DE3438547A1 - Sinterverfahren - Google Patents
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Description
DORNIER SYSTEM GMBH α%
7990 Friedrichshafen
Reg. S 494
Sinterverfahren
Die Erfindung betrifft ein Sinterverfahren nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
Beim konventionellen Sintern mehrphasiger Wolframlegierungen werden die Metalle pulverförmig gemischt, gepresst
und in der flüssigen Phase gesintert. Bei Wolframlegierungen geschieht dies bei Temperaturen grosser als 1450 C.
Innerhalb der flüssigen Phase müssen mindestens drei Prozesse ablaufen:
1, Legierungsbildung
2, Umhüllung der Wolframkörner
3, Verdichten des Presslings
Die dafür erforderliche lange Verweilzeit in der flüssigen Phase führt zu starkem Kornwachstum, was die Festigkeit
verringert.
Aus der DE OS 32 26 648 sind Wolframlegierungspulver bekannt, die bereits vorlegiert sind, d.h. die Wolframkörner
sind bereits von der Binderphase umhül.lt. Presslinge aus
diesem Pulver werden durch Festphasensintern verdichtet. Die Sinterteile zeichnen sich durch ein polygonales Gefüge
der Wolframphase aus. Das Gefüge ist wesentlich feiner als das konventioneller Wolframschwermetalle, die aus den Einzelpulvern
(W, Ni, Fe) durch Mischen, Pressen und Sintern in flüssiger Phase hergestellt wurden. Das polygonale Gefüge
weist jedoch eine hohe Durchgängigkeit der Wolframphase (Kontiguität) auf. Dies bedeutet, dass eine Vielzahl
von Wolfram—Wolfram-Korngrenzen existiert, die die mechanischen
Eigenschaften der gesinterten Wolframschwermetalle verschlechtern können. Eine Verschlechterung der Zugfestigkeit
und Bruchdehnung ist insbesondere dann vorhanden, wenn interstitielle Verunreinigungen wie Sauerstoff, Phosphor,
Schwefel und andere in Wolfram schwerlösliche Bestandteile in der Legierung enthalten sind. Sie scheiden sich auf den
Wolfram-Korngrenzen aus und bewirken die für reines Wolfram
charakteristische Korngrenzen-Versprödung.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Sinterverfahren
anzugeben, mit dem ein Sinterkörper mit hohem Wolframanteil mit feinkörnigem Gefüge (kleiner 10 ,um der
Wolframphase) zu schaffen, das eine geringe Kontiguität der Wolframphase aufweist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss gelöst mit den in den
Ansprüchen angegebenen Verfahrensschritten.
Die erfindungsgemässe Wärmebehandlung in der flüssigen
Phase führt zu einer Abrundung der vorher polygonen Wolframkörner durch Anlösung in der schmelzflüssigen Binderphase,
ohne dass gleichzeitig nennenswertes Kornwachstum
eine
auftritt. Dabei ergibt sich annähernd kugelige Gestalt der Wolframkörner, wodurch die schädliche Durchgängigkeit der Wolframphase verringert wird, da Kugeln untereinander weniger Berührungsfläche aufweisen als Polygone.
auftritt. Dabei ergibt sich annähernd kugelige Gestalt der Wolframkörner, wodurch die schädliche Durchgängigkeit der Wolframphase verringert wird, da Kugeln untereinander weniger Berührungsfläche aufweisen als Polygone.
Damit ist die Verbindung der Vorteile des Festphasensinterns
und des Flüssigphasensinterns möglich, ohne die Nachteile des sonst üblichen Flüssigphasensinterns - das
Kornwachstum — in Kauf nehmen zu müssen. Feinkörnigkeit ist erforderlich wegen der daraus resultierenden Festigkeitssteigerung
(Erhöhung der Streckgrenze nach Hall-Petch-Beziehung G^5 ""^^tÖu wobei OL die mittlere Korngrösse
angibt.
Kornwachstum tritt bei dem erfindungsgemässen Prozess
praktisch nicht auf, da lediglich während sehr kurzer Zeit eine flüssige Phase auftritt. Während der Existenz der
Flüssigphase erfolgt lediglich eine Abrundung der W-Körner aufgrund der hohen Grenzflächenspannung des Wolframs in
: -r- -■ : 34385Λ7
Kontakt mit der flüssigen Binderphase.. Legierungsbildung und Verdichtung des porösen Pressgefüges sind bereits bei
der Pulverherstellung bzw. während des Festphasensinterns erfolgt.
Die Dauer der Wärmebehandlung mit flüssiger Phase beträgt vorteilhaft 2 bis 10 min. Nach dieser Zeit sind die Wolframkörner
weitgehend abgerundet. Da beim Auftreten der flüssigen Phase der Sinterkörper bereits dicht gesintert
ist (Restporosität < 1 %) und eine relativ hohe Durchgängigkeit
der Wolframphase vorliegt, wird die beim üblichen Flüssigphasensintern auftretende Entmischung von Wolfram·*-
und Binderphase nicht erfolgen.
Die im Vergleich zum Flüssigphasensintern kurze Verweilzeit in flüssiger Phase ist ausreichend, um die gewünschte
Gefügeumwandlung zu erzielen. Legierungsbildung und Verdichtung
des porösen Teils sind im Gegensatz zum Flüssigphasensintern zum Zeitpunkt der Gefügeumwandlung bereits
erfolgt.
Während des Festphasensinterns poröser Formteile aus verdichtetem Wolfram^Schwermetallpulver wird zweckmässigerweise
mindestens ein Teil der Sinterung unter strömendem Wasserstoff durchgeführt, um den in den legierten Wolframpulvern
enthaltenen Restsauerstoff zu entfernen. Dabei ist
wichtig, dass im noch offenporigen Zustand des Sinterteils eine weitgehende Entfernung des Sauerstoffs erfolgt. Im
Anschluss an die Sinterung unter Wasserstoffatmosphäre
sollte eine Vakuumglühung zur Entfernung des im Sinterteil gelösten Wasserstoffs erfolgen. Der gelöste Wasserstoff
kann jedoch auch durch Glühung in Schutzgas (z.B. Argon) entfernt werden. Durch die Entfernung des Wasserstoffs werden
die mechanischen Eigenschaften des Sinterteils verbessert.
Die Festphasensinterung kann auch teilweise im Vakuum
durchgeführt werden. Falls sich daran keine weitere Sinterung unter Wasserstoffatmosphäre anschliesst, kann eine
gesonderte Vakuumglüirung zur Entfernung des im Sinterteil gelösten Wasserstoffs entfallen.
Die Wärmebehandlung mit flüssiger Phase kann unmittelbar nach der Festphasensinterung oder erst nach erfolgter
Vakuumglühung erfolgen. Die dabei vorliegende Atmosphäre kann sowohl Wasserstoff als auch Inertgas sein. Die Wärmebehandlung kann jedoch auch im Hochvakuum erfolgen.
Wichtig istf dass die Zeit, während der die flüssige Phase
vorliegt, genau kontrolliert wird. Zu langes Verweilen in flüssiger Phase führt zu unerwünschtem Kornwachstum und
muss daher vermieden werden. Es ist also erforderlich, Aufheizung und Abkühlung im Bereich der Flüssigphase möglichst
rasch durchzuführen.
Falls die Wärmebehandlung in H2-Atmosphäre durchgeführt
wird, muss bei der Abkühlung eine Ausscheidung des gelösten Wasserstoffs im Bereich der Erstarrungstemperatur vermieden
werden, da sie zu Porenbildung führen kann. Zu diesem Zweck sollte die Abkühlgeschwindigkeit in der Nähe der Erstarrungstemperatur nicht mehr als 3 K/min betragen.
Nach Durchlaufen des Erstarrungsbereichs führt eine weitere rasche Abkühlung (ca. 100 K/min) auf Temperaturen unterhalb
von ca. 800° C ebenfalls zu einer weiteren Verbesserung der mechanischen Eigenschaften. Der Grund dafür ist vermutlich
die Verhinderung von Korngrenzensegregation durch störende
Verunreinigungen.
Unterhalb von 800° C verläuft der Segregationsprozess so langsam, dass eine normale Ofenabkühlung (ca. 20 K/min)
ausreicht, um eine Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften zu verhindern.
Durch das erfindungsgemässe Verfahren wird die Zähigkeit
der Sinterteile erhöht. Die Bruchdehnung steigt durch die Gefügeumwandlung ohne wesentliche Abnahme der Festigkeit
z.B. von 15 % auf 40 %.
Festigkeits— und Dehnungseigenschaften der gesinterten
Teile lassen sich in weiten Grenzen durch die Einstellung
der Wolfram-Korngrösse über die Verweilzeit in flüssiger
Phase bei der Gefügeumwandlung verändern.
Steigende Korngrösse durch langer andauernde Wärmebehandlung
in flüssiger Phase führt zu abnehmender Festigkeit bei steigender Bruchdehnung.
Die-Wirkung des erfindungsgemässen Verfahrens wird anhand
zweier Schliffbilder gezeigt.
Fig. 1 zeigt ein festphasengesintertes Werkstück,
Fig. 2 zeigt ein Werkstück, das der erfindungsgemässen Behandlung unterzogen wurde.
Fig. 1 zeigt den metallographischen Schliff eines festphasengesinterten
Wolfram-Schwermetalls mit 90 % Wolframanteil. Man erkennt die polygonale Struktur der Wolframkörner,
die eine erhebliche Kontiguität der Wolframphase erzeugt.
Fig. 2 zeigt ein Schliffbild eines Wolfram-Schwermetalls nach Durchführung einer Wärmebehandlung mit flüssiger Phase.
Die Wolframkörner sind unwesentlich grosser als im festphasengesinterten
Zustand. Durch ihre Abrundung ergibt sich jedoch eine deutlich geringere Kontiguität.
Ein legiertes Wolframschwermetallpulver der Zusammensetzung
90 % W, 6 % Ni, 2 % Co, 2 % Fe wird mit einem Druck von 300 N/mm verdichtet. Der Pressling wird in strömendem
Wasserstoff bei 1.300° C 5 Stunden lang gesintert und danach im Vakuum von 10^ mbar bei 1.050° C 6 Stunden lang
entgast. Anschliessend wird das gesinterte Teil im Vakuum
bei 1,470° C 5 Minuten wärmebehandelt und danach rasch ab-
gekühlt. Die Zugfestigkeit der Probe beträgt 1.150 N/mm
bei einer Bruchdehnung von 30 %.
Ein Wolframschwermetallpulver wie in Beispiel 1 wird mit
einem Druck von 300 N/mm verdichtet. Der Pressling wird
in strömendem Wasserstoff bei 900° C 10 Stunden lang vorgesintert und danach im Vakuum bei 1360° C 20 Stunden lang
fertiggesintert. Anschliessend wird eine Wärmebehandlung des gesinterten Teils im Vakuum bei 1470° C 10 min durch-
geführt. Die Zugfestigkeit der Probe beträgt 1100 N/mm bei einer Bruchdehnung von 40 %.
15. Okt. 1984
Ka/Ht.
Ka/Ht.
Claims (1)
- DORNIER SYSTEM GMBH
FriedrichshafenReg. S 494Patentansprüche3. Sinterverfahren für vorlegierte Wolframpulver mit hohem Wolframanteil, wobei ein poröses Formteil aus verdichtetem Pulver in fester Phase gesintert wird, dadurch gekennzeichnet f dass sich eine kurze Wärmebehandlung mit flüssiger Phase anschliesst.2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Dauer der Wärmebehandlung mit flüssiger Phase 2 bis 10 min beträgt.3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in strömendem Wasserstoff gesintert wird und die Wärmebehandlung im Hochvakuum (^ 10 mbar) erfolgt.4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung mit flüssiger Phase begonnen wird, wenn der Presslingdurch die vorausgegangene Festphasensinterung auf weniger als 1 % Porosität kompaktiert ist.5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Wärmebehandlung durch Halten auf Sintertemperatur im Hochvakuum bei einem Druck unterhalb von 10 mbar entgast wird.6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass am Ende rasch abgekühlt wird,7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Legierung aus 90 bis 97% W, Rest Ni:Fe:Co im Gewichtsverhältnis 3:1:1, 5 h. in strömendem Wasserstoff bei 1300° C gesintert, bei 1300° C im Hochvakuum (^r1O~ mbar) 0,5 h lang entgast, bei 1470° C im Hochvakuum für 5 min einer Wärmebehandlung unterzogen und schIiesslieh rasch auf Raumtemperatur abgekühlt wird.8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung mit flüssiger Phase so lange durchgeführt wird, bis alle W-Körner abgerundet sind.15. Okt. 1984
Ka/Ht.
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