DE3634111C1 - Verfahren zum Einbinden von Stoffen in eine keramische Matrix mittels chemischer Faellung eines Hydrosols der Matrix - Google Patents
Verfahren zum Einbinden von Stoffen in eine keramische Matrix mittels chemischer Faellung eines Hydrosols der MatrixInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren
zum Einbinden von Abfallstoffen, insbesondere
von radioaktiven Abfallstoffen, in eine keramische
Matrix mittels chemischer Fällung eines Hydrosols
der Matrix, das durch Reaktion eines Nitrats
mit Ammoniak oder Ammoniumhydroxid gebildet
wird. Bei dem Verfahren wird das Hydrosol nach
Einbringen des einzubindenden Stoffes in einer
Gießsäule in ein Fällungsbad vertropft, in
dem die beim Vertropfen entstandenen Hydrosolpartikeln
zu Gelpartikeln gelieren. Die Gelpartikeln
werden aus dem Fällungsbad entnommen, gewaschen,
getrocknet und schließlich gesintert.
Das vorgenannte Verfahren ist insbesondere
zum Einbinden von Abfällen bekannt, die radioaktive
Stoffe enthalten. Die Abfälle werden
auf diese Weise in einer resistenten keramischen
Matrix fixiert, die einen Austritt der Schadstoffe
in die Biosphäre verhindert. Das Verfahren
ist in Jül-Conf-42 (Vol 1), Juni 1981, ISSN
0344-5798, "Proceedings of the International
Seminar on Chemistry and Process Engineering
for High-Level Liquid Waste Solidification"
beschrieben. Zur Einbindung radioaktiver Abfallstoffe
kann sowohl von Sol/Gel-Verfahren
mit interner Gelierung ausgegangen werden, vgl.
die vorgenannte Veröffentlichung W. J. Lackey et al,
"Sol-Gel-Derived Waste Forms", S. 350 ff., unter
Ausnutzung stabilerer Ausgangslösungen ist auch
die externe Gelierung anwendbar, vgl. in der gleichen
Veröffentlichung E. Zimmer, "Fixierung von HAW-
und Tru-Waste über ein Sol/Gel-Verfahren", S. 338 ff.
Bei dem zuletzt genannten Verfahren werden aus
wäßrigen Lösungen von Nitraten der radioaktiven
Abfallstoffe und Aluminiumnitrat unter Zugabe von
Ammoniak Hydrosole hergestellt. Dabei wird zur
Ausbildung des Hydrosols zunächst nur ein Teil
der Fällungsreaktion
Al(NO₃)₃ + 3NH₄OH → Al(OH)₃ + 3NH₄NO₃
durchgeführt, wobei viskose, gut vertropfbare
Hydrosole entstehen. Im zweiten Prozeßschritt wird
das Hydrosol dann in ein Fällungsbad aus wäßriger
Ammoniaklösung eingetropft. Dabei wird die Fällungssreaktion
abgeschlossen, aus den Hydrosoltropfen
entstehen Gelpartikeln. Die Gelpartikeln enthalten
aus der Fällungsreaktion Ammoniumnitrat, das - nach
Entnahme der Gelpartikeln aus dem Fällungsbad -
in einem Waschschritt entfernt wird. Bei diesem
Waschen lösen sich jedoch ein Teil der eingebrachten
Stoffe wieder, so tritt bei der Fixierung von radioaktiven
Abfallstoffen beispielsweise Cäsium quantitativ
im Waschwasser auf. Vor Ablauf des Waschwassers
in Abwasserkanäle ist deshalb ein Reinigen und
Entfernen der mitgeführten radioaktiven Stoffe
erforderlich.
Aufgabe der Erfindung ist es, die erforderliche
Reinigung des Waschwassers und die Entfernung der
im Waschwasser gelösten Stoffanteile zu verbessern.
Diese Aufgabe wird ausgehend vom eingangs genannten
Verfahren gemäß der Erfindung durch die im Patentanspruch
1 angegebenen Maßnahmen gelöst. Danach
wird der in die keramische Matrix einzubindende
Stoff in ein Hydrosol eingebracht, das weitgehend
von Ammoniumnitrat, das als Reaktionsprodukt bei
der Herstellung des Hydrosols gebildet wird, befreit
ist. Das für die Gelierung und Einbindung verwendete
Hydrosol enthält somit nur eine geringe Menge Ammoniumnitrat.
Nach der Gelierung der Hydrosolpartikeln
ist dann mit dem Waschwasser im wesentlichen nur
noch die Restmenge Ammoniumnitrat abzuführen, die
bei der Gelierung der Hydrosolpartikeln im Fällungsbad
entsteht. Es lassen sich somit die gelösten
Stoffanteile im Waschwasser in einer höheren Konzentration
gewinnen, was die erforderliche Entfernung
dieser Stoffe vor Ableitung des Waschwassers in
die Biosphäre erleichtert.
In weiterer Ausbildung der Erfindung nach Patentanspruch
2 wird das Hydrosol unmittelbar vor Einbringen
des einzubindenden Stoffes vom Ammoniumnitrat
befreit, um keine Destabilisierung des hergestellten
Hydrosols durch Entzug von Ammoniumnitrat zu verursachen.
Das auf diese Weise abgezogene Ammoniumnitrat ist
in vorteilhafter Weise auch mit den im Hydrosol
einzubindenden Stoffen nicht in Berührung gekommen,
es bedarf somit insbesondere bei der Einbindung
radioaktiven waste's keiner besonderer Maßnahmen
bei der Ableitung des vom Hydrosol abgezogenen
Ammoniumnitrats. Es läßt sich ohne Gefahr weiterverwenden
oder ggf. zur Wiedergewinnung der Ausgangsstoffe
für die Herstellung des Hydrosols rezyklieren.
Bevorzugt wird das Ammoniumnitrat vom Hydrosol
mittels Dialyse getrennt, Patentanspruch 3.
Hierzu wird das Hydrosol in eine Dialysierzelle
mit einer Membran aus regenerierter Zellulose
eingeleitet, die für das Ammoniumnitrat als
diejenige Stoffkomponente mit dem niedrigen
Molekulargewicht gegenüber dem hochmolekularen
Hydrosol durchlässig ist.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von
Ausführungsbeispielen näher erläutert. Ein Fließschema
des Verfahrens zum Einbinden radioaktiven
waste's ist in der Zeichnung wiedergegeben.
In der Zeichnung ist im Fließschema als erster
Verfahrensschritt die Hydrosolpräparation angegeben.
Zur Ausbildung eines Al2O3-Hydrosols
werden als Ausgangsstoffe Al(NO3)3 und NH3
miteinander zur Reaktion gebracht. Die Ausgangsstoffe
werden einem Hydrosol-Präparator 1 über
Zuführungen 2 und 3 zugegeben. Aus dem Hydrosol-Präparator
wird zumindest eine Teilmenge der
erhaltenen Reaktionsprodukte über eine Förderleitung
4 in einen Dialyseapparat 5 geleitet.
Diese Teilmenge läßt sich über einen Bypaß
6 mit Durchflußregler 7 einstellen. Im
Ausführungsbeispiel ist der Durchflußregler 7
geschlossen, so daß die gesamte im Hydrosol-Präparator
hergestellte Produktmenge durch
den Dialyseapparat 5 strömt. Es wird somit
der Hauptteil des bei der Hydrosolherstellung
gebildeten Ammoniumnitrats entfernt (Entnahme
von NH4NO3 über Ablauf 5 a). Im Hydrosol verbleibt
lediglich ein geringer, durch das angewandte
Dialyseverfahren bedingter Ammoniumnitratrest.
In das aus dem Dialyseapparat 5 über eine Entnahmeleitung
8 abgezogene Hydrosol wird über eine
Zuleitung 9, die in die Entnahmeleitung 8 mündet,
der in das Hydrosol einzubringende Stoff eingeleitet.
Im Ausführungsbeispiel handelt es sich
beim einzubringenden Stoff um radioaktiven
waste, vorwiegend um Spaltproduktnitrate (Fission
Products, F.P.) und Nitrate der Transuranelemente,
wie Neptunium- oder Americiumnitrat. Das Hydrosol
wird nach Einleitung dieser Stoffe einer Gelierungskammer
10 zugeführt und dort in ein wäßriges
Ammoniakbad vertropft. Die Hydrosoltropfen
reagieren im Ammoniakbad mit dem Ammoniak
(Ammoniakzuführung 10 a) und gelieren unter externer
Gelierungsreaktion zu Gelpartikeln, die schließlich
über einen Abzug 11 aus der Gelierungskammer
10 entnehmbar sind.
Die hergestellten Gelpartikeln gleiten im Abzug 11
in eine Waschanlage 12, der über einen Zulauf 13
Waschwasser zufließt. Aus der Waschanlage strömt
das Waschwasser über einen Ablauf 14 ab. Das
Waschwasser enthält einerseits Ammoniumnitrat,
das bei der Gelierung der Hydrosoltropfen im
Ammoniakbad gebildet wurde, sowie Stoffe, die
sich beim Waschen der Gelpartikeln im Waschwasser
gelöst haben. Bei der Einbindung von radioaktivem
waste in die Gelpartikeln löst sich insbesondere
radioaktives Cäsium im Waschwasser. Das Waschwasser
ist daher zu reinigen. Das Caesium kann durch
Ionenaustausch isoliert werden.
Die gewaschenen Gelpartikeln werden aus der
Waschanlage 12 über eine Transportleitung 15
zu einem Trockner 16 transportiert und dort
von noch anhaftendem Waschwasser befreit. Der
beim Trocknen der Gelpartikeln entstehende
Wasserdampf zieht über eine Dampfleitung 17
aus dem Trockner ab. Vom Dampf mitgeführtes
Caesium ist zu entfernen.
Die trockenen Gelpartikeln treten in eine Sinterkammer
18 ein, deren Zugang 19 am Trockner 16
angeschlossen ist. Das Sintern der Gelpartikeln
erfolgt in reduzierender Atmosphäre. Der Sinterkammer
18 wird hierzu über eine Reduktionsgasleitung
20 im Ausführungsbeispiel Argon zugeführt,
das 4% Wasserstoff enthält.
Als Endprodukte fallen in der Sinterkammer 18
sehr widerstandsfähige keramische Partikeln
an, die die radioaktiven Abfallstoffe in der
Al2O3-Matrix einschließen. Die fixierten Stoffe
sind resistent gebunden, so daß die Biosphäre
vor einem Austritt der Schadstoffe geschützt
ist.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wurden
folgende Abfallstoffe fixiert:
Zur Herstellung des Hydrosols wurden 14 Mol
Al(NO3)3 · 5H2O in 10 Liter H2O gelöst. Die Lösung
wurde auf 80° C erhitzt und mit NH3 begast.
In die Lösung wurden 85 Gew.-% der Ammoniak-Gasmenge
eingeleitet, die für eine vollständige
Fällungsreaktion des Aluminiumnitrats notwendig
gewesen wäre. Nach Abkühlung wurde das gebildete
Hydrosol in eine Dialysezelle eingeleitet und
vom gebildeten Ammoniumnitrat befreit. Als
Rest wies das Hydrosol noch eine Ammoniumnitratmenge
von 0,35 Mol/l auf.
Das mit Spaltproduktnitraten vermischte Hydrosol
- es wurden dem Hydrosol an Spaltproduktnitraten
eine solche Menge zugegeben, daß in der gesinterten
Matrix 20 Gew.-% des gesinterten Produkts
Spaltprodukte enthalten waren - wurde bei einer
Temperatur von 40° C in ein ammoniakalisches
Fällungsbad eingetropft, das 1 Gew.-% Ammoniak
enthielt. Die hergestellten Gelkugeln wurden
mit Wasser freigewaschen und bei 300°C getrocknet.
Die Sintertemperatur betrug 1500° C.
Das aus der Waschanlage abströmende Waschwasser
enthielt pro Liter 0,3 Mol Ammoniumnitrat und
0,03 g Caesium, das nach Reinigung des Waschwassers
bis auf 0,003 g/l entfernt werden konnte.
18 Mol Al(NO₃)₃ · 5 H₂O wurden in 10 l Wasser
aufgelöst, auf 80° C erhitzt und, wie im Ausführungsbeispiel
1, zu einem Hydrosol von 1 l verarbeitet.
Das fertige Hydrosol durchströmte den Dialyseapparat
und wurde in gleicher Weise wie beim
Ausführungsbeispiel 1 bis auf einen geringen
Restwert von Ammoniumnitrat von 0,2 Mol/l befreit.
In dieses Hydrosol wurde eine solche Menge
Spaltproduktnitrate eingegeben, daß in der
gesinterten Matrix an Spaltprodukten 10 Gew.-%
des gesinterten Produkts enthalten waren. Das
Hydrosol wurde bei einer Temperatur von 30° C
in der bereits im Ausführungsbeispiel 1 beschriebenen
Weise vertropft. Die gebildeten
Gelkugeln wurden gewaschen, getrocknet und
schließlich gesintert. In den entstandenen
keramischen Al₂O₃-Partikeln waren die Abfallstoffe
in gleicher Weise wie schon im Ausführungsbeispiel
1 resistent fixiert. Eine Belastung
der Biosphäre durch Austritt von Abfallstoffen
konnte nicht beobachtet werden.
Auch das aus der Waschanlage abströmende Waschwasser
enthielt wie schon beim Ausführungsbeispiel
1 pro Liter ca. 5% des ursprünglichen
Ammoniumnitratwertes, also 0,2 Mol Ammoniumnitrat,
und 0,02 g Caesium. Das gereinigte Waschwasser
wies nur noch 2 · 10-3 g Caesium auf.
Claims (3)
1. Verfahren zum Einbinden von Abfallstoffen,
insbesondere von radioaktiven Abfallstoffen,
in eine keramische Matrix durch chemisches
Fällen eines durch Reaktion eines Nitrats mit
Ammoniak oder Ammoniumhydroxid gebildeten
Hydrosols der Matrix in der Weise, daß - nach
Einbringen des einzubindenden Stoffes in das
Hydrosol - das Hydrosol in einer Gießsäule
in ein Fällungsbad vertropft wird, in dem die
beim Vertropfen entstandenen Hydrosol-Partikeln
zu Gelpartikeln gelieren, und daß die Gelpartikeln
dem Fällungsbad entnommen, gewaschen, getrocknet
und gesintert werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß der in die Matrix einzubindende Stoff in
ein weitgehend ammoniumnitratfreies Hydrosol
eingebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hydrosol von Ammoniumnitrat unmittelbar
vor Einbringen des einzubindenden Stoffes befreit
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Ammoniumnitrat mittels Dialyse vom
Hydrosol getrennt wird.
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