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Verfahren zur Verminderung der Geruchsbelästigung in Stallungen
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Verfahren zur Verminderung der Geruchsbelästigung in Stallungen Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Einddmmung der Geruchsentwicklung beim chemischen
oder mikrobiellen Abbau organischer Abfallprodukte in Stallungen.
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Ein. Begleiterscheinung der Intensiv-Tierhaltung ist das Problem der
starken Geruchsbelästigung sowohl im Stall als auch in dessen Ungebung durch die
tierischen Ausscheidungen. Es hat daher nicht an Versuchen
gefehlt,
die aus der Zersetzung der Fäkalien stammenden Ubelriechenden Stoffe zu binden bzw.
deren Entstehung zu verhindern. So ist es bekannt, Gülle mit Cyanamidlösungen (DE-OS
22 61 124) gegebenenfalls zusammen mit einem Riechstoff (DE-OS 25 31 496) zu versetzen.
Bekannt sind für diese Anwendung ferner sauerstoffabspaltende Substanzen (DE-OS
25 05 020), Aldehyde, insbesondere Formaldehyd (DE-OS 23 21 742), Sulfit (DE-OS
23 21 742) und Propionsaure (DE-OS 23 54 921).
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Die Ubeiriechenden Stoffe entstehen bekanntlich durch die Zersetzung
der tierischen Ausscheidungen infolge der Aktivität von ubiquitär vorhandenen Mikroorganismen.
Das Wirkungsprinzip der obengenannten Mittel beruht auf der Hemmung der Aktivität
dieser Mikroorganismen. Für die optimale Wirkung der geruchshemmenden Mittel ist
es deshalb unerläßlich, die tierischen Ausscheidungen unmittelbar nachdem sie anfallen,
dem Angriff der Mikroorganismen durch Behandlung mit den geruchshemmenden Mitteln
zu entziehen. Daraus ergeben sich für eine optimale Wirkung der Geruchshemmer zwei
Voraussetzungen: 1. Das Mittel muß an jeder Stelle des Güllekanalsystems, die mit
tierischen Ausscheidungen in Berührung kommt, vorhanden sein; 2. Das Mittel muß
immer zu dem Zeitpunkt zugegeben werden, zu dem diese Ausscheidungen gerade anfallen.
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Beide Voraussetzungen können nach dem bisherigen Stand der Technik
nicht erfüllt werden. Zum einen wäre der Arbeitsaufwand für die gleichmäßige Einbringung
über alle Güllekanäle eines Tierhaltungsbetriebes, die eine nicht unbeträchtliche
Länge erreichen, unrealistisch. Zum anderen ist es praktisch undurchführbar, die
Mittel immer dann und immer dort einzubringen, wo gerade von einem oder mehreren
Tieren Ausscheidungen anfallen. Aus diesen Gründen ist die Wirksamkeit der oben
beschriebenen Mittel in der Praxis unbefriedigend geblieben.
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Die wirkungsvolle Verminderung übler Gerüche durch Realisierung der
beiden obengenannten Voraussetzungen ist die Aufgabe vorliegender Erfindung.
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Die Lösung der Aufgabe umfaßt die in den Ansprüchen niedergelegten
Maßnahmen.
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Die Erfüllung der ersten Voraussetzung - die gleichmäßige örtliche
Verteilung - gelang mit automatischen Dosiereinrichtungen. Zur Erreichung des zweiten
Zieles - eine dem zeitlichen Anfall der tierischen Ausscheidungen angepaßte Einbringung
- war es naheliegend, die Zugabe der Mittel ununterbrochen während 24 Stunden pro
Tag aufrecht zu erhalten.
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Die Dosierung der naturgemäß sehr stark verdünnten Geruchshemmerlösungen
setzt jedoch entsprechend dimensionierte und damit teure VorratsgefäRe voraus. Zudem
führen die dabei anfallenden Flüssigkeitsmengen, die insbesondere bei Dosieranlagen
mit Saugstrahlmischer sehr beachtlich sind, zu einem unverhältnismäßig starken Anwachsen
des GUllevolumens.
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Dies ist jedoch in der Praxis indiskutabel.
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Überraschend gelang es erfindungsgemäß aufgrund der idealen örtlichen
Verteilung, die ununterbrochene, 24 Stunden pro Tag andauernde Verteilung zu vermeiden.
Nach der Erfindung genügt es, täglich einmal die erforderliche Menge an Mittel einige
Minuten lang zuzugeben.
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Die Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung erfordert eine
Dosieranlage und ein Verteilersystem. Vorteilhafte Dosiergeräte sind Saugstrahlmischer
aus Kunststoff, die keiner Abnutzung oder Korrosion unterliegen. Das Desodorans
wird dabei aus dem Vorratsbehälter angesaugt, im vorgegebenen Verhältnis mit Wasser
gemischt und über Kunststoffleitungen zu den Kanälen gebracht.
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Die Mengendosierung erfolgt am bequemsten und sichersten über die
Zeitdauer der Öffnung eines Magnetventils, das durch eine Schaltuhr gesteuert wird.
Wesentlich ist dabei jedoch ein konstanter Wasserdruck, Dieser ist während des Fütterns,
also der Zeit, in der die Tiere fressen und nicht durch Betätigen des Selbsttränkers
für Druckschwankungen sorgen, am konstantesten. Bei Betätigung der Anlage von Hand
ist zur Dosierung der Wassermenge eine Wasseruhr vorzusehen.
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Das Mischungsverhältnis desodorierendes Mittel/Wasser richtet sich
nach der Art der Stellung, der zu behandelnden Fließmistmenge und dem jeweils verwendeten
Reagens. Für 5obige Cyanamidlösungen z.B. sollte es zwischen 1:5 und 1:15 liegen,
wobei der Verteilungseffekt mit zunehmender Wassermenge besser wird. Das Mischungsverhältnis
1:15 empfiehlt sich auch für Stallungen mit Unterflurentiüftung, da hier der Fließmist
häufig stark austrocknet.
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Die Verteilung der wäßrigen Lösungen in den Güllekanälen ist abhängig
vom jeweiligen Stalltyp. So genügt es in Stallungen mit Treib-Fließmistkanälen,
wenn die desodorierende Lösuny am Kanalanfang zugegeben wird (Abbildung 1). Bei
einer Kanallönge von ca. 20 m dauert es dabei allerdings ca. 3 Wochen, bis dieses
seine volle Wirkung entfaltet, vorausgesetzt, dieser Kanal wurde nicht schon vorher
desodoriert. Bei dauerndem Einsatz des Geruchsinhibitors ist auch bereits der Fließmist,
der sich am Kanalende befindet, zu Beginn einer neuen Mastperiode mit Geruchsinhibitor
vermischt.
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Wird bereits von Anfang an optimale desodorierende Wirkung gewünscht,
so sind die Kanüle bis zur FJöhe der Staunase (ca. 10 bis 15 cm hoch) mit Wasser
zu füllen und diese mit der erforderlichen Menge des Geruchsinhibitors zu versetzen.
Dabei ist Sorge zu t ragen, daß die Tiere nichts davon aufnehmen können.
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Stille mit Staumistanlagen werden erfindungsgemäß mit einem Verteilersystem
ausgerüstet, welches das Mittel über die ganze Kanaiflöche versprüht (Abbildung
2). Dazu eignen sich Rohrleitungen mit DUsen. Die Düsen lassen sich durch Kunststoffsprühschlcuche
ersetzen, die im Abstand von 10 bis 15 cm Löcher aufweisen. Eine andere Variante
sind Tropfleitungen.
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Als desodorierende Mittel eignen sich alle Geruchshemmer. Besonders
vorteilhaft ist allerdings die Verwendung von Cyanamid, da es restlos abgebaut wird
und sich bei späterer Verwendung der Gülle als Dünger keine Rückstandsprobleme ergeben.
Durch diesen Zusatz, der vollständig in N-Formen umgewandelt wird, die von den Pflanzen
aufgenommen werden, ergibt sich eine N-Anreicherung des Flüssigmistes, so daß dieser
einen höheren Düngewert erhält. Außerdem verbessert sich die Fließföhigkeit des
Mistes, und das Verstopfen der Kanüle wird verhindert. Ein Cyanamidzusatz verringert
dadurch auch den Energieaufwand beim Durchmischen und Auspumpen der Gülle, die -
wegen der langanhaltenden geruchsmindernden Wirkung des Zusatzes - auch auf Flächen
ausgebracht werden kann, die nur sehr geringe Geruchsemission gestatten.
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Eine wesentliche Wirkung des Cyanamids ist ferner die Desinfektion
des FlUssigmistes. Es hat sich gezeigt, daß in Ställen, in denen die Gülle mit Cyanamid
behandelt wurde, die Zahl der Krankheitsinfektionen zurUc!cging. Ein Beispiel ist
die Schweinedysenterie, aber auch die Verwurmung der Tiere.
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Nachdem Cyanamid die Insekteneier und Maden im Güllekanal abtötet,
entzieht es der Fliegenplage die Grundlage. Die Folge sind Stallungen, in denen
die Tiere deutlich besser heranwachsen.
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Das folgende Beispiel soll die Erfindung näher erläutern, ohne sie
jedoch darauf zu beschränken.
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Beispiel Das Mischungsverhältnis und die Leistung des Wasserstrahlmischers
hängen von der Wassermenge, die durch die Wasserleitungen fließt (Treibstrom) sowie
vom Druck in der Leitung, dem Typ des Wasserstrahlmischers, der Blende sowie dem
an den Strahlmischer angeschlossenen Verteilersystem ab.
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Eine Wasserstrahlpumpe aus Polyäthylen wurde bei 1,5 bar und einem
Wasserzulauf von 1350 l/h geeicht, die Ansaugleistung bzw. das Mischungsverhältnis
mit Wasser durch verschiedene Stauscheiben (Blenden) verändert. Die erhaltenen Werte
ergaben die in Abbildung 3 wiedergegebenen Kurven. Danach beschränkt eine 3 mm-Blende
unter den angegebenen Zuflußbedingungen die Ansaugmenge auf 200 l/h entsprechend
3,33 1/Minute. Das Mischungsverhältnis mit Wasser betragt dabei 1:6,75. Dieses erhöht
sich durch eine 2 mm-Blende auf 1:11,7,während sich die Ansaugmenge auf 1,9 1/Minute
verringert.
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Die aufgestellten Kurven dienen der Einstellung des gewünschten Mischungsverhältnisses
sowie der Ermittlung der erforderlichen Betriebsdauer.
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Die Menge des Desodorans ist sowohl von derArt des Geruchsinhibitors
als auch von den Tieren abhängig. Nachfolgende Tabelle wurde für 5obige Cyanamidlösung
in Schweineställen ermittelt.
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Tabelle Gülleanfallund Cyanamidbedarf je Schwein
Anfangsgewicht 22,0 kg |
Endgewicht 103,0 kg |
Mastdauer 120 Tage |
Zunahme 675 g/Tag |
Mastwoche Mastgewicht in kg Gülleanfall in Cyanamidaufwand |
1/Tag (10 kg Le- bei einer Dosie- |
bendgewicht =1 l rung von 1 1 |
Gülle) anamid 50%ig/m3 |
Gülle in 1/Tag |
1. 24,1 2,41 0,00241 |
2. 28,3 2,83 0,00283 |
3. 32,5 3,25 0,00325 |
4. 36,7 3,67 0,00367 |
5. 41,6 4,16 0,00416 |
6. 47,2 4,72 0,00472 |
7. 52,8 5,28 0,00528 |
8. 58,4 5,84 0,00584 |
9. 63,6 6,36 0,00636 |
10. 68,5 6,85 0,00685 |
11. 73,4 7,34 0,00734 |
12. 78,3 7,83 0,00783 |
13. 82,9 8,29 0,00829 |
14. 87,1 8,71 0,00871 |
15. 91,3 9,13 0,00913 |
16. 95,1 9,51 0,00951 |
17. 99,7 9,97 0,00997 |
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