DE3802040A1 - System zur positiven selektion rekombinanter dna-molekuele - Google Patents
System zur positiven selektion rekombinanter dna-molekueleInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein System zur positiven Selektion
rekombinanter DNA-Moleküle.
Ein wesentliches Element gentechnologischer Verfahren ist die
Konstruktion und Isolierung rekombinanter DNA-Moleküle.
Rekombinante DNA-Moleküle werden konstruiert, indem ein Vektor,
d. h. ein Phage, wie λ oder M13, oder ein Plasmid, wie
pBR322, zunächst mit einer Restriktionsendonuclease gespalten
und sodann ein DNA-Fragment, meist mit Hilfe einer DNA-Ligase,
eingesetzt wird. Dabei entstehen neben den gewünschten rekombinanten
DNA-Molekülen auch unerwünschte DNA-Moleküle, beispielsweise
Religierungsprodukte des Vektors, die keine Insertion
aufweisen, da sie entweder nicht gespalten wurden oder
kein DNA-Fragment aufgenommen haben.
Zur Isolierung der gewünschten rekombinanten DNA-Moleküle ist
deshalb ein geeignetes Selektionssystem erforderlich.
Die bekannten Selektionssysteme lassen sich zwei Gruppen zuordnen.
Die negativen Selektionssysteme basieren im wesentlichen darauf,
daß der Vektor durch die Insertion eines DNA-Fragments
seine Fähigkeit verliert, auf den Wirtsorganismus eine genetische
Information zu übertragen, die für das Überleben unter
bestimmten Kulturbedingungen erforderlich ist. Beispielsweise
überträgt das "Wildtyp"-Plasmid pBR322 die genetische Information
für Tetracyclin- und Ampicillin-Resistenz auf das Wirtsbakterium.
Beim Clonieren von DNA-Fragmenten in pBR322 geht
entweder die genetische Information für die Tetracyclin- oder
für die Ampicillin-Resistenz verloren. Der Nachteil dieser Selektionssysteme
besteht darin, daß ihre Durchführung aufgrund
des erforderlichen Vergleichs von Phänotypen unter verschiedenen
Kulturbedingungen relativ umständlich und zeitaufwendig
ist.
Die positiven Selektionsbedingungen basieren im wesentlichen darauf,
daß der Vektor durch die Insertion eines DNA-Fragments
seine Fähigkeit verliert, die genetische Information für ein
eine Farbreaktion hervorrufendes Enzym auf den Wirtsorganismus
zu übertragen, das Wachstum des transformierten Wirtsorganismus
zu hemmen oder gar den transformierten Wirtsorganismus abzutöten.
Der Vorteil dieser positiven Selektionssysteme gegenüber
den vorstehend erläutert negativen Selektionssystemen
besteht darin, daß die mit rekombinanten Vektoren transformierten
Wirtszellen unter gleichen Kulturbedingungen von den
mit "Wildtyp"-Vektoren transformierten Wirtszellen unterscheidbar
sind. Daher sind positive Selektionssysteme weniger
zeitaufwendig und begehrter als negative Selektionssysteme.
Es wurde bereits eine Reihe von DNA-Systemen in der Literatur
beschrieben, die die Identifikation oder positive Selektion
von rekombinanten DNA-Molekülen ermöglichen. Jedoch weist jedes
der beschriebenen Systeme bemerkenswerte Nachteile auf.
Einige der beschriebenen positiven Selektionssysteme beruhen
auf der Inaktivierung der alpha-Komplementation der beta-
Galactosidase-Aktivität. Beispiele sind die Plasmide der pUC-
Reihe; vgl. Yanish-Perron et al., Gene 33 (1985), Seiten 103
bis 119. Bei diesem System werden blaue und weiße Kolonien auf
Kulturplatten enthaltend IPTG (Isopropylthiogalactosid) und
XGal (5-Brom-4-chlor-3-indolyl-beta-D-Galactopyranosid) unterschieden,
die nicht-rekombinante bzw. rekombinante Plasmide
enthalten. Der Nachteil dieser Systeme besteht darin, daß zu
ihrer Durchführung die genannten Verbindungen IPTG und XGal
unbedingt erforderlich sind. Diese Verbindungen sind jedoch
teuer. Außerdem ist die Anwendung dieser Systeme auf spezielle
Wirtsstämme beschränkt, die zur α-Komplementation der β-Galactosidaseaktivität
in der Lage sind.
Andere der beschriebenen positiven Selektionssysteme beruhen
auf der Inaktivierung einer genetischen Information, die für
die transformierte Wirtszelle letal ist. Diese Systeme lassen
sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Selektionsverfahren drei
Kategorien zuordnen.
Die erste Kategorie bilden Systeme, bei denen auf einem Plasmid
enthaltende Gene inaktiviert werden, deren Produkte für
den transformierten Wirtsorganismus letal sind. Beispiele sind
Plasmide, die Restriktionsendonuclease-Gene, Phagen-kil-Gene,
Colicin-Gene oder eine Reihe anderer Gene tragen, deren Expression
unter geeigneten Selektionsbedingungen für den transformierten
Wirtsorganismus letal ist.
Die zweite Kategorie bilden Systeme, bei denen auf Plasmiden
befindliche Repressor-Gene inaktiviert werden, deren Produkt
die Expression eines Gens verhindert, das für das Überleben
des transformierten Wirtsorganismus unter geeigneten
Selektionsbedingungen essentiell ist.
Die dritte Kategorie bilden Systeme, bei denen DNA-Strukturen
desintegriert werden, die eine Plasmid-DNA destabilisieren und
dadurch ihre Transformations-Aktivität drastisch reduzieren.
Obwohl die meisten der positiven Selektionssysteme dieser drei
Kategorien anscheinend die Selektion rekombinanter DNA-Moleküle
mit verhältnismäßig guter Ausbeute gestatten, wird keines
davon weit verbreitet angewendet. Dafür gibt es mehrere
Gründe. Die meisten dieser Systeme weisen lediglich eine oder
nur wenige Restriktionsspaltstellen auf, in die sich gewünschte
DNA-Fragmente clonieren lassen. Bei vielen dieser
Systeme müssen besondere Wirts-Stämme oder spezielle Verbindungen
verwendet werden. Außerdem weisen manche dieser Systeme
nur eine begrenzte Aufnahmekapazität für DNA-Fragmente auf.
Schließlich sind die bei diesen Systemen konstruierten rekombinanten
DNA-Moleküle bisweilen instabil.
Deshalb liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein System zur positiven Selektion rekombinanter DNA-Moleküle
zu schaffen, bei dem keine speziellen, teuren Substanzen und
keine speziellen Wirtsorganismen benötigt werden, das einfach
durchführbar und effizient ist, ein breites Spektrum potentieller
Clonierungs- bzw. Spaltstellen aufweist, die Clonierung
größerer DNA-Fragmente gestattet, und dessen konstruierte
rekombinante DNA-Moleküle stabil sind.
Diese Aufgabe wird durch die Bereitstellung der in den Patentansprüchen
beschriebenen Ausführungsformen gelöst.
Das erfindungsgemäße System zur positiven Selektion weist die
folgenden Merkmale auf:
- (1) eine DNA-Sequenz 1, die für ein Protein 1 codiert, das eine DNA-modifizierende Aktivität hat;
- (2) eine DNA-Sequenz 2, die für ein Protein 2 codiert, das selektiv durch Protein 1 modifizierte DNA inaktiviert.
- (3) das zu clonierende DNA-Fragment läßt sich in die DNA-Sequenz 1 oder 2, vorzugsweise in die DNA-Sequenz 1, inserieren.
Wenn das gewünschte, zu clonierende DNA-Fragment in die DNA-
Sequenz 1 inseriert werden soll, verläuft die positive Selektion
nach folgendem Schema:
Falls die Insertion erfolglos war und der Wirtsorganismus beispielsweise
lediglich mit dem religierten Vektor transformiert
ist, modifiziert das durch die DNA-Sequenz 1 codierte Protein die
Vektor DNA und die DNA des Wirtsorganismus. Diese Modifikation
wird vom Protein 2 erkannt, das somit die modifizierte DNA inaktiviert.
Dadurch wird die Wirtszelle abgetötet.
Falls die Insertion des gewünschten DNA-Fragments in die DNA-
Sequenz 1 erfolgreich war, wird der Wirtsorganismus mit rekombinanter
Vektor-DNA transformiert. Aufgrund der Insertion des
DNA-Fragments in die DNA-Sequenz 1 unterbleibt die Modifikation
der Vektor-DNA und der DNA des Wirtsorganismus. Daher
findet das Protein 2 keine Erkennungsstellen vor. Infolgedessen
erfolgt auch keine Inaktivierung dieser DNA-Moleküle durch
das Protein 2. Der Wirt überlebt.
In einer bevorzugten Ausführungsform befindet sich die DNA-Sequenz
1 auf einem Vektor, beispielsweise dem Plasmid pBR322,
pBR328 oder dem Phagen M13, und die DNA-Sequenz 2 im Genom der
Wirtszelle.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform befinden sich
die DNA-Sequenz 1 und die DNA-Sequenz 2 auf einem Vektor. In
einer ersten Alternative dieser Ausführungsform befinden sich
beide DNA-Sequenzen auf demselben Vektor, während sie sich in
einer zweiten Alternative auf unterschiedliche Vektoren befinden.
Bevorzugt werden auch Ausführungsformen, in denen das Protein
1 eine DNA-Methyltransferase, vorzugsweise eine chimäre, von
den B. subtilis-Phagen Φ3T und SPR abgeleitete Methyltransferase
ist. Ferner werden Ausführungsformen bevorzugt, bei
denen das Protein 2 eine Nuclease ist, vorzugsweise die
Nuclease rglA, rglB oder mrr aus E. coli.
Eine chimäre, von den B. subtilis-Phagen Φ3T und SPR abgeleitete
Methyltransferase wurde bereits von Balganesh et al.,
EMBO J. 6 (1987), Seiten 3543-3549, beschrieben. Sie methyliert
Cytosin-Reste in 5-Stellung in den DNA-Sequenzen GGCC
und CCGG.
Die E. coli-Nucleasen rglA und rglB spalten 5-Methylcytosinhaltige
DNA (Noyer-Weidner et al., Mol. Gen. Genet. 205
(1986), Seiten 469 bis 475; Raleigh und Wilson, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 83 (1986), Seiten 9070 bis 9074). Die E. coli-
Nuclease mrr spaltet N6-Methyladenin-haltige DNA (Heitmann und
Model, J. Bact. 169 (1983), Seiten 3243-3250).
Außerdem spalten die Nucleasen rglA und rglB Hyroxymethylcytosin-
haltige DNA (Revel et al. in "Bacteriophage T4",
Matthews, Kutter, Mosig und Berget, Herausgeber, American
Society for Microbiology, Washington (1983), Seiten 156 bis
165.
Die Nucleasen rglA und rglB werden von verschiedenen Bereichen
des E. coli-Genoms codiert. Mutationen, die zum rglA--Phänotyp
führen, wurden im Bereich von 25,5 Minuten und solche, die zum
rglB--Phänotyp führen, in der Nähe des hsd-Bereichs bei 98,5
Minuten der E. coli K12-Chromosomenkarte gefunden (Revel et
al., a.a.O.; Noyer-Weidner et al., a.a.O.). Die Nucleasen rglA
und rglB weisen eine Spezifität für unterschiedliche Erkennungsstellen
auf. Die Nuclease rglA erkennt CCGG-spezifisch
methylierte DNA, d. h. Methylierungen an HpaII-Restriktionsspaltstellen,
während die Nuclease rglB eine Reihe von Cytosin-
spezifischen Modifikationen erkennt, z. B. CCGG- oder GGCC-
spezifisch methylierte DNA (Noyer-Weidner et al., a.a.O.,
Raleigh und Wilson, a.a.O.).
Besonders bevorzugt werden Ausführungsformen, in denen das
erfindungsgemäße System zur positiven Selektion rekombinanter
DNA-Moleküle die Kombination einer chimären, von den B. subtilis-
Phagen Φ3T und SPR abgeleitete Methyltransferase (Protein
1 bzw. entsprechende DNA-Sequenz 1) mit der rglB-Nuclease
aus E. coli (Protein 2 bzw. entsprechende DNA-Sequenz 2) aufweist.
Dabei ist jedoch zu beachten, daß das bei der zum Einsetzen
des DNA-Fragments erfolgenden Ligierung anfallende Gemisch aus
nicht-rekombinanten und rekombinanten Vektor-DNA-Molekülen vor
der Durchführung der positiven Selektion in einem rglB⁺-Stamm
von E. coli in einem rglB--Stamm von E. coli repliziert wird.
Andernfalls sind nicht-rekombinante Vektor-DNA-Moleküle bei
der positiven Selektion nicht von rekombinanten Vektor-DNA-Molekülen
unterscheidbar. Zwar ist bei den rekombinanten DNA-Molekülen
die Methyltransferase-Aktivität nicht mehr vorhanden,
so daß keine neue Methylierungen mehr erfolgen, jedoch weist
die Vektor-DNA noch Methylierungen auf. Diese stammen aus der
Präparation der "Wildtyp"-Vektor-DNA, während der die Methyltransferase
noch aktiv war. Durch den vorstehend erwähnten
Schritt der Replikation in einem rglB--Stamm gehen diese
zunächst noch vorhandenen Methylierungen rekombinanter Vektoren
nach und nach verloren.
Aufgrund der noch einfacheren technischen Handhabung werden
daher Ausführungsformen besonders bevorzugt, bei denen die
Methyltransferase temperatursensitiv ist, d. h. entweder bei
niedrigeren oder bei höheren Temperaturen keine biologische
Aktivität aufweist.
Ein Beispiel einer temperatursensitiven Methyltransferase ist
eine, die bei etwa 42°C inaktiv und bei etwa 30°C aktiv ist.
Damit kann auf die als Zwischenschritt erfolgende Replikation
der Vektor-DNA in einem rglB--Wirtsorganismus verzichtet werden.
Vielmehr wird zunächst 5-Methylcytosin-freie Vektor-DNA
durch eine Züchtung des Wirtsorganismus bei 42°C erhalten.
Nach der in vitro Konstruktion rekombinanter Vektor-DNA-Moleküle,
die das inserierte DNA-Fragment innerhalb des Methylase-
Gens enthalten, werden Wirtsorganismen transformiert und bei
30°C gezüchtet. Dabei überleben nur Wirtsorganismen, die die
rekombinanten Vektor-DNA-Moleküle enthalten. Mit religierten
"Wildtyp"-Vektor-DNA-Molekülen transformierte Wirtszellen werden
eliminiert. Bei 30°C ist die von diesen "Wildtyp"-Vektor-
DNA-Molekülen codierte Methylase nämlich aktiv und methyliert
die Vektor-DNA und die DNA des Wirtsorganismus. Daraufhin erfolgt
eine Inaktivierung der methylierten DNA durch die zweite
Komponente des erfindungsgemäßen positiven Selektionssystems,
die Nuclease.
Temperatursensitive Methyltransferasen bzw. ihre Gene lassen
sich wie nachstehend beschrieben, unter Verwendung des
erfindungsgemäßen Selektionssystems herstellen und selektieren.
In gleicher Weise lassen sich kältesensitive Methyltransferasen
bzw. deren Gene herstellen und selektieren,
die im positiven Selektionssystem der vorliegenden Erfindung
ebenfalls verwendet werden können.
Erfindungsgemäß werden Ausführungsformen bevorzugt, bei denen
der Vektor eines der Plasmide pBN70, pBN71, pBN72 oder pBN73
und die Wirtszelle ein rglB⁺-Stamm, vorzugsweise von E. coli
K12, ist.
Erfindungsgemäß werden außerdem Ausführungsformen bevorzugt,
bei denen der Vektor das Plasmid pBN74 und die Wirtszelle ein
rglB⁺- oder rglB--Stamm von E. coli K12, E. coli B, E. coli C
oder E. coli D, vorzugsweise von E. coli K12, ist. Besonders
bevorzugt wird ein rglB--Stamm von E. coli K12 als Wirtszelle.
Das Plasmid pBN74 enthält ein temperatursensitives, chimäres,
von den B. subtilis-Phagen Φ3T und SPR abgeleitetes
Methyltransferase-Gen; ein 2,6 kb-Fragment aus E. coli K12,
das ein Protein mit der biologischen Aktivität der E. coli K12
rglB-Nuclease codiert; sowie das Ampicillinresistenz-Gen aus
pBR328.
Somit verläuft die erfindungsgemäße positive Selektion nach
dem in der nachfolgenden Tabelle I zusammengefaßten Prinzip:
Die Genealogie der erfindungsgemäßen Plasmide läßt sich wie
folgt zusammenfassen: Zunächst wurde das Plasmid pBN70
konstruiert, das die genetische Information für eine temperatursensitive
Methyltransferase trägt. Daraus läßt sich durch
Deletion eines NruI-Fragments das Plasmid pNN71 erhalten.
Durch Elimination der EcoRI-Restriktionsspaltstelle am 3′-
Ende des Methyltransferase-Gens von pBN71 wird pBN72 erhalten.
Durch den Einbau einer BglII- und einer KpnI-Restriktionsspaltstelle
in pBN72 wird pBN73 erhalten. Schließlich wird in
pBN73 ein 2,6 kb StuI/HpaII-Fragment aus dem Plasmid pBN99
eingebaut, das die rglB-Nuclease von E. coli K12 codiert;
pBN99 besteht aus pBN70 und einen in dessen HpaI-Spaltstelle
inserierten 4,3 kb HpaI-DNA-Fragment, das sich von pBg6 ableitet
und für die rglB-Nuclease codiert. Das Plasmid pBg6
wurde von Sane und Murray in Mol. Gen. Genet. 180 (1980), Seiten
35-46, beschrieben. Bei dieser Ligierung stumpfer Enden
werden die PvuII-, StuI- und HpaII-Restriktionsspaltstellen
eliminiert. Es wird das Plasmid pBN74 erhalten.
Somit lassen sich die erfindungsgemäßen Plasmide ausgehend von
den Plasmiden pBN70 und pBN99 konstruieren, die am 18. 1. 1988
bei der deutschen Sammlung von Mikroorganismen (DSM), Braunschweig,
nach den Vorschriften des Budapester Vertrages unter
der Hinterlegungsnummer DSM 4364 bzw. DSM 4363 hinterlegt worden
sind.
Aus der nachstehend beschriebenen Abb. 1 ist die Vielzahl der
Spaltstellen im Methyltransferase-Gen der erfindungsgemäßen
Plasmide ersichtlich, in die sich DNA-Fragmente inserieren
lassen.
Durch übliche Techniken, wie gezielte Mutagenese oder den Einbau
von Oligonucleotiden in das chimäre, von den B. subtilis-
Phagen Φ3T und SPR abgeleitete Methyltransferase-Gen, ohne dabei
STOP-Codons zu schaffen oder das Leseraster zu stören,
lassen sich weitere, zur Clonierung geeignete Spaltstellen in
den erfindungsgemäßen Plasmiden generieren.
Die Figuren zeigen:
Fig. 1: Restriktionskarten von relevanten Plasmiden. A:
pBR328 Derivate pBB20, pBN70, pBN71, pBN72, pBN73
und pBN74, die während der Entwicklung eines auf
rglB basierenden Vektorsystems konstruiert wurden.
B: pBR322-Derivat pBg6, das als Quelle des rglB codierenden
Bereichs dient. Bereiche der Plasmide
pBR322 oder pBR328 sind durch einzelne Linien dargestellt,
Mtase und rglB codierenden Bereiche als
weißer bzw. schraffierter Balken. Relevante Gene
sind durch Pfeile bezeichnet. Die Pfeilspitzen geben
die Transkriptionsrichtung an. Spaltstellen für die
folgenden Enzyme werden angegeben: Ac = AccI. Av =
AvaI, Ba = BamHI, Bg = BglII, E = EcoRI, Hi =
HindIII, Hp = HpaI, K = KpnI, N = NruI, P = PvuII,
Sa = SacI, St = StuI, Xm = XmaIII. Der mit "∆" bezeichnete
Bereich ist das 0,8 kb NruI-Fragment, das
bei der Konstruktion von pBN71 aus pBN70 deletiert
wurde. Die mit "*" bezeichnete EcoRI-Spaltstelle ist
die bei der Konstruktion von pBN72 aus pBN71 eliminierte.
Fig. 2: Spaltung von pBB20 und pBN70 mit der
Restriktionsendonuclease HaeIII. Die Plasmid-DNAs
wurden aus bei den angegebenen Temperaturen gezüchteten
Wirtsorganismus gewonnen. Als Molekulargewichtsstandard
(MWS) dient mit EcoRI gespaltene SPP1
DNA (Ratcliff et al., Mol. Gen. Genet. 168 (1979),
Seiten 165-172).
Fig. 3: Nukleotidsequenz der Mtase codierenden Insertion von
pBN72 und pBN73. Die abgebildete angrenzende Sequenz
stellt die Sequenz des pBN72 Analogs dar, das für
eine nicht mutierte chimäre Φ3T/SPR Mtase codiert.
Sie beinhaltet neutrale Mutationen, die von Balganesh
et al., EMBO J.6 (1987), Seiten 3543-3549, eingeführt
wurden, um einzelne Spaltstellen für Restriktionsenzyme
innerhalb des Φ3T und SPR Mtase-
Gens zu erzeugen. Der offene Leserahmen des Mtase-
Gens ist durch Großbuchstaben angezeigt. Mutationen,
die während dieser Studie in das Mtase-Gens eingeführt
wurden, um einzelne Spaltstellen für Restriktionsenzyme
innerhalb des Φ3T und SPR Mtase-
Gens zu erzeugen. Der offene Leserahmen des Mtase-
Gens ist durch Großbuchstaben angezeigt. Mutationen,
die während dieser Studie in das Mtase-Gens eingeführt
wurden, sind unterhalb der Sequenz dargestellt.
Dazu gehören die durch einen Punkt dargestellten
Hydroxylamin induzierten Mutationen 1, 2
und 3, die für den ts-Phänotyp der pBN72 codierten
Mtase verantwortlich sind, und neutrale Mutationen,
die durch Oligonukleotidmutagenese eingeführt wurden,
um die einzelnen BgIII und KpnI Stellen, die in
pBN73 vorhanden sind, zu erzeugen. Einzelne Spaltstellen
für relevante Restriktionsenzyme sind durch
Klammern angezeigt. Die Nomenklatur der
Restriktionsenzyme ist die bei Fig. 1 erläuterte.
Fig. 4: Western-Blot-Analyse von Rohextrakten aus mit den
Plasmiden pBN80 bzw. pBN71 transformierten Wirtsorganismen
mit anti-SPR-Methyltransferase Antikörpern.
pBN80 und pBN71 sind strukturell bis auf die in Fig.
3 angegebenen Punktmutationen identisch, die zur
Temperatursensitivität der von pBN71 codierten
Methyltransferase führen. Die Rohextrakte wurden aus
bei den angegebenen Temperaturen gezüchteten Wirtsorganismen
gewonnen. Alle Rohextrakte hatten einen
Proteingehalt von etwa 7 mg/ml.
Aufgrund der vorstehend erläuterten Merkmale ist das
erfindungsgemäße System zur positiven Selektion den bereits
bekannten Systemen überlegen. Beim erfindungsgemäßen System
sind keine besonderen Medien oder zusätzliche, teure Verbindungen
erforderlich. Durch die große Anzahl von einzeln vorkommenden
Restriktionsspaltstellen innerhalb des Methyltransferase-
Gens ergibt sich ein weites Spektrum von Clonierungsmöglichkeiten.
Im erfindungsgemäßen positiven Selektionssystem
lassen sich DNA-Fragmente mit einer Größe von mindestens 8 kb
clonieren. Die erfindungsgemäßen Vektoren und die entsprechenden
rekombinanten Vektoren sind strukturell stabil.
Einige der erfindungsgemäßen positiven Selektionssysteme lassen
sich sogar unabhängig vom Genom-Typ des Wirtsorganismus
verwenden.
Die Beispiele erläutern die Erfindung. Als ergänzende, allgemeine
Beschreibung hier verwendeter Clonierungstechniken wird
auf T. Maniatis et al., "Molecular Cloning", CSH Laboratory,
Cold Spring Habour, New York (1982), verwiesen.
Das bei der Konstruktion der chimären Methyltransferase aus
den B. subtilis-Phagen Φ3T und SPR geschaffene Plasmid pBB20
(vgl. Balganesh et al., a.a.O.; Fig. 1) wir als Ausgangsmaterial
zur Isolierung eines Plasmids verwendet, das eine temperatursensitive
Methyltransferase codiert. Das im Plasmid
pBB20 enthaltene Methyltransferase-Gen weist bereits eine
Reihe von einzelnen Restriktionsendonuclease-Spaltstellen auf,
die sich zur Clonierung von DNA-Fragmenten verwenden lassen.
3 µg pBB20 DNA werden in vitro mit Hydroxylamin (HA) mutagenisiert.
1 µg der mutagenisierten DNA wird zur Transformation
des rglB--Stammes E. coli K12 TC600 verwendet. Ampicillin-resistente
Transformanten werden bei 42°C selektiert. Unter diesen
Bedingungen verlieren Plasmide, die zur dauerhaften oder
bedingten Inaktivierung der von pBB20 codierten Methyltransferase
führende Mutationen aufweisen, ihre 5-Methylcytosin-Modifikationen.
Plasmid-DNA wird aus vereinigten
Transformationsreihen von etwa 3 × 10³ Transformanten präpariert.
0,2 µg dieser DNA werden zur Transformation des
rglB⁺-Stammes E. coli K12 C600 verwendet. Ampicillin-resistente
Transformanten werden nochmals bei 42°C selektiert. Von
allen erhaltenen 109 Transformanten werden anschließend Replica-
Platten angefertigt, die bei 42°C und bei 30°C inkubiert
werden. Neun Kolonien wachsen nur bei 42°C. Dies läßt darauf
schließen, daß sie Mutanten des Plasmids pBB20 enthalten, die
für eine temperatursensitive Methyltransferase codieren. Aus
diesen bei 42°C gezüchteten Transformanten wird Plasmid-DNA
präpariert. Diese wird bei der parallelen Transformation der
isogenen rglB⁺/--Stämme E. coli K12 C600 und E. coli K12 TC600
verwendet. Tabelle II zeigt die mit pBN70, dem in den nachfolgenden
Beispielen weiter verwendeten Derivat von pBB20, erhaltenen
Ergebnisse.
Aus Tabelle II ist ersichtlich, daß nur Transformanten des
rglB--Stammes E. coli K12 TC600 bei 30°C und bei 42°C heranwachsen.
Mit dem rglB⁺-Stamm E. coli K12 C600 werden dagegen
nur bei 42°C Transformanten erhalten. Daher ist die temperatursensitive
Transformationsaktivität von pBN70 mit dem rglB⁺-
Genotyp des transformierten Wirtsorganismus korreliert. Somit
beruht sie auf der unterschiedlichen Aktivität der vom Plasmid
codierten Methyltransferase. Die Ergebnisse wurden außerdem
durch Restriktionsspaltungen von pBN70-DNA bestätigt, die aus
bei 42°C bzw. 30°C gezüchteten transformierten Kulturen von E.
coli K12 TC600 isoliert wurden. Die Restriktionsspaltung wurde
mit HaeIII durchgeführt, das die Sequenz GGCC erkennt. Fig. 2
zeigt die differentielle Sensitivität der pBN70-DNA bei der
HaeIII-Restriktionsspaltung. Aus bei 42°C gezüchteten Kulturen
gewonnene pBN70-DNA wird durch HaeIII vollständig gespalten.
Dagegen weist eine aus bei 30°C gezüchteten Wirtsorganismen
isolierte pBN70-DNA eine leichte Teilresistenz gegen die Spaltung
mit HaeIII auf. Daraus folgt, daß die Mutation in pBN70
die Aktivität der vom Plasmid codierten Methyltransferase im
Vergleich mit pBB20 selbst bei 30°C vermindert. Jedoch ist die
bei dieser Temperatur verbleibende Aktivität immer noch ausreichend,
um die Transformation eines rglB⁺-Stammes zu verhindern.
pBN70, dessen Restriktionskarte identisch mit der von pBB20
(vgl. Fig. 1) ist, enthält Einzelspaltstellen für vier
Restriktionsendonucleasen innerhalb des Methyltransferase-
Gens. Dies sind die Restriktionsspaltstellen AccI, HpaI, SacI,
und StuI. Um das Spektrum der Clonierungsmöglichkeiten zu erweitern,
werden Restriktionsendonuclease-Spaltstellen außerhalb
des Methyltransferase-Gens entfernt. Zu diesem Zweck wird
das 0,8 kb NruI-Restriktionsfragment am 5′-Ende des Methyltransferase-
Gens deletiert und die EcoRI-Restriktionsspaltstelle
am 3′-Ende des Methyltransferase-Gens wird eliminiert.
Dazu wird pBN71 partiell mit EcoRI gespalten. Linearisierte
Moleküle d. h. Moleküle, die nur an einer der beiden EcoRI-
Spaltstellen gespalten wurden, werden isoliert. Die 5′ überhängenden
Enden werden anschließend unter Verwendung von Desoxynucleotidtriphosphaten
und Donor-Polymerase aufgefüllt und
religiert. Die religierten Plasmide werden dann in den rglB⁺-
Stamm E. coli K12 C600 eingebracht und Transformanten bei 42°C
selektiert. Durch Replikaplattierung und Inkubatin der Platten
bei 30°C bzw. 42°C wird festgestellt, welche Plasmide nach
wie vor für eine ts-DNA-Methyltransferase codieren. Bei ihnen
muß die im DNA-Methyltransferase-Gen gelegene EcoRI-Spaltstelle
erhalten geblieben sein. Aus einer dieser Transformanten
wird pBN72 isoliert, bei dem die 3′ zum DNA-Methyltransferase-
Gen gelegene EcoRI-Spaltstelle eliminiert wurde. Durch diese
Schritte werden die Plasmide pBN71 bzw. pBN72 erhalten.
Außerdem werden die BglII- und die KpnI-Restriktionsspaltstellen
in das Gen der temperatursensitiven
Methyltransferase durch gezielte Mutagenese eingeführt. Dabei
wird das Plasmid pBN73 erhalten (vgl. Fig. 1). Die gezielte
Mutagenese unter Verwendung von zwei Oligonucleotiden mit der
Sequenz TAGAGAAGATCTGGTTGAAA und CAACTAGGTACCGCACCG läßt die
Aminosäuresequenz der Methyltransferase unverändert. Somit
weist das Plasmid pBN73 im Bereich des Methyltransferase-Gens
neun einzelne Restriktionsendonuclease-Spaltstellen auf. Dazu
gehören neben den bereits in pBN70 vorhandenen einzelnen
Restriktionsendonuclease-Spaltstellen die BglII-, EcoRI-,
HindIII-, KpnI- und die XmaIII-Restriktionsspaltstelle.
Die in pBN70 und seinen Derivaten vorhandene(n) Mutation(en)
beeinflußt(en) die Aktivität der Methyltransferase und nicht
ihre Expression. Dies läßt sich durch Western Blots nachweisen,
in denen anti-SPR-Methyltransferase-Antikörper mit Rohextrakten
reagieren, die aus mit pBN71 oder pBN80 transformierten
Zellen erhalten werden. pBN80 ist ein dem Plasmid pBN71
entsprechendes Konstrukt, das jedoch das Wildtyp(ts⁺)-Methyltransferase-
Gen trägt (vgl. auch Legende zu Fig. 4).
Eine detaillierte Analyse von aus pBN70 bzw. pBN71 und den
entsprechenden Wildtyp-Methyltransferase-Gen-tragenden Plasmiden
pBB20 und pBN80 rekonstituierten Plasmiden zeigt, daß der
temperatursensitive Phänotyp der mutierten Methyltransferase
auf Mutationen in zwei Bereichen beruht. Ein Bereich umfaßt
das 669 bp BglII/HpaI-DNA-Fragment von pBN70, das den vom B.
subtilis-Phagen Φ3T abgeleiteten NH₂-Terminus der chimären Methyltransferase
codiert (vgl. Fig. 1). Der zweite Bereich
umfaßt das 366 bp StuI/HindIII-Restriktionsfragment, das
einen Teil der chimären Methyltransferase codiert, der vom B.
subtilis-Phagen SPR abgeleitet ist (vgl. Fig. 1). Durch Sequenzanalyse
konnte gezeigt werden, daß insgesamt drei Mutationen
im ts-DNA-Methyltransferase-Gen vorhanden sind. Die Mutationen
1 und 2, die zu Veränderungen von Serin zu Phenylalanin
und von Threonin zu Isoleucin an den Aminosäurepositionen
42 und 52 der aus 474 Aminosäuren bestehenden chimären Methyltransferase
führen, betreffen den NH₂-terminalen, von Φ3T
abgeleiteten Teil des Enzyms. Die Mutation 3, die zu einer
Veränderung von Serin zu Phenylalanin an der Aminosäureposition
347 der chimären Methyltransferase führt, betrifft den
von SPR abgeleiteten Anteil des Enzyms.
Die vorstehenden Experimente sind die Voraussetzungen zur
Etablierung eines Vektors, der die positive Selektion rekombinanter
DNA-Moleküle unter Verwendung der Restriktionsaktivität
der rglB-Nuclease gestattet. Um die Effizienz dieser Selektion
zu testen, wird pBN73 in vitro mit Enzymen gespalten,
die im Methyltransferase-Gen schneiden, und in Gegenwart von
mit denselben Enzymen gespaltener DNA der Phagen SPP1 (Behrens
et al., Mol. Gen. Genet. 175 (1979), Seiten 351 bis 357) oder
Φ3T11 (Noyer-Weidner et al., J. Virol. 38 (1981), Seiten 1077
bisa 1080) religiert. Die Ligierungsgemische werden zur Transformation
von E. coli K12 C600 verwendet. Ampicillin-resistente
Transformaten werden bei 30°C selektiert. Die Ergebnisse
sind in Tabelle III zusammengefaßt.
Die in Tabelle III zusammengefaßten Ergebnisse zeigen, daß 74
von insgesamt 80 untersuchten Transformanten rekombinante Derivate
von pBN73 enthalten. Ähnliche Ergebnisse werden erhalten,
wenn die Experimente mit pBN72 durchgeführt werden.
Leichte Abweichungen bei der Selektionseffizienz, die in
Abhängigkeit vom zur Clonierung verwendeten Restriktionsenzym
gefunden werden, können auf Kontaminationen der Enzympräparate
mit z. B. unspezifischen Nukleaseaktivitäten zurückzuführen
sein.
Bei allen Spaltungen rekombinanter Derivate von pBN73 wird
sowohl ein Fragment gefunden, daß in seiner Größe linearisiertem
pBN73 entspricht als auch ein Fragment, das sich in den
Donor-DNA (SPP1 oder Φ3T11)-Spaltungen nachweisen läßt. Somit
sind pBN73 und die davon abgeleiteten rekombinanten Derivate
strukturell stabil. Die größten gefundenen Insertionen haben
eine Länge von etwa 8 kb.
Ein eine temperatursensitive Methyltransferase codierendes
Plasmid, wie pBN73, gestattet die einfache Clonierung des
rglB-Bereichs. Ein Plasmid, das sowohl die temperatursensitive
Methyltransferase als auch die rglB-Nuclease codiert, läßt
sich in einfacher Weise dadurch identifizieren, daß es das
Wachstum von Transformanten eines rglB--Stammes nur bei 42°C,
nicht aber bei 30°C, gestattet. Diese Konstrukte ermöglichen
somit die rglB-vermittelte positive Selektion rekombinanter
DNA-Moleküle unabhängig vom Genotyp des Wirtsorganismus. Beispielsweise
können diese Konstrukte als Clonierungsvektoren
verwendet werden, wenn zur Clonierung eines Gens aus bestimmten
Gründen ein rglB--Wirtsorganismus erforderlich ist. Ein
weiterer Vorteil dieses Konstrukts ist das Vorliegen des rglB-
codierenden Bereichs auf einem Plasmid mit einer hohen Kopienzahl.
Dadurch wird der bei der Transformation mit pBN73 erhaltene
Hintergrund beseitigt, der auf das Vorkommen spontaner
rglB--Mutanten innerhalb der Population der kompetenten Zellen
zurückzuführen ist (Noyer-Weidner et al., a.a.O.). Der rglB-
Bereich wird aus dem Plasmid pBN99 erhalten.
pBN99 wurde durch Einbau eines 43, kb HpaI-Fragments von pBg6
(Sane und Murray, a.a.O.), das für die rglB-Nuclease codiert,
in die HpaI-Spaltstelle von pBN70 konstruiert.
pBN74 (vgl. Fig. 1) wurde durch Einbau des 2,6 kb HpaI-StuI-
Fragments von pBN99, das für die rglB-Nuclease codiert, in die
PvuII-Spaltstelle von pNN73 konstruiert.
Das Plasmid pBN74 (vgl. Fig. 1) komplementiert nicht nur die
rglB-Defizienz des E. coli K12-Stammes TC600, sondern auch die
des Stammes TC410 (Noyer-Weidner et al., a.a.O.). Da in der in
pBN74 enthaltenen rglB-Region HindIII- und AccI-Restriktionsspaltstellen
enthalten sind, können diese
Restriktionsspaltstellen, anders als bei pBN73, nicht mehr zu
Clonierung verwendet werden.
Die Effizienz der positiven rglB-vermittelten Selektion rekombinanter
DNA-Moleküle mit pBN74 als Vektor läßt sich im
wesentlichen wie vorstehend für pBN73 beschrieben, überprüfen.
Es wurde außer E. coli K12 C600 auch der rglB--Stamm E.
coli K12 TC600 als Wirtsorganismus bei den Clonierungsexperimenten
verwendet. Die Ergebnisse sind in Tabelle III, siehe
oben, zusammengefaßt.
Alle 50 untersuchten Transformanten (10 mit E. coli K12 C600
erhaltene und 40 mit E. coli K12 TC600 erhaltene) enthalten
rekombinante Derivate von pBN74. Bei allen Spaltungen wird ein
Fragment erhalten, das der Größe von linearisierten pBN74 entspricht
und ein Fragment, das sich auch in Donor-DNA-Spaltungen
nachweisen läßt. Daraus folgt, daß auch pBN74 ein stabiler
Clonierungsvektor ist. Die größte in pBN74 enthaltene Insertion
weist eine Länge von etwa 8 kb auf. Dies entspricht dem
für pBN73 ermittelten Ergebnis. Aus Tabelle III, oben, ist
außerdem ersichtlich, daß bei pBN74 sogar der bei pBN73 noch
vorhandene, geringfügige Hintergrund an Transformationsaktivität
entfällt.
Claims (11)
1. System zur positiven Selektion rekombinanter DNA-Moleküle,
dadurch gekennzeichnet, daß es folgende Merkmale aufweist:
- (1) eine DNA-Sequenz 1 die für ein Protein 1 codiert, das eine DNA modifizierende Aktivität hat;
- (2) eine DNA-Sequenz 2, die für ein Protein 2 codiert, das selektiv durch Protein 1 modifizierte DNA inaktiviert;
- (3) das zu clonierende DNA-Fragment ist in die DNA-Sequenz 1 oder 2 inserierbar.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das zu
clonierende DNA-Fragment in die DNA-Sequenz 1 inserierbar
ist und dadurch die Expressin des Protein 1 verhindert
und/oder seine DNA-modifizierende Aktivität beseitigt
wird.
3. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich
die DNA-Sequenz 1 auf einem Vektor befindet und die DNA-
Sequenz 2 im Genom der Wirtszelle enthalten ist.
4. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich
die DNA-Sequenz 1 und die DNA-Sequenz 2 auf einem Vektor
befinden.
5. System nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Protein 1 eine DNA-Methyltransferase
ist.
6. System nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Protein 2 eine Nuclease, wie rglA,
rglB oder mrr ist.
7. System nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Methyltransferase eine chimäre,
von den B. subtilis-Phagen Φ3T und SPR abgeleitete Methyltransferase
und die Nuclease die rglB-Nuclease aus E. coli
ist.
8. System nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Methyltransferase temperatursensitiv
ist.
9. System nach Anspruch 3 und 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß der Vektor eines der Plasmide pBN70, pBN71, pBN72
oder pBN73 und die Wirtszelle ein rglB⁺-Stamm von E. coli
K12 ist.
10. System nach Anspruch 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
der Vektor das Plasmid pBN74 und die Wirtszelle ein rglB⁺-
oder rglB--Stamm von E. coli ist.
11. Plasmide pBN70 (DSM 4364), pBN71, pBN72, pBN73 und pBN74.
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