Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Prüfung der
Bremsen auf Bremsprüfständen für Kraftfahrzeuge,
mit mehreren vom Fahrzeugmotor angetriebenen Achsen,
wobei die Achse der zu prüfenden Bremse nicht vom
Antrieb abkuppelbar ist, und die beiden Räder dieser
Achse beim Prüfvorgang gegenläufig angetrieben werden.
Die Erfindung betrifft weiter eine Vorrichtung zur
Durchführung eines Verfahrens der vorgenannten Gattung.
Auf den bekannten Bremsprüfständen sollen die Bremsen
eines Kraftfahrzeuges auf ihre Funktion geprüft werden.
Um tatsächlich Mängel feststellen zu können, und um eine
Basis zur Beseitigung dieser Mängel zu schaffen, ist es
notwendig, daß die Funktion der einzelnen Bremse für
sich geprüft wird.
Zu diesem Zweck werden die Fahrzeuge mit dem Rad der
zu prüfenden Bremse auf eine angetriebene Standfläche,
vorzugsweise auf ein angetriebenes Rollenpaar, gestellt.
Das Rollenpaar wird durch einen Motor angetrieben, und
beim Betätigen der Bremse des betreffenden Fahrzeugs
läßt sich das Bremsmoment messen, beispielsweise durch
Messung des Rückdrehmoments des das Rollenpaar antrei
benden Motors.
Wird die Bremse eines einzelnen nicht angetriebenen Rades
geprüft, gelingt dieser Meßvorgang ohne Schwierigkeiten.
Entsprechends gilt auch, wenn es um die Prüfung der
Bremse für ein Rad einer Antriebsachse eines Personen
kraftfahrzeuges geht, wenn der Antrieb von dieser Achse
abschaltbar ist. Bei ausgekuppeltem Fahrzeugantrieb wird
durch den Antrieb der Rollen, auf denen das Rad steht,
auch die zugehörige Achse und über das Differential die
Kardanwelle mit angetrieben. Die zusätzlich bewegten
Massen haben keinen Einfluß auf das Meßergebnis.
Besitzt das Fahrzeug einen Allrad-Antrieb, kann die
Bremsprüfung dann in gleicher Weise vorgenommen werden
wie vorstehend beschrieben, wenn es möglich ist, den
Allrad-Antrieb auszuschalten, d. h. beispielsweise, eine
der angetriebenen Achsen abzukuppeln.
Es kann dann jede Achse für sich geprüft werden, wie
eine Achse eines Fahrzeuges mit einem Vorder- bzw.
Hinterradantrieb.
Entsprechendes gilt, wenn der Antrieb der zu prüfenden
Achse zwar nicht abschaltbar ist, wenn jedoch eine
Freilaufeinrichtung vorgesehen ist, und die Drehrichtung
so gewählt werden kann, daß die Freilaufeinrichtung
wirksam ist.
Ist jedoch die zu prüfende Achse nicht von der anderen
Achse antriebsmäßig trennbar, wird sich bei der Brems
prüfung ergeben, daß über das Differential die Kardan
welle angetrieben und damit auch die andere Achse
angetrieben wird. Auch wenn die andere Achse mit ihren
Rädern auf Rollen steht, werden auf diese andere Achse
unvermeidbar Momente übertragen. Beim Bremsvorgang
wird auch die andere nicht zu prüfende Achse
abgebremst, so daß auch eine Rollenanordnung keine
Problemlösung bringt, abgesehen von dem damit verbun
denen Aufwand durch die notwendige Anpassung der
Rollen an die Achsabstände.
Es ist schon versucht worden, in solchen Fällen eine
Bremsprüfung dadurch möglich zu machen, daß die Räder
in unterschiedlicher Drehrichtung angetrieben werden.
Beim Bremsversuch kommt es aber zu einem Schlupf des
auf den Rollen stehenden Rades, und da die Bremsen bei
unterschiedlicher Drehrichtung mit Sicherheit unterschied
lich wirken, wird über das Differential die Kardanwelle
angetrieben und dadurch das Meßergebnis verfälscht.
Ähnliche Probleme wie bei allrad-getriebenen Personen
kraftfahrzeugen, bei denen die Achsen nicht abkuppelbar
sind, ergeben sich bei Lastkraftwagen mit mehreren
angetriebenen Achsen.
Es ist auch bekannt, zwischen den Achsen von allrad-ge
triebenen Kraftfahrzeugen Viskose-Kupplungen anzuordnen,
die geringfügige Differenzen in der Drehzahl zwischen den
angetriebenen Achsen zulassen. Bei einem Bremsversuch
wirken solche Viskose-Kupplungen aber wie starre Kupp
lungen, so daß das Problem auch bei Fahrzeugen
derartiger Ausbildung auftritt.
Wenn vorstehend und nachstehend von dem Rad der zu
prüfenden Bremse gesprochen wird, so ist darunter
gegebenenfalls auch ein Zwillingsrad zu verstehen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Prüfung von Bremsen der eingangs beschriebenen
Gattung derart zu verbessern, daß auch beispielsweise
bei einem Kraftfahrzeug mit Allrad-Antrieb eine einwand
freie Prüfung einer einzelnen Bremse einer Achse möglich
wird, obwohl die zu prüfende Achse oder die andere
Achse nicht abkuppelbar sind. Dabei soll die Prüfung
möglichst praxisnah möglich sein, insbesondere bei der
Vorwärtsbewegung des betreffenden Rades. Insbesondere
ist das Verfahren so zu gestalten, daß es ohne besondere
Vorbereitung anwendbar ist.
Ein weiteres Ziel der Erfindung besteht in der Schaffung
einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Das erfindungsgemäße Verfahren der eingangs beschrie
benen Gattung ist dadurch gekennzeichnet, daß während
der Prüfung die Drehgeschwindkeit beider Räder gemessen
und gleichgroß gehalten wird.
Bisher war es nur bekannt, die beiden Räder einer Achse
gegenläufig anzutreiben, gegebenenfalls auch mit Motoren
mit gleicher Drehgeschwindigkeit. Bei einer ungebremsten
Achse führt dies an sich auch zu gleichen Drehgeschwin
digkeiten in entgegengesetzter Richtung. Wenn aber ein
Bremsversuch angewandt wird, ergibt sich zwischen den
vom Motor angetriebenen Rollen einerseits und dem ange
triebenen Rad des Fahrzeuges andererseits ein Schlupf,
der dazu fährt, daß die beiden Räder einer Achse nicht
mehr die gleiche Drehgeschwindigkeit aufweisen. Dadurch
kommt es dann zu den vorstehend genannten Störungen
und Schwierigkeiten bei der Bremsprüfung. Wenn aber,
wie die Erfindung vorschlägt, die Drehgeschwindigkeit
der Räder während der Prüfung gemessen und gleich groß
gehalten wird, wird die Kardanwelle, die über das Dif
ferential mit den beiden Rädern antriebsmäßig verbunden
ist, keine Drehbewegung mehr ausführen. Über die Kardan
welle kommen somit keine zusätzlichen Kräfte bzw. Momen
te in die Meßanordnung, und es bleibt ohne Belang, ob
die Kardanwelle starr mit der anderen nicht zu prüfenden
Achse eines allrad-angetriebenen Fahrzeugs gekoppelt ist
oder nicht. Auf diese Weise gelingt es dann, störungsfrei
das Bremsmoment an der zu prüfenden
Bremse zu ermitteln. Das andere Rad der gleichen Achse
kann, wenn gewünscht, gleichzeitig geprüft werden,
jedoch ist zu beachten, daß sich dieses Rad in entgegen
gesetzter Richtung dreht, und die Messung des Bremsmo
mentes in dieser Drehrichtung in der Regel nicht
gewünscht wird. Durch Wechsel der Drehrichtung läßt sich
doch auch in einfacher Weise dieses andere Rad bezüglich
der Wirkung seiner Bremse prüfen.
Der erfindungsgemäße Vorschlag läßt sich in verschie
dener Weise verwirklichen. So kann z. B. das Rad der zu
prüfenden Bremse zur Erzielung gleicher Drehgeschwin
digkeiten beider Räder einer Achse rascher angetrieben
werden. Dieser schnellere Antrieb führt jedoch nicht zu
einer größeren Drehgeschwindigkeit dieses Rades, weil
das Rad bei Antrieb nur den Schlupf ausgleicht, mit dem
das Rad gegenüber seinem Antrieb zurück bleibt.
Bei einer anderen Variante der Erfindung ist vorgesehen,
daß das gegenläufig angetriebene, der nicht zu prüfenden
Achse zugehörige Rad, zur Erzielung gleicher Drehge
schwindigkeiten langsamer angetrieben wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch derart abge
wandelt werden, daß beide Räder der Achse der zu
prüfenden Bremse mit einer gleichen etwa mittleren Drehge
schwindigkeit angetrieben werden. In diesem Falle wird
dann der Antriebsmotor der Rollen für das Rad der zu
prüfenden Bremse eine etwas größere Drehzahl aufweisen,
während der andere Antriebsmotor für das andere Rad
etwas verlangsamt angetrieben wird. Das
jeweilige Maß ergibt sich aus der Messung der Drehge
schwindigkeiten beider Räder.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des
beschriebenen Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, daß
die beiden Räder der Achse mit Drehgeschwindigkeits-
Meßeinrichtungen zusammenwirken, die getrennt sind von
den Antriebeinrichtungen dieser Räder, und daß bei
Differenzen der gemessenen Drehgeschwindigkeit zur Dreh
geschwindigkeit des anderen Rades ein Regler die Drehge
schwindigkeit einer oder beider Räder verändert.
Die Drehgeschwindigkeits-Einrichtung weist vorzugsweise
am Umfang des Rades angreifende Tastrollen auf. Der
artige Tastrollen sind an sich bekannt, wurden jedoch
bisher nicht für erfindungsgemäße Zwecke eingesetzt.
In der Zeichnung ist die Erfindung schematisch darge
stellt. Es zeigen:
Fig. 1 eine Draufsicht auf einen Brems
prüfstand während einer Brems
prüfung und
Fig. 2 ein Blockschaltbild zur Verwirk
lichung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
In der Fig. 1 steht das Fahrzeug 8, dessen Bremse zu
prüfen ist, mit seiner Vorderachse 3 auf dem Bremsprüf
stand 11. Zur Verbesserung der Darstellung sind dabei
die schematisch wiedergegebenen Teile des Fahrzeuges 8
mit doppelten Linien gezeichnet.
Der Antriebsmotor 13 des Fahrzeugs treibt im Fahrbetrieb
über das Getriebe 14 die Vorderachse 3 an, wobei das
Getriebe 14 gleichzeitig auch das Differential der Vorder
achse 3 umfaßt. Über die Kardanwellen 15 und 16 wird
das Differential 17 der Hinterachse 12 angetrieben, deren
Räder bei der gezeigten Bremsprüfung auf dem Erdboden
stehen. Die Kardanwellen 15 und 16 sind durch eine Vis
kosekupplung 18 gekuppelt, die geringfügige Drehzahlun
terschiede zwischen der Vorderachse 3 und der Hinter
ache 12 ausgleichen kann, sich jedoch bei größeren Dif
ferenzen wie eine starre Kupplung verhält.
Das linke Rad 1 der Vorderachse 3 steht im Bremsprüf
stand 11 auf den beiden Rollen 19, das rechte Rad 2 auf
den beiden Rollen 20. Das Rollenpaar 19 und das Rollen
paar 20 sind je für sich getriebemäßig verbunden. Das
Rollenpaar 19 wird von dem Antriebsmotor 6 und das
Rollenpaar 20 vom Antriebsmotor 7 angetrieben. Die Prü
fung der Bremskraft erfolgt durch die Messung des Rück
drehmoments, das beim Bremsen am Motor 6 oder am
Motor 7 auftritt. Eine derartige Einrichtung ist beispiels
weise beschrieben in der DE-OS 27 33 639.
Zwischen den Rollen 19 bzw. den Rollen 20 ist je eine
Tastrolle 9 bzw. 10 angeordnet. Die Höhenlage der Tast
rollen 9 und 10 wird durch Federn bestimmt, so daß
diese Tastrollen 9 bzw. 10 am Umfang der Räder 1 bzw. 2
anliegen. Die Tastrollen 9 bzw. 10 treiben jeweils Tacho
generatoren 21 bzw. 22 an, so daß auf diese Weise Dreh
geschwindigkeits-Meßeinrichtungen 4 bzw. 5 erhalten
werden. Diese Drehgeschwindigkeits-Meßeinrichtungen mes
sen die Umfangsgeschwindigkeit der Räder 1 bzw. 2.
Bei dem Blockschaltbild gemäß Fig. 2 ist davon ausge
gangen, daß bei diesem gezeigten Ausführungsbeispiel die
linke und die rechte Meßeinrichtung für die Bremse des
linken Rades 1 und die Bremse des rechten Rades 2 nicht
miteinander verknüpft sind, sondern daß die beiden Meß
einrichtungen völlig unabhängig voneinander funktionie
ren. Dies ist aber nur als Beispiel zu verstehen.
Zur Verwirklichung des erfindungsgemäßen Vorschlags,
d.h. um während der Prüfung der Bremse die Drehge
schwindigkeit beider Räder gleich groß zu halten, ist es
beim Anwendungsbeispiel gemäß dem Blockschaltbild
notwendig, beide Drehgeschwindigkeiten auf einem vorge
gebenen festen Maß zu halten, d.h. das Rad der zu
prüfenden Bremse ist beim Auftreten des Schlupfes infolge
der Bremsung sinngemäß schneller anzutreiben.
Wenn jedoch die Erfindung dadurch verwirklicht wird,
daß das andere, nicht zu prüfende Rad langsamer ange
trieben werden soll, dann sind die Regelelemente der
linken und rechten Seite sinngemäß zu verknüpfen, so
daß sich dann die Umfangsgeschwindigkeit, d.h. die Dreh
zahl des Rades der zu prüfenden Bremse beim Brems
vorgang verringert und das andere Rad der nicht zu
prüfenden Bremse dem anzupassen ist. Dabei kann es ge
schehen, daß das Rad der nicht zu prüfenden Bremse
zufällig die gleiche Drehzahlveränderung erfährt. Im
allgemeinen wird es jedoch so sein, daß das Rad der
nicht zu prüfenden Bremse, die aber ebenfalls wirksam
ist, eine Drehgeschwindigkeit aufweist, die kleiner oder
größer ist, als das Rad der zu prüfenden Bremse. Die
Regeleinrichtung muß dann die Geschwindigkeits
veränderung so steuern, daß der Hauptgedanke der
Erfindung verwirklicht ist.
Die einzelnen Blöcke des Blockschaltbildes gemäß Fig. 2
sind mit denjenigen Bezugszeichen versehen, die bei der
Darstellung der Fig. 1 Verwendung finden. Nachstehend
sei angenommen, daß es um die Bremsprüfung der linken
Bremse geht. Der linke Motor 6 erhält Energie über U 1.
U 1 kann ein Frequenzumformer sein, falls der Motor 6
ein Wechselstrommotor ist. Der linke Tachogenerator 21
wirkt auf den Frequenz-Spannungsumsetzer U 3 f ein, der
bei Nenndrehzahl, die einer Umfangsgeschwindigkeit am
Rad 1 von 5 km/h. zum Beispiel + 5 Volt abgibt. Eine
geringere Umfangsgeschwindigkeit ergibt eine entsprechend
geringere Spannung.
U 2 ist ein Proportional-Integral-Regler, der über den
Regelknoten 23 beaufschlagt wird, dem entsprechend der
gewünschten Umfangsgeschwindigkeit von 5 km/h am Rad 1
eine Spannung von -5 Volt zugeführt wird. Hat die
Tastrolle 9 die gewünschte Geschwindigkeit noch nicht
erreicht, wird der Proportional-lntegral-Regler U 2 den
Antriebsmotor 6 stärker beaufschlagen, und zwar so
lange, bis die gewünschte Umfangsgeschwindigkeit erreicht
ist.
Bei der Bremsprüfung bewirkt die Fahrzeugbremse einen
Schlupf des Rades 1 gegenüber den Rollen 19, deren Dreh
zahl von der Drehzahl des Motors 6 abhängt. Der Tacho
generator 21 ergibt eine geringere Frequenz, der
Frequenz-Spannungsumsetzer U 3 f führt zu einer
geringeren Spannung, und über den Regelknoten 23 wird
die Drehzahl des Motors 6 erhöht, mit dem Ergebnis, daß
trotz des Schlupfes die Umfangsgeschwindigkeit der Tast
rolle 9 konstant gehalten wird.
Die rechte Seite der Darstellung der Fig. 2 funktioniert
in gleichartiger Weise, lediglich mit dem Umstand, daß
die Drehrichtung des Rades 2 gegenläufig ist.
Mit U 4 ist ein Schlupfwächter bezeichnet, der eine
übermäßige Beanspruchung des Rades 1 bzw. des Rades 2
verhindern soll. Bei einer bestimmten Schlupfgröße
schaltet der Schlupfwächter die Antriebe ab.