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Beschreibung
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Vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum antistatischen Ausrüsten
von Ton- und/oder Bildträgern sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
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Es ist bekannt, daß das hochpolymere Material, aus dem Ton- und Bildträger
gefertigt werden, sich leicht elektrostatisch auflädt. Dies hat zur Folge, daß diese
Ton- und Bildträger rascher verstauben, da sie die entgegengesetzt geladenen Staubpartikel,
die in ihre Nähe kommen, anzehen, und daß beim Abspielen dieser Ton- und Bildträger
die Wiedergabe der Aufzeichnungen nicht nur durch die Staubteilchen, sondern zusätzlich
durch in Form von Funkenbildungen auftretende elektrostatische Entladungen empfindlich
gestört wird, so daß häufig eine starke Verschlechterung der Wiedergabequalität
eintntt.
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Um diese sehr störenden Erscheinungen zu unterbinden oder wenigstens
auf ein erträgliches Maß zu vermindern, hat man bereits Ton- bzw. Bildträger auf
der Oberfläche mit einem antistatischen Belag versehen. Dieser ist jedoch nur für
kurze Zeit wirksam und verschwindet beim Gebrauch durch unvermeidbare mechanische
Einwirkungen durch das betreffende Abnahme system, durch die Handhabung beim Einschieben
der Träger in die Aufbewahrungshüllen oder beim abwaschen der Träger mit einem Tuch
zwecks Reinigung von Staubpartikeln. Auch eine Enarbeitung antistatisch wirkender
Mittel in die Grur.dmasse, aus der die Ton-oder Bildträger hergestellt werden, hat
nicht den erhofften Erfolg gebracht.
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Die eingearbeiteten Antistatika sind nämlich in den für solche Träger
in der Regel verwendeten Materialien, nämlich Polyvinylchlorid (PVC) oder Copolymere
von Polyvinylchlorid und Polyvinylacetat mit geringen Zusätzen an Ruß Sxabilisatoren
usw., nicht in dem erforderlichen Maße beweglich, um in einer zum Antistatischmachen
ausreichenden Menge an die Oberfläche des Trägers wandern zu können. Die antistatische
Wirkung der solchermaßen ausgerüsteten Ton- oder Bildträger läßt daher schon nach
kurzer Zeit erheblich nach, so daß die oben geschilderten nachteiligen Wirkungen
der elektrostatischen Aufladung in verwehrte m Umfange auftreten können.
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Um hier Abhilfe zu schaffen, werden seit geraumer Zeit mit Antistatika
versehene WischtUcher in den Handel gebracht, die beim Abwischen des auf den Oberflächen
der Träger befindlichen Staubs gleichzeitig eine dünne Schicht des antistatischen
Mittels auf der Trägeroberfläche hinterlassen. Hierdurch wird eine antistatische
Wirkung auf der Oberfläche der Träger erzielt, die alter wie die Wirkung eines auf
die Trägeroberflächen aufgesprühten antistatischen Belags nur von zeitlich begrenzter
Dauer ist. Daher muß diese Maßnahme häufiger wiederholt werden. Dies ist nicht nur
unbequem und führt nach wiederoltem Gebrauch häufig zu Trägeroberflächen mit einem
fettigen, verschmierten und daher unansehnlichen Aussehen, wobei ebenfalls die Tonqualität
leidet. Die Wirkung ist auch recht zweifelhaft, da solche imprägnierten Wiscsstücher
in der Regel schon nach veältnismäßig kurzer Zeit ihre antistatische Wirkung verlieren
und daher durch neue Wischtücher ersetzt werden müssen, was aber gewöhnlich zu spät
erfolgt oder ganz unterbleibt. Auch dieses Verfahren ist in der Praxis daher wenig
befriedigend.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum antistatischen
Ausrüsten von Ton- und/oder Bildträgern sowie eine Vorrichtung zur Durchfulrung
des erfindungsgemäßen Verfahrens zu schaffen, das die vorgenannten Nachteile nicht
besitzt, sondern insbesondere in einer für den Benutzer einfachen und bequemen Weise
eine dauerhafte antistatische Ausrüstung der Ton- und/oder Bildträger gewährleistet.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum antistatischen
Ausrüsten von Ton- und/oder Bildträgern gelöst, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß man den Ton- und/oder Bildträger zwischen zwei Folien aus Hochdruckpolyäthylen
oder Polypropylen legt, die ein Antistatikum eingearbeitet enthalten, welches in
einer zum Antistatischmachen des Ton- und/oder Bildträgers ausreichenden Menge an
die Oberfläche der Folien zu wandern vermag, und die Folien mit der Oberfläche des
Ton- und/oder Bildträgers in innige Berührung bringt oder mindestens etwa 10 Sekunden
lang an den Ton- und/oder Bildträger möglichst gleichmäßig leicht anpreßt, wobei
das Antistatikum in einer sehr geringen, aber ausreichenden Menge von den Folien
auf die Oberfläche des Ton-und/oder Bildträgers übertragen wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch eine Reihe von
Vorteilen gegenüber dem Stand der Technik aus. Es ist sehr einfach durchzuführen,
denn es genügt, wenn die das Antistatikum übertragenden Folien kurzfristig mit der
Oberfläche des Ton- und/oder Bildträgers in inniger BerUlrurE stehen, beispielsweise
möglichst gleichniaß: g mindestens etwa 10 Sekunden lang von Hand an die Trägeroberflächen
leicht angepreßt werden. Dieser Vorgang kann praktisch beliebig oft wiederholt werden,
denn das eingearbeitete Antistatikum wandert stets kontinuierlich nach ulqd versorgt
die Folienoberfläche jahrelang mit der erforderlichen Menge an übertragbarem Antistatikum.
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Das Verfahren kann vorteilhaft mit einer Vorrichtung durchgeführt
werden, die erfindungsgemaß gekennzeichnet ist durch eine Hülle für Ton- und/oder
Bildträger, bei der wenigstens die mit den Trägeroberflächen in Berührung stehenden
Innenflächen der HElle aus Hochdruckyolyäthylen oder Polypropylen-Folien bestehen,
die ein an die Oberfläche der Folien in einer zum Antistatischmachen des Ton- und/oder
Bildträgers ausreichenden Menge austretendes Antistatikum eingearbeitet enthalten,
wobei die lnnenmaße der Hülle so bemessen sind, daß die Innenflächen der Hülle dicht
und gleichmäßig an den Oberflächen des Ton-und/oder Bildträgers anliegen.
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Beispielsweise können Ton- oder Bildträger, die in Gestalt von runden
Platten vorliegen, in entsprechend angepaßte Plattenhüllen gesteckt werden, bei
denen wenigstens die Innenflächen aus Hochdruckpolyäthylen- oder Polypropylenfolie
bestehen, in die ein geeignetes Antistatikum eingearbeitet ist, das durch die gleichmäßige,
enge Berührung von der Folie auf die Plattenoberfläche übertragen wird. Wenn man
diese Plattenhillen zum Aufbewahren der Ton- oder Bildträger zwischen zwei Wiedergaben
benutzt, reicht die Aufbewahrungszeit, die in der Regel mindestens mehrere Stunden
beträgt, für die Übertragung einer ausreichenden Menge Antistatikum auf die Plattenoberfläche
aus, auch ohne daß ein leichter Anpreßdruck auf die Platte ausgeübt wird, vorausgesetzt,
daß die Folienflächen der Hülle gleichmäßig und dicht an den Oberflächen der Platten
anliegen. Dies kann ein Fachmann aber ohne weiteres durch eine entsprechende Anpassunde
von Gestalt und Größe der Ultüllung an die Maße des Ton- oder Bildträgers bewerkstelligen.
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Da Ton- oder Bildträger in Plattenform in der Regel nicht einzeln,
sondern in mehr oder weniger großen Gruppen zusammen aufbewahrt werden, beispielsweise
in einem sollbesetzten, beidseitig durch feste Wände begrenzten Plattenschrank oder
in Form von stapelförmig aufeinanderliegenden umhüllten Platten, wird durch diese
Art der Aufbewahrung im allgemeinen ereichtJ daß praktisch auf Jede Hülle und jeden
Träger (mit Ausnahme der obersten Platte auf einem Stapel) durch die anderen umhüllten
Platten bzw. die festen Seitenwände des Schrankes ein leichter Anpreßdruck ausgeübt
cd. Auch auf diese Weise kann die uDertragung des Antistatikums von der Folie auf
die Plattenoberfläche während der Aufbewahrung des Ton- und/oder Bildträgers erfolgen,
so daß der Träger bei jeder nachfolgenden Wiedergabe in der gewünschten Weise antistatisch
ausgerüstet ist.
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Dadurch, daß das in die Folie eingearbeitete Antistatikum erst nach
und nach über einen längeren Zeitraum an die Folienoberfläche wandert, ist gewährleistet,
daß sich auf der Folienoberfläche stets eine ausreichende Menge an übertragbarem
Antistatikum befindet, so daß die Folie über Jahre hinweg den ZU beliebig oft wiederholten
Malen in die Hülle eingechobenen Ton- oder Bildträger an seiner Oberfläche immer
wieder mit einer sehr dünnen Schicht des Antistatikamms versorgen kann. Diese antistatische
Wirkung der Folie kann als eine Art "Stempelkisseneffekt" bezeichnet werden.
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Die auf diese Weise stets erneut antistatisch behandelten Ton- und/oder
Bildträger zzichnen sich bei jeder erneuten Wiedergabe durch eine einwandfreie,
praktisch von keinen Störungen durch elektrostatische Aufladungen oder Entladungen
beeinträchtigte Wiedergabequalität aus. Da jeweils nur eine sehr geringe, aber für
den angestrebten Erfolg ausreichende Menge an Antistatikum auf die Oberfläche des
Ton- und/oder Bildträgers übertragen wird, bleibt die Oberfläche stets einwandfrei
und zeigt insbesondere kein fettig verschmiertes und dadurch unansehnliches Aussehen.
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Die zur Durchführung des Verfahrens geeigneten Hochdruckpolyäthylen-
oder Polypropylenfolien können jedes an sich bekannte antistatische Mittel eingearbeitet
enthalten, das die folgenden Voraussetzungen erfüllt:
1. Die antistatischen
Eigenschaften sollen beim Einarbeiten in den Kunst stoff vollstängid oder wenigstens
weitgehend erhalten bleiben.
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2. Durch die Einarbeitung dürfen die für den beabsichtigten Zweck
relevanten Eigenschaften des jeweiligen Hochpolymeren; wie Elastizität, Transparenz
oder makellose Oberfläche, nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt werden, d.h.
das Antistatikum iß mit dem jeweiligen Hochpolymeren verträglich sein, 3. Das Antistatikum
muß in einer bestimmten Zeit in genügendem Maße dur die Folie an deren Oberfläche
wandern können, damit jederzeit eine ausreichende Menge an Antistatikum auf der
Oberfläche der Folie für eine Übertragung auf die Ton- oder Bildträgeroberfläche
bereitstcht.
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So wurde gefunden, daß die in der DE-OS 1 927 677 beschriebenen antistatischen
Mittel, die chemisch aus Fettsäureglyceriden mit wenigstens 50 Gew.-% linearen gesättigten
C6- bis ClO-Eettsäuremonoglyceriden bestehen, die vorstehend aIiggebenen Voraussetzungen
hinsichtlich der Einarbeitung in Hochdruckpolyäthylen und Polypropylen vollständig
erfüllen und daher zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens besonders gut
geeignet sind.
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Natürlich richten sich die einzuarbeitenden Mengen an antistatischen
Mitteln nach der Natur und den Eigenschaften des jeweiligen Kunststoffes und des
verwendeten Antistatikums. Die geeigneten Mengen lassen sich aber vom Fachmann leicht
in einigen wenigen erientierenden Versuchen feststellen. Im aJl6emeine liegen diese
Mengen, bezogen auf die Gesamtmenge des Hochpolymeren, bei etwa 0,02 bis etwa 5
Gew.- des antistatisch wirkenden Mittels.
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So wurden beispielsweise Versuche durchgeführt, in denen 0»5 Gew.-
eines bettsäureglycerids mit ca. 80 Gew.-» gesättigten linearen C6 bis C12-Fettsäuremonoglyceriden
in Hochdruckpolyäthylen in bekannter Weise eingearbeitet wurden. Die daraus hergestellte
Folie besaß eine ausgezeichnete antistatische Langzeftwirkung. Selbst wenn die Folienoberflächen
abgewaschen una anschlie-Bend getrocknet wurden, waren die Folienoberflächen durch
nachgewandertes Antistatikum
nach relativ kurzer Zeit, in der Regel
nach 2 Stunden, wieder antlstatisch ausgerüstet. Die Einarbeitung solcher Folien
in die Innenseiten von Papierumhüllunglen für Schallplatten ergaben, daß die in
diesen Hüllen aufbewahrten Schallplatten aus PVC eine deutliche Senkung des Oberflächenwiderstandes
etuhren, d.h. die Schallplatten waren durch die Berührung mit den antistatisch ausgerüsteten
Folien in den Hüllen ebenfalls antistatisch ausgerüstet worden.
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Eine unbehandelte Schallpiatte aus PVC verlicrt demnach im Kontakt
mit einer C6- bis Cl2 -Bettsäuremonoglyceride eingearbeitet enthaltenden Folie weitgehend
ihre antistatische Aufladung.
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Diese Befunde wurden durch den bekannten Zigarettenaschetest bestätigt,
eine qualitative Testmethode, bei der die Probe etwa 15 Sekunden lang mit einem
Wolltuch gerieben und 30 Sekunden danach in etwa 2 mm Höhe über fein verteilte frische
Zigarettenasche gehalten wird. Bei gut antistatisch wirkenden Zusätzen wird keine
Ascheanziehung beobachtet. Dies war der Fall bei den Hochdruckpolyäthylen- und Polypropylenfolien,
die 0,5 Gew.- eines Fettsäureglycerids mit ca. 80 Gtw. - gesättigten linearen C6-
bis C12-Fettsäuremonoglyceriden eingearbeitet enthielten, und bei den FVC-Schallplatten>
die mit diesen Folien in Berührung gestanden hatten.
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Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele weiter erläutert.
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Beispiel 1: Die Messung des Oberflächenwiderstandes erfolgte gemäß
DIN 55 482 nach der Brückenmethode mit einem Widerstandsmeßgerät bei einer Meßspannung
von 1000 V, einer Elektrodenlänge von 10 cm und einem Elektrodenabstand von 1 cm,
wobei 60 Sekunden nach Anlegen der Spannung der Widerstand gemessen wurde.
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Aus einer Reihe von Jeweils 5 versehleder.en Messungen wurden als
i4ittelwerte folgende Oberflächenwiderstände (R in #) gemessen:
log
R PVC-Schallplatte, unbehandelt 12 liD-Polyäthylenfolie mit ca. 0,5 Gew.-C6-C12
Fetts Fettsäuremonoglyceride 9,4 - 9,5 PVC-Schallplatte, nach 10 Sek. Kontakt mit
der Folie (leicht angepreßt) 10 Hieraus ist ersichtlich, daß bereits ein kurzzeitiges
Berühren der antistatisch wirkenden Folie mit den Oberf'ëehen der Schallplatte genügte,
um diese wirksam antistatisch zu machen.
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Beispiel 2: Die Messungen der Oberflächenwiderstände wurden nach DIN
53 482 durchgeführt bei 50 ffi r.F. und 2500.
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Es wurden HD-Polyäthylenfolien verwendet, die ca. 3 Gew.-% C6- bis
C12-Fettsaureinonoglyceride eingearbeitet enthielten. Die Folien wichen äußerlich
nicht vom normalen Erscheinungsbild der HD-PolyäthylenfAien ab und fühlten sich
nicht fettig an. Sie wurden auf unbehandelte PVC-Schallplatten gelegt und leicht
an die Platten angepreßt. Damit wurden die Verhältnisse, die bei der Aufbewahrung
von Schallplatten in entsprechend angepaßten Hüllen in einem voll besetzten Schallplattenschrank
oder in einem Plattenstapel auftreten, simuliert. Nach 4 Stunden wurden die Folien
von den Platten entfernt und die elektrDstatis^hen Verhältnisse auf den Plattenoberflächen
verfolgt. Die Messungen wurden wie in Beispiel 1 durchgef,ihrt und von jeweils 5
verschiedenen Messungen die Mittelwerte der Oberflächenwiderstände (R in#) angegeben:
log R PVC-Schallplattenoberfläche unmittelbar nach Entfernung der Folien 8,8 9,0
24 Std. später, nach Aufenthalt der PVC-Platten in der Klimakammer (25°C, 50 % r.F.)
9,8 9,6 Nach 4 Tagen war die antistatische Wirkung praktisch verschwunden, der Oberflächenwiderstand
der Platten hatte wieaer den Wert der unbehandelten Schallplatte von log R = 12
erreicht. Wiederholte man die Berührung mit den HD-Polytthylenfolien, dann erhielt
man wieder eine entsprechende Senkung des Oberflächenwidersteldes. Die HD-Polyäthylenfolien
übertragen demnach das antistatische Mittel ähnlich wie ein Stempelkissen die Farbe
auf die Oberflächen der Platten und erteilen diesen eine antistatische Ausrüstung,
die länger als 24 Std. deutlich wirksam ist.