DE3209098C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kulti
vierung verankerungsabhängiger Zellen, d. h. vonZel
len, die normalerweise in Form von einer oder mehre
ren Schichten auf einem Substrat kultiviert werden
müssen und in Suspension nicht wachsen.
Aufgrund der Fortschritte in der Zellbiologie
wurde nachgewiesen, daß verankerungsabhängige Zel
len verschiedener höherer Organismen zur Erzeugung
kleiner Mengen von Substanzen in der Lage sind, de
ren signifikante Brauchbarkeit zur Behandlung von Er
krankungen zu unterstellen bzw. nachgewiesen ist, bei
spielsweise Interferone. Derartige Zellen eignen sich
ferner auch für Forschungszwecke.
Bei derartigen Zellkulturen besteht die grund
sätzliche Gefahr einer bakteriellen oder anderweiti
gen Kontamination. In den meisten Fällen sind ferner
die Mengen der von den Zellkulturen erzeugten ange
strebten Substanzen nur sehr klein. Da zudem ver
ankerungsabhängige Zellen im Gegensatz zu Suspensions
kulturen nicht unter Auffüllung eines Volumens kulti
viert werden können, gibt es gegenwärtig kein prak
tisch geeignetes Verfahren zur Kultivierung einer
großen Anzahl von Zellen, wie sie zur Herstellung
nennenswerter Mengen von durch die Zellen erzeugten
angestrebten Substanzen erforderlich sind.
Gegenwärtig müssen verankerungsabhängige Zellen,
wie etwa normale Fibroblasten und bestimmte Viren
und Epithelzellen, auf einem Substrat kultiviert wer
den. Kunststoffolien und -platten sind als substrate
für derartige Zwecke im Handel erhältlich. Einige
Arten von verankerungsabhängigen Zellen vermehren
sich, bis die Platte mit einer Monoschicht von Zel
len bedeckt ist, und stellen dann die Vermehrung
ein. Andere Zellen vermehren sich wiederum weiter
unter Bildung von einer oder mehreren zusätzlichen
Schichten auf der ersten Zellschicht.
Erfindungsgemäß (vgl. auch den Anspruch 1) wird eine Impfkultur von ver
ankerungsabhängigen Zellen in einer Vielzahl von
Mikrokapseln mit semipermeablen Membranen einge
kapselt. Die Herstellung der Membranen wird dabei
so kontrolliert, daß sie eine gewählte Obergrenze
der Permeabilität besitzen, d. h. Mikroporen mit Di
mensionen vorgeben, die ausreichend sind, um den
Durchtritt von Molekülen mit einer Molmasse
bis zu beispielsweise 2 × 105 zuzulassen,
jedoch den Durchtritt von Materialien mit höherer
Molmasse ausschließen.
Die Kapselmembranen geben so eine Mikroumgebung
vor, innerhalb derer die Zellen zusammen mit hoch
molekularen Serumbestandteilen eingeschlossen sind,
die Zellen jedoch für niedermolekulare Nährstoffe,
wie Aminosäuren, frei zugänglich sind, und Zellstoff
wechselprodukte mit niederer Molmasse aus
den Kapseln heraus in das umgebende Medium gelangen
können.
Die Zellen enthaltenden Mikrokapseln werden an
schließend in einem üblichen Kulturmedium disper
giert. Die Innenoberflächen der Kapselmembranen
und/oder bestimmte in Wasser dispergierbare Ma
terialien mit hoher Molmasse, die in den
Mikrokapseln eingeschlossen sind, wirken als Substra
te, an die sich die Zellen anheften. Da das Ver
hältnis der Kapseloberfläche zum Volumen des
extrakapsulären Mediums sehr groß sein kann, sind
die einzelnen Zellen für die erforderlichen Nähr
stoffe günstig zugänglich, wobei die Fläche, auf
der die Zellen wachsen können, im Vergleich zu
herkömmlichen Monolayer-Kulturen vergrößert ist.
Der mittlere Durchmesser der Mikrokapseln kann all
gemein zwischen einigen µm und 1 mm oder darüber
liegen. Die bevorzugte mittlere Größe liegt grö
ßenordnungsmäßig bei einem Durchmesser von
100 bis 500 µm.
Wenn ein Verankerungssubstrat, wie etwa Colla
gen oder dgl., in den Kapseln eingeschlossen ist, wach
sen Fibroblasten auch innerhalb der Kapselmembra
nen und zeigen normale Fibroblastenmorphologie.
Der Erfindung liegt also die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zur Kultivierung verankerungsabhängiger
Zellen anzugeben,bei dem die Ausbeute an veranke
rungsabhängigen Zellen oder kontaktinhibiertenZel
len, die in vitro kultiviert wurden, erhöht ist;
über das Volumen des zur Kultivierung verwendeten
Mediums soll dabei eine große Oberfläche zur Ver
fügung stehen, die sich als Substrat für veranke
rungsabhängige Zellen eignet. Das Verfahren soll
ferner die Produktion von Interferon zulassen.
Die Aufgabe wird gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsformen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Kulti
vierung verankerungsabhängiger Zellen in Suspension
erlaubt die Kultivierung größerer Zellzahlen pro
Volumeneinheit des Kulturmediums im Vergleich mit Mono
layer-Kulturen.
Die Mikrophotographie am Ende der Beschreibung zeigt bei 200facher Ver
größerung verankerungsabhängige Zellen,
die innerhalb einer Mikrokapsel nach dem erfin
dungsgemäßen Verfahren kultiviert wurden und herkömmliche
Fibroblastenmorphologie aufweisen.
Das zugrundeliegende breite Erfindungskonzept
beruht darauf, um die einzelnen Zellen oder Grup
pen von Zellen eine Vielzahl von semipermeablen
Membranen vorzusehen, die als Substrat mit hoher
Oberfläche wirken, an dem sich die Zellen verankern
können, und/oder die ein Material mit hoher Molmasse
innerhalb der Mikrokapseln einschlie
ßen, das seinerseits als Verankerungssubstrat wirkt.
Zellen, die in Suspension wachsen, können ebenfalls
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eingekapselt
und kultiviert werden. Die Mikrokapseln dienen als
Mikroumgebung für die Zellen zusammen mit zumindest
den hochmolekularen Komponenten des Kulturmediums
und trennen die Zellen vom extrakapsulären wäßrigen
Medium, wobei Bakterien und andere relativ große
Verunreinigungen die Membranen nicht durchdringen
können.
Verankerungsabhängige Zellen von Säugetieren
und Menschen, wie etwa Fibroblasten, Epithelzellen
und Nierenzellen, erfordern zur Erhaltung ihrer Le
bensfähigkeit die Anwesenheit von Serumbestandtei
len, von denen ein Teil eine oberhalb der Obergrenze
der Permeabilität der Membranen liegende Molmasse
besitzen kann. Derartige Komponenten können
zusammen mit den eingekapselten Zellen eingeschlos
sen sein und müssen sich nicht im extrakapsulären
Medium befinden.
Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, jedoch nicht
zwingend erforderlich, innerhalb der Mikrokapseln
ein Material mit hoher Molmasse einzuschlie
ßen, das als Verankerungssubstrat dient. Zu diesem
Zweck wurde Collagen, d. h. ein natürliches Protein,
das einen Hauptbestandteil der Bindegewebe dar
stellt, erfolgreich verwendet. Andere verträgliche,
in Wasser dispergierbare Proteine mit hoher Molmasse
können ebenfalls verwendet werden,
beispielsweise Polylysin. Wenn die Proteine freie
Aminogruppen besitzen, können sie durch Umsetzung
mit einem wasserlöslichen Gummi während der Membran
erzeugung wasserunlöslich gemacht werden, wie im
folgenden erläutert ist. Es wird angenommen, daß
derartige Materialien zur Entstehung einer Matrix
innerhalb des intrakapsulären Volumens führen.
Durch Einschließen solcher Materialien kann die
Zelldichte innerhalb der Kapseln erhöht werden,
da die Zellen innerhalb des intrakapsulären Volu
mens anstelle des Wachstums an der Innenfläche der
Kapselmembran oder zusätzlich dazu wachsen.
Die eingekapselte Impfkultur wird dann in
einem geeigneten Kulturmedium der Art suspendirt,
wie es zur Kultivierung bei herkömmlichen Kultur
verfahren verwendet wird. Serumproteine, die von
den Zellen nicht aufgenommen werden, können aus dem
extrakapsulären Medium weggelassen werden. Der pH-
Wert, die Temperatur, die Ionenkonzentration und dgl.,
sollten allerdings gleich sein wie bei herkömmli
chen Medien. Ferner kann der Sauerstoff- und CO2-
Transport in gleicher Weise wie bei herkömmlichen
Kulturen gefördert werden, da diese gelösten Gase
frei durch die Membranen hindurchtreten können.
Die Inkubation der eingekapselten Zellkultur
führt zur Zellteilung. Auf diese Weise kultivier
te Fibroblastenzellen zeigen klassische Fibrobla
stenmorphologie und bilden Anordnungen von Zellen
an der Innenseite der Membran oder auf dem in den
Kapseln enthaltenen Verankerungssubstrat. Frisches
Kulturmedium kann erforderlichenfalls kontinuier
lich oder absatzweise durch Austausch des extra
kapsulären Mediums geliefert werden. Wenn bei
der Kultivierung angestrebte Zellstoffwechselpro
dukte erzeugt werden sollen, kann der entsprechende
Metabolit je nach seiner Molmasse und der
vorliegenden Obergrenze der Permeabilität der Membranen
aus dem intrakapsulären Volumen oder dem extrakapsu
lären Medium gewonnen werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des er
findungsgemäßen Verfahrens werden solche Membranen
hergestellt, die sich ohne Zellschädigung selektiv
aufbrechen lassen. Hierdurch können die Zellen er
forderlichenfalls aus den Kapseln freigesetzt wer
den.
Ein Grund für die Freisetzung der Zellen nach
der Kultivierungsphase besteht darin, die Produktion
interessierender Substanzen durch die Zellen zu
stimulieren. Ein Beispiel hierfür ist die Produktion
von Interferon aus menschlichen Fibroblasten, Leuko
cyten oder Lymphoblastoidzellen, bei denen die Aus
scheidung von Interferon durch Behandlung mit be
stimmten Viren oder hochmolekularen Nucleinsäuren
induziert wird. Wenn in solchen Fällen die Ober
grenze der Permeabilität der Membranen kleiner ist
als die Molmasse des induzierenden Faktors,
muß die Induzierung der Interferonproduktion vor
der Einkapselung vorgenommen werden, oder die
Kapselmembranen müssen nach der Kultivierung
der Zellen selektiv aufgebrochen werden, um einen
Kontakt dieser hochmolekularen Materialien mit
den Zellen zu ermöglichen.
Das erfindungsgemäße Verfahren hängt davon ab,
daß sich um die Zellen semipermeable Membranen er
zeugen lassen, ohne daß ihre Lebensfähigkeit zu
gleich negativ beeinflußt wird. Ein geeignetes
Einkapselungsverfahren ist im folgenden näher
erläutert.
Das einzukapselnde Gewebe oder die einzukapseln
den Zellen werden in einem wäßrigen Medium suspen
diert, das sich vorzugsweise zur Kultivierung des
betreffenden Zelltyps eignet. Hierfür geeignete
Medien sind im Handel erhältlich. Der mittlere
Durchmesser des einzukapselnden Materials kann
in einem weiten Bereich zwischen einigen µm bis
zu einigen mm variieren. Die bestenErgebnisse
werden allerdings mit Kapseln erzielt, deren Größe
im Bereich von 300 bis 1000 µm liegt. Einzelne ver
ankerungsabhängige Zellen wie etwa Fibroblasten aus
menschlichen oder tierischen Geweben, Nierenzellen
sowie Epithelzellen, können nach Wunsch eingekapselt
werden. Ferner ist die Einkapselung von Leukocyten,
Lymphoblastoidzellen, Pancreas-β -Zellen, -α-Zellen,
-w-Zellen, verschiedenen Teilen davon oder
von anderen Gewebeeinheiten möglich.
Die Erhaltung der Lebensfähigkeit solcher leben
der Materialien hängt u. a. von der Verfügbarkeit der
erforderlichen Nährstoffe, dem Sauerstofftransport,
der Abwesenheit toxischer Substanzen im Medium so
wie dem pH-Wert des Mediums ab. Es was entsprechend
bisher nicht möglich, solche lebende Materialien
unter gleichzeitiger Einkapselung in einer physio
logisch verträglichen Umgebung zu halten. Das Pro
blem bestand darin, daß die bisher zur Membraner
zeugung erforderlichen Bedingungen für Gewebe töd
lich oder schädlich waren, und bisher vor der
DE-OS 30 12 233 kein
Verfahren zur Membranerzeugung verfügbar war, bei
dem Gewebe gesund überleben konnten.
Der Erfindung liegt die Feststellung zugrunde,
daß bestimmte wasserlösliche Substanzen, die mit le
benden Geweben physiologisch verträglich sind und
unter Bildung einer formbeständigen, zusammenhängen
den Masse wasserunlöslich gemacht werden können,
zur Erzeugung ′temporärer Kapseln′ bzw. von Schutz
schichten um einzelne Zellen oder Gruppen von Zellen
herum herangezogen werden können, und daß auf diese
temporären Kapseln durch entsprechende Behandlung
eine dauerhaftere semipermeable Membran um die
Zellen herum ohne Schädigung der Zellen aufgebracht
werden kann. Derartige Substanzen werden dem Gewebe
kulturmedium typischerweise in einer Konzentration
von größenordnungsmäßig unter 1,0 Masse-% zugesetzt,
das ferner die Zellen der Impfkultur, erforderlichen
falls Serumkomponenten und wahlweise auch Zellsubstra
te, wie Collagen oder andere hochmolekulare, in Wasser
dispergierbare Materialien, enthält, die als Veranke
rungssubstrat dienen. Die Konzentration des als Substrat
angewandten Materials sollte im Bereich von etwa 10 µg/ml
bis etwa 1 mg/ml und vorzugsweise im Bereich von größen
ordnungsmäßig 100 bis 500 µg/ml liegen.
Die Lösung wird dann in Tröpfchen umgewandelt,
die das Gewebe zusammen mit dem Medium enthalten und
dann unmittelbar wasserunlöslich gemacht und in Gel
form übergeführt werden, zumindest in einer Oberflä
chenschicht. Danach werden die formbeständigen tempo
rären Kapseln mit einer dauerhafteren Membran ver
sehen, die erfindungsgemäß anschließend erforderli
chenfalls unter Freisetzung des Gewebes ohne Schädi
gung selektiv aufgebrochen werden kann. Nach der Er
zeugung der permanenten Membran kann der Kapselin
halt, wenn das zur Erzeugung der temporären Kapseln
verwendete Material dies zuläßt, wieder verflüssigt
werden. Dies geschieht durch Wiederherstellung der
Bedingungen im Medium, unter denen das Material lös
lich ist.
Das zur Erzeugung der temporären Kapseln verwen
dete Material kann ein beliebiges nicht toxisches,
wasserlösliches Material sein, das durch Änderung
der ionischen Umgebung bzw. der Ionenkonzentration
in eine formbeständige Masse umgewandelt werden
kann. Das Material sollte ferner zahlreiche leicht
ionisierbare anionische Gruppen, beispielsweise
Carboxylgruppen, aufweisen, die durch Ausbildung von
Salzbindungen mit Polymeren reagieren können, die
eine Vielzahl von kationischen Gruppen aufweisen.
Wie im folgenden näher erläutert ist, erlauben der
artige Materialien die Abscheidung einer permanenten
Membran mit einer wählbaren Obergrenze der Permeabi
lität (allgemein nicht über 100 000 bis 150 000, bezogen
auf die Molmasse) ohne Schwierigkeiten auf den
Oberflächenschichten der temporären Kapseln.
Zu den bevorzugten Materialien zur Erzeugung
der temporären Kapseln gehören saure, wasserlösli
che natürliche oder synthetische Polysaccharidgummi.
Derartige Materialien sind handelsüblich. Sie werden
typischerweise aus Pflanzenmaterialien extrahiert
und in vielen Fällen als Lebensmittelzusätze ver
wendet. Als bevorzugter wasserlöslicher Gummi wird
Natriumginat verwendet. Alginate im Molmassen
bereich 150 000 sind verwendbar; aufgrund
ihrer molekularen Abmessungen und ihrer Viskosität
können sie jedoch üblicherweise die abschließend er
zeugten Kapselmembranen nicht durchdringen. Daher
sind Alginate mit niedrigerer Molmasse,
beispielsweise mit Molmassen von 50 000
bis 80 000, leichter durch Diffusion durch eine
Membran geeigneter Porosität aus dem intrakapsulä
ren Volumen zu entfernen und daher bevorzugt. An
dere verwendbare Gummi sind etwa saure Fraktionen
von Guargummi, Carageenan, Pectin, Traganthgummi
und Xanthangummi.
Diese Materialien enthalten glycosidisch vernetzte
Saccharidketten. Ihre freien Säuregruppen liegen oft in
Form von Alkalimetallsalzen, beispielsweise in der
Natriumform, vor. Wenn ein mehrwertiges Ion, wie von
Calcium oder Aluminium, gegen die Alkalimetall
ionen ausgetauscht wird, werden die wasserlös
lichen Polysaccharidmoleküle unter Bildung eines
wasserunlöslichen, formbeständigen Gels ′vernetzt′,
das durch Abtrennung der Ionen durch Ionenaustausch
oder mit einem Trennmittel bzw. Maskierungsmittel
wieder löslich gemacht werden kann. Obgleich im we
sentlichen beliebige mehrwertige Ionen, die zur Salz
bildung mit dem sauren Gummi in der Lage sind, ver
wendet werden können, werden vorzugsweise physiolo
gisch verträgliche Ionen, beispielsweise Calcium,
angewandt, wodurch sich Gewebe in lebendem Zustand
halten lassen. Auch andere mehrwertige Kationen
sind jedoch verwendbar. Magnesiumionen sind anderer
seits zur Gelbildung mit Natriumalginat unwirksam.
Eine typische Lösung ist so zusammengesetzt,
daß sie gleiche Volumina einer Zellkultur im ent
sprechenden Medium (mit oder ohne Verankerungs
substrat) sowie einer 1- bis 2%igen Lösung des
Gummis in physiologischer Salzlösung enthält. Bei
Verwendung von Natriumalginat hat sich eine 1,0-
bis 1,5%ige Lösung als günstig erwiesen.
Collagen oder ein anderes natürliches oder
synthetisches, in Wasser dispergierbares Protein
oder Polypeptid können dabei in der Zellkultur
vorliegen und werden dann im intrakapsulären Volumen
der am Ende gebildeten Kapseln eingeschlossen. Wenn
ein Polymer mit zahlreichen kationischen Gruppen,
beispielsweise Polylysin, hierfür verwendet wird,
reagieren die kationischen Gruppen mit den anioni
schen Stellen am wasserlöslichen Gummi unter Bil
dung einer im wesentlichen wasserunlöslichen Matrix,
die mit dem Gummi verknüpft ist. Die bevorzugten
Konzentrationen für solche Materialien liegen im
Bereich von größenordnungsmäßig 100 bis 500 µg/ml
der Suspension einschließlich der Gummilösung.
Im nächsten Verfahrensschritt der Einkapselung
wird die Gummilösung, die das Gewebe enthält, in
Tröpfchen einer erwünschten Größe umgewandelt,
worauf die Tröpfchen unmittelbar unter Erzeugung
formbeständiger kugelförmiger oder sphäroidaler
Massen geliert werden. Die Tröpfchenbildung kann
wie folgt durchgeführt werden:
Ein Rohr, das eine wäßrige Lösung mit mehrwertigen
Kationen, beispielsweise eine 1,5%ige CaCl2-Lösung,
enthält, wird mit einem Stopfen versehen, der eine
Tropfenerzeugungseinrichtung trägt. Die Tropfener
zeugungseinrichtung weist ein Gehäuse mit einer
oberen Lufteinlaßdüse und einem länglichen Hohl
körper auf, der in Gleitpassung im Stopfen vor
gesehen ist. Oben am Gehäuse wird eine 10-ml-
Spritze mit einer Schrittpumpe montiert, die
beispielsweise eine mit PTFE beschichtete Nadel
von 0,25 mm Innendurchmesser auf
weist, die längs durch das Gehäuse hindurchgeht.
Das Innere des Gehäuses ist so konstruiert, daß
am Ende der Nadel ein konstanter laminarer Luftstrom
einwirkt, der austretende Tröpfchen abreißt. Im praktischen
Einsatz wird die Spritze mit der das einzukapselnde
Material enthaltenden Lösung gefüllt und die Schritt
pumpe betätigt, die absatzweise Lösungströpfchen aus
der Nadelspitze herausdrückt. Die Tröpfchen werden
durch den Luftstrom abgerissen und fallen etwa 2,5 cm
tief in die CaCl2-Lösung, wo sie durch Absorption von
Calciumionen sofort geliert werden. Der Abstand zwischen
der Nadelspitze und der Oberfläche der CaCl2-Lösung
ist hierbei groß genug, daß die Natriumalginat-Zell
suspension die physikalisch günstigste Form, nämlich
die Kugelform, annehmen kann, bei der maximales Volu
men bei zugleich minimaler Oberfläche vorliegt. Die
Luft innerhalb des Rohrs strömt durch eine Öffnung
im Stopfen aus. Durch diese Verfahrensweise wird
das Gel ′vernetzt′, und es bilden sich hochviskose,
formbeständige temporäre Schutzkapseln, die das
suspendierte Gewebe und sein Medium enthalten. Die
Kapseln sammeln sich in der Lösung als separate
Phase an und können durch Absaugen abgetrennt wer
den.
In der nächsten Verfahrensstufe wird eine semi
permeable Membran auf der Oberfläche der temporären
Kapseln durch ′Vernetzung′ der Oberflächenschichten
aufgebracht. Dies kann dadurch geschehen, daß die
gelierten temporären Kapseln einer wäßrigen Lösung
eines kationische Gruppen enthaltenden Polymers
ausgesetzt werden, die mit den anionischen funtio
nellen Gruppen in den Gelmolekülen reagieren können.
Polymere, die gegenüber sauren Gruppen reaktive
Gruppen, wie etwa freie Imino- oder Amonigruppen,
enthalten, sind bevorzugt. In diesem Stadium wird der
Polysaccharidgummi durch Wechselwirkung (Entstehung
von Salzverbindungen) zwischen den Carboxylgruppen und
den Amino- oder Iminogruppen vernetzt. Die Permeabi
lität kann vorteilhaft innerhalb bestimmter Grenzen
durch Auswahl der Molmasse des eingesetzten ver
netzenden Polymers und durch Einstellung der Konzentra
tion der Polymerlösung sowie der Dauer und der Tempe
ratur der Einwirkung eingestellt werden. Lösungen
eines Polymers mit niederer Molmasse dringen
in einer gegebenen Zeitdauer weiter in die temporären
Kapseln ein, als dies bei Polymeren mit höherer Molmasse
der Fall ist. Der Penetrationsgrad
des Vernetzungsmittels läßt sich mit der resultie
renden Permeabilität korrelieren. Allgemein gilt,
daß die Porengröße umso höher ist, je höher die Molmasse
und je niedriger die Penetration sind. All
gemein können Polymere mit einer Molmasse
im Bereich von 3000 bis 100 000 oder darüber je nach
der Reaktionsdauer, der Konzentration der Polymer
lösung und dem angestrebten Permeabilitätsgrad einge
setzt werden.
Günstige Reaktionsbedingungen liegen z. B. vor,
wenn Polylysin mit einer mittleren Molmasse
von etwa 35 000 verwendet, die Reaktion unter Rühren
2 min lang durchgeführt und eine physiologische Salz
lösung eingesetzt wird, die 0,0167% Polylysin ent
hält. Hierdurch können Membranen mit einer Ober
grenze der Permeabilität von etwa 100 000 erzielt
werden. Optimale Reaktionsbedingungen, die sich
zur Einstellung der Permeabilität in einem gegebenen
System eignen, können aufgrund der oben angegebenen
Richtlinien leicht empirisch ermittelt werden. Mit
diesem Verfahren ist es möglich, die Obergrenze der
Permeabilität der Membranen, ausgedrückt als Molmasse, auf einen gewählten
Wert unter etwa 150 000 einzustellen.
Beispiele für geeignete vernetzende Polymere
sind etwa Proteine und Polypeptide natürlichen
oder synthetischen Ursprungs mit freien Amino-
oder Iminogruppen, Polyethylenamine, Polyethylen
imine und Polyvinylamine. Polylysin wurde eben
falls sowohl in der D- als auch in L-Form erfolg
reich verwendet. Proteine, wie Polyarginin, Poly
citrullin und Polyornithin, sind ebenfalls ver
wendbar. Polymere mit höherer
positiver Ladungsdichte, beispielsweise Poly
venylamine, haften stark an den anionischen Grup
pen der Gelmoleküle und bilden stabile Membranen,
die jedoch etwas schwierig aufzubrechen sind.
Durch Behandlung mit einer verdünnten Lösung
eines Gummis oder eines zwitterionischen Puffers
werden die freien Aminogruppen auf den Oberflächen
der Kapseln gebunden, die sonst zu einer Verklumpungs
tendenz der Kapseln führen würden.
In diesem Stadium der Einkapselung können
Kapseln gewonnen werden, die eine semipermeable
Membran aufweisen, die eine gelierte Gummilösung,
ein mit dem entsprechenden Zelltyp kompatibles
Kulturmedium und die Zellen sowie ggf. eine interne
Matrix aus Collagen oder einem anderen Verankerungs
substrat umgibt. Da der Stofftransport innerhalb der
Kapseln und durch die Membranen hindurch gefördert wer
den sollte, ist es bevorzugt, das Gel wieder zu sei
ner wasserlöslichen Form zu verflüssigen. Dies kann
durch Wiederherstellung der Bedingungen erfolgen,
unter denen der Gummi flüssig ist, beispielsweise
durch Abtrennung des Calciums oder anderer mehr
wertiger Kationen aus dem inneren Gel. Das Medium
in der Kapsel kann in einfacher Weise durch Ein
tauchen der Kapseln in phosphatgepufferte Salzlö
sung, die Alkalimetallionen und Wasserstoffionen
enthält, resolubilisiert werden. Einwertige Ionen
werden beim Eintauchen der Kapseln in die Lösung
unter Rühren gegen Calcium oder andere mehrwertige
Ionen innerhalb des Gummis ausgetauscht. Zum glei
chen Zweck können auch Natriumcitratlösungen ver
wendet werden, wodurch die zweiwertigen Ionen abgetrennt
bzw. maskiert werden können.
Die wie oben eingekapselten Zellkulturen können
in Kulturmedien suspendiert werden, die alle mit
den jeweiligen Zellen verbundenen Forderungen
spezifisch erfüllen und in denen die Zellen ihren
normalen In-vitro-Stoffwechsel sowie ihre Zell
teilung fortsetzen. Wenn die Kultur eine Umgebung
von hochmolekularen Komponenten, wie etwa Serum
bestandteilen, erfordert, können diese aus dem
extrakapsulären Medium weggelassen werden. Die
normalerweise von den Zellen aufgenommenen Kompo
nenten besitzen typischerweise eine relativ niedere
Molmasse und diffundieren leicht durch die
Kapselmembranen in die Mikroumgebung der Zellen,
wo sie die Zellmembran durchdringen. Die Stoff
wechselprodukte der Zellen, die in das intra
kapsuläre Medium hinein abgeschieden werden,
diffundieren, wenn sie eine Molmasse un
terhalb der Obergrenze der Permeabilität der
Kapselmembran besitzen, ebenfalls hindurch und
sammeln sich im extrakapsulären Medium an.
Die eingekapselten Zellen können unter Be
dingungen beispielsweise der Temperatur, des pH-
Werts oder der ionischen Umgebung kultiviert wer
den, die gleich sind wie bei herkömmlichen Kulturen.
Auch die von den Zellen produzierten Produkte können
aus dem extrakapsulären Medium oder aus dem intra
kapsulären Volumen nach bekannten Verfahren ge
wonnen werden. Das erfindungsgemäße Kulturver
fahren bietet allerdings demgegenüber folgende
Vorteile:
1. Die Zellen der Kultur sind vor der Kontamination
durch Verbindungen und Materialien geschützt, deren Abmessungen oberhalb
der Obergrenze der Permeabilität der Membranen liegen.
Dies bedeutet, daß die Anforderungen an die Sterili
tät gegenüber bisherigen Kulturverfahren nicht so
strikt sind, da Mikroorganismen die eingekapselten
Zellen nicht erreichen können.
2. Die Kapseln immobilisieren ihrerseits die Zellen
innerhalb einer Umgebung, in der eingeschlossene
Materialien mit hoher Molmasse abgegrenzt
sind, wobei zugleich Nährstoffe mit niederer Molmasse
sowie die Produkte leicht entfernt bzw.
eingeführt werden können. Hierdurch kann die Nähr
lösung absatzweise oder kontinuierlich gesammelt
und erforderlichenfalls ergänzt werden, ohne daß
dabei Störungen bei den Zellen auftreten.
3. Die von den Zellen produzierten angestrebten
Substanzen lassen sich leichter gewinnen. Aus
geschiedene Zellprodukte mit molekularen Ab
messungen, die klein genug sind, um die Kapsel
membranen durchdringen zu können, sammeln sich
zusammen mit den Nährstoffen im extrakapsulären
Medium an. Serumkomponenten mit hoher Molmasse
und dgl. werden allerdings nicht in das extra
kapsuläre Medium abgegeben, wodurch die Gewinnung
der interessierenden Zellprodukte erheblich ver
einfacht wird. Ausgeschiedene Zellprodukte, deren
molekulare Dimensionen oberhalb der Obergrenze
der Permeabilität der Membranen liegen, sammeln
sich innerhalb der Kapseln an. Diese Produkte kön
nen in relativ konzentrierter Form durch Isolierung
der Kapseln und anschließendes selektives Aufbre
chen der Kapselmembranen, beispielsweise durch das
nachstehend beschriebene Verfahren, gewonnen werden.
4. Das intrakapsuläre Volumen stellt eine Umgebung
dar, die sich gut zur Zellteilung eignet. Bei
Suspensionskulturen wurde festgestellt, daß sie
innerhalb der Kapseln Mitose zeigen. Von einer
Verankerung abhängige Zellen, die in normalen
Kulturen in einer zweidimensionalen Monoschicht
wachsen, vermehren sich unter Aggregatbildung inner
halb der Kapseln. Solche Zellen benutzen dabei die
Innenoberflächen der Membranen als Substrat und/oder
setzen sich an den oben erläuterten hochmolekularen
Materialien fest, die sich innerhalb der Kapseln
befinden. Dies führt zu einer signifikanten Erhöhung
der Zelldichte im Vergleich mit herkömmlichen Kul
turen. Die Erhaltung der Lebensfähigkeit solcher
Zellcluster wird dadurch unterstützt, daß das Ver
hältnis von Oberfläche zu Volumen bei den Kapseln
sehr groß sein kann, so daß sämtliche Zellen Zugang
zu den erforderlichen Nährstoffen, Sauerstoff und dgl.
besitzen.
In bestimmten Fällen kann es vorteilhaft sein,
die Kapselmembranen zur Freisetzung der Zellen ohne
Beschädigung selektiv zu zerstören. Ein diesbezüg
lich bemerkenswertes Beispiel ist die Herstellung
von Interferon. Zur Interferonproduktion befähigte
Zellen müssen zur Erzielung der Interferonproduk
tionsstufe der Einwirkung bestimmter Viren oder
Nucleinsäuren ausgesetzt werden. Bei einigen Ver
fahren zur Induktion der Interferonproduktion wer
den ferner der Kultur Reagentien zur Inhibierung
der Proteinsynthese zugegeben. Die Wachstumsstufe
des Kultivierungsverfahrens muß daher unter Be
dingungen durchgeführt werden, die sich erheblich
von den Bedingungen bei der Induktion der Inter
feronproduktion unterscheiden. Wenn die zur Induk
tion der Interferonproduktion angewandten Substanzen
eine Molmasse besitzen, die oberhalb der Ober
grenze der Permeabilität der Kapselmembranen liegt,
wie dies bei Induktionen durch Viren der Fall ist,
kann die Induktion der Interferonproduktion nicht
in der eingekapselten Zellkultur vorgenommen wer
den. Interferon produzierende Zellen müssen daher,
wenn sie innerhalb von Kapseln kultiviert wurden,
durch Aufbrechen der Membranen freigesetzt wer
den, um die Interferonproduktion induzieren zu
können.
In Membranen der oben angegebenen Art einge
schlossene Zellen können nach einem Verfahren
freigesetzt werden, bei dem im Handel erhältliche
Reagentien mit Eigenschaften angewandt werden, die
die eingekapselten Zellen nicht in nennenswerter
Weise nachteilig beeinflussen. Die Kapseln werden zuerst
aus dem suspendierenden Medium abgetrennt, zur
Entfernung auf der Außenseite der Mikrokapseln vor
liegender kontaminierender Materialien gründlich ge
waschen und anschließend unter Rühren in einer Misch
lösung mit einatomigen, mehrwertigen Kationen, wie etwa
Calciumionen, und einem Trennpolymer
mit zahlreichen anionischen Gruppen, wie
etwa einem Salz einer Polysulfonsäure oder Poly
phosphorsäure, dispergiert. In dieser Stufe ist
die Verwendung von Heparin, d. h. einem natürlichen
sulfonierten Polysaccharid, bevorzugt. Die anioni
sche Ladungsdichte des eingesetzten Trennpolymers
sollte gleich oder vorzugsweise größer sein als die
Ladungsdichte des ursprünglich zur Membranerzeugung
angewandten sauren Gummis. Die Molmasse des
Polymers sollte mit der Molmasse des bei der
Membranerzeugung eingesetzten Polymers mit zahlrei
chen kationischen Gruppen mindestens vergleichbar
und vorzugsweise größer sein.
Innerhalb der Suspension vonKapseln in der Misch
lösung konkurrieren die Calciumionen mit den zur Membran
erzeugung verwendeten polykationischen Polymerketten
um die anionischen Gruppen auf dem wasserlöslichen
Gummi. Gleichzeitig konkurrieren das Heparin oder
andere Polymere mit zahlreichen anionischen Grup
pen, die in der Lösung gelöst sind, mit dem anioni
schen Gummi in der Membran um die kationischen Stel
len der Polymerkette. Dies führt zu einem in Wasser
dispergierbaren oder vorzugsweise wasserlöslichen
Komplex, beispielsweise aus Polylysin und Heparin,
sowie zur Assoziation der einatomigen Kationen
mit den Molekülen des Gels.
Durch diesen Verfahrensschritt werden die Membra
nen bei anschließendem Inkontaktbringen mit einem
Trennmittel bzw. Maskierungsmittel löslich, das das
Aufbrechen der Membranen durch Aufnahme einatomiger
Ionen aus dem Gel vervollständigt. Im Medium ver
bleibende Reste von Kapselmembranen können ggf.
leicht von den Zellen getrennt werden.
Eine üblicherweise bevorzugte Lösung für die
erste Stufe des selektiven Aufbrechens der Membra
nen enthält 1,1% (M/V) Calciumchlorid und 500
bis 1500 Einheiten Heparin/ml Lösung. Diese Lö
sung wird mit einem solchen Volumen an Mikrokapseln
versetzt, daß sie etwa 20 bis 30% des Gesamtvolu
mens der Suspension einnehmen. Calciumchlorid und
Heparin sind bevorzugt, da beide Reagentien mit
den meisten Zellen physiologisch verträglich sind
und hierdurch die Möglichkeit von Zellschädigungen
auf ein Minimum zurückgedrängt wird. Gemische mit
Strontiumsalzen oder anderen Salzen mit mehrwertigen Kationen,
jedoch nicht Mg++-Ionen, können ebenfalls zusammen
mit den Polysulfonsäure- oder Polyphosphorsäure
salzen der oben angegebenen Art eingesetzt werden.
Die Konzentration der einatomigen Ionen sowie die
des in dieser Verfahrens
stufe eingesetzten anionischen Polymers können in einem weiten
Bereich variieren. Optimale Konzentrationen können
leicht empirisch ermittelt werden und hängen von
der Expositionszeit sowie dem zur Erzeugung der
Membranen verwendeten jeweiligen speziellen Poly
mer ab.
Als Trennmittel zum selekti
ven Aufbrechen der Membranen wird üblicherweise be
vorzugt Natriumcitrat verwendet, jedoch können auch
andere Alkalimetallcitrate und EDTA-Alkalisalze
Verwendung finden. Bei Anwendung von Natrium
citrat beträgt die optimale Konzentration grö
ßenordnungsmäßig 50 bis 60 mM. Zur Minimierung
von Zellschädigungen ist es bevorzugt, das Citrat
oder andere Trenn- bzw. Maskierungsmittel in iso
tonischer Salzlösung zu lösen.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Aus
führungsbeispielen näher erläutert.
Durch 5 min Behandlung einer herkömmlichen Mono
layerkultur mit Trypsin und EDTA bei 37°C in bekann
ter Weise hergestellte Humanfibroblasten werden in
einem vollständigen Kulturmedium (CMLR-1969)
suspendiert, das mit 40 Volum-% gereinig
tem Kälberfetalserum, 0,8% Natriumalginat
und 200 µg/ml gereinigtem Kälberhautcollagen ergänzt
ist. Die Zelldichte der Suspension beträgt etwa
1,5 × 107 Zellen/ml.
Anschließend wird eine 1,5%ige Calciumchlorid
lösung zur Gelbildung von Tröpfchen verwendet, die
unter Verwendung der oben erläuterten Tröpfchener
zeugungseinrichtung hergestellt werden. Aus der Na
delspitze treten Tröpfchen von größenordnungsmäßig
50 bis 500 µm Durchmesser aus, die nach Eintreten
in die Calciumchloridlösung sofort gelieren.
Nach 5 min wird die überstehende Lösung abge
saugt. Die gelierten Kapseln werden dann in ein
Becherglas übertragen, das 15 ml einer Lösung ent
hält, die aus 1 Teil einer 2%igen 2-Cyclohexyl-
aminoethansulfonsäure-Pufferlösung in 0,6%iger
NaCl-Lösung (isotonisch, pH 8,2) und 20 Teilen
1%iger CaCl2-Lösung besteht. Nach 3 min Eintauchen
werden die Kapseln zweimal in 1%iger CaCl2-Lösung
gewaschen.
Die Kapseln werden anschließend in 32 ml einer
Lösung übertragen, die 0,005% (M/V) Polylysin
(mittlere Molmasse 43 000) in physiologi
scher Salzlösung enthält. Nach 3 min wird die
Polylysinlösung abdekantiert. Die resultierenden
Kapseln, die ′permanente′ semipermable Membra
nen aufweisen, werden dann zweimal mit 1%iger
CaCl2-Lösung und zweimal mit physiologischer
Salzlösung gewaschen und mit 10 ml einer 0,03%igen
Alginsäurelösung gemischt.
Die Kapseln klumpen nicht zusammen und zeigen
sämtlich eingeschlossene Fibroblasten. Das Gel im
Kapselinneren wird durch 5 min Eintauchen der
Kapseln in ein Gemisch aus Salzlösung und Citrat
puffer (pH 7,4) wieder verflüssigt. Die obigen
Verfahrensschritte werden sämtlich bei 22 bis 37°C
durchgeführt.
Bei mikroskopischer Untersuchung ergibt sich,
daß die Kapseln eine sehr dünne Membran aufweisen,
die die Zellen umgibt. Die Membranen sind für Mole
küle mit einer Molmasse bis zu etwa 100 000
durchlässig.
Die resultierendenKapseln werden in CMLR-1969-
Medium suspendiert, das mit 10% Kälberfetalserum er
gänzt ist. Nach 4 bis 5 Tagen Inkubation bei 37°C er
gibt sich bei mikroskopischer Untersuchung, daß
die Kapseln Fibroblasten enthalten, die der Mito
se unterlagen und innerhalb der Mikrokapseln
die klassische Fibroblastenmorphologie aufweisen.
Die Kapselmembranen können ohne Schädigung der
Zellen wie folgt aufgebrochen werden:
Eine Menge von 10 ml der Mikrokapselsuspension,
die etwa 500 bis 1000 Kapseln/ml enthält, wird zu
nächst absitzen gelassen. Nach Absaugen des Mediums
werden die Kapseln zweimal mit Salzlösung gewaschen.
Die gewaschenen Kapseln werden dann mit
3,0 ml einer Lösung gewaschen, die
1000 Einheiten Heparin/ml und 1,1% (M/V) CaCl2 ent
hält. Die Suspension wird 3 min bei 37°C gerührt;
nach Absitzenlassen der Kapseln wird der Überstand
abgesaugt, worauf die Kapseln zweimal mit 3,0 ml
0,15 M NaCl-Lösung gewaschen werden. Nach Absaugen
der zweiten Waschlösung werden die Kapseln mit
2,0 ml einer Mischlösung vermischt, die gleiche
Volumina einer 110 mM Natriumcitratlösung
und 0,15 M NaCl-Lösung (pH 7,4) enthält. Das Ge
misch wird zum Ingangbringen der Auflösung der
Membranen 1 min von Hand verwirbelt, worauf die
Zellen zweimal mit Medium gewaschen werden.
Die Induktion der Produktion von Interferon-β
(INF-β) wird nach dem Vilcek-Verfahren nach der
Superinduktionstechnik vorgenommen. Die Zellsus
pension wird unter einer CO 2-haltigen Atmosphäre (5% CO2,
95% Luft) 1 h bei 37°C in Gegenwart von
100 µg/ml Poly I-Poly C (doppelsträngige RNS,
bekannter INF-β-Inducer
und 50 µg/ml Cycloheximid
(Inhibitor der Proteinsynthese)
inkubiert. Nach 1 h werden
die suspendierten Zellen in CMLR-1969-Medium ge
waschen, das 50 µg/ml Cycloheximid enthält, und da
nach in der gleichen Lösung 3 h bei 37°C unter der gleichen
CO2-haltigen Atmosphäre resuspendiert. Nach
Ablauf der Inkubationsdauer wird der Waschschritt
wiederholt, worauf die Zellen in einem Medium
resuspendiert werden. das 50 µg/ml Cycloheximid
und 5 µg/ml Actinomycin D (RNS-Synthese
inhibitor) enthält, und danach 2 h
bei 37°C unter der gleichen CO2-haltigen Atmosphäre in
kubiert. Die Zellen werden anschließend zweimal
mit Medium gewaschen und 18 bis 24 h bei 37°C
in serumfreiem Medium suspendiert; während die
ser Zeit scheiden die Fibroblasten INF-β aus,
das eine Molmasse von größenordnungsmäßig
21 000 aufweist und aus dem extrakapsulären Medium
gewonnen werden kann.
Bei einem Poly I - Poly C mit einer
Sedimentationszahl von 5 S (Poly I und Poly C
zu einer doppelsträngigen RNS vereinigt) durch
geführten Versuch wurden 2500 Einheiten INF-β
pro 105 Zellen in der Kultur erzeugt. Die gleiche
Ausbeute wurde in einem zweiten Lauf erzielt, bei dem
Poly I - Poly C mit einer Sedimentationszahl
von 12 S (doppelsträngig, Handelsprodukt) verwendet
wurde.
Claims (11)
1. Verfahren zur Kultivierung verankerungsabhängiger
Zellen,
gekennzeichnet durch
- (A) Suspendieren der Zellen in einem Medium, das ein Verankerungssubstrat sowie alle zur Erhaltung der Lebensfähigkeit und zur Unterstützung der Mitose der Zellen erforderlichen hochmolekularen Kompo nenten (I) mit einer Molmasse oberhalb einer ge wählten Grenze enthält,
- (B) Einkapseln der Zellen zusammen mit dem Medium in semipermeablen Membranen mit einer Obergrenze der Permeabilität, die den Durchtritt des Ver ankerungssubstrats und der Komponenten (I) ausschließt, jedoch denDurchtritt von Molekülen mit einer Molmasse unterhalb der gewählten Grenze erlaubt,
- (C) Suspendieren des Produkts von Schritt (B) in einem Kulturmedium, das alle zur Erhaltung der Lebensfähigkeit und zur Unterstützung der Mitose der Zellen erforderlichen Komponenten (II) mit einer Molmasse unterhalb der gewählten Grenze enthält, und
- (D) Stattfindenlassen der Mitose innerhalb der Membranen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Schritt (A) als Verankerungssubstrat ein Pro
tein eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Protein Collagen eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Collagen Kälberhautcollagen in einer Konzen
tration von 10 µg/ml bis 1,0 mg/ml Medium eingesetzt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Schritt (A) als Zellen Fibroblasten eingesetzt
werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Schritt (A) als hochmolekulare Komponenten
(I) Serumbestandteile eingesetzt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Schritt (A) als Zellen Humanfibroblasten
eingesetzt werden, die zur Interferonausscheidung
befähigt sind.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei der Einkapselung sphäroidale Membranen
mit einem mittleren Durchmesser von 100 bis 500 µm
hergestellt werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Schritt (A) als Verankerungssubstrat ein
Protein mit zahlreichen freien kationischen Gruppen
verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Obergrenze der Permeabilität der Mem
branen unterhalb 2,0 × 105, ausgedrückt als Mol
masse, gewählt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Obergrenze der Permeabilität der Membranen
unterhalb 1 × 105, ausgedrückt als Molmasse, ge
wählt wird.
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8364 | No opposition during term of opposition | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |