DE3635679A1 - Chirurgisches nahtmaterial - Google Patents
Chirurgisches nahtmaterialInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein chirurgisches
Nahtmaterial, das zu Monofilen verarbeitbar ist.
Als Basis für dieses Nahtmaterial dienen resorbierbare
Polymere.
Als chirurgisches Nahtmaterial dienen sowohl Multifile,
die als geflochtene Fäden eingesetzt werden, als auch
Monofile. Zu den Multifilen zählen die Fäden auf Basis
von Polyglykolsäure oder von Milchsäure-Glykolsäure-
Copolymerisaten. Diese Multifilen haben den Nachteil,
daß sie im Gewebe eine Sägewirkung ausüben und eine
Dochtwirkung aufgrund der in ihrem Inneren vorhandenen
Hohlräume oder Kapillaren zeigen, die bewirkt, daß Infektionen
am Faden weiterwandern können.
Diese Nachteile zeigt das als chirurgisches Nahtmaterial
eingesetzte Catgut nicht. Catgut ist ein natürliches Eiweißprodukt
und kann in Fadenform als quasi monofil bezeichnet
werden. Es zeigt immunologische Reaktionen, muß
aber bis zum Gebrauch in alkoholischer Lösung aufbewahrt
werden, was seinen Einsatz stark beeinträchtigt.
Als synthetisches, resorbierbares Material, das zu chirurgischen
monofilen Fäden verarbeitet werden kann, ist
ein Produkt auf Basis von Poly-p-dioxanon bekannt. Produkte
auf dieser Basis haben sich jedoch in der Praxis
nicht durchsetzen können.
Es bestand deshalb die Aufgabe, ein chirurgisches Nahtmaterial
aufzufinden, das zu Monofilen verarbeitet werden
kann, die keine Dochtwirkung aufweisen und eine Flexibilität
zeigen, die derjenigen von Catgut mindestens
entspricht, so daß die vorgenannten Nachteile der Multifilen
nicht auftreten. Weiterhin soll das aufzufindende
Material alle übrigen Anforderungen, die an ein chirurgisches
Nahtmaterial gestellt werden, erfüllen. Zu diesen
Anforderungen gehören u. a.:
Knotenreißkraft und Flexibilität mindestens wie Catgut,
Knotenreißdehnung 20 bis 30%, Abfall der Knotenreißkraft
nach hydrolytischem Abbau in vitro wie diejenige
vergleichbarer Handelsprodukte, Beendigung der Resorption
nach Implantation nach Ablauf von maximal 10 Wochen.
In Erfüllung dieser Aufgabe wurde nun ein chirurgisches
Nahtmaterial auf Basis von synthetischen Polymeren gefunden,
das als ein Polylactid mit einem Molgewicht über
40 000 mit einem Gehalt eines Gemisches aus Glycerintriacetat
und Acetyltributylcitrat in Mengen zwischen 3,0
und 8,0 Gew.-% gekennzeichnet ist. Ein solches Material
ist in an sich bekannter Weise zu monofilen Fäden verarbeitbar.
Die mit dem erfindungsgemäßen Nahtmaterial erhaltenen
Fäden erfüllen die vorgenannten Bedingungen, die an
Monofile gestellt werden, die als chirurgisches Nahtmaterial
eingesetzt werden:
Die Knotenreißfestigkeit ist besser als diejenige von
Catgut; sie ist unabhängig von der proportionalen Zusammensetzung
des Weichmachergemischs in den Grenzen
des Unteranspruchs 3 und im Mengenbereich zwischen 3,0
und 8,0 Gew.-%, bezogen auf das Polymere.
Die Knotenreißdehnung ist abhängig vom jeweiligen Gehalt
an Weichmachern und dem Reckgrad des Fadens. Je
höher der Reckgrad, um so geringer wird die Knotenreißdehnung;
sie bleibt aber selbst bei Reckgraden von
12 noch innerhalb der geforderten Grenzen.
Der in-vitro-Abbau der Knotenreißfestigkeit ist abhängig
von dem Verhältnis der beiden Weichmacher und dem
Molekulargewicht des Polylactids. Je höher der Gehalt an
Glycerintriacetat ist, um so schneller erfolgt der Abbau.
Andererseits bewirkt eine Erhöhung des Molekulargewichts
des Polylactids einen langsameren Abbau. Durch
geeignete Kombinationen lassen sich auf diese Weise
optimale Werte für den Abbau einstellen.
Als Ausgangsverbindung für das erfindungsgemäße chirurgische
Nahtmaterial wird Poly-L(-)-Milchsäure eingesetzt.
Diese erhält man in an sich bekannter Weise durch
ringöffnende Polymerisation von L(-)-Lactid mit Sn(II)-
Verbindungen, z. B. Sn(II)-Stearat. Das Molgewicht des
erhaltenen Polymers ist um so größer, je reiner das eingesetzte
Lactid ist, da Wasser, freie Milchsäure oder
Lactylmilchsäure als Kettenüberträger während der Polymerisation
wirken können.
Die Polymerisation findet unter Schutzgasatmosphäre
statt. Auch während der Polymerisation muß auf möglichst
feuchtigkeitsfreie Polymerisationsbedingungen geachtet
werden. Die Polymerisationstemperatur liegt im Bereich
von 190°C.
Der Weichmacher wird in die Polymerschmelze eingebracht.
Das Untermischen muß möglichst schnell erfolgen, da bei
den Schmelztemperaturen ein Molekülabbau durch den Weichmacher
erfolgt. Im Gegensatz zu anderen, physiologisch
auch unbedenklichen Weichmachern zeigen die beanspruchten
Weichmacher überraschenderweise einen relativ geringen
Molekulargewichtsabbau des Polylactids.
Das Weichmachergemisch aus Acetyltributylcitrat und
Glycerintriacetat kann in dem erfindungsgemäßen Polylactid
in Mengen zwischen 3,0 und 8,0 Gew.-%, bezogen
auf das Polymere, anwesend sein. Dabei kann das Gewichtsverhältnis
von Acetyltributylcitrat : Glycerintriacetat
zwischen 2,5 : 1 und 1 : 2,5 schwanken.
Sowohl Acetyltributylcitrat als auch Glycerintriacetat
sind an sich auch als Weichmacher für resorbierbares
Nahtmaterial bekannte Substanzen. Das Acetyltributylcitrat
wird auch als O-Acetyl-citronensäuretributylester
bezeichnet.
Die Herstellung von Monofilen aus dem erfindungsgemäßen
Polymeren erfolgt auf an sich bekannte Weise durch Hindurchpressen
des aufgeschmolzenen Polymeren durch Düsen
bei Überdruck, vorzugsweise von 1,5 bis 5 bar. Die Dicke
des dabei erhaltenen Rohfadens kann zwischen 0,7 und
1,5 mm Durchmesser schwanken.
Der aus der Düse austretende Rohfaden wird anschließend
noch gereckt. Das Recken erfolgt vorzugsweise bei Temperaturen
zwischen 100 und 130°C; der Reckgrad kann
zwischen 5 und 15, vorzugsweise zwischen 5 und 10,
schwanken. Unter dem Reckgrad wird dabei die Länge verstanden,
um die der Faden über die Ausgangslänge gestreckt
wird.
Die nach dem Recken direkt zum chirurgischen Nähen erhaltenen
Fäden haben einen Durchmesser zwischen 0,1
und 0,7 mm.
1,95 kg L(-)-Lactid der Säurezahl 0,16 wurden unter
Schutzgas aufgeschmolzen und 1,9 g Zinn(II)-Stearat
hinzugefügt. Unter intensivem Rühren wurde die Mischung
anschließend in einen mit 2 Rührelementen auf
190°C beheizten konischen Reaktionsbehälter abgelassen,
der ebenfalls eine Schutzgasatmosphäre besaß.
Die Mischung wurde unter atmosphärischem Druck mit
einer Drehzahl von 6 U/min gerührt, wobei das Drehmoment
der Rührer registriert und mit einem x-t-
Schreiber aufgenommen wurde. Nachdem die Polymerisation
abgeschlossen war, was daraus zu erkennen war,
daß das Drehmoment der Rührelemente nicht mehr anstieg,
wurden über einen verschließbaren Zulauf 117 g
Weichmacher (bestehend aus 74 g Acetyltributylcitrat
und 43 g Glycerintriacetat) unter weiterem Rühren zu
der Schmelze gegeben. Sobald der Weichmacher homogen
in der Schmelze verteilt war - ersichtlich am konstanten
Drehmoment der Rührer - wurde das Reaktionsgefäß
ca. 45 Minuten im Ölpumpenvakuum evakuiert, um
gelöste Gasblasen zu entfernen. Dann wurde über einen
Ablaufhahn das Poly-L-Lactid zu einer auf 180°C beheizten
Spinnpumpe abgelassen, die die Masse gleichmäßig
aus einer 1,5-mm-Düse förderte. Der erhaltene Rohfaden
wurde über Umlenkrollen geführt und aufgespult.
Die Verstreckung des Rohfadens mit einer Dicke von
ca. 0,7 bis 0,8 mm erfolgte auf einer Heißluftverstreckungsanlage
bei Temperaturen zwischen 80 und 130°C
und Reckgraden von 1 : 6 bis 1 : 10. Die verstreckten
Fäden besaßen folgende Eigenschaften (s. Tabelle 1):
Der in-vitro-Abbau der verstreckten Fäden wurde so untersucht,
daß Proben in wäßrige Pufferlösung aus Natriumdihydrogenphosphat
bei 37°C und einem pH-Wert
von 7,25 eingelegt wurden. Nach bestimmten Zeiten wurden
die Proben entnommen und sowohl Knotenreißkraft wie
Knotenreißfestigkeit bestimmt (s. Tabelle 1a).
Für die Untersuchung des in-vivo-Abbaus wurden Proben
in das Muskelgewebe von Ratten implantiert. Der Abbau
wurde durch Bestimmung der Knotenreißfestigkeit und
Knotenreißkraft verfolgt (s. Tabelle 1b).
2,03 kg L(-)-Lactid der Säurezahl 0,17 wurden unter
Schutzgas aufgeschmolzen und 2 g Zinn(II)-Stearat hinzugefügt.
Der weitere Versuchsablauf erfolgte wie in
Beispiel 1.
Nach Ende der Polymerisation wurden 153 g Weichmacher
(bestehend aus gleichen Teilen Acetyltributylcitrat
und Glycerintriacetat) hinzugefügt.
Die Verstreckung des Rohfadens mit einer Dicke von
ca. 0,8 mm erfolgte auf einer Heißluftverstreckungsanlage
bei Temperaturen zwischen 90 und 120°C und
Reckgraden von 1 : 6 bis 1 : 10. Der verstreckte
Faden besaß folgende Eigenschaften (s. Tabelle 2):
Durchmesser des Rohfadens (mm)0,80 Recktemperatur (°C)120 Reckgrad10,0 Durchmesser des verstreckten Fadens (mm)0,25 Knotenreißfestigkeit (N/mm²)259 Knotenreißdehnung (%)22,9 Knotenreißkraft (N)13,3
Durchmesser des Rohfadens (mm)0,80 Recktemperatur (°C)120 Reckgrad10,0 Durchmesser des verstreckten Fadens (mm)0,25 Knotenreißfestigkeit (N/mm²)259 Knotenreißdehnung (%)22,9 Knotenreißkraft (N)13,3
1,96 kg L(-)-Lactid der Säurezahl 0,22 wurden unter
Schutzgas aufgeschmolzen und 1,9 g Zinn (II)-Stearat hinzugefügt.
Der weitere Versuchsablauf erfolgt wie in Beispiel 1.
Nach Ende der Polymerisation wurden 148 g Weichmacher
(bestehend aus 43 g Acetyltributylcitrat und 105 g
Glycerintriacetat) hinzugefügt.
Die Verstreckung des Rohfadens mit einer Dicke von
ca. 0,8 mm erfolgte auf einer Heißluftverstreckungsanlage
bei Temperaturen zwischen 80 und 110°C und
Reckgraden von 1 : 6 bis 1 : 9. Die verstreckten Fäden
besaßen folgende Eigenschaften (s. Tabelle 3):
Durchmesser des Rohfadens (mm)0,76
Recktemperatur (°C)100
Reckgrad8,0
Durchmesser des verstreckten Fadens (mm)0,27
Knotenreißfestigkeit (N/mm²)219
Knotenreißdehnung (%)23,8
Knotenreißkraft (N)12,6
Claims (4)
1. Resorbierbares, zu Monofilen verarbeitbares chirurgisches
Nahtmaterial auf Basis von resorbierbaren
Polymeren, gekennzeichnet als ein
Polylactid mit einem Mohlgewicht über 40 000, das
als Weichmacher Acetyltributylcitrat im Gemisch mit
Glycerintriacetat in Mengen zwischen 3,0 und
8,0 Gew.-%, bezogen auf das Polylactid, enthält.
2. Nahtmaterial gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Molgewicht des Polylactids zwischen
41 000 und 50 000 liegt.
3. Nahtmaterial gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gewichtsverhältnis von Acetyltributylcitrat :
Glycerintriacetat in dem Gemisch
dieser beiden Substanzen zwischen 2,5 : 1 und
1 : 2,5 liegt.
4. Monofile Fäden aus einem Material gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 3.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
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