DE3542932A1 - Verfahren zur schonenden extraktion von oelsaaten - Google Patents
Verfahren zur schonenden extraktion von oelsaatenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur schonenden Extraktion
von Ölsaaten mit flüssigem Kohlendioxid ohne Zusatz eines weiteren
Lösungsmittels, wobei das zerkleinerte Ölsaat-Ausgangsmaterial
von dem Extraktionsmittel durchströmt, das vom Extraktionsmittel
aufgenommene Material durch Druckabsenkung und ggfs. Temperaturerhöhung
abgeschieden und ggfs. das vom abgeschiedenen
Extrakt befreite Extraktionsmittel verflüssigt, rekomprimiert
und zurückgeführt wird.
Pflanzenfette und -öle werden aus dem Samen (im geringeren Umfang
aus dem Fruchtfleisch) ausgewählter Rohstoffe im industriellen
Maßstab üblicherweise durch Auspressen, Extraktion oder
Ausschmelzen gewonnen. Zur Vorbehandlung werden die Ölsaaten gereinigt
und zerkleinert. Je nach Ölgehalt schließt sich dann
eines der eben genannten Verfahren an, wobei dem Auspressen
eine Extraktion folgen kann, falls die Presskuchen noch erhebliche
Rückstände an Öl aufweisen. Die Öle und Fette müssen
anschließend weiteren Reinigungsschritten (Entschleimung, Entsäuerung,
Bleichung, Desodorierung) unterzogen werden, um sie
für den menschlichen Genuß tauglich zu machen.
So ist beispielsweise aus der DE-OS 33 43 478 eine Kombination
aus Gegenstromextrakteur mit Perkolationsprinzip und Schneckenpresse
bekannt.
Als Lösungsmittel für die industrielle Extraktion wird hauptsächlich
eine Benzinfraktion (Hexan, Heptan, Octan) eingesetzt,
welche unter 100°C siedet. Diese Komponenten sind brennbar,
explosionsgefährlich und müssen aus den Extraktionsrückständen
ausgetrieben werden.
Durch Verwendung von verdichteten, unbrennbaren Gasen als
Lösungsmittel wird das Problem des Explosionsschutzes bedeutungslos.
Auch Rückstände treten nicht auf, da bei Druckabsenkung
auf atmosphärische Bedingungen die Lösungsmittel
gasförmig abgegeben werden.
Die Extraktion von ölhaltigen Pflanzenteilen, wie Kopra, Sonnenblumensamen,
Sojabohnen und Erdnußkernen, mit in bezug auf Druck
und Temperatur überkritischen, gesundheitlich, geschmacklich
und chemisch unbedenklichen Gasen, insbesondere CO2 als Lösungsmittel,
ist aus DE-OS 21 27 596 bekannt.
In den dort aufgeführten Beispielen werden die Pflanzenteile
in einem Druckbehälter vorgelegt und bei 280 bar bis 300 bar und
bei ca. 50°C von trockenem CO2 durchströmt.
Die Abtrennung des gelösten Öles vom Lösungsmittel erfolgt
durch Dichteerniedrigung, d. h. durch Druckabsenkung, evtl. in
Kombination mit einer Temperaturerhöhung.
Das nunmehr gereinigte Lösungsmittel wird anschließend rekomprimiert
und erneut dem Extraktionsbehälter zugeführt.
Die Verwendung einer Kombination aus Gas und Flüssigkeit
zur extraktiven Bearbeitung von pflanzlichen und tierischen
Materialien ist aus der DE-OS 28 44 781 bekannt.
Ganz abgesehen davon, daß ein Gemisch die Abtrennung des
Gelösten erschwert, liegen auch hier brennbare Mischungen vor.
Ausführliche Untersuchungen zum Löslichkeitsverhalten u. a. von
fetten Ölen in CO2 wurden von Stahl und Mitarbeitern durchgeführt.
Verwendung fand hauptsächlich in bezug auf die Temperatur
überkritisches, aber auch unterkritisches CO2. Die Autoren
stellen fest, daß bei 40°C die Löslichkeit von Öl aus Sojabohnen
mit zunehmendem Druck steigt. Im Vergleich zu ca.
700 bar wird bei ca. 250 bar etwa die vierfache Gasmenge benötigt,
um die gleiche Ölmenge zu lösen (veröffentlicht in:
J. Agric. Food Chem., Vol. 28, No. 6, 1980, S. 1153-1157).
In der US-Patentanmeldung 36 42 90 (1982) wird dieses Wissen
als Stand der Technik bestätigt. Bevorzugt wird in dieser Schrift
jedoch die Extraktion der zerkleinerten Sojabohnen oberhalb von
60°C und oberhalb 550 bar durchgeführt, wo die Löslichkeit von
Triglyceriden in CO2 gemäß den Abb. 1 und 2 dieser Schrift
drastisch zunimmt.
Die bis jetzt beschriebenen Schriften und Veröffentlichungen
(zusammengefaßt z. B. bei Eggers und Stein, Techn. Mitt. Krupp,
Werksberichte, Band 42 (1984), S. 7-16) zeigen durchgängig
den Trend, die Massenware Ölsaaten so wirtschaftlich wie möglich
und in bester Ausbeute zu extrahieren. Durch unbedenkliche
verdichtete Gase als Lösungsmittel sollen die Probleme der konventionellen
Extraktion (brennbare organische Lösungsmittel,
Rückstände an Lösungsmitteln in evtl. als Futtermittel tauglichen
Trebern, Raffination des rohen Öles) überwunden werden.
Jedoch eignet sich eine Anwendung derartiger drastischer Extraktionsparameter
(hohe Temperaturen, sehr hohe Drücke) überhaupt
nicht für die Extraktion sehr empfindlichen Materials, wie von
Ölen, welche einfach oder mehrfach ungesättigt sind, den sog.
essentiellen Fettsäuren. Bei ihnen kommt es nämlich darauf an,
daß durch die Extraktion Begleitstoffe, wie z. B. Chlorophyll,
welche eine Autoxidation der Fettsäuren fördern können, nicht
mitextrahiert werden.
Die Extraktion von z. B. Soja, Mais und Knochen mit flüssigen
Gasen bei 0 bis 100°C, darunter auch mit Kohlendioxid von 180°C,
ist aus der DE-PS 23 63 418 bekant. Die aufgebrachten Drücke lagen
hierbei jedoch lediglich im Bereich des kritischen Druckes des
Gases. Diese Bedingungen sind zwar schonend, jedoch wegen langer
Extraktionszeiten bei Kohlendioxid (etwa 5 Stunden) nicht wirtschaftlich.
Aufgabe der Erfindung ist daher die Schaffung eines schonenden
Extraktionsverfahrens der eingangs angegebenen Gattung, das sich
bei wirtschaftlich tragbaren Extraktionszeiten durchführen läßt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man bei
dem eingangs angegebenen Verfahren bei Drücken von 100 bis 350 bar
und Temperaturen von oberhalb 20°C und unterhalb der kritischen Temperatur
extrahiert.
In der bereits zitierten Veröffentlichung J. Agric. Food Chem.
1980, 28, 1153-1157 wird erwähnt (Seite 1155 und Fig. 5), daß
die Löslichkeit von Ölen in Kohlendioxid nicht nur bei 40°C,
sondern auch bei 20°C mit dem Druck steigt. Beide Löslichkeitskurven
schneiden sich bei ca. 250 bar, so daß bei kleineren
Drücken bei 20°C und bei höheren Drücken bei 40°C die Löslichkeit
für Sojaöl in CO2 besser ist. Dieses Verhalten scheint allgemeiner
Natur zu sein (siehe K. W. Quirin, Fette-Seifen-Anstrichmittel,
84, Nr. 12, 1982, S. 460-468; insbesondere S. 464, Abb. 3a).
Gemäß diesem Kurvenverlauf würden aus Gründen des minimalen
Bedarfs an Lösungsmittel zumindest bei höheren Drücken immer
überkritische Temperaturen zur Extraktion angewandt werden.
Aber auch bei niedrigen Drücken stellte der Fachmann höhere
Temperaturen ein, weil bekanntermaßen mit zunehmender Temperatur
die Diffusion der zu lösenden Moleküle aus der Zellmatrix
besser ist und deshalb die Extraktionszeit sinkt.
Erfindungsgemäß gelingt es trotzdem, in überraschend kurzer Zeit
qualitativ hochwertige Öle zu erhalten. Die so gewonnenen Öle
können ohne größere Nachbehandlung eingesetzt werden und sind
ausreichend lange lagerfähig.
Rohstoffe für ungesättigte Fettsäuren
sind u. a. Hanföl, Nußöl, Sojaöl und Rapsöl. Die diätetisch
besonders wertvolle γ-Linolensäure 18 : 3 (6, 9, 12) kommt
z. B. in den Samen von roten und schwarzen Johannisbeeren sowie
Stachelbeeren vor (siehe dazu EU-Anmeldung 00 92 085).
Weitere bevorzugte Quellen für γ-Linolensäure sind u. a.:
Gemäß den in der folgenden Tabelle I zusammengefaßten Beispielen
wird die Extraktion von Nachtkerzensamen erläutert. Die Beispiele
bedeuten jedoch keine Begrenzung der Ansprüche auf die genannten
Ölsorten und -quellen. Beispiele 1, 2 und 7 bis 11 sind Vergleichsbeispiele
und durch Zusatz des Buchstaben (V) gekennzeichnet.
Zur Extraktion wird das zerkleinerte Ausgangsmaterial, welches
auch bereits vorgepreßt sein kann, in einen Druckbehälter eingefüllt
und nach dem Druckaufbau vom Lösungsmittel durchströmt.
Bevorzugt werden mehrere Behälter zusammengeschaltet, so daß
das Lösungsmittel zunächst vorextrahiertes und dann frisches
Saatgut durchfließt und sich dabei bis zur Sättigung mit Öl
belädt (Gegenstromextraktion).
Zur Trennung des gelösten Öles vom Lösungsmittel wird der Druck
abgesenkt. Dabei fließt das Öl in einen Abscheidebehälter und
wird von dort über ein Ablaßventil entnommen.
In einer bevorzugten Durchführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das vom Öl befreite gasförmige Lösungsmittel verflüssigt, rekomprimiert und den Extrakteuren wieder zugeführt.
In einer bevorzugten Durchführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das vom Öl befreite gasförmige Lösungsmittel verflüssigt, rekomprimiert und den Extrakteuren wieder zugeführt.
Der Druck im Abscheidebehälter liegt zwischen Sättigungsdruck
und 100 bar, bevorzugt zwischen 60 und 80 bar. Die Temperatur
sollte 10-20°C oberhalb derjenigen in den Extraktionsbehältern
liegen, um eine Wasserabscheidung zu vermeiden. Mit dieser Maßnahme
läßt sich erreichen, daß der Wassergehalt der CO2-Extrakte
den der mit Hexan gewonnenen Extrakte nicht übersteigt und bei
ca. 0,5 Gew.% liegt.
Neben einem niedrigen Wassergehalt sind Peroxidzahl und Farbe
wichtige Kriterien für die Haltbarkeit des Öles. Bei den erfindungsgemäßen
Extraktionsbedingungen resultiert ein Öl mit
heller Farbe und niedriger Peroxidzahl. Dadurch ist sichergestellt,
daß ein oxidativer Verderb durch einen Sauerstoffgehalt
bzw. durch einen Gehalt an Chlorophyll (Oxidationsvermittler)
unterbleibt.
Im Vergleich zur Hexanextraktion wird durch die inerte Atmosphäre
bei der CO2-Extraktion die Peroxidzahl "automatisch" verringert.
Für den Gehalt an Farbstoff (Chlorophyll) gilt das
nicht gleichermaßen. Lediglich bei der erfindungsgemäßen Extraktionstemperatur
von 25°C ist der grüne Farbton verschwunden (Tab. I).
Soll also ein qualitativ hochwertiges und haltbares Öl gewonnen
werden, muß bei den erfindungsgemäßen niedrigen Temperaturen
extrahiert werden. Im Gegensatz zu den Angaben in J. Agric.
Food Chem. a. a. O. S. 1155 existiert außerdem im erfindungsgemäßen
Druckbereich für die Extraktion ein Ausbeutemaximum bei
ca. 250 bar, so daß bevorzugt bei 200 bis 300 bar, insbesondere innerhalb
des allgemeinen oder bevorzugten Druckbereichs bei oder oberhalb 250 bar,
extrahiert wird. Die bevorzugte Extraktionstemperatur liegt bei 25°C.
Eine Extraktion außerhalb des erfindungsgemäßen (Druck- und)
Temperatur-Bereiches führt lediglich zu einer hohen Ausbeute
an grün gefärbtem Öl; hierzu ist (neben einer Extraktion mit
Hexan) überkritisches CO2 bei 300 bar und 40°C anzuwenden
(Tab. I). Gemäß der beschriebenen Literatur (US-Anmeldung 3 64
290) sind noch höhere Drücke vorzuziehen.
Die in der Tabelle I angeführten Ausbeuten wurden nach einem
Durchsatz von 60 kg CO2/kg Saat erhalten. Bei einem größeren
Durchsatz, der allerdings wirtschaftlich nicht vertretbar ist,
stiege die Ausbeute an Gesamtöl noch leicht an. Gleichzeitig
nimmt aber der Anteil an γ-Linolensäure ab, da diese gut löslich
ist und somit bereits vollständig bei den bevorzugten Bedingungen
extrahiert ist.
Die niedrigen Säurezahlen der CO2-Extrakte ergeben sich aus
einer zeitlichen Fraktionierung (Ölsäuren sind schlechter löslich
als die entsprechenden Lipide) und sind erwünscht.
Die weiterhin in Tabelle I aufgeführten Jodzahlen sowie Verseifungszahlen
scheinen vom Extraktionsverfahren unabhängig zu
sein. Das ist nicht verwunderlich, geben sie doch Auskunft über
das durchschnittliche Molekulargewicht bzw. den Gehalt an ungesättigten
Bindungen.
Claims (4)
1. Verfahren zur schonenden Extraktion von Ölsaaten mit flüssigem Kohlendioxid
bei überkritischen Drücken ohne Zusatz eines weiteren Lösungsmittels,
wobei das zerkleinerte Ölsaat-Ausgangsmaterial von dem Extraktionsmittel
durchströmt, das vom Extraktionsmittel aufgenommene Material
durch Druckabsenkung und gegebenenfalls Temperaturerhöhung abgeschieden
und gegebenenfalls das vom abgeschiedenen Extrakt befreite Extraktionsmittel
verflüssigt, rekomprimiert und zurückgeführt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß man bei Drücken von 100 bis 350 bar und
Temperaturen von oberhalb 20°C und unterhalb der kritischen Temperatur
extrahiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man bei Drücken
von 200 bis 300 bar extrahiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man bei
oder oberhalb 250 bar extrahiert.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
man das Extraktionsmittel zunächst bereits vorextrahiertes und danach
frisches Ölsaat-Ausgangsmaterial durchströmen läßt und danach die Abscheidung
durchführt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19853542932 DE3542932A1 (de) | 1985-12-04 | 1985-12-04 | Verfahren zur schonenden extraktion von oelsaaten |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19853542932 DE3542932A1 (de) | 1985-12-04 | 1985-12-04 | Verfahren zur schonenden extraktion von oelsaaten |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3542932A1 true DE3542932A1 (de) | 1987-06-11 |
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ID=6287651
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19853542932 Ceased DE3542932A1 (de) | 1985-12-04 | 1985-12-04 | Verfahren zur schonenden extraktion von oelsaaten |
Country Status (1)
Country | Link |
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