DE3726380A1 - Ein neuer inhibitor fuer die proteinsynthese - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft einen neuen Inhibitor der Proteinsynthese
sowie Verfahren zu seiner Isolierung, Reinigung
und Identifizierung der N-terminalen Sequenz seiner Peptidkette.
Es ist ebenfalls Aufgabe der vorliegenden Erfindung, diesen
Inhibitor der Proteinsynthese mit monoklonalen Antikörpern
unter Bildung von Immunotoxinen oder mit anderen
Molekülen unter Bildung spezifischer Hybride, welche für
therapeutische Zwecke nützlich sind, zu konjugieren.
Proteine, welche die Proteinsynthese inhibieren, werden
ebenfalls als Ribosom inaktivierende Proteine (RIPs) bezeichnet
und wurden in Samen, Wurzeln und Blättern einer
Reihe von Pflanzen nachgewiesen. L. Barbieri und F. Stirpe
(Cancer Surveys Bd. 1, 1982, S. 489) haben vorgeschlagen,
diese RIPS, die in der Natur in Form von einkettigen Proteinen
existieren, als "RIPS Typ 1" und jene, die in einer
A-(aktiven)-Kette mit RIP-Eigensschaften, kovalent gebunden
an eine B-(Bindungs)-Kette mit Lecithin-Eigenschaften, als
"RIPs Typ 2" zu bezeichnen.
Die "RIPs Typ 2" wie Ricin, Abrin, Modeccin, können in
die Zellen leichter eintreten, und sie inhibieren die Proteinsynthese
in Zellen wie auch in zellfreien Systemen,
und sie sind somit gegenüber Tieren stark toxisch.
Die "RIPs Typ 1" sind nur in zellfreien Systemen wirksam,
da sie nicht in die Zellen eindringen können: so sind sie
für alle Tiere kaum oder sogar nicht toxisch.
Im allgemeinen inaktivieren diese Proteine eukaryotische
Ribosome in einer katalytischen (enzymatischen) Weise und
setzen die 60S-ribosomalen Untereinheiten in einen Zustand,
daß sie den Dehnungsfaktor 2 nicht binden können und somit
die Proteinsynthese unterbrechen bzw. stören. Wie oben erwähnt,
bestehen die "RIPs Typ 2" (beispielsweise Ricin,
Abrin, Modeccin) aus zwei funktionell unterschiedlichen
Ketten, d. h. aus einer Ribosom inaktivierenden A-Kette,
die durch eine einfache Disulfidbindung an die schwere
B-Kette gebunden ist, welche Zucker mit der Konfiguration
der D-Galactose bindet. Der eine Teil, die B-Kette, ist
an der Bindung der Toxine an die Rezeptoren der Zelloberfläche
beteiligt, wohingegen der andere Teil, die A-Kette,
in die cytoplasmische Phase eindringen kann, wo er die
Proteinsynthese inhibiert.
Die A- und B-Kette können getrennt werden, und es wurde
gefunden, daß die Ketten nicht die intakten Zellen betreten
können, sofern sie nicht an die B-Ketten gebunden
sind.
F. Stirpe und L. Barbieri (FEBS Letter. 195, S. 1-8, Januar
1986) haben einen Übersichtsartikel über Ribosom inaktivierende
Proteine des "Typs 1" als auch des "Typs 2"
publiziert.
Die Anmelderin hat jetzt überraschenderweise einen neuen
exzeptionell potenten Proteininhibitor isoliert, indem sie
eine geeignete Extraktion der Wurzeln einer Pflanze der
Cucurbitaceae-Familie, genannt Bryonia dioica (weiße Zaunrübe),
durchgeführt hat. Die Anmelderin hat diesen neuen
Proteininhibitor als "Bryodin" bezeichnet. Bryodin scheint
ein Glycoprotein mit einer einzigen Kette aufgrund seiner
physikalisch-chemischen Eigenschaften und biologischen Eigenschaften
sehr ähnlich den RIPs Typ 1 zu sein.
Bryodin inhibiert die Proteinsynthese durch Beschädigung
der Ribosomen in Abwesenheit von irgendeinem Cofaktor. Die
niedrige Toxizität gegenüber Tieren, verglichen mit anderen
RIPs, ist ein Merkmal von Bryodin. Bryodin scheint
auch recht beständig gegenüber starken chemischen Behandlungen.
Dies bewirkt, daß Bryodin für die Herstellung von
Immunotoxinen oder anderen Konjugaten geeignet ist, wie
sie mit anderen RIPs erhalten werden (Stirpe & Barbieri,
1986).
Bryodin besitzt eine niedrige inhärente Toxizität gegenüber
Mäusen als Saporin 6, ein RIP, mit dem ein wirksames
Immunotoxin hergestellt worden ist (Thorpe et al. J. N. C. I.,
75, 1, S. 151-159, 1985). Immunotoxine, die mit Saporin 6
hergestellt worden sind, sind gegenüber Tieren toxischer
als das freie Protein, und diese Toxizität scheint auf
den RIP-Molekülteil zurückzuführen zu sein. Konjugate, die
mit einem gleich aktiven, aber weniger toxischen RIP hergestellt
werden, können unter Verwendung von Bryodin erhalten
werden.
Das Molekulargewicht von Bryodin, bestimmt nach dem Polyacrylamid-Gel-Elektrophoreseverfahren von Laemmli (1970),
beträgt etwa 30 000. Seine N-terminale Aminosäuresequenz
ist entsprechend dem Einbuchstabencode:
Es ist ein wesentlicher Vorteil von Bryodin, verglichen
mit den A-Ketten der zuvor beschriebenen Cytoxine, daß
es leicht durch einfache Verfahren, wie sie im folgenden
beschrieben werden, erhalten werden kann und daß es nicht
durch Gesamt-Cytotoxine, wie es bei den A-Ketten von Ricin
und Abrin der Fall ist, kontaminiert ist.
Bryodin wird durch Isolierung von den Wurzeln von Bryonia
dioica gemäß Verfahren, die für die Isolierung von Proteinen
geeignet sind, erhalten. Bryodin kann somit nach einem
Verfahren hergestellt werden, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß man:
- a) Gewebe von Bryonia dioica zerkleinert und zentrifugiert und den so erhaltenen Saft sammelt;
- b) den festen Rückstand mit Wasser extrahiert und das unlösliche Material durch Zentrifugieren entfernt;
- c) den vereinigten Saft und wäßrigen Extrakt durch eine vernetzte Dextransäule leitet;
- d) die aus dieser Säule eluierten Proteine durch eine Ionenaustauschsäule leitet;
- e) Bryodin aus der Säule eluiert.
Beispielsweise können Wurzeln, die man von Bryonia dioica
erhält, in kleine Stücke geschnitten und mit Wasser, welches
bevorzugt einen Elektrolyten und Puffer, beispielsweise
Natriumchlorid und einen Phosphatpuffer, enthält,
bei ungefähr neutralem pH, wie 7,4, extrahiert werden. Das
Gemisch wird unter Brechen der individuellen Zellen der
Wurzeln homogenisiert. Dies kann man mit irgendeiner Art
einer im Handel erhältlichen Homogenisierungsvorrichtung
erreichen. Unlösliches Material, welches durch Zentrifugieren
entfernt werden soll und Material mit niedrigem Molekulargewicht
können durch Durchleiten durch eine vernetzte
Dextransäule, wie eine Sephadex-Säule, beispielsweise eine
Sephadex-G-25-Säule, die zuvor mit einem Natriumphosphatpuffer
equilibriert wurde, bei einer Konzentration und einem
pH, der für die nachfolgende Ionenaustausch-Chromatographie
geeignet ist, beispielsweise 5 nM Natriumphosphatpuffer
mit einem fast neutralen pH-Wert, entfernt werden.
Das proteinhaltige Material wird dann durch eine Ionenaustauschsäule,
beispielsweise eine solche, welche Carboxymethyl-
oder Sulfopropylgruppen enthält, die zuvor mit
dem gleichen Puffer, der bei der vorhergehenden Chromatographie
verwendet worden ist, equilibriert worden ist, geleitet.
Bryodin wird an die Ionenaustauschmatrix gebunden
und wird dann eluiert. Dies wird typischerweise erreicht,
indem man eine Lösung mit einem Konzentrationsgradienten,
beispielsweise 0 bis 150 mM Natriumchlorid, verwendet. Die
größte chromatographische Fraktion, die eluiert, ist die
von Bryodin. Mittels einer darauffolgenden Dialyse gegenüber
Wasser und/oder einer Chromatographie des rohen
Bryodins, das so isoliert wurde, kann die reine Substanz
erhalten werden.
Bryodin zeigt eine signifikante Ribosom inaktivierende Proteinaktivität;
es inhibiert die Proteinsynthese hauptsächlich
in zellfreien Systemen. Die Proteinsynthese inhibierende
Aktivität wird weder durch Übernacht-Inkubation bei
37°C noch durch Behandlung mit Trypsin oder Chymotrypsin
beeinflußt und etwas durch Behandlung mit Harnstoff oder
N-Ethylmaleimid in Anwesenheit von Harnstoff verschlechtert
und vollständig durch Kochen oder durch Behandlung
mit Natriumdodecylsulfat oder mit 0,1 M NaOH beseitigt.
Obgleich Bryodin gegenüber der Hauptzahl der Säugetierzellen
nicht toxisch ist, kann es in den cytotoxischen Zustand
durch Bindung an ein Haptomeres überführt werden, welches
an Zellen gebunden werden kann. Beispielsweise gibt es bekannte
monoklonare Antikörper, die selektiv an Tumorzellen
gebunden werden. Die Erfindung betrifft daher ebenfalls
ein Immunotoxin, welches Bryodin, konjugiert an ein Haptomeres,
enthält, das an eine Zelle gebunden werden kann,
wie an einen monoklonalen Antikörper. Wo der monoklonale
Antikörper spezifisch für ein Tumorzellen-Antigen ist,
geben die entstehenden Konjugate Bryodin an die Tumorzellenoberfläche
ab, und beim Betreten der Zellen tötet Bryodin
die Zelle auf spezifische Art.
Ähnlich können Haptomere, die selektiv an Zellen eukaryotischer
Parasiten gebunden werden, nützlich als Träger
für Bryodin verwendet werden.
Analog sind bestimmte Hormonproteine sehr spezifisch bei
ihrer Bindung an Rezeptorstellen und können als Haptomere
mit konjugiertem Bryodin Toxine bilden, welche selektiv
für solche Stellen aktiv sind.
Die erfindungsgemäßen physiologisch aktiven Produkte können
für die Verabreichung auf irgendeine zweckdienliche
Weise zubereitet werden. Das aktive Material wird normalerweise
durch Injektion verabreicht, und es kann als sterile,
pyrogenfreie Flüssigkeit, bevorzugt mit Wasser, welches
bestimmte physiologisch annehmbare Träger enthalten
kann, formuliert werden, die bevorzugt isotonisch ist.
Gegenstand der Erfindung ist somit auch eine pharmazeutische
Zusammensetzung, die einen pharmazeutisch annehmbaren
Träger oder ein pharmazeutisch annehmbares Verdünnungsmittel
und als aktiven Bestandteil ein erfindungsgemäßes
Immunotoxin enthält.
Für die Antitumor-Verabreichung liegt die tägliche Dosis
von Bryodin in dem geeigneten Konjugat oder Immunotoxin
bevorzugt im Bereich von 1 bis 100 mg. Dosiseinheiten,
welche Bryodin als Konjugat enthalten, beispielsweise Ampullen
für die Injektion, werden somit normalerweise 1 mg
bis 100 mg Bryodin enthalten.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung, ohne sie
zu beschränken. Fig. 1 zeigt den modifizierten Sequencer,
der in Beispiel 1 beschrieben wird.
Bryony-Wurzeln (etwa 2 bis 3 kg) werden in kleine Stücke
geschnitten, welche zerkleinert und in einer Braun-(registriertes
Warenzeichen)-Küchenzerkleinerungszentrifuge unter
Extraktion des Saftes zentrifugiert werden. Der feste
Rückstand wird mit einem Volumen an phosphatgepufferter Salzlösung
(0,14 M Natriumchlorid, enthaltend 5 mM Natriumphosphatpuffer,
pH 7,4), das dem extrahierten Saftvolumen gleich
ist, gerührt, und die Suspension wird durch die gleiche
Küchenzentrifuge geleitet. Der Saft wird mit dem Extrakt
vereinigt, und das Gemisch wird bei 10 000 g während 45
min bei 2°C zentrifugiert, und der Überstand wird mit festem
(NH₄)₂SO₄ gesättigt.
Der Niederschlag wurde durch Zentrifugieren, wie oben beschrieben,
gesammelt und erneut in 1,5 l 5 mM Natriumphosphatpuffer,
pH 6,66, gelöst. Diese Lösung wurde durch Zentrifugieren,
wie oben beschrieben, geklärt und auf eine
Sephadex-G-25-grobe-Säule (1 m×10 cm), die zuvor mit
5 mM Natriumphosphatpuffer bei 20°C equilibriert worden ist,
gegeben. Die Säule wurde mit dem gleichen Puffer in einer
Geschwindigkeit von 4 l/h eluiert, und der frontproteinhaltige
Peak wurde gesammelt und zentrifugiert und dann auf
eine CM-Sepharose-Fast-Flow-Säule (15×10 cm) bei 20°C
gegeben.
Nach dem Waschen mit Natriumphosphatpuffer wurde die Säule
in einer Geschwindigkeit von 1 l/h mit einem 0 bis 150 mM
NaCl-Gradienten des gleichen Puffers (Gesamtvolumen 20 l)
eluiert. Es wurden Fraktionen von 400 ml gesammelt und
solche, welche eine proteinsynthetische Inhibitoraktivität
aufwiesen, wurden vereinigt, ausgiebig gegenüber Wasser
dialysiert und gefriergetrocknet.
Mr-(Molekulargewichts)-Bereiche wurden gemäß dem Polyacrylamid-Gel-Elektrophoreseverfahren von Laemmli (Nature, 227,
S. 680, 1970) mit den folgenden Markern (alle von Bio-Rad
Laboratories s.r.l., Segrate, Mailand, Italien) bestimmt:
Lysozyme (Mr 14 400), Sojabohnentrypsin-Inhibitor (21 500),
Kohlensäureanhydrase (31 000), Ovalbumin (45 000), Rinderserumalbumin
(66 200) und Phosphorylase B (92 500). Die
Mr-Werte wurden ebenfalls durch Gel-Filtration durch eine
Säule (95 cm×2,6 cm) von Sephacryl S 200, equilibriert
mit 0,3 M NACl, welches 5 mM Natriumphosphatpuffer enthielt,
pH 7,2, bestimmt, wobei mit einer Geschwindigkeit von
36 ml/h bei Raumtemperatur (20°C) eluiert wurde. Die Säule
wurde mit Rinderserumalbumin (68 000), Ovalbumin (43 000),
Chymotrypsinogen (25 000), Ribonuclease (13 700) kalibriert.
Der isoelektrische Punkt und die Aminosäure-, Aminozucker-
und Neutralzuckerzusammensetzung des Proteins wurden, wie
von Falasca et al. (Biochem. J., 207, S. 505, 1982) beschrieben,
bestimmt.
Die Eigenschaften des gereinigten Bryodins sind in der folgenden
Tabelle I angegeben. Wie andere RIPs (Stirpe & Barbieri,
1986) ist Bryodin ein Glycoprotein mit Mr 30 000
und stark basischem pI. Die Aminosäure- und Neutralzuckerzusammensetzungen
sind ebenfalls angegeben.
Verglichen mit anderen RIPs besitzt Bryodin einen niedrigeren
Gehalt an Lysin und insbesondere an Schwefelaminosäuren
und einen hohen Gehalt an Serin und in geringerem Umfang
von Leucin und Tyrosin. Bryodin bildet kein Präzipitat
in einem Outcherlony-Test mit Kaninchen-Antisera gegenüber
anderen RIPs (Gelonin, Momordin, Dianthin 30 und Dianthin
32, vgl. RIPs, die in FEBS Letter 195, S. 1-8, 1986 beschrieben
werden).
pI9,5
Die N-terminale Sequenz von Bryodin wurde gemäß dem Verfahren
von Montecucchi et al. (Manuskript in Bearbeitung) mit
einem Gasphasen-Sequencer bestimmt. Insbesondere wurde
eine automatische Edman-Sequenzanalyse unter Verwendung
eines Gas-Phasensequencers (Mod. 470 A - Applied Biosystems,
Foster City, CA, USA), der mit einem Umwandlungskolben en
miniature ausgerüstet ist. Eine Probe (100 bis 200 pMol)
wird auf den Patronenfilter gegeben, mit Trifluoressigsäure
gewaschen und mit 30 µl Wasser, welches 3 mg Polybren
und 0,2 mg NaCl enthält, behandelt. Die Phenylthiohydantoinderivate
der Aminosäuren werden auf einer 5 µ
C-18-Säule (2,1 mm×22 cm, Applied Biosystems) unter Verwendung
einer Hochdruck-Flüssigkeitschromatographievorrichtung
(120 App. Applied Biosystems), die on-line mit dem
Sequencer verbunden ist, mit einer Gradienteneluierung
(Lösungsmittel A: 0,1 M Natriumacetat, pH 3,6, plus 5%
Tetrahydrofuran in Wasser; Lösungsmittel B: Acetonitril
plus Dimethylphenylthioharnstoff (500 nMol/l) bei 55°C
(Strömungsgeschwindigkeit: 2 ml/min; UV-Nachweis bei 269
nm; Empfindlichkeit: 5 pMol).
In dem Sequencer ist der Behälter für wasserfreie Trifluoressigsäure
auf geeignete Weise modifiziert, verglichen mit
dem, den man von Applied Biosystems Co. kauft (vgl. Fig. 1).
In der neuen Bauart (ungefähr 40 ml) wird eine Hauptoberfläche
für R-3-Dämpfe zur Verfügung gestellt. In der Tat
erstreckt sich die Abgabeleitung für R-3-Reagenzien in den
Kopfraum des Reservoirs, jedoch nicht unter die Oberfläche
der Flüssigkeit (ca. 0,5 cm über der Oberfläche). Zusätzlich
wurden die Manometer zur Messung des Druckes [0,34 bar
(0-5 psi)] der Reagenzien und Lösungsmittel, die in dem Sequencer
verwendet wurden, durch solche ersetzt, die von Germany
WIKA Co. (Mailand, Italien), der italienischen Tochtergesellschaft
von Alexander Wiegand GmbH & Co. (Deutschland),
gekauft wurden.
Die N-terminale Sequenz der Peptidkette des Bryodins, die
auf solche Weise bestimmt wurde, ist im folgenden angegeben.
Entsprechend der IUPAC-JUB-Joint Commission on Biochemical
Nomenclature and Symbolism for Amino Acids and
Peptides (Eur. J. Biochem. 138, 1984, S. 9-37) wurde der
sogenannte "Einbuchstabencode" für jeden Aminosäurerest
verwendet. Die N-terminale Sequenz ist:
Die Wirkung auf die Proteinsynthese des gereinigten Bryodins
wurde unter Verwendung eines Kaninchen-Reticulocytenlysats
bestimmt. Die Proteinsynthese wurde unter Verwendung
eines Kits, das von Progema Biotech (Madison, WI, USA)
gekauft wurde, analysiert. Dieses Kit entspricht den Standardverfahren
für die Analyse von RIPs (vgl.: Stirpe et
al., Biochem. J., 216, S. 617-625, 1983).
Kaninchen-Reticulocyten wurden unter Bildung eines funktionellen
Proteinsynthesesystems lysiert, bei dem das radioaktive
Aminosäure-Leucin in die Proteine eingebaut wird.
Die Proteinsynthese wurde durch die Menge der Radioaktivität
in der Proteinfraktion gemessen. In 62,5 µl des Reaktionsgemisches
sind 25 µl Kaninchen-Reticulocytlysat,
hergestellt wie von Allen und Schweet (J. Biol. Chem.,
237, S. 760-767, 1962) beschrieben, enthalten; 10 mM Tris-HCl,
pH 7,4; 100 mM Ammoniumacetat; 2 mM Magnesiumacetat;
1 mM ATP; 2 mM GTP; 15 mM Phosphocreatin; 3 µg Creatinkinase;
0,05 mM Aminosäure (minus Leucin) und 89 nCi
L-[-14C]-Leucin. Das Reaktionsgemisch wird während 5 min
bei 28°C inkubiert, und die Reaktion wird mit 1 ml 0,1 M
Kaliumhydroxid beendigt.
Die Farbe der Lösung wird mit 50 µl und 30%igem Wasserstoffperoxid
gebleicht, und die Proteine werden mit 1 ml
kalter Trichloressigsäure präzipitiert. Die Lösung wird
an GF/C-Filtern filtriert und mit Trichloressigsäure gewaschen.
Die Filter werden dann auf ihre Radioaktivität mit
einem Flüssigkeits-Scintillationszähler geprüft, wie es
von Gasperi-Campani et al. (Biochem. J., 174, S. 491-496,
1978) beschrieben wird.
Da bei der Analyse bzw. dem Assay lysierte Zellen verwendet
wurden, war es für das Protein nicht erforderlich, die
Grenze der Zellmembran zu kreuzen. Bryodin kann nur Zellmembranen
bei extrem hohen Konzentrationen ohne Hilfe von
beispielsweise einem Antikörper, der es direkt auf die Zelloberfläche
abgeben kann, kreuzen. Dementsprechend besitzt
das Protein selbst eine niedrige Toxizität.
Bei der Analyse wurde das gereinigte Bryodin, welches gemäß
Beispiel 1 erhalten wurde, bei verschiedenen Konzentrationen
zugegeben, und die Abnahme in der Menge an radioaktivem
Leucin in dem Protein wurde gemessen und gegen die
Konzentration von RIP graphisch eingezeichnet. Die Konzentration,
bei der 50% der Proteinsynthese der Kontrolle
(Null Konzentration RIP) inhibiert wird, wird als ID₅₀
(Inhibierungsdosis 50) in Mikrogramm (µg/ml) ausgedrückt.
Die ID₅₀ für das gereinigte Bryodin beträgt 0,0036 µg/ml.
Somit zeigt Bryodin eine extrem hohe Aktivität für die
Inhibierung der Proteinsynthese.
Die Konzentration der Ribosomen in dem Analysegemisch beträgt
6,4×10-8 M, bestimmt von den Ribosomen, die durch
Zentrifugieren des Lysats erhalten wurden, und gemessen,
wie von Stirpe et al. (Biochem. J., 195, 399-405, 1981)
beschrieben. Unter der Annahme, daß eine gesamte Wiedergewinnung
der gesamtaktiven Ribosomen erhalten wurde, inaktiviert
ein Molekül Bryodin Ribosomen in einer Rate von
53/min. Somit wirkt Bryodin in einem weniger als äquimolaren
Verhältnis, was eine katalytische, möglicherweise enzymatische
Wirkung anzeigt.
Die Toxizität des gereinigten Bryodins wurde in weiblichen
Schweizer Mäusen mit einem Gewicht von 27 bis 32 g, welche
ad libitum gefüttert wurden, bestimmt. Das Bryodin wurde,
gelöst in 0,9% NaCl, intraperitoneal bei 6 unterschiedlichen
Dosismengen im Bereich von 5,6 bis 23,7 mg/kg Körpergewicht
mit einem Verhältnis zwischen den Dosismengen
von 1,33 Gruppen mit sechs Tieren für jede Dosis verabreicht.
Eine akute und eine akut verzögerte LD₅₀ werden
nach 48 h bzw. 14 Tagen gemäß dem Verfahren von Spearman-Kärber,
wie durch Finney ("Statistical Methods in Biological
Assay", S. 524, 1984) beschrieben, bestimmt.
Intraperitoneal injiziertes Bryodin tötet Mäuse mit einer
LD₅₀ von 14,5 mg/kg Körpergewicht (95% Konfidenzgrenzen
11,7 bis 19,2) bei 48 h und von 12,1 mg/kg (9,3 bis 15,7)
bei 14 Tagen. Die histologische Prüfung zeigt Zeichen einer
Nekrose in der Leber und in der roten Pulpe der Milz
und in den proximalen Tubuli der Nieren der toten Tiere.
Claims (4)
1. Ein Protein mit der Bezeichnung Bryodin, welches ein
Ribosom inaktiviert.
2. Verfahren zur Herstellung eines Ribosom inaktivierenden
Proteins mit der Bezeichnung Bryodin, dadurch
gekennzeichnet, daß man
- a) Gewebe von Bryonia dioica zerkleinert und zentrifugiert und den so erhaltenen Saft sammelt;
- b) den festen Rückstand mit Wasser extrahiert und das unlösliche Material durch Zentrifugieren entfernt,
- c) den vereinigten Saft und wäßrigen Extrakt durch eine vernetzte Dextransäule leitet;
- d) die aus dieser Säule eluierten Proteine durch eine Ionenaustauschsäule leitet;
- e) Bryodin von der Säule eluiert.
3. Ein Immunotoxin, dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Ribosom inaktivierendes Protein mit
der Bezeichnung Bryodin, konjugiert an ein Haptomeres,
welches sich an die Zelle binden kann, enthält.
4. Pharmazeutische Zubereitung, dadurch gekennzeichnet,
daß sie einen pharmazeutisch annehmbaren
Träger oder ein Verdünnungsmittel und als aktiven
Bestandteil ein Immuntoxin nach Anspruch 3 enthält.
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