DE3707999A1 - Verwendung von oxypurinol zur verminderung von zellschaeden - Google Patents
Verwendung von oxypurinol zur verminderung von zellschaedenInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist Oxypurinol (4,6-Dihydroxy-pyrazolo(3,4-d)ipyrimidin)
zur Verwendung bei der Verminderung oder Bekämpfung von Zellschäden nach Ischämiezuständen
bzw. zur Herstellung von Arzneimitteln für diesen Zweck bzw. seine
Verwendung für diesen Zweck bzw. ein hierfür geeignetes Arzneimittel.
Die Ischämie des Herzens ist die häufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten
von Amerika. Sie ergibt sich durch die Behinderung der Blutströmung in einer oder
mehreren der Koronararterien (die den Herzmuskel mit Blut versorgen). Wenn eine
Koronararterie vollständig blockiert wird, ergibt sich ein Herzanfall (ein akuter
Myokardinfarkt). Dies kann über sich daraus ergebende Arrhythmien oder eine verminderte
Kontraktionsfunktion des Herzens zum Tode führen.
Paradoxerweise kann das Weiterströmen des Blutes nach dem Ischämiezustand zu einer
weiteren Schädigung des Herzmuskels führen, der von der zuvor gehemmten Koronararterie
versorgt wird. Diese Reperfusionsschädigung wird zum Teil durch freie
Sauerstoffradikale verurscht, die dann gebildet werden, wenn wieder molekularer
Sauerstoff in das Gewebe eingeführt wird.
In der internationalen Patentanmeldung WO 86/01110 wird vermutet, daß das Enzym
Xanthin-Oxydase die Hauptquelle für das die Reperfusionsschädigung verursachende
Superoxid (ein freies Sauerstoffradikal) ist, und daß Inhibitoren der Xanthin-
Oxydase, wie Allopurinol oder Oxypurinol, einen Schutz gegen eine solche Schädigung
bewirken können.
Allopurinol wird seit mehr als 20 Jahren in großem Umfang zur Behandlung der
Gicht verwendet. Oxypurinol (4,6-Dihydroxypyrazolo(3,4-d)pyrimidin), das Haupt-
Stoffwechselprodukt des Allopurinols, ist gelegentlich für die Behandlung von Patienten
verwendet worden, die gegen Allopurinol allergisch sind.
Es hat sich nunmehr gezeigt, daß trotz der Tatsache, daß sowohl Allopurinol als auch
Oxypurinol eine wirksame Verminderung von Zellschäden nach der Ischämie bewirken
können, lediglich Oxypurinol wirksam ist, wenn es nach der Ischämie (und vor
der Reperfusion) verabreicht wird. Weiterhin hat sich im Gegensatz zu der Lehre der
internationalen Patentanmeldung WO 86/01110 erwiesen, daß der intravenöse Verabreichungsweg
bevorzugt ist, und daß es in der Tat nicht möglich ist, eine wirksame
Dosis auf intramuskulärem Wege zu verabreichen.
Gegenstand der Erfindung ist daher die Verwendung von Oxypurinol zur Verminderung
oder Bekämpfung von Zellschäden nach der Ischämie und vor der Reperfusion.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Oxypurinol für die
Herstellung eines Arzneimittels zur Verhinderung von Zellschäden nach der Ischämie
und vor der Reperfusion.
Erfindungsgemäß wird Oxypurinol normalerweise auf intravenösem Wege verabreicht.
Die Oxypurinol-Menge, die dazu erforderlich ist, die Zellen nach der Ischämie vor einer
weiteren Schädigung zu schützen, variiert in Abhängigkeit von dem Zustand des
Patienten. Doch liegt in der Humantherapie die intravenöse Dosis von Oxypurinol im
Bereich von 0,5 mg bis 15 mg pro kg Körpergewicht des Patienten pro Tag und vorzugsweise
im Bereich von 1 mg bis 10 mg pro kg Körpergewicht pro Tag, und beträgt beispielsweise
5 mg pro kg Körpergewicht. Oxypurinol wird normalerweise bis zu einer
Stunde, vorzugsweise bis zu 45 Minuten vor der Reperfusion verabreicht.
Oxypurinol kann in Kombination mit oder als Ersatz von anderen therapeutischen
Mitteln und Maßnahmen eingesetzt werden. Beispielsweise kann man Oxypurinol zusammen
mit thrombolytischen Mitteln (beispielsweise Gewebe-Plasminogenaktivator
(t-PA), Streptokinase, Urokinase, Apsac (Eminase) und anderen Mitteln
dieser Art), Mitteln zur Bekämpfung von Gefäßkrämpfen, mechanischen Methoden
zur Steigerung der Durchblutung von ischämischem Gewebe, Mitteln, die Purine erhalten,
wie Adenosin-Diaminase-Inhibitoren, Mittel zum Abfangen von freien Radikalen,
wie Superoxid-Dismutase, und Mitteln zur Revitalisierung von ischämischem
Gewebe, wie t-PA, verwenden.
Die intravenös zu verabreichenden Formulierungen des Oxypurinols enthalten eine
löslich gemachte Form des Wirkstoffes, wie ein Salz, vorzugsweise ein Alkalimetallsalz
oder ein quartäres Ammoniumsalz, in Kombination mit einem oder mehreren
pharmazeutisch annehmbaren Trägermaterialien und/oder Hilfsstoffen und gegebenenfalls
in Kombination mit anderen therapeutischen Wirkstoffen. Der bzw. die Träger
müssen pharmazeutisch annehmbar sein, in dem Sinne, daß sie mit den anderen
Bestandteilen der Formulierung verträglich sind und für den Empfänger nicht schädlich
sind.
Intravenös zu verabreichende Formulierungen, die das Natriumsalz des Oxypurinols
enthalten, sind erfindungsgemäß bevorzugt. Die Formulierungen können geeigneterweise
in Dosiseinheitsform vorliegen und können mit Hilfe der an sich bekannten
Methoden der Pharmazie hergestellt werden. Sämtliche Methoden umfassen den
Schritt der Kombination des Wirkstoffes mit dem flüssigen Trägermaterial, wobei die
Materialien erforderlichenfalls erwärmt werden.
Die für die intravenöse Verabreichung geeigneten Formulierungen schließen wäßrige
und nicht wäßrige, sterile Injektionslösungen ein, die neben dem Wirkstoff Antioxidantien,
Puffer, Bakteriostatika, isotonische Mittel und andere Bestandteile, die die
biologische Verfügbarkeit fördern, enthalten können. Oxypurinol liegt in solchen
Formulierungen geeigneterweise in der Salzform vor.
Zur einfacheren Handhabung kann eine injizierbare Formulierung, die Oxypurinol
enthält, bereits in abgemessener Form in eine Wegwerf-Injektionsspritze eingebracht
werden, worauf die befüllte Injektionsspritze sterilisiert und in einen sterilen Behälter
verpackt wird. Eine solche Verpackungsform ist besonders nützlich für medizinische
Hilfskräfte für Notfälle, da der Zeitpunkt der Behandlung nach einem ischämischen
Anfall kritisch ist.
Neben den oben angesprochenen Bestandteilen können die erfindungsgemäßen Formulierungen
oder Arzneimitteln zusätzlich einen oder mehrere weitere Bestandteile
enthalten, die aus Verdünnungsmitteln, Puffern, oberflächenaktiven Mitteln, Konservierungsmitteln
(einschließlich Antioxidantien) und dergleichen ausgewählt werden.
Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung.
Bestandteilemg/Ampulle
Oxypurinol150,0
Natriumhydroxid, 1nbis zu einem pH-Wert
von 12,0 Wasser für Injektionszweckebis zu 15,0 ml
von 12,0 Wasser für Injektionszweckebis zu 15,0 ml
Man gibt Oxypurinol zu einer Lösung von Natriumhydroxid in 10 ml Wasser für Injektionszwecke
(USP). Dann stellt man den pH-Wert der Lösung unter Verwendung von
Natriumhydroxid (1n) auf 12,0 ein. Nach der Zugabe weiteren Wassers für Injektionszwecke
wird die Lösung filtriert, sterilisiert und in sterilisierte Ampullen abgefüllt.
Die Lösung wird zur Bildung eines sterilen, trockenen Kuchens gefriergetrocknet, worauf
die Ampulle unter sterilen Bedingungen verschlossen wird. Die Lösung wird unmittelbar
vor der Verabreichung an den Patienten mit Wasser für Injektionszwecke
wiederhergestellt.
Bestandteilemg/Ampulle
Oxypurinol350 mg
Natriumhydroxid, 0,1nbis zu einem pH-Wert
von 11,5 Wasser für Injektionszweckebis zu 25 ml
von 11,5 Wasser für Injektionszweckebis zu 25 ml
Man gibt das Oxypurinol zu einer Lösung von Natriumhydroxid in 23 ml Wasser für
Injektionszwecke (USP). Man stellt den pH-Wert der Lösung mit einer Natriumhydroxidlösung
(0,1n) auf 11,5 ein. Man bringt das Gesamtvolumen der Lösung durch Zugabe
von Wasser für Injektionszwecke auf 25 ml. Man filtriert die Lösung durch eine
sterilisierende Membran, füllt die Lösung unter aseptischen Bedingungen ab und
trocknet sie durch Gefriertrocknen. Die Ampulle wird unter sterilen Bedingungen verschlossen.
Die Lösung wird unmittelbar vor der Verabreichung an den Patienten mit
Wasser für Injektionszwecke wiederhergestellt.
Man betäubt männliche Beagle-Hunde (10 bis 12 kg Körpergewicht) mit Pentobarbital-Natrium,
intubiert sie und beatmet sie mit Raumluft mit Hilfe eines Harvard-
Beatmungsgerätes. Man implantiert Katheter für die Infusion und für die Messung des
Arterienblutdrucks in die linke Kiefernvene und die linke Halsarterie. Man eröffnet
die Brustwand im Bereich des vierten Zwischenrippenraumes, hängt das Herz in einer
porösen Herzstütze auf und isoliert die linke vordere absteigende Arterie (LAD) unmittelbar
unterhalb des ersten diagonalen Hauptzweiges. Man ordnet eine elektromagnetische
Strömungsmeßsonde an der LAD an. Dann bewirkt man einen 90 Minuten andauernden
Verschluß der LAD durch Anbringen einer Schlinge aus 1/0 Seidennahtmaterial
distal zu der Strömungsmeßsonde. Man beginnt mit der intravenösen Behandlung
15 Minuten vor der Öffnung dieser Schlinge und setzt sie während 45 Minuten
nach der Öffnung fort. Dann verschließt man die Brustraumöffnung und läßt die
Tiere sich von den chirurgischen Maßnahmen erholen. Die Tiere werden 24 Stunden
nach dem Arterienverschluß erneut betäubt und es wird die Strömung durch die LAD
nochmals gemessen. Anschließend wird das Herz zur post mortem Bestimmung der
Infarktgröße entnommen.
Man bewertet drei Gruppen von Hunden. Die Gruppe 1 umfaßt die lediglich mit Salzlösung
behandelten Kontrolltiere. Den Tieren der Gruppe 2 verabreicht man Allopurinol,
während man die Tiere der Gruppe 3 mit Oxypurinol behandelt. Allopurinol und
Oxypurinol werden getrennt in einer 0,1n Natriumhydroxydlösung gelöst und auf einen
pH-Wert von 9,3 rücktitriert. Die Formulierungen werden im Verlaufe von 5
Minuten intravenös verabreicht, wobei man die Verabreichung 15 Minuten vor der
Reperfusion beginnt.
Die Myokardinfarkt-Größe wird mit Hilfe einer dualen ex vivo-Reperfusionstechnik,
quantitativ bestimmt. Man injiziert Kanülen in die LAD unmittelbar distal zudem
Verschlußbereich und in die Aorta oberhalb der Koronaröffnung. Das LAD-
Koronarbett wird mit einer 1,5%igen Triphenyltetrazoliumhydrochloridlösung (TTC)
in 0,02 m Kaliumphosphatpuffer mit einem pH-Wert von 7,4 perfundiert. Die Aorta
wird retrograd mit einer 0,5%igen blauen Farbstofflösung (Evans blue) perfundiert.
Beide Bereiche werden mit ihren entsprechenden Färbemitteln bei einem konstanten
Druck von 100 ml Hg während 5 Minuten perfundiert. Das Herz wird senkrecht zu der
Achse der Herzspitzenbasis in 8 mm dicke Scheiben zerschnitten. Der Bereich des linken
Ventrikels mit dem Infarktrisiko als Folge der anatomischen Abhängigkeit der
Blutversorgung durch die LAD läßt sich über das Fehlen des Evans-Blau-Farbstoffes
in diesem Bereich identifizieren. Der Bereich des Myokardinfarktes innerhalb des Risikobereiches
wird durch das Fehlen der Färbung des mit TTC perfundierten Gewebes
als Folge des Verlustes der Dehydrogenase-Enzyme angezeigt.
Die transversalen Ventrikelschnitte werden vorsichtig auf durchsichtige aufgelegte
Acrylfolien übertragen, um eine permanente Aufzeichnung der Infarktbereiche herzustellen
und eine planimetrische Ausmessung der Infarktgröße zu ermöglichen. Die
Ventrikelschnitte werden dann von dem rechten Ventrikelmuskel, dem Klappengewebe
und dem Fettgewebe befreit. Der gesamte linke Ventrikelrisikobereich der Infarktbereich
werden vorsichtig voneinander getrennt und gewogen. Die Infarktgröße
wird als der Prozentsatz des anatomischen Risikobereiches angegeben. Der statistische
Vergleich der mit dem erfindungsgemäßen Wirkstoff behandelten Gruppe zu der
Kontrollgruppe erfolgt durch Einwegvarianzanalyse (Anova) nach der Methode von
Bonferroni, die den mehrfachen Vergleich ermöglicht (Circulation Research 47
(1980), Seiten 1 bis 9). Ein p-Wert von weniger als 0,05 wird als Signifikanzkriterium
angesehen.
Es ist zu erkennen, daß Oxypurinol im Vergleich zu Salzlösung und Allopurinol eine
signifikante Verminderung des Risikobereiches verursacht.
Claims (16)
1. Oxypurinol zur Verwendung bei der Verminderung von Zellschäden nach der
Ischämie und vor der Reperfusion.
2. Oxypurinol zur Verabreichung an einen Patienten nach der Ischämie und vor
der Reperfusion.
3. Oxypurinol zur Verwendung bei der Herstellung eines Arzneimittels zur Verhinderung
von Zellschäden nach der Ischämie und vor der Reperfusion.
4. Oxypurinol zur Verwendung bei der Herstellung eines Arzneimittels welches
einem Patienten nach der Ischämie und vor der Reperfusion verabreicht wird.
5. Oxypurinol nach einem der Ansprüche 1 bis 4, in Form einer für die intravenöse
Verabreichung geeigneten Formulierung.
6. Oxypurinolformulierung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß sie
das Oxypurinol in Form eines Alkalimetallsalzes enthält.
7. Oxypurinolformulierung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie
als Salz das Natriumsalz von Oxypurinol enthält.
8. Zur intravenösen Verabreichung geeignete Formulierung des Natriumsalzes
von Oxypurinol zur Verabreichung einer Dosis von etwa 5 mg Oxypurinol pro kg Körpergewicht
des Patienten.
9. Oxypurinol nach einem der Ansprüche 1 bis 4 in Form des Natriumsalzes.
10. Verwendung von Oxypurinol(4,6-Dihydroxypyrazolo(3,4-d)pyrimidin) zur
Verminderung von Zellschäden nach der Ischämie und vor der Reperfusion.
11. Verwendung von Oxypurinol für die Herstellung eines Arzneimittels zur Verhinderung
von Zellschäden nach der Ischämie und vor der Reperfusion.
12. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Wirkstoff in
einer für die intravenöse Injektion geeigneten Formulierung eingesetzt wird.
13. Verwendung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Wirkstoff in
eine für die intravenöse Injektion geeignete Formulierung gebracht wird.
14. Verwendung nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Oxypurinol in Form eines Alkalimetallsalzes eingesetzt
wird.
15. Verwendung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß als Salz das Natriumsalz
von Oxypurinol verwendet wird.
16. Arzneimittel zur intravenösen Verabreichung von Oxypurinol in einer Dosis
von etwa 5 mg pro kg Körpergewicht, enthaltend das Natriumsalz von Oxypurinol.
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