DE3490720C2 - Verfahren zur Behandlung von Rauchgas mit einer Alkaliinjektion und einem Elektronenstrahl - Google Patents
Verfahren zur Behandlung von Rauchgas mit einer Alkaliinjektion und einem ElektronenstrahlInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren
zur Behandlung von Rauchgas (Abgas) mit einer Injektion
von festem Alkali zur Entfernung von Schwefeloxiden und
Stickstoffoxiden.
Beim Verbrennen verschiedener Brennstoffe wird eine große
Menge Abgas erzeugt. Erst in jüngster Zeit wurde der nach
teilige Einfluß bestimmter Schadstoffe auf die menschliche
Gesundheit erkannt. Als besonders schädlich werden insbe
sondere Schwefeldioxid (SO₂) und Stickstoffoxide verschie
dener Formen (NO x ) angesehen. Obgleich teilchenförmige Ma
terialien, wie z. B. Asche und Staub, ebenfalls für den
menschlichen Körper schädlich sind, sind diese festen
Schadstoffe in der Regel leichter zu entfernen als Schwe
feldioxid und Stickstoffoxide.
Die Probleme der Schwefeldioxid-Emissionen aus Industriean
lagen werden in den letzten Jahren immer signifikanter auf
Grund des Trends weg vom Öl und hin zur Kohle. Kohle ent
hält im allgemeinen eine größere Menge Schwefel als Öl oder
durch Raffination aus Öl gewonnene Brennstoffe.
Beim Verbrennen von Kohle, insbesondere Kohlesorten mit hohem
Schwefelgehalt, können zusätzlich zu dem nachteiligen
Einfluß auf die menschliche Gesundheit auch Umweltprobleme
auftreten. Insbesondere dann, wenn die Abgase, die beim
Verbrennen von Brennstoffen mit einem verhältnismäßig hohen
Schwefelgehalt entstehen, nicht in geeigneter Weise be
handelt werden, führt das in die Atmosphäre freigesetzte
Schwefeldioxid zum sogenannten "Sauren Regen". Das Schwe
feldioxid reagiert nämlich unter Bildung von Schwefelsäure,
die zusammen mit dem Regen fällt.
Es sind bereits verschiedene Verfahren zur Entfernung von
Schwefeldioxid und Stickstoffoxiden aus Abgasen angewendet
oder vorgeschlagen worden.
Bei den Naß-Skrubbing-Verfahren wird eine wäßrige Alkalilösung verwendet,
die in das Abgas eingesprüht wird, wenn dieses eine Kammer
oder einen Turm passiert. Es werden verhältnismäßig große
Mengen Wasser in der injizierten Aufschlämmung verwendet,
um die Abgase zu sättigen. Außer dem Nachteil, daß große
Mengen Wasser erforderlich sind, entsteht bei dem Naß-
Skrubbing-Verfahren eine große Menge an Abfallproduktlö
sungen, die schwer zu beseitigen sind, ohne eine Wasserver
schmutzung hervorzurufen. Außerdem tritt in verschiedenen
Teilen des Naß-Skrubbing-Systems eine Kesselsteinbildung
oder Verfestigung der Reaktionsprodukte auf, die hohe War
tungskosten verursacht.
Im Gegensatz zu den Naß-Skrubbing- oder -Waschverfahren wird
auch bereits eine Reihe von Trocken-Skrubbing-Verfahren,
wie z. B. das Sprühtrocknen, angewendet. Das Sprühtrocknungs
verfahren ähnelt oberflächlich den Naß-Skrubbing-Verfahren
insofern, als Wasser zum Injizieren eines Alkali-Reagens,
wie z. B. Kalk oder Kalkstein, in den Abgasstrom verwendet
wird. Anders als in den Naß-Skrubbing- oder -Waschverfahren
wird in dem Sprühtrocknungs-Verfahren jedoch eine verhält
nismäßig geringe Menge Wasser verwendet, die verdampft,
nachdem sie das Reagens in eine Kammer getragen hat, durch
die das Abgas strömt. Aus der Kammer strömen die Abgase in
eine Teilchensammeleinrichtung, wie z. B. ein Gewebefilter
oder in einen elektrostatischen Präzipitator. Die Teilchen
sammeleinrichtung entfernt die festen Produkte der Um
setzung zwischen dem Reagens und dem Schadstoff, wie z. B.
Schwefeldioxid.
Obgleich das Sprühtrocknungs-Verfahren sich als brauchbar
erwiesen hat zur Entfernung von Schadstoffen, ohne daß bei
ihm die Nachteile der Naß-Skrubbing- oder -Waschverfahren
auftreten, hat das Sprühtrocknungs-Verfahren andere Nach
teile. Insbesondere ist bei dem Sprühtrocknungs-Verfahren
im allgemeinen ein höheres stöchiometrisches Verhältnis
von Reagens (in der Regel Calcium aus Kalk oder Kalkstein)
zu Schwefeloxiden erforderlich als im Falle der Naß-
Skrubbing-Verfahren. Zur Erzielung einer ausreichenden Ent
fernung von Schwefeldioxid aus Abgasen von Kohle mit einem
hohen Schwefelgehalt muß das stöchiometrische Verhältnis
von Reagens (Calcium)-Gehalt zu Schwefeloxiden in der Regel
mehr als 2 : 1 betragen. Der Feststoffgehalt der injizierten
Aufschlämmung in einem Sprühtrocknungs-Verfahren ist
jedoch auf weniger als 30%, vorzugsweise weniger als 25%,
beschränkt, um eine Beschädigung der Pumpe, die zum Inji
zieren der Aufschlämmung in den Sprühtrockner verwendet
wird, zu vermeiden. Daher kann das stöchiometrische Ver
hältnis von Reagens zu Schwefeloxiden nicht erhöht wer
den, wenn nicht gleichzeitig der Wassergehalt erhöht wird.
Der Wassergehalt muß jedoch begrenzt bleiben, um das Ver
fahren trocken zu halten und um die Nachteile der Wasch
verfahren, wie vorstehend definiert, zu vermeiden. Diese
technischen Beschränkungen haben die Anwendung von Sprüh
trocknungs-Verfahren auf bestimmte Anwendungszwecke ein
geschränkt.
Schadstoffe wurden auch bereits aus Abgasen entfernt durch
Anwendung einer ionisierenden Strahlung. In solchen Systemen
werden Elektronenstrahlen, ultraviolettes Licht, Gamma-
Strahlung oder dergleichen verwendet, um Schwefeldioxid
und Stickstoffoxide in den Abgasen zu ionisieren. Obgleich
der Reaktionsmechanismus für die Oxidation von Schwefel
dioxid und Stickstoffoxiden bei Anwendung dieser Technik
sehr komplex ist und noch nicht völlig geklärt ist, werden
durch die Ionisierung, hervorgerufen durch einen Elek
tronenstrahl oder andere ionisierende Strahlung, das
Schwefeldioxid und die Stickstoffoxide bei tiefen Tempera
turen in einen Säurenebel und/oder bei höheren Temperaturen
in Feststoffteilchen umgewandelt.
Unglücklicherweise erfordert das Ionisierungsstrahlungs-
Verfahren in der Regel hohe Dosierungen (2 bis 8 Megarad)
zur befriedigenden Entfernung der Schadstoffe. Außerdem
hat der Säurenebel die Neigung, die Elektronenstrahl- oder
sonstige Bestrahlungskammer zu korrodieren.
Bei einer Abwandlung des Ionisierungsstrahlungs-Verfahrens,
wie es in der US-PS 38 69 362 (Machi et al., erteilt am
4. März 1975) beschrieben ist, kann eine Vorbehandlung,
beispielsweise ein Waschen, der Abgase mit einer wäßrigen
Alkalilösung in einem Turm vor der Bestrahlung der Gase an
gewendet werden.
In der US-PS 43 72 832 (John R. Bush, erteilt am 8. Februar
1983, übertragen auf die Anmelderin, mit dem Titel "Pollu
tion Control by Spray Dryer and Electron Beam Treatment")
ist ein Verfahren zur Behandlung von Abgasen durch Verwen
dung eines Sprühtrockners und anschließende Elektronen
strahlbestrahlung beschrieben. Bei diesem Patent, auf das
hier bezug genommen wird, wird ein Reagens, wie z. B. Kalk,
zusammen mit Wasser in den Sprühtrockner eingeführt, der
zwischen einer Luftvorwärmeinrichtung (stromabwärts von dem
Boiler) und dem Elektronenstrahl-Reaktor angeordnet ist.
Die Sammlung des teilchenförmigen Materials erfolgt nach
dem Elektronenstrahl-Reaktor.
Außerdem wird seit etwa 10 bis 15 Jahren ein Verfahren zur
Schwefeldioxid-Entfernung aus der Verbrennung von fossi
lem Treibstoff, bei dem Kalkstein in die Verbrennungszone
eines Boilers eingeführt wird, untersucht und in der Lite
ratur beschrieben. Dieses Boiler-Injektionsverfahren,
häufig als LIMB-Verfahren bezeichnet, führt zu einer Schwe
feldioxidentfernung von 50% der Rauchgas-Emission bei An
wendung einer Kalkstein-Stöchiometrie (Verhältnis von Kalk
stein-Reagens zu Schwefeldioxid) von 200 bis 300%.
Diese Injektion von Kalkstein im Überfluß führt zu hohen
Gehalten an einer Teilchenemission, so daß ein höherer Be
darf bei der Teilchensammel- oder Flugaschen-Entferungs
einheit des Systems entsteht. Das heißt mit anderen Worten,
durch die Injektion von Kalkstein im Überschuß wird die
Menge an teilchenförmigen Materialien in dem Abgas stark
erhöht. Die bereits vorhandenen Boiler-Systeme haben je
doch eine begrenzte Kapazität in bezug auf die Teilchen-
Entfernung, die bestimmt ist durch den ursprünglichen System
aufbau. Daher führt die Umwandlung eines ortsfesten
Boiler-Systems in die LIMB-Entschwefelung zu überschüssigen
Emissionen an Teilchen. Korrekturmaßnahmen zur Teil
chenentfernung können jedoch vermieden werden durch Er
höhung der Kapazität der Sammelvorrichtung, beispiels
weise der elektrostatischen Präzipitatoren oder Gewebe
filter.
Als eine Alternative zu den teuren Maßnahmen der Erhöhung
der Teilchenentfernungskapazität wurde von den Erfindern
der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zur Durchführung
der Teilchensammlung bei verminderter Temperatur entwickelt,
bei dem Kalkstein in einer Menge in den Boiler eingeführt
wird, die mindestens ausreicht, um mit dem Schwefeltrioxid
zu reagieren. Danach wird der Gasstrom auf eine Temperatur
unter 121°C abgekühlt und dann wird die Teilchen
sammlung durchgeführt. Dieses System ist in der US-Patent
anmeldung Nr. 5 99 792 der Erfinder der vorliegenden Anmel
dung, eingereicht am 13. April 1984, mit dem Titel "Method
for Reduced Temperature Operation of Flue Gas Collectors"
beschrieben. Bei dieser Anmeldung handelt es sich um eine
CIP-Anmeldung zur US-Patentanmeldung Nr. 5 20 620, einge
reicht am 5. August 1983 durch die Erfinder der vorliegen
den Erfindung mit dem gleichen Titel wie die US-Patentan
meldung Nr. 5 99 792.
Eine Modifikation der Boiler-Injektion von Kalkstein war
die Verbesserung der Schwefeldioxid-Entfernung durch Ver
wendung eines Sprühtrockners.
In der US-Patentanmeldung Nr. 5 75 651 mit dem Titel "Lime
stone Injection Multiburning (LIMB) Post Combustion SO₂
Removal System", eingereicht von den Erfindern der vor
liegenden Anmeldung am 31. Januar 1984 als CIP-Anmeldung
zur obengenannten US-Patentanmeldung Nr. 5 20 620, ist ein
Kalkstein-Injektions-Verfahren beschrieben, bei dem die
Teilchengröße des injizierten Kalksteins oder gelöschten
Kalks kontrolliert wird, die Verbrennungsgase angefeuchtet
werden und die Reaktionszeit zwischen der Anfeuchtung und
der Teilchensammlung verlängert wird.
Ein Ziel der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein neues
und verbessertes Verfahren zur Behandlung von Rauchgas bzw.
Abgas zu schaffen.
Ein besonderes Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, ein
Rauchgas- bzw. Abgas-Behandlungsverfahren zu schaffen, bei
dem die Entfernung von Schwefeldioxid maximal ist.
Ein weiteres Ziel der Erfindung besteht darin, ein Verfahren
zur Behandlung von Rauchgas bzw. Abgas zu schaffen, bei dem
viel weniger injiziertes Reagens vergeudet wird.
Ein weiteres Ziel der Erfindung besteht darin, ein Verfahren
zur Behandlung von Rauchgas bzw. Abgas zu schaffen, bei dem
ein Reagens verwendet werden kann, um die Korrosion an einigen
Teilen des Systems minimal zu halten.
Ein anderes Ziel der Erfindung besteht darin, ein Verfahren
zur Behandlung von Rauchgas bzw. Abgas zu schaffen, das
verschiedene Stufen umfaßt, welche die Durchführung der
nächsten Stufe in dem Behandlungsverfahren optimieren.
Die obengenannten und weitere Ziele der vorliegenden Er
findung werden erreicht durch ein Verfahren zur Entfernung
von Schadstoffen, die mindestens die Schwefeloxide und/oder
Stickstoffoxide umfassen, aus einem Abgas, das die folgen
den Stufen umfaßt: Injizieren eines Alkali-Reagens in die
Verbrennungszone eines Verbrennungs-Boilers, der befeuert
wird durch einen Brennstoff, der ausgewählt wird aus der
Gruppe pulverisierte Kohle, flüssiger Kohlenwasserstoff
oder Mischungen davon, wobei ein Teil des Alkali-Reagens
mit den Schwefeldioxiden in dem Abgas reagiert unter Bil
dung eines Reaktionsprodukts; das Abführen der Abgase und
des nicht-umgesetzten Alkali aus dem Verbrennungs-Boiler
und das Einführen in eine Kühlstufe und das Kühlen der
Abgase und des nicht-umgesetzten Alkali-Reagens auf eine
Temperatur unter 93°C, so daß eine zusätzliche
Menge des Alkali-Reagens mit den Schwefeloxiden in dem
Abgas reagiert unter Bildung eines Reaktionsprodukts; das
Einführen der gekühlten Abgase und des restlichen nicht-
umgesetzten Alkali-Reagens in eine Bestrahlungskammer;
das Bestrahlen der Abgase und des nicht-umgesetzten Alkali-
Reagens mit ionisierender Strahlung in der Bestrahlungs
kammer, wodurch bewirkt wird, daß das nicht-umgesetzte
Alkali-Reagens gasförmige Schwefeloxide und/oder Stick
stoffoxide in Nebel und/oder feste Teilchen umwandelt; und
die Durchführung einer Teilchensammlung bei dem bestrahlten
Abgas in einer Teilchensammeleinrichtung. Das Kühlen der
Abgase erfolgt durch Verdampfungskühlung von in die Ab
gase stromabwärts von dem Verbrennungs-Boiler und strom
aufwärts von der Bestrahlungs-Kammer injiziertem Wasser.
Bei dem Verfahren werden mindestens 90% Schwefeldioxid-
und Stickstoffoxid-Gasschadstoffe aus den Abgasen ent
fernt. Das Alkali-Reagens wird nur in den Verbrennungs-
Boiler injiziert. Die Temperatur der Abgase, die den
Teilchensammeleinrichtungen zugeführt werden, liegt unter
93°C. Zwischen 50 und 60% des Schwefeldioxids in
den Abgasen wird in dem Verbrennungs-Boiler umgesetzt,
25 bis 40% des Schfwefeldioxids wird zwischen dem Ver
dampfungskühler und dem Sammler umgesetzt und 60% des
restlichen nicht-umgesetzten Schwefeldioxids wird in der
Bestrahlungskammer in Schwefeltrioxid umgewandelt. Minde
stens 90% der nicht-umgesetzten Stickstoffoxide werden in
der Bestrahlungskammer in Salpetersäure umgewandelt. Das
Alkali-Reagens besteht im wesentlichen aus einem Vertreter
der folgenden Gruppe: Kalk, Kalkstein, Natriumverbindungen,
Magnesiumverbindungen oder Mischungen davon. Bei der ioni
sierenden Strahlung kann es sich um Elektronenstrahlen
handeln. Die Teilchensammlung umfaßt die elektrostatische
Präzipitation. Das Alkali-Reagens reagiert in dem Ver
brennungs-Boiler und in der Kühlstufe unter Bildung von
CaSO₃ und in der Bestrahlungskammer reagiert es unter Bil
dung von CaSO₄.
Die obengenannten und weiteren Merkmale der vorliegenden
Erfindung gehen aus der nachfolgenden detaillierten Be
schreibung hervor, die in Verbindung mit der beiliegenden
Zeichnung zu sehen ist, wobei
die Zeichnung eine schematische Darstellung des erfindungs
gemäßen Verfahrens zeigt.
Unter Bezugnahme auf die Zeichnung wird nachstehend ein be
vorzugtes Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung näher
beschrieben. Die Zeichnung zeigt insbesondere einen Boiler
10, in den Kohle und Kalkstein eingeführt werden. Die Kohle
und der Kalkstein werden insbesondere in eine Verbrennungs
zone innerhalb des Boilers 10 eingeführt. Anstatt pulveri
sierte Kohle in den Boiler 10 einzuführen, kann alternativ
auch ein flüssiger Kohlenwasserstoff-Brennstoff verwendet
werden. An Stelle des Kalksteins, der als Alkali-Reagens in
den Boiler eingeführt wird, können auch Kalk, Natriumver
bindungen, Magnesiumverbindungen oder Mischungen davon ver
wendet werden.
Die Einführung des Kalksteins zusammen mit der pulverisier
ten Kohle in den Verbrennungs-Boiler 10 führt zu den folgen
den Reaktionen:
Da überschüssiger Kalkstein in den Boiler eingeführt wird,
werden weniger als 50% des CaO in der Verbrennungszone ver
braucht. Das nicht-umgesetzte Alkali wird in dem Abgas
durch den Wärmeaustauscher 12 und den Luftvorwärmer 14 mit
genommen. Das Abgas, welches das CaSO₃-Reaktionsprodukt
und nicht-umgesetztes Alkali enthält, hat eine Temperatur
von mindestens etwa 163°C. Das Gas und die damit
assoziierten Teilchen werden in eine Kühlstufe 16 einge
führt, die zur Konditionierung des Abgases für die weitere
Verarbeitung und zusätzlich für den Verbrauch weiterer
Mengen des nicht-umgesetzten Alkali angewendet wird.
Wie in der Zeichnung dargestellt, wird in der Kühlstufe 16
eine direkte Zugabe von Wasser angewendet zur Erzielung
von Verfahrensbedingungen, unter denen die folgenden Re
aktionen ablaufen:
Wie in der Boiler-Injektionsstufe wird nicht das gesamte
CaO, das in diese Anfeuchtungs- und Kühlstufe gelangt,
verbraucht. Der Grad der Kühlung, die Teilchenkonzentration
und die Verweildauer für die Reaktion beeinflussen die
Menge an SO₂, die entfernt wird. Es wird angenommen, daß
eine zusätzliche Entfernung von bis zu 25 oder 40% in dem
Temperaturbereich von 71 bis 88°C für die
die Kühlstufe verlassenden Abgase erzielt werden kann.
Zur weiteren Ausnutzung des restlichen nicht-umgesetzten
Alkali werden die Abgase in eine ionisierende Bestrahlungs-
Kammer, wie z. B. eine Elektronenstrahl-Kammer 18, einge
führt. Wie dargestellt, beträgt die Temperatur des in die
Elektronenstrahl-Kammer 18 eintretenden Gases etwa 71°C.
Diese Temperatur sollte mindestens unter 100°C
liegen und es ist sehr bevorzugt, daß die Kühlstufe 16 das
Gas auf eine Temperatur zwischen etwa 60 und 75°C abkühlt.
Da der Elektronenstrahl-Reaktor 18 die Schadstoffe bei
tieferen Temperaturen und höheren Feuchtigkeitsgehalten
wirksamer entfernt, ist es leicht verständlich, daß in der
Kühlstufe 16 das Gas für den optimalen Betrieb der Elektro
nenstrahl-Kammer 18 konditioniert ist. Daher können Dosen
zwischen etwa 0,5 und 2,0 Megarad für die Elektronenstrahl-
Behandlung an Stelle der häufig erforderlichen höheren Do
sierungen angewendet werden. Die Elektronenenergie sollte
etwa 0,5 bis 1,0 meV betragen.
Die nicht-umgesetzten Alkali-Reagentien, die in die Elek
tronenstrahl-Kammer 18 gelangen, reagieren mit den Fest
stoffteilchen und/oder dem Säurenebel, die (der) sich in
nerhalb des Elektronenstrahl-Reaktors gebildet haben (hat).
Das heißt, der Teil des in dem Boiler 10 eingeführten Kalk
steins, der noch nicht mit den Schadstoffen reagiert hat,
reagiert mit dem Säurenebel und/oder den Feststoffteilchen,
die beim Auftreffen des Elektronenstrahls auf das Schwefel
dioxid und die Stickstoffoxide gebildet werden. Dadurch
wird der Wirkungsgrad der Reagens-Ausnützung stark opti
miert und dies unterstützt die Trockenhaltung der Elektro
nenstrahl-Kammer, wodurch die Korrosion an der Elektronen
strahl-Kammer minimal gehalten wird. Außerdem reagieren der
Säurenebel und/oder die Feststoffteilchen, die durch die
ionisierende Strahlung gebildet werden, mit dem Reagens
in situ innerhalb der Kammer 18, wodurch es nicht mehr er
forderlich ist, eine getrennte Stufe in dem System vorzu
sehen für die Behandlung des Säurenebels und/oder der Fest
stoffteilchen, die durch die Bestrahlung gebildet werden.
Die Reaktionen, die innerhalb der Elektronenstrahl-Kammer
auftreten, sind sehr komplex und noch nicht völlig geklärt,
es wird jedoch angenommen, daß sie die folgenden Reaktionen
umfassen:
Das Abgas aus der Elektronenstrahl-Kammer 18 wird in eine
Teilchensammeleinrichtung, beispielsweise einen elektro
statischen Präzipitator 20, eingeführt. Alternativ kann
ein Gewebefilter verwendet werden. Die Temperatur des in
den elektrostatischen Präzipitator eingeführten Gases liegt
vorzugsweise unter 93°C und es wird ein bevorzugter
Wert von etwa 71°C angewendet, wie in der Zeichnung
dargestellt. Die tiefere Temperatur und der höhere Feuch
tigkeitsgehalt beim Betrieb des elektrostatischen Präzipi
tators 20 (oder des Gewebefilters) führen zu einem wirksa
meren Arbeitsgang bei der Teilchensammlung.
Es sei darauf hingewiesen, daß durch die verhältnismäßig
niedrigen Dosen in der Elektronenstrahl-Kammer 18 die Tem
peratur des Abgases nur minimal erhöht wird. Die in den
Zeichnungen dargestellten Temperaturen sind etwas ideali
siert insofern, als die Temperatur des die Elektronen
strahl-Kammer 18 verlassenden Gases mindestens etwas höher
ist als die Temperatur des in die Kammer eintretenden Gases.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine Schwefeldioxid
entfernung (d. h. eine Umsetzung mit dem CaO) innerhalb
des Bereiches von 50 bis 60% in dem Boiler 10 erreicht.
Weitere 25 bis 40% des Schfwefeldioxids reagieren mit dem
CaO in der Kühl- und Anfeuchtungsstufe 16 und in dem Sammler
20. Etwa 60% des nicht-umgesetzten Schwefeldioxids
können in Schwefeltrioxid umgewandelt werden und 90% der
Stickstoffoxide können in Salpetersäure umgewandelt werden
in der Elektronenstrahl-Kammer 18. Das das Teilchensammel
system verlassende Rauchgas (Abgas) ist praktisch frei von
NO, NO₂ und SO₂. Praktisch alle festen Reaktionsprodukte,
das nicht-verbrauchte Alkali und die Flugasche werden in der
Teilchensammeleinrichtung, beispielsweise dem elektrostati
schen Präzipitator 20, entfernt.
Der Gesamteffekt des erfindungsgemäßen kombinierten Systems,
der angestrebt wird, besteht darin, die Schwefeldioxid- und
Stickstoffoxid-Konzentrationen um mehr als 90% zu verrin
gern. Der Wirkungsgrad der Säuregas-Entfernung kann auf höhere
Werte verbessert werden durch Einstellung der Reaktions
zeit, der Reaktionstemperatur und des restlichen Alkali, um
einen maximalen Effekt zu erreichen. Besonders vorteilhaft
ist es, daß das Reagens in einer einzigen Stufe in dem Ver
fahren (d. h. in dem Boiler 10) injiziert und für die Um
setzung mit dem Schwefeldioxid unter drei Bedingungen in
drei getrennten Stufen verwendet werden kann: Unter dem
Einfluß von Wärme innerhalb des Boilers 10, zusammen mit
Wasser in der Kühl/Anfeuchtungs-Stufe 16 und unter dem
Einfluß ionisierender Strahlung in der Elektronenstrahl-
Kammer (E-Kammer) 18. Wie in den obigen Gleichungen ange
geben, führen die ersten beiden Bedingungen dazu, daß aus dem
Schwefeldioxid CaCO₃ gebildet wird, während die zuletzt
genannte Bedingung zur Bildung von CaSO₄ führt.
Die vorliegende Erfindung wurde zwar an Hand verschiedener
Details beschrieben, es ist jedoch selbstverständlich, daß
diese nur der Erläuterung der Erfindung dienen. Vom Fach
mann können verschiedene Modifikationen und Abänderungen
leicht durchgeführt werden.
Claims (9)
1. Verfahren zur Entfernung von Schadstoffen, die
umfassen mindestens Schwefeloxide und/oder Stickstoffoxide,
aus Abgas, das die folgenden Stufen umfaßt:
- (a) Einführen eines Alkali-Reagens in die Verbrennungszone eines Verbrennungs-Boilers, der durch einen Brennstoff befeuert wird, der ausgewählt wird aus der Gruppe pulverisierte Kohle, flüssiger Kohlenwasserstoff oder Mischung davon, wobei ein Teil des Alkali-Reagens mit den Schwefeloxiden in dem Abgas reagiert unter Bildung eines Reaktionsproduktes;
- (b) Abführen der Abgase und des nicht-umgesetzten Alkali aus dem Verbrennungs-Boiler und Einführen in eine Kühlstufe und Kühlen der Abgase und des nicht-umgesetzten Alkali-Reagens auf eine Temperatur unter 93°C, so daß eine zusätzliche Menge des Alkali-Reagens mit den Schwefeloxiden in dem Abgas reagiert unter Bildung eines Reaktionsproduktes;
- (c) Einleiten des gekühlten Abgases und des restlichen nicht-umgesetzten Alkali-Reagens in eine Bestrahlungskammer;
- (d) Bestrahlen des Abgases und des nicht-umgesetzten Alkali-Reagens mit ionisierender Strahlung in der Bestrahlungskammer, wobei das nicht-umgesetzte Alkali-Reagens bewirkt, daß gasförmige Schwefeloxide und/oder Stickstoffoxide in einen Nebel und/oder in Feststoffteilchen umgewandelt werden; und
- (e) Durchführung einer Teilchensammlung mit dem bestrahlten Abgas in einer Teilchensammeleinrichtung.
2. Verfahren nach Anspruch 1, worin das Kühlen des
Gases bewirkt wird durch Verdampfungskühlung von Wasser,
das stromabwärts vor dem Verbrennungs-Boiler und
stromaufwärts von der Bestrahlungskammer in das Abgas
injiziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, worin die Temperatur
des in die Teilchensammeleinrichtung eingeführten Abgases
unter 93°C liegt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, worin 50 bis 60% des
Schwefeldioxids in dem Abgas in dem Verbrennungs-Boiler
umgesetzt werden, 25 bis 40% des Schwefeldioxids zwischen
dem Verdampfungskühler und der Sammeleinrichtung umgesetzt
werden und 60% des restlichen nicht-umgesetzten
Schwefeldioxids in der Bestrahlungskammer in
Schwefeltrioxid umgewandelt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, worin mindestens 90%
der nicht-umgesetzten Stickstoffoxide in der
Bestrahlungskammer in Salpetersäure umgewandelt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, worin das Alkali-Reagens
besteht aus einem Vertreter der Gruppe:
Kalk,
Kalkstein,
Natriumverbindungen,
Magnesiumverbindungen,
oder Mischungen davon.
Kalk,
Kalkstein,
Natriumverbindungen,
Magnesiumverbindungen,
oder Mischungen davon.
7. Verfahren nach Anspruch 6, worin die ionisierende
Strahlung ein Elektronenstrahl ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, worin die
Teilchensammlung die elektrostatische Präzipitation umfaßt.
9. Verfahren nach Anspruach 2, worin das Alkali-Reagens
in dem Verbrennungsboiler und in der Kühlstufe reagiert
unter Bildung von CaSO₃ und in der Bestrahlungskammer
reagiert unter Bildung von CaSO₄.
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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