DE3232036A1 - Pharmazeutisches mittel - Google Patents
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Description
_ 2 —
Beschreibung
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die sich
darin äußert, daß das Körpergewebe Kohlenhydrate nicht mehr im normalen Ausmaß oxidieren kann. Sein wichtigster
Faktor ist ein Mangel an Insulin. Seit etwa 60 Jahren werden Diabetiker durch Verabreichung bestimmter Mengen an
Insulin behandelt. Das hierzu benötigte Insulin wird aus der Bauchspeicheldrüse von Tieren isoliert, und zwar im
allgemeinen von Rindern oder Schweinen. Sowohl Rinderinsulin als auch Schweineinsulin unterscheiden sich in ihrer
Struktur vom Insulin, das von der Bauchspeicheldrüse des Menschen gebildet wird. Seit kurzem läßt sich durch
Rekombinations-DNA-Methodologie auch Insulin erzeugen, das mit dem von der Bauchspeicheldrüse des Menschen gebildeten
Insulin identisch ist. Die Verwendung eines solchen Insulins ermöglicht dem Diabetiker eine engere Nachahmung
des natürlichen Systems als unter Einsatz der anderen Insuline.
Unabhängig davon ist seit langem bekannt, daß eine Verabreichung von Insulin an einen Diabetiker allein nicht ausreicht,
um den normalen Stoffwechselzustand wieder herzustellen und/oder.aufrechtzuerhalten. Insulin beeinflußt
zwar eindeutig den Metabolismus von Kohlenhydraten, doch sind rtiit Diabetes mellitus weitere Störungen verbunden,
die großteils oder überhaupt insgesamt von der Struktur und Funktion der'Blutgefäße abhängen. Die zu diesen Störungen
führenden Mängel lassen sich nur selten durch herkömmliche Behandlung mit Insulin vollständig korrigieren.
Die in Verbindung mit Diabetes auftretenden Gefäßabnormitäten
werden häufig als Komplikationen von Diabetes bezeichnet. Sie bestehen im allgemeinen in mikroangiopathischen
Veränderungen, die zu Schädigungen der Retina und der Niere führen, Neuropathie ist eine weitere Diabeteskomplikation,
di^ mit den beobachteten mikroangiopathi-
τ
sehen Veränderungen direkt oder j ndirek.t in Beziehung stehen
kann oder auch nicht. Zu Beispielen für spezifische Erscheinungsformen von Diabeteskomplikationen gehören (1)
Augenerkrankungen unter Einschluß von Retinopathie, KataraktbiIdung,
Glaukom und extraooularen Muskellähmungen,
(2) Munderkrankungen unter Einschluß von Zahnfleischentzündungen,
erhöhtem Zahnkariesbefall, periodontaler Erkrankungen
und erhöhter Resorption des Alveolarknochens,
(3) motorische, sensorische und autonome Neuropathie, (4) Erkrankung großer Blutgefäße, (5) Mikroangiopathie,
(6) Erkrankungen der Haut unter Einschluß von Xanthoma diabeticorum, Necrobiosis lipoidica diabeticorum, Furunkulose,
Mykosen und Haut jucken, (7) Erkrankungen der Nieren unter Einschluß diabetischer Glcmerulosklerose, arteriolarer
Nephrosklerose und Pyelonephritis Und (8) Probleme während der Schwangerschaft unter Einschluß der Zunahme
der Bildung zu großer Kinder, der Totgeburten, der Fehlgeburten, des Neugeborenensterbens und der angeborenen Defekte.
; Manche und möglicherweise sogar ύϊlie diabetischen Komplikationen
sind eine Folge des Fehlenä von Insulin allein, so daß der Körper sein natürliches hormonelles Gleichgewicht
nicht mehr bilden kann.
Aufgabe der Erfindung ist nun die Bereitstellung eines pharmazeutischen Mittels, durch das sich die natürliche
hormonale Homöostase in einem diabetischen Zustand besser angenähert erreichen und aufrechterhalten läßt als durch
Verabreichung von Insulin.
Diese Aufgabe wird nun erfindungsgemäß gelöst durch ein
pharmazeutisches Mittel aus einem pharmazeutisch unbedenklichen Träger und einem Wirkstoff, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß es als Wirkstoff Human-Proinsulin enthält.
Die Verabreichung von Human-Proinsulin unter Verwendung
eines erfindungsgemäßen Mittels ergibt eine natürliche
Verwertung von Glucose und eine bessere Steuerung des Blutzuckers, so daß die oben beschriebenen nachteiligen
Diabeteskomplikationen gemildert werden.
Human-Proinsulin ist über eine Reihe verschiedener Wege
zugänglich, beispielsweise durch organische Synthese, Isolierung aus der Bauchspeicheldrüse von Menschen und seit
neuem auch durch Rekombinations-DNA-Methodologie.
Die Herstellung von Proinsulin unter Anwendung der Rekombinations-DNA-Methodologie
erfordert die Bildung einer Sequenz einer DNA-Codierung für die Aminosäuresequenz von
Human-Proinsulin, was sich entweder durch Isolierung, Konstruktion
oder eine Kombination aus beidem erreichen läßt. Die Human-Proinsuiin-DNA wird dann in Lesephase in einen
geeigneten Clonierungs- und Expressionsträger eingesetzt. Der Träger dient zur Transformierung eines geeigneten Mikroorganismus,
ruiy3 der hierbei erhaltene transformierte
Mikroorganismus wird dann Fermentationsbedingungen unterzogen, die (a,) »zi^'r Bildung weiterer Kopien des proinsulingenhaltigen
Vektors und (b) zur Expression von Proinsulin
•v ,,
oder einem Proit|£|ulinvorläufer führen.
oder einem Proit|£|ulinvorläufer führen.
Handelt es sich beim Expressionsprodukt um einen Proinsulinvorläufer,
dann enthält ein solches Produkt im allgemeinen die Human-Proinsulinaminosäuresequenz, die an ihrer
endständigen Aminogruppe an ein Bruchstück eines Proteins gebunden ist, das normalerweise bei der Gensequenz
ausgedrückt wird, bei welcher das Proinsulin eingesetzt worden ist. Die Proinsulinaminosäuresequenz ist an das
Proteinbruchstück über eine spezifisch spaltbare Stelle gebunden, bei der es sich normalerweise um Methionin handelt.
Dieses Produkt wird gewöhnlich als verschmolzenes ,Genprodukt bezeichnet.
Die erhaltene Proinsulinaminosäuresequenz wird vom verschmolzenen Genprodukt mittels Cyanogenbromid abgespalten,
worauf man die Cysteinsulfhydrylieöte der Proinsulinaminosäuresequenz
durch übliche Umwandlung in die entsprechenden S-Sulfonate stabilisiert.'
Das erhaltene Proinsulin-S-sulfonat wird dann gereinigt,
und im Anschluß daran überführt man das gereinigte Proinsulin-S-sulf onat in Proinsulin, iitdem man die drei erforderlichen
Disulfidbindungen an der! geeigneten Stellen bildet.
Hierauf wird das so gewonnene Proinsulin einer Reinigung unterzögen. '
Das erf indungsg.emäße Mittel zeichnet sich, wie bereits erwähnt,
vor allem dadurch aus, daß sich mit ihm;eine natürliche hormonale Homöostase besser erreichen läßt, so daß
hierdurch die bekannten Komplikationen von Diabetes unterbunden, wesentlich vermindert, oder verzögert werden
können. Bestimmten Diabetikern läßt sich Insulin durch subkutane Injektion nicht wirksam verabreichen, da an der
Injektionsstelle Proteasen zugegen sind,die das Insulin rasch zerstören, bevor es vom Blutstrom absorbiert und
an die Empfängerstellen transportiert werden kann. Diesen Diabetikern muß Insulin durch intravenöse Injektion gegeben
werden, wenn sie überhaupt mit Insulin behandelt werden können. Die hierzu erforderlichen wiederholten intravenösen
Injektionen sind infolge der damit verbundenen Schädigung der Venen des Empfängers und der hierdurch verursachten
Infektionen unerwünscht^ Überraschenderweise wurde demgegenüber nun gefunden, daß Human-Proinsulin von
diesen Insulin abbauenden Proteasen nicht abgebaut wird, so daß sich dieses durch subkutane Injektion verabreichen
läßt. Seine Stabilität und die hierdurch bedingte gute Verfügbarkeit tragen zur Erzielung einer natürlichen hormonalen
Homöostase bei.
Neuere Untersuchungen (Diabetes 31, Suppl. 2, 126A (1982))
haben ferner zu der Erkenntnis geführt, daß Human-Proinsulin in Zielgewebe, beispielsweise in Fettzellen, eingebaut
wird. Seine besondere intrazelluläre Wirkung auf mo-
lekularem Maßstab ist zwar bis jetzt noch unbekannt, doch
wird hierdurch die Erkenntnis weiter gestützt, daß Human-Proinsulin eine aktive Rolle bei der Erzielung einer natürlichen
hormonalen Homöostase spielt und hierfür notwendig ist.
In Diabetes 31, Suppl. 2, 135A (1982) werden Untersuchungen
beschrieben, die zeigen, daß die Human-Insulinrezeptorbindung
durch die Anwesenheit von Human-Proinsulin verbessert
wird. Auch durch diese Ergebnisse wird die Erkenntnis wiederum weiter gestützt, daß die Verfügbarkeit
und Anwesenheit von Human-Proinsulin zu einer Verbesserung oder Wiederherstellung der natürlichen hormonalen Homöostase
führt.
Die zur Aufrechterhaltung einer natürlichen hormonalen Homöostase oder zur Erzielung eines Zustands, der der
natürlichen hormonalen Homöostase beim Diabetiker stärker angenähert ist, erforderliche Menge an erfindungsgemäßem
Mittel ist natürlich abhängig von der Schwere des diabetischen Zustands. Die zu verabreichende Menge hängt auch
vom jeweiligen Verabreichungsweg ab. Letztendlich ist die Menge an zu verabreichendem Mittel und die Häufigkeit einer
solchen Verabreichung der Entscheidung des jeweiligen Arztes überlassen. Da 1 mg Human-Proinsulin eine Aktivität
von etwa 3,5 Einheiten Human-Insulin ergibt, wird im allgemeinen
ein Dosierungsbereich an Human-Proinsulin gewählt, der für etwa 0,02 bis etwa 5 Einheiten an Human-Insulin
pro kg Körpergewicht und pro Tag sorgt und der vorzugsweise etwa 0,1 bis etwa 1 Einheit an Human-Insulin
pro kg Körpergewicht und pro Tag ergibt.
Das erfindungsgemäße Mittel wird parenteral verabreicht,
beispielsweise subkutan, intramuskulär oder intravenös.
Das Mittel enthält den Wirkstoff, nämlich Human-Proinsulin, zusammen mit einem pharmazeutisch unbedenklichen
Träger hierfür und gegebenenfalls auch noch zusammen mit anderen therapeutischen Bestandteilen. Die Gesamtmenge an
im erfindungsgemäßen Mittel vorhandenem Wirkstoff macht
etwa 99,99 bis etwa 0,01 Gew.-% aus. Der vorhandene Träger muß mit den anderen Bestandteilen des Mittels verträglich
sein und darf natürlich auch zu keiner Beeinträchtigung des Patienten führen.
Erfindungsgemäße Mittel, die sich für die parenterale
Verabreichung eignen, sind am besten sterile wäßrige Lösungen und/oder Suspensionen der pharmazeutisch wirksamen
Bestandteile, und diese Lösungen oder Suspensionen sind vorzugsweise mit dem Blut des Empfängers isotonisch gemacht,
was sich im allgemeinen unter Verwendung von Natriumchlorid, Glycerin, Glucose, Mannit, Sorbit und ähnlichen
bekannten Mitteln erreichen läßt. Zusätzlich können die Mittel auch noch irgendeine Anzahl von Hilfsstoffen
enthalten, wie Puffer, Konservierungsmittel, Dispergierungsmittel, Mittel zur Förderung eines raschen Wirkungsbeginns,
Mittel zur Förderung einer verlängerten Wirkungsdauer oder andere bekannte Mittel. Typische Konservierungsmittel
sind beispielsweise Phenol, m-Kresol oder Methyl-p-hydroxybenzoat. Beispiele für typische Puffer
sind Natriumphosphat, Natriumacetat oder Natriumcitrat.
Ferner können auch entsprechende Mittel zur geeigneten Einstellung des pH-Werts vorhanden sein, beispielsweise
Säuren, wie Chlorwasserstoffsäure, oder Basen, wie Natriumhydroxid.
Der pH-Wert entsprechender wäßriger Mittel liegt im allgemeinen zwischen etwa 2 und 8, vorzugsweise
etwa 6,8 und 8,0.
Andere geeignete Zusätze sind beispielsweise zweiwertige
Zinkionen, die,falls überhaupt vorhanden, im allgemeinen in einer Menge von etwa 0,1 bis 3 mg/100 Einheiten Human-Proinsulin
anwesend sind, oder Protaminsalze, beispielsweise in Form des Sulfats, die, falls überhaupt, im allgemeinen
in einer Menge von etwa 0,5 bis 20 mg/100 Einheiten Human-Proinsulin vorliegen.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Beispielen weiter erläutert.
Beispiel 1
5
5
Formulierung von neutralem regulärem Human-Proinsulin
(40 Einheiten Human-Proinsulin pro ml)
Zur Herstellung von 10 ml dieser Formulierung vermischt man
Human-Proinsulin (3,5 E/mg) 114 mg (400 E)
Phenol, destilliert 20 mg
Glycerin 160 mg
Wasser und entweder 10 %-ige Chlorwasserstoffsäure oder
ίο %-iges Natriumhydroxid in solcher Menge miteinander,
daß sich eine Zusammensetzung mit einem Volumen von 10 ml und einem End-pH-Wert von 7,0 bis 7,8 ergibt.
Beispiel 2
20
20
Formulierung von Protamin und Human-Zinkproinsulin (40
Einheiten Human-Proinsulin pro ml)
Zur Herstellung von 10 ml dieser Formulierung vermischt man
Human-Proinsulin (3,5 E/mg) 114 mg (400 E)
Phenol, destilliert 25 mg
Zinkoxid 0,95 bis 3,8 mg
Glycerin 160 mg
Protaminsulfat 32 bis 64 mg
Natriumphosphat, Kristalle 38 mg
Wasser und entweder 10 %-ige Chlorwasserstoffsäure oder
10 %-iges Natriumhydroxid in solcher Menge miteinander, daß sich eine Zusammensetzung mit einem Volumen von 10 ml
° und einem End-pH-Wert von 7,1 bis 7,4 ergibt.
Formulierung aus Isophanprotamin unä Hurttan-Proinsulin
(40 Einheiten Human-Proinsulin pro ftil}
Zur Herstellung von 10 ml dieser Formulierung vermischt
man
Human-Proinsulin, (3,5 E/mg) 114 mg (400 E)
m-Kresol, destilliert 16 mg
Phenol, destilliert 6,5 mg
Glycerin 1.60 mg
Protamin.sulfat 9,6 bis 19,2 mg
Natriumphosphat, Kristalle > 38 mg Wasser und entweder 10 %-ige Chlorwasserstoffsäure oder
10 %-iges Natriumhydroxid in solcher Menge miteinander,
daß sich eine Zusammensetzung mit Einern Volumen von 10 ml und einem End-pH-Wert von 7,1 bis 7,4 ergibt.
Beispiel4
20
20
Formulierung aus Zink-Humanproinsulin (40 Einheiten Human-Proinsulin
pro ml) \
Zur Herstellung von 10 ml dieser Formulierung vermischt man
Human-Proinsulin (3,5 E/mg) 114 mg (400 E)
Natriumacetat, wasserfrei 16 mg
Natriumchlorid, Granulat 70 mg
Methyl-p-hydroxybenzoat 10 mg
Zinkoxid 1 bis 8 mg
Wasser und entweder 10 %-ige Chlorwasserstoffsäure oder
10 %-iges Natriumhydroxid in solcher Menge miteinander, daß sich eine Zusammensetzung mit einem Volumen von 10 ml
und einem End-pH-Wert von 7,2 bis 7,5 ergibt.
Claims (3)
1. Pharmazeutisches Mittel aus einem pharmazeutisch unbedenklichen
Träger und einem Wirkstoff, dadurch gekennzeichnet , daß,es als Wirkstoff Human-Proinsulin
enthält.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es zweiwertige Zinkionen
enthält.
3. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet
, daß es Protaminsalz enthält.
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