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Faltbarer Rollstuhl
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Die Erfindung bezieht sich auf einen weltweit verbreiteten Rollstuhl
für gehbehinderte Personen, dessen wesentlicheS Merkmal seine Faltbarkeit ist, nämlich
die Reduzierung seiner Breite auf die Elfte bei Nichtgebrauch. Die Struktur dieses
Rollstuhls ist gekennzeichnet durch zwei die Räder tragende Seitenrahmen, die durch
ein sie verbindendes Scherensystem stets parallel geführt sind. Beim Spreizen der
Schere wird die Gebrauchsstellung des Rollstuhls erreicht, beim Schließen der Schere
die Faltstellung.
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Diesem Faltmechanismus zuliebe ist Sitzkomfort geopfert worden, der
für nichtbehinderte Personen selbstverständlich ist und der für gehbehinderte Personen
um so nötig er wäre, als diese einen weit größeren Teil ihrer Tageszeit sitzend
zubringen müssen. Sitz und Rückenlehne des genannten Rollstuhls bestehen aus flexiblen
Kunststoffmatten, die zwischen den Seitenrahmen ausgespannt sind. Sie lassen sich
zwar vorzüglich falten, doch der Benutzer sitzt wie in einer Hängematte oder einem
Campingstuhl mit zusätzlich seitlichem Druck auf das Gesäß. Hinzu kommt, daß die
Kunststoffmatten fast ausnahmslos luft- und wasserdampfundurchlässig sind, mit der
schädlichen Folge eines durch hohe Temperatur und Feuchtigkeit gekennzeichneten
Kleinklimas an Gesäß und Rücken.
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Ferner fehlen dem genannten Rdllstuhl Verstelleinrichtungen
für
die Rückenlehne und die Beinstützen, die der Behinderte selbst benutzen kann, um
eine Änderung der Sitzposition zu erlangen, Da die Sitzbeinhöcker des Menschen hoch
belastet sind, sind schon Nichtbehinderte darauf angewiesen, häufig, meist unbewußt,
ihre Sitzposition zu verändern, um die Belastungsspitzen auf benachbarte Körperflächen
zu verlagern.
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Um so wichtiger ist die Möglichkeit zur Änderung der Sitzposition
für Rollstuhlbenutzer.
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Nun hat es zwar nicht an Versuchen gefehlt, die genannten Mißstaände
zu beseitigen, Doch hatten bisher alle Vorschläge zur Beseitigung einzelner Mißstände
stets die Folge, daß die Vorteile des genannten Rollstuhlprinzips, nämlich seine
Faltbarkeit, seine geringen Abmessungen und sein ziemlich geringes Gewicht beseitigt
oder geschmälert wurden. Diese drei Vorteile sind aber Voraussetzung dafür, daß
der Behinderte sein eigenes Auto benutzen kann und damit unverzichtbar.
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Voraussetzung für ein anspruchsvolleres Sitzmöbel ist ein mit Federn
ausgestatteter starrer Rahmen oder zumindest eine feste Platte für Sitz und Rückenlehne,
die mit federnden Polstern belegt sind. Dementsprechend sind seit Jahrhunderten
alle Polstermöbel und heute alle Arbeitsstühle und Autositze ausgestattete Lieferbar-
ist ein schwedischer Faltrollstuhl (Fa.
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LIC, Solna), der wenigstens ein gepolstertes Brett als Sitz hat.
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Angeboten werden auch separate, in Faltrollstühle einsetzbare feste
Sitze (AS 1257356), doch diese behindern wieder die Faltbarkeit und den Transport,
erhöhen das -Rollstuhlgewicht und bringen den Benutzer in eine für den Handantrieb
des Rollstuhis unvorteilhaft höhere und vordere Sitzposition.
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Ähnlich schlecht sieht es mit der Verstellung der Rückenlehne aus.
Es gibt zwar Verstellmechanismen, doch sind diese nicht vom Behinderten selbst sitzend
auszuführen, sondern nur von einer Hilfsperson (AS 1259504, AS 2540054). Verhältnismäßig
günstig
sind verstellbare Beinstützen (Fa. orthotechnica, Köln), deren Länge sich selbsttätig
den anatomischen Verhältnissen anpaßt und die von gut beweglichen Behinderten auch
im Sitzen verstellt werden können; allerdings sind für das Verstellen und das Verriegeln
zwei Hände nötig und das für die linke und für die rechte Beinstütze getrennt.
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Die vorliegende Erfindung hat es sich zur Aufgabe gemacht,-die genannten
Nachteile der Rollstühle zu beseitigen, ohne Verschlechterungen der Faltbarkeit,
der Abmessungen und des Gewichts in Kauf zu nehmen. Kennzeichen der Erfindung, die
an Hand von Fig. 1 bis Fig. 5 beispielhaft erläutert wird, sind insbesondere starre,
in Rollstuhlmitte mit Gelenken (1) verbundene Sitzschalen (2),(3), sowie Lehnenschalen
(4),(5), die mit Gelenken (6) mittig verbunden sind. Die Sitzschalen (2), (3) sind
außen drehbar an den Seitenrahmen (7),(8) befestigt, die ihrerseits mittelbar die
Lenkräder (9),(10), sowie die zum Antrieb bestimmten großen Räder (11),(12) tragen.
Die Lehnenschalen (4),(5) sind mit ihren Hülsen (13),(14) entweder in den hochgezogenen
Enden der Seitenrahmen (7),(8) oder in Lehnenschwingen (15);(16) drehbar gelagert,
die ihrerseits in Drehpunkten (17),(18) mit den Seitenrahmen (7),(8) gelenkig verbunden
sind. Der kennzeichnende Unterschied des erfindungsgemäßen Rollstuhls gegenüber
dem eingangs geschilderten besteht also darin, daß die beiden Seitenrahmen (7),(8)
nicht durch ein Scherensystem mit Drehgelenken und Längsführungen miteinander faltbar
verbunden werden, sondern durch aus Gründen normalen Sitzkomforts sowieso erforderlichen
Sitz-und Lehnenschalon (2) bis (5), die die Seitenrahmen (7),(8) in gestrecktem
Zustand auf Abstand und Parallelität halten.
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Die Strecklaqe der Sitzschalen (2),(3) wird dadurch fixiert, daß ihre
Drehpunkts (1) doutlich unter der Sitzfläche liegen, wadurch sich unter dem Gewicht
des Rollstuhlbenutzers eine starre- Verbindung zwischen den beiden Sitzschalen (2),(3)
ergibt. In gleicher Art und mit gleicher Wirkung sind die Gelenke (6) der Lehnenschalen
(4),(5) angeordnet,
Durch Einsparung der bisherigen Scherenkonstruktion
und ihrer Längsführungen wird das Mehrgewicht der festen Sitze und Rückenlehnen
samt ihres Polstermterials erfindungsgemäß weitgehend kompensiert. Eine weitere
Gewichtseinsparung der Sitzschalen (2),(3) sowie der Lehnenschalen (4),(5) wird
durch ihre Rahmenbauweise erreicht, gekennzeichnet durch hohe, senkrecht zur Fläche
stehende Seiten (19),(20),(21) und Rippen (22),(23) mit hoher Biegesteifigkeit bei
geringem Gewicht. Für dei wünschenswerte Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit sind
die Sitz- und Lehnenschalen (2) bis (5) in ihren Flächen weitgehend mit Löchern
ausgestattet, die zusätzlich zur Gewichtseinsparung beitragen. Lochgröße und -anordnung
soll in weiterer Ausgestaltung der Erfindung so beschaffen sein, daß in Verbindung
mit dem Schalenwerkstoff, vorzugsweise faserverstärkte Duromere, eine Struktur erreicht
wird, die in Leichtigkeit, Festigkeit und Federung dem Rohrgeflecht von Stühlen
ähnelt, die um die 3ahrhundertwende beliebt waren.
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Im Gegensatz zu den herkömmlichen Kunststoffmatten erlauben die festen
Lehnenschalen (4),(5) eine Formgebung, die den arbeitsphysiologisch vorteilhaft
bewerteten Lendenbausch (24) verwirklicht. Unterhalb des Lendenbauschs (24) kann
meist auf eine Abstützung des Rückens verzichtet werden, wie das Beispiel fast aller
Arbeitsstiihle zeigt. Die so erlaubte Aussparung wird erfindungsgemäß dafür genUtzt,
den Platz für die Sitzschalen (2),(3) in gefaltetem Zustand zu schaffen, wie aus
Fig.5 hervorgeht.
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Diese Aussparung wird jedoch durch den (nicht dargestellten) Polsterbezug
überdeckt, der auswechselbar über Sitz und Rückenlehne mit deren (nicht dargestellten)
Polstern sitzt. Die Polster, vorzugsweise offenporiger PUR-Schaum, sind mit Klettenband
oder ähnlichen lösbaren Befestigungen jeweils so auf den Sitz-und Lehnenschalen
(2) bis (s> befestigt, daß sie in gestrecktem Zustand dieser Schalen nahtlos
aneinander stoßen. Der Polstern bezug ist entweder lingsgeteilt ausgerUhrt, so daß
in guutrtjcktem Zustand der chlen ebenfalls ein nahtlos Aneinandertoßen der Bezugshälften
erfolgt. Oder der Bezug kann aus quordahnl,arem Material bestehen, das eine einteilige
Ausführung des Polsterezugss
erlaubt, ohne die Faltbarkeit des
Rollstuhls zu behinderen, Der Polsterbezug kann zwischen Sitz und Lehne auch mit
hochgezogenen Rindern ausgestattet sein, um das Herausrutschen des unteren Dackenrandes
oder von Büchern, Zigarretten usw.
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zu verhindern. Zu deren Unterbringung können aber auch Taschen an
passenden Stellen des Polsterbezuges angebracht sein.
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Durch die bisher beschriebenen Merkmale des erfindungsgemäßen Rollstuhls
ist erstmalig ein Faltstuhl bschrieben worden, der die heute üblichen Leistungsmerkmale
von Arbeitsstühlen und Autositzen erfüllt. Gegenüber dem eingangs beschriebenen
Rollstuhl werden für das Falten nur Drehgelenke benötigt und die ungünstigen Längsführungen
vermieden, Weitere Leistungsmerkmale können durch Neigungsverstellung von.
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Sitz und Rückenlehne verwirklicht werden, um von der Arbeitsposition
(Fig.1) in die Ruheposition (Fig. 2) zu gelangen und umgekehrt. Die Zweckmäßigkeit
dieses Positionswechsels ist beo reits eingangs geschildert worden. In weiterer
Ausgestaltung der Erfindung wird jedoch nicht nur die Rückenlehne um den Drehpunkt
(17) gegenüber der Sitzfläche geschwenkt, sondern es wird synchron auch der Sitzflächenneigungswinkel
verändert, entsprechend jüngsten arbeitsphysiologischen Erkenntnissen (Stumbaum,Diebschlag:
35(7NF) Zeitschr.Arb.Wiss.\1981/3).
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Dies geschieht, indem die Lehnenschwingen (15),(16) über Koppeln (25)
mit den Achsschenkeln (26),(27) der großen Räder (11),(12) verbunden sind, die ihrerseits
am hinteren unteren Ende der Seitenrahmen (7)(8) drehbar gelagert sind. Hierdurch
führt eine Verstellung der Rückenlehne zwangsläufig zu einer Verstellung der Achsschenkel
(26),(27). Diese gelangen aus der fast senkrechten Lage (Fig.1) in eine nahezu waagerechte
Lage (Fig.2), wobei die Seitenrahmen (7),(8) hinten abgesenkt werden, so daß die
gewünschte größere Neigung des Sitzflächenwinkels synchron mit der größeren Neigung
der Rückenlehne erfolgt. Die Methode, die Sitzflächenneigung durch schwenkbare Achsschenkel
(26),(27) zu erzeugen, hat als weiteres Erfindungsmerkmal die synchrone Vergrößerung
des Radstandes zur Folge, wodurch in
Ruheposition des Rollstuhls
(Fig.2) ein rückwärtiges Kippen vermieden wird. Ein fest eingebauter großer Radstand
würde hingegen den Vorteil der goringen Baulcinge und der guten Rangierbarkeit auf
engem Raum beseitigen. Während für die Fortbewegung im Zimmer und auf engem Raum
der geringe Radstand des eingangs erwahnten Rollstuhls ( und des erfindungsgemäßen
in Arbeitsposition nach Fig.1) stets vorteilhaft ist, ist der lange Radstand für
das Fahren im Freien und zur Hindernisbewältigung besser, so daß sich hierfür die
Ruheposition nach Fig.2 empfiehlt.
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Die erfindungsgemäße Verbindung zwischen Sitzneigungswinkelverstellung
und Radstandsveränderung hat dabei noch den über raschenden Vorteil, daß hierbei
der Zugriff zu den für den Antrieb benutzten großen Rädern (11),(12), günstiger
wird, wenn von der Arbeitsposition Fig.1 in die Ruheposition Fig.2 verstellt wird.
Die großen Räder (11),(12) sind nämlich so klein gewählt worden, daß der seitliche
Einstieg in den Rollstuhl nicht durch überkragende Räder erschwert wird (siehe Fig.1).
Hierdurch kann aber nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Radumfanggs von Hand
zur Fortbewegung bedient werden, der jedoch für die im Zimmer benötigte Geschwindigkeit
völlig ausreicht. In Fig.2 ist dagegen der Abstand zwischen Schulter und großem
Rad merklich kleiner, so daß die Hände einen größeren Teil des Radumfanges bedienen
können, was bei gleicher Betätigungsfrequenz einer höheren Fahrgeschwindigkeit gleichkommt,
wie sie beim Fahren im Freien wünschenswert ist. Außerdem brauchen die Arme nicht
so weit nach hinten ausgewinkelt zu werden, wie in Fig.1 und bei bisherigen Rollstühlen
erforderlich.
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Schließlich liegt der gemeinsame Schwerpunkt von Rollstuhl und Fahrer
in Fig.2 niedriger, was die Stabilität beim Fahren im Freien verbessert. Meistens
wird jedoch für das Fahren im Freien nicht die- extreme Ruheposition nach Fig.2
am vorteilhaftesten sein, sondern eine zwischen den in Fig.1 und Fig.2 dargestellten
Grenzpositionen liegende Zwischenposition. Zu diesem Zweck ist die Winkelbeziehung
zwischen den Achsschenkeln (26),(27) und don Lehnenschwingen (15),(16) so entworfon
worden, daß ausgehend von der Arbeitsposition nach Fig.1 sich zunächst
die
Radstandsvergriißerung stärker auswirkt als die Ruckenlehnenneigung. Hierdurch wird
erreicht, daß sich der Vorteil der Radstandsvergrößerung für das Fahren im Freien
auch schon bei steilerer Stellung der Rückenlehne nutzen läßt. Die arbeitsphysiologisch
geforderte Synchronverstellung zwischen Sitz und Rückenlehne zwecks Wechsels der
Sitzpositionen eröffnet durch die erfindungsgemäße synchrone Radstandsveränderung
mit den sich daraus ergebenden Vorteilen die Aussicht auf einen gleichermaßen im
Hause als auch im Freien benutzbaren Rollstuhl.
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Die Fixierung der in Fig.1 und Fig.2 dargestellten Positionen oder
von Zwischenpositionen kann z. B. mit Gasdruckfedern (28) erfolgen, die einerseits
an den Achsschenkeln (26),(27) und andererseits an den Seitenrahmen (72,(8) gelenkig
befestigt sind. Fig.1 zeigt die Gasdruckfeder (28) mit eingefahrener Kolbenstange,
Fig.2 die ausgefahrene Kolbenstange. Durch Betätigung des Kolbenventils läßt sich
die Gasdruckfeder in jeder Stellung fixieren; außerdem sorgt sie für den gewünschten
Gewichtsausgleich. Diese Betätigung ist nicht dargestellt worden.
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Die Neigungsverstellung kann entweder durch Verlagerung des Personengewichts
nach hintengegen den Gasfederdruck erfolgen, oder über bildlich nicht dargestellte,
mit den Achsschenkeln (26),(27) verbundenen Handhebeln, oder über eine bildlich
ebenfalls nicht dargestellte zeitweise Verriegelung zwischen den Achsschenkeln (26),(27)
mit ihren großen Rädern (11),(12).
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Hierdurch wird durch Vorwärtsdrehen der großen Räder (11),(12) die
Ruheposition (fig.2) erreicht und durch Rückwärtsdrehen die Arbeitsposition. Anstelle
der Gasdruckfedern (28) können auch andere Elemente wie Zahnstangen, Spindeln, Rastklinken
usw, eingesetzt werden.
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Ein gewisser Nachteil liegt darin, daß diese Elemente an beiden Seitenrahmen
(7),(B) benötigt werden, aber zugleich entriegelt und verstellt werden müssen. Dies
kann vermieden werden durch eine einzige Gasdruckfeder (28), die in Rollstuhlmitte
am Drehpunkt zweier Stabilisatoren (29),(30) drehbar befestigt ist.
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Diese Stabilisatoren sind an ihren äußeren Enden in den Ach-sfi schenkeln
(26),(27) drehbar gelagert. Die Lagerachse ist vorzugsweise
senkrecht
angeordnet, um den positiven Sturz der großen Räder (11),(12) zu beseitigen, der
sich infolge ihrer einseitigen Aufhängung an den Achsschenkeln (26),(27) durch Verwinden
der Seitenrahmen (7),(8) einstellen könnte. Der rollstuhlmittige gemeinsame Drehpunkt
der Stabilisatoren (29),(30) ermöglicht das Falten des Rollstuhls in gleicher Art
wie die Gelenke (6) der Lehnenschalen (4),(5), wie aus Fig.5 hervorgeht.
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Erfindungsgemäß ist das andere Ende der Gasdruckfeder (28) an einer
der beiden Sitzschalen (2),(3) befestigt und zwar an einer Stelle, die durch gleichen
Abstand der Befestigungspunkte der Gasfeder (28) in gestrecktem Zustand des Rollstuhis
Fig.1 bis 3 und im gefalteten Zustand Fig.4 und 5 gekennzeichnet ist, Hierdurch
wird ein zwangsläfig synchrones Falten der Sitzschalen (2),(3) mit den Stabilisatoren
(29),(30) erreicht.
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Möglich ist aber auch die vorderseitige Befestigung der Gasdruckfeder
(28) an einem hier U-förmig gezeichneten Träger (31), der in den Gelenken (1) der
Sitzschalen (2),(3) hängt. Der vordere Schenkel des Trägers (31) ist nach oben über
das Gelenk (1) hinaus verlängert. Hierdurch wird erreicht, daß in gespreizter Position
des Rollstuhls (siehe Fig.3) der Träger (31) von den Sitzschalen (2),(3) in die
Zange genommen wird und mit diesen starr verbunden wird, In weiterer Ausgestaltung
der Erfindung hat dieser Trager (51) die Aufgabe, die Oeinstützenkinematik aufzunehmen.
Das Schwenken der -Beinstützen muß nämlich um einen Drehpnkt erfolgen, der sich
in Höhe des Kniegelenks befindet, um zu verhindern, daß sich beim Schwenken die
Oberschenkel vom Sitz abheben oder daß die Füße nicht mehr auf der Fußplatte (32)
aufliegen. Es gibt Rollstühle, die in dieser Höhe liegende Schwenkpunkte der Beinstützen
besitzen. Diese behindern jedoch in unangenehmer Weise den seitlichen Zugang zum
Rollstuhl. Günstiger ist die bereits eingangs erwähnte bekannte Beinstützenverstellung,
die durch eine Drehpunkt-Ersatz-Kinematik einen virtuellen fleinstjjtzün-Drehpunkt
in Knioqr-3lr3nkhöht"3 erzeugt. Diese Kinematik br!naitirlt jedoch je Seite zwei
Drehgelenke und (was ungünstiger ist) noch
zwei Längsführungen.
Hier setzt die Erfindung mit weiteren Verbesserungen ein: Die erste Verbesserung
liegt darin, statt der üblichen zwei Beinstüt-zen nur noch eine zentral angeordnete
Beinstütze (33) zu benutzen, die eine beiden Füßen dienende Fußplatte (32) trägt.
Diese ist, wie bildlich dargestellt, individuell höhenverstellbar an der Beinstütze
(33) befestigt. Diese hat zwei Lagerstellen (34) und (35). Am Lager (34) ist die
Gleitstange (36) befestigt,dje in Lagerlöchern (37) der beiden aufrechten Schenkel
des Trägers (31) läuft. Am Lager (35) ist die Schwinge-(38) befestigt, die andererseits
am Drehpunkt (39) des Trägers (31) angelenkt ist.
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Diese Teile sind so bemessen und so zueinander angeordnet, daß bei
Bewegung ein virtueller Drehpunkt der Beinstütze (33) in Kniegelenkhöhe entsteht.
Durch die mit der Gleitstange (36) fest verbundene Griffstange (40) kann die Fußplatte
(32) in die in Fig. 1 gestrichelt dargestellten Positionen verschoben werden, und
zwar durch eine einzige Handbewegung.
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Bemerkenswert ist insbesondere die hintere Position, die ein dichtes
Heranfahren an Einrichtungsgegenstände erlaubt, ohne wie beim eingangs geschilderten
Rollstuhl die Füße von den Fußplatten absetzen zu müssen und die Beinstützen abschwenken
oder abnehmen zu müssen. Die Verstellung ist sehr leichtgängig, weil der verhältnismäßig
große Abstand der Lagerlöcher (37) des Trägers (31) eine vorzügliche Führungsgüte
ergibt. Um auch das Fixieren der Beinstütze (33) mit derselben Handbewegung zu bewirken,
ist der Drehpunkt (34) so beschaffen, daß er der Gleitstange (36) eine kleine Drehbewegung
um ihre Längsachse erlaubt. In Verbindung mit auf der Unterseite der Gleitstange
(36) angebrachten Raststiften (41) und dem radialen Schlitz der Lagerlöcher (37)
läßt sich in der einen Endstellung der genannten kleinen Drehbewegung die Gleitstange
(36) ungehindert verschieben, während in der anderen Endstellung die Raststifte
(41) am Lagerloch (37) anschlagen und die Schiebbewegung hindern. Zweckmäßigerweise
ist die Anordnung des radialen Schlitzes der Lagerlöcher (37) derart, daß die Raststellung
der Griffstange (40) durch ihre Schwerkraft gegeben ist, während die rastfreie Verschiebung
durch Querbewegung der Griffstange(40)
nach innen bewirkt wird.
Die erfindungsgemäße Beinstützenkinematik hat somit einen bisher unbekannten Bedienungskomfort,
nämlich mit einer Handbewegung beide Beine schwenken zu können und die gewünschte
Position fixieren zu können. Durch Reduziew rung auf eine mittig angeordnete Kinematik
ist zudem der technische Aufwand geringer.
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Die mittig angeordnete Beinstütze hat aber noch einen weiteren großen
Vorteil: sie erlaubt nämlich eine beträcttliche Vergrößerung des Durchmessers der
Lenkräder (9),(1O). Diese brauchen viel Platz, weil sie sich mit ihren Radgabeln
(42),(43) um eine senkrechte Achse volle 360 Grad schwenken lassen müssen, um ein
Wenden auf der Stelle zu ermöglichen. Dieser Platzbedarf wird noch durch den Nachlauf
der Lenkräder (9),(10) vergrößert, der durch die Schrägstellung der Radgabeln (42),(43)
dargestellt istvund der die Selbstlenkung dieser Räder ermöglicht. Der Platzbedarf
der Lenkräder kann daher als Toroid beschrieben werden, dessen Größtdurchmesser
sich zusammensetzt aus dem Radaußendurchmesser und dem zweifachen Nachlauf. Da bei
den bekannten Rollstühlen die Beinstützen über den Lenkrädern sitzen, dürfen die
Lenkräder entweder nur sehr klein sein oder sie müssen in ihrer Schwenkbewegung
stark eingeschränkt werden. Bei Zimmerrollstühlen wird die erste Lösung angewendet,
bei ausgesprochenen Straßenrollstühlen die zweite Lösung. Die erfindungsgemäß mittige
Anordnung der Beinstütze (33) nutzt dagegen den Platz zwischen den Toroiden aus,
so daß sich der hiermit ausgestattete Rollstuhl gleichgut.im Zimmer und im Freien
gebrauchen läßt.
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Offensichtlich er Vorteil größerer Lenkräder ist ihre bessere Eignung
zur Bewältigung von Hindernissen. Aber auch der Rollwiderstand des Rollstuhls verringert
sich mit größeren Rädern.
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Interessanterweise wirkt sich eine Vergrößerung der kleinen Räder
erheblich günstiger auf den Rollwiderstand aus als eine Vergrößerung der großen
Räder. Außerdem schwindet bei Annäherung der Radgrößen aneinander die Abhängigkeit
des Rollwiderstandes von der Schwerpunktlage. Um aber die aus der Durchmcrsorsumme
der
kleinen und der großen Räder resultierende Baulänge des Rollstuhls klein zu halten,
wurde folgerichtig der vorlielondon Erfindung dnr größtmögliche Durchmesser der
Lenkräder (9),(10) mit dem aus Antriebsgründen kleinstmöglichen Durchmesser der
großen Räder (11),(12) kombiniert.
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Zur weiteren Verbesserung der Fahreigenschaften ist erfindungsgemäß
vorgesehen, die Seitenrahmen (7),(8) hinten offen zu gestalten, so daß ihr oberer
Teil mit Sitz und Rückenlehne einen Federungskomfort erhalten, wie er den bekannten
Stahlrohrsessels von Marc Stam und Ludwig Mies van der Rohe eigen ist. Falls erforderlich
kann diese Federung durch Reibschluß zwischen den offenen Enden der Seitenrahmen
(7),(8) gedämpft werden. Durch die nahezu senkrecht zur Einfederungsrichtung liegende
Koppeln (25) wird erreicht, daß beim Einfedern praktisch keine Änderung des Sitz-Lehnen-Winkels
erfolgt.
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Zusammengefaßt bietet der erfindungsgemäße Rollstuhl eine Fülle vorteilhafter
Eigenschaften mit einer weit besseren Anpassung der Technik an den behinderten Menschen
als bisher.
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Die geschilderten Erfindungsmerkmale sind stets so gestaltet worden,
daß sie sich eher verbessernd auf Gewicht, Abmessungen und Faltbarkeit auswirken.
Die herausragenden Vorteile sind: - Sitzkomfort und Dekubitusprophylaxe durch feste,gepolsterte
wasserdampfdurchläss-ige Sitze, sowie durch vom Behinderten bequem bedienbare Neigungsverstellung
von Sitz, Lehne und Beinstütze, - gleichgute Eignung als Zimmer- wie als Straßenrollstuhl
durch große Lenkräder, Radstandsvergrößerung und Fahrwerksfederung ohne Volumen-
und Gewichtevergrößerung.
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