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TITEL DER ERFINDUNG
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Verfahren zur Herstellung eines rückseitenbeschichteten Kunst leders
ANWENDUNGSGEBIET DER ERFINDUNG Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines rückseitenbeschichteten Kunstleders für die verarbeitungsgünstige Weiterverarbeitung
zu Täschnerwaren, Galanteriewaren und dgl.
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CHARAKTERISTIK DER BEKANNTEN TECHNISCHEN LÖSUNGEN Es ist bekannt,
Kunstleder durch die direkte Aufbringung oder die Transferlaminierung einer einseitigen
ein- oder mehrlagigen Beschichtung auf einen textilen Schichtträger her3ustellen.
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Dieses bekannte Kunstleder ist durch den einseitig freiliegenden Schichtträger
nicht schnittkantenfest und erfordert für die Weiterverarbeitung Nähverfahren oder
Klebverfahren mit zusätzlichem Klebstoffauftrag.
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Die direkte Aufbringung oder Transferlaminierung einer gleicht artigen
zweiten Beschichtung ist nicht möglich, da die Beschichtung der einen Seite als
Sperrschicht wirken und das
Entweichen von Lösungsmitteln und Luft der anderen Seite beim Gelierprozeß
verhindern würde.
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Es ist auch bekannt, nach der DE-AS 1 560 774 eine vorgefertigte Beschichtung
mit einem textilen Schicht träger aus schmelzbaren Kunststoffasern unter Drucks
und Temperaturein~ wirkung zu verpressen oder nach der DE*AS 2 047 595 zwei getrennt
hergestellte Flächengebilde mittels Wärmebehandlung nachträglich miteinander zu
verbinden, Diese und weitere bekanntgewordene Verfahren einer zweiseitigen Beschichtung
von Kunstleder führen zu einer Erhöhung der Schnittkantenfestigkeit dieses Kunstleders.
Die Herstellung erfordert jedoch kostenaufwendige zusätzliche Vorrichtungen und
die nachträgliche Aufbringung der einen Beschichtung führt unweigerlich zu Auflösungs-
und Alterungsprozessen der anderen Beschichtung, so daß zu Lasten des Vorteils der
Schnittkanten~ festigkeit die anderen physikalisch-technischen Parameter eines Kunstleders
nicht mehr gewährleistet sind.
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Es ist weiterhin nach dem DD-WP 91 220 bekannt, zur Verein dung dieser
Nachteile mindestens eine der Beschichtungen durch Koagulat ionsverfahren herzustellen.
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Der Nachteil dieses bekannten Verfahrens besteht neben dem ebenfalls
erhöhten apparativen Aufwand in der erforderlichen Verwendung des hoch gesundheitsschädlichen
Dimethylformamids für diese Koagulation.
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ZIEL DER ERFINDUNG Das Ziel der Erfindung ist es, unter Vermeidung
der angeführten Nachteile die Herstellung eines rückseitenbeschichteten Kunstleders
zu ermöglichen, das ohne Beeinträchtigung der physikalisch-technischen Parameter
eine hohe Sohnittkantenfe-
stigkeit aufweist und damit eine offenkantige Verarbeitung zuläßt,
durch die Rückseitenbeschichtung für die universelle Anwendung von Schweißverfahren
und Klebvenfahren ohne zusätzlichen Klebstoffauftrag bei der Weiterverarbeitung
geeignet ist und im Prozeß der Herstellung nur die Venvendung von we nig oder nicht
gesundheitsschädigenden Lösungsmitteln erfordert.
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DARLEGUNG DES WESENS DER ERFINDUNG Der Erfindung liegt die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines rückseitenbeschichteten Kunstleders
zu entwickeln, das die Herstellung einer die physikalisch-technischen Parameter
der Vorderseitenbeschichtung gewährleistenden Rückseitenbeschichtung auf üblichen
Transferlaminjerungsanla gen oder geeigneten Kalandern ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß wie folgt gelöst: Für die Rückseitenbeschichtung
eines Kunstleders wird ein Suspensionsbatch aus einer wäßrigen Klebemitteldispersion,
pulverförmigen Polymeren, Copolymeren oder deren Abmischungen, Dispergierungsmitteln,
Farbpigmenten, organischen Lösungsmitteln, mono-, bi- und/oder polyfunktionellen
basischen null, leophilen Agenzien und Füllstoffen hergestellt auf einen Umkehrträger
aufgetragen und von diesem auf die Rückseite eines textilen Schichtträgers transferlaminiert.
Anschließend erfolgt in bekannter Weise die Herstellung und Transferlaminierung
der Vorderseitenbeschichtung, vorzugsweise mit einem Zweikomponenten-PUR-Dispersionssystem
unter Verwendung eines Haftvermittlers auf Polyacrylat- oder PuR-Basis.
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Als Suspensionsbatch für die Rückseitenbeschichtung wird eine Mischung
aus
40,0 - 70,0 Gew.-fo wäßriger Klebemitteldispersion, vorzugsweise
ein Polyacrylat-System, 5,0 - 20,0 Gew.-% pulverförmiger Polymere, Copolynere oder
deren Abmischungen, vorzugsweise Polyvinylchlorid-Emulsionspolymere oder -Suspensionspolymere
und/oder Polyvinylazetat, 5,0 - 25,0 Gew.-% Dispergierungsmittel, vorzugsweise Polyvinylchlorid-Weichmacher,
bis zu 7,0 Gew.-% Farbpigmente, vorzugsweise Pigmentfarbstoffe auf Rutil-Basis,
bis zu 15,0 Gew.-% organische Lösungsmittel, vorzugsweise aliphatische Ketone und/oder
aliphatische Karbonsäureester, 0,1 - 5,0 Gew.-% mono-, bi- und/oder polyfunktionelle
basische nukleophile Agenzien, vorzugsweise wäßrige Ammoniaklösung in Mischung mit
Ethylendiamin, 1,3-Trimethylendiamin oder 1,4-Tetramethylendiamin, bis zu 10,0 Gew.-%
Füllstoffe, vorzugsweise Kreide, Kaolin, Glimmer, Talkum oder dgl., verwendet.
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Der Suspensionsbatch wird aus Teilmischungen zusammengesetzt.
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Als Teilmischung 1 werden die pulverförmigen Polymere, Copow lymere
oder deren Abmischungen mit dem Dispergierungsmittel
gemischt und
unter zeitweiligem Rühren vorzugsweise 24 h vorgequollen, Als Teilmischung 2 wird
die wäßrige Klebemitteldispersion mit dem Füllstoff innig vermischt. Als Tellmischung
3 werden die Farbpigmente in den organischen Lösungsmitteln, gelöst, unlösliche
Bestandteile homogenisiert und anschließend dispergiert. Als Teilmischung 4 werden
Teile der basischen nukleophilen Agenzien miteinander vermischt. Danach wird die
Teilmischung 2 vorgelegt und unter intensivem Rühren werden nacheinander die Teilmischungen
1, 3 und 4 in dieser Reihenfolge zugegeben. Der bisher unvermischte Rest der basischen
nukleophilen Agenzien wird zur Einstellung der Verarbeitungskonsistenz der Gesamtmischung
verwendet.
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Der Suspensionsbatch wird vorzugsweise mit einer Schichtdicke von
0,15 bis 0,35 mm auf den Umkehrträger aufgebracht. Die Rückseitenbeschichtung erfolgt
in einem Temperaturbereich von 400 bis 430 K; die Vorderseitenbeschichtung erfolgt
unter Verwendung von Lösungsmitteln mit einem Siedepunkt unter 420 K.
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Die Rückseite und/oder die Vorderseite des Kunstleders kann in bekannter
Weise lackiert werden, wobei die Rüokseitenlakkierung vorzugsweise nachträglich
mit einem Druckwerk auf dem beschichteten, Kunstleder und die Vorderseitenlackierung
vorzugsweise durch einen vorherigen Lackauftrag auf den Umkehrträger erfolgt.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Zielstellung der Erfindung
im vollen, Umfang erreicht Erfindungsgemäß kann auf üblichen Transferlaminierungsanlagen
oder geeigneten Kalandern ohne zusätzliche technologische Ausrüstungen und unter
Verwendung von wenig oder nicht gesundheitsschädigenden Grund- und Hilfsstoffen,
ein rückseiten,beschichtetes Kunstleder mit hohen Gebrauchswerteigenschaften hergestellt
werden.
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Das erfindungsgemäß hergestellte Kunstleder ist dadurch die Rückseitenbeschichtung
schnittkantenfest und kann deshalb offenkantig verarbeitet werden, läßt durch die
erreichte Rückseitenqualität
für bestimmte Erzeugnissortimente
eine futterlose Verarbeitung zu und erlaubt durch das verwendete Rückseitenmaterial
unter Verzicht auf die übliche Nähtechnik die Anwendung hochproduktiver Schweiß~
und Klebverfahren bei der Herstellung von Täschnerwaren; damit sind erhebliche Art
beitszeit- und Materialeinsparungen bei diesen Verarbeitungsprozessen möglich.
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AUSFÜHRUNGSBEISPIEL Die Erfindung soll nachstehend anhand von Ausführungsbei
spielen näher erläutert werden.
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Zur Herstellung eines schnittkantenfesten PUR-Kunstleders mit selbstklebender
Rückseitenbeschichtung für Kleinlederwaren als Substitut für Rinds-Nappaleder wird
für die Rückseitenbeschichtung ein Suspensionsbatch wie folgt verwendet: 52,0 Gew.-%
Polyacrylat Typ D 312 13,0 Gew.-% PVC - S 13,0 Gew.-% PVC-Weichmacher Di-(n-hexyl-2-ethyl)-phthalat
5,8 Gew.-% Pigmentfarbstoffe auf Rutil-Basis 10,5 Gew.-% Ethylacetat 4,0 Gew.-%
Ammoniak-Lösung (3-%ig) 0,4 Gew.-% Ethylendiamin-Lösung (50-%ig) 1,3 Gew.-% Kreide
Dieser Suspensionsbatch wird in Teilmischungen wie folgt vorbereitet:
Teilmischung 1 Das PVCwS wird unter zeitweiligem Rühren 24 h im
PVC-Weichmacher Di-(n-hexyl-2-ethyl)-phthalat vorgequollen.
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Teilmischung 2 Das Polyacrylat wird vorgelegt und mit der Kreide
innig vermischt.
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Teilmischung 3 Die Pigmentfarbstoffe werden in dem Ethylacetat gelöst,
unlösliche Bestandteile werden, homogenisiert und anschließend dispergiert.
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Teilmischung 4 Die Hälfte der Ammoniak-Lösung wird mit der gesamten
Ethylendiamin-Lösung vermischt.
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Anschließend wird die Gesamtmischung hergestellt, indem die Teilmischung
2 vorgelegt wird und nacheinander die Teilmischungen 1, 3 und 4 in dieser Reihenfolge
unter intensivem Rühren zugesetzt werden. Die restliche Ammoniak-Lösung wird zur
Einstellung der Bearbeitungsviskosität der Beschichtungsmasse verwendet.
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Die Verarbeitung der so hergestellten Beschichtungsmasse erfolgt auf
einer üblichen, Transferlaminierungsanlage für Dispersionssysteme, bestehend aus
Abwickeleinrichtung, Walzenrakel, Kaschierwerk, Trockenkanal, Kühlwalzenpaar, Trennwalzenpaar,
Druckwerken sowie Zug- und Aufwickeleinrichtungen.
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Die Beschichtungsmasse wird über ein Walzenrakel mit einer Schichtdicke
von 0,25 mm auf ein release paper aufgestrichen und mittels Kaschierwerk mit der
gerauhten Seite eines textilen Schicht trägers verbunden. Nach dem Passieren des
Trockenkanals bei Temperaturen von 400 bis 430 K und des Kühlwalzenpaares wird durch
die Trennwalzen der rückseitenbeschichtete Schichtträger sofort vom release paper
abgezogen, randbeschnitten und aufgewickelt.
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Die Vorderseiten,beschichtung wird danach mit bekannten Zweikomponenten-PUR-Dispersionssystemen
unter Verwendung von Haftvermittler auf Polyacrylat- oder PUR-Basis durch Transferlaminierung
des auf dem release paper aufgebrachten PUR-Filmes auf die Vorderseite des rückseitenbeschichteten
Schichtträger vorgenommen.
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Ist eine Vorderseitenlackierung erwünscht, so kann diese über eine
vorherige Lackbeschichtung des release papers mit Druckwerken vor dem Aufbringen
der PUR-Beschichtungsmasse erfolgen, Zur Herstellung eines schnittkantenfesten PUR-Kunstleders
mit versiegelter Rückseitenbeschichtung für Täschnerwaren und Kulturbedarfsartikel
wird für die Rückseitenbeschichtung ein Suspensionsbatch wie folgt verwendet: 51>3
Gew.-% Polyacrylat Typ D 317 12,8 Gew.-% PVC-E 12,8 Gew.-% PVC-Weichmacher DOP 5,1
Gew.-% Pigmentfarbstoffe auf Rutil-Basis 10,2 Gew.-% Aceton/Ethylacetat (1:1) 2,6
Gew.-% Ammoniak-Lösung (3 %ig) 0,1 Gew.-% 1,3-Trimethylendiamin-Lösung (50 %ig)
5,1 Gew.-% Kaolin
Die Herstellung und Verarbeitung der Beschichtungsmasse
für die Beschichtung der Rückseite sowie die Durchführung der Vorderseitenbeschichtung
erfolgt analog dem vorbeschriebenen Ausführungsbeispiel.
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Wegen der Offenporigkeit und Klebrigkeit der Rückseitenbe" schichtung
ist jedoch bei diesem Suspensionsbatch eine Lakkierung der Rückseite des Kunstleders
erforderlich, die durch den Auftrag eines PUR-Lackes mittels Druckwerk auf die beschichtete
Rückseite des Kunstleders erfolgt.