DE3635522A1 - Pharmazeutische zusammensetzung - Google Patents
Pharmazeutische zusammensetzungInfo
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- A61P11/00—Drugs for disorders of the respiratory system
- A61P11/08—Bronchodilators
Description
Die Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zusammen
setzung mit einem Gehalt an Nifedipin.
Nifedipin (1,4-Dihydro-2,6-dimethyl-4-(2-nitro
phenyl)-3,5-pyridindicarbonsäuredimethylester) ist
ein bekannter Kalzium-Antagonist und wird vorwiegend
zur Therapie der koronaren Herzerkrankung und Hy
pertonie eingesetzt. Nifedipin zeigt außerdem eine
nicht sehr ausgeprägte bronchodilatatorische Wirkung.
Salbutamol (2-tert. Butylamino-1-(4-hydroxy-3-hy
droxymethylphenyl)-aethanol) ist ein bekanntes
Beta-2-Sympathomimetikum; es wirkt durch Erregung
der β-Rezeptoren erschlaffend auf die Bronchialmus
kulatur. Salbutamol ist daher ein viel verwendeter
Bronchodilatator.
Lever, Corris und Gibson haben Untersuchungen darüber
angestellt, ob bei der Asthmabehandlung Nifedipin
neben Salbutamol vorteilhaft eingesetzt werden kann
(Thorax 1984; 39: 576-578). Bei dieser Untersuchung
wurde Asthmapatienten jeweils eine Dosis von 20 mg
Nifedipin verabreicht, auf die 30 Minuten später eine
Inhalation von 200 Mikrogramm Salbutamol folgte. Das
Nifedipin wurde dabei also oral, das Salbutamol ge
zielt per inhalationem angewendet. Während die Auto
ren dieser Studie meinen, eine Verlängerung der
bronchodilatatorischen Wirkung des Salbutamols durch
die Nifedipingabe feststellen zu können, ist später
begründet bestritten worden (Thorax 1985; 40: 399),
daß aus den von Lever et al. veröffentlichten Meßda
ten eine solche Schlußfolgerung gezogen werden kann.
Eine orale Verabreichung von Nifedipin zusammen mit
Salbutamol ist bisher nicht vorgenommen worden. Dabei
wäre es äußerst vorteilhaft, wenn Nifedipin zusammen
mit einem Beta-2-Sympathomimetikum in einer pharma
zeutischen Zusammensetzung formuliert zur syste
mischen Anwendung, insbesondere bei asthmatischen Er
krankungen bereitgestellt werden könnte.
Dem steht jedoch zunächst die Befürchtung entgegen,
daß sich die Nebenwirkungen der Wirkstoffe additiv
überlagern könnten, was angesichts der bekannten Ne
benwirkungen des Salbutamols (Tremor, Schwindelgefüh
le, Änderung von Pulsfrequenz und Blutdruck) und mög
lichen tachycarden Wirkungen des Nifedipins von
äußerster Bedeutung für die therapeutische Verwend
barkeit wäre.
Zudem ließ die einzige bekannte Untersuchung zur kom
binierten systemischen Verabreichung von Nifedipin
und einem Beta-2-Sympathomimetikum, nämlich Terbuta
lin, nicht erwarten, daß eine Kombination von Nifedi
pin mit solchen Bronchodilatatoren erfolgversprechend
sein könnte. Nach den Ergebnissen von Tomioka et al.
(Arerug 1982; 31 (12): 1215-1221) hat eine Kombina
tion von Nifedipin mit Terbutalin keine andere Wir
kung auf die Atmungsfunktion als Terbutalin alleine.
Offenbar hätte es danach keinen Sinn, die Nebenwir
kungen des Nifedipins in Kauf zu nehmen, ohne durch
dessen Zugabe zum Bronchodilatator dessen Wirkung zu
steigern.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Erfinder die Auf
gabe gestellt, dennoch eine Kombination von Nifedipin
mit einem Beta-2-Sympathomimetikum zu finden, die in
Form einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur sy
stemischen Anwendung, insbesondere bei asthmatischen
Erkrankungen bereitgestellt werden kann.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist die pharmazeutische Zu
sammensetzung mit einem Gehalt an Nifedipin erfin
dungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß die Zusammen
setzung neben dem Gehalt an Nifedipin einen Gehalt an
Salbutamol aufweist.
Das Gewichtsverhältnis von Nifedipin zu Salbutamol
liegt in der Zusammensetzung erfindungsgemäß zwischen
5 : 1 und 1 : 1, vorzugsweise zwischen 5 : 1 und
5 : 3 und besonders bevorzugt zwischen 5 : 2 und
5 : 3. In Versuchen konnte festgestellt werden, daß
insbesondere ein Gewichtsverhältnis von fünf Teilen
Nifedipin zu zwei Teilen Salbutamol mit besonderem
Vorteil angewendet werden kann.
Die pharmazeutische Zusammensetzung wird vorteilhaft
in einer Darreichungsform formuliert, bei welcher der
Gesamtgehalt an Nifedipin in jeder Dosiseinheit ge
ringer als der zur Entfaltung wesentlicher kardio-
vaskulärer Wirkungen des Nifedipins notwendige ist
und der Gesamtgehalt an Salbutamol in der Dosisein
heit entsprechend einer noch im wesentlichen neben
wirkungsfreien bronchodilatatorischen Wirkung des
Salbutamols allein bemessen ist. Insbesondere enthält
die Einheitsdosis, beispielsweise eine oral zu verab
reichende Tablette, 5 mg Nifedipin und 2 mg Salbuta
mol. Diese Dosiseinheit weist damit einen Nifedipin
gehalt auf, der gerade unter der Grenze liegt, bei
welcher wesentliche kardio-vaskuläre Wirkungen des
Nifedipins auftreten. Der Salbutamolgehalt der Dosis
einheit ist so gering, daß zwar schon eine merkliche
bronchodilatatorische Wirkung auftritt, jedoch die
für Salbutamol typischen Nebenwirkungen noch weitge
hend zurückgedrängt sind.
Bei einer solchen Formulierung zeigt sich über
raschenderweise dennoch eine starke und bei den mei
sten Patienten fast bis zum Erreichen der therapeu
tisch überhaupt möglichen Verbesserung führende Wir
kung der pharmazeutischen Zusammensetzung. Obwohl die
Einzelgehalte von Nifedipin und Salbutamol für eine
solche Wirkung nicht ausreichen würden, wird sie
durch die Kombination der Wirkstoffe erreicht. Der
erzielte Effekt geht über eine einfache, additive
Wirkung der Wirkstoffe deutlich hinaus, d. h. ein
überadditiver, synergistischer Effekt der Wirkstoff
kombination wird beobachtet. Dieser synergistische
Effekt ist, wie bei Kombinationen selten beobachtet,
sowohl funktionell wie sequentiell; die Wirkstoffkom
bination wirkt nicht nur insgesamt länger, als es die
Halbwertzeiten der Komponenten erwarten lassen wür
den, sondern auch die Organwirkung ist größer als die
Summe der zu erwartenden Einzelwirkungen der Kompo
nenten.
Besonders überraschend ist es angesichts dieser syn
ergistischen gegenseitigen Wirkungssteigerung von
Nifedipin und Salbutamol, daß keine entsprechende
Steigerung der Nebenwirkungen beobachtet wird. Das
Gesamtbild der Nebenwirkungen ist nicht überadditiv
und noch nicht einmal additiv, vielmehr läßt sich die
Kombination in den meisten Fällen anwenden, bis die
Patienten praktisch keine Obstruktion der Atemwege
mehr zeigen, ohne daß irgendwelche störenden Neben
wirkungen beobachtet werden. Damit liegt das Neben
wirkungsbild der Kombination etwa auf demselben
Niveau wie die Nebenwirkungen, die durch die Einzel
komponenten bei unveränderter Konzentration erzeugt
werden. Insbesondere ist es überraschend, daß keine
tachycarden Wirkungen auftreten.
Die Erfindung schafft damit eine pharmazeutische Zu
sammensetzung, die eine systemische Verabreichung
einer Kombination von Nifedipin mit einem Beta-2-Sym
pathomimetikum gestattet, eine praktisch maximale
Wirksamkeit erzielt und dabei im wesentlichen neben
wirkungsfrei ist. Die Zusammensetzung kann in ein
fachster Weise oral als Tablette verabreicht werden
und vermeidet damit den Aufwand und die Schwierigkei
ten, die sich bei oraler Verabreichung des Nifedipins
und von dieser getrennten Anwendung des Beta-2-Sym
pathomimetikums durch Inhalation ergeben.
Neben Nifedipin und Salbutamol oder auch an deren
Stelle kann die pharmazeutische Zusammensetzung ge
eignete Derivate des Salbutamols und/oder des Nifedi
pins enthalten, die vergleichbare Wirkungen erzeugen;
in diesem Fall wird man die Gewichtsverhältnisse so
wählen, daß sie ebenfalls Konzentrationen der Einzel
komponenten unterhalb der Nebenwirkungsschwelle ent
sprechen, die Gesamtkombination aber aufgrund des
Synergismus die gewünschte therapeutische Wirkung
entfaltet.
Das Nifedipin (bzw. ein geeignetes Nifedipinderivat)
ist vorzugsweise in freisetzungsverzögernder Formu
lierung in der pharmazeutischen Zusammensetzung ent
halten, so daß die bei Nifedipinpräparaten häufig an
gestrebte Retardwirkung erzielt wird. Demgegenüber
wird das Salbutamol vorzugsweise in freisetzungsför
dernder Formulierung in der pharmazeutischen Zusam
mensetzung vorgelegt, so daß es möglichst bald nach
der Verabreichung seine Wirkung entfaltet.
Im folgenden wird die überraschende, synergistische
Wirkung der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusam
mensetzung anhand von Vergleichsversuchen weiter ver
deutlicht.
Dabei handelt es sich um eine erste Versuchsreihe,
bei welcher die Wirkung von Salbutamol alleine mit
der Wirkung einer Kombination von Salbutamol und
Nifedipin in vitro verglichen wurde; als Versuchsob
jekt dienten dabei Trachealmuskeln von Rind und Meer
schweinchen.
Eine zweite Versuchsreihe wurde im klinischen Test an
Asthmapatienten vorgenommen, wobei Nifedipin alleine,
Salbutamol alleine bzw. die erfindungsgemäße Kombina
tion eingesetzt wurden.
Die Ergebnisse der ersten Versuchsreihe sind in
Fig. 1 bis 3 gezeigt, die Ergebnisse der zweiten Ver
suchsreihe in Fig. 4 bis 9.
Im einzelnen zeigt
Fig. 1 Dosis-Wirkungs-Kurven für Salbutamol mit
und ohne Zugabe von 3 nM Nifedipin, gemes
sen an Rindertrachealmuskeln;
Fig. 2 eine Dosis-Wirkungs-Kurve analog Fig. 1,
jedoch für 10 nM Nifedipin;
Fig. 3 Dosis-Wirkungs-Kurven analog Fig. 1, je
doch gemessen an Meerschweinchentracheal
muskeln;
Fig. 4 die Änderung des Atemwegwiderstandes (Raw)
von Asthmapatienten bei Therapie mit Nife
dipin alleine bzw. Salbutamol alleine bzw.
einer Kombination Nifedipin/Salbutamol;
Fig. 5 die Änderung des Atemwegwiderstandes gemäß
Fig. 4, angegeben in Prozenten;
Fig. 6 die Änderung der 1-Sekunden-Kapazität
FEV, gemessen an Asthmapatienten bei The
rapie mit Nifedipin allein, Salbutamol
alleine bzw. der Kombination Nifedipin/
Salbutamol;
Fig. 7 die Änderung der 1-Sekunden-Kapazität FEV
analog Fig. 6, angegeben in Prozenten;
Fig. 8 die Änderung der Blutdruck-Mittelwerte der
Patienten während der Therapie gemäß
Fig. 4 bis 7; und
Fig. 9 die Änderung der Pulsfrequenz-Mittelwerte
der Patienten während der Therapie gemäß
Fig. 4 bis 7.
Bei der ersten Versuchsreihe wurden an Kalium-toni
sierten Trachealmuskelstreifen (jeweils 3-4) des
Rindes und des Meerschweinschens Dosis-Wirkungs-Kurven
für Salbutamol in Abwesenheit und in Gegenwart von
Nifedipin aufgenommen. Die Wirkungen von Salbutamol
in Abwesenheit bzw. Gegenwart einer bestimmten Kon
zentration von Nifedipin wurden mit den errechneten
Wirkungen einer additiven Kombination verglichen. Die
Erstellung einer solchen additiven Dosis-Wirkungs-
Kurve ist beschrieben in J. Pharmacol. Meth. 4,
179-188 (1980) Errat. 5, 183 (1981). Diese Kurve
ist die Dosis-Wirkungs-Kurve, welche erhalten würde,
wenn Salbutamol in Gegenwart einer bestimmten, vorge
gebenen Konzentration von Salbutamol selbst bzw. ei
ner Salbutamol-ersetzenden Substanz getestet würde.
Für die Ermittlung der Streuung der additiven Kurve
wurde analog vorgegangen, nur wurden statt des Mit
telwertes der Nifedipin-Wirkung und statt der Mittel
wertskurve von Salbutamol die entsprechenden Punkte
der SEM-Streuung (Standardfehler) herangezogen. Dies
ermöglicht einen statistischen Vergleich zwischen der
beobachteten Wirkung einerseits der Kombination Sal
butamol-Nifedipin, andererseits der entsprechenden
additiven Kombination im mittleren und oberen Konzen
trationsbereich von Salbutamol (Meth. Find. Exptl.
Clin. Pharmacol. 4, 371-377 (1982)). Neben den Ge
samtwirkungen von Salbutamol und Nifedipin wurden
auch die Nettowirkungen von Salbutamol in Gegenwart
von Nifedipin ausgewertet und diese den Wirkungen von
Salbutamol in Abwesenheit von Nifedipin gegenüberge
stellt (gezeigt in den in Fig. 1 bis 3 jeweils
eingesetzten, kleineren Diagrammen).
Die in Fig. 1 gezeigte Dosis-Wirkungs-Kurve der re
laxierenden Wirkung von Salbutamol auf Kalium-toni
sierte Rindertrachealmuskelpräparate zeigt einerseits
die Wirkung von Salbutamol alleine (weiße Punkte) und
in Gegenwart von 3 nM Nifedipin (schwarz ausgefüllte
Punkte). Gezeigt sind die gemittelten Werte aus Ver
suchen an vier Muskelpräparaten. Die Kurven sind zum
Vergleich den erwarteten Wirkungen einer additiven
Kombination gegenübergestellt, die durch eine ge
strichelte Linie angedeutet ist. Die direkt oberhalb
der gestrichelten Linie verlaufende durchgezogene Li
nie entspricht einer Berücksichtigung der maximalen
statistischen Streuabweichung. Hier wie auch in den
Fig. 2 und 3 sind statistisch signifikant über die
Wirkung der entsprechenden, additiven Kombination
hinausgehende Gesamtwirkungen mit einem Sternchen,
hochsignifikant die additive Wirkung überschreitende
Gesamtwirkungen mit zwei Sternchen angemerkt.
Fig. 1 zeigt, daß für die Kombination Salbutamol/3 nM
Nifedipin die Gesamtwirkung bei etwa 5 nM Salbutamol
überadditiv wird, wobei die gemessenen Werte an der
Grenze der Signifikanz liegen. Bei dieser Unter
suchung war, neben der geringen Zahl von Muskelstrei
fen, für diese nur knappe Erreichung der stati
stischen Signifikanz auch die nur geringe Eigenwir
kung von 3 nM Nifedipin ausschlaggebend, die eine
deutliche Abgrenzung der überadditiven Gesamteffekte
gegenüber rein additiven Wirkungen erschwert. Die
Nettowirkung von Salbutamol in Gegenwart von Nifedi
pin ist im mittleren Kurvenbereich signifikant größer
als die Wirkung von Salbutamol in Abwesenheit von
Nifedipin, was auf relativ ausgeprägte Verstärkungs
effekte hinweist, die über unabhängige, funktionell
synergistische Wirkungen hinausgehen. Indirekt wird
durch diese Befunde eine überadditive Wirkung bewie
sen, da die Wirkung von Salbutamol in Anwesenheit von
Nifedipin bereits größer ist als die entsprechende,
additive Wirkung. Dies zeigt sich deutlich an den
statistisch signifikanten Daten der in Fig. 1 einge
setzten, maßstabskleineren Kurve, in welcher die
Nettowirkungen von Salbutamol in Gegenwart von Nife
dipin (schwarz ausgefüllte Punkte) im Vergleich zur
Salbutamolwirkung in Abwesenheit von Nifedipin (weiße
Punkte) gezeigt ist.
Die in Fig. 2 gezeigten Versuche wurden mit vier
Kalium-tonisierten Trachealmuskelstreifen vom Rind
gewonnen, wobei die Nifedipinkonzentration bei 10 nM
lag. Die Wirkung von Salbutamol in Kombination mit
Nifedipin ist eindeutig überadditiv. Sämtliche beob
achteten Werte der Kombination zeigen Gesamtwirkun
gen, welche im mittleren bis oberen Konzentrationsbe
reich von Salbutamol signifikant bis hochsignifikant
über die Wirkung der entsprechenden, additiven Kombi
nation hinausgehen. Auch in Fig. 2 zeigen sich in
der eingesetzten, maßstabskleineren Abbildung ver
stärkte Nettowirkungen von Salbutamol in Gegenwart
von 10 nM Nifedipin, welche im mittleren Konzentra
tionsbereich der Dosis-Wirkungs-Kurve hochsignifikant
waren und für einen sequentiellen Potenzierungstyp
sprechen.
Die in Fig. 3 gezeigten Versuche wurden mit drei
Kalium-tonisierten Meerschweinchen-Trachealmuskel
streifen durchgeführt. In der maßstabsverkleinerten,
eingesetzten Kurve ist die Nettowirkung der additiven
Kombination gestrichelt angegeben.
In der Tendenz zeigt Fig. 3 ähnliche Ergebnisse, wie
bereits am Rindertrachealmuskel beobachtet. Jedoch
ist die überadditiv erscheinende Gesamtwirkung der
Salbutamol/Nifedipinkombination (noch) nicht signifi
kant von additiven Wirkungen abzugrenzen. Interessant
ist dabei, daß die Nettowirkung von Salbutamol in
Gegenwart von Nifedipin in einem Punkt signifikant
größer war als eine unabhängige, funktionell synergi
stische Wirkung. Letztere entspricht in diesem Be
reich einer additiven Wirkung, so daß man folgern
kann, daß sich auch am Meerschweinchen-Trachealmuskel
die gleiche bzw. eine sehr ähnliche Wirkungsverstär
kung der Kombination Salbutamol/Nifedipin zeigt, die
am Rindertrachealmuskel bereits nachgewiesen werden
konnte.
Zusammenfassend zeigt sich schon bei dieser ersten
Versuchsreihe, daß die Trachealmuskel-relaxierenden
Wirkungen der Kombination Salbutamol/Nifedipin über
additiv, synergistisch größer sind als die der Ein
zelkomponenten, daß diese Potenzierung über einen
funktionellen Synergismus hinausgeht und einen se
quentiellen Synergismus anzeigt.
Die zweite Reihe Vorversuche dient der Untersuchung
des Synergismus der Kombination Salbutamol/Nifedipin
an Asthmakranken. Im Rahmen einer kontrollierten
Dreifach-Cross-Over-Studie wurde bei bodyphlethysmo
graphischer Kontrolle der Lungenfunktion die Wirksam
keit und Verträglichkeit der Einzelsubstanzen im Ver
gleich zur Kombination überprüft.
Die Studie wurde an zwölf stationären Patienten mit
chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen (zehn
Patienten mit Asthma bronchiale und zwei mit chro
nisch-obstruktiver Bronchitis) vorgenommen. Das Pa
tientenalter betrug im Mittel 39 Jahre und lag zwi
schen 24 und 54 Jahren. Die mittlere Körpergröße der
Patienten betrug 172 cm, das mittlere Körpergewicht
68 kg (im Bereich von 54 bis 84 kg).
In die Studie wurden nur Patienten aufgenommen, deren
Ausgangsatemwegswiderstand im Bereich von 6 bis 12 cm
H2O/l/s lag und deren 1-Sekunden-Kapazität FEV 1
nach Inhalation von zwei Hüben zu je 200 Mikrogramm
Fenoterol einen Anstieg von mindestens 15% aufwies.
In die Studie wurden nur geeignete Patienten einbezo
gen, die keiner zusätzlichen Therapie bedurften. Die
Begleitmedikation mit Dossieraerosolen wurde auf ein
Minimum reduziert und in einem besonderen Prüfproto
koll vermerkt. Es war gewährleistet, daß mindestens
acht Stunden vor der jeweiligen Lungenfunktionsunter
suchung keine Dossieraerosole verwendet wurden.
Patienten mit Begleiterkrankungen, die aufgrund ihres
stark progredienten Verlaufs eine Beurteilung der
Therapie in Frage stellen konnten, wurden in diese
Studie nicht aufgenommen.
Die Patienten wurden entweder mit Nifedipin in Dosis
einheiten von 5 mg, Salbutamol in Dosiseinheiten von
2 mg oder der erfindungsgemäßen Kombination Nifedi
pin/Salbutamol im Verhältnis 5 mg : 2 mg Dosis
einheit therapiert. Dabei wurden jeweils um 8.00 Uhr
und um 20.00 Uhr entweder zweimal 5 mg Nifedipin oder
zweimal 2 mg Salbutamol oder zweimal die Kombination
mit 5 mg Nifedipin und 2 mg Salbutamol verabreicht.
Die Reihenfolge der Medikation erfolgte randomisiert,
wobei nach jeder Medikation eine Wash-Out-Phase von
zwei Tagen eingelegt wurde.
Es war gewährleistet, daß alle Patienten 24 Stunden
vor der Kontrolluntersuchung (Lungenfunktionstest und
Bestimmung der Reversibilität) keine Methylxanthine
und 8 Stunden vorher ebenfalls keine Beta-Sympathomi
metika - auch als Dossieraerosole - erhalten hatten.
Die Lungenfunktion (Raw, TGV, VC, FEV 1 und PEF) so
wie Puls und Blutdruck der Patienten wurden am ersten
und dritten Tag stets zu den gleichen Tageszeiten um
8.00 Uhr, 10.00 Uhr und 15.00 Uhr gemessen. Am drit
ten Tag der Untersuchung wurde, nach der letzten Mes
sung der Lungenfunktion, 15 Minuten nach Inhalation
von 400 Mikrogramm Fenoterol die Reversibilität er
neut bestimmt.
Die Bestimmung der Ausgangsatemwegswiderstände und
die Messung der Reversibilität zu Beginn der Unter
suchung (R) zeigen, daß bei einem Mittelwert von
7,3 cm H2O/l/s eine mittelgradige Obstruktion der
Patienten vorlag, die nach Inhalation von 400 Mikro
gramm Fenoterol auf 3,1 cm H2O/l/s abnahm, ent
sprechend einer Senkung um 57% (bezogen auf den Aus
gangswert). Diese vorhergehende Bestimmung der Rever
sibilität ist in den Fig. 4 bis 7 jeweils mit R
indiziert.
Die in Fig. 4 und 5 gezeigte Änderung des Atem
wegswiderstandes Raw (Mittelwerte der Atemwegswider
stände der zwölf Patienten) zeigt sehr deutlich, daß
die Wirkung der Kombination statistisch hochsignifi
kant den Wirkungen der Einzelsubstanzen überlegen
ist. Insbesondere zeigt sich, daß am Ende der Behand
lungsdauer eine wesentlich größere Annäherung an den
therapeutisch überhaupt erreichbaren Besserungszu
stand erzielt wurde, wenn die Kombination verabreicht
wurde. Dies veranschaulicht die verbleibende Reversi
bilität, gemessen um 15.00 Uhr am dritten Tag nach
erneuter Inhalation von 400 Mikrogramm Fenoterol
(schwarzer Pfeil).
Fig. 6 und 7 zeigen die Änderung der 1-Sekunden-
Kapazität FEV 1 , wiederum anhand der Mittelwerte der
zwölf Patienten. Auch hier wurde vor Beginn der ei
gentlichen Versuchsreihe die Reversibilität durch
Messung vor bzw. nach Inhalation von 400 Mikrogramm
Fenoterol bestimmt (R, schwarzer Pfeil) und nach be
endigter Versuchsreihe die verbliebene Reversibilität
auf gleiche Art und Weise gemessen (schwarzer Pfeil
bei 15.00 Uhr am dritten Tag).
Die Patienten wiesen zu Beginn der Untersuchung einen
FEV 1-Mittelwert von 1,5 l auf, der nach Inhalation
von 400 Mikrogramm Fenoterol um 45% auf 2,2 l stieg
(Reversibilität). Am dritten Tag der Therapie wurde
nur bei den mit der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombi
nation behandelten Patienten ein relevanter Anstieg
der 1-Sekunden-Kapazität festgestellt. Die Lungen
funktion war bei den mit der erfindungsgemäßen Kombi
nation behandelten Patienten am dritten Tag stati
stisch hochsignifikant besser als bei den mit den
Einzelsubstanzen behandelten Patienten. Die Bestim
mung der Restreversibilität am dritten Tag zeigte,
daß sowohl bei Nifedipin, als auch bei Salbutamolbe
handlung alleine eine deutlich weitere Besserung
durch Inhalation des Dossieraerosols erzielt werden
konnte, während am dritten Therapietag mit der erfin
dungsgemäßen Kombination die Restreversibilität nur
noch im Mittel einem Anstieg der FEV 1 von 130 ml
entsprach. Insbesondere Fig. 7 veranschaulicht, daß
gegenüber dem mit der erfindungsgemäßen Kombination
erreichten Zustand kaum noch eine Verbesserung er
zielbar war; diese Patienten zeigten praktisch keine
Obstruktion der Atemwege mehr.
Zur Kontrolle besonders hinsichtlich der Nebener
scheinungen wurden über die gesamte Versuchsdauer die
Blutdruckmittelwerte der Patienten gemessen (Fig. 8)
und die Pulsfrequenz-Mittelwerte der Patienten erfaßt
(Fig. 9). Wie diese Figuren eindeutig ausweisen,
sind die Nebenwirkungen bei der Therapie mit der er
findungsgemäßen Kombination nicht nennenswert größer
und zum Teil sogar geringer als bei Behandlung mit
entsprechenden Dosen der Einzelwirkstoffe.
Auswertend läßt sich sagen, daß die bekannten Wirkun
gen des Salbutamols sich im Rahmen der Versuche auch
bei der Behandlung mit dieser Substanz alleine zeig
te. Auch für Nifedipin wurde bei zweimal täglicher
Gabe von 10 mg ein bronchodilatatorischer Effekt
festgestellt, der individuell recht unterschiedlich
ausfiel. Die beiden Medikationen mit den Einzelsub
stanzen stehen somit durchaus im Einklang mit der für
sie in der Literatur angegebenen Wirkung. Hieran
zeigt sich, daß die Versuchsanordnung und die Bewer
tung der Daten praxisrelevant sind.
Die deutliche Überlegenheit der Kombination im Ver
gleich zu den Einzelsubstanzen zeigt der Vergleich
der Lungenfunktionsmessungen. Die klinisch relevante
Besserung der Lungenfunktion durch die Kombination
konnte statistisch hochsignifikant abgesichert wer
den. Weder Puls noch Blutdruck zeigten bei der Studie
klinisch relevante Unterschiede; Nebenwirkungen wur
den nicht beobachtet.
So erweist sich die erfindungsgemäße Wirkstoffkombi
nation auch in vivo bei der klinischen Erprobung als
synergistisch hochwirksam. Damit läßt sich mittels
der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination ein phar
mazeutisches Präparat schaffen, das in einfachster
Weise eine systemische Behandlung mit der Kombination
Nifedipin/Salbutamol ermöglicht, eine deutliche Ab
nahme der Beschwerdesymptomatik erzielt und eine
hochgradige Bronchodilatation ohne Auftreten nennens
werter Nebenwirkungen erreichbar macht.
Claims (11)
1. Pharmazeutische Zusammensetzung mit einem Gehalt
an Nifedipin,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zusammensetzung neben
dem Gehalt an Nifedipin (1,4-Dihydro-2,6-dimethyl-4-
(2-nitrophenyl)-3,5-pyridindicarbonsäuredimethylester)
einen Gehalt an Salbutamol (2-tert. Butylamino-1-
(4-hydroxy-3-hydroxymethylphenyl)-aethanol) aufweist.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis
von Nifedipin zu Salbutamol in der Zusammensetzung
zwischen 5 : 1 und 1 : 1, vorzugsweise zwischen 5 : 1
und 5 : 3 und besonders bevorzugt zwischen 5 : 2 und
5 : 3 liegt.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis
5 : 2 beträgt.
4. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
in Form eines pharmazeutischen Präparates,
dadurch gekennzeichnet, daß der Gesamtgehalt an Nife
dipin in jeder Dosiseinheit geringer als der zur Ent
faltung wesentlicher kardio-vaskulärer Wirkungen des
Nifedipins notwendige ist und der Gesamtgehalt an
Salbutamol in der Dosiseinheit entsprechend einer
noch im wesentlichen nebenwirkungsfreien bronchodila
tatorischen Wirkung des Salbutamols alleine bemessen
ist.
5. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
formuliert für eine orale, parenterale oder transder
male Verabreichung.
6. Zusammensetzung nach Anspruch 5 zur oralen Verab
reichung, in der Darreichungsform Tablette.
7. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
gekennzeichnet durch einen Gehalt von 5 mg Nifedipin
und 2 mg Salbutamol in jeder Dosiseinheit.
8. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
gekennzeichnet durch einen, gegebenenfalls zusätz
lichen, Gehalt an einem Derivat des Salbutamols und/
oder des Nifedipins.
9. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß das Nifedipin in freiset
zungsverzögernder Formulierung darin enthalten ist.
10. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Salbutamol in frei
setzungsfördernder Formulierung darin enthalten ist.
11. Verwendung von Salbutamol neben Nifedipin zur
Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung,
insbesondere einer Zusammensetzung zur oralen Anwen
dung.
Priority Applications (6)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863635522 DE3635522A1 (de) | 1986-10-18 | 1986-10-18 | Pharmazeutische zusammensetzung |
EP87114715A EP0272393A3 (de) | 1986-10-18 | 1987-10-08 | Pharmazeutische Mischung |
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Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863635522 DE3635522A1 (de) | 1986-10-18 | 1986-10-18 | Pharmazeutische zusammensetzung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3635522A1 true DE3635522A1 (de) | 1988-04-28 |
Family
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