DE3638462C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung geht aus von einer Vorrichtung zur aktiven Dämpfung
der Nutation eines Doppeldrallsatelliten nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
Doppeldrallraumfahrzeuge (Doppeldrallsatelliten) haben breite Verwendung gefunden als
Kommunikationssatelliten, insbesondere als geosynchrone Kommunikationssatelliten.
Bei solchen Doppeldrallraumfahrzeugen
ist ein rotierender Körper über einen Motor mit einer entdrallten
Plattform gekoppelt.
Eine Art von Doppeldrallraumfahrzeug kann man als "impulsvorbelastetes
Raumfahrzeug" bezeichnen. Bei einem solchen
impulsvorbelasteten, bezüglich drei Achsen geregelten Raumfahrzeug
besteht die entdrallte Plattform im Hauptteil des
Raumkörpers und der rotierende Körper in einem auf der Plattform
montierten Drallrad. Durch das Drallrad wird eine gyroskopische
Stabilität des Raumfahrzeugs bewirkt.
Eine andere Art von Doppeldrallraumfahrzeug kann als "Drallsatellit"
bezeichnet werden. Ein Drallsatellit hat einen
Hauptkörper und eine entdrallte Plattform, wobei durch Rotation
des Hauptkörpers die gyroskopische Stabilität bewirkt
wird (wie die durch das Drallrad bewirkte Stabilität des
impulsvorbelasteten Raumfahrzeugs).
Bei jeder dieser Arten von Satellit enthält die entdrallte Plattform
diejenigen Komponenten, die hinsichtlich ihrer Ausrichtung besonderen
Anforderungen unterliegen (wie z. B. Antennen). In der geosynchronen
Umlaufbahn rotiert die Plattform mit einer Umdrehung pro Tag,
so daß die Antenne immer zur Erde gerichtet ist. Diese Ausrichtung
muß exakt eingehalten werden, damit die Antennenachse auf die gewünschte
abzudeckende Fläche auf der Erde ausgerichtet bleibt.
Durch Änderung der Drehzahl des Drallrads oder des rotierenden
Körpers ändert sich die Relativdrehung der Plattform gemäß
dem Prinzip der Drehimpulserhaltung.
Ein Doppeldrallraumfahrzeug zeigt bestimmte Arten von störenden
Bewegungen, die als "Taumeln" oder "Nutation" bezeichnet werden.
Diese Bewegungen bringen den Satelliten aus seiner gewünschten Lage.
Nutation ist die Bewegung der nominalen Drallachse eines rotierenden
Körpers auf einem Konus um den Gesamtdrehimpulsvektor. Nutation
kann das Resultat sein eines der folgenden Störfaktoren: 1) Nutation
der oberen Trägerraketenstufe, 2) Wirkung der Einrichtung, durch
die das Raumfahrzeug von der oberen Stufe getrennt wird, 3) Wirkung
von Triebwerken, 4) Auftreffen von Kleinstmeteoriten und 5) Betrieb
von Nutzlastkomponenten mit nichtkompensierten Impulsen.
Wie das Steuersystem eines Satelliten auf Nutationsbewegungen
reagiert hängt davon ab, ob die Nutation stabil oder instabil ist.
Bei bestimmten Systemen und unter bestimmten Bedingungen kann sich
die Nutationsbewegung verstärken, nachdem das Drehmoment der
ursprünglichen Störung entfernt ist. Bei einem ungedämpften,
unkontrollierten, stabilen, eine Nutationsbewegung durchführenden
System können die Nutationsbewegungen andauern ohne zuzunehmen oder
abzunehmen. Wenn die Nutationsbewegung entweder bei einem stabilen
oder bei einem instabilen nutierenden System schwächer wird, dann
wird sie als gedämpft bezeichnet.
Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, daß die Nutationsstabilität
kritisch abhängt von verschiedenen Parametern eines
Raumfahrzeugs, darunter die Trägheitsmomente, Trägheitsprodukte,
Drehimpuls, sowie vom Servosystem, das die Rotation des Drallkörpers
und der Plattform regelt. Beim Entwurf wird üblicherweise so
vorgegangen, daß die Nutation reduziert wird durch passive energieabsorbierende
Einrichtungen oder durch aktive impulsübertragende
Einrichtungen, die auf eine oder beide der Achsen senkrecht zur
Drallachse des Rotors einwirken.
Aktive Dämpfeinrichtungen unterdrücken die Nutation, indem
sie ein zu der Komponente des Drehimpulsvektors, die zur
Drallachse des Rotors senkrecht ist, entgegengesetztes Drehmoment
erzeugen. Solche aktiven Dämpfeinrichtungen bewirken
üblicherweise Drehmomente durch Auslösen von Antriebsdüsen
oder durch Drallräder, die zusätzlich zum Stabilisierungsgrad
des entdrallenden Systems vorgesehen sind.
Ein Beispiel für das letztgenannte System ist in der US-PS
35 91 108 beschrieben. Aktive Nutationsdämpfeinrichtungen
sind auch durch die Veränderung der Drehzahl der Drallräder
geschaffen worden, wie in der US-PS 36 95 554 oder in der US-PS
38 30 447 beschrieben. In den beiden letztgenannten Fällen
wird aktive Dämpfung erreicht durch Modulation der Winkelgeschwindigkeit
des Drallrads oder Rotors und durch Anwendung
eines Trägheitsprodukts um das Motordrehmoment auf eine
Achse, die senkrecht zur Rotorachse liegt.
Weiter ist aus der DE-OS 21 10 405 eine Vorrichtung zum
Dämpfen der Nutation eines Raumfahrzeugs bekannt, bei der ein
Schwungrad in jeder Richtung gegen das Raumfahrzeug schwenkbar
ist und die Relativbewegungen zwischen Schwungrad und
Raumfahrzeug und damit die Nutation mittels passiv wirkender
Dämpfungsvorrichtungen vermindert werden.
Eine solche passiv wirkende Nutationsdämpfungsvorrichtung
braucht naturgemäß verhältnismäßig lange, um die Nutation
wirksam zu vermindern, und hat bei kleinen Nutationsamplituden
nur wenig Wirkung.
Es ist wünschenswert eine andere Möglichkeit zur Dämpfung der
Nutation zu finden, die nicht von der Änderung der Drehzahl des
Drallrades abhängt, weil die Änderung der Geschwindigkeit des Rades
auch die Rotation der entdrallten Plattform verändert. Auch ist es
wünschenswert, ein System zu finden, das große Nutationsamplituden
schnell dämpfen kann und durch das auch die Möglichkeit besteht,
eine geringfügige Nutation zu regeln.
Eine Nutationsdämpfungseinrichtung, bei der ein Drallrad in einer
kardanischen Aufhängung mit einem Freiheitsgrad verwendet wird, ist
bei J. U. Beusch u. a., "Three Axis Attitude Control of a Synchronous
Communication Satellite", AIAA Nr. 7-456 beschrieben. Dieses System
ist auch bei C. H. Much u. a., "Satellite Attitude Control with Gimbaled
Reaction Wheel Digital Control System", Automation, Band 8, Seiten
9-21, Pergamon Press 1972, beschrieben. Um die kardanische Aufhängung
zu bilden, ist das Drallradgehäuse durch zwei flexible Zapfen getragen,
die senkrecht zur Drallachse des Rades stehen und parallel
zur Rollachse des Satelliten. Auf dem Schaft der kardanischen Aufhängung
sind ein Positionsfühler, ein Geschwindigkeitsfühler und ein
Drehmomenterzeuger angebracht. Der Positionsfühler ist ein drehbarer
veränderlicher Differentialwandler. Der Drehzahlfühler ist ein
bürstenloser Gleichstromtachometer. Der Drehmomenterzeuger ist
ebenfalls eine bürstenlose Einrichtung. Durch Nutation des Satellitenkörpers
wird bewirkt, daß der Kardanwinkel oszilliert. Dadurch, daß
der Drehmomenterzeuger in Gegenrichtung zur Kardanbewegung angetrieben
wird, kann die Nutationsbewegung weggedämpft werden. In der
Dämpfungsbetriebsart wird das Eingangssignal für den Drehmomenterzeuger
durch eine Geschwindigkeitsrückkopplung vom Tachometer
der kardanischen Einrichtung dominiert. Dadurch wird ein viskoser
Dämpfungseffekt zwischen dem Satellitenkörper und dem Drallradgehäuse
hervorgerufen. Diese Dämpfungseinrichtung verwendet einen
Antriebsmotor und verhält sich wie ein viskoser Dämpfer. Die Bewegung
des Drallrades relativ zur Plattform wird erfühlt und der
kontinuierlich arbeitende Antriebsmotor proportional zur Relativgeschwindigkeit
angetrieben. Dadurch wird eine Dämpfung bewirkt,
sie erfolgt jedoch langsam und benötigt eine getrennte Fühlereinrichtung.
Es ist daher wünschenswert, eine getrennte Dämpfeinrichtung
zu schaffen, durch die die Nutation schnell innerhalb eines
oder zwei Nutationszyklen gedämpft wird, die Standardsensoren
verwendet, um die Bewegung der Plattform gegenüber dem Inertialsystem
zu fühlen und die die Drallradachse in ihre nominale
Orientierung gegenüber der Plattform zurückbringt.
Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung zur Dämpfung
der Nutation eines Raumfahrzeuges zu schaffen, welche die
Drehzahl des Drallrades unverändert läßt und eine schnelle
und weitestgehende Dämpfung der Nutation bewirkt.
Die Aufgabe wird durch die Vorrichtung mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
Die vorliegende erfindungsgemäße aktive Nutationsdämpfungseinrichtung
ist für einen Doppeldrallsatelliten vorgesehen, der ein
Bestandteil mit Drallkörper und eine Plattform aufweist. Gemäß
der Erfindung dreht sich das Bestandteil mit dem Drallkörper
gegenüber der Plattform um eine Drehachse, die senkrecht
steht zur nominalen Drehachse des Drallkörpers. Eine
Antriebseinrichtung reagiert auf Steuersignale, die von einer
erfühlten Lateral-Winkel-Bewegung abgeleitet ist, indem während
jeder Nutationsperiode der Drallkörper gegenüber der
Plattform um einen gegebenen Betrag in eine Richtung geneigt
und eine halbe Nutationsperiode später um den gleichen Betrag
zurückgeneigt wird, wodurch eine Nutationsdämpfung bewirkt
wird.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen
erläutert: Es zeigt
Fig. 1 eine schematische, perspektivische Darstellung eines
Raumfahrzeugs, wobei dessen drei Achsen dargestellt sind,
und ein geneigtes Drallrad entsprechend einer Ausführungsform
der Erfindung;
Fig. 2 eine Zeichnung des Verlaufs des transversalen Drehimpulses
wie er aus einem Paar von Drallradneigeimpulsen resultiert;
Fig. 3 ein Flußdiagramm für den Mikroprozessor der Dämpfeinrichtung
nach Fig. 1, entsprechend einer Ausführungsform der Erfindung;
Fig. 4 ein Flußdiagramm für den Mikroprozessor der Dämpfeinrichtung
in Fig. 1, entsprechend einer bevorzugten Ausführungsform;
Fig. 5 eine Skizze einer mechanischen Verbindung des Neigemotors
entsprechend einer Ausführungsform der Erfindung; und
Fig. 6 das System bei der Verwendung in einer Drallsatellitenkonfiguration.
In Fig. 1 ist ein Raumfahrzeug 10 mit Hauptachsen X, Y und Z dargestellt.
Diese aufeinander senkrecht stehenden Achsen des Raumfahrzeugs
gehen vom Massenschwerpunkt bei 10 a aus. Die Achse Z ist
definiert als die Raumfahrzeugachse, die kolinear ist mit dem
Gesamtdrehimpulsvektor H , wenn das Raumfahrzeug in seiner beabsichtigten
Mission arbeitet. Die Achsen X, Y und Z bilden ein orthogonales
rechtsdrehendes Koordinatensystem, das auf dem Körper des Raumfahrzeuges
feststeht. Ein Drallrad oder Rotor 13 ist ursprünglich so
ausgerichtet, daß sein Drehimpulsvektor ungefähr parallel ist zur
Z-Achse. Ein Motor 15 verbindet die diesem gegenüber entdrallte
Plattform oder den Körper 11 (der z. B. eine Antenne enthalten kann)
und das Drallrad 13. Die Geschwindigkeit des Motors 15 wird so gesteuert,
daß der Impuls des Drallrades 13 ausreicht, um eine
gyroskopische Steifigkeit des Satelliten 10 zu bewirken. Die
Motorgeschwindigkeit wird auch so gesteuert, daß der Körper oder
die Plattform 11 mit der Antenne zur Erde hin ausgerichtet bleibt.
In einem Fall mit einer geosynchronen Umlaufbahn rotiert die Plattform
einmal pro Tag. Diese Steuerung erfolgt durch ein "Pitch loop"-
Steuersystem wie z. B. in der US-PS 36 95 554 und in der US-PS
38 30 447 beschrieben.
Gemäß der vorliegenden Erfindung wird das Drallrad, das ursprünglich
mit seinem Drehimpulsvektor ungefähr parallel zur Z-Achse ausgerichtet
ist, mit einem Schwenkmechanismus parallel zur Y-Achse
geneigt, so daß es dem Drehimpulsvektor des Drallrads erlaubt ist,
sich in der durch die X- und die Z-Achse definierten Ebene zu bewegen.
Gemäß der Ausführungsform der Erfindung in Fig. 1 ist das Drallrad
13 auf eine Rotorwelle 17 mit dem Motor 15 und über eine weitere
Welle 19 vom Motor 15 mit einem Scharnier 21 verbunden. Das Scharnier
21 liegt auf einer Achse Y′, die parallel ist zur Y-Achse. Ein
Kreiselfühler 23 ist mit seiner Fühlerachse parallel zur Y-Achse
ausgerichtet. Dieser Fühler 23 fühlt die Winkelgeschwindigkeit der
Plattform um die Y-Achse, bis deren Betrag eine Dämpfungswelle
überschreitet, wie sie von einem Schwellwertdetektor 25 detektiert
wird. Das Ausgangssignal des Schwellwertdetektors wird durch
einen Mikroprozessor 26 verarbeitet, der einen Schrittmotor 27
ansteuert. Der Schrittmotor 27 ist über eine mechanische Verbindung
(durch die gestrichelten Linien 29 dargestellt) mit der Welle 19
verbunden, um die Welle um das Scharnier 21 um die Y′-Achse zu
bewegen.
Wenn die Winkelgeschwindigkeit der Y-Achse durch Null geht, was durch
den Sensor 23 detektiert wird, dann dreht der zwischen dem Körper 11
und dem Arm 19 gekoppelte Schrittmotor 27 die Achse des Drallrades 13
relativ zur Z-Achse der Plattform 11 schrittweise um die Y′-Achse.
Wenn die Richtung der Nutation die gleiche wie die durch den Pfeil
13 a auf dem Drallrad angezeigte ist, dann dreht der Motor, wenn der
Nulldurchgang von negativ nach positiv verläuft, das Drallrad in
N Schritten in die Richtung +Y′. Wenn jedoch das Vorzeichen von
positiv nach negativ wechselt, dann wird das Drallrad in N Schritten
um die -Y′-Richtung gedreht. Eine halbe Nutationsperiode nach dem
ersten der N Schritte wird das Drallrad um N Schritte in die
entgegengesetzte Richtung gedreht. Das Drallrad ist damit in seine
Originalposition zurückgedreht. Dieses Vor- und Zurückschwenken wird
wiederholt bis die Nutation auf einen akzeptablen Wert reduziert ist.
Wenn die Nutation retrogradierend ist, d. h., wenn die Drehrichtung
des Drallrades entgegengesetzt ist zu der Richtung der Nutation,
dann wird die Dämpfung erreicht durch Umdrehung der Schwenkbewegungen.
Das heißt, wenn der Nulldurchgang von negativ nach positiv verläuft,
dann wird das Drallrad um N Schritte um die -Y′-Richtung geschwenkt,
und, wenn das Vorzeichen von positiv nach negativ wechselt, dann
wird das Drallrad um N Schritte um die +Y′-Richtung geschwenkt.
Entsprechend wird das Drallrad eine halbe Nutationsperiode nach dem
ersten der N Schritte in die entgegengesetzte Richtung
gedreht.
In Fig. 2 ist die Dynamik des Systems dargestellt. Das Diagramm zeigt
Trajektorie des Gesamtdrehimpulsvektors des Raumfahrzeugs in der
Projektion auf die auf der Plattform feststehenden XY-Ebene. Zur Vereinfachung
wird angenommen, daß das Raumfahrzeug trägheitssymmetrisch
ist zur Z-Achse. Das Drallrad ist normalerweise mit der +Z-Achse
fluchtend. Die normale Trajektorie, ohne Nutation, ist einfach der
Gleichgewichtspunkt 31. Während der Nutation jedoch folgt die
Projektion des Drehimpulsvektors einem kreisförmigen Pfad, A, der
um den Punkt 31 zentriert ist. Bei Nutation in derselben Richtung
wie die Drehrichtung des Drallrades, verläuft die Bewegung im
Gegenuhrzeigersinn wie in Fig. 1 gezeigt. Wenn die Y-Achsen-
Sensorgeschwindigkeit am Punkt 33 vom Negativen ins Positive übergeht,
dann schwenkt das System das Drallrad um die +Y-Achse. Die Bewegung
des Drallrades bewirkt, daß der Gleichgewichtspunkt vom Punkt 31 zum
Punkt 35 bewegt wird, und der Gesamtdrehimpulsvektor nun dem um den
Punkt 35 zentrierten kreisförmigen Pfad B folgt. Dies ist Folge des
Prinzips der Drehimpulserhaltung.
Einen halben Nutationszyklus später, wenn der Drehimpulsvektor den
Punkt 37 erreicht, wird das Drallrad in seine Originalposition
mit der Z-Achse fluchtend zurückgebracht. Der Drehimpulsvektor
kreist nun wieder um den Punkt 31. Nun jedoch hat die neue
Trajektorie C einen kleineren Radius als die ursprüngliche
Trajektorie A. Die Verminderung des Radius entspricht der doppelten
Distanz zwischen den Punkten 31 und 35. Diese Verminderung des
Radius ist proportional zur Verminderung des Nutationswinkels.
Bei der oben beschriebenen Verwirklichung wird die Nutationsdämpfung
durch Schwenkbewegungen in Vor- und Rückwärtsrichtung durch eine feste
Anzahl von Schritten (N) erreicht. Bei einem großen Wert von N
wird eine schnelle Nutationsdämpfung bewirkt, jedoch kann der
Nutationswinkel nicht auf einen so kleinen Wert reduziert werden,
wie es möglich ist, wenn N klein ist. Andererseits, obwohl ein
kleiner Wert für N eine Dämpfung auf sehr kleine Nutationswinkel
erlaubt, ist die Dämpfungsgeschwindigkeit sehr viel geringer. Eine
Alternative zur Verwendung eines feststehenden Wertes für N ist
die Verwendung einer logischen Schaltung, die N proportional zum
Nutationswinkel auswählt, nämlich porportional zur maximalen
Y-Achsenwinkelgeschwindigkeit. Dadurch werden große Nutationswinkel
schnell gedämpft und es ist auch möglich, die Nutation auf einen
sehr kleinen Winkel zu vermindern.
Fig. 3 illustriert für eine Ausführungsform der Erfindung ein Flußdiagramm
der Betriebsweise des Mikroprozessors 26 in Fig. 1. Die
erste Entscheidung, dargestellt durch den Block 41, hängt davon ab,
ob die Dämpfeinrichtung in Betrieb gesetzt ist. Wenn sie außer Betrieb
gesetzt ist, wird das Programm dadurch beendet. Wenn sie in Betrieb
gesetzt ist, dann wird abgefragt, ob die Y-Achsengeschwindigkeit,
ω y , die durch den Kreisel erfühlt wird, den Grenzwert Y überschreitet.
Dies ist durch den Entscheidungsblock 43 dargestellt. Wenn dieser
Wert unter dem Schwellwert ist, dann erfolgt ein Neustart des Programms
und der Schrittmotor 27 bleibt abgeschaltet. Wenn ω y den Grenzwert
überschreitet, das heißt, im Falle "Ja", dann wird der Wert von K
gesetzt zu -N sign (ω y ). Das heißt, der Betrag von K wird gleich
N (eine ganze Zahl) gesetzt und das Vorzeichen von K ist dem Vorzeichen
von ω y entgegengesetzt. Wenn die Y-Achsengeschwindigkeit
ihr Vorzeichen wechselt, dann schwenkt der Schrittmotor das Drallrad
um +K-Schritte von der Z-Achse. Nach einer Verzögerung von T Sekunden
(entspricht der halben Nutationsperiode), dargestellt durch Block 49
schwenkt der Schrittmotor das Drallrad um -K Schritte um die Drallradachse
in ihre ursprüngliche Übereinstimmung mit der Z-Achse zu
bringen. Das System wiederholt den genannten Ablauf von Ereignissen,
bis der Nutationswinkel genügend reduziert ist, so daß ω y unterhalb
des Grenzwertes bleibt.
Fig. 4 zeigt ein alternatives Flußdiagramm für den Mikroprozessor
26 der Fig. 1 entsprechend einem bevorzugten Ausführungsbeispiel.
Dieses Flußdiagramm betrifft eine Ausführungsform, bei der die
Anzahl der Schwenkschritte proportional zum Nutationswinkel gewählt
wird. Im ersten Entscheidungsblock 81 bestimmt der Mikroprozessor,
ob die Dämpfeinrichtung in Betrieb gesetzt wird. Wenn sie außer
Betrieb gesetzt ist, dann wird der Ablauf beendet. Wenn sie in
Betrieb gesetzt ist, dann wird bestimmt, ob der Betrag der Y-Achsengeschwindigkeit
ω y den Grenzwert Y überschreitet. Dies ist durch
den Entscheidungsblock 82 gegeben. Wenn ω y unter dem Grenzwert
liegt, wird der Ablauf neu gestartet. Andernfalls wird, wie im
gestrichelten Block 83 gezeigt, vom Mikroprozessor ein Parameter S
gleich -1 gesetzt, wenn l y positiv ist und gleich +1 gesetzt,
wenn dies nicht der Fall ist. Auch setzt der Mikroprozessor einen
Parameter ω 1 auf Null.
Der gestrichelte Block 84 in Fig. 4 enthält einen logischen Programmablauf,
der den maximalen Wert von ω y bestimmt. Der logische
Ablauf im Block 84 wird wiederholt durchlaufen, bis ω y das
Vorzeichen wechselt. Wenn dies geschieht, wird K gleichgesetzt mit
der ω max (der maximale Betrag von l y ) am nächsten liegenden ganzen
Zahl multipliziert mit einer Proportionskonstante oder einem Faktor
C und dem Vorzeichenparameter S. Der Schrittmotor schwenkt dann
das Drallrad um +K-Schritte und nach einer Verzögerung von T Sekunden
(nach der halben Nutationsperiode) das Rad um -K Schritte,
so daß es in seine ursprüngliche Übereinstimmung mit der Z-Achse
zurückkehrt. Das System wiederholt diesen Ablauf von Ereignissen,
bis der Nutationswinkel genügend vermindert ist, so daß ω y
unterhalb des Grenzwertes bleibt.
Die oben beschriebene Ausführungsform verwendet einen Geschwindigkeitskreisel,
der mit seiner Fühlerachse parallel zur Y-Achse des
Raumfahrzeugs montiert ist. Dies ist jedoch nicht notwendig. Es
kann auch ein beliebiger anderer Sensor verwendet werden, der eine
geeignete Zeitinformation liefert. Zum Beispiel, ein Erdsensor, ein
Sonnensensor, ein Beschleunigungsmesser etc. kann verwendet werden.
Weiter ist es nicht notwendig, daß das vom Sensor gelieferte Signal
in Phase ist mit der Winkelgeschwindigkeit der Y-Achse. Solange der
Phasenwinkel bekannt ist, kann eine geeignete Verzögerung in den
logischen Ablaufplan eingebaut werden, so daß das Drallrad zum geeigneten
Zeitpunkt während des Nutationszyklus geneigt wird. Die
Drallradachse braucht nicht in ihrem ursprünglichen Zustand mit der
Z-Achse fluchten. Anstelle dessen kann sie parallel unversetzt sein
und sie kann auch um einen Winkel versetzt sein.
Fig. 5 illustriert eine Ausführungsform des in Fig. 1 durch die
gestrichelte Linie 29 dargestellten mechanischen Antriebs. Das
Drallrad 13 kann in einem Rahmen 50 drehbar angebracht sein, der
an einem von der Oberseite eines Paneels 11 a auf der Satellitenplattform
11 ausgehenden Säule 59 durch ein Scharnier 51 drehbar
angebracht ist. Das Scharnier 51 verläuft parallel zur Y-Achse,
die Drehachse des Drallrads 13 ist in ihrer mittleren Position
parallel zur Z-Achse. Ein Schrittantriebsmotor 27 schwenkt den
Rahmen 50 und das Rad 13 um das Scharnier 51, wie es durch die
Pfeile 52 angedeutet ist, um eine durch den Motor 27 gesteuerte
Schwenkung zu bewirken. Der Motor 27 treibt eine Schraube 55 und
ist mit seinem Ende 55 a bezüglich dem Paneel 11 a auf der Plattform
11 gegen Drehung befestigt. Das gegenüberliegende Ende 55 b der
Schraube 55 ist mit dem Motor 27 verbunden. Die Schraube 55 paßt
mit einem mit einem Gewinde versehenen Kranz 56 zusammen. Der
Kranz 56 ist an der Stelle 57 mit einem Teil des Rahmens 50, das
vom Scharnier 51 abgewandt ist, verbunden. Bei dieser Anordnung
bewegt sich der Kranz 56, wenn der Schrittmotor die Schraube 55
dreht, längs der Schraube 55 in einer der Richtungen der Pfeile 52
nach oben (oder nach unten). Eine solche Bewegung des Kranzes 56
neigt den Rahmen 50 und das Rad 13 um das Scharnier 51.
Wenn die speziell beschriebene Ausführungsform auf einen dreiachsigen,
impulsvorbelasteten Satelliten mit einem Drallrad ausgerichtet ist,
so kann doch das System in gleicher Weise auf andere Doppeldrallsatelliten
angewendet werden, wie sie anfänglich beschrieben wurden.
Wie Fig. 6 zeigt, verfügt ein "Drallsatellit" über einen großen
Rotor 51, der dieselbe Funktion übernimmt wie das oben beschriebene
Drallrad. Bei dem Drallsatelliten der Fig. 6 verbindet ein Motor 62
den Rotor 61 und eine entdrallte Plattform 63. Die Nutationsdämpfung
kann bewirkt werden durch das Neigen der Plattform 63 gegenüber dem
Rotor 61 um eine durch den Punkt 65 bezeichnete Achse. Das Neigen
verläuft in eine Richtung, so daß die nominelle Drehimpulsachse oder
Z-Achse der Plattform 63 um die Y-Achse geneigt wird (die sich
senkrecht zur Papierebene durch den Punkt 65 erstreckt). Ein nicht
dargestellter Motor ist zwischen die Körper 61 und 63 gekoppelt und
dazu vorgesehen, die Achse des Rotors 61 gegenüber der Z-Achse oder
gegenüber der Plattform 63 zu neigen und zurückzuneigen entsprechend
der Lehre der vorliegenden Erfindung, um die Nutationsbewegung zu
dämpfen.
Claims (6)
1. Vorrichtung zur aktiven Dämpfung der Nutation eines
Doppeldrallsatelliten (10), der einen Plattformkörper (11)
und einen sich gegenüber diesem drehenden Drallkörper (13)
enthält, der eine Kreiselsteifigkeit bewirkt, wobei im nutationsfreien
Zustand der Vektor des Gesamtdrehimpulses (H) des
Satelliten (10) kolinear zur nominalen Drehachse (Z) des
Plattformkörpers (11) ist;
- - mit einer Einrichtung (23, 25) zur Erzeugung von Steuersignalen, die einer Nutationsbewegung um eine zweite Achse (Y) entsprechen, welche senkrecht auf der nominalen Drehachse (Z) steht, und
- - mit einem Drehmomenterzeuger, der auf die Steuersignale anspricht und den Vektor des Gesamtdrehimpulses (H) in Kolinearität zur nominalen Drehachse (Z) bringt,
dadurch gekennzeichnet,
- - daß der Drallkörper (13) auf dem Plattformkörper (11) um eine auf der nominalen Drehachse (Z) senkrecht stehenden Schwenkachse (-Y′, Y′) verschwenkbar angeordnet ist, und
- - daß der Drehmomenterzeuger eine Antriebseinrichtung (26, 27) enthält, welche während jeder Nutationsperiode eine Verschwenkung des Drallkörpers (13) um die Schwenkachse (-Y′, Y′) aus einer ursprünglichen Position um einen gegebenen Betrag und in eine entsprechend der Richtung der Nutation ausgewählten Richtung und dann eine halbe Nutationsperiode später um den gleichen Betrag, jedoch in die entgegengesetzte Richtung bewirkt, so daß auf den Plattformkörper (11) ein der Nutationsbewegung entgegenwirkendes Moment erzeugt wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung zur Erzeugung von Steuersignalen eine
Nutationsgrenzwerteinrichtung (25) enthält, durch die Steuersignale
erzeugt werden, wenn die Nutationsbewegung oder der
Nutationsfehler einen gegebenen Grenzwert überschreitet.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwenkachse längs der zweiten Achse angeordnet
ist.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebseinrichtung einen
Schrittmotor (27) und eine Motorsteuerung den Drallkörper um die
Schwenkachse um eine gegebene Anzahl von Schritten in die
eine Richtung und dann eine halbe Nutationsperiode später
den Drallkörper um dieselbe Anzahl von Schritten in die entgegengesetzte
Richtung schwenken.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Einrichtung zum Erzeugen der Steuersignale
die Bewegung des Plattformkörpers gegenüber einem
Inertialsystem um die zweite Achse direkt erfühlt, um ein
erstes Steuersignal zu erzeugen, das die Winkelgeschwindigkeit
um die Querachse repräsentiert und ein zweites Steuersignal
zu erzeugen, das den maximal erfühlten Nutationswinkel
repräsentiert; und
daß die Antriebseinrichtung auf das erste und das zweite Steuersignal anspricht, wenn das erste Steuersignal einen Nulldurchgang aufweist, indem sie den Drallkörper um den gegebenen Betrag schwenkt, welcher proportional ist zum erfühlten Nutationswinkel entsprechend dem zweiten Steuersignal.
daß die Antriebseinrichtung auf das erste und das zweite Steuersignal anspricht, wenn das erste Steuersignal einen Nulldurchgang aufweist, indem sie den Drallkörper um den gegebenen Betrag schwenkt, welcher proportional ist zum erfühlten Nutationswinkel entsprechend dem zweiten Steuersignal.
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