DE3642211A1 - Methode zur temperaturbestimmung - Google Patents
Methode zur temperaturbestimmungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Untersuchung von metallischen Werkstoffen oder metallische
Stoffe enthaltenden System, wie Zweistoff- oder Mehrstoff
systeme. In solche Stoffsysteme eingeschlossen sind sowohl
binäre Systeme als auch Mehrstoffsysteme, d. h. einschließ
lich der intermetallischen Phasen und Mehrfachlegierungen.
Solche Systeme sind vielfältig untersucht (vergleiche Metals
Handbook) und von den meisten Stoffsystemen sind Zustands
diagramme bekannt (siehe Hansen, Binary Alloys).
Anhand langer Untersuchungsreihen wurde herausgefunden, daß
trotz dieser bekannten metallkundlichen Zusammenhänge bezüg
lich Zweistoff- und Mehrstoffsystemen sich das thermody
namische Phasengleichgewicht soweit es metallische Stoffe
betrifft, sehr rasch einstellt und daß sich die Abhängigkeit
des Volumenanteils einer primären (Gamma-Prime-)Phase von der
Temperatur in überraschender Weise ergibt und eine gezielte
Auswertung gestattet.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Analysenverfahren
(Untersuchungsmethode) anzugeben zur Gefügeuntersuchung
metallischer Werkstoffe oder metallischer Stoffsysteme, das es
gestattet bei ausreichender Erhitzung auf Temperaturen, die
jedoch unterhalb der Schmelztemperatur liegen, ein metal
lisches Gefüge sichtbar zu machen, bei dem sich nach rascher
Abkühlung eine Primärphase (Gamma-Prime-Phase) ausbildet,
die konserviert wird.
Diese Aufgabe wird gelöst, durch die im Anspruch 1 aufge
führten Merkmale.
Weitere Merkmale der Erfindung sind den Ansprüchen der
Beschreibungen und Zeichnungen eines Ausführungsbeispiels
zu entnehmen. Zur Erfindung gehören auch Abwandlungen und
Kombinationen der beschriebenen, dargestellten und bean
spruchten Merkmale.
Die wesentlichsten Vorteile der Erfindungen sind:
Die Erfindung ermöglicht neue Anwendungen von Gefügeana
lysen metallischer Werkstoffe oder Stoffsysteme, um Wärme
behandlungen hinsichtlich ihrer Verfahrensbedingungen und
ihrer Effektivität beurteilen zu können, aber auch zur
Schadensanalyse bzw. Dokumentation von Überhitzungen an Bau
teilen, die nur für bestimmte Temperaturbelastungen ausge
legt sind oder nur in bestimmten Temperaturbereichen be
trieben werden sollten, um eine vorausberechnete Lebens
dauer einzuhalten. Die erfindungsgemäße Analysenmethode
gestattet also eine quantitative, insbesondere optische,
bzw. optisch-elektronische und statistische Auswertung von
Gefügebildern derart, daß die gewonnenen Ergebnisse weitest
gehend unabhängig sind von der Länge der Haltezeit oder
Einwirkungszeit der bestimmten Temperaturen und weitest
gehend unabhängig vom Temperaturzyklus bzw. sowohl von
Temperaturzyklen als auch von Schwankungen in der chemischen
Zusammensetzung oder ihrer Verteilung im Gefüge einer vorge
gebenen technischen Legierung. Auch mechanische Spannungen,
die auf die Proben einwirken, können die erfindungsgemäße
Gefügeanalyse nicht grundsätzlich beeinflussen, die auf der
Erkenntnis der Korelation zwischen dem Volumenanteil der
primären Phase(Gamma-Prime-Phase) und den auftretenden
Temperaturen beruht. Es wurde nämlich gefunden, daß
zwischen dem primären Gamma-Prime-Anteil und dem Tempe
raturbereich unterhalb der Schmelztemperatur ein beinahe
linearer Zusammenhang besteht, der sich reproduzierbar
immer wieder auffinden läßt in den genannten Zweistoff-
oder Mehrstoffsystemen und so eine Grundlage für die er
findungsgemäße Analyse bildet.
Die Erfindung ist anhand von Beispielen nachstehend er
läutert, ohne hierauf beschränkt zu sein. (Ni-Legierungen)
Es zeigen Fig. 1 eine Schemaskizze, wie sich die Volumen
anteile von Gamma-Prime-Phasen ändern im Temperaturbereich
bis zur Schmelztemperatur.
Dabei sind auf der Ordinate aufgetragen die Volumenteile
und auf der Abszisse die Temperaturen. Daraus resultierende
Mikrogefüge sind jeweils darunter abgebildet.
Es ist deutlich erkennbar, daß die Primärphase (Gamma-
Prime-Phase) zu der Sekundär-Prime-Phase sich in ihrem
Flächenanteil, der dem Volumenanteil im Gefüge entspricht,
dramatisch ändert, insbesondere gegenüber dem Ausgangs
zustand sich die Sekundär-Prime-Phasen erheblich vermehren mit
steigender Temperatur.
Dies wird auch deutlich, vergleicht man die Abb. 2 und
3, welche beide bei 1080 Grad Celcius, jedoch Abb. 2
in 2000facher Vergrößerung, Abb. 3 in 10 000facher Ver
größerung das Gefüge zeigen, nachdem ein metallographischer
Schliff durchgeführt wurde und eine selektive Ätzung, d.h.
hier Anätzung der Gamma-Prime-Teilchen stattgefunden hat.
Gleiches gilt für die Abb. 4 und 5, die mit der
gleichen Vergrößerung jeweils bei 1180 Grad Celcius aufge
nommen worden.
Solche Gefügebilder sind natürlich sehr gut quantitativ aus
wertbar. Dazu schlägt die Erfindung eine optisch-elektronische
Auswertemethode vor, da die primäre Gamma-Prime-Phase durch
das Anätzen der Teilchen dunkler bzw. vertieft erscheint
und in den Abb. 2 bis 5 ist die primäre Gamma-Prime-
Phase jeweils leicht erkennbar als die größeren kubischen
Teilchen, während die sekundären Phasen mehr punktuell aus
gebildet sind.
Wie Fig. 6 zeigt, werden Proben im Ausgangszustand unter
sucht und wärmebehandelt bis etwa 1200 Grad Celcius, hier
die Lösungstemperatur anzunehmen ist. Als Proben dienten
Schaufeln aus IN 100 (Bauteile) die einer Temperaturein
wirkung unterlagen, zur Temperaturmessung dienten direkt
an der Probe angebrachte Platinrhodiumthermoelemente. Die
Aufheizgeschwindigkeit betrug ab einer Temperatur, die
höher lag als 900 Grad Celcius ca. 1 Grad pro Sekunde nach
der Haltezeit von einzigen Minuten auf Temperatur wurde
mittels Argon eine rasche Abkühlung von größer als 150 Grad
Celcius pro Minute durchgeführt. Das Gefüge wurde nach An
fertigung eines metallographischen Schliffs mit Hilfe einer
elektiven Anätzung der Teilchen für die Auswertung im
Rasterelektronenmikroskop vorbereitet. Bei der Teilchen
ätzung ist es wichtig, daß nicht zu stark geätzt wird, so
daß die primären Gamma-Prime-Phasen als dunkler oder tiefer
liegend erscheinen als die helleren Sekundärphasen. Mit
Hilfe dieser Methode gelang eine optische Kontrastierung
die optisch-elektronisch auswertbar ist, wie noch später
erläutert wird.
In Fig. 7 ist die Gefügeauswertung einer Schaufel dargestellt,
welche einer Wärmebehandlung unterworfen wurde, vom Aus
ganszustand bis hin zur vollständigen Lösung (Übergang vom
Zweiphasen- in den Einphasenzustand). Dabei spielte offen
sichtlich die Haltezeit keine Rolle und es läßt sich der
weitgehend lineare Zusammenhang im größeren Teil der
Kurve erkennen; diese ermittelten Ergebnisse sind
in gewisser Beziehung in Übereinstimmung mit dem Zustands
diagramm des Zweistoffsystems Titan-Nickel, obwohl Absolut
werte nicht übertragbar sind. Jedoch läßt sich auch hier
erkennen, daß bei einem Volumenanteil von 90% Nickel die
Lösungstemperatur (Tsolv) im Bereich von etwa 1220 Grad
Celcius liegt. Die Fig. 8 mit dem Zweistoffsystem Titan-
Nickel zeigt aber auch, daß aus einem solchen Zustands
diagramm kaum Rückschlüsse auf das Verhältnis der Volumen
anteile von Primär- zu Sekundärphase gewonnen werden konnen.
Die Erfindungsgemäße Auswertemethode ist diejenige einer
stereologischen Auswertung der Rasterelektronenmikroskop
bilder in einer Vergrößerung, die höher ist als 2000:1
dergestalt, daß man die Bilder wenigstens in der Größe von
DIN A 4 oder größer auf einen Meßtisch spannt, mit X-und
Y-Achsen und einem Raster mit Schnittlinienabstand, z. B.
von je einem cm, so daß dann pro Bild wenigstens bis zu
500 Detailflächen entsprechend der vermuteten Teilchen
größe erfaßt werden können. Die Auswertung mit Hilfe dieses
Digitalisierungsmeßtisches erfolgt automatisch oder halb
automatisch mittels Bildanalyse, wobei dem Meßtisch (1)
ein Scanner (2) zugeordnet ist, der Quadrat für Quadrat und
Zeile für Zeile das gesamte Gefügebild abtastet, und seine
Signale über einen Analog-Digitalwandler (3), einen Ver
stärker (4), in den Dateneingabeteil (5) eines Rechners (6)
eingibt. Dieser hat eine Datenausgabeeinheit (7) in ge
wünschter Form, d. h. entweder durch Anzeige, mittels
Drucker/Plotter oder in einem zu gewünschter Zeit abrufbaren
Speicher. Die Bewegungen in X- und X-Richtung des Scanners
(2) erfolgen von einem Antrieb (8), der von einer Steuer
einheit (9) gesteuert wird, die ihre Stellgrößen aus dem
Rechner (6) bezieht. Diese richten sich nach einem vorge
gebenen Programm in dem Speicher (10) des Rechners. Dabei
können z. B. auf Disketten gespeicherte Vergleichsbilder von
Gefügen bekannter Stoffsysteme im Rechner (6) mit den gewonnenen Daten
aus (5) (verarbeitete Digitalsignale) verglichen und so ein Analysener
gebnis ausgedruckt oder für den Abruf gespeichert werden. An der Ausga
be (7) des Rechners nach Vergleich mit den Standards aus den Speicher
inhalten, z. B. Disketten, läßt sich im Ergebnis sagen, welche Tempe
ratureinflüsse auf die Probe stattgefunden haben und welche Auswirkun
gen Wärmebehandlungen mit hohen Temperaturen bis nahezu Schmelztempera
tur auf die Probe oder das Werkstück, z. B. eine Turbinenschaufel,
hatten. So lassen sich Wärmebehandlungsparameter in gewünschter Weise
im Hinblick auf ein verbessertes Gefüge ändern, und in Schadensfällen
kann eine genaue Aussage gemacht werden, ob ein Garantiefall vorliegt
oder nicht, d. h., ob sich der Kunde an vorgegebene Richtlinien für den
Betrieb von Bauteilen gehalten hat oder nicht.
Der gefundene Zusammenhang zwischen dem Volumenanteil unveränderter
primärer Gammaphase und den Temperaturen erscheint deshalb zur Ausnüt
zung bei der erfindungsgemäßen Meßmethode geeignet, jedenfalls im Tem
peraturbereich zwischen einigen hundert Grad und der Schmelztemperatur
zur quantitativen Analyse. In Fig. 9 wurde die Auswertevorrichtung
schematisch dargestellt und in der beigefügten Fig. 10 die einzelnen
Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Analysenverfahrens.
Claims (9)
1. Verfahren zum Untersuchen metallischer Proben und Bauteile gekennzeichnet
durch die Kombination folgender Merkmale:
- a) Anschleifen des metallischen Gefüges.
- b) Gefüge preparieren zwecks Abbildung.
- c) Unter einem Mikroskop mit geeigneter Vergrößerung angepaßt an die Größenordnung von Phasenausscheidungen infolge Tempera tureinflüssen, fotografisches Bild anfertigen.
- d) Optisch/statistische Auswertung der Flächenanteile der einzel nen Phasen im Gefügebild.
- e) Vergleich mit einem vorgegebenen Standard.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf einen
metallographischen Schliff selektives Anätzen des Gefüges folgt,
dann in geeigneter Vergrößerung und Fertigung eines Gefügebildes
mit Hilfe eines Rasterelektronenmikroskops und einer Kamera,
Auswertung mit Hilfe eines stereologischen Verfahrens, Vergleich
der ermittelten Flächenanteile einzelner Phasen im Gefügebild mit
einem vorgegebenen Standard bezüglich der Flächenanteile einzelner
Phasen im Gefügebild nach bestimmter Temperatureinwirkung (Normie
rung) auf optischem Wege.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Gefügebilder mittels Schnittlinienverfahren auf einen Digitalisie
rungsmeßtisch aufgebracht und rechnergestützt nach einem vorgege
benen stereologischen Programm der Flächenanteil (oder Volumenan
teil) der einzelnen Phasen im Gefügebild ausgewertet wird, wobei
der Schnittlinienabstand der zu erfassenden Teilchengröße dem Gefü
gebild angepaßt ist.
4. Verfahren nach einer der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß in den Rechner die mit Hilfe eines optischen
Scanners von Schnittlinie zu Schnittlinie aufgenommenen Daten
eingegeben und verarbeitet werden zur optisch/statistischen
(stereologischen) Auswertung.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Daten
des vorgegebenen Standards (Flächenanteile bzw. Volumenanteile
einzelner Phasen im Gefüge, je nach Temperatureinwirkung normiert)
im Rechner gespeichert sind und mit Hilfe des Rechners der op
tisch/statistische Vergleich zwischen dem Standard und dem erfaß
ten Gefügebild (Flächenanteile/Volumenanteile) erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Auswertung eine wenigstens 2000 fache Vergrö
ßerung eines Gefügebildes zugrundeliegt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur Auswertung
von Gamma-Prime-Phasen.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur Untersuchung
von Werkstoffen mit Temperatureinwirkungen über 1000 Grad Celcius.
9. Anwendung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche
zur Untersuchung von Turbinenschaufeln.
10. Anwendung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche
zur Untersuchung von Temperatureinflüssen ausgesetzten Bauteilen,
wie Turbinenschaufeln zur Analyse von Wärmebehandlungen und/oder
Überhitzungen.
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