Im Hauptpatent wird ein transparentes Flüssigkeitsverbandmaterial
offenbart, welches insbesondere zur Behandlung von
Wunden, aber auch zur Nachbehandlung von Hauttumoren, Desensibilisierung
von Allergien, kosmetische Zwecke, Feuchthaltung
blankliegender Knochen und Sehnen, Psoriasis und als
Träger für Zellkulturen geeignet ist und dadurch gekennzeichnet
ist, daß es aus einem hydrophilen organischen transparenten
Gel in Blatt- oder Bandform besteht, welches mit einer
wäßrigen Lösung gequollen vorliegt, die Puffersubstanzen, in
der Wundbehandlung übliche Wirkstoffe, Nährstoffe oder/und
Wuchsstoffe enthalten kann und gegebenenfalls ein zeilen-
oder netzartig angeordnetes Verstärkungsmaterial enthält.
Die bisherige Verbandtechnik bei schlecht heilenden Wunden,
Verbrennungen, Ulcera usw. hat sich relativ einseitig daraufhin
orientiert, Verbandmaterialien zu entwickeln, die sich
dem Wundgrund anschmiegen und beim Verbandwechsel leicht,
ohne Schmerzen und ohne Blutung lösen lassen.
Diese Verbandmaterialien bestehen aus fettimprägnierten
Textilien, teils aus Kunststoffgeweben, teils auch aus
Baumwolle.
Im Veraluf der weiteren Entwicklung wurden dann diesen
Materialien verschiedene Substanzen wie beispielsweise
Desinfektionsmittel oder Antibiotika zugesetzt.
Nachteil dieser Materialien ist jedoch, daß bei stark suppenden
Wunden hier ein Verbandmaterial aufgebracht wird,
das selbst stark hydrophob ist.
Das Fett in dem Gewebe ermöglicht zwar ein leichtes Abziehen
des Verbandes, deckt aber die Wunde relativ dicht mit einem
Fettfilm ab, so daß bei stark sezernierenden Wundflächen
Retentionen von Flüssigkeit auftreten können.
Ein anderes Therapieprinzip besteht in der Anwendung feuchter
Verbände. Dieses geschieht entweder durch Berieselung
der Wunden, die mit Mullkompressen abgedeckt sind, mit
verschiedenen Medien oder - speziell in der Dermatologie -
durch die Anwendung von Occlusiv-Verbänden.
Hierbei sind zwei Nachteile wesentlich: Bei den Occlusiv-
Verbänden treten Hautmazerationen auf (sie bestehen meistens
in einer feuchtigkeitsgetränkten Kompresse, die mit einer
Folie abgedeckt wird). Bei der Behandlung mit feuchten
Verbänden führt die ständige Berieselung zu einer relativ
starken Verdunstungskälte, die Betten sind oft nur schwer
trockenzuhalten und es entstehen dadurch größere pflegerische
Probleme, ganz abgesehen von dem relativ hohen Preis
solcher Medien, die in großen Mengen bei der Berieselung
verwandt werden müssen.
Eine Behandlung von sezernierenden und grabulierenden Wunden
sollte mit hydrophilen Materialien erfolgen, die sich relativ
leicht ablösen lassen und die zur Beobachtung eventuell
auftretender Superinfektionen transparent sein sollten.
Die Abdeckung und Behandlung großflächiger Wunden und Ulcerationen
erfolgte bisher mit undurchsichtigen Membranen,
Salben, Schaum- oder Verbandstoffen. Eine visuelle Kontrolle
des Heilverlaufes und ein Erkennen von Komplikationen war
daher nicht möglich. Außerdem verkleben die Verbandstoffe
vielfach fest mit dem Wundgrund, so daß ein Verbandwechsel
mit Blutungen und Störungen des Heilverlaufes verbunden ist.
Es entwickelt sich daher häufig als Spätfolgen derartiger
Behandlungsmittel Narben-Keloide.
Bekannt ist weiter ein synthetischer Hautersatz für Verbandzwecke,
der aus einer offenporigen, weichen Polyurethanschaumschicht
und einer Außenschicht aus mikroporösem Polytetrafluoräthylenfilm
besteht. Dieses Material ist undurchsichtig
und besitzt daher die auf die Undurchsichtigkeit
zurückzuführenden, oben angegebenen Nachteile ebenfalls.
Außerdem ist dieses Material zum Verkleben mit der Wunde
bestimmt, so daß beim Abziehen die Granulationen abgerissen
werden. Der Verband muß daher in kurzen Abständen gewechselt
werden.
Weiter ist ein Verbandmaterial bekannt, welches aus einem
flüssigen Lösungsmittel aus Polyäthylenglykol und einem
Poly(2-hydroxyäthylmethacrylat) in Pulverform besteht. Die
Aufbringung erfolgt, indem das flüssige Lösungsmittel auf
die Wunde getropft und darauf verstrichen wird und daraufhin
das Polymerpulver aufgestreut wird. Bei diesem Material ist
die Herstellung in situ auf der Wunde wesentlich, die Anwendung
einer flüssigen Vormischung erwies sich als ungeeignet.
Seiner ganzen Art nach behandelt es sich nicht um ein Verbandmaterial,
sondern um ein Mittelding zwischen Salbe und
flüssig aufgetragenen Wundabdeckfilmen, welchem ebenfalls
die oben schon aufgeführten Nachteile zukommen.
Aus CH-PS 4 88 458 ist ein quervernetztes Poly(oxyethylen)gel
bekannt, das zum Schutz bei Verbrennungen sowie Haut- und
Augenverletzungen auf die betroffenen Stellen aufgetragen
wird.
Nach der DE-OS 24 03 269 können Flüssigkeit absondernde
Hautoberflächen, Wunden und Schleimhäute mit Hilfe von
Flüssigkeit absorbierenden trockenen Teilchen, die aus
wasserunlöslichen, hydrophilen Polymeren bestehen, gereinigt
werden.
Schließlich ist aus GB-PS 15 11 563 bekannt, mit monoolefinischen
Monomeren und diolefinischen Makromeren hydrophile
Polymere herzustellen, die vorzugsweise als Träger für
Arzneistoffe, aber auch als Implantate wie z. B. künstliche
Venen, als künstliche Haut- und Nahtmaterialien, als hydrophile
Membranen für Trennverfahren und auch als künstliche
Wundverbände Verwendung finden.
Ein besonderer Vorteil des in dem Stammpatent beschriebenen
Verbandmaterials besteht darin, daß es sich besonders einfach
anwenden und störungsfrei entfernen bzw. auswechseln läßt,
die visuelle Beobachtung der darunterliegenden Körperteile
oder Zellkulturen ermöglicht, eine verbesserte Wundheilung
ohne überschüssige Granulombildung bewirkt und die Zugabe
von Wirkstoffen durch das Material selbst ermöglicht.
Für die Lagerung und Vorratshaltung dieses transparenten
Flüssigkeitsverbandmaterial stellt der große Flüssigkeitsgehalt
desselben gelegentlich einen Nachteil dar. Ferner
geht die Zufuhr von Wirkstoffen und die Abfuhr von Sekreten
relativ langsam vonstatten. Der vorliegenden Erfindung liegt
daher die Aufgabe zugrunde, bei Beibehaltung aller Vorteile
des transparenten Flüssigkeitsverbandmaterials dieses in
einer leichter lagerfähigen Form zur Verfügung zu stellen,
welche rasch Wirkstoffe zuzuführen und Sekret abzuführen
gestattet.
Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein transparentes
Flüssigkeitsverbandmaterial der oben näher beschriebenen
Art, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß es als
getrocknete, klare, quellbare Folie vorliegt.
Das erfindungsgemäße Verbandmaterial liegt in Form einer
hauchdünnen glasklaren Folie vor, die ein sehr großes Rückquellungsvermögen
hat und schon in kurzer Zeit, d. h. innerhalb
etwa einer Stunde, bis zum 10fachen ihres Gewichts und
noch mehr an Flüssigkeit aufnimmt und später zu einer fast
vollständigen Rückquellung führt unter Wiederherstellung
aller mechanischen und strukturellen Eigenschaften des
gequollenen Ausgangsmaterials. Im allgemeinen wird das
Gewicht der getrockneten Folie 2 bis 10, vorzugsweise 3 bis
7% des Gewichts des gequollenen feuchten Ausgangsmaterials
ausmachen. Die Dicke liegt im allgemeinen zwischen 0,5
und 0,01 mm, vorzugsweise 0,3 bis 0,003 mm, ohne das Verstärkungsmaterial
gemessen.
Bezüglich der Zusammensetzung und der Herstellung des Gels
gelten die Ausführungen des Hauptpatents in gleicher Weise.
So wird ein Gel aus einem gelierfähigen Polysaccharid oder/
und Protein bzw. Polypeptid und einem Polymer eines hydrophilen
Acryl- oder Methacrylsäurederivats, welches durch
Polymerisation in Gegenwart des Polysaccharids oder/und
Proteins bzw. Polypeptids hergestellt wird, verwendet. Das
hydrophile Acryl- oder Methacrylsäurederivat ist zweckmäßig
ein Amid oder ein Ester mit einem gegebenenfalls ein oder
mehrere zusätzliche freie Hydroxylgruppen enthaltenden
Alkanol. Als gelierfähiges Polysaccharid wird Agarose bevorzugt,
als gelierfähiges Protein Gelatine.
Wie beim Hauptpatent kann das Gel auch aus 10 bis 90 Gew.-%
polymerisiertem Acryl- oder Methacrylsäurederivat und 90 bis
10 Gew.-% Polysaccharid oder/und Protein bestehen. Es wurde
jedoch gefunden, daß besonders günstige Trocknungs- und
Rekonstitutionseigenschaften dann vorliegen, wenn das polymerisierte
Acryl- oder Methacrylsäurederivat in wenigstens der
gleichen Gewichtsmenge wie das Polysaccharid oder/und Protein
vorliegt und vorzugsweise 60 bis 90 Gew.-% der gesamten
Geltrockenmasse ausmacht.
Die Herstellung des erfindungsgemäßen Verbandmaterials
erfolgt ebenfalls wie im Hauptpatent beschrieben, dadurch,
daß ein hydrophiles Acryl- oder Methacrylsäurederivat und
wenigstens ein gelierfähiges Polysaccharid oder/und Protein
oder Polypeptid als Ausgangsstoffe für die Herstellung des
Gels in wäßrigem Medium gelöst werden, der Lösung die für
das blatt- oder bandförmige Material gewünschte Dicke gegeben
und dann die Gelbildungsreaktion durch Zusatz eines
Inhibitors oder eines Initiatorgemisches für die Polymerisation
des Acryl- oder Methacrylsäurederivats gestartet wird,
wobei das gequollene Gelmaterial anschließend getrocknet
wird.
Die Trocknung erfolgt zweckmäßig von beiden Seiten gleichmäßig
und gleichzeitig. Dabei soll so vorgegangen werden,
daß beim Fortschreiten des Trocknungsvorgangs ein Verziehen,
z. B. ein Wellen, verhindert wird. Dies erreicht man gemäß
einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens,
indem man das Gel zwischen zwei porösen Stützkörpern trocknet.
Geeignete Stützkörper sind beispielsweise poröse Kunststoffplatten,
perforierte Metallplatten bzw. Folien und
dergleichen. Werden die porösen Stützkörper in Form verhältnismäßig
dünner Folien verwendet, so werden sie zweckmäßig
ihrerseits wieder von einer geeigneten Stützkonstruktion
getragen.
Gemäß einer anderen Ausführungsform der Erfindung wird das
nasse Gel am zeilen- oder netzartigen Verstärkungsmaterial
aufgespannt und in dieser Form getrocknet. Die Trocknung
selbst kann bei Zimmertemperatur oder bei erhöhter Temperatur,
im Vakuum oder bei Normaldruck durchgeführt werden. Bei
Anwendung der oben beschriebenen Sandwich-Technik mit Trocknung
zwischen zwei porösen Stützkörpern wurde festgestellt,
daß ein Vakuum
bis herab zu 1,33 bis 13,3 mbar angewendet werden kann, ohne daß
dadurch die Eigenschaften der getrockneten Folie hinsichtlich
Rückgewinnung der mechanischen und strukturellen Eigenschaften
des nassen Ausgangsmaterials wesentlich beeinträchtigt werden.
Wird ohne Anwendung eines Vakuums getrocknet, beispielsweise
im Warmluftstrom, so werden als Stützkörper zwecks besserer
Wärmeübertragung vorzugsweise Metallplatten bzw. Folien verwendet.
Als besonders geeignet für das Trocknungsverfahren erwiesen
sich Gele mit einer anfänglichen Dicke zwischen 0,5 und
3 mm. Die besten Ergebnisse bei Anwendung von porösen
Stützkörpern wurden mit 1 bis 2 mm starken Gelen erzielt, wobei
mit zunehmender Dicke in diesem Bereich durch Vakuumanwendung
bessere Eigenschaften als ohne Vakuum erzielt werden.
Wird ohne Vakuum im Warmluftstrom getrocknet, so werden die
besten Ergebnisse bei einer Dicke von 1 mm oder weniger erzielt.
Durch die Erfindung werden erhebliche Verbesserungen gegenüber
dem Hauptpatent erzielt. So entfallen bei der getrockneten Verbandfolie
Verpackungsschwierigkeiten und auch die Sterilhaltung
ist wesentlich einfacher. Zum anderen nimmt das bereits feuchtigkeitsgesättigte
Gel Wirkstoffe, wie z. B. Antibiotika, Cytostatica,
Wundhormone, Nährsubstanzen und dergleichen, nachträglich
nur relativ langsam auf, da ein Austausch der außen befindlichen
mit der im Gel eingeschlossenen Flüssigkeit erfolgen muß.
Bei der erfindungsgemäßen Trockenform ist dieser Austausch wesentlich
beschleunigt, da die Wirkstoffe enthaltende wäßrige
Lösung direkt aufgesaugt wird.
Schließlich eignet sich das erfindungsgemäße Verbandmaterial
in der Trockenform auch ohne vorherige Rehydratisierung bzw.
bei nur teilweiser Rehydratisierung bei stark sezernierenden
Wunden besonders gut, da es das abgesonderte Sekret in stärkerem
Maße absaugt als das voll gequollene Material. Auf diese
Weise ist es möglich, in gleicher Menge Sekret abzusaugen, wie
sie beim Verbandmaterial des Hauptpatents nur durch Abflußlöcher
im Material erreicht werden kann.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung weiter.
Beispiele 1 bis 6
Wie in Beispiel 2 des Hauptpatents beschrieben, wurde ein
Verbandmaterial hergestellt, dessen Gel aus Polyacrylamid
und Agarose bestand. Außer der Zusammensetzung des Beispiels
2 wurden dabei noch fünf weitere Gele hergestellt, die sich
hinsichtlich der Gehalte von Polyacrylamid P und Agarose A
unterscheiden. Die Zusammensetzungen sind in der nachstehenden
Tabelle angegeben.
Die einzelnen Gele wurden auf eine Dicke von 1 bis 2 mm gebracht
und dann zwischen poröse Kunststoffplatten aus Polyäthylen
gelegt und
bei einem Vakuum von 2,66 bis 6,55 mbar und Raumtemperatur getrocknet.
Das Gewicht der erhaltenen Folie in Prozent des Feuchtgewichts
des Ausgangsmaterials zeigt ebenfalls die Tabelle.
Die Rückquellung erfolgte durch Einlegen in Wasser. Dauer und
erreichter Rückquellungsgrad sind ebenfalls in der Tabelle angegeben.