralysierten
Muskeln zu trainieren und/oder wiederherzustellen und die
Wirksamkeit der Behandlung zu untersuchen. Es wurden die
folgenden Behandlungen durchgeführt:
Behandelt wurden neunzehn Patienten, davon dreizehn Männer
und sechs Frauen. Vierzehn Patienten litten unter einseitiger
Lähmung, fünf unter doppelseitiger Lähmung.
Mit Zustimmung der Patienten und ihrer Familien wurden pro
Patienten zwei bis achtunddreißig Elektroden gemäß den
Beispielen implantiert, worauf die elektrische Stimulierung
ausgeführt wurde.
Die Behandlungsdauer betrug drei Stunden pro Tag. Der
stimulierende Strom wurde in negativen Impulsen verabreicht,
mit einer Impulsbreite von 0,2 ms, einer Stimulations
frequenz von 20 Hz und einer zwischen 0 und 15 V modulierten
Spannung.
Dabei wurden mit den Elektroden gemäß beiden Beispielen
äußerst stabile Stimulationswirkungen erzielt, ohne daß
nennenswerte Leitungsunterbrechungen oder Lageveränderungen
der Elektroden beobachtet wurden.
Ferner wurde im Verlauf der Behandlung keinerlei Gegen
reaktion gegen die Stimulierung noch Schwächungen der Nerven
oder sonstige Nebenwirkungen beobachtet. Dadurch wurde
bewiesen, daß die Elektroden äußerst sicher sind.
Circa neunzig Elektroden entsprechend den Beispielen 1, 3
und 4 wurden zur Langzeitbehandlung in den Körper von
unter cerebrovaskularen Störungen oder Rückenmarksverlet
zungen leidenden Patienten implantiert. Es handelte sich
um insgesamt sechs Patienten, die der Implantation ebenso
wie ihre Familien zugestimmt hatten.
Um die Biegsamkeit der Elektroden zu verbessern, wurden
diese über ihre gesamte Länge in der "Z"-Richtung wendel
förmig gewickelt, so daß ihr Durchmesser das 2,5fache von
dem der ungewickelten Elektrode betrug.
Obgleich seit der Implantation der zuerst implantierten
Elektroden inzwischen sechs Monate verstrichen sind, wurden
keinerlei Leitungsunterbrechungen oder Verlagerungen der
Elektroden beobachtet. Ferner ließen sich auch keinerlei
Gegenreaktionen gegen die Stimulierung und keine Erhöhung
des Widerstands zwischen den Elektroden erkennen, so daß
eine äußerst stabile Stimulationswirkung gewährleistet ist.
Darüber hinaus wurde das Vorhandensein der Elektroden
von den Patienten kaum verspürt oder störend empfunden.
Im Gegensatz zu den vorstehend angeführten Ergebnissen
traten bei Elektroden herkömmlicher Ausführung gemäß dem
Vergleichsbeispiel 5 häufige Leitungsunterbrechungen und
Verlagerungen der Elektroden auf, namentlich 5% in den
oberen und 50% in den unteren Gliedmaßen innerhalb von
zwei Monaten nach der Implantation, mit dem Ergebnis einer
äußerst instabilen Stimulierung.
Wie man aus vorstehender Beschreibung erkennt, findet bei
der erfindungsgemäßen Elektrode für die Implantation in
den lebenden Körper als Kernmaterial ein äußerst dünner
Draht aus hartem rostfreiem Stahl Verwendung. Die Elektrode
ist äußerst biegsam und läßt sich sicher im Gewebe des
lebenden Körpers verankern, so daß keine Gefahr von
Verletzungen durch die äußerst feinen Drähte besteht.
Darüber hinaus ist bleibenden Verformungen oder Bruch der
Elektrode weitgehend vorgebeugt. Die erfindungsgemäße
Elektrode ist daher äußerst sicher in der Anwendung und
gewährleistet eine äußerst wirksame Behandlung.
Insbesondere aufgrund der Tatsache, daß die Elektrode aus
einer großen Anzahl von extrem dünnen Drähten gebildet ist,
weist sie eine das notwendige Maß noch übersteigende Bieg
samkeit auf, welche eine Erweiterung ihres Anwendungs
bereichs ermöglicht.
Dies erlaubt die Implantation der Elektrode im Bereich von
hochempfindlichen Organen sowie auch ihre Anwendung bei
Säuglingen oder Kleinkindern, was im Falle von herkömm
lichen Elektroden wegen der damit verbundenen Belästigungen
und Verletzungsgefahr nur begrenzt möglich ist. Die erfin
dungsgemäße Elektrode ermöglicht somit die Behandlung von
Erkrankungen, ohne daß der Patient dabei belästigt wird
oder auch nur während der Implantation nennenswerte
Schmerzen erleidet.
Überdies ist die erfindungsgemäße Elektrode nicht nur zum
Zweck der elektrischen Stimulierung verwendbar, sondern
kann auch für andere Zwecke verwendet und implantiert
werden. Damit leistet die Erfindung einen großen Beitrag
zum medizinischen Fortschritt.
Claims (4)
1. Elektrode für die Implantation in einen lebenden
Körper, gekennzeichnet durch einen Kern (21)
aus einer Vielzahl von extrem dünnen Drähten aus rost
freiem Stahl mit einer Zugfestigkeit von mehr als 180 kg/mm
und einem Durchmesser von weniger als 25 µm, und durch eine
auf den Kern aufgebrachte Beschichtung (23) aus einem für
den lebenden Körper verträglichen Harz.
2. Elektrode nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie einen Durchmesser von weniger
als 0,3 mm hat.
3. Elektrode nach Anspruch 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie einen wendelförmig gewickelten
Längsabschnitt (24) aufweist.
4. Elektrode nach Anspruch 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Kern (21) verdrillt oder verseilt
ist und daß der wendelförmige Längsabschnitt (24) der
Drallrichtung des Kerns entgegengesetzt gewickelt ist.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
JP62215882A JPH066115B2 (ja) | 1987-08-27 | 1987-08-27 | 生体内埋込用電極 |
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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