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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Schutz gepanzerter Objekte, insbesondere Kampfpanzer, vor kombinierten Gefechtsköpfen, bestehend aus einer Aktivpanzerung in Form einer Sprengstoffschicht und einer damit fest verbundenen Metallschicht.
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Moderne kombinierte Gefechtsköpfe zur Bekämpfung gepanzerter Objekte bestehen oftmals aus mehreren, z. B. zwei in Geschoßlängsachse hintereinander angeordneten einzelnen Hohlladungen, die eine Tandemladung bilden. Die einzelnen Ladungen werden dabei zeitlich nacheinander gezündet, wobei die erste, meist kleinere Vorhohlladung z. B. bei Auftreffen auf eine Aktivpanzerung gezündet wird, um diese außer Gefecht zusetzen, wonach die eigentliche Hohlladung zur Bekämpfung des gepanzerten Objektes ungehindert bis zu diesem vordringen kann.
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Die bisher verwendeten Aktivpanzerungen zum Schutz gepanzerter Objekte sind üblicherweise mit Stahlblechen abgedeckte Sprengstoffbelegungen, die beim Auftreffen des Stachels bzw. der Projektile oder Splitter der Vorladung des kombinierten Gefechtskopfes detonieren und durch den Detonationsdruck das Abdeckblech derartig gegen den sich ausbildenden Stachel schießen, daß damit ständig Plattenmaterial in die Stachelbahn bewegt wird.
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Derartig aktiv gepanzerte Objekte können also durch kombinierte Gefechtsköpfe wirksam bekämpft werden, die eine Vorladung aufweisen, welche z. B. eine Hohlladung oder aber auch eine projektilbildende oder eine splitterbildende Ladung ist, hinter der eine zweite, das eigentliche gepanzerte Objekt zu bekämpfende Hohlladung angeordnet ist, die zeitlich versetzt zur Vorladung gezündet wird. Der erzeugte Stachel der Vorhohlladung bzw. das Projektil oder die Splitter der Vorladung bringen den aktiven Teil der Panzerung, d. h. den Sprengstoff zur Detonation, wonach in einem zeitlichen Abstand die Haupthohlladung mit ihrem Stachel in das nunmehr ungeschützte gepanzerte Objekt eindringt, wobei es im Stande ist, eine den vier- bis zehnfachen Wert des Geschoßkalibers entsprechende Dicke von Stahlplatten hoher Festigkeit zu durchschlagen.
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Aus der
DE-OS 20 31 658 ist eine Panzerungswand zum Schutz von Kampfpanzern bekannt, die aus einer Vielzahl von nebeneinander angeordneten, schottähnlichen Kammern besteht, deren jede teilweise mit Sprengstoff gefüllt ist und die auf der dem anfliegenden Geschoß zugewandten Seite durch einen Metalldeckel verschlosson sind. Dabei können können eine Vielzahl von in sich abgeschlossenen individuellen und nebeneinander angeordneten Kammern vorgesehen sein, mit denen auftreffende Geschosse derart plattiert werden, daß die eigentliche Panzerung des zu schützenden Kampfpanzers weitgehend unbeschädigt bleibt.
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Die
DE-OS 30 16 861 beschreibt eine Munition, z. B. einen Gefechtskopf, mit einer Sprengladung, die eine Hülle für eine kontrollierte Bildung von Splittern bestimmter Masse oder eine Belegung für eine Bildung von sprenggeformten Projektilen bestimmter Masse oder vorgeformte Splitter bestimmter Masse aufweist, wobei eine Anordnung für eine wahlweise Munitionsumstellung auf eine kontrollierte Bildung von Splittern anderer Masse oder auch auf eine natürliche Splitterbildung vorgesehen ist. Diese Munition dient insbesondere zur Bekämpfung von Schützenpanzern um die Durchschlagleistungen zu erhöhen, wenn die bei einem vorgegebenen Ladungskaliber vorgeformten Splitter nicht die notwendige Leistung erbringen.
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Mit dieser bekannten Panzerungswand bzw. Munition ist es jedoch nicht möglich, gepanzerte Objekte mit herkömmlicher Aktivpanzerung wirksam gegen Tandemgeschosse zu verteidigen, da diese nach der Zündung der Vorhohlladung nicht in der Lage sind, außer diesem auch die Haupthohlladung effektiv zu stören, so daß das gepanzerte Objekt selbst unbeschädigt bleibt.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, den Schutz gepanzerter Objekte, insbesondere Kampfpanzer, vor kombinierten Gefechtsköpfen, d. h. moderne Tandemgeschosse, erheblich zu verbessern, so daß nicht nur der Hohlladungsstachel sondern auch der zeitversetzt gezündete Hauptladungsstachel zerstört wird bevor er das schützende Objekt erreicht.
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Ausgehend von einer Vorrichtung der eingangs näher genannten Art wird zur Lösung dieser Aufgabe vorgeschlagen, daß eine zusätzliche, dem anfliegenden Gefechtskopf direkt entgegengerichtete reaktive Panzerung vorgesehen ist, die aus einer Sprengstoffschicht besteht, die mit einer Schwermetallschicht fest verbunden ist, welche in eine Vielzahl von Einzelelementen unterteilt ist, die miteinander über Sollbruchstellen verbunden sind.
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Die Schwermetallschicht kann eine Vielzahl von regelmäßig nebeneinander angeordneten flachen Ausnehmungen oder Trichtern aufweisen, die mit Sprengstoffbelegungen versehen sind, welche mit einer splitterbildenden oder projektilbildenden Auskleidung versehen sein können.
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Bei einem anderen vorteilhaften Ausführungsbeispiel besteht die Metallschicht aus einer Vielzahl nebeneinander in einer Ebene angeordneten Kugeln.
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Der erfindungsgemäße Verbund aus einem Schwermetall mit einem Sprengstoff bildet einen zusätzlichen Schutz für ein bereits mit einer Aktivpanzerung versehenes gepanzertes Objekt, wobei das Schwermetall durch Klebung, Vergießen, durch Klemmen usw. fest mit dem Sprengstoff verbunden ist. Diese Art von reaktiver Panzerung ist besonders wirksam bei Beschuß mit einem kombinierten Gefechtskopf, d. h. mit mehreren in Geschoßlängsachse hintereinander angeordneten einzelnen Hohlladungen, da bei Zündung der Vorhohlladung in einem bestimmten Abstand vor der reaktiven Panzerung der entstehende Stachel auf diese Panzerung trifft und den Sprengstoffanteil dieser reaktiven Panzerung zur Detonation bringt. Durch diese Detonation werden über die Belegungen je nach deren Ausgestaltung entweder eine Vielzahl von Stacheln oder von Projektilen oder von Splittern freigesetzt, die gegen die Flugrichtung des kombinierten Gefechtskopfes gerichtet sind und nun ihrerseits den anfliegenden Gefechtskopf beschädigen oder außen Funktion setzen oder sogar zur Detonation bringen bevor die weitere Hohlladung am gepanzerten Objekt gezündet werden kann.
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Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert, in der vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung dargestellt sind. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht einer reaktiven Panzerung;
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2 einen Schnitt durch eine projektilbildended reaktive Panzerung;
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3 einen Schnitt durch eine splitterbildende reaktive Panzerung;
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4 einen Schnitt durch eine stachelbildende reaktive Panzerung;
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5 eine perspektivische Draufsicht auf ein weiteres Ausführungsbeispiel einer splitterbildenden reaktiven Panzerung;
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6 schematisch den Funktionsablauf bei Beschuß und
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7 ein taktisches Anwendungsbeispiel eines geschützten gepanzerten Objekts.
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In 1 ist mit 4 eine reaktive Panzerung perspektivisch dargestellt, die, wie die 2 besser erkennen läßt, aus einer Sprengstoffschicht 3 besteht, auf der mittels einer Klebschicht 2 eine Metallschicht 1 befestigt ist, deren freie Oberfläche von dem zu schützenden Objekt abgewandt ist und damit einem anfliegenden kombinierten Gefechtskopf zugewandt ist. Diese Metallschicht 1 ist ein Schwermetall, z. B. Kupfer, die, wie insbesondere 1 gut erkennen läßt, in eine Vielzahl von nebeneinander angeordneten Einzelabschnitten unterteilt ist, deren jeder ein reaktives Panzerelement bildet und in diesem Beispiel in ein Abdeckblech eingeprägt sind.
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Gemäß dem Ausführungsbeispiel nach 2 ist die Metallschicht 1 mit einer Vielzahl von kegelstumpfförmigen Ausnehmungen versehen, wobei der Öffnungswinkel des Kegelstumpfes größer als 90° ist, so daß bei Initiierung der Sprengstoffschicht 3 eine Vielzahl von Projektilen entstehen, die auf den anfliegenden kombinierten Gefechtskopf einwirken.
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Gemäß 3 kann die Metallschicht 1 auch derart ausgestaltet sein, daß sie eine Vielzahl nebeneinander, d. h. in einer Ebene angeordnete Kugeln enthält, die ebenfalls aus einem Schwermetall bestehen, so daß eine großflächige Splitterbildung beim Auftreffen eines Gefechtskopfes entsteht.
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5 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel einer splitterbildenden reaktiven Panzerung, wobei die Metallplatte 1 durch netzförmig angeordnete Kerben in Einzelelemente unterteilt ist.
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Bei dem in 4 gezeigten Ausführungsbeispiel weist die Metallschicht 1 eine Vielzahl von direkt nebeneinander angeordneten Trichtern auf, so daß bei Initiierung der Sprengstoffschicht 3 eine Vielzahl von Hohlladungsstacheln nebeneinander entstehen, die auf den anfliegenden kombinierten Gefechtskopf einwirken.
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Die Formgebung der reaktiven Panzerung kann vielfältig sein und hängt vom zu schützenden Objekt ab; sie kann auch aus Gründen der Splitterverteilung dreidimensionale Formen annehmen, z. B. Wölbungen.
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6 zeigt schematisch den Funktionsablauf beim Auftreffen eines kombinierten Gefechtskopfes 8, der kurz vor dem Ziel, z. B. durch einen Abstandssensor einen Vorhohlladungsstachel 7 ausbildet. Das zu schützende Objekt 6, z. B. die Hauptpanzerung eines Kampfpanzers, weist eine Aktivpanzerung 5 auf sowie die erfindungsgemäße reaktive Panzerung 4, die bei Auftreffen des Vorhohlladungsstachels 7, z. B. gemäß dem Ausführungsbeispiel nach 4, eine Vielzahl von Stacheln 9 ausbildet, die dem anfliegenden Gefechtskopf 8 direkt entgegengerichtet sind, und diesen, wenn nicht zerstören, so doch mindestens derart beschädigen, daß im Zusammenhang mit der Aktivpanzerung 5 das gepanzerte Objekt 6 unbeschädigt bleibt.
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Wie 7 erkennen läßt, kann die Reaktivpanzerung 4 an besonders exponierten Stellen neben der Aktivpanzerung 5 und der konventionellen Panzerung 6 an einem Kampfpanzer angebracht sein.