DE2842402C2 - Verfahren zur Herstellung von keramischen Brennstofftabletten für Kernreaktoren - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von keramischen Brennstofftabletten für Kernreaktoren

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von keramischen Brennstofftabletten für Kernreaktoren, die den Spalt- und/oder Brutstoff in oxidischer oder karbidischer Form enthalten, durch Erhitzen der bei Raumtemperatur auf 30 bis 60% theoretischer Dichte kompaktierten Brennstoffrohpreßlinge auf Temperaturen oberhalb 13000C, Verdichten in einem Gesenk und Ausstoßen aus dem Gesenk.
Die Brennelemente für Leichtwasser- (LWR) und schnelle natriumgekühlte Reaktoren (SNR) enthalten den Brenn- und/oder Brutstoff überwiegend in Form gesinterter Tabletten aus Uranoxid oder aus einer Mischung von Uranoxid und Plutoniumoxid. Das Plutonium wird vorwiegend in SN R-Reaktoren verwendet, in beschränkter Menge wird es aber auch in den LWR-Reaktoren anstelle von U235 eingesetzt. Außer oxidischem Brennstoff werden bei SNR-Reaktoren auch Brennstoffkarbide in Einsatz kommen. (K. Kummerer, in KfK-IlIl (1969), EUR-4315d (1969), Beitrag I.) Die hohe Korrosionsanfälligkeit der Karbide gegen Feuchtigkeit schließt jedoch das Karbid als Brennstoff bei Wasser- oder Dampfkühlung aus.
Während die LWR-Brennstofftabletten im allgemeinen eine Höhe von ca. 12 mm, einen Durchmesser von ca. 10 mm und ein Gewicht von ca. 10 g aufweisen, betragen die entsprechenden Daten im Normalfall für SN R-Tabletten 6 mm, 5 mm und 2,5 g.
Oxidische Tabletten werden gewöhnlich aus Uranoxidpulver (UO2) oder aus gemischten Pulveroxiden UO2 und PuC>2 durch Pressen, Sintern und Schleifen hergestellt Die hierfür benötigten Oxide müssen u. a. besondere Sintereigenschaften aufweisen, die sich nur durch aufwendige Herstellungsverfahren erreichen lassen (z.B. DE-PS 15 92 46S, DE-AS 15 92 477 oder DE-OS 26 23 977).
Bei der Herstellung von karbidischem Brennstoff wird normalerweise zunächst Uranoxidpulver, oder eine Mischung von Uran-Plutoniumoxid-Pulver, mit Kohlenstoff durcii Carboreduktion zu Urankarbid oder zu Uran-Plutonium-Karbid umgesetzt und anschließend das Reaktionsprodukt zum sinterfähigen Pulver fein gemahlen. Daraus werden analog dem oxidischen Brennstoff durch Pressen, Sintern und Schleifen Tabletten gefertigt (US-PS 32 36 92Z)
Ferner wurde versucht, oxidische und karbidische Brennstofftabletten durch Heißpressen zu erzeugen. Bei den erforderlichen Temperaturen von mehr als 1300°C konnten die Werkstoffprobleme für Matrize und Stempel wirtschaftlich nicht gelöst werden. Die dabei erzielten Maßtoleranzen erforderten trotzdem eine aufwendige Nachbearbeitung. Daher hat dieses Verfahren keine technische Bedeutung erlangt.
Außerdem ist es bekannt, karbidische Brennstoffzylinder durch Gießen mit nachfolgender allseitiger Bearbeitung zu fertigen. Bei den kleinen Abmessungen der SN R-Tabletten ist dieses Verfahren jedoch ebenfalls unwirtschaftlich. Das dichte Gußgefüge ist für hohe Abbrände ungeeignet. Aus diesen Gründen kam auch dieses Verfahren nicht zur praktischen Anwendung.
Die bisherigen Verfahren zur Herstellung von gesinterten Brennstofftabletten haben eine Reihe von Nachteilen. Besonders hohe Anforderungen werden an die Preßpulverqualität gestellt.
Die geometrische Dichte der Brennstofftabletten nach dem Pressen ist gering und bei einem vom Werkzeug her maximal zulässigen Preßdruck von 500 bis 1000 MN/m2 auf weniger als 70% theoretischer Dichte begrenzt. Folglich ist eine aufwsndige Nachverdichtung durch Sintern erforderlich. Um die Qualität der gesinterten Tabletten sicherzustellen, werden an das Preßpulver hohe Anforderungen bezüglich der Reinheit und Sinterfähigkeit gestellt, die sich nur mit aufwendigen Verfahren erfüllen lassen.
Bei der Handhabung von Plutonium müssen wegen seiner Strahlungsgefährdung und Giftigkeit besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, die sehr aufwendig sind und daher die Fertigungskosten erheblich verteuern. Der Nachteil bei einer Co-Fällung von Uran auf Plutonium zur UO2/PuO2-Herstellung besteht in der Ausdehnung der aufwendigen Plutoniumsicherheitsvorkehrungen auch auf die Hauptkomponente Uran, da dieses bereits zu Beginn dieses Prozesses mit Plutonium vermengt werden muß.
Das pyrophore und hydrolyseempfindliche Verhalten des sinterfähigen Karbidpulvers verursacht bei der Herstellung von Uran-Plutoniumkarbidtabletten einen zusätzlichen Aufwand. Aus diesem Grund werden extrem hohe Anforderungen an die Aufrechterhaltung einer hochreinen Inertgasatmosphäre in der Boxenlinie gestellt. Durch diese zusätzlichen Vorkehrungen werden die Brennelementfertigungskosten nochmals verteuert. Aus diesen Gründen fand der karbidische Brennstoff, obwohl seit vielen Jahren bekannt, und für spezielle Anwendungszwecke hergestellt, bisher noch keinen verbreiteten Einsatz.
Die bei den bisherigen Verfahren zur Herstellung von Brennstofftabletten verwendeten Pressen mit großer
PreBkraft und die etwa 13 m langen Sinteröfen haben einen großen Raumbedarf. Insbesondere bei der Verarbeitung von plutoniumhaltigem Brennstoff ist das Einboxen von großen Geräten aufwendig und mit hohen Instandhaltungs- und Wartungskosten verbunden.
Die Durchmessertoleranzen der Brennstofftabletten betragen ±25 μΐη. Um sie einzuhalten, müssen alle Tabletten nach dem Sintern auf Sollmaß geschliffen werden. Die Gewichtsabnahme beim Schleifen beträgt 2 bis 4%. Außerdem läßt sich ein Ausschuß von etwa 10% durch Abbrechen von Kanten und durch Abplatzungen nicht vermeiden. Die Aufarbeitung vor allem des plutoniumhaltigen Schleifschlammes erwies sich als äußerst schwierig und ist mit einem sehr hohen Aufwand verbunden.
Die gesinterten Brennstofftabletten neigen häufig im Reaktor zum Nachsintern. Diese Nachverdichtung erhöht den Spaltgasdruck im Tabletteninneren und trägt außerdem dazu bei, daß der wärmehemmende Spalt zwischen den Tabletten und dem Hüllrohr vergrößert und somit der Wärmeübergang verschlechtert wird.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von keramischen Brennstofftabletten für Kernreaktoren, die den Spalt- und/oder Brutstoff in oxidischer oder karbidischer Form enthalten, zu finden, durch Erhitzen der durch Raumtemperatur auf 30 bis 60% theoretischer Dichte kompaktierten Brennstoffrohlinge auf Temperaturen oberhalb 1300° C, Verdichten in einem Gesenk und Ausstoßen aus dem Gesenk, bei dem keine besonderen hohen Anforderungen an die Reinheit und Sinterfähigkeit der zu verarbeitenden Brennstoffpulver gestellt werden, kein Nachbearbeiten auf Maßgenauigkeit und keine aufwendigen Apparaturen erforderlich sind.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch die im kennzeichnenden Teil dieses Anspruchs genannten Maßnahmen.
Das Erhitzen, Verdichten und Ausstoßen der Preßlinge erfolgt im Vakuum bei Temperaturen oberhalb 13000C, wobei das Verdichten und Ausstoßen aus dem Gesenk innerhalb von 3 bis 300 Millisekunden ablaufen muß.
Entscheidend bei diesem Verfahren ist es, daß die porösen, hantierbaren keramischen Brennstoffvorpreßlinge im Vakuum auf Temperaturen oberhalb 1300° C erhitzt, im plastischen Zustand zu maßhaltigen Tabletten verdichtet werden, wobei die Kontaktzeit zwischen Preßling und Werkzeug so kurz gehalten wird, daß kein nennenswerter Wärmeaustausch zwischen Preßling und Werkzeug möglich ist, und daß die Tablette am unteren Ende des plastischen Temperaturbereiches das Werkzeug bereits wieder verlassen hat. Die Wärmeeinleitung ins Werkzeug bleibt wegen der extrem kurzen Kontaktzeit so gering, daß herkömmliche metallische Werkstoffe verwendet werden können. Vorteilhafterweise verwendet man daher Stahlgesenke.
Die bei Raumtemperatur auf 30 bis 60% theoretischer Dichte kompaktierten Brennstoffvorpreßlinge werden auf Temperaturen oberhalb 1300° C im Vakuum erhitzt, schnell in ein Stahlgesenk überführt, darin schlagartig verdichtet und ausgestoßen. Vorteilhafterweise erfolgt das Verdichten und Ausstoßen innerhalb von 3 bis 30 Millisekunden. Das Vakuum beträgt vorzugsweise weniger als 10~6 bar.
Mit dem Verfahren zur Herstellung von Kernbrennstofftabletten gemäß der Erfindung wird eine Reihe von Vorteilen erzielt. Beim Kaltverdichten der Vorpreßlinge werden nur geringe Anforderungen vor allem an Pulverqualität, Preßdruck und Maßhaltigkeit gestellt. Bei der Erfindung werden die Porösität Uiid die Tablettendichte in weiten Grenzen lediglich über die Temperatur und den Preßdruck beim Heißschlagpressen gesteuert. Vorzugsweise erfolgt das Erhitzen und Verdichten bei 1300—22000C bei einem Preßdruck von 30 bis 300 MN/m2. Besonders vorteilhaft sind Temperaturen von 1500—2100° C. Die bisher notwendigen hohen Anforderungen an die Qualität des Preßpulvers, vor allem bezüglich der Gleichmäßigkeit des Sinterverhaltens, entfallen. Die Umsetzung der Ausgangsverbindungen zum oxidischen Brennstoffpulver kann daher mit weniger Aufwand als bisher erfolgen. Zum Beispiel können trockenarbeitende Konversionsverfahren eingesetzt werden, wobei auf ein zusätzliches Nachmahlen verzichten werden kann. Ein besonderer Vorteil ist die hohe Maßhaltigkeit, der gemäß der Erfindung hergestellten Tabletten, da die Enddimensionen im Preßgesenk erzeugt werden. Die erzielten Toleranzen liegen im Bereich einiger tausendstel Millimeter. Das Schleifen der Preßlinge auf Endmaß entfällt, was insbesondere bei der Herstellung von plutoniumhaltigem Brennstoff von Bedeutung ist. Durch die Möglichkeit, feinkörniges Brennstoffpulver durch gröberes Pulver mit sphärischer Kornform zu ersetzen, werden die Sicherheitsvorkehrungen bei der Herstellung von plutoniumhaltigem Brennstoff wesentlich erleichtert. Da im plastischen Bereich des Pulvers verdichtet wird, ist ein relativ kleiner Preßdruck erforderlich. Die um etwa 300° C höhere Temperatur beim Schlagpressen gemäß der Erfindung gegenüber der maximalen Temperatur beim bisherigen Sintern begünstigt die Mischkristallbildung von Uranoxid und Plutoniumoxid. Damit wird die Löslichkeit des Brennstoffs in Salpetersäure erhöht und die Auflösung bei der Wiederaufbearbeitung erleichtert.
Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht schließlich noch darin, daß mit relativ einfachen und handlichen Geräten mit kleinem Raumbedarf hohe Durchsätze erzielt werden. Mit dem Verfahren gemäß der Erfindung lassen sich die notwendigen ein- oder beidseitigen Vertiefungen an den Stirnseiten der Brennstofftabletten (Dishing) durch entsprechende Ausgestaltung des Ober- und Unterstempels des Gesenkes erzeugen.
Folgende Beispiele sollen das Verfahren Gemäß de'· Erfindung näher erläutern:
Beispiel 1
Herstellung von UC>2-Brennstofftabletten
Als Ausgangspulver für die Tablettenherstellung diente ein UO2- Pulver mit einer mittleren Körnung von 63 μΐη, einer BET-Oberfläche von 4,65 m2/g, einer Schüttdichte von 2,9 g/cm3 und einem O : U-Verhältnis von 2,08. Aus diesem UO2-Pulver wurden bei einem Preßdruck von 110 MN/m2 Tabletten mit 16 mm Höhe und 12 mm Durchmesser gepreßt. Die Dichte der grünen Tabletten betrug 4,1 g/cm3, was einem th. Dichtewert von 37,4% entspricht. Die Tabletten wurden in einem Vakuum < 10-6bar auf 1900° C erhitzt, in ein Stahlgesenk überführt, darin zwischen zwei Preßstempeln bei einem Preßdruck von 120 MN/m2 auf Enddimensionen verdichtet und ausgestoßen. Das Verdichten und Ausstoßen erfolgte in 4 Millisekunden. Beim Erhitzen auf 1900° C verringerte sich der Tablettendurchmesser um etwa 3 mm. Die auf Raumtemperatur abgekühlten Tabletten hatten einen Durchmesser von
9,1 und eine Höhe von 10,8 mm. Die Dichte betrug 10,46 g/cm3, was 95,4% th. Dichte entspricht
Beispiel 2
Herstellung von UO2 · PuO2-Brennstofftabletten
Bis auf das Untermischen von 37 (gew.-%) PuO2-PuI-ver zu dem UO2-Pulver und Herabsetzen des Preßdrukkes beim Heißschlagpressen auf 70 MN/m- blieben alle übrigen Jierstellungsschritte unverändert Durch die Preßdruckreduzierung verringerte sich die Dichte der fertigen Tabletten auf 9,86 g/cm3, was einer 88,5% th. Dichte entspricht
Beispiel 3
Herstellung von UC-Brennstofftabletten
1200 g UO2-Pulver wurden mit 158 g Natriumgraphitpulver homogenisiert und zu Zylindern von 10,19mm 0,22,8 mm Höhe bei einem Preßdruck von 130 MN/m2 zu einer Dichte von 4,25 g/cm3 kompaktiert Für die Umsetzung zu Uranmonokarbid wurden die Brennsioffvorpreßlinge unter Vakuum in einem Induktionsofen auf 17500C erhitzt Bei einer Dichtezunahme auf 7,54 g/cmJ vernngerte sich der Durchmesser auf 7,74 mm und die Höhe auf 15,51 mm. Die zu UC ausreagierten Tabletten wurden analog dem oxidischen Brennstoff in einem Vakuum <10-6bar innerhalb von ca. 5 Minuten auf 19000C erhitzt, schnell in ein Stahlgesenk überführt
darin auf Enddimensionen verdichtet und ausgestoßen.
Das Verdichten und Ausstoßen erfolgte in ca.
24 Millisekunden.
Die bei Raumtemperatur ermittelten Daten der fertiggepreßten Tabletten betrugen:
Durchmesser 7,9 mm. Höhe 9,7 mm und Dichte 12,93 g/cm3 bzw. 95,0% th. Dichte.
Bei einem Kohlenstoffgehalt von 4,63 Gew.-% lag der freie Kohlenstoff bei 110 ppm.

Claims (7)

Patentansprüche:
1. Verfahren zur Herstellung von keramischen Brennstofftabletten für Kernreaktoren, die den Spalt- und/oder Bn'.stoff in oxidischer oder karbidischer Form enthalten, durch Erhitzen der bei Raumtemperatur auf 30 bis 60% theoretischer Dichte kompaktierten Brennstoffrohpreßlinge auf Temperaturen oberhalb 13000C, verdichten in einem Gesenk und Ausstoßen aus dem Gesenk, dadurch gekennzeichnet, daß das Erhitzen, Verdichten und Ausstoßen im Vakuum erfolgt, wobei die Verdichtung und Ausstoßung innerhalb 3 bis 300 Millisekunden ablaufen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Vakuum <10~6bar angewendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdichtung und Ausstoßung innerhalb 3 bis 30 Millisekunden abläuft.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zum Verdichten ein Stahlgesenk verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Erhitzen und Verdichten bis 1300 bis 22000C und einem Preßdruck von 30 bis 300 M N/m2 erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine Temperatur von 1500 bis 2100° C angewendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die ein- oder beidseitige Vertiefung der Stirnseiten der Brennstofftabletten (Dishing) durch entsprechende Ober- und Unterstempelgestaltung des Gesenks geformt wird.
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