DE3820213A1 - Fuehrungssonde zur duenndarmschienung - Google Patents
Fuehrungssonde zur duenndarmschienungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Führungssonde zur Dünndarm
schienung, die bei der operativen Behandlung des Dünn
darm-Ileus verwendet werden kann.
Die am weitesten verbreitete Sonde zur Behandlung des
Dünndarm-Ileus ist die Miller-Abbott-Sonde. Sie besitzt
am Sondenkopf einen aufblasbaren Ballon, der als Füh
rungsmittel für den Transport der Sonde durch den Magen-
Darm-Trakt dient. Durch die Realisierung eines Doppel
kanal-Systems wird die separate Betätigung des Ballons
und der Abtransport der Darmflüssigkeit gewährleistet.
Der auffüllbare Ballon am Sondenanfang der bisher ver
wendeten Ileusdünndarmsonden (Johnton-Sonde, Leonard-
Wangensteen-Sonde und die Miller-Abbott-Sonde) dient
zur Erleichterung des Schienungsvorganges.
Der Ballon der Harris- bzw. der Cantor-Sonde ist zu
sätzlich mit Quecksilber gefüllt, um ebenfalls das Vor
schieben der Sonde im Dünndarm zu erleichtern. Die
Unterstützung des Schienungsvorganges mittels Mandrin
hat sich nicht bewährt. Die sogenannte pneumatische
Sonde von Dittrich beruht ebenfalls auf einem kompli
zierten Ballonprinzip. (Siehe Dittrich, H.:
Entwicklung und tierexperimentelle Erprobung einer pneu
matischen Darmsonde zur Optimierung der Behandlung des
Dünndarmileus und der präventiven Dünndarmschienung.
Habilitationsschrift, Dresden 1983, S. 12-22).
Dem Ballon als Schienungshilfe lasten folgende Nachteile
an:
- - Das Führungsprinzip mittels Ballon ist technisch rela tiv schwierig, so daß der Schienungsvorgang im allge meinen langwierig ist und mitunter traumatisch ver läuft. Probleme treten oft bei der Passage normaler, nicht erweiterter Dünndarmabschnitte auf. Es kommt zu einer erheblichen mechanischen Belastung des ohnehin geschädigten Ileusdarmes.
- - Der Ballon ist störanfällig, insbesondere beim Abknicken der Sonde wird ein Entblocken des Ballons unmöglich und kann zum Hindernis beim Entfernen der Darmschiene werden.
- - Gascos Distension - eine mögliche Komplikation, indem der Ballon unter bestimmten Bedingungen als halbdurch lässige Membran wirkt und ein Diffundieren von Darm gas in das Ballonvolumen ermöglicht - Okklusionsgefahr des Darmes. (Siehe Smoger, B.R., Rosen, R.J. et al.: Small Bowel Obstruction, Caused by gaseons Distension of the Cantor-Tube-Ballon. A. J. R. 135 (1986) 612-613)
- - Die Sonden benötigen ein zusätzliches Lumen zum Auf füllen des Ballons. Dies geht zu Lasten des Quer schnittes des Absaugkanals und vermindert somit die Saugleistung beim Dekomprimieren des Ileusdarmes.
- - Beim Entfernen der Sonde kommt es nicht selten zu Kom plikationen. (Siehe Tondelli, P., Hell, K.: Kompli kationen der Dünndarmschienung in der operativen Be handlung des Adhaesionsileus. Helr. Chir. Acta (1975) 857)
- - Bei engen Darmsegmenten kann das Vorschieben der Ballonsonden unmöglich werden. Nach Cantor gelingt es in 70% der Fälle, die Ballonsonde durch den Pylorus (Magenpförtner) zu führen.
- - An der Sondenspitze der im mitteleuropäischen Raum fast ausschließlich verwendeten Miller-Abbott-Sonde befindet sich eine Metallolive, die eine Darmperfora tion, insbesondere bei einer geschädigten Darmwand, begünstigt.
Eine Modifikation der Miller-Abbott-Sonde ist gemäß
der DD-PS 1 55 136 bekannt. Sie richtet sich auf eine
Erhöhung des Flüssigkeitsdurchsatzes durch Realisierung
eines größeren Kanalquerschnittes. Erreicht wird dies
durch Anwendung des Einkanalsystems, wobei zwischen
dem Sondenkopf und dem Ballon ein Rückschlagventil vor
gesehen ist.
Die Funktionstüchtigkeit der Sonde wird in zu hohem Maße
von dem einen beweglichen mechanischen Element, dem
Rückschlagventil, abhängig. Die übrigen Nachteile der
voran beschriebenen Miller-Abbott-Sonde werden nicht be
seitigt.
In der DD-PS 1 55 234 wird eine Vorrichtung zum Absau
gen von Flüssigkeit aus dem Körperinneren beschrieben,
die ebenfalls zur Behandlung des Dünndarm-Ileus ver
wendet werden soll. Auch sie weist als funktionsbe
stimmendes Merkmal ein Rückschlagventil auf. Ein tele
skopartig ausziehbarer Sondenkopf soll in Kombination
mit einem Kraftspeicher (Feder) das sonst manuelle
Schieben des Sondenkopfes im Magen-Darm-Trakt erübrigen
und dadurch die mechanische Beanspruchung der Darmwand
erheblich vermindern. Von Nachteil ist auch hier die
Verwendung beweglicher mechanischer Teile, die unter be
sonderen Bedingungen des Magen- oder Darmileus schnell
ihre Funktionstüchtigkeit verlieren können. Darüber
hinaus ist die Anwendung der Vorrichtung mit einer großen
Zahl periodisch ablaufender Betätigungsschritte verbun
den, was einen hohen apparativen Aufwand erfordert. Der
notwendigerweise starre Sondenkopf läßt eine gute Füh
rungswirkung der Sonde nicht erwarten. Es ist vielmehr mit
einer häufigen Kontaktierung der Darmwand zu rechnen.
Die DE-OS 34 09 663 beschreibt eine medizinische Sonde,
insbesondere für die enterale Ernährung, und einen Son
denschlauch, der an seinem distalen Ende eine Verschluß
kappe trägt. Diese Verschlußkappe weist eine Verdickung
aus einem vom menschlichen Körper resorbierbaren Mate
rial auf. Die maximale Wanddicke der Verdicke soll
in einem Bereich von 0,5 bis 2 mm liegen. Damit soll
erreicht werden, daß die Peristaltik einen günstigen
Angriffspunkt für den Transport der Sonde erhält. Für
die Behandlung des Dünndarm-Ileus erscheint diese Son
de jedoch nicht geeignet, da sie keine Führungsmöglich
keiten durch den Dünndarm bietet.
Ziel der Erfindung ist die Entwicklung einer Führungs
sonde zur Dünndarmschienung, die kostengünstig und mit
einfachen Mitteln herstellbar ist und deren Anwendung
die Operationszeit bei der Behandlung des Dünndarm-
Ileus erheblich verkürzt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Führungs
sonde zur Dünndarmschienung zu entwickeln, die eine hohe
körperliche Akzeptanz besitzt und infolge guter Gleit
eigenschaften eine schnelle Placierung erlaubt. Die
Sonde soll gute Führungseigenschaften besitzen und
beim schnellen Entfernen nach Beendigung der Behandlung
Komplikationen sicher vermeiden.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine vollständig
aus im Darmsaft auflösbarem und resorbierbarem Material,
vorzugsweise Gelatine, bestehende Führungssonde ge
löst, die aus einem Sondenschaft und einem an seinen
distalen Ende angrenzenden Sondenkopf besteht. Sonden
schaft und Sondenkopf bilden ein einheitliches Bauteil
und besitzen - unter Beachtung der anatomischen Ge
gebenheiten - derartige Größenverhältnisse, daß für den
Chirurgen eine gute Handhabbarkeit gegeben ist.
Das proximale Ende des Schaftes besitzt einen axial
verlaufenden Hohlraum zur Aufnahme des Schlauches, der
mit Perforationen zur Abführung des Darminhaltes ver
sehen ist. Die Führungssonde kann aber auch einen durch
gehenden, axial verlaufenden Kanal aufweisen, der bis
zur Auflösung der Führungssonde selbst der Fortleitung
von Körperflüssigkeit dienen kann.
Die Geschwindigkeit des Abbaus der Führungssonde wie
auch ihre mechanischen Eigenschaften sind durch die
Rezeptur ihrer Bestandteile (Gelatine, Glycerin, Wasser
und ggf. weitere) in gewünschtem Maße beeinflußbar.
Zur Verbesserung der Führungseigenschaften der erfin
dungsgemäßen Sonde besteht ihr vorderer Teil vorzugs
weise aus Weichgelatine mit hoher Flexibilität, während
der andere Teil von wesentlich größerer Steifheit und
Härte ist. Dadurch wird die Kopplung an den Schlauch
erleichtert. Um eine vorzeitige Trennung der Führungs
sonde vom Schlauch zu verhindern, erfolgt eine Befesti
gung mittels Catgutfaden.
Der unmittelbar nach der Einführung der Sonde beginnen
de Abbau des Sondenmaterials führt quasi zu einer
Gleitmitteleigenbildung, wodurch der Schienungsvorgang
wesentlich erleichtert und damit beschleunigt wird und
atraumatischer verläuft als bei bekannten Sonden.
Die erfindungsgemäße Führungssonde ist biologisch unbe
denklich und wird nach den hygienischen Richtlinien
für die Produktion von Arzneimitteln hergestellt. Mit
Abschluß der Behandlung hat sich die Führungssonde
aufgelöst und der Schlauch kann problemlos entfernt
werden.
Nachfolgend wird die erfindungsgemäße Führungssonde
zur Dünndarmschienung an einem Ausführungsbeispiel und
den Figuren näher beschrieben. Es stellt dar
Fig. 1 Führungssonde mit durchgehendem Sondenkanal
zur Darmschienung nach erfolgter Enterotomie,
Fig. 2 Führungssonde (Schnittdarstellung) mit Be
reichen unterschiedlicher Flexibilität und
nicht durchgehendem Sondenkanal für die
orale orthograde Darmschienung.
Die Führungssonde besteht aus einem auflösbaren und
resorbierbaren Material, dessen Grundstoff ein Protein
- vorzugsweise Gelatine - enthält. Sie ist aus einem
Sondenschaft 1 und einem sich an diesen anschließenden
Sondenkopf 2 aufgebaut. Die äußeren Abmessungen der
Führungssonde müssen den anatomischen Gegebenheiten
entsprechen. Als günstig hat sich herausgestellt, wenn
die Länge des Sondenschaftes 1 75 mm und der Durch
messer des Sondenkopfes 2 20 mm nicht überschreitet.
Der Durchmesser des Sondenschaftes 1 beträgt etwa 10 mm
und die Länge des Sondenkopfes 2 etwa 20 . . . 25 mm.
Zur Aufnahme eines Schlauches weist das proximale Ende
des Sondenschaftes 1 einen an den Schlauchaußendurch
messer angepaßten Sondenkanal auf.
Gemäß Fig. 1 besitzt die Führungssonde zur Anwendung
nach erfolgter Enterotomie (Darmöffnung) einen durch
gehenden Sondenkanal 3. Die Fixierung der Darmschiene,
insbesondere aus Silikonschlauch, erfolgt mittels
eines Catgutfadens über den hierfür vorgesehenen
Kanal 4.
Eine weitere Variante der Erfindung ist in Fig. 2 dar
gestellt und für die orthograde Darmschienung vorge
sehen. Der Sondenkopf 2 und ein Teil 1′′ des daran an
grenzenden Sondenschaftes 1, der sich bis auf 1/3 seiner
Länge erstrecken kann, besitzen eine wesentlich höhere
Flexibilität als der proximale Teile 1′ des Sonden
schaftes 1, welcher das Ende der Darmschiene aufnehmen
muß. Die Befestigung des im Sondenkanal 5 liegenden
Schlauchendes erfolgt ebenfalls mittels Catgutfaden.
Dazu wird dieser durch den engen nur etwa 1,5 mm
starken Sondenkanal 6, welcher sich an den Sondenkopf 5
anschließt, geführt und am Austritt aus dem Sondenkanal
durch Schaffung einer Verdickung (infolge Verknotens)
fixiert.
Nach einer Rezeptur aus sterilen Gelatine, sterilem
Aqua destillata, Glycerol und Visotrast werden die
Gelatine-Führungssonden unter Beachtung der hygieni
schen Richtlinien für die Produktion von Arzneimitteln
im Gießverfahren hergestellt. Die Sonden gewinnen erst
nach einem Trocknungsprozeß (das heißt durch Verdun
stung des Wasseranteils) ihre Stabilität.
Durch entsprechende Mengenanteile an Glycerol im Son
denkopf 2, das mit einer speziellen Gießtechnik er
reicht wird, erhält die Führungssonde in diesem Bereich
eine gewisse Flexibilität, die besonders das orale
orthograde Sondieren bzw. die Passage des Duodenums
wesentlich erleichtert. Um eine ausreichende Stabili
tät für die Aufnahme des Silikonschlauches am hinteren
Gelatine-Sondenbereich zu gewähren, ist dieser Anteil
ohne Glycerolzusatz und somit starr.
Ein flexibler Glasfibermandrin (Länge 650 mm ⌀ 2, 3),
der etwa 60 cm proximal der Sondenspitze über eine seit
liche Perforation in die Silikonschiene bis zum Son
denkopf vorgeschoben wird, verleiht der Darmschiene
die nötige Stabilität, um die Führungssonde auch von
oral in den Magen führen zu können.
Zur Sterilisation der Darmschiene:
Die Silikonschiene mit Führungssonde wird präoperativ
in Wofasteril 0,5% 15 Minuten einer Kaltsterilisation
unterzogen. Hierbei ist zu beachten, daß die Tempera
tur des Wofasterils möglichst 10° nicht übersteigt, um
Qualitätsmängel an der Gelatineführungssonde zu ver
meiden. Als Alternative wäre die Strahlensterilisation
beziehungsweise Gassterilisation anzuführen.
Die Vorteile der erfindungsgemäßen Führungssonde liegen
in folgendem:
Ziel der Erfindung war, eine Dünndarmschiene zu ent
wickeln, die die operative Technik des Schienungsvor
ganges wesentlich verbessert, die eine optimale De
kompression erreicht und die die Komplikationsmöglich
keiten bei Dünndarmschienungen herabsetzt.
Als erfindungsgemäß gilt, anstelle des Ballons an der
Sondenspitze eine Gelatineführungssonde anzubringen,
die folgende Vorteile gegenüber den Ballonsonden auf
weist:
- - Der Schienungsvorgang geht mit der Gelatineführungs sonde wesentlich schneller und atraumatischer.
- - Fügt man der Gelatine eine bestimmte Menge Glycerol bei, gewinnt die Sonde bei entsprechender Gieß technik am Sondenkopf eine entsprechende Flexibili tät, die das Sondieren des bogenförmigen Duodenums bei orthograder Schienung oral oder vom Magen aus gehend problemlos werden läßt. Enge beziehungsweise nicht erweiterte Dünndarmabschnitte sind für die Passage der Gelatineführungssonde im Gegensatz zum Ballon kein Hindernis.
- - Mit dem Einführen in das Darmlumen wird die Gelatine führungssonde infolge der körperwarmen Darmflüssigkeit ausgezeichnet gleitfähig und schont somit weitgehend die Schleimhaut beziehungsweise Darmwand.
- - Die Gelatineführungssonde bleibt ca. 25 Minuten für den Schienungsvorgang stabil und beginnt sich dann allmählich aufzulösen. Beim späteren Entfernen der Darmschiene (ca. nach 10-14 Tagen) können somit keine Störungen auftreten, da sich die Sonde nach ca. 2-3 Stunden vollständig auflöst.
- - Durch Zugabe der Visotrast in die Rezeptur kann röntgen ologisch die Lage der Sonde und deren Auflösung kon trolliert werden.
- -Die Gelatineführungssonde kann an jedes gewünschte Schlauchmaterial (Einwegmaterial) angeschlossen werden und ermöglicht insbesondere die Verwendung von Silikon schlauch, der aus medizinischer Sicht die günstigsten Eigenschaften hinsichtlich der Gewebefreundlichkeit aufweist.
- - Aus ökonomischer Sicht ist die Herstellung einer Sili kon-Darmschiene mit Gelatineführungssonde wesentlich kostengünstiger und technisch einfacher als eine Gummiballon-Sonde.
Claims (6)
1. Führungssonde zur Dünndarmschienung, bestehend aus
Sondenschaft und Sondenkopf sowie einem, zumindest
im proximalem Endstück des Sondenschaftes axial ange
ordneten Sondenkanal, dadurch gekennzeichnet, daß
der Sondenschaft (1) und der Sondenkopf (2) in
einem einheitlichen Gußteil integriert sind und
dieses vollständig aus einem an sich bekannten vom
Darmsaft auflösbaren und resorbierbaren Material be
steht.
2. Führungssonde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das auflösbare und resorbierbare Material als
Grundstoff ein Protein, vorzugsweise Gelatine, ent
hält.
3. Führungssonde nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das proximale Ende des Sonden
schaftes (1) einen axial verlaufenden Sondenkanal
(3; 5) zur Aufnahme des Schlauches besitzt.
4. Führungssonde nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Sondenkopf (2) und ein
Teil (1′′) des daran angrenzenden Sondenschaftes (1)
eine wesentlich höhere Flexibilität aufweisen als
der übrige Teil (1′) des Sondenschaftes (1).
5. Führungssonde nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß sich der Teil (1′′) des Sonden
schaftes (1) auf bis zu 1/3 der Gesamtlänge des
Sondenschaftes (1) erstreckt.
6. Führungssonde nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß das proximale Ende des Sonden
schaftes (1) mit einem auflösbaren Faden, zum Bei
spiel Catgutfaden, am Schlauch fixiert ist.
Applications Claiming Priority (1)
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Family Applications (1)
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