-
Abzugsvorrichtung für extrudierte Profile und Rohre
-
Die Erfindung betrifft eine Abzugsvorrichtung für extrudierte Profile
und Rohre, vorzugsweise aus Kunststoff, mit zwei Abzugseinheiten zum Erfassen und
Weitertransportieren des Extrudates, wobei die obere Abzugseinheit gegenüber der
unteren Abzugseinheit schwenkbar gelagert ist.
-
Abzugsvorrichtungen der den Gegenstand der Erfindung bildenden Art
sind in vielfachen Ausführungsformen bekannt. Die dem Stand der Technik am nahesten
kommende Vorrichtung ist ein Gerät, bei dem die obere Abzugseinheit schwenkbar gelagert
ist und eine Kompensationseinrichtung für das Eigengewicht besitzt. Aufgrund dieser
merkmale paßt sich die obere Abzugseinheit auftretenden Dickenunterschieden des
Extrudats an. Solche Dickenunterschiede können beispielsweise beim Anfahren der
Fertigung des Extrudats auftreten, bis die Maßhaltigkeit des Extrudats erreicht
ist. Der Nachteil der bekannten Vorrichtungen ist jedoch darin zu sehen, daß aufgrund
ungünstiger Aufhängung relativ große Kräfte erforderlich sind, um das Profil durchgehend
zu erfassen.
-
In der Regel sind bei den bekannten Vorrichtungen die oberen Abzugseinheiten
durch Linearführungen gehalten, die beim fortlaufenden Durchziehen des Profil durch
die Abzugsvorrichtung über das Extrudat selbst betätigt werden müssen, um den Einzugsspalt
durchgehend auf die Höhe des abzuziehenden Profils einzustellen. Bei den bekannten
Vorrichtungen muß spätestens dann der Einzugsspalt des Abzugs über die Linearführungen
geöffnet werden, sobald das abzuziehende Profil ungefähr die Mitte des Abzugs erreicht
hat.
-
Ohne die dann einsetzende Öffnung durch den vom Extrudat ausgehenden
Druck über die Linearführung würden die auftretenden Kräfte zu groß werden, so daß
das lineare Öffnen nach oben zwangsläufig ist. Dabei wirken erhebliche Druckkräfte
auf das Extrudat ein, die zu Beschädigungen führen können.
-
Als besonders nachteilig ist hierbei zu werten, daß die Öffnung des
Abzugsspaltes über das Extrudat praktisch im Winkel von 900 zur Durchgangsrichtung
des Extrudates erfolgen muß, so daß durch das Extrudat selbst erhebliche Linearkräfte
zu überwinden sind. Dieser Nachteil bringt erhebliche Schwierigkeiten bei empfindlichen
Extrudatformen wie Hohlkammerprofilen, Rohren und dgl. mit sich.
-
In einer weiteren bekannten Ausführungsform sind Abzugsvorrichtungen
bekannt, bei denen die obere Abzugseinheit mit einer Parallelführung zur unteren
Abzugseinheit ausgestattet ist. Diese Abzüge können jedoch nur eine parallel verlaufende
Auf-Zu-Bewegung durchführen und sind nicht in der Lage, pendelnde Bewegungen durch
unterschiedliche Dicke des abzuziehenden Extrudats aus zu gleichen.
-
Hier setzt die Erfindung ein, die es sich zur Aufgabe gestellt hat,
die geschilderten Nachteile zu vermeiden und insbesondere eine Abzugsvorrichtung
anzugeben, welche das Extrudat auch während des Anfahrens, also gerade während des
Auftretens unterschiedlicher Höhen- bzw.
-
Dickenabmessungen, erfaßt und diese Dicken- bzw. Höhenunterschiede
durch pendelnde Bewegungen selbständig ausgleicht, ohne daß es hierbei zu einer
negativen Beeinträchtigung des Extrudats durch überhöhte Krafteinwirkung kommen
würde. Erfindungsgemäß wird dazu vorgeschlagen, daß die schwenkbare Lagerung der
oberen Abzugseinheit über wenigstens zwei an ihren Drehpunkten angelenkte Schwingarme
erfolgt, von denen wenigstens einer unter Bildung einer die Scnwenkbewegung überdeckenden
Ausgleichsbewegung für begrenzt getrennte Bewegungen der Schwingarme untereinander
ausgebildet ist.
-
Die die Schwenkbewegung überdeckende Ausgleichsbewegung kann sowohl
über eine Parallelführung, als auch über ein Mehrfachgelenk erfolgen. Die Schwingarme
selbst sind vorteilhaft durch zugeordnete Antriebe zusätzlich bewegbar.
-
Der Vorteil der erfindungsgemäßen Abzugsvorrichtung ist darin zu sehen,
daß die die Schwenkbewegung der Schwingarme überdeckende Ausgleichsbewegung nur
geringe Kräfte braucht, so daß diese Ausgleichs- und~Pendelbewegung einfach durch
die Höhenunterschiede auch bei empfindlichen Extrudatformen gesteuert werden kann.
Die durch die Höhen- oder Dickenunterschiede des Extrudats erforderlichen Bewegungen
der oberen Abzugseinheit werden also gänzlich mit der die Schwenkbewegung überdeckenden
Ausgleichsbewegung aufgenommen. Die eigenen Antriebe der Schwingarme dienen dabei
in der Regel nur der Anhebung oder Absenkung der oberen Abzugseinheit zur Grobeinstellung
an ensprechende Extrudatdicken. Die leicht gängige Pendelbewegung der oberen Abzugseinheit
nach der Erfindung ermöglicht somit ein selbständiges, automatisches Anpassen der
oberen Abzugseinheit an die Toleranzen des Extrudats während des Abzugsvorganges.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen
Abzugsvorrichtung schematisch dargestellt. Die gezeigte Abzugsvorrichtung besitzt
eine obere Abzugseinheit 1 und eine untere Abzugseinheit 2, wobei die obere Abzugseinheit
1 gegenüber der unteren Abzugseinheit 2 über die Schwingarme 3, 4 pendelnd gelagert
ist. Die Anordnung der unteren Abzugseinheit 2 ist in der Zeichnung niicht gesondert
wiedergegeben, da es sich hierbei um eine konstruktionsbedingte Anordnung nach dem
Stand der Technik handeln kann. Das gleiche gilt für die Antriebe der oberen Abzugseinheit
1 und der unteren Abzugseinheit
2, die ebenfalls in der Zeichnung
nicht dargestellt sind. Es kann sich hierbei um unabhängig voneinander angetriebene
Abzugseinheiten handeln.
-
Die Schwingarme 3, 4 sind an ihren Drehpunkten 31, 41, welche im Bereich
der unteren Abzugseinheit 2 angeordnet sind, drehbeweglich gelagert. Die Schwingarme
3, 4 selbst sind durch jeweils zugeordnete Antriebe 6, 7 zur Anhebung oder Absenkung
der oberen Abzugseinheit 1 bewegbar gehalten. Die Antriebe 6, 7 können mechanisch,
pneumatisch, hydraulisch oder andere bekannte Antriebe sein.
-
Der Schwingarm 4 ist an der oberen Abzugseinheit 1 derart angelenkt,
daß ihm eine Ausgleichsbewegung nicht möglich ist. Die Bewegung über diesen Schwingarm
4 ist also eine kreisbogenförmige Auf-Zu-Bewegung, die eine Ausgleichsbewegung 5
erforderlich macht. Die Ausgleichsbewegung 5 erfolgt über dell Schwingarm 3, der
wie der Schwingarm 4 an einem Drehpunkt 31 an der unteren Abzugseinheit drehbeweglich
gelagert und mit dem zusätzlichen Antrieb 6 ausgerüstet ist.
-
Die Ausgleichsbewegung 5 ist in der gezeigten Darstellung als lineare
Verschiebebewegung in Abzugsrichtung des Extrudats dargestellt, welche die beim
antriebslosen Öffnen und Schließen der oberen Abzugseinheit auftretenden Bewegungen
ausgleichend überlagert. Durch eine Kombination der über den drehbar angelenkten
Schwingarm 3 erzielbaren Bewegung mit der linearen Verschiebewegung 5 ergibt sich
auch die Möglichkeit, die lineare Verschiebebewegung unter einer Winkelstellung,
beispielsweise unter 450 oder 90°, zur Abzugsrichtung des Extrudats auszulegen,
ohne daß die nachteiligen Folgen der Abzugsvorrichtungen nach dem Stand der Technik
auftreten würden.
-
Die lineare Verschiebebewegung kann auch durch ein ehrfachgelenk ersetzt
werden, bei dem die während der Bewegung auftretenden Reibungskräfte noch geringer
sind als bei der linearen Verschiebebewegung.
-
Sowohl mit der Ausgleichsbewegung über die lineare Verschiebebewegung
als auch mit der Ausgleichsbewegung über das Mehrfachgelenk ergibt sich ein extrem
leichtgängiges Einstellen für die Angleichung der oberen Abzugseinheit an die Höhen
und Dicken des Extrudats.
-
Wesentlich hierbei ist, daß diese Angleichbewegungen das Extrudat
nur so gering beanspruchen, daß auch die empfindlichsten Extrudatformen ohne Nachteile
mit der erfindungsgemäßen Abzugsvorrichtung erfaßt werden können.
-
Es läßt sich also mit der derart ausgerüsteten Abzugsvorrichtung ein
optimales Dosieren der Anpresskraft auf das Extrudat erzielen.
-
Wesentlich im Zusammenhang mit der Ausbildung der erfindungsgemäßen
Abzugsvorrichtung ist die Tatsache, daß die Anlenkung der Schwingarme ein- oder
beidseitig sein kann. Die Entscheidung hierfür ist eine Frage der Kraftübertragung,
so daß bei großdimensionierten Extrudaten vorteilhaft eine doppelseitige Anlenkung
gewählt wird, während bei kleineren Extrudaten die einseitige Schwingarmanlenkung
ausreichend sein kann. Bei großen Längen der Abzugseinheit kann es ferner vorteilhaft
sein, die in der Figur dargestellten zwei Schwingarme um weitere auf drei oder mehr
Schwingarme zu erweitern. Dabei müßten wenigstens zwei dieser Schwingarme mit der
Ausgleichsbewegung 5 ausgestattet und der jeweils dritte zwar verschwenkbar, jedoch
im übrigen wie der Schwingarm 4 in der Darstellung ausgebildet sein.
-
- PATENTANSPRÜCHE -