DE3236454C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Dini
trilen und insbesondere ein verbessertes Verfahren zur Hydro
cyanierung von 3- und/oder 4-Pentennitrilen in Gegenwart eines
nullwertigen Nickelkatalysators unter Bildung von Adiponi
tril.
Die US-PS 34 96 218 beschreibt allgemein ein Verfahren zur
Herstellung von Dinitrilen, insbesondere von Adiponitril,
durch Hydrocyanierung an äthylenisch ungesättigten organi
schen Verbindungen, wie 3- und/oder 4-Pentennitrilen, unter
Verwendung von bestimmten Nickelkomplexen als Katalysatoren.
Diese Katalysatoren werden durch Organoboranverbindungen, wie
Triphenylboran, aktiviert. Es wird ein breiter Bereich von
Reaktionsbedingungen sowie von relativen Mengen und Arten von
Reaktionsteilnehmern beschrieben. Weitere geeignete Aktiva
toren sind in der US-PS 34 96 217 beschrieben.
Aus der US-PS 37 66 237 geht eine besonders wertvolle Form
von nullwertigen Nickelkatalysatoren hervor. Dort ist die
Verwendung eines Überschusses an Triarylphosphit-Liganden
bei der Hydrocyanierung zusammen mit einem Zusatz von be
stimmten Äthern beschrieben, um die Ausbeute zu verbessern
und die Menge an Produkt, die pro Menge an verbrauchtem Kata
lysator hergestellt werden kann, zu erhöhen.
Die US-PS 40 82 811 beschreibt ein Hydrocyanierungsverfahren,
das mit einem Verfahren zur Rückgewinnung des Katalysators
gekoppelt ist.
Erfindungsgemäß wird ein verbessertes Verfahren zur Herstel
lung von Dinitrilen, wie Adiponitril, zur Verfügung gestellt,
bei dem ungesättigte Nitrile, wie 3- und/oder 4-Pentennitrile
in Gegenwart eines nullwertigen, Nickel enthaltenden Kataly
sators, der beispielsweise mit einem Arylboran, wie Triphenyl
boran, aktiviert ist, in einer primären Reaktionszone unter
milden Reaktionsbedingungen, die sich dadurch bemerkbar machen,
daß das ausströmende Produkt von der primären Zone mindestens
1000 und im allgemeinen mindestens 2500 ppm nicht umgesetzten
Cyanwasserstoff enthalten, hydrocyaniert werden. Das erfindungs
gemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man das
ausströmende Produkt durch eine sekundäre Zone leitet, ohne
weiteren Cyanwasserstoff zuzusetzen, und dabei die Tempera
tur des ausströmenden Produkts im Bereich von etwa 45 bis 85°C
und vorzugsweise von 50 bis 75°C hält, wobei das Volumen der
sekundären Zone ausreicht, den Cyanwasserstoffgehalt in dem
aus dieser Zone ausströmenden Produkt auf unter etwa 400 ppm
zu verringern, was bei einer Verweilzeit im Bereich von etwa
5 Minuten bis 2 Stunden erreicht werden kann.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird in die sekun
däre Zone kein Katalysator oder Aktivator (Promoter) einge
leitet.
Für die Hydrocyanierungsreaktion können beliebige nicht-konju
gierte, äthylenisch ungesättigte, organische Nitrile mit 4 bis
20 Kohlenstoffatomen verwendet werden. Von besonderem Inte
resse ist jedoch die Hydrocyanierung von Pentennitrilen, wie
cis- und trans-3-Pentennitril (3PN), 4-Pentennitril (4PN) und
Gemische davon (3,4-PN) unter Bildung von Adiponitril (ADN),
einem Zwischenprodukt zur Herstellung von Hexamethylendiamin,
welches wiederum zur Herstellung von Polyhexamethylenadipamid,
einem wertvollen industriellen Polyamid zur Herstellung von
Fasern, Filmen und Formkörpern, verwendet wird.
Die Herstellung eines nullwertigen Nickelkatalysators (Ni(O)),
der für das erfindungsgemäße Verfahren geeignet ist, ist in
der US-PS 39 03 120 beschrieben. Besonders geeignet ist ein
Katalysator der allgemeinen Formel NiL₄, wobei L einen neu
tralen Liganden, wie Triarylphosphit der Formel P (OAr)₃, in
der Ar einen Arylrest mit bis zu 18 Kohlenstoffatomen darstellt,
bedeutet. Beispiele für entsprechende Arylreste sind Methoxy
phenyl, Tolyl, Xylyl und Phenyl. Bevorzugte Arylreste sind
m- und p-Tolyl und Gemische davon. Der Ligand kann im Über
schuß verwendet werden.
Bevorzugte Aktivatoren, die zusammen mit dem vorbeschriebenen
Katalysator verwendet werden, sind Triarylborane unter Ein
schluß von Verbindungen der Formel BR₃, wobei R einen ge
gebenenfalls substituierten Arylrest mit 6 bis 12 Kohlenstoff
atomen bedeutet, wie Phenyl, o-Tolyl, p-Tolyl, Naphthyl,
Methoxyphenyl, Biphenyl, Chlorphenyl und Bromphenyl. Triphenyl
boran (TPB) wird bevorzugt.
Die Konstruktion der primären Reaktionszone, d. h. der Zone, in
der der Cyanwasserstoff an die anderen Reaktanten addiert wird,
ist für das erfindungsgemäße Verfahren nicht kritisch. Vor
zugsweise umfaßt die primäre Zone eine Mehrzahl von in Reihe
angeordneten Abschnitten, wobei das Produkt von einem Abschnitt
kontinuierlich in den nächsten Abschnitt geleitet wird und
Cyanwasserstoff in jedem Abschnitt zugesetzt wird.
Vorzugsweise wird die Hydrocyanierung unter milden Bedingungen
durchgeführt, d. h. bei niedrigen Temperaturen, beispielsweise
etwa 45°C, um den Ausbeuteverlust möglichst gering zu halten
und eine möglichst gute Ausnutzung an Katalysator und Akti
vator zu erreichen. Unter diesen milden Bedingungen wird ein
beträchtlicher Anteil an Cyanwasserstoff nicht umgesetzt, was
dazu führt, daß man ein aus der primären Reaktionszone aus
strömendes Produkt erhält, das mindestens 1000 und im allge
meinen mehr als 2500 ppm Cyanwasserstoff enthält. Die Ober
grenze für nicht umgesetzten Cyanwasserstoff im Produkt aus
der primären Reaktion wird durch die Bedingung festgelegt,
daß die Umsetzung den stationären Zustand erreichen soll, bei
dem die Konzentration an Cyanwasserstoff im ausströmenden
Produkt bei Erzielung einer signifikanten Umsetzung konstant
ist. Die zulässige Obergrenze kann von System zu System vari
ieren. Wird diese Obergrenze überschritten, so ergibt
sich eine ansteigende Konzentration an Cyanwasserstoff im
ausströmenden Produkt und demzufolge ein Reaktionsverlust.
Der im Produkt der primären Reaktionszone enthaltene nicht
umgesetzte Cyanwasserstoff kann aus wirtschaftlichen und ver
fahrenstechnischen Gesichtspunkten einen Nachteil darstellen.
Wird die Temperatur des fluiden Produkts so weit erhöht, wie
es zur Abtrennung der verschiedenen Komponenten durch Destil
lation erforderlich ist, so reagiert der Cyanwasserstoff mit
restlichem 3,4-PN bei der wesentlich erhöhten Temperatur mit
geringeren Ausbeuten, so daß die Gesamtausbeute absinkt.
Nicht umgesetztes HCN verursacht auch Schwierigkeiten in der
Raffiniereinrichtung, indem es beispielsweise die Vakuum
düsen einer übermäßigen Belastung aussetzt und ferner auf
grund der Polymerisation von HCN zur Feststoffbildung in der
Einrichtung führt.
Wird die Temperatur in der primären Reaktionszone erhöht, um
mehr HCN umzusetzen und dabei den Gehalt an HCN im Produkt zu
senken, so nimmt die Gesamtausbeute ab. Wird versucht, den
Cyanwasserstoffgehalt durch Erhöhung der Aktivität und/oder
der Menge von Katalysator oder Aktivator zu verringern, so
steigen die Kosten für Katalysator und Aktivator und/oder
für deren Rückgewinnung.
Es wurde festgestellt, daß durch Zurückhalten des aus der
ersten Reaktionszone ausströmenden Produkts in einer zweiten
Zone, in der die Temperatur kontrolliert werden kann und
in der dem ausströmenden Produkt kein HCN zugesetzt wird,
der Anteil an nicht umgesetztem HCN bei einer Temperatur,
bei der keine schweren Ausbeuteeinbußen eintreten, verringert
werden kann, d. h. daß im Vergleich zu dem Fall, in dem der
Strom auf eine zur Abtrennung der Bestandteile notwendige
Temperatur erhitzt wird, eine bessere Gesamtausbeute erzielt
wird. Dieser Vorteil wird erreicht, ohne daß man den Anteil
und/oder die Aktivität von Katalysator und Aktivator in der
primären Reaktionszone erhöht. Erfindungsgemäß wird auch der
restliche Katalysator im ausströmenden Produkt ausgenutzt.
Das Ausmaß der Verringerung des Anteils an Cyanwasserstoff
kann ausreichen, um die anderen vorstehend erläuterten Schwie
rigkeiten möglichst gering zu halten. Somit erlaubt das er
findungsgemäße Verfahren eine Durchführung der primären Hydro
cyanierung bei den gewünschten Bedingungen, wobei die bei
diesen Bedingungen eintretenden Nachteile möglichst gering
gehalten werden.
Die Konstruktion der zweiten Zone ist nicht kritisch, bei
spielsweise kann es sich um einen kontinuierlich gerührten
Tankreaktor, einen Reaktor mit idealer Strömung oder um eine
Kombination davon handeln, wobei diese Reaktoren mit geeig
neten Vorrichtungen zur Temperaturkontrolle ausgerüstet sind.
Weitere Konstruktionsarten sind dem Fachmann geläufig.
Die Temperatur in der sekundären Zone liegt im Bereich von 45
bis 85°C. Vorzugsweise ist die Temperatur mindestens
10° höher als in der primären Zone und liegt im Bereich von
50 bis 75°C. Dem Fachmann ist es klar, daß die für eine
wesentliche Verringerung des Cyanwasserstoffgehalts erforder
liche Größe der zweiten Zone in umgekehrtem Verhältnis zur
darin aufrecht erhaltenen Temperatur steht.
Das Beispiel und das Vergleichsbeispiel erläutern die Erfin
dung. Sie sind auf die
Hydrocyanierung von 3-PN und/oder 4-PN unter Bildung von ADN
und unter Verwendung eines Ni(O)-Katalysators mit einem Ge
halt an einem gemischten m,p-Tritolylphosphit-Liganden (TTP)
und unter Verwendung von Triphenylboran (TPB) als Aktivator
gerichtet. Selbstverständlich können auch andere Typen von
Nitrilen und Katalysatoren verwendet werden. Sofern nichts
anderes angegeben ist, beziehen sich Teil- und Prozentan
gaben auf das Gewicht.
Ein Ni(O)-Katalysator wird hergestellt, indem man Nickelme
tallpulver und m,p-Tritolylphosphit in Gegenwart von Phosphor
trichlorid als Katalysator und 3,4-PN als Lösungsmittel ge
mäß US-PS 39 03 120 umsetzt. Diese Katalysatorlösung wird
mit einer 17,5-prozentigen Lösung von Triphenylboran in rekti
fiziertem 3,4-PN in einem 500-ml-Glasgefäß, das mit einem
luftgetriebenen Turbinenmischer zur Bereitstellung des Ein
speisungsgemisches in die primäre Hydrocyanierungszone ausge
rüstet ist, vermischt.
Die primäre Hydrocyanierungszone besteht aus 29-Liter-Glas
reaktoren, die mit Prallplatten versehen sind und mit durch
Druckluftmotoren betriebenen Rührwerken mit flachen Blättern
gerührt werden. Das aus dem ersten Reaktor ausströmende Pro
dukt läuft in den zweiten Reaktor über. Die Cyanwasserstoff
verminderungszone oder sekundäre Zone besteht aus einem 650 ml
fassenden Glasreaktor, der mit Prallplatten versehen ist und
mechanisch gerührt wird. Gemäß dem Beispiel nimmt dieser
Reaktor als Beschickung den Überlauf aus dem
zweiten Reaktor der primären Zone auf. Einzelne Proportional
temperaturregler regeln den Heißwasserstrom durch die im
Innern der einzelnen Reaktoren befindlichen Heizschlangen.
In sämtlichen Gefäßen wird auf Luftausschluß geachtet.
Das System wird in Gang gebracht, indem man den ersten Reaktor
in der primären Zone mit dem Beschickungsgemisch, dem Überlauf
aus dem Mischgefäß, füllt. Wenn der erste Reaktor voll ist,
wird die Temperatur des Inhalts auf 41°C erhöht. Nach Stabili
sierung der Temperatur wird ein inhibitorfreier, flüssiger
HCN-Strom in den ersten Reaktor geleitet. Das HCN wird in
einem auf -5 bis -10°C gehaltenen Vorratsbehälter aufbewahrt,
um eine Polymerisation zu verhindern. HCN wird in beide Reak
toren in der primären Zone eingeleitet, wobei eine Kolben
pumpe mit variabler Hublänge verwendet wird. Die Zugabe er
folgt in der Nähe der Rührwerkblätter des Gefäßes durch ein
Tauchrohr. Wenn der zweite Reaktor mit dem Überlauf vom ersten
Reaktor gefüllt ist, wird sein Inhalt auf 48°C erwärmt. So
bald sich die Temperatur des zweiten Reaktors stabilisiert
hat, wird HCN eingeleitet, wozu eine eigene Kolbenpumpe mit
variabler Hublänge verwendet wird. Sobald der Reaktor mit der
HCN-Reduktionszone mit dem Überlauf vom zweiten primären Re
aktor gefüllt ist, wird die Temperatur seines Inhalts auf 65°C
erhöht. Die Temperatur des zweiten Reaktors und der HCN-
Reduktionszone werden stufenweise variiert, so daß in den
ausströmenden Produkten aus diesen Reaktoren (primär und
sekundär) Konzentrationen an nicht umgesetztem HCN von 4500 ppm
bzw. 400 ppm erreicht werden. Nicht umgesetztes HCN wird
durch IR-Spektroskopie bestimmt. Eine stationäre Betriebs
weise ist bei den in der Tabelle angegebenen Bedingungen nach
32 Stunden erreicht. Während der folgenden 18 Stunden werden
alle 3 Stunden Proben aus dem Beschickungsmischgefäß, dem
zweiten primären Reaktor und der HCN-Reduktionszone (sekundär)
entnommen. Diese Proben werden auf ihren Gehalt an PN, DN, TTP
und Ni(O) analysiert. Die durchschnittlichen Ergebnisse sind
in der Tabelle angegeben.
Beim Vergleichsbeispiel, dessen Durchführung unmittelbar nach
dem Beispiel erfolgt, werden in bezug auf die Bedingungen oder
Beschickung des ersten Reaktors keine Veränderungen vorge
nommen. Die Temperatur des zweiten Gefäßes wird stufenweise
erhöht, bis ein stationärer Zustand der Konzentration an
nicht umgesetztem HCN von 400 ppm im von diesem Gefäß aus
strömenden Produkt erreicht ist. Etwa 12 Stunden sind er
forderlich, um diesen stationären Zustand zu erreichen. Inner
halb der nächsten 16 Stunden werden in Abständen von 4 Stunden
Proben aus dem zweiten primären Reaktor und dem Beschickungs
mischgefäß entnommen. Diese Proben werden in bezug auf PN,
DN, TTP und Ni(O) analysiert. Die durchschnittlichen Ergeb
nisse sind in der Tabelle angegeben.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung von Dinitrilen durch Addition
von Cyanwasserstoff an nicht-konjugierte, ungesättigte
Nitrile in Gegenwart eines aktivierten, nullwertigen
Nickelkatalysators in einer primären Reaktionszone unter
milden Hydrocyanierungsbedingungen unter Bildung eines
aus der primären Zone ausströmenden Produkts mit einem
Gehalt an mindestens 1000 ppm nicht umgesetztem Cyan
wasserstoff, dadurch gekennzeichnet, daß man das aus
strömende Produkt durch eine sekundäre Zone leitet, ohne
weiteren Cyanwasserstoff zuzusetzen, und dabei die Tem
peratur des ausströmenden Produkts im Bereich von etwa
45 bis 85°C hält, wobei das Volumen der sekundären Zone
ausreicht, eine Verweilzeit des ausströmenden Produkts
von etwa 5 Minuten bis 2 Stunden zu gewährleisten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
ausströmende Produkt in der primären Zone bei einer Tem
peratur im Bereich von 50 bis 75°C gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
ausströmende Produkt in der sekundären Zone nicht mit Kata
lysator oder Aktivator (Promoter) versetzt wird.
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